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Full text of "Glotta"

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Glotta 


Zeitschrift 


ftir  griechische  und  lateinische  Sprache 


Herausgegeben  von 


Paul  Kretschmer  mid  Wilhelm  Kroll 


V.  Band 


1^■ 


Vandenhoed)  und  Rupredit 
1914 


Uuiv. -Buchdruckerei  von  E.  A.  Huth,  Göttingen 


Inhalt. 

Seite 

W.  Havers,  Zum  Gebrauch  des  Dativs  in  den  italischen  Dialekten    .     .        1 

K.  Witte,  Über  die  Kasusausgänge  -oio  und  -ov,  -otat  und  -oig,  -ijac  und 

-rji  im  griechischen  Epos 8 

K.  Witte,   Zur  Frage   der  Äolismen   bei  Homer:    Der  Dativ   des  Plurals 

der  dritten  Deklination 48 

Wolf  Aly,    Lexikalische    Streifzüge:     1.  L-lQsd-ovact.    —    2.  ar]y.ävro}Q.    — 

3.  S^v/niXrj.  —  4.  EvQCüTiTj.  —  5.  'i'oCvi'i 57 

W.  A.  Baehrens,  Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch:  X.  In- 
dicativus  pro  Imperative.  —  XI.  qui{s)  =  quidam.  —  XII.  omnia 
=  omnino.  —  XII.  Einiges  über  die  Konjunktion  quod.  —  XIV.  Über 
quoqiie  =  qiie  (oder  autem).  —  XV.  Abwechslung  von  Superlativ  und 
Positiv.  —  XVI.  Ellipse  von  tempus.  —  XVII.  libertas  =  lihera- 
litas.  —  XVIII.  ire:  sterben 79 

M.  Lambertz,  Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römi- 
schen   Eeiche  II    (Fortsetzung    des    I.   Teiles    Glotta    IV,    78 ff.): 

1.  Doppelnamen   in  Ägypten.    —    2.   Doppelnamen  in  Syrien  und 
Kleinasien       99 

Ath.  Buturas,  Über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen     ....     170 

Otto  Probst,  acrudus       191 

E.  Schwyzer,    Zur  griechischen  Laut-  und  Wortbildungslehre:    1.  'iQvog. 

2.  y.QÖufxvov.      3.    kSsik    (xäna    h'SuK.      4.    yivväv.      5.    nsQavag. 
6.  kxKTÖv.     7.  Xfßrjoig-  jo  Xsnog  tov  /iVKfiov  exiiviae,  pellis  deposita. 

8.  öi!;vg , 193 

Giorgio  Pasquali,  OIxiai^Q 197 

J.  H.  Schmalz,  Satzbau  und  Negationen  bei  Arnobius 202 

J.  H.  Schmalz,  Synesis  oder  Schreibfehler?        209 

J.  H.  Schmalz,  Mischkonstruktionen  im  Lateinischen 209 

Joh.  Compernaß,  Vulgaria 214 

Elia  Lattes,   Etrusca :     I.    Vi  ebbero  in  etrusco  verbi  in  -sa  e  nomi  in  ^ 

-s  plurali  ?  —  II.  L'accusativo  sg.  etrusco  usci  forse  in  -m  o  -n  ? 

—  III.  Etr.  su9^i  e  lena-,  -al  -ale  -ata,  aisna  hinO-u.  —  IV.  Ancora 

di  aleune  voci  etrusche  in  -m  o  -n 221 

Gust.  Her  big.    Die    faliskische    Kasusendung    -oi:    1.    Dative    auf   -oi. 

2.  Weibliche  Nominative  auf  -oi,  -o,  griech.  -wt,  -w 237 

Gust.  Herbig,  Zur  Mouillierung  des  l  im  Vulgärlateinischen     ....  249 

Zu  Glotta  IV  168ff 253 


JY  Inhalt 

Seite 

Ferdinand  Sommer,  Der  italische  Pronominalstamm  eo- 253 

Literaturbericht  für  das  Jahr  1911 

Paul  Kretschmer,  Griechisch 259 

Felix  Hartmann  und  Wilhelm  Kroll,  Italische  Sprachen  und 

lateinische  Grammatik 313 

Kegister.     Von  H.  Ottenjann 369 


Da  Herr  Dr.  Ath.  Buturas  durch  Kriegsdienst  verhindert  war,  die  Kor- 
rektur seines  Aufsatzes  zu  besorgen,  so  sind  einige  Fehler  stehen  geblieben, 
die  wir  zu  verbessern  bitten.  S.  174  Z.  5  v.  u.:  statt  oi^vSaToi  lies  ol  x^- 
daloi.  S.  174  Z.  13  u.  14  V.  unten:  statt  Buchstaben  lies  Laute.  S.  175. 
177.  189:  statt  Kypern  lies  Cypern.  S.  176  Z.  13  v.  oben  ist  die  erste  Hälfte 
der  Zeile  zu  lesen:  Vgl.  aksl.  sabota  aus  *  samhuta.  S.  176  Z.  12  v.  unten, 
statt  Arananion  lies  Aravanion.  S.  183  Z.  13  v.  unten:  statt  Italien,  lies 
Italien.  S.  189  Z.  18  v.  unten:  statt  Türkischen  lies  türkischen.  Ferner 
S.  79  Z.  15  V.  oben:  statt  p.  266ff.  lies  Bd.  IV  265ff. 


W.  Havers,   Zum  Gebrauch  des  Dativs  in  den  italischen  Dialekten      1 


Zum  Gebrauch  des  Dativs  in  den  italischen 
Dialekten 

In  meinen 'Untersuchungen  zur  Kasussyntax  der  indogermani- 
schen Sprachen'  (Straßburg  1911),  wo  ich  mich  bemüht  habe,  ein 
Bild  zu  entwerfen  von  den  Wechselbeziehungen  zwischen  dativi- 
scher und  genetivischer  Ausdrucksweise,  habe  ich  S.  170ff.  nur 
das  Lateinische,  nicht  auch  die  italischen  Dialekte  behandelt.  Für 
diese  mögen  hier  folgende  nachträgliche  Bemerkungen  Platz  finden. 

Wenn  man  absieht  von  dem  Wechsel  zwischen  Gen.  poss.  und 
Dat.  poss.  ^)  in  Fällen  wie  osk.  Herentateis  sihn  '^Veneris  sum' 
(Bück  2)  Nr.  41a),  umbr.  Vb,  G  etantii  mutu  arferture  si  ""tanta 
multa  adfertori  sit',  bleiben  im  verbalen  Gefüge  nur  wenige  Bei- 
spiele, wo  für  den  Dativ  der  Genetiv  eintreten  kann.  Ein  sicherer 
Beleg  ist  umbr.  Vllb,  1  Pisi  panupei  fratreöc  fratrus  Atiersier 
fust  'Quisquis  quandoque  magister  fratribus  Atiediis  erit'.  Auf 
Grund  dieser  Stelle  darf  man  auch  wohl  in  der  ähnlichen  Wen- 
dung Va,  4  eikvasese  als  Dativ  plur.  fassen:  Arfertur  j}isi  pumpe 
fust  eikvasese  At/terier  'Flamen  quicumque  erit  collegis  Atiediis'. 
Die  beiden  zuletzt  genannten  umbr.  Beispiele  stellt  v.  Planta  2, 
413f.  unter  der  Rubrik:  'Dat.  bei  sein'  auf  dieselbe  Stufe  mit 
Fällen  wie  umbr.  etanfu  mutu  arferture  si.  Hier  ist  aber  doch 
ein  Unterschied  zu  machen:  an  der  letzten  Stelle  ist  das  Subjekt 
zu  si  ein  Sachbegriff  (mutu),  und  wir  haben  es  hier  mit  einem 
reinen  Dat.  poss.  zu  tun,  an  den  beiden  oben  genannten  Stellen 
handelt  es  sich  dagegen  um  Bezeichnungen  von  Personen  (fratrex 
und  arfertur),  und  es  liegt  daher  hier  ein  sog.  Dat.  sympatheticus 
der  Kategorie  V  vor,  vgl.  hierüber  Verf.  'Untersuchungen'  S.  4. 
Denselben  Dativ  darf  man  vielleicht  in  Tab.  iguv.  III  4  anerkennen: 
Inuk  uhturu  urtes  puntis  frater  ustentutn,  wo  bestimmt  wird,  daß 
die  Brüderschaft  einen  uhtur  =  lat.  auctor  ernennen  soll.  Das 
schwierige  urtes  jmnfis  wird  von  Aufrecht-Kirchhoff,  Die  umbr. 
Sprachdenkmäler  2,  367  als  Abi.  absol.  gedeutet,  und  so  faßt  es 
auch  Bück,  wenn  er  übersetzt:  Tum  auctorem,  surgentibus  quini- 


1)  Wegen  der  großen  Anzahl  von  Belegen  in  den  einzelnen  idg.  Sprachen 
bin  ich  in  meinen  'Untersuchungen'  auf  diesen  Wechsel  nicht  näher  ein- 
gegangen.    Er  verdient  eine  gesonderte  Behandlung. 

2)  A  Grammar  of  Oscan  and  Urabrian.    Boston  1904. 

Glotta  V,  1  1 


2  W.  Havers 

onibus,  fratres  ostendunto.  v.  Planta  2,  43G  Aum.  2  rechnet  die 
Stelle  aber  mit  Recht  nicht  unter  die  sicheren  Belege  für  den 
Abi.  absol.  Wegen  des  Nominativs  urtas  puntes  in  III  10  möchte 
ich  glauben,  daß  wir  es  hier  mit  einer  feststehenden  Bezeichnung 
für  eine  Abteilung  der  Brüderschaft  zu  tun  haben,  vgl.  auch  E. 
Huschke,  Die  iguv.  Tafeln  (Leipzig  1859)  S.  397.  Ich  fasse  dem- 
nach urtes  puntis  nicht  als  Abi.,  sondern  als  Dativ  Plur.:  'Die 
Brüderschaft  soll  den  Pentaden  einen  auctor  ernennen'  =  'einen 
auctor  der  Pentaden'.  Als  einen  Beleg  für  den  sympathetischen 
Dativ  der  Kategorie  III  (vgl.  Verf. 'Untersuchungen'  S.  of.)  glaube 
ich  die  umbr.  Stelle  IV  14  anführen  zu  können.  Sie  lautet  bei 
Bück:  Inuk  eregln  umtu,  putrespe  ertis  =  'Tunc  sacrarium  unguito, 
utriusque  magmentum  (dato)';  er  zerlegt  also  das  Ganze  in  zwei 
selbständige  Sätze,  wodurch  er  genötigt  wird  im  zweiten  Satze 
eine  Ellipse  des  Verbums  anzunehmen  (so  auch  Aufrecht-Kirch- 
hoff  2,  375;  vgL  aber  Bücheier  Umbr.  163).  Weit  einfacher  ist 
dagegen  die  Erklärung,  die  schon  Panzerbieter,  Quaestiones  um- 
bricae  (Meiningen  1851)  gegeben  hat.  Die  Schrift  selbst  ist  mir 
leider  nicht  zugänglich,  aber  ich  entnehme  aus  ihrer  Besprechung 
durch  Aufrecht  in  KZ.  1,  281,  daß  er  putrespe  erus  als  Dativ 
Plur.  =  'utrisque  diis'  (nämlich  dem  Fuemuns  und  der  Vesuna) 
gedeutet  hat,  vgl.  auch  H.  Ehrlich  KZ.  40,  380  f.  Aufrecht  a.  a.  0. 
und  Bücheier  Umbr.  163  wollen  diese  Deutung  Panzerbieters  des- 
wegen nicht  gelten  lassen,  weil  das  Pronomen  abweichend  vom 
Gebrauch  des  lat.  uferque  im  Plural  steht.  Aber  0.  Riemann, 
Etudes  sur  la  langue  et  la  grammaire  de  Tite-Live  (2.  Aufl.  Paris 
1885)  S.  185 f.  hat  gezeigt,  daß  auch  im  Lateinischen  utrique  an 
Stelle  des  Singulars  nterqiie  nicht  selten  ist,  und  zwar  namentlich 
in  der  Volkssprache,  vgl.  z.  B.  Caelius  bei  Cic.  ad  fam.  VIII  11,  1 
utn'sque  consulihus;  Caesar  b.  Afr.  28,  1  und  53,  1  utrisque  duci- 
bus;  ib.  81,  1  in  utrisque  cornibus;  b.  Hisp.  7,  3  in  conspeciu  utro- 
rumque  oppidorum  usw.  Beispiele  aus  Inschriften  geben  Konjetzny, 
Arch.  f.  lat.  Lex.  15,  333 f.  und  Max.  Hoffmann,  Index  gram- 
maticus  ad  Africae  titulos  Latinos  (Diss.  Argent,  1878)  S.  116, 
vgl.  auch  CIL.  IV  2457:  Methe  Cominiaes  Atellana  amat  Chrestum 
corde,  [sijt  utreisque  Venus  Pompeiana  propitia.  Ich  übersetze 
also:  'Dann  soll  er  beiden  Gottheiten  den  Altar  salben'  =  'den 
Altar  beider  Gottheiten'. 

Auch  für  den  rein  adnominalen  Gebrauch  des  Dativs  finden 
sich  einige  Belege.  Aus  dem  Umbrischen  gehört  hierher  die  Stelle 
Vllb,  3  appei  arfertur  Atiersir  poplom  andersafust  'ubi  flamen 


Zum  Gebrauch  des  Dativs  in  den  italischen  Dialekten  3 

Atiediis  populum  lustiaverit'.  Aufrecht-Kirchhoff  2,  303  fassen 
hier  Atiersir  als  Nom.  Sing.,  fügen  indessen  die  Bemerkung  hinzu: 
*'zwar  könnte  Atiersir  auch,  wie  sich  zu  Vb,  8,  14  herausstellen 
wird,  kontrahierter  Dat.  Abi.  pl.  (für  Atiersier)  sein;  allein  wir 
wenigstens  sehen  nicht  ab,  welche  Beziehung  und  Erklärung  ein 
solcher  Dat.  (oder  Abi.)  Attidiis  in  dem  Zusammenhange  des 
Zwischensatzes  apei  arfertur  Atiersir  poplom  andersafust  zulassen 
könnte".  Aber  darin  besteht  ja  gerade  das  Charakteristikum  des 
adnominalen  Dativs,  daß  er  sich  vom  Verbum  losgelöst  und  eine 
selbständige  Stellung  eingenommen  hat,  vgl.  das  der  nhd.  Um- 
gangssprache angehörige  Beispiel  dem  Vater  sein  Haus  ist  groß, 
wo  sich  der  adnominale  Dativ  losgelöst  hat  aus  Fügungen  wie 
dem  Vater  ist  sein  Haus  abgebrannt  (Verf/Untersuchungen' S.  296 
u.  322).  Auch  für  das  umbr.  arfertur  Atiersir  läßt  sich  die  Ent- 
stehung aus  einem  ursprünglichen  verbalen  Gefüge  wahrscheinlich 
machen;  einige  Zeilen  vorher  heißt  es  nämlich  (Vllb,  1):  Pisi 
punupei  fratrex  fratrus  Atiersier  fust  (vgl.  oben  S.  1).  Hier 
braucht  man  für  fratrex  nur  arfertur  einzusetzen,  um  die  Ent- 
stehung eines  losgelösten  arfertur  Atiersir  verständlich  zu  finden. 
Auch  Bück  faßt  nach  Ausweis  der  Übersetzung  S.  288  Atiersir 
als  Dat.  Plur.  =  'Atiediis',  womit  aber  in  seltsamem  Widerspruch 
steht,  daß  er  S.  330  im  Index  Atiersir  mit  "^Atiedius'  übersetzt. 
Die  dativische  Natur  unseres  Atiersir  wird  neuerdings  auch  von 
K.  Brugmann,  Ber.  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1911,  173  ver- 
fochten. Für  den  adnominalen  Gebrauch  des  Dativs  im  Oskischen 
bietet  das  Täfelchen  von  Agnone  (Bück  Nr.  45)  eine  Anzahl  von 
Belegen.  Bei  der  Aufzählung  der  Standbilder,  die  sich  im  Haine 
der  Ceres  befinden,  heißt  es  nämlich  Z.  20".  Vezkei  statif,  Evklüi 
statif,  Kerri  sfatif  usw.  Das  Substantiv  statif  =  'statua'  hat  also 
nicht,  wie  man  erwarten  sollte,  den  Genitiv  des  Götternamens  vor 
sich,  sondern  den  Dativ.  Nach  v.  Planta  2,  415  und  v.  Grien- 
berger  Glotta  2,  263  wäre  nun  aber  aus  dem  Anfang  der  Inschrift 
zu  Vezkei  statif  usw.  jedesmal  ein  *^es  ist  errichtet'  zu  ergänzen. 
Diese  Ansicht  kann  ich  nicht  teilen  und  muß  deshalb  etwas  näher 
auf  den  Anfang  der  Inschrift  eingehen.  Er  lautet  bekanntlich: 
Status  püs  set  hürtin  Kerriiin.  Das  wird  von  Bück  übersetzt: 
'(Di)  qui  erecti  sunt  in  luco  Cereali';  nach  v.  Grienberger  Glotta 
2,  262  bezieht  sich  aber  der  Nominativ  des  Partizipiums  nicht 
auf  einen  zu  ergänzenden  Nominativ  Di,  sondern  auf  die  im  Fol- 
genden aufgezählten  Standbilder,  er  übersetzt  demnach  'erectae 
quae   sunt   in   luco  Cereali:    Vetusci  statua,    Euclo  statua,    Cereri 


4  W.  Havers 

statua  usw.,  indem  er  statif  als  ein  maskulines,  nicht  als  ein  fe- 
minines Substantiv  erklärt.  Bück  und  v.  Grienberger  geben  also 
beide  dem  Status  die  Bedeutung  eines  Participiums  Perf.  Passivi. 
Dem  gegenüber  sehe  ich  in  diesem  Worte  ein  Substantivum  von 
der  Bedeutung  "^Statuen',  wofür  besonders  der  Umstand  spricht, 
daß  auch  das  auf  der  Rückseite  des  Täfelchens  steheude  Ver- 
zeichnis der  Altäre  mit  einem  Substantivum  beginnt:  Äasas  ekask 
eestint  hürtüi  (Z.  26f.)  =  'Arae  haec  exstant  luco'i).  Dsi^  Status 
gerade  so  gut  ein  Substantivum  ist  wie  das  folgende  statif,  hat 
schon  Breal,  Mem.  soc.  ling.  4,  138  nachdrücklich  betont,  vgl. 
auch  Büchelers  Worte  Umbr.  112:  sentisne  quid  sit  in  lege  sacra 
statif?  scilicet  idem  in  singulari  numero  quod  in  plurali  statos, 
quoniam  staz  fuit  cur  displiceret.  Damit  hat  Bücheier  auch  schon 
den  Grund  angegeben  für  den  Übergang  vom  Nom.  Plur.  Statiis 
zum  Nom.  Sing,  statif;  wir  wissen  jetzt  durch  Wackernagels  Ab- 
handlung 'Wortumfang  und  Wortbedeutung'  in  den  Nachr.  d.  Gott. 
Ges.  d.  Wiss.  1906,  147  ff.  wie  groß  in  den  verschiedensten  idg. 
Sprachen  die  Abneigung  gegen  einsilbige  Wörtchen  war 2).     Seiner 

1)  Das  soll  soviel  heißen  wie:  'Der  Tempelbezirk  besitzt  folgende 
Altäre',  vgl.  Aufrecht  KZ.  1,  90,  v.  Planta  2,  414,  Bück  §  275,  v.  Grien- 
berger Glotta  2,  263;  aber  eine  annehmbare  Erklärung  für  diese  eigen- 
artige Ausdrucksweise  ist  bisher  nicht  gefunden.  Sollte  der  Dativ  hürtüi 
nicht  unter  dem  Einfluß  all  der  vorhergehenden  und  folgenden  Dative 
verschrieben  sein  statt  des  Lokativs  hürtei  oder  hürtin  (vgl.  Z.  1)?  Solche 
durch  Vorhergehendes  oder  Folgendes  veranlaßte '  Verschreibungen'  sind  in 
den  Denkmälern  der  italischen  Dialekte  gar  nicht  selten;  für  Beeinflussung 
durch  Vorhergehendes  vgl.  z.  B.  Tab.  iguv.  Ib,  16  Akeiuniamem,  wo  das 
letzte  tn  statt  n  steht  wegen  des  vorhergehenden  m  (Bück  §  109,  1);  Ib,  40 
ist  die  3.  Person  aterafust  wohl  veranlaßt  durch  das  vorhergehende  fust 
(Bücheier  Umbr.  87);  IV  6  ist  Asamar  ereclamar  geschrieben  statt  ere- 
flumar  (Bücheier,  Umbr.  162  f.,  v.  Planta  2,  408  Anm.);  VIb,  60  verdankt 
holtu  sein  h  wohl  nur  dem  vorhergehenden  hondu  (v.  Planta  1,  445).  Eine 
Beeinflussung  durch  Folgendes  liegt  z.  B.  vor  in  Tab.  Bant.  (Bück  Nr.  2) 
Z.  9:  factud  j)ous  touto  deiuaturis  tancjmom  deicatis,  wo  paus  st.  pus  und 
deiuatuns  st.  deiuatus  steht  (v.  Planta  2,  396).  So  erklärt  sich  m.  E.  auch 
wohl  vtinstreis  aeteis  in  Tab.  Bant.  Z.  12,  wo  das  masc.  Geschlecht  auf- 
fällt gegenüber  dem  femininen  in  C.  A.  (Bück  Nr.  1)  Z.  53:  a]ittiüm  ulttram 
(v.  Planta  2,  226  u.  409).  Mehr  über  solche  Schreibfehler  bei  v.  Planta 
2,  329  Anm.  1  und  200  Anm.  1.  Für  das  Griechische  ist  Ähnliches  nach- 
gewiesen von  E.  Nachmauson,  Beitr.  z.  Kenntnis  der  altgriech.  Volkssprache, 
Uppsala  1910. 

2)  Auch  abgesehen  von  Wackernagels  Erklärungsprinzip  wäre  der 
Wechsel  zwischen  Stattis  und  statif  nicht  unerhört.  Im  Cippus  von  Abella 
(Bück  Nr.  1)    wird  das  Heiligtum  des  Herkules    bald  Sakaraklüm  Iiereklei& 


Zum  Gebrauch  des  Dativs  in  den  italischen  Dialekten  5 

grammatischen  Form   nach   ist  Status   natürlich  Nom.  plur.  masc. 
des   Part.  Perf.  pass.,    aber   dieses  Participium    fungiert    hier    als 
Substantivum ,   vgl.  Conway,  The  Italic  Dialects  II  (1897)  S.  659, 
der  hier  zur  Erklärung  des  maskulinen  Ausgangs  lapides  ergänzen 
möchte;    besser  denkt   man  wohl   an  Di:  'aufgestellte  Gottheiten 
ist  dem  Sinne  nach  =  'Götterstatuen ;    für   die   transitive  Bedeu- 
tung   der  Wz.    *stä-    cf.   Skutscb,    Vollmöllers   Jahresber.  5,  I  72. 
Für  das  hinter  Status  folgende  Pronomen  püs    möchte   ich  zu  er- 
wägen geben,    ob  es  nicht  besser   in   dem   alten   indefiniten  Sinne 
statt  im  relativen  zu  fassen  ist,   so  daß  zu   übersetzen  wäre:   'Es 
gibt  im.  Cereshain  eine  Reihe  von  Statuen'.     Daß  auch  die  Mehr- 
zahl der  lat.  Relativsätze  aus  Sätzen  mit  ursprünglichem  Pronomen 
indefinitum  herzuleiten   ist,    hat  vor    kurzem  W.  Kroll    in    dieser 
Zeitschrift  Bd.  3,  7  ff.  ausführlich   begründet.     Sehr  instruktiv    ist 
das  von  ihm  S.  8  genannte  Beispiel  aus  der   puteolanischen  Bau- 
inschrift (CIL.  I  577)  I  9:  in  area  trans  viam  paries  qui  est  propter 
viaw,  in  eo  pariete  .  .  honen  aperito   'auf  dem  Platze  jenseits  des 
Weges  liegt  eine  Mauer:  in  dieser  Mauer  soll  er  ein  Fenster  durch- 
brechen .     Hierzu  läßt  sich  eine  treffende  Parallele  aus  dem  Oski- 
schen   anführen,    nämlich   die  Inschrift  Bück  Nr.  4:    V.  Aadirans 
V.  eitiuvam  paam  vereiiai  Fümpaiianai  tristaamentud  deded,  eisak 
eitiuvad   V.   Viinikiis  Mr.  kvaisstur  Pümpaiians  triibüm   ekak  .  .  . 
üpsannam  deded.     Das  ist  zu  übersetzen:  "Vibius  Adiranus,  Sohn 
des  Vibius,  hat  der  pompejanischen  Landwehr  testamentarisch  eine 
Geldsumme    vermacht;    von    diesem   Gelde    hat    der   Quästor    von 
Pompeji,  Vibius  Vinicius,   Sohn  des  Maras,   dieses  Gebäude  bauen 
lassen".     So  hat  schon  v.  Planta  2,  480  Anm.  1,    wie   ich   nach- 
träglich sah,    die  Inschrift  deuten  wollen,    und  es   ist   nicht  nötig 
mit  Bück  §  324  den  Acc.  eitiuvam   durch   eine  Attraktion  an  den 
Kasus  des  Relativpronomens  zu  erklären.     Bemerkensv/ert  ist  die 
für  das  Indefinitum    charakteristische  Enklise  des  Pronomens   im 
osk.  Status  püs,  eitiuvam  paam,  und  im  lat.  paries  qui,  vgl.  hier- 
über Kroll,  Glotta  3,  10  f.     Diese  Enklise   hat   sich   im  Osk.  teil- 
weise auch  noch    nach   der  Verschiebung   des    ursprünglichen  In- 
definitums  zum  Relativum  gehalten,   vgl.  Bück  Nr.  27,  7  Fiisiais 
ptimperiais  prai  Mamerttiais  pas  set  'quae  prae  Martiis  sunt,  da- 

genannt,  z.  B.  Z.  11,  bald  Herekleis  fiisnü,  z.  B.  Z.  30,  woraus  Aufrecht- 
KirchhofF  2,  344  mit  Unrecht  geschlossen  haben,  daß  füsmi  nicht 'teraplum' 
bedeuten  könne.  In  derselben  Inschrift  steht  kurz  hintereinander  (Z.  14/15) 
anter  teremniss  und  pai  teremenniü,  vgl.  für  diesen  Wechsel  v.  Planta  2,  147 
u.  184. 


6  W.  Havers 

gegen   heißt  es  ib.  Nr.  28,  6   schon  FUsiais  .  .  pas  prai  Mamert- 
tiais  set. 

Wenn  demnach  Status  die  Geltung  eines  Substantivs  hat  = 
'Statuen',  so  ist  es  klar,  daß  in  der  folgenden  Aufzählung  dieser 
Statuen:  Vezkei  statif,  Evklüi  statif  usw.  kein  Verbum  aus  dem 
Vorhergehenden  zu  ergänzen  ist,  daß  wir  es  hier  vielmehr  mit 
reinen  adnominalen  Dativen  zu  tun  haben.  Dasselbe  gilt  von  den 
Dativen  im  Verzeichnis  der  Altäre,  Z.  28 ff.,  wo  aus  dem  Plur. 
Aasns  (Z.  26)  zu  jedem  Namen  der  Sing.  *aasii  hinzuzudenken 
ist^).  Ein  sicheres  Beispiel  für  den  adnominalen  Dativ  ist  mir 
sonst  aus  dem  Oskischen  nicht  bekannt;  nistrus  Fakiu  Kltivatiui 
=  'propinquos  Pacio  Clovatio'  im  ""Fluch  der  Vibia'  Z.  2  (Bück 
Nr.  19)  ist  nur  dann  beweiskräftig,  wenn  nistrus  hier  vollkommen 
als  Substantivum  empfunden  wurde,  vgl.  den  Dativ  beim  Super- 
lativ in  Nr.  26,  9  Nesshnas  sfaiet  veruis  (Bück  §  277).  Aus  dem 
Marrucinischen  gehört  wohl  die  Wendung  totai  Maroncai  lixs  = 
'civitati  Marrucinae  lex'  im  Anfang  der  Bronzetafel  von  Rapino 
(v.  Planta  Nr.  274,  If.)  hierher,  die  eine  treffende  Parallele  bietet 
zu  dem  bekannten  ^A  ßgarga  roig  ßaXslnig,  vgl.  Kretschmer  KZ. 
30,  578  Anm.,  wo  mehr  solcher  Überschriften  in  griech.  Urkunden. 
Daß  der  Anfang  der  Inschrift:  ahos  pacris  als  ein  Präskript  zu 
fassen  ist,  zeigt  Skutsch  Glotta  3,  99  Anm.  1.  Bei  v.  Planta  2, 
415  folgt  auf  dieses  marrucinische  Beispiel  die  marsische  Inschrift 
Nr.  243  esos  Novesede  pesco  pacre  =  'Dis  Novensilibus  sacrificium 
paciferum'.  Nun  ist  aber  mars.  pesco  =  umbr.  persclo,  und  das 
zu  diesem  gehörige  Verbum  wird  mit  dem  Dativ  konstruiert,  cf. 
IV  10  jiersnimu  Puemune.  Ich  glaube  daher,  daß  dieses  marsische 
Beispiel  ähnlich  zu  beurteilen  ist  wie  lat.  ohtemperalio  legibus, 
umbr.  tikamne  luvie  (IIa,  8),  vgl.  Bück  §  278.  Der  Anfang  der 
volskischeu  Lex  Sacra  (v.  Planta  Nr.  240):  Dem  Dedune  statom 
wird  von  Skutsch  Glotta  3,  87  übersetzt:  'Der  Göttin  Decluna  ge- 
weiht'. Ich  möchte  hier  statom  als  ein  Substantivum  im  Sinne  des 
lat.  statua  fassen,  so  daß  wir  hier  ein  genaues  Gegenstück  zu 
osk.  Vezkei  statif  usw.  (vgl.  oben)  hätten.  Die  faliskischen  In- 
schriften schließlich  bieten  nur  einen  scheinbaren  Beleg  für  den 
adnominalen  Dativ,  nämlich  in  dem  zextoi  ß  der  Inschrift  Nr.  48 
bei  Deecke,    Die  Falisker  (Straßburg  1888):    uoltio  folcozeo  zextoi 

1)  Anderer  Art  sind  die  ganz  für  sich  stehenden  Dative  der  Völker- 
naraen  in  Tab.  if?uv.  IIb,  2 ff.  Sie  sind  nicht  von  dem  folgenden  teüu  ab- 
hängig, wie  Huschke  S.  321  meint;  die  richtige  Erklärung  findet  sich  bei 
A.-K.  2,  340  im  Anschluß  an  eine  Notiz  des  Festus. 


Zum  Gebrauch  des  Dativs  in  den  italischen  Dialekten  7 

fi;  denn  fi  ist  nicht  mit  Deecke,  der  übrigens  auch  zextoi  fälsch- 
lich als  Genitiv  deutet,  zu  filius  zu  ergänzen,  sondern  zu  ßlio:  V. 
Folcosius  Sexto  filio  (sc.  fecit  oder  posuit),  d.  h.  der  Vater  hat 
seinem  Sohne  Sextus  die  Grabschrift  gesetzt,  cf.  Joh.  Schmidt  KZ. 
38,  31,  Skutsch  Vollmöllers  Jahresber.  8,  I  41  f. 

Wenn  die  italischen  Dialekte  somit  nur  wenige  Belege  für 
den  symp.  Dativ  und  den  zu  einem  großen  Teil  auf  diesen  zurück- 
gehenden adnominalen  Dativ  bieten,  so  wäre  es  doch  voreilig 
hieraus  den  Schluß  zu  ziehen,  daß  dieser  Dativgebrauch  in  den 
italischen  Dialekten  nicht  besonders  verbreitet  war.  Wie  das  La- 
teinische durch  seine  überaus  reiche  Entfaltung  des  symp.  Dativs 
eine  der  ersten  Stellen  unter  den  indogermanischen  Sprachen  ein- 
nimmt (Verf.  'Untersuchungen'  S.  170ff.),  so  dürfen  wir  diesen 
Dativgebrauch  1)  im  entsprechenden  Maße  auch  für  die  italischen 
Dialekte  voraussetzen.  Der  geringe  Umfang  und  der  eigenartige 
Inhalt  der  uns  überlieferten  Denkmäler  ist  einzig  und  allein  ver- 
antwortlich zu  machen  für  das  geringe  Hervortreten  des  symp. 
Dativs.  Wie  ich  bereits  in  meinen  'Untersuchungen'  S.  247 f. 
hervorgehoben  habe,  schließt  sich  das  Keltische  insofern  eng  an 
das  Italische  an,  als  es  den  symp.  Dativ  mit  Vorliebe  da  gebraucht, 
wo  von  Beziehungen  der  Menschen  unter  einander  die  Rede  ist. 
Ich  will  hier  noch  darauf  aufmerksam  machen,  daß  das  Keltische 
auch  in  der  Anwendung  des  adnominalen  Dativs  mit  dem  Italischen 
Hand  in  Hand  geht.  Danielsson  2)  hat  neuerdings  die  keltische 
Provenienz  der  lepontischen  Inschriften  wieder  zu  Ehren  gebracht 
und  gezeigt,  daß  in  Inschriften  wie  slaniai:  uerkalai  :  pala  \  tisiui: 
piuotialiii  :  pala  (Danielsson  a  a.  0.  S.  16,  Jacobsohn,  Altitalische 
Inschriften  Nr.  198)  vor  pala  'Grab'  die  Eigennamen  im  Dativ 
stehen.  Wir  können  demnach  übersetzen  '  Der  Slania  Verkala 
(ihr)  Grab',  'dem  Tisios  Pivotialos  (sein)  Grab".  Diese  keltischen 
adnominalen  Dative  stehen  also  auf  gleicher  Stufe    mit   den   oski- 

1)  Pauli,  Die  Veneter  und  ihre  Schriftdenkmäler  (1891)  S.  123  nimmt 
fürs  Umbrische  sogar  eine  teilweise  Verdrängung  des  Dativs  durch  den 
Gen.  bei  den  Verben  des  'Gebens'  an  und  zwar  auf  Grund  der  Inschrift 
Nr.  292  V.  Planta:  Titis  dmium  dede  (vgl.  v.  Planta  2,  413).  Das  ist  ganz 
unwahrscheinlich;  denn  bei  den  Verben  des 'Gebens'  findet  im  Idg.  eine  Ver- 
drängung des  Dativs  durch  den  Genetiv  nur  dann  statt,  wenn  der  Dativ 
in  allen  seinen  Funktionen  dem  Siechtum  verfallen  ist,  vgl.  Verf.  'Unter- 
suchungen' S.  33  und  Anm.  1,  S.  46,  S.  164  Anm.  2. 

2)  Zu  den  venetischen  und  lepontischen  Inschriften.  Skrifter  utgifna 
af  k.  Humanistiska  Vetenskaps-Samfundet  i  Uppsala  XIII,  1  (1909)  S.  14ff. ; 
vgl.  Skutsch  Glotta  3,  346. 


8  K.  Witte 

sehen  des  Täfelcheus  von  Agnoue:  Vezkei  statif,  Evklüi  statif  usvf., 
und  Herbigs  Zweifel  (IFAnz.  28,  25)  an  Danielssons  Deutung  ist 
nicht  mehr  berechtigt. 

Straßburg  i.  E.  W.  Havers 


Über  die  Kasusausgänge  -oio  und  -ov^  -oiai  und  -oi^, 
-rjai  und  -ijg  im  griechischen  Epos 

Die  Tatsache,  daß  die  Sprache  des  griechischen  Epos  ein  Ge- 
bilde des  Hexameters  ist  und  erst  diese  Erkenntnis  den  Schlüssel 
zur  Lösung  der  verschiedenen  Probleme  der  homerischen  Sprach- 
geschichte liefert,  kann  nicht  mehr  bestritten  werden.  Fragt  man 
nun  aber  einmal,  inwiefern  denn  eigentlich  der  epische  Vers  seinen 
Einfluß  auf  die  Gestaltung  der  homerischen  Sprachformen  ausgeübt 
hat,  so  lassen  sich  zwei  große  Erscheinungsformen  aufstellen,  denen 
die  einzelnen  Beobachtungen  sich  einordnen:  in  einer  der  beiden 
kann  alles,  was  wir  mit  den  Worten  'Verszwang'  oder  'Versrück- 
sichten' zu  bezeichnen  pflegen,  untergebracht  werden.  Die  Dichter 
waren  erstens  bemüht,  diejenigen  Formen,  die  sich  dem  dakty- 
lischen Rhythmus  überhaupt  nicht  oder  nur  schlecht  fügten,  dem 
Verse  anzupassen.  So  haben  sie  Wortformen,  welche  drei  unmittel- 
bar aufeinander  folgende  Kürzen  enthielten  oder  einen  Kretikus 
bildeten,  dem  Hexameter  eingeordnet;  dabei  griffen  sie  ebenso 
häufig  zu  dem  Mittel  der  metrischen  Dehnung  wie  dem  der  Vokal- 
kontraktiou.  Aber  auch  Formen,  die  zur  Not  hätten  verwendet 
werden  können,  sind  allmählich  dem  Vers  zuliebe  entweder  ver- 
ändert oder  überhaupt  aus  dem  Sprachschatz  des  Epos  ausgemerzt 
worden.  Von  diesem  Schicksal  wurden  nicht  bloß  diejenigen  Wort- 
formen betrofi"en,  welche  die  Messung  des  Antispast  aufwiesen  (s.  u. 
S.  28  f.),  sondern  auch  alle  anders  gebauten,  wofern  metrisch  be- 
quemere an  ihre  Stelle  treten  konnten;  Beispiele  dieser  Art  aus 
den  verschiedensten  Gebieten  der  Lautlehre,  Formenlehre  und  Syn- 
tax habe  ich  in  meinen  Arbeiten  über  Homer  (Singular  und  Plural, 
Leipzig  1907;  Zur  homerischen  Sprache  I— XII,  Glotta  I  132  ff. 
n  8 ff.  III  105 fi".  388 ff.;  Die  Vokalkontraktion  bei  Homer,  Glotta 
.IV  209 ff.;  Homerische  Sprach-  und  Versgeschichte.  Die  Entstehung 
^er  ionischen  Langzeile,  Glotta  IV  Iff.)  beigebracht. 

Wenigstens  ebenso  wichtig  für  das  Verständnis  der  homerischen 


über  d.  Kasusausgänge  ~oto  u.  -ov,  -oiat,  u.  -oig,  -^ai  u.  ->;?  im  griech.  Epos       9 

Sprach-  und  Verstechnik  ist  ein  anderes  Gesetz,  das  der  epische 
Vers  den  homerischen  Wortformen  auferlegt  hat.  Die  Dichter 
waren  nämlich  zweitens  bemüht,  allen  Formen  desselben  Para- 
digma denselben  Umfang  zu  verschaffen.  Es  ist  bekannt,  daß  die 
im  Epos  häufiger  vorkommenden  Worte  an  bestimmten  Versstellen 
ihren  festen  Sitz  hatten.  Wie  leicht  mußte  sich  unter  diesen  Um- 
ständen bei  den  Dichtern  der  Wunsch  einstellen,  z.  B.  zu  einem 
im  sechsten  Fuß  festsitzenden  spondeischen  Nominativ  und  Dativ 
eines  Wortes  einen  eben  solchen  Akkusativ  zu  besitzen  (s.  u.  S.  36 f.). 
Dies  zweite  Gesetz,  das  bis  zum  heutigen  Tag  unerkannt  geblieben 
ist,  gibt  mit  einem  Schlag  über  Hunderte  homerischer  Doppel- 
formen Auskunft;  es  ist  durchgängig  anzuziehen  zur  Erklärung  des 
Reichtums  und  der  Mannigfaltigkeit  des  epischen  Sprachschatzes. 
Ich  zeige  das  für  ein  konkretes  Beispiel:  für  die  Kasusausgänge 
-OLO  -ov,  -oiGi  -oig,  -HOL  -fig. 

Daß  wir  über  den  Gebrauch  der  Kasusausgänge  -oio  und  -ov, 
-oiOL  und  -oig,  rjOi  und  -jig  im  griechischen  Epos  trotz  verschiedener 
Untersuchungen  über  diese  Formen  noch  nicht  viel  wissen,  ist 
der  unzureichenden  Methode  zuzuschreiben,  mit  der  vielfach  die 
Probleme  der  homerischen  Sprachgeschichte  behandelt  worden 
sind.  Die  Sprache  des  griechischen  Epos  ist  ein  Gebilde  des 
epischen  Verses.  Er  hat  die  Sprachform  diktiert;  es  lassen  sich 
für  jede  homerische  Wortform  die  Gründe  nennen,  weshalb  ge- 
rade sie  und  nicht  eine  audersgebaute  oder  synonyme  Form  ver- 
wendet wird.  Auch  der  Gebrauch  der  Genetive  auf  -oio  -ov  und 
der  Dative  auf  -oiöl  -oig,  -rjOi  -rjg  ist  nicht  willkürlich,  sondern 
nach  bestimmten  Gesetzen  geregelt.  Es  gilt  diese  Gesetze  aufzu- 
finden. Dann  wird  es  ein  Leichtes  sein,  die  Geschichte  dieser 
Suffixe  bei  Homer  zu  schreiben. 

I. 

Um  mit  einer  unmittelbar  einleuchtenden  Tatsache  zu  beginnen, 
so  wurde  die  Genetivendung  derjenigen  Maskulina  auf  -og  und 
Neutra  auf  -ov  durch  den  Vers  bestimmt,  die  im  Nominativ  einen 
Daktylus  bilden  (Typus  ^'^^log,  (pdoyavov).  Hier  waren  die 
Formen  auf  -oio  ausgeschlossen;  bei  Homer  findet  sich 

^^^iov  5mal^),  ^^oiov  1  mal,  Jaqddvov  Imal,  Euqvtov  3 mal, 

1)  Bei  diesen  Zahlenangaben  stütze  ich  mich  auf  Gehrings  Index  Ho- 
mericus.  Ich  zitiere  im  folgenden  nach  der  Homerausgabe  von  A.  Ludwich. 
S.  u.  S.  23  Anm.  1. 


10  K.  Witte 

QeoaaXov    Imal,    ^lliov  20mal^),    "inrtctöov  Imal,     Icpirov 

Imal^),    Ueqydfxov    3 mal,    IltjXi'ov    3 mal,    '^YQzdyiov    2 mal; 

alsTOv  Imal,  ccqyvqov  3 mal,  Iviov  Imal,  Xrjiov  Imal,  vi/ucpiov 

Imal,  ^sivLOv  2 mal,  oixcpaXov  Imal,  oqi-iaiyov  Imal,  oqxdTov 

Imal,    ovQctvov    11  mal,    yiaoodXov  2mal,    (paoydvov  Imal; 

dyqiov  3 mal 3),  t^tvIov  2mal,  l^dXov  Imal,  oXßiov  Imal,  rtoi- 

'mIov  Imal*),  xrilh/iov  Iraal;  /JAjy^weVof  4mal,  K£if.i6vov  Imal. 

Dasselbe  wie  von  den  daktylischen  Worten  gilt  von  den  auf  einen 

Daktylus  ausgehenden;    in  Ilias  und  Odyssee   begegnen  solche  der 

Messung  (a)  ^  _  w  w,  (b)  ^  ^  _  u  u,  (c) u  ^. 

a)  ^^yaozQocfov  Imal,  ^AXioiov  Imal,  Boaygiov  Imal,  ^lag- 
ddvüv  2raal,  Kai'acQiov  Imal,  Mevoiriov  13mal,  0yi]OL0v 
Imal;  ^A%aiL%ov  Imal,  ^OXv\.iniov  4mal;  dxa^jTtixov  Imal, 
dia-^/iTOQOv  2 mal,  {.lexacpQtvov  Imal;  df.ieiXixov  Imal,  ßad-vq- 
q6ov  4 mal,  sxtjßolov  2 mal,  svCvyov  Imal,  ev^öov  Imal^), 
/nvAtjCfdrov  Imal,  veovzdrov  Imal,  vecovigov  Imal,  rca- 
XaicpaTOv  Imal,  7teqi/.Xvtov  2 mal,  noXvmvxov  4 mal. 

b)  ^/Aiawödgov  Imal,  TeXa/iuoviov  Imal;  e%at7]ß6Xov  Amal^ 
e7iLd7j(.iiov  Imal,  VM/.oj.ir^xdvov  2 mal,  noXvdaiödXov  4 mal, 
7toXvda>iQi:ov  1  mal,  TioXvriQdzov  1  mal,  7toXvq>aQi.id'/,ov  1  mal, 
v^ovrjiov  Imal,  (fasoLf-ißQÖTOv   Imal. 

c)  ^^Q/,eiaiov  Imal,  ^^aKXrjTriov  2man),  neoy.iooiov  2 mal; 
dipOQQOOv  2 mal,  droxeif-tegov  Imal,  evöueXov  Imal,  v.aX- 
Xiocfi'QOv  3mal,  T€Qil'if.ißQ6zov  2mal,  xQ^^^^gov  Imal,  XQ^~ 
aoi^gövov  Imal. 

Dative  konnten  von  den  daktylischen    oder   daktylisch  endi- 


1)  Über    den    überlieferten  Versanfang    'IXtov   nQonctQoi&fv  xtX.    O  66. 
*  104.  X  6  s.  u.  S.  47. 

2)  Das    i   der  Mittelsilbe  von  "/(fcrog  ist    kurz    in    den   Formen  "itfiTos 
(^<  14.  22,  "lifiTov  (f  37,  'fcfitrov  P  306.     P  306  lautet 

TVTrhöv  6  öf  .Z/f()Yor,  f^Byatf-ujuov  'I(fj(Tov  vtöv. 
Damit  vgl.  £  518 

vli'fg  'fqiTOv  /Lityußvfiov  Nc(vßo?J^ao, 
wo  Payne  Knight  die  Form  FufiToFo  eingesetzt  hat.     S.  auch  u.  S.  47. 

3)  Über  das  überlieferte  uyQlov  X  313  s.  u.  S.  47. 

4)  Hierzu  kommt  dtiiov  5mal.    Freilich  findet  sich  daneben  Smal  ^riCoio 
in  Versen  wie  B  415 

al&aköiv,   TTQrjacti.  Jf  nvQÖg  Srjioi,o  &vQ{TQCt. 
Über  die  Form  i^ioio  vgl.  z.  B.  Leo  Meyer  BB  VI  119  f. 

5)  Daneben  findet  sich  K  373   die  Form  Iv^ov,  die  ich  Glotta  IV  224 
erklärt  habe. 

6)  Über  Idaxlr^mov  B  731  s.  u.  S.  47. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -ois,  -ijai  u.  -rjg  im  griech.  Epos     1 1 

genden  Maskulina  und  Neutra  der   zweiten  Deklination   überhaupt 
nicht  verwendet  werden '). 

II. 

Wenn  bei  den  soeben  angeführten  Worten  im  Genetiv  aus 
Verszwang  nie  -oio  erscheint,  so  sind  diese  Formen  durchaus  am 
Platz  bei  denjenigen  Maskulina  und  Neutra,  die  im  Nominativ  einen 
Choriambus  bilden:  Typus  ^^yyjalog,  a-/,^6&ET0v.  Daß  Formen 
wie  ^AyxidloLO,  ayi^od^ttnio  im  Epos  in  der  Ordnung  sind,  begreift 
jeder,  der  weiß,  in  welchem  Umfange  die  Dichter  am  Versende 
von  der  bukolischen  Diärese  ab  fünf-(vier-)silbige  Wortformen  nicht 
nur  neu  geprägt,  sondern  auch,  wofern  sie  im  bestehenden  Sprach- 
schatz des  Epos  bereits  existierten,  sorgfältig  bewahrt  haben.  Der 
ersten  Kategorie  gehören  z.  B.  die  fünf-  bezw.  viersilbigen  Kom- 
posita vom  Typus  dyyivloTO^oQ  an,  die  Glotta  III  120fif.  besprochen 
sind;  einen  Hauptbestandteil  der  zweiten  Kategorie  bilden  die  Ge- 
netive auf  -nio. 

Nur  -010,  niemals  -ov,  begegnet  bei  folgenden  Worten: 
^^yXiOiXoio  2 mal,  ^ A\.i(finay^oio  2 mal,  Aviif.iäyiOLO  4 mal, 
Aviocpovow  Imal,  Jr^ufoiioio  2vaB\,  EvqvXoxoio  1  mal,  '/x«- 
Qioio  Imal 2),  '^luTtoXoxoio  6mal,  ^OqtiXoxoio  omal,  2ay- 
yaQioio  2 mal;  dy.fiod^aTOLO  Imal,  syxsq^äloio  Imal,  ijvioxoio 
6mal,  oivontdoLo  3mal,  oivoxooio  Imal;  avÖQOLUoio  4mal, 
dvdQO(fciyoio  Imal,  dvögocpövoio  13mal,  OQyvQ^oio  8mal, 
dTQvyatoio  lOmal,  de^irsQolo  Imal,  hTtzartv'koio  2mal,  «ixe- 
dxoio  Imal,  Ircfioßoroio  9mal,  bvqvtioqolo  3mal,  evqvxoqolo 
2 mal,  rjdvTtoToio  3mal,  r;^Y.6i.ioio  17 mal,  d^eoTtmioio  5mal, 
laxctXeoio  Imal,  yMlXi/.6iuoio  2 mal,  ymIIiqooio  Imal,  /,vda- 
Xi'liioio  22 mal,  XevyaXeoio  Imal,  ovvidavolo  Imal,  7vaido- 
(fövoio  Imal,  7tev/.edavolo  Imal,  TtovtoyiOQOio  4nial,  ttvqo- 
cpoQOio  2 mal,  vipiy,6(.toio  3 mal,  vxpoqöqiOLO  2 mal;  ßaXXofxtvoio 
Imal,    deQ'AO(.dvoLO   2 mal,    dwaiihoio^)   2 mal,     lyi.xv(-dvoLO 

1)  Dabei  sehe  ich  ab  von  der  Form  3ritot.ai[v),  die  8  mal  vorkommt. 
S.  0.  S.  10  Anm.  4. 

2)  In  der  Verbindung  növjov  Vxc((}ioio  B  145.  —  Über  den  Eigennamen 
"IxÜQiog  s.   u.  S.  13. 

3)  övvafiut,  wird  bei  Homer  mit  kurzer  Anfangsilbe  in  20  verschiedenen 
Formen,  insgesamt  an  115  Stellen,  gemessen.  Außerdem  steht  an  2  Odyssee- 
stellen die  Form  Svrafjiivoio  in  den  Versschlüssen  .  .  naTQog  Ji^ya  Swk- 
fxh'oio  a  276,  .  .  .  av^Qog  /u^ya  övva^h'oio  X  414.  Zu  dieser  Messung  wurde 
der  Dichter  veranlaßt  durch  die  Praxis  von  Formen  wie  cd&ofxh'oio  ßakko- 
fiivoio  usw.  (s.  0.),  die  selten  an  anderer  als  letzter  Versstelle  begegnen. 


12  K.  Witte 

Imal,  elytof-tevoLO  Imal,  EQ^Of-itvoio  3mal,   iGiaf^ivoio  3mal, 
y.aiofX€VOLO  3mal,  Kivvfxsvoio   Imal,  f.iaivof.i€voio   Imal,   (.lag- 
vai-ievoio  Imal,  olxof.ievoio  13 mal,  /tivof.itvoio  Imnl,  gtieqxo- 
/.livoLO  1  mal,  TEiQOfievoio  1  mal. 
Hierher  gehören  ferner: 

Idy^/iaioio  Imal,  AlarjTtoLO  2 mal,  ^^qt^toio   Imal,  ^^ocottoIo 
Imal,    Evrjvdio  Imal,    K7]q>iGolo  Imal,    neiodi'ÖQoio  Imal, 
^TtsQXSioio  Imal,  Tid-iovolo  2 mal,   Tqoiui^voio  Imal,  aiyel- 
Qoio  Imal,    eX'/.r]d^ixolo  Imal,    fxeaoavloio  3mal,    f.iiqQivd-oio 
Imal,    oQxtjd^^iolo   5 mal,    vicovolo    Imal;     äyQavloio   7 mal, 
alöoloio  3mal,    dvot^voio  Imal,    sweiogoio  2mal,    Tionqiolo 
10  mal. 
Bei  den  Worten  der  Messung  _  u^  u  waren  die  Genetive  auf  -oio 
sehr  beliebt:  diese  Tatsache  duldet  auf  Grund  der  obigen  Zusammen- 
stellungen keinen  Zweifel.     Trotzdem  finden   sich  auch    hier    zahl- 
reiche Formen  auf  -ov. 

Die  Furm  ^AIvuvÖolo  kommt  bei  Homer  30 mal  vor;  daneben 
findet  sich  4mal  ^AXy.iv6ov ,  und  zwar  3mal  am  Versanfang  93  23. 
82.  "k  346  und  Imal  vor  der  männlichen  Cäsur  'Q  139.  Zunächst: 
wie  kommen  die  Dichter  auf  den  Gedanken,  an  Stelle  der  für  die 
Verwendung  im  Hexameter  so  vortrefflich  geeigneten  Form  '^A- 
xivooio  plötzlich  L4lyuv6ov  zu  gebrauchen?  Hier  ist  das  zweite 
der  0.  S.  8 f.  besprochenen  Gesetze  in  Kraft  getreten,  durch  das 
ich  bereits  Glotta  IV  209 ff.  einen  großen  Teil  aller  kontrahierten 
Formen  bei  Homer  erklärt  habe.  Im  griechischen  Epos  pflegten 
sich  nach  dem  Umfang  von  Formen,  die  an  bestimmten  Versstellen 
festsaßen,  die  übrigen  Formen  des  Paradigma  zu  richten.  Diesem 
Gesetz  dankt  die  Sprache  Homers  zum  großen  Teil  ihren  Reichtum 
und  ihre  Mannigfaltigkeit.  Ich  nenne  ein  beliebiges  Beispiel.  Weil 
die  Patronymika  TvdEidiqg  l^tgeidr^g  üriXeiSrjg  im  Nominativ  Dativ 
Akkusativ  Vokativ  am  Versanfang  und  vor  der  männlichen  Cäsur 
festsaßen,  wurden  zu  diesen  viersilbigen  Kasus  an  denselben  Vers- 
stellen die  ungewöhnlichen  Genetive  TuöeiÖEO)  ^Atqeiöeio  JIrjAfi/Jew 
gebildet;  umgekehrt  prägte  man  zu  den  fünfsilbigen  Genetiven 
TvÖEidao  ^AiQEidao  ürilEldao,  die  am  Versende  festsaßen,  die  Kasus 
TvÖEog  viög  Tvdsog  v\(f>  Tvdeog  v\6v  Tvdäog  vif.,  '^rgsog  v\6g  usw., 
wobei  die  Formen  Tvdeog  ^AvQsog  IlriKiog  zum  ersten  Mal  im 
Epos  Verwendung  fanden  (Näheres  darüber  s.  Glotta  III  389 ff.). 
Dasselbe  Gesetz  erklärt  die  Form  ^Ah/uvoov.  Da  am  Versanfang 
"Ah/Avoog  r;  332.  346.  ^  94.  235.  370.  533,  "AI^lvom  tj  10. 
V  37    und   vor   der   männlichen  Cäsur  ^AX-Mvoog  t]  185.   298.    308. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiat  u.  -ois,  -rjac  u.  -rjg  im  griech.  Epos     13 

^  25.  59.  256,  l^lxivoor  ^381  einen  festen  Sitz  hatten,  wurde 
zu  diesen  Formen  an  denselben  Versstellen  der  Genetiv  *^Xy.iv6ov 
(s.  0.)  ins  Epos  eingeführt.  Wie  '^Xxivoov  ist  das  Vorbandensein 
aller  Formen  auf  -ov  zu  erklären,  die  von  den  Maskulina  und 
Neutra  der  Messung  _  üü  u  bei  Homer  gebildet  sind.  D.  h.:  Um 
des  Verses  willen  ist  an  Stelle  des  altepischen  Ausgangs  -oio  all- 
mählich die  Form  der  ionischen  Umgangssprache  getreten. 

1.  alyioxoio  50 mal;  -ov  Imal:  i  275  ov  yaQ  KvxlcoTtsg  z/iog 
aiyioxov  altyovoiv.  Der  Vers  ist  gedichtet  nach  dem  Muster  der 
Versschlüsse  0  287  .  .  .  Zeig  t'  alyioxog  xa«  ^^S^r^vrj,  o  245  .  .  . 
Zevg  T^  alyioyßg  mal  ^AnoVkoiv. 

2.  aiS^Ofxivoio  13mal;  -ov  Imal:  X  135  vor  der  männlichen 
Cäsur.  An  derselben  Versstelle  stehen  aiü-ofxsvov  N  320,  al^o- 
f.dvag  a  428.  434.  t]  101. 

3.  avTid^eoio  7mal;  -ov  3mal:  ^  40  und  cp  254  am  Vers- 
anfaug,  außerdem  v  369  im  Versschluß  .  .  .  dvn&eov  OSvorjog. 
Am  Versanfang  finden  sich  aviid^eog  I  623,  avzid^eov  a  70.  o  237 
usw.;  V  369  (s.  o.)  ist  eine  Weiterbildung  des  Versschlusses  .  .  . 
avTii}ki)  'Odvaiji  A  140.  ß  17.  v  126. 

4.  ^AvTilöxoio  7 mal;  -ov  iV554  und  'F  354  am  Versanfang. 
Am  Versanfang  sitzen  fest  ^Aviiloxog  E  570.  580.  584.  Z  32  usw., 
"Aviilöxio  N  418.  n  320  usw.,  Uvt/Ioxov  0  568.  ^  576.  Unter 
der  Einwirkung  dieser  Kasus  ist  sogar  der  Vokativ  ^AvxiXox^  als 
Choriambus  verwendet  worden  ^  570.  602.  Dergleichen  Vokative 
finden  sich  sonst  nur  in  apostrophierter  Form:  ^Avx'iXox  8 mal, 
^Avx'ivo    9 mal,  EvQi^ax    8mal  usw.     Vgl.  u.  S.  15. 

5.  tjelioLO  40 mal;  -ov  9 mal:  am  Versanfang  0  538.  P  372. 
A  109.  i-i  176.  323,  vor  der  männlichen  Cäsur  d  45.  tj  84,  außer- 
dem in  den  Versschlüssen  .  .  .  ^^sXiov  'tdev  avydg  FL  188  und  .  .  . 
^eklov  dviovTog  X  135.  Am  Versanfang  finden  sich  rfiXiog  F  277. 
H  421  usw.,  TjiXiov  2  239.  484  usw.;  vor  der  männlichen  Cäsur 
^ehog  A41b.  H  46b  usw.,  ^eIuo  T  104.  ^44  usw.,  tjihov  P367 
usw.;  der  Versschluß  .  .  .  rjellov  aviovxog  X  135  ist  eine  Weiter- 
bildung von  2  136  .  .  .  r^slio)  avLOvzi  (vgl.  auch  A  592.  2  210. 
A  601.  T  162  usw.). 

6.  'i] f-iezegoio  8mal,  -ov  2mal:  cp  375  und  w  124  am  Vers- 
anfang. Am  Versanfang  sitzen  die  verschiedensten  Formen  von 
VfUxeqog  fest,  z.  B.  r^fxeTeQog  11  244,  ri(.iETEQO)  A  30.  (p  307  usw., 
-tjf^sTSQOv  O  224.  (p  375  rjf-iETSQov  «^  or/.ov  xrA.  haben  als  Muster 
Verse  wie  A  30  '^^eTigqj  ivl  oiy,qi  xrA.  gedient. 

7.  ^I-KaqioLO  14 mal,  -ov  3 mal:  am  Versanfang  ß  53,  vor  der 


14  K.  Witte 

mäunlichen  Cäsur  t  546  und  lo  195.    Am  Versanfang  ""/xa^i/^j  ß  133. 

8.  i7i7todd/itoio  22mal,  -ov  Imal;  W  412  vor  der  männlichen 
Cäsur.  Vor  der  männlichen  Cäsur  stehen  iTtnoöaiuov  F  237.  l  300, 
\7tTtodd(xo)v  r  127.  131  usw.,  hmoddfxovg  F  343.  J  80  usw. 

9.  'QyiEavolo  22mal,  -ov  3mal:  am  Versanfang  B  246,  vor 
der  männlichen  Cäsur  \p  347  und  w  11.  Am  Versanfang  stehen 
"Qy^eavög  ö  568.  l  158,  ^Q^savor  ä  201.  302;  vor  der  männlichen 
Cäsur  'Qyieavoj  0  485.  il>  244,  "nMavov  ^  423.  A  639. 

10.  '^H(paiatoio  23mal,  -ov  Imal:  JS"  369  am  Versanfang. 
Am  Versanfang  finden  %\cX\'''Hcpaioioq  A  608.  B  102  usw., ''Hq)aLaTOv 
^  345.     Der  Dichter  der  Hoplopoiie  hat,    wie  'Hcpaiorov,   so  auch 

"^'Hcpaiavs  am  Versanfang  verwendet  V.  392  (s.  auch  O  379);    vgl. 
0.  S.  13. 

11.  OvXv(.iTtoio  24mal,  -ov  4mal:  vor  der  männlichen  Cäsur 
n  364,  sodann  in  den  Versschlüssen  y.ai  OvXv^Ttov  toö^  ixaVetg 
H  298  =^  309  und  .  .  .  OvlvfÄTtov  viq>6evTog  2  616.  Vor  der 
männlichen  Cäsur  findet  sich  Ovlvf-iTTCij  O  389;  zu  den  übrigen 
Versen  vgl.  den  Versschluß  .  .  .  Oulv^vcov  de  ßeßrfAEi  ^221.  Durch 
Konjektur  beseitigt  die  Formen  OvlvfXTrov  -q)  W.  Schulze  Quae- 
stiones  epicae  272. 

12.  nazQoytloLO  21  mal,  -ov  7 mal:  am  Versanfang  11  478. 
699.  ß  6.  756,  vor  der  bukohschen  Diärese  11  647.  T  412,  vor 
der  weiblichen  Cäsur  ^  192.  Am  Versanfang  FlcxTQoy.'log  FL  2. 
219.  268.  284.  372.  377.  394.  427.  480.  684.  703.  733.  760.  763. 
783.  816,  naTQ6/.hi)  11  581,  IJaTQO/.lov  P  15;  der  Stellung  am 
Versende  kommt  die  vor  der  bukolischen  Diärese  gleich  (darüber 
s.  u.  S.  22  f.);  vor  der  weiblichen  Cäsur  iTar^oxAoy  11  463,  Ud- 
tqokXov  P  125.  2  232  usw. 

Bei  diesen  12  Beispielen  haben  die  Genetive  auf  -oio  das 
Übergewicht.  Unser  Gesetz  erklärt  aber  auch  diejenigen  Formen 
auf  -ov,  die  neben  -oio  nur  wenig  seltener,  ebenso  häufig  oder 
sogar  häufiger  vorkommen. 

13.  '^i-icpivoi^oio  Imal,  -ov  imal:  o  395  am  Versanfang. 
Am  Versanfang  l^f-iqilvof^og  %  89. 

14.  '^vTivooLO  3mal,  -ov  Imal:  to  424  am  Versanfang.  Am 
Versanfang  '^vrivoog  ß  84.  301.  6  628  usw.,  ^yivTLVoii)  o  292, 
^uävrivoov  6  631.  tt  417  usw. 

15.  agyalsoio  2mal,  -ov  Imal:  P  667  am  Versanfang.  Am 
Versanfang  dgyaliog  ö  397,  agyccleov  rj  241.  v  312  usw.,  aqya'kii] 
P  544.  O  386,  dqyaUrig  P  385  usw. 

16.  ^vToXv'AOiO  4 mal,  -ov  4 mal:  am  Versanfang  A  85,  vor 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -i^ai  u.  -jj?  im  griech.  Epos     15 

der  männlichen  Cäsur  t  430.  437.  455.  Am  Versanfang  hat  der 
Dichter  des  t  ^vtoXvKog  399  und  418,  vor  der  männlichen  Cäsur 
405.  414.  459  verwendet.  Vgl.  z.  B.  414  zov  /nev  oq'  ^u4vv6lv/.og 
y.tX.  und  455  tov  f.iiv  ag    ^vtoXvxov  xtA. 

17.  BovTTQaaloio  Imal,  -ov  Iraal:  ^  756  vor  der  männ- 
lichen Cäsur.     Ebendort  BovTtgdoiov  B  015. 

18.  daidaXsoio  Imal,  -ov  4mal:  ^  390.  T  380.  x  315.  367 
im  Versanfang  xalov  daiöaXeov  -axX.  Er  ist  nach  dem  Muster  der 
Versanfänge  -^aXov  daiddXeov  yivX.  X  314.  a  131,  KaXT^g  öaidaXetqg 
n  222,  y.ccXjj  daidaXlij  I  187,  ytaX^v  daidaXhjv  2  612  gedichtet. 
Am  Versanfang  oder  vor  der  männlichen  Cäsur  sitzen  fest  daiöa- 
Xeov -iqg  Tj  rjv  und  nach  ihrem  Muster,  außer  öaidaXeov,  öaiddXea 
2  379. 

19.  JovXixioLO  2mal,  -ov  Imal:  ti  396  vor  der  männlichen 
Cäsur.     Ebendort  JovXixiov  B  629. 

20.  ^v/iioßoQOio  3mal,  -ov  Imal:  H  210  d-vfxoßoqov  sQiöog 
Y.%X.     Gedichtet   nach  dem  Muster  von   T  58  d-v^ioßöq^)  sgidi  ^xX. 

21.  '/caaaLTeQoio  6mal,  -ov  2mal:  am  Versanfang  2  565, 
sodann  im  Versschluß  .  .  .  /.aaaiTSQOv  ts  2  574.  Vers  574  hat  der 
Dichter  der  Hoplopoiie  gedichtet,  nachdem  er  zuvor  (474)  den 
Versschluß  .  .  .  yiaaaiTeQov  te  verwendet  hatte;  .  .  .  %aoaiT8Qto  ts 
findet  sich   W  503. 

22.  yiovQiöloio  2 mal,  -ov  Imal:  w  196  vor  der  männlichen 
Cäsur.     Ebendort  AOvqLÖir^v  N  626. 

23.  ev ^afxsvoio  Imsd,  -oü  2mal:  ^381  und  ^211  am  Vers- 
anfang.    Am  Versanfang  ev^di-isvog  T  257.  ^  463  usw. 

24.  ÖQVv/xevoio  2mal,  -ov  Imal:  J  421  am  Versanfang. 
Ebendort  6qvv/.i€vo)v  Y  158. 

25.  ÜEiQid^ooio  3 mal,  -ov  2 mal:  M  129  und  182  vor  der 
männlichen  Cäsur.  Ebendort  IleLQid^oq)  B  742,  IIuQid^oov  A  263. 
Ä  318. 

26.  Tt\XE[xd%oio  16mal,  -ov  12mal:  am  Versanfang  y  374. 
432.  X  68.  ^  175.  o  496.  a  156.  v  272.  cf  216,  vor  der  männlichen 
Cäsur  y  423.  o  257.  v  295.  (f  313.  Am  Versanfang  sitzen  fest 
Tv[Xl^aiog  a  425.  ß  260  usw.,  TriXefxaxqt  ß  194.  383  usw.,  TiqXs- 
fiaxov  a  382.  ß  83  usw.;  vor  der  männlichen  Cäsur  TrjXef.iaxog 
a  156.  213  usw.,  TiqXefAdxo)  y  63.  d  166  usw.,  TiqXsfxaxov  ß  185. 
200  usw.  Nach  dem  Muster  dieser  Formen  ist  auch  TriXe/^iaxe 
4mal  als  Choriambus  verwendet  worden;  TfiXefxax  begegnet  26mal. 
Vgl.  o.  S.  13. 

27.  xwO|U6Voto  4mal,  -ov  Imal:  /  107  am  Versanfang.    Eben- 


16  K.  Witte 

dort  y^coof-iEvog  ^  244.  380  usw.,  x^i)0(.iiv(i)  B  782,  x^'^oi^evov  u4  429 
usw. 

28.  ^^ÖQijOTOio  Imal,  -ov  Imal:  f  347  am  Versanfang. 
Ebendort  "'AÖQiqaioq  Z  45,  ^'AÖQrjozop  Z  37.  U  G94. 

29.  Alytod-OLO  6 mal,  -ov  2 mal:  am  Versanfaug  w  97,  vor 
der  männlichen  Cäsur  ö  537.  Am  Versanfang  ^l'yiaO^og  y  250. 
6  b2b,  ^Yyiod-ov  a  300,  y  198.  308;  vor  der  männlichen  Cäsur 
Al'yioi^og  ö  529.  X  409. 

30.  AiyvTCToio  2mal,  -ov  Imal:  ö  355  am  Versanfang. 
Ebendort  AXyvjtxov  d  483.  ^  240.  q  426,  AlyvTtzo)  y  300.  d  351. 

31.  av9-Qo')7ioiO  1  mal,  -oi;  2mal:  vor  der  männlichen  Cäsur 
JT  315,  am  Versende  P  bl2.  Dreisilbige  Formen  von  avd^Qionoq 
stehen  vor  der  männlichen  Cäsur  29 mal;  die  zahlreichen  Verse, 
die  auf  dv&QcojTcov  -oig  -ovg  schließen,  sind  Glotta  III  130ff.  be- 
sprochen. 

32.  a(fv€iolo  4 mal,  -ov  3mal:  l  414.  Z  47.  i2  482  vor  der 
männlichen  Cäsur.     Ebendort  acpvEiov  q  420.  t  76  usw. 

33.  Evi^i^loio  Imal,  -ov  Imal:  ^481  am  Versanfang.  Eben- 
dort Evi-irflog  B  714,  Eu/.a]lq)   W  559.  565. 

34.  rjTteiQoio  9 mal,  -ov  8 mal:  vor  der  männlichen  Cäsur 
«  162.  /  90.  e  350.  i  85.  /.  56.  ^  136.  7l  367,  sodann  im  Vers- 
schluß .  .  .  r^/ceiQov  e/tißrjrai  e  399.  Vor  der  männlichen  Cäsur 
i^TteiQq)  I  100,  rjneiQov  l  485.  496.  o  84;  vgl.  z.  B.  ^  100  daÖBV!.^ 
SV  T^TteiQü)  xrA.  und  ^136  y-elrai  in    rindqov  ktA. 

35.  l(pd-i(j.oio  Imal,  -ov  imal:  ö  365  vor  der  männlichen 
Cäsur.  Ebendort  l'(p&if.wg  Q  144,  Xcp&ifxov  tc  89,  Yq)&i(xoi  TL  659 
usw.,  ig)d^lf.uov  P  749,  lq)&if.iqj  F  336  usw. 

36.  ^Iq>iy.Xoio  Imal,  -ov  Imal:  B  10b  am  Versanfang.  Eben- 
dort ^'icfLv.'kov  W  636. 

37.  oq^d-alfiolo  3mal,  -ov  3mal:  am  Versanfang  t  503.  516, 
sodann  im  Versschluß  .  .  .  ov  6q)d^al[.iov  aXaioaev  a  69.  Am  Vers- 
anfang 6(pi)^aXf.uo  i  383,  ocpd^alf-iov  i  453,  dg)d^alf.wL  r  211  usw.; 
zu  a  69  vgl.  Verse  wie  JT  344.   F  321. 

38.  viprjlolo  5 mal,  -ov  2 mal:  M  386  und  ti  285  vor  der 
männlichen  Cäsur.  Ebendort  vi^jtjXtp  F  384,  viptilöv  W  247  usw., 
vipiqlijg  cp  51  usw.,  vxprjlwv  i  113  usw.  Vgl.  z.  B.  F  384  TtvQyq) 
etp    vifJtjhö  /.vX.  und  M  386  '^änma    d(f    vipyjXov  Ttvqyov  axX. 

Es  fehlt  sogar  nicht  an  Beispielen,  die  nur  -ov,  nie  -oio  auf- 
weisen. 

39.  a(.ißQOGiov  Imal:  E  338  am  Versanfang.  Ebendort 
di.ißQOöuü  Ä  172  usw. 


über  d.  Kasusausgänge  -olo  u.  -ov,  -oiat,  u.  -oig,  -r^ai  u.  -;;?  im  griech.  Epos     17 

40.  af-KpL/rolov  Imal:  'C  116  am  Versanfang.  Ebendort 
a{.i(fi7toXog  a  335,  ä(.icpiTtoXov  7t  152  usw. 

41.  Jrji.iod6xov  Imal:  ^  106  am  Versanfang.  Der  Dichter 
des  ^  verwendet  am  Versanfang  z/rjf.i6öo-/.og  537,  Jr^f-iodöyico  254 
usw.,  zJrii.i6oox.ov  44  usw. 

42.  dovqateov  Imal:  &  493  am  Versanfang.  Ebendort 
öovQäteov  d-  .512. 

43.  EvQvixdxov  Imal:  q  257  vor  der  männlichen  Cäsur. 
Ebendort  EvQv^iaxoq  a  399  usw. 

44.  fjf.iiuvoc  Imal:  ^666  vor  der  männlichen  Cäsur.  Eben- 
dort ^lUiwwj'  f^  121  usw.,  Tj^iLovovg  ^260  usw.,  riixiovoi  P742usw. 

45.  IrcTtoyLOf-iov  Imal:  JT  338  am  Versanfang.  Ebendort 
i7T7t6yiof.iov  II  797. 

46.  NavGid^oov  Imal:  ^  565  am  Versanfang.  Ebendort 
JSavoid-oog  tj  63. 

47.  ^eivod6y.ov  Imal:  o  55  vor  der  männlichen  Cäsur.  Eben- 
dort ^eivodoKtp  ^  210.  0  70. 

48.  ev%0f.ie.vov  Imal:  O  476  am  Versanfang.  Ebendort  ev- 
XOfxsvog  ^  87  usw. 

49.  TtXatoiiEvov  2mal:  y  95.  6  325  am  Versanfang.  Eben- 
dort Ttlct'Cöi.iEvog  7t  64,  7tXa.'C6(.iEvoi  y  106. 

50.  TvvdaQ&ov  2mal:  vor  der  männlichen  Cäsur  w  199,  so- 
dann im  Versschluß  .  .  .  TvvdaQtov  7taQäxoiriv  l  298.  Vor  der 
männlichen  Cäsur  Twöageip  l  299. 

51.  vf.isTtQ0v  Imal:  o  533  am  Versanfang.  Ebendort  z.  B. 
vfdtEQog  ß  138,  vfisTeQtov  ö  688.  o  441,  vf.ieitQovg  w  457,  vf.ieTeQ7]  rj  277. 

52.  q>&€y^af.iivov  Imal:  i  497  vor  der  männlichen  Cäsur. 
Ebendort  cpS-ey^afievri  [i  170. 

53.  aqvEiov  Imal:  t  463  vor  der  männlichen  Cäsur.  Eben- 
dort agvELog  i  444,  agveiöv  x  527. 

54.  sv-/,v-A,Xov  Imal:  E  797  doTttöog  evy,vy.Xov  titL  Gedichtet 
nach  E  453  =  M  426  =  H  428  dartiöag  ev/ivyilovg  %tI. 

55.  i7t7tEiov  Imal:  £799  am  Versanfang.  Ebendort  ltt- 
Tteiov  ^F  392. 

56.  AvQvrjöGov  Imal:  B  690  vor  der  männlichen  Cäsur. 
Ebendort  ytvQvriaoov  Y  92. 

57.  fxv'Ariiyfiov  Imal:  ^u  265  am  Versanfang.  Ebendort  (iv~ 
y,rj^ixip  .5"  575. 

58.  -/.wKVTov  Imal:  X  447  yaoxvTOv  d^  7f/.ovae  y.al  oi/nioy^g 
ccTto  Ttvqyov.  Gedichtet  nach  dem  Muster  von  X  409  yicoyivtw  x 
ilyovto  7.al  olfAtoyf]  xaxa  aorv. 

Glotta  V,  I.  2 


18  K.  Witte 

59.  TtavToLov  Imal:  ^281  am  Versanfang.  Ebendort  Ttav- 
TÖloi  Y  249,  TTavvoiwv  B  397  usw.,  Ttavxoiij  v  247,  /cccvToiiig 
X  268,  TtavToiiqv  .5'  471  usw. 

60.  IlaQvtjOov  Imal:  2:432  am  Versaufang.  Ebendort  JTcf^- 
vriaov  T  394.  466.  tp  220. 

61.  TOLOixov  Imal:  Jt  94  im  Versschluß  .  .  .  tolovtov  iovrog. 
Gedichtet  nach  .  .  .  tolovtov  lövxa  H  242.  ^  118. 

Diese  Genetive  auf  -ov  finden  sämtlich  bei  Annahme  unseres 
Gesetzes  ihre  Erklärung.  Ich  bemerke  ausdrücklich,  daß  für  die 
einzelnen  Formen  auf  -ov  noch  viel  öfter,  als  es  oben  geschehen  ist, 
ganz  bestimmte  Muster  hätten  angeführt  werden  können,  von  denen 
aus  durch  Nach-  oder  Weiterbildung  die  Formen  der  Umgangs- 
sprache gebildet  worden  sind.  Nun  bleibt  ein  Rest  von  Formen, 
der  noch  nicht  erklärt  ist: 

62.  '^.öfxrjTOio  2 mal,  -ov  2 mal:  am  Versanfang  f  289,  vor 
der  männlichen  Cäsur  ^391.  Es  findet  sich  sonst  nur  '^d(.iriT(^ 
vor  der  Hepthemimeres. 

63.  ^AlcpELolo  2mal,  -ov  Imal;  E  545  am  Versanfang.  An- 
dere Kasus  finden  sich  nur  vor  der  Hepthemimeres. 

64.  ^^QOivöov  A  626  vor  der  männlichen  Cäsur.  Die  Form 
ist  ein  "'^inaS,  uqn]\.dvov . 

6ö.  ^^o/ialäffiov  N  527  vor  der  Hepthemimeres.  Sonstige 
Formen  kommen  nur  an  anderen  Versstellen  vor. 

ioQ.  avlelov  a  104  vor  der  männlichen  Cäsur.  Sonst  ist 
keine  dreisilbige  Form  des  Wortes  belegt. 

67.  övo/.eldöov  U  357  am  Versanfang.    "Ana^  elQ7ji.uvov. 

68.  eQY.€iov  X  ^35  am  Versanfang.    ^'A-wa^  e.iQi}i.Uvov. 

69.  i^liy^TQOv  d  73  vor  der  männlichen  Cäsur.  Sonst  exi- 
stiert bei  Homer  eine  dreisilbige  Form  des  Wortes  nicht. 

70.  Q^ißaiov  im  Versschiuß  .  .  .  Qiqßaiov  TsiQsoiao  y,  492. 
565.  X  90.  165.  i^  267.  xp  323.  Eine  weitere  Form  kommt  nicht 
vor.  ÄhnHch  ist  die  Form  Qy]ßaiov  (als  Eigenname)  "uärca'S,  eiQiq- 
(A.ivov  im  Versschluß  .  .  .  Qitjßaiov  'HnoTtija  &  120. 

71.  y,allLX0Q0v  l  581  im  Versschluß  .  .  .  did  /.alhxoQOv 
IlavoTtrjog.    '^sral  slQrj/iisvov. 

72.  MaidvÖQOv  B  869  am  Versanfang.    "Ana^  elQrjuhov. 

73.  ve/aaQiov  F  385  vor  der  männlichen  Cäsur.  Sonst  nur 
noch  veKTaQso)  2  25  am  Versanfang. 

74.  UavdaQSOv  t  518.  i»  66  vor  der  männlichen  Cäsur.  Nur 
an  diesen  beiden  Stellen  ist  das  Wort  belegt. 

75.  dvaof.itvov  a  24  vor  der  männlichen  Cäsur. 


über  d.  Kasusausgänge  -oto  u.  -ov,  -otai  u.  -ots,  -ijai  u.  -j?f  im  griech.  Epos     19 

76.  cf^syyof-ievov  %  329.   K  457  am  Versanfang.     Nur  diese 
Form  des  Partizips  ist  belegt. 

77.  iL/.väXov   O  705    vor    der    männlichen   Cäsur.      Sonstige 
Formen  nur  an  anderen  Versstellen. 

Man  könnte  daran  denken,  hier  folgendermaßen  zu  argumen- 
tieren. Gewiß  werden  die  Formen  62 — 77  durch  unser  Gesetz 
noch  nicht  erklärt,  jedoch  nur,  wenn  man  es  allzu  wörtlich  ver- 
steht. Welches  war  denn  die  Verwendung  choriambischer  (mo- 
lossischer)  Wortformen  im  epischen  Hexameter?  Statistische  Be- 
obachtungen darüber  sind  Glotta  III  134  veröffentlicht.  Diese 
Formen  finden  sich  so  gut  wie  nur  an  drei  Versstellen:  am  Vers- 
anfang, vor  der  Penthemimeres,  vor  der  Hepthemimeres.  Darum 
begreift  man  ohne  weiteres,  daß,  wenn  Formen  wie  ^^d/u^to)  vor 
der  Hepthemimeres  festsaßen,  ^^d^irjzov  leicht  einmal  an  den  Vers- 
anfang oder  vor  die  Penthemimeres  geraten  konnte.  Die  drei  Ge- 
brauchsweisen glichen  einander  eben  so,  daß  sie  von  den  Dichtern 
als  eine  empfunden  werden  mußten.  Wenn  endlich  ein  paar  For- 
men ohne  Vorbild  verwendet  wurden,  so  wird  das  jeder  richtig 
beurteilen,  der  sprachgeschichtliche  Vorgänge  zu  deuten  weiß.  Ge- 
netive auf  -ov  sind  von  den  Maskulina  und  Neutra  der  Messung 
—  Uöu  zunächst  nur  zur  Füllung  bestimmter  Paradigmata  oder 
wenigstens  nach  dem  Muster  anderer  Formen  des  Paradigma  ver- 
wendet worden;  schließlich  haben  sie  sich  zum  selbständigen  Typus 
entwickelt.  Diese  Argumentation  wäre  falsch.  Auch  die 
Formen  62 — 77  sind  nach  dem  Vorbild  bestimmter  Muster  ge- 
braucht worden;  nur  sind  diese  Muster  außerhalb  des  Para- 
digma zu  suchen.  Bei  Homer  finden  sich  Versanfänge  wie 
O  639  KoTtQTJng  q)iXov  viov  xv'k. 
n  595  XdXy.cüvog  cptXov  viov  /aX. 
Nach  ihrem  Vorbild  dichtete  der  Verfasser  des   W 

289  '^dfiijvov  cflXog  t^Jog  /.tX,, 
und  verwendete   die   neue  Form    gleich    noch    einmal    in  Vers  391 
(s.  o.  unter  62).     E  544  f. 

aq>v£idg  ßioTOio,  ylvng  d'   r^v  e/i  TtoTUf-idlo 
l^Xcpsiov,  og  t'  evqv  geei  HvXicov  öia  yairig 
sind  Verse  wie  S  245 f.  vorangegangen: 

qela  yMTEVvrjaaif.ii,  xal  av  Ttoiai^iolo  Qesd^ga 
^Qyceavov,  og  tibq  yeveaig  TtdvTeaot  rtTv/aai  i). 


1)  Über  '^Ixsarov  s.  o.  S.  14. 


20  K.  Witte 

Nr.  64  ist  ^Aqoivoov,  ein  "^Tta^  elgru-ierov.     yl  626 

^vyaxiq    ^^qgivoou  (.isyaXrjTOQog  xtA.  ; 
der  Vers  ist  gedichtet  nach  dem  Muster  von  Stellen  wie 
y  432   Trjlef-idxov  exagoi  j.isyaX'^TOQog  xtZ. 
X  85  ^vto'Kv'/.ov  d-vyaTrjQ  /.leyalr^Togog  %xX.  ^). 
Nr.  66  avXeiov:  a  104 

ovöov  iTt    avlsiov  AxX. 
ist  nach  dem  Muster  von  o  33  gedichtet 

ovöov  iTti  ^earov  xrA.     (Vgl.  auch  %  72.)  2) 
Nr.  67  dvG/.elccdov:  11  356f. 

Ol  öi  (fcßoio 
övay.£Xadov  fxvrioavxo  axX.; 
gedichtet  nach  Versen  wie  P  667 

ciQyaXlov  ttqö  (foßoio  xrA.  3) 
X  334 f.  lautet: 

rj  i'/.dvg  {.lEyccQOio  z/iog  fxsydXov  -noxi  ßiofiov 
eQ/.eiov  TCoixo  xexvy{.iivov  axX. 
Hier  hat  der  Dichter  eQy.eiov   nach  dem  Muster   des   vorausgegan- 
genen i-ieydXov*)  gesagt.    Ebenso  erklären  sich  Nr.  69,  73  und  70. 
d  73  XQvaov  x  r^Xi/.xqov  xe  xal  ceQyvQov  tjd^  ilecpavxog^). 
r  385  xsiqI  di  v€7,xaQeov  mvov  ixiva^e  Xaßovaa^). 
Q  120  viov  vTteQd^v(xov  Qrjßalov,  ^HvLOTzrja'^). 
(X  267  fxävzTjog  dXaov,  Qr^ßaiov  TeiQeaiao  (vgl.  x  492 f.) ä). 
Nach  (4,  267  =  x  492  ist  später  der  Versschluß  .  .  .  Qrißaiov  Tei- 
QBoiao  ohne  vorausgegangenen  Genetiv   auf  -ov  verwendet  worden 
(s.   0.). 
Nr.  72  MaLCivdqov.  B  869 

Maidvdgov  xe  Qodg  /.xX. 
Vgl.  tu  11   ...  ^Q.7.Eavov  xe  goccg  xxX.^).     Nr.  74  TIavdaQtov: 
X  518  t(5g  d'  oxs  navöageov  '/.ovqvj  a.xX. 
V  66  log  d'  oVe  Tlavöagtov  Kovqag  xrA. 
Tlavöageov  gebraucht  der  Dichter  des  x  wie  546  ^Iauqlov 
d^ccQoet  ^I/MQi'ov  y.oiQ7]  xxX. 


1)  Über  Tr}kffi.c(/ov  o.  S.  15,  über  AvtoXvxov  o.  S.  14  f. 

2)  Über  Ifffroi)  u.  S.  37. 

3)  Über  agyakiov  o.  S.  14. 

4)  Über  fxsynkov  s.  u.  S.  32. 

5)  Über  /ptffot}  u.  S.  37,   über  ccQyvQov  o.  S.  10. 

6)  Über  kavov  s.  u.  S.  83.  7)  Über  vnsQdvfiov  u.  S.  45. 

8)  Über  dhiov  u.  S.  33. 

9)  S.  14. 


über  d.  Kasusausgänge  -ow  u.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -tjai  u.  -ijg  im  griecb.  Epos     21 

Vgl.  auch  to  199 

oi'x'  wg  Twöageov  -/.ovqtj  xrA.  i). 
Nr.  75  dvoofxivov:  a  24 

of  |fifV  dvoof-isvov  '^YTcegiovog,  ol  d"  avidvzog. 
An  derselben  Versstelle  saß 'fiTeA/w 'Frrfi^/ovt  fest  |U  133.  346.  374; 
vgl.  auch  Ä'  135. 
Nr.  76  (pd-syyoi.isvov:  K  457  =  x  329 

cpd-eyyof.ih'Ov  d'  «'(»«  toü  y€  xa(»}^  /.ovir^oiv  8f.iLx9^r]. 
Der  Vers  ist  gebildet  nach  dem  Rhythmus  von  Stellen  wie 
N  543  8/.Uv9^ri  d'  stsgiooe  ytaQrj,  srtl  S^  aa/vlg  edcpS-ri. 
X  402  -Kvarsai  nhvavTo,  vmqtj  d    anav  iv  ytovirjOi 

ytelzo  xrA. 
Nr.  77  cu-nvaXov:  0  705 

xaA^g  di'üväXov  xtA.  (seil,  veog); 
hier  liegt  eine  Nachbildung  des  typischen  Versanfanges  y.aldv  dai- 
ddXsov,   '/,aXov  daiöaXeov,    /.aXi^g  daiöaXirig  usw.    (s.  o.  S.  15)  vor. 
Von  den  Formen  62 — 77  sind  mithin  nur  noch  zwei  übrig,  Nr.  65 
u4o/.aXd(pov  und  71  y.aXXixoQOv: 

N  527  Jiqicpoßog  piev  cItc    'AanaXacpov  TtrjXrjyta  cpaeivrjv; 
A  581   Ilv^a)   d^  EQXOf-ihriv  did  "/.aXXixoQOv  UavoTcrjog. 
Für   die   erste   trifft  nun    allerdings   die   o.  S.  19    geäußerte    Ver- 
mutung zu:    N  527  ist  ^AoY.aXdcpov   nach   dem  Muster  von  Aoy.a- 
Xd(fM  im  vorangegangenen  Vers  gebraucht: 

o\  d"  ducp^  ^Ao'AaXdcpijj  avtoox^öov  iüQt.iiqd^ifioav. 
Das  Ergebnis  ist  überraschend.  Von  den  77  Formen  auf  -ov 
haben  die  Dichter  keine  einzige 2)  willkürlich  verwendet;  diese  Ge- 
netive sind  immer  nur  im  Anschluß  an  bestimmte  Muster  gebraucht 
worden.  Außerhalb  des  Paradigma  werden  wir  das  Vorbild  ge- 
legentlich auch  für  die  Fälle  13  —  61  zu  suchen  haben,  besonders 
da,  wo  die  als  Muster  in  Betracht  kommenden  Formen  des  Para- 
digma nur  selten  sind. 

Über  die  Geschichte  der  Formen  auf  -ov  ist  noch  folgendes 
zu  sagen.  In  ausschließhcher  Verwendung  haben  sich  die  Genetive 
auf  -OLO  überall  da  erhalten,  wo  sie  gegenüber  den  anderen  Kasus 
des  Paradigma  das  Übergewicht  hatten.  So  ist  bei  Homer  kein 
Kasus  außer  dem  Genetiv  belegt  z.  B.  bei  dvdqoqidyoLO  ^TCcarcvXoLO 
ev^Eüioio  €iQV7ccQOio   rjövTioToio  'AaXXiy.6fj^oio;    dvÖQOCfövoio   findet 


1)  Über  VxKQiov  0.  S.  13 f.,  über  TvvSkq^ov  0.  S.  17. 

2)  Sieberlich  auch  nicht  xakXixoQov.    Wir  können  nur  das  Muster  nicht 
mehr  nachweisen. 


22  K.  Witte 

sich  13mal,  daneben  nur  dvÖQOcpovov  Inial  und  dvÖQOcfovovg  3 mal; 
iTCJtoßoTOio  9 mal,  daneben  nur  InTtoßoraj  1  mal  und  'iTtTCoßozov 
5 mal;  '^vko/iioio  17 mal,  daneben  nur  i^vy.o(.iog  4 mal.  Die  Formen 
auf  -010  entstammen  zum  großen  Teil  einer  früheren  Periode  des 
epischeu  Heldensanges.  Wo  dagegen  Nominativ  Dativ  Akkusativ 
häufig  vorkamen,  während  sich  für  die  Verwendung  des  Genetivs 
nur  seltener  Gelegenheit  bot,  da  hat  er  den  Umfang  der  übrigen 
Kasus,  d.  h.  die  Endung  -ov  angenommen.  So  werden  recht  oft 
in  Ilias  und  Odyssee  z.  B.  die  Formen  di-ißgooiog  -qj  -ov  -ovg  -t] 
-rjv,  af.icpi7toXog  -qj  -ov  -ot  -wv,  vf.itTeQog  -ov  -lov  -ovg  -rjg  --rj  ver- 
wendet. Ihnen  ist  es  zuzuschreiben,  daß  die  Genetive  dinßQooioio 
d(X(fL7t6XoLO  vfXETtQOLO  bci  Homer  nicht  mehr  vorkommen. 

Die  Ergebnisse,  zu  denen  die  Untersuchung  der  Genetivformen 
geführt  hat,  benützend,  suchen  wir  uns  nun  über  die  Dative 
Klarheit  zu  veischaifen. 

Nur  -oiOL^),  nie  -oig  kommt  in  folgenden  Fällen  vor: 

yt(jüxoq>dyoLOL  2 mal;  alyv/tioloi  Imal,  ahioXioiOL  3 mal, 
dyiQo/roXoioi  2mal,  d/LKfmoXoioi  27 mal,  doiQaydXoioi  Imal, 
iXleöavoloL  Imal,  olonolotai  2mal,  rp'ioxoioi  Imal,  vtjdv- 
loLOi  Imal,  (fojQia/nolai  Imal;  dygozigoioi  Imal,  aif.ivXioiai 
Imal,  alvof.iUQüioi  2mal,  dXXoöaycdloi  4mal,  dlXoTQioiot 
Imal,  df.i(poT€Qoiai  34mal,  öaidaXeoiai  5 mal,  öegf^azivoiai 
2mal,  elagivoloL  Imal,  silarivoioi  Imal,  'MVQOTiQOLGt  2mA\, 
y.vdali/iioiai  ömal,  vrj7tviioLOL  Imal,  oft/cozegoioi  Imal, 
ovnöavolai  Imal,  Tratgoregoiai  2 mal,  /.aQ/taXiiioioi  3 mal, 
yiegdaltoioi  Imal,  TtopzofioQotai  11  mol,  jiQEoßvzeQOioi  Imal, 
v/nezegoiai  4mal,  vipr/iüf.i0LOi  2mal,  x^iQOztQOiOL  Imal, 
XEQf.iadioLGL  Gmal,  couvTiogoiat  ömal,  w(.io(fdyoiOL  3mal; 
daivv/Luvoioi  Imal,  deQy.of.ievoiOL  Imal,  iGoof-itvoioi  10 mal, 
f.iaQva^itvoLOi  Ömal,  ev^of-ilvoioi  Imal,  zeguoiuevoiOL  3mal; 
^Hlsioioi  Imal,  KaöiieioiOL  2 mal,  IIvyi.iaioiOL  Imal;  dy- 
'/.iozQOLOi  2mal,  i]kiY.zqoiOL  2 mal,  xsvzavQoioi  Imal,  olcü- 
vdloi  ömal;  aidoioioi  4 mal,  divtozoloi  Imal,  övozijvoioi 
Imal,  ivvetüQoiOL  Imal,  /.oIXtizoioi  4 mal,  fcoir^zoloi  2 mal, 
viprjXolai  ömal,  lcpi^i}^iOLGi  4 mal. 
Sind  auch  diese  Dative,  wie  die  o.  S.  11  f.  aufgeführten  Genetiv- 
formen auf  -OLO,  zum  größeren  Teil  Rudimente  einer  früheren 
Periode  des  epischen  Heldengesangs?  Die  obige  Zusammenstellung 
verrät  darüber  nichts.     Aber  wir  erhalten   augenblicklich  Klarheit, 


1)  Fälle  mit  und  ohne  v  liftXxvajixöv  sind  nicht  unterschieden. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -ois,  -tjoi  u.  -jj?  im  griech.  Epos     23 

sobald  wir  einmal  zusehen,    welche  Genetivformen   zu   den  soeben 
genannten  Dativen  gehören.     Bei  Homer  finden  sich 

-oig    ~- 


daidaleoio     1  mal 

-ov  4  mal 

-oioi     5  mal 

i(pd^if.wio        1  mal 

Imal 

4mal 

viibtIqolo         — 

Imal 

4  mal 

vipvjXolo      13  mal 

2  mal 

5mal 

äfxcpiJToXoio     — 

Imal 

27  mal 

r^XixTQOLO        — 

1  mal 

2  mal 

evxoi-i^voio       — 

Imal 

Imal 

Es  zeigt  sich,  daß  den  Genetiven  auf  -ov  keine  Formen  auf  -oig 
entsprechen,  obwohl  der  Dativ  der  betreffenden  Worte  nicht  selten 
gebraucht  wird.  Also  folgt,  daß  die  Dative  auf  -oig  erst  später 
ins  Epos  eingeführt  sind  als  die  Genetive  auf  -ov. 

Wo  Formen  auf  -oig  von  Maskulina  und  Neutra  der  Messung 
_  CTu  w  begegnen ,  müßte  ihr  Vorkommen  auf  dieselbe  Weise  wie 
das  der  Formen  auf  -ov  erklärt  werden;  auch  hier  müßte  um  des 
Paradigma  willen  oder  nach  dem  Muster  bestimmter  Vorbilder  die 
kürzere  Form  verwendet  worden  sein.  Dieser  Nachweis  ist  im  fol- 
genden abgekürzt;  ich  habe  nicht  mehr  einzelne  Stellen,  sondern 
nur  die  Formen  angeführt,  denen  zu  liebe  die  Dativform  auf  -oig  ^) 
gebraucht  worden  ist. 

1.  d&avdtoioi  91  msd,  -otg4mal:  am  Versanfang  ^207.  (5  592. 
ß  426,  vor  der  männlichen  Cäsur  iq  5.  Im  Epos  werden  verwendet 
dd-dvaTog  -ov  -w  -oi  -cov  -ovg  -rj  -rjr. 

2.  lAgysioiGL  61mal,  -oig  7mal:  am  Versanfang  ^510.  /  133, 
vor  der  männlichen  Cäsur  F  286.  0  36.  467.  W  535,  sodann  im 
Versschluß  .  .  .  juezr'  ^^gyeioig  dyogsvEig  K  250.  -^  ^Agyeloi  ^^gysicov 
^^Qyeiovg. 

3.  r]i.iETEQ0ioi  11  mal,  -oig  Imal:  i  93  am  Versanfang.  ~  rjf.ihs- 
Qog  -Oi  -ov  -ov  -7]  -tjg  -ij  -tjv  -ai  -ag,  nach  dem  Muster  dieser  For- 
men, ebenso  wie  rji.i£T€QOig,  rjf.itTEQe  (4 mal). 

4.  i7t7ioddf.ioiOL  7 mal,  -oig  3mal:  vor  der  männlichen  Cäsur 
0  110,  sodann  im  Versschluß  .  .  .  f-isd^'  iTruoöä/iioig  dyoQEvao) 
H  361.  0  525.  ~  iTtTtodafxov  -oi  -ovg. 

5.  dlX^loiai  61  mal,  -oig  6mal:  am  Versanfang  <^  472.  K  420. 
P  365.  y  152,  vor  der  männlichen  Cäsur  Z  230,  sodann  im  Vers- 
schluß .  .  .  dXXrjloig  eglawoiv  o  277.  ^  dllijltov  -ovg  -ag. 


1)  Ich  schreibe  hier  wie  im  folgenden  -oig  (nicht  -oia'),  weil  ich  nach 
Ludwichs  Ausgabe  zitiere  (s.  o.  S.  9).  Was  richtig  ist,  wird  die  Unter- 
suchung lehren. 


24  K.  Witte 

6.  dvd^QWTtoLGi  39 mal,  -oig  3 mal:  3^  580.  x  39.  i/'  307  am 
Versanfang.  ~  ävd^QtoTrog  -ov  -ol  -cov  -ovg. 

7.  ocfd^alf-ioloi  74mal,  -mg  Imal:  x  39  vor  der  männlichen 
Cäsur.  ~  oq^d^alf-iog  -([)  -6v  -w  -oi  -wv  -ovg. 

Auch  die  Dative  auf  -oig,  deren  Zahl,  wie  man  sieht,  bisher 
keineswegs  groß  ist,  würden  also  durch  unser  Gesetz  ihre  Erklärung 
finden.  Aber  dürfen  wir  überhaupt  mit  diesen  Beispielen  rechnen: 
es  ist  natürlich  ^)  die  P'rage  aufzuwerfen,  wie  weit  -oig  durch  apo- 
strophiertes -oio'  ersetzt  werden  kann  oder  muß.  An  den  zitierten 
Stellen  findet  sich  -oig  nur  vor  Wortformen  mit  vokalischem  Anlaut 
bis  auf  P  36.5 

dXXy^loig  v.ud^    6f.iiXov  dXeS.li.ievai  cpovov  airciv. 
Und  auch  hier  schwanken  die  Hss.  zwischen  v.ad-    of-iilov   und  av' 
0(.iiXov,    was   viele  Herausgeher   in   den  Text   gesetzt   haben.     Das 
besagt  genug:    Es  kann  kein  Zweifel    bestehen,    daß   wir   bei    den 
Beispielen  1 — 7  apostrophiertes  -oio^  zu  lesen  haben. 

Nur  bei  Annahme  der  Endung  -oia  im  weitesten  Umfang  er- 
klären sich  zwei  weitere  Kategorien  von  Formen.  Erstens  die- 
jenigen, bei  denen  -oig  nur  wenig  seltener,  ebenso  häufig  oder  häu- 
figer als  -oioi  begegnet: 

8.  dyxEjudxoioi  — ,  -oig  Imal:  72  248  im  Versschluß  .  .  .  ay- 
Xe^d^oia^  kiccQoioi. 

9.  ai&ofievoiGi    Iraal,    -oig  2mal:    yl  IIb   =  /<  362  .  .  .  e/r 

aid-Oflh'OKJ     lEQOloi. 

10.  dvTiS^eoioi  3mal,  -ofg  5mal:  doli.  ^247.  385.  ^54.  t216 
.  .  .  avri&eoia    eraQOiai. 

11.  elgoTtcKoiOL  — ,  -oig  Imal:  E  137  .  . .  «tt  eiQonö'/MiG  oieoGi. 

12.  Ey.TOQeoiGi  — ,  -oig  Imal:  K  46  am  Versanfang. 

13.  -tjfAiövoiGi   Imal,  -oig  Imal:  £1  442  (s.  u.). 

14.  levyaXeoioi  2mal,  -oig  Imal:  Y  109  am  Versanfang. 

15.  f.i6i?uyjüiai  13 mal,  -oig  11  mal:  am  Versanfang  ^  137. 
CD  339.  i  493.  >t  173.  442.  547.  ^k  207.  tv  279.  a  283.  co  393,  vor 
der  männlichen  Cäsur  31  267. 

16.  f.ivr]Gaf.ievoioi  — ,  -oig  Imal:  x  199  am  Versanfang. 

17.  TioQvcpvQeoiGi  Imal,  -oig  Imal:  il  796  am  Veranfang. 

18.  dQVEioÜGi   — ,  -oig  Imal:  B  550  .  .  .  agveiolo    ildovvai. 

19.  sKTtdyXoiGi  — ,  -oig  2mal;    0  198.   ^  77  am  Versanfang. 

20.  yLagziGToiGi  — ,  -oig  Imal:  ^  267  .  .  .  KagziGzoiG   ludyovvo. 

21.  Xaixj^iriQoiGL  — ,  -oig  Imal:  0  278  am  Versanfang. 


1)  S.  0.  S.  23  Anm.  1. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -015,  -rjcfi  u.  -yg  im  griech.  Epos     25 

.   22.  rtavToioLöL  2  mal,  -oig  Imal:  i  260  am  Versanfang. 

23.  ayjvvf.itvoiOL  — ,  -otg  Imal:  12  526  vor  der  männlichen 
Cäsur. 

24.  iQXOf.i6voiOL  3mal,  -oig  imal:  E  150  vor  der  männlichen 
Cäsur. 

25.  TEiQOfxsvoiGL  — ,  -0/g  2 mal:  P  703.  2  129  am  Versanfang. 

26.  XQVOELOIOL  — ,  -oic,  2 mal:  ^  246.  ^  633  am  Versanfang. 
Auch  hier  stehen  die  Formen  auf  -oig  vor  Worten  mit  vokalischem 
Anlaut  bis  auf 

Q.  442  Ev  d'  STtvevo'  %7t7toiGi  /.al  rjf-iLovoig  (.livog  r^v. 

Q  796  TtOQcpvQioig  Tte/rloiOL  y^aXuipaweg  lAalaxolaiv. 
Der  Text  ist  in  Ordnung.  Also  gilt  hier  die  o.  S,  9  geäußerte 
Erklärung,  i^/uiovoig  hat  sich  nach  dem  Umfang  von  rii-uovov  -ol 
-tüv  -ovg,  TtoQCfvQtoig  nach  TtOQcpi'Qeog  -ov  -o)  -ovg  -tj  -7]i'  gerichtet. 
Woher  aber  hat  der  Dichter  die  Formen  rif.u6voLg  und  7VOQq>vQeoig 
genommen?  Hier  bestehen  zwei  Möglichkeiten  der  Erklärung.  Ent- 
w^eder  sind  die  Dative  rif.n6voig  und  ftOQg)VQeoig  dichterische  Neu- 
bildungen, die  aus  den  apostrophierten  Formen  ij/^iiovoia,  tvoq- 
cpvQSOLO^  herausgehört  sind,  oder  es  sind  Formen  der  ionischen 
Umgangssprache.  Im  ersten  Fall  würde  die  epische  Literatursprache 
eine  Entwickelung  vorweg  genommen  haben,  die  später  im  ge- 
sprochenen Ionisch  noch  einmal  stattgefunden  hat.  Gegen  diese 
Annahme  spricht  die  Analogie  der  Genetive  auf  -ov.  Wie  dort 
wird  es  sich  auch  bei  den  Dativen  /toQcpvQtoig  usw.  um  Formen 
der  Umgangssprache  handeln,  die  zur  Füllung  bestimmter  Para- 
digmata des  Epos  eingeführt  worden  sind.  Nun  lehren  zwar  die 
Inschriften,  daß  auch  im  späteren  Ionisch  der  Dativ  in  der  zweiten 
Deklination  auf  -oioi  ausgelautet  hat.  Aber  gewisse  Orte  zeigen 
zeitig  -oig;  vgl.  Kühner-Blass  I  1^  398,  Thumb  Handbuch  der 
griechischen  Dialekte  354.  —  Für  die  übrigen  Beispiele  ist  -oia 
anzuerkennen.  Wer  -oig  schreibt,  muß  erst  den  W^iderspruch 
zwischen  den  Beispielen  8—21  und  1 — 7  aufklären,  wo  -oig  so 
selten  vorkommt. 

Zweitens  finden  sich   ein   paar  Dative    auf  -oig   bei  Worten, 
von  denen  viersilbige  Formen  überhaupt  nicht  vorkommen. 

27.  avTißioiai  Imal,  -oig  3mal:  -ß  378.  o  415.  v  323  .  .  .  avvi- 
ßioid'  ircieGOiv. 

28.  slvodioioi  — ,  -oig  Imal:  J7  260  am  Versanfang. 

29.  yiEQTOfiioiOi  3mal,  -oig  3mal:  am  Versanfang  J  6.  £419, 
vor  der  männlichen  Cäsur  w  240. 

Es  ist  selbstverständlich  —  zugleich  doch  aber  auch  die  Probe 


26  K.  Witte 

aufs  Exempel  — ,  daß  diese  Formen  nur  vor  folgendem  Vokal 
stehen  (als  vokalisch  anlautendes  Wort  haben  wir  für  diese  Verse 
trcog  anzusprechen  i).  Auch  hier  haben  alle  künftigen  Herausgeber 
des  Homer  -olo    zu  schreiben. 

Es  bleiben  noch  die  Dative  auf  -rjöi  -rjg   zu  besprechen.     Nur 
Formen  auf  -tjoi  finden  sich  in  folgenden  Fällen: 

alyavei]ai  3 mSil,  aQixovirjai  1  mal,  elXa/tivfjai  Imal,  evveatr^ai 
Imal,  ''l/c/caGidr]ai  Imal,  i.iaQTVQi'j^oi-  1  mal,  vrjsrierjat  3 mal: 
aX?MTQi)joi  1  mal,  af^ißgooirjai  1  mal,  (XQyaXerjOL  1  mal,  agyc- 
QtrjOi  1  mal,  elagirfiot  1  mal,  EVf.iev8Tr]Gi.  1  mal,  d^riKvxeQi]Oi 
3 mal,  ■/.vavtrjOi  3 mal,  XevyaXerjGi  Imal,  olovivfjOi  Imal, 
nEv/MlifUiai  4 mal,  vfxeTtQfiOL  2 mal,  xeiixeQirjaL  Imal;  soao- 
(xevißOi  Imal,  ■/.aio/iiivrjOi  Imal,  f.iaivoixivTßOL  2 mal,  fislTto- 
f.ievr]OL   1  mal. 

dy/.0LvrjOi  3 mal,  alS^ovorjOi  2 mal,  aXcpijaztjai  Imal,  ßovlev- 
Tjjai  Imal,  öioTlvi^ai  2ma,l,  iyxsljjoi  10 mal,  i^r]QEvTf]ai  2 mal, 
TO^BvtfjöL  Imal,  vßQiOTfjOi  Imal;  aXXtjXijGi  10 mal,  avXslr^Gi 
2 mal,  [TtTtELrjGL  Imal,  /.oXXrjTT^Gi  2 mal,  /roirjTfjGL  Imal, 
vilirjXf]GL  Imal. 
Für  Formen  auf  -r]g  existieren  wenigstens  13  Beispiele,  dar- 
unter stehen  11   nur  vor  vokalisch  anlautenden  Worten. 

1.  dyyEXiijGi  — ,  -rjg  Imal:    a  414  vor  der  männlichen  Cäsur. 

2.  dd^afccTr^GL  5 mal,  -tjg  3 mal:  —  86.  co  47.  55  .  .  .  dd-avdi;r]G^ 
dXifjGLv. 

3.  aldoi)]Gt  — ,    -r]g  3 mal:    Z  250.  O  460.   x  11    ...  alöoir^G* 
dXoxoiGLv. 

4.  d/.KfoieQrjGL  12mal,   -r^g  Imal:   M  382  vor  der  männlichen 
Cäsur. 

5.  i^fXETSQrjGi  7 mal,  -rjg  2 mal:  am  Versaufaug  Y  143,    sodann 
im  Versschluß  .  .  .  rjusregrjG'  dXoxoiGi  Z  114. 

6.  (pv^avuvfjOL  — ,  -fjg  Imal:  N  102  am  Versanfang. 

7.  dqyEvvfjGi  Imal,  -f-jg  2 mal:  Z424.  q  472  . . .  doyEvvfJG^  oiegglv. 

8.  ya{.i(priXf]GL  2 mal,  -fß  Imal:  T  394  am  Versanfang. 

9.  EvxiüXfjGi  Imal,  -fjg  2 mal:  /  499.  v  357  . .  .  EuxtoXfjG^  dyavfjGi. 

10.  o^EirjGL  ^,  -Tjg  Imal:  JT  518  o^eiijG*  6dvv)]Giv  /.tX. 

11.  7cavTon^GL  — ,  -rjg  2 mal:  cl'  725.  815  am  Versanfang. 

12.  coyiEirjGi   Imal,  -r^g  Imal:  L  104  .  .  .  cuxeltjo^  sXdq)OiGi. 

13.  UxQEiÖQGL  7 mal,'   -jig  5 mal:    E  552.    H  373.  470.   P  249 
vor  der  Penthemimeres,  ß  249  vor  der  Hepthemimeres. 

1)  S.  u.  S.  35. 


über  d.  Kasusausgänge  -oto  u.  -ov,  -oiat  u.  -ot?,  -rjai  u.  -ijg  im  griech.  Epos     27 

Daß  hier  überall  die  apostrophierten  Formen  auf  -?ya'  einzusetzen 
sind,  bedarf  nun  keines  Wortes  mehr.     Es  bleiben  2  Beispiele. 

14.  oicpQadii]OL  7 mal,  -i]q  2 mal: 

^  481  aq)Qaöit]a',  ertei  ovv.  lcpai.nqv  giycoae/uev  e'f.i7t7jg. 
Hier  schwanken  die  Hss.  zwischen  acpQadiijg  und  acfgaötiog,  sodaß 
Ludwich  das  letztere  in  den  Text  gesetzt  hat. 

X  28S  er/iiov  ctffQadhjg  \xiya  slTtsiv,  alld  ^eoloi 

15.  XQVOEirjOi  — ,  -rjg  2 mal: 

M  297  y^QvOEii^g  Qaßdoioi  öiriveyteGiv  tcbqI  xt'xA,ov. 
^180  XQ^(^^^}]S  ^    sverTjüi  '/.aza  oxTJd^og  tieqovccxo. 
An  den  drei  Stellen  hat  Nauck  die  Formen  auf  -^5,    an  denen  er 
Anstoß  nahm,    durch  Konjektur  zu   beseitigen    gesucht.     d(pQadi)]g 
hat  sich  dem  Umfang  von  dcpQcxdirj  -ag,  xQi'Osljjg  dem  von  xQvoeio) 
-OL  -71  -7]  -riv  usw.  angeschlossen. 

Das  Ergebnis  der  Untersuchung  über  die  Formen  auf  -oig  und 
-i]g  ist,  daß  unter  29  Beispielen  der  ersten  Art  nur  3,  unter  15 
der  zweiten  2  vor  folgender  Konsonanz  nachweisbar  sind.  Dieser 
Tatbestand  zwingt,  den  Blick  noch  einmal  rückwärts  zu  wenden 
und  die  Frage  aufzuwerfen :  Ist  etwa  in  entsprechender  Weise  auch 
das  Vorkommen  der  Genetivformen  auf  -ov  auf  die  Stellung  vor 
vokalisch  anlautenden  Worten  beschränkt,  so  daß  bei  Homer  in 
den  meisten  Fällen  statt  -ov  apostrophiertes  -olo  in  den  Text  ge- 
setzt werden  müßte?  Diese  Frage  bedarf  umso  mehr  noch  der 
Erledigung,  als  van  Leeuweu  zum  Schluß  seiner  Betrachtung  der 
Suffixe  -OLG  und  -ov  (Enchiridium  dictionis  epicae  204)  zu  dem 
Ergebnis  kommt:  Quae  disputavimus  huc  redeunt:  genetivi  in  Ho- 
mericis  duplicem  esse  formam,  -010  et  -ov,  prioris  autem  termini 
multis  locis  elidi  syliabam  finalem.  Vgl.  auch  a.  0.  201  Non  du- 
bitamus  quin  iis  locis,  ubi  metrum  terminum  genetivi  elisum  -ol 
aut  flagitat  aut  libenter  admittit,  ita  et  in  libris  olim  scriptum 
fuerit  et  a  nobis  rescribi  debeat.  Diese  Behauptungen  sind  un- 
richtig. Denn  unter  den  77  oben  angeführten  Formen  auf  -ov 
finden  sich  nicht  weniger  als  56  vor  folgender  Konsonanz^).  Also 
folgt,  daß  wir  auch  in  Versen  wie 

X  135  rj  TtvQog  ald-Of.ievov  rj  r^eXiov  aviovrog 

1)  'Akxivoov  7]  82.  X  346.  C  139,  clvrc^eov  I  40,  l4vTd6xov  N  554.  1'  354, 
^tXiov  fj,  176,  rifiSTiQov  w  124,  'Ixagiov  t  546,  ^SixeKVov  xp  347.  w  11,  'Hifaiarov 
^  369,  Ovkvjxnov  n  364.  B  298.  309.  Z  616,  HaTQoxkov  n  478.  P-  6.  756. 
n  647.  T412,  lAfiifivöfiov  ff  395,  Idvrcvoov  w  424,  uayaMov  -P  667,  AvtoXvxov 
l  85.  T  430.  437.  455,  BovnQuaiov  ./ 756,  äai.daX^ov  T380,  /iovUxtov  tt  396, 


28  K.  Witte 

aid^o/iiivov,  nicht  ald^of^UvoL  zu  schreiben  haben.  Damit  soll  nicht 
gesagt  sein,  daß  die  apostrophierten  Genetive  auf  -oi  dem  griechi- 
schen Epos  immer  gefehlt  haben.     Vielmehr  lehren  Verse  wie 

f'  431  öoöa  de  ölayiov  ovqu  '^/iaxiof.iaöioLO  neXovxai, 
daß  eine  der  Abfassung  der  uns  erhaltenen  Verse  vorangegangene 
Zeit  solche  Formen  kannte.  Aus  ihr  sind  vereinzelte  Beispiele 
durch  die  Macht  der  Tradition  erhalten  geblieben.  Darum  aber 
sind  wir  noch  nicht  berechtigt,  selbst  in  'F  431  die  Form  dio/ioi' 
in  den  Text  zu  setzen.  Denn  zur  Zeit,  als  diese  Verse  entstanden, 
war  in  solch  alten  Versstücken  die  Form  auf  -ov  längst  an  Stelle 
der  auf  -ol  getreten  ^).  Der  archaische  Genetiv  auf  -nio  liegt  in 
llias  und  Odyssee  nur  noch  in  der  nicht-elidierten  Form  vor,  die 
allein  das  Metrum  schützte. 

III. 

Nachdem  durch  die  Abschnitte  I  und  II  das  sichere  Funda- 
ment zur  Beurteilung  der  Formen  auf  -oio  -ov,  -oiai  -oig,  i]Oi  -tjg 
gelegt  ist,  wird  es  möglich  sein,  sich  über  die  Genetive  und  Dative 
der  übrigen  Maskulina  und  Neutra  der  zweiten  Deklination  kürzer 
zu  fassen.  Wir  wenden  uns  denjenigen  Worten  zu,  die  im  Nomi- 
nativ die  Messung  w  _  w   aufweisen:  Typus  Zäy.vvd-og,  fxelad-QOv. 

Formen  wie  Zaytvv&oio  f-teldd^QOio  mußten  eine  Crux  für  den 
epischen  Dichter  bilden,  weil  sie  erstens  einen  Spondeus  ergaben 
und  zweitens  nur  vor  Worten,  die  mit  doppelter  Konsonanz  an- 
lauteten, verwendet  werden  konnten.  Schon  W.  Schulze  Quaestiones 
epicae  258  hat  gezeigt,    daß    die  Dichter   die  Prosodie   von  Wort- 


xccaacTfQov  Z  565.  574,  xovQiSiov  lo  196,  Tt]kfjLiKxov  y  o74.  k  68.  ^  175.  v  272. 
y  423.  o  257,  l-iS^riarov  ^<  347,  Aiyvnrov  ä  355,  uv^'h^Mnov  77  315  (außerdem 
P  572  am  Versende),  difVHov  2A1.  P.  482,  i^nfi'Qov  y  90.  *  85.  x  56.  I  136. 
TT  367,  i(f&iüov  S  365,  inprjlov  M  386.  n  285,  üfißooaCov  E  338,  d^iqt-TjöXov 
f  116,  ^frj/uoäoxov  x)^  106,  ifovQUT^ov  5^  493,  EvQVfxä/ov  q  257,  rj/.ii6rov  */'  666, 
iTiTioxofAov  n  338,  nka^ofie'vov  y  95.  6  325,  TwSkq^ov  m  199.  A  298,  v^eTS(>ov 
o  533,  (fO^fy'^afisvov  i  497,  dovfwv  i  463,  ivxvxkov  E  797,  tnntCov  E  799, 
^vxrjxH^fiov  fi  265,  xwxvTOv  X  447,  navTOiov  ^281,  Ilci^/vrjcfov  t  432,  l^d'^i^rov 
*/'  289,  'Aqoivöov  _/ 626,  l-iaxaXä(fov  Nö21,  avlfiov  «  104,  dvaxfkäd^ov  IlSbl, 
rjA^XTQOv  ()'  73,  Orjßaiov  6 mal,  xukXt^ÖQov  l  581,  MaiävÖQov  B  869,  TlavSaQiov 
T  518.  V  66,  if.^tyyofxtvov  /  329.  K  457. 

1)  Vgl.  auch  il  bis.  y  140.  J'  718.  lu  den  übrigen  Versen,  die  van 
Leeuwen  a.  0.  201  nennt,  steht  die  Form  auf  -ov  entweder  im  ersten  Fuß 
{E  666.  £1  721.  y  123.  q  115),  oder  vor  der  bukolischen  Diärese  (/Z  226. 
1'  441.  0  120.  O  23.  Tj  70.  o  425.  t  272) ,  d.  h.  an  Stellen ,  bu  denen  der 
Hiat  zulässig  ist. 


Üb^er  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -;;(Tt  u.  -j/?  im  griech.  Epos     29 

formen,  die  einen  Antispast  bildeten,  verändert  haben,  vgl.  ^ArcoX- 
Xo)va,  dXriXovd^a.  Auch  Genetive  wie  die  genannten  sind  schon 
in  ganz  früher  Zeit  durch  solche  auf  -ov  ersetzt  worden;  dabei 
mag  mitgewirkt  haben,  daß  die  Formen  auf  -ov  sich  ausgezeichnet 
für  den  Gebrauch  am  Versende  eigneten. 

Trotzdem  überrascht  es,    daß   ein  Genetiv   auf  -oio,    der   die 

Messung  u w  aufweist,    in  Ilias  und  Odyssee  nicht  ein  einziges 

Mal  vorzukommen  scheint.     Dagegen  findet  sich  -ov   nicht   selten: 
'^Ttaioov  Imal,  Zayivvd'ov  1  mal,  Koqcovov  Imal,  Avy.ovQyov 
Imal,  ^OlvfXTTOv  5 mal,  Uslaayov  2 mal,  ^Ka^idvögov  3 mal; 
aed-Xov  3mal,    aoidov  4 mal,    aioxov    Imal,    ßeqeS-QOv    Imal, 
ysvsiov   3mal,    eiaiQov    17 mal,    '/,EXsvd-ov   9 mal,    xvdoi/^ov 
Imal,  [AeXä&QOv  Imal,  olotov   Imal,   oXed-qov  6mal,  bfiilov 
16 mal,  oidiJQOv  8 mal,  ovcfeiov   Imal;  ayavov  15 mal,  cctvot- 
l-iov  Imal,    dgiarov  Imal,    dxeQTtov  Imal,    dcfavqov    Imal, 
eavov  Imal,    r/tadrot»  24mal,    syteivov  2mal,    d-eeiov  4mal, 
AQaraLOv  Imal,    rtaXaiov  5mal,    TCaväyQOv  Imal,    TtEXtoQOv 
3mal,  TtsvixQOv  Inial,  cpaeirov  8mal. 
Man   ist  darauf   gespannt,    wie   sich    nun    das  Verhältnis   der 
Dativsuffixe  -olol   und   -oiq   gestalten    wird.      Wenn   nicht  Ab- 
schnitt 11  uns  bereits  Sicherheit  darüber  verschafft  hätte,  daß  -oiot 
bezw.  -oiö'  die  Dativform  des  griechischen  Epos  ist,  so  würden  wir 
es  jetzt  erschließen  müssen.    Die  Dichter  haben  nämlich  die  schwer- 
fälligen Formen  vom  Typus  /nsld^goioi  nicht  völlig  verbannt;  frei- 
lich  ist   zuzugeben,    daß   /.laldd^QotOi   vor   f.ieXdd-QOio   insofern    ein 
kleines  Plus  voraus  hatte,    als  es  konsonantisch  auslauten  konnte. 
Nur  oioi,  nie  -oig,  findet  sich  in  folgenden  Fällen: 

Udvoiöi  3 mal,    tQid^OLöi  Imal,    haiQOLOi  5 mal,    Kvd^rjqoioi 
Imal;    dvlrcToiOi  Imal,    depvXXoLGL  Imal,    vsooooXol  Imal, 
XoXojtoIgi  4  mal. 
-oig  kommt  in  5  Beispielen  vor: 

1.  ded^loLGL  Imal,  -oig  2mal:  ^  131  und  q  174  am  Versende. 

2.  dgiOTOiGL  — ,  -oig  Imal:   F  274  am  Versende. 

3.  '^xaioloi  13mal,  -olg  lOmal:  am  Versende  £86.  465.  0  487. 
N  426.  P  396.  X  117.  'F  649,  vor  der  bukolischen  Diärese  A  2. 
K  174.  W  792. 

4.  sQerfw~iGL  — ,  -olg  10 mal:  A  435.  d  580.  i  104.  180.  472. 
564.  ju  147.  180.  v  22.  o  497  am  Versende. 

5.  /LvnklloiGi  — ,  -oig  Imal:  /670  vor  der  bukolischen  Diärese. 
Die  Dative  auf  -oig  begegnen  nur  am  Versende  und  vor  der  bu- 
kolischen Diärese,  d.  h.  an  einer  Stelle,  die  dem  Versende  gleich- 


30  K.  Witte 

kommt  1).  Also  haben  hier  die  Formen  auf  -oig  (nicht  die  apo- 
strophierten Formen)  gestanden.  Sie  haben  sich  dem  Umfang  und 
der  Stellung  der  übrigen  Formen  ihres  Paradigma  angeschlossen, 
die  am  Versende  festsaßen.  Z.  B,  ist  zum  Versschlnß  .  .  .  laog 
^^yaiiov  . . .  Xaog  ^^x^^oig  £465,  zum  Versschluß  . .  .  avrccQ  L^/atwv 
(s.  Glotta  III  148 1)  .  .  .  avTccQ  l^yawlg  P  396  gebildet  worden; 
ferner  haben  am  Versende  einen  festen  Sitz  die  Formen  ^^xaioi 
-ovg,  asd^log  -ov  -(i)  -ov  -oi  -ojv  -ovg,  ägiovog  -it)  -ov  -lo  -oi  -lov 
-ovg  -1]  -tjv  -ai  -ag,  fQeri-tov,  yivTtEXXov  -a. 

Der  Unterschied  in  der  Dativbildung  bei  den  choriambischen 
Maskulina  und  Neutra  und  denen  der  Messung  u  _  o  ist  hand- 
greiflich: dort  konnten  trotz  des  großen  Umfanges  des  einschlägigen 
Materials  gerade  die  ersten  Anfänge  der  Dativbildung  -oig  nach- 
gewiesen werden;  hier  haben  wir  unter  so  wenigen  Beispielen  fünf 
Fälle. 

Nur  Formen  auf  -r^ai  finden  sich  8 mal: 

agarrjot  Imal,    Id^eiQijot  2 mal,    '/.OQtovi]OL  2 mal,    ßad^eujoi 
1  mal,  uElaivtjai  bma\,  oXoifiOi  Imal,  dgey-Ttjoi  Imal,  navai- 
^TjOi  1  mal. 
-i^g  ist  Imal  überliefert: 

1.  ^u4i}rjv)]Oi  — ,    'A9-//vrjg    Imal:    B  549   y.aö   ö     ev   ^Adr\vriG 
SLGEV  xtX. 

2.  tiGrjGL  —  EiGrjg  Imal:  im  Versschluß  .  .  .  vrivolv  tiGi]g  d  578. 
Das  für  die  Nomina  der  Messung  ^^  _  ^  gewonnene  Resultat  ist 

ohne  weiteres  auf  die  der  Messung  w  u  _  ^    zu   übertragen.      Auch 

von  ihnen  begegnen    bis  auf  eine  Ausnahme   nur  Formen  auf  -ov. 

JiovvGov    Imal,    Mevslaov   21  mal,    Uolvidov    Imal,    J2o- 

XvvtJov  Imal,  IlToXei-ialov  Imal;  aoaf.nv&ov  4raal,  eviavxov 

Imal,  6QVf.iaydov  3 mal;   ßQOzoXoiyov  2 mal,    igißwXov   Imal, 

SQidovfcov  4 mal,    tvogi-iov   Imal,    i-.vTtvf/jiov  2 mal,    ivyö.X-Aov 

Imal,     f-uyad-vfiov    31  mal,     (.leXavcdqov    2mal,     vsoTev-/,TOv 

Imal,    tcoXvöIguov  2 mal,    TtoXiHTtTtov  Imal,    tvoXvvAqttov 

Imal,  TToXvi-n^Xov  2mal,  jtoXvTtvQov  2mal,  ytoXvqiögßov  2mal, 

7ToXvxdX'/.ov  1  mal,  raXaegyov   1  mal. 

Dieser  Fülle  von  Beispielen  steht   eine  Form   auf   -olo   gegenüber: 

eQiTil^ioio.     Es  findet  sich  /  126.  268   im  Versschhiß  .  .  .  f-QiJi(.ioio 

yovGOio. 

Dative  habe  ich  von  Worten  der  Messung  uu_u  nicht  ge- 
funden. 


1)  S.  0.  S.  14.     Vgl.  Glotta  IV  Iff. 


über  d.  Kasusausgänge  -oto  u.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -rjoi  u.  -yj;  im  griech.  Epos     31 

Wir  schließen  ein  paar  fünf  silbige  Worte  an,  die  hinter  der 
bukolischen  Diärese  festsitzen  (Typus /T^wz:«(7/Aaog) ;  auch  bei  ihnen 
findet  sich  natürlich  im  Genetiv  nur  -ov:  TlQOJTEaiXdov  3 mal,  dg- 
yvQOijlov  6 mal,  %ahM7zaqfpv  4 mal,  xQvooTtsdilov  Imal, 

IV. 

Viel  günstiger  als  bei  den  Nomina  der  Messung  w  _  u  lagen 
die  Verhältnisse  für  das  Suffix  -olo  bei  denjenigen  Maskulina  und 
Neutra,  die  im  Nominativ  einen  Anapäst  bildeten:  Typus  •d-avarog, 
advTov.     Nur  -oio,  nie  -ov,  begegnet  in  folgenden  Fällen: 

"^EXivoio  omal,  ^E^ioio  2 mal,  Klvfisvoio  Imal,  KlvTioio  3mal, 

^TQOCpiOLO  Imal,    Tevaöoio  4mal,    Tirdvoto  Imal,    0qovioio 

omal,    (Dvld/Mio  Imal,    XaqönoLO   Imal,    nQOf.iäxoio  Imal; 

aövTOio   l  mal,    diAad^OLO  1  mal,    yvdXoio  1  mal,    tQioio  1  mal, 

ayiazoio  4nial,  eXäcpoLO  Gmal,  xa/^iccTOio  2mal,  /.a/rezoio  Imal, 

yiolsolo  2 mal,  /.qo^ivoio  Imal,  /.Qoxdcpoio  Imal,  '/.vctvoio  3 mal, 

olöIolo  2mal,  Gzo/udxoio  Imal;  dXloio  8ma\,  aTraAoTo  3 mal, 

ylaq)VQolo  2 mal,    d^alegolo  Imal,    ttoXioIo  4 mal,   tcqoxsqolo 

Imal,  xQvsQolo  4mal,  oXoolo  Gmal,  ravaoto  Imal,  yakETcoto 

imal,  %xa\.iivoio  6mal. 

Wie  sehr  beim  Typus  u  ^  —  die  Endung  -oio  noch  die  Vorherrschaft 

hat,  zeigen  ferner  die  im  folgenden  unter  1  — 14  behandelten  Fälle. 

Die  Formen  auf  -ou,  die  hier  gelegentlich  vorkommen,  sind  durch 

Einordnung  in  ein  dreisilbiges  Paradigma    oder   nach   dem  Muster 

bestimmter  Vorbilder  entstanden. 

1.  dvi^oio  22mal,  -ov  2mal:  0  383.  C  20  vor  der  Trithemi- 
meres.  ~  ocveinog  -m  -ov  -oi  -cov  -ovg. 

2.  ßioTOLO  14 mal,  -ov  Imal:  ^  527  vor  der  Penthemimeres. 
^  ßioTog  -ov. 

3.  eraQOLO  11  mal,  -ov  Imal:  i2  4  vor  der  Penthemimeres. 
^  ezdQO)  -ov  -Ol  -lov  -oig. 

4.  lecpvQOio  8mal,  -oü  2mal:  z/ 423.  x  25  vor  der  Hepthemi- 
raeres*  ^  Lecfvqog  -w  -ov. 

5.  d^aXd^oio  22mal,  -ov  6mal:  vor  der  Trithemimeres  £}  275. 
X  140,  vor  der  Penthemimeres  t  256,  vor  der  Hepthemimeres  a  436. 
TT  285.  ifi  178.  ^  d-dXa/xog  -o)  -ov  -ol  -lov  -ovg. 

6.  ■5-avaVoiO  44 mal,  -oi;  4 mal:  vor  der  Penthemimeres  iT  350, 
vor  der  Hepthemimeres  i  421,  sodann  in  den  Versschlüssen  .  .  .  sy, 
d-avdzov  dydytofxev  Y  300,  .  .  .  d-avdzov  dXsEivcov  e  326.  -^  d^dvarog 

-qj    -OV   -Ol. 

7.  i^ieyaQOLO  49mal,  -ov  Imal:  v  258  vor  der  Hepthemimeres. 


32  K.  Witte 

^  {.isyaQOv  -qt  -tov.  Nach  dem  Muster  dieser  Formen  ist,  ebenso 
wie  {.teydgov,  auch  /.leyaQa  als  Anapäst  verwendet  worden  (8 mal); 
vgl.  0.  S.   15. 

8.  /.isyccXoto  34 mal,  -ov  9 mal:  vor  der  Hepthemimeres  CD  187. 
s  320.  393,  hinter  der  Hepthemimeres  B  134.  ^82.  t  411.  r  17ü. 
;f  334.  379.  -^  f.i£ydXw  -ot  -lov  -rj  -rjg  -rj  -tjv  -ag. 

9.  rcedioio  38 mal,  -ov  7 mal:  vor  der  Trithemimeres  ^  152. 
M  119.  y  431,  vor  der  Penthemimeres  iJ337.  436.  0  549.  ^677. 
^  Tteöiov  -(I),  sogar  -a. 

10.  TtoXifxoiO  104 mal,  -ov  25 mal:  vor  der  Trithemimeres 
Z  480.  /  64.  vi  752.  M  123.  N  639,  vor  der  Penthemimeres 
r  428.  0  35.  466.  473.  ^811.  T  313.  y  192,  vor  der  Hepthemi- 
meres ^  422.  J  376.  E  348.  U  302.  630.  723.  P  761.  Y  101. 
Ö>  598.  X2  404,  hinter  der  Hepthemimeres  A  323.  M  335.  P  228. 
^  TToleuog  -iij  -ov  -oi  -lov  -ovg. 

11.  TTZolif-ioio  16mal,  -ov  2mal:  w  42.  531  vor  der  Penthe- 
mimeres. ~  7tz6Xef.iog  -qt  -ov  -ovg. 

12.  Tvocaf^iolo  39mal,  -ov  13mal:  vor  der  Trithemimeres 
(D  35.  s  453.  X  238,  vor  der  Penthemimeres  n  397.  O  52.  186. 
E  469.  C  224.  Z  242,  vor  der  Hepthemimeres  B  659.  839.  M  97. 
0  531.  ^^  Tiozai-iög  -o)  -ov  -oj  -oi  -lov  -ovg. 

13.  IIqlÜi^ioio  75mal,  -ov  8mal:  vor  der  Penthemimeres 
Y  181.  306,  vor  der  Hepthemimeres  B  37.  X  251.  ^  241.  /  230, 
hinter  der  Hepthemimeres  B  803.  X478.  ~  ÜQ/afiog  -(o  -ov,  sogar 
-e  (vgl.  o.  S.  13). 

14.  d-etoio^)  43 mal,  -ov  6mai:  hinter  der  Hepthemimeres 
CD  526.  ß  259.  d  621.  tt  335.  (f  244,  hinter  der  männlichen  Cäsur 
iE  415.  ~  d^iiog  -ov  -cov  -rj. 

Aber  es  fehlt  anderseits  auch  nicht  an  Beispielen,  wo  -ov  nur 
wenig  seltener,  ebenso  häufig  oder  sogar  häufiger  als  -oio  erscheint: 
hier  haben  die  übrigen  Kasus  des  Paradigma,  die  auch  bei  den 
nunmehr  anzuführenden  Fällen  meist  sehr  oft  gebraucht  wurden, 
das  Vorkommen  der  Formen  auf  -oio  entweder  überhaupt  verhin- 
dert oder  wenigstens  ihr  häufigeres  Vorkommen  unmöglich  gemacht. 

15.  aya^olo  3mal,  -ov  3 mal:  vor  der  Trithemimeres  iV  284, 
vor  der  Penthemimeres  H  113.  (p  335.  -^  dyad-og  -iZ  -6v  -w  -iq  -f] 
-r^v  -al  -dg. 

16.  ddivolo  — ,  -ov  4mal:  2  316.  X  430.  ^  17.  ß  747  vor 
der  Hepthemimeres.  ^  adiiov  -a. 

1)  Vgl.  Bechtel,  Die  Vokalkontraktion  bei  Homer  63 f.;  Witte  Glotta 
IV  234. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -015,  -^ai  u.  -jj?  im  griech.  Epos    33 

17.  äXaolo  — ,  -ov  2 mal:  x  493.  ju  267  vor  der  Penthemi- 
meres.  -^  aXaog. 

18.  aXoxoio  lOmal,  -ov  7 mal:  vor  der  Trithemimeres  l  67, 
vor  der  Penthemimeres  ^  114.  ^  202.  \p  165.  346,  vor  der  Hept- 
hemimeres  A  242.  k  177.  ^  aloxog  -co  -ov  -ol  -lav  -ovg. 

19.  ylvxeQolo  4mal,  -ov  Imal:  ß3  vor  der  Penthemimeres. 
^  yAfXfipog  -o7  .ov  -^g  -a/. 

20.  eavolo  — ,  -ov  Imal:  F  385  vor  der  Hepthemimeres.  ^ 
mvog  -10  -ov. 

21.  JoX'ioLO  3 mal,  -ov  2 mal:  w  409.  492  vor  der  Hepthemi- 
meres. ^  JoXiog  -ov. 

22.  eregoto  3 mal,  -0ü2mal:  ß  598.  i/^  90  vor  der  Penthemi- 
meres. -^  e'zeQog  -ip  -ov  -w  -01  -(ov  -ovg  -r]g  -rj  -iqv  -at  -ag. 

23.  y,av£oio  3 mal,  -ov  Imal:  q  335  vor  der  Hepthemimeres. 
^  %avki)  -ov. 

24.  '/.Qareqolo  7mal,  -ot;  3mal:  vor  der  Penthemimeres  0  279, 
hinter  der  Hepthemimeres  (P  553.  ^  360.  -^  zpare^og  -tp  -öv  -a 
-Tj  -'^g  -fj  -r(v  -ai  -dg.  * 

25.  fxalEQolo  — ,  -ov  Imal:  /  242  vor  der  Hepthemimeres. 
^  fxaXeQto. 

26.  Ttvvuvolo — ,  -ov  Imal:  t/;  229  hinter  der  Hepthemimeres. 
^  Ttv^^ivog  -ov  -ovg  -ij  -rg  -fj  -r^v  -ai  -dg  -d. 

27.  2&EveXoio  Imal,  -ov  Imal:  T  116  vor  der  Hepthemi- 
meres. ~  23^€veXog  -ov. 

28.  OKOTteXoto  — ,  -ov  Imal:  fi  220  vor  der  Penthemimeres. 
^  oxoTtaXip  -cv  -Ol  -(OV. 

29.  otvyeQoHo  2mal,  -ov  3mal:  z/ 240.  Z  330.  0  368  hinter 
der  Hepthemimeres.  ~  aTvysQog  -ifj  -ov  -ol  -jj  -rg  -fj  -'tjv  -dg. 

30.  acpETSQOLO  — ,  -ov  Imal:  ^  210  vor  der  männlichen 
Cäsur.  ^  acpsTSQqj  -ov  -a. 

31.  q)d^Lfxavoio  Imal,  -ou  Imal:  iI581  hinter  der  Hepthemi- 
meres. -^  (pd-ii-ievog. 

32.  nolvßoto  2 mal,  -ov  7 mal:  0  399.  ß  177.  n  345.  434. 
a  349.  V  359.  y  320  vor  der  Hepthemimeres.  ^  üoXvßog  -ov. 

33.  TtQod-vQOLO  7mal,  -oi;  3mal:  vor  der  Penthemimeres  O  124. 
ö  10,  hinter  der  Hepthemimeres  cp  299.  ~  iiQÖd-vQov. 

34.  oX'iyoLO  — ,  -of  Imal:  ^  37  vor  der  Penthemimeres. 

35.  ßoaoio  — ,  -ov  Imal:   ^  111  vor  der  Penthemimeres. 
Nur   zwei  Fälle    kommen    vor,    die    durch   unser  Gesetz   noch 

nicht  ihre  Erklärung  finden: 

36.  KTsdioLO  — ,  -ov  2mal:  vor  der  Penthemimeres  JB  621, 

Glotta  V,  1.  3 


34  K.  Witte 

vor  der  Hepthemiraeres  N  185.     Es  findet   sich    sonst   keine  drei- 
silbige Form  des  Wortes. 

37.  fieXivoio  — ,    -ov  Imal:    q  339    vor    der  Penthemimeres. 
Die  Form  ist  ein  "^7ta'§  elQrj^hov. 

Hier  sind  die  Muster  wiederum^)  außerhalb  des  Paradigma 
zu  suchen.     £  621 

vieg  6  /iiev  Kreävov,  6  ö    aq    Evqvtov,  ^^atoqiwvb 
hat  sich  Kxtdxov  nach  Evqvtov  gerichtet;  über  dieses  s.  o.  S. 
Nach  i^  (321  (oder  einem  ähnlichen  Beispiel)   ist  iV"  185   gedichtet 
TVT^ov  0  d    l.4/xq)Lfxaxov,  Kredzov  vv'  ^Ay,TOQUovog^). 
Q  339  lautet 

iCe  d  enl  fxeXlvov  ovöov  ivtoöS'e  ü^vgdajv. 
Es  liegt  Beeinflussung  von  fxeXivov  durch  ovöov  vor  (s.  u.  S.  37). 
Also  auch  hier  geht  das  Resultat  restlos  auf. 
Bei  Besprechung  der  Dative  müssen  wir  von  der  Untersuchung 
der  entsprechenden  Formen  bei  den  Maskulina  und  Neutra  choriam- 
bischer Messung  ausgehen.  Da  wir  dort  in  -olq  beinahe  stets  die 
apostrophiert^  Endung  -olo'  erkennen  mußten,  ist  ein  analoges  Er- 
gebnis für  die  auapästischen  Nomina  zu  erwarten. 

Nur  -oLGiv,  nie  -oig,  findet  sich  in  folgenden  Fällen: 

Javaoloi  55 mal,  ylv/Joiai  8 mal,  UvlioLOi  4 mal,  Tacficiai 
3mal;  cloxoiao  8 mal,  dve/noiaL  11  mal,  dQoioiai  Imal,  ßXe- 
(fdgaiOL  16 mal,  yvdloioi,  Imal,  da/.Qvoiot  Imal,  eXdgDOiai 
2mal,  eleotoL  2mal,  ivigoioi  Imal,  eqiifOLOi  2mal,  ^Aavloioi 
5mal,  oßel^oloL  12 mal,  7Tvf.idvoioi  Imal,  goTraXaiai  Imal, 
TaXa^Offft  2 mal,  y^oävoLOi  Imal,  tvqotÖvolol  3 mal,  ov.07ti'koiOi 
Imal,  oidXoLOi  Imal;  La&&oiOL  Imal,  dya^oloi  4mal,  ßXo- 
ovQoloi  Imal,  ßoaoiai  Imal,  ylag)VQolai  7 mal,  öiöif^ioioi 
Imal,  extQOLGi  4mal,  kzvfxoiOi  Imal,  '/.gaTegoloL  4mal, 
XaoLOLOi  Imal,  XiTtaQoloL  8 mal,  ixe,ydXoiOi  5 mal,  oXiyoiOi 
Imal,  GxvyeQoloL  2 mal,  tqizÖiolgl  Imal,  xakETxdiGi  7 mal, 
TzoxiqoLGi  Imal,  nqoxeQOLGL  4mal,  ttvmvoigl  8 mal;  xra- 
(.lEvoiGi  3mal,  q>&if.ievoiGi  Imal. 
Wieder  läßt  sich  durch  den  Vergleich  mit  -oio  -ov  zeigen, 
daß  -oig  viel  später  ins  Epos  eingeführt  sein  muß  als  -ov. 
dyaS^olo       3 mal,  -ov  3  mal,  -oIgl     4 mal,  -oig     — 

dXoxoio       10  mal,  7  mal,  8  mal,  — 

dvtfxoLO      22  mal,  3  mal,  11  mal,  — 

sxeQoio         3  mal,  2  mal,  4  mal,  — 


1)  Vgl.  0  S.  19  f.  2)  S.  auch  B  620. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  ii.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -^ai  u.  -tjg  im  griech.  Epos     35 

'AavioLO         3  mal,  Imal,  5  mal,  — 

'/.QaxEQOLO     7  mal,  3mal,  4mal,  — 

(.leyctloLO    34  mal,  9  mal,  5  mal,  — 

oXiyoLO  —  Imal,  Imal,  — 

ozvyeQolo     2  mal,  3  mal,  2  mal,  — 

Usw. 
Sodann  finden   sich   nur  vor  vokalischem  Anlaut   folgende 
Dative  auf  -oig: 

1.  ^^QifxoiOL  — ,  -oLg  Imal:  B  783  vor  der  Trithemimeres. 

2.  STagoiGt  64mal,  -oig  4mal:  vor  der  Penthemimeres  X  113. 
fi  140,  vor  der  Hepthemimeres  i  288.  r  196. 

3.  UqoIgc  3 mal,  -oig  3 mal:  vor  der  Hepthemimeres  /,  426. 
554,  hinter  der  Hepthemimeres  y  273. 

4.  zQOTatfoiGL  5mal,  -oig  4mal:  N  188.  2  611.  o  378.  x  102 
hinter  der  Hepthemimeres. 

5.  oXoöloL  — ,  -oig  3 mal:  i  82.  f.i  425.  ^313  hinter  der 
Hepthemimeres. 

6.  Ttsvdloioi  Imal,  -oig  Imal:  5  312  vor  der  Hepthemimeres. 

7.  TtQod-vqoLOi  8 mal,  -oig  1  mal:  a  103  hinter  der  Hepthemimeres. 

8.  xpaf-iäd^oioi  12 mal,  -oig  3 mal:  vor  der  männlichen  Cäsur 
^  486.   ^  853,  hinter  der  Hepthemimeres  /  38. 

Hier  sind  überall  die  apostrophierten  Formen  auf  -oid'  in  den 
Text  zu  setzen.    Das  wird  auch  für  folgende  Beispiele  zutreffend  sein: 

9.  ayavolGi  8 mal,  -oig  4 mal: 

B  164  aöid'  dyavoia    e/teeaoi,  vgl.   180.   189.  £2  772. 

10.  doXioiOi  — ,  -oig  Imal:  l  282  .  .  .  doXioia'  STzesoai. 

11.  (.lalayioloi  8mal,  oig  2mal:  Z  337.  x  422  .  .  .  f.iaXa/.ol.ö' 
eTtisGGi. 

12.  GTEQEoiGi  — ,  -oig  Imal:  M  267  .  .  .  GveQEOiG^  STtseGGi. 
Ich    habe    bereits   o.  S.  26   die   Ansicht    ausgesprochen,     daß    den 
Verfassern  solcher  Verse  das  Digamma   nicht   mehr  als  lebendiger 
Laut  gegolten  hat. 

Somit  bleiben  noch  3  Dative  auf  -oig: 

13.  /tQOf-idxoiai   16mal,  -oig  2 mal: 

to  526  €v  d'  ejteGov  7tQOf.idxoiG^  ^OövGevg  ytvX. 

J  253   Idof.ievsvg  /.isv  ivl  TtQOf-iaxoig,  Gvi  u~/.elog  dkyiTJv. 

14.  GTißagolGi  — ,  -oig  2 mal: 

^  528.  0  61  .  .  .  GTißagolg  ßdXez'  iuf.ioig. 

15.  (.leya.QoiGi  146 mal,  -oig  32 mal:  vor  vokalischem  Anlaut 
17  mal,  vor  konsonantischem  B  137.  ß  664  und  an  13  Odyssee- 
stellen, s.  Singular  und  Plural  81. 

3* 


36  K-  Witte 

Die  Formen  orißagoTg  und  ixeyaqoig  sind  dem  Paradigma  atißaQq 
-6v  -Ol    -rjs  -dg    und    (xayagov    (s.   o.  S.  32)    eingereiht    worden; 
^  253  wird  gewiß  Naucks  Konjektur,  vt  für  avi,  das  Richtige  treffen. 
Nur  -rjOLv,  nie  i]g,  findet  sich  in  folgenden  Fällen: 

dyoQrJGL  Imal,  agerijoL  2  mal,  eXccTrjai  3 mal,  Igeripi  Imal, 
T/t^V^^fft  2mal,  xeyaA^^fft  2mal,  xo(>t'y^^ff<  9mal,  |U£A/?^at  2  mal, 
voTij]OL  Imal,  oövvtjoi  9 mal,  6d^6v7]ai  Imal,  oraipvXfjai  2 mal, 
ovova%[jOL  2 mal,  avvoxrjai  Imal,  vEcptXrjOL  3 mal,  ngodo/ifjoL 
Imal,  ivETjjai  Imal;  dyavjjoi  2 mal,  dyaS^ijOi  4mal,  cXirjOL 
6 mal,  d/xaXfjOL  Imal,  draXfjai  Imal,  ßXoavQ^ai  Imal,  uga- 
TEQjjoi  Imal,  XiyvQrjoi  Imal,  f.iEyäXrjOi  4 mal,  aTSQsfoi  Imal, 
GTLßaQijOi  7 mal,  acpaTsgi^ai  2 mal,  otvyeQiöL  Imal. 
"Von  den  Beispielen  auf  -'tjg  finden  sich  folgende  nur  vor  vo- 
kalischem Anlaut: 

1.  ßotjiOi  — ,  --Qg  Imal:  P  492  vor  der  Hepthemimeres. 

2.  yXaffVQjjoi  19mal,  -fjg  Imal:  /  425  vor  der  Penthemimeres. 

3.  '/.Xiaii]OL  20 mal,  -r^g  3mal:  vor  der  Trithemimeres  B  778, 
vor  der  Penthemimeres  B  227,   hinter  der  Hepthemimeres   T  179. 

4.  oXofjOi  — ,  'rjg  Imal:  X  65  vor  der  Hepthemimeres. 
Diesen  Beispielen  stehen  3  andere  gegenüber: 

5.  ■'/.ovhjOL  47 mal,  -rjg  3 mal:  vor  vokalischem  Anlaut  X  330 
und  'F  26,  sodann 

E  Ib  TjQiTcs  (J'  Iv  /.ovirjg,  ipvxQOV  ktX. 

6.  uaXdfATjai  13mal,  -rjg  Imal: 

^  238  tv  naXdfAjjg  cpogeovaiv  axX. 

7.  TtQOxofjGi  Imal,  -'rjg  2 mal: 

X  242  SV  TtQoxofjg  Tioxafxov  %rX. 
V  65  iv  szQOXo^g  ös  ßdXot  xrA. 
E  75  schwanken  die  Hss.  zwischen  Aovii]g  und  "/.oviiß.     Wer  yccvirjg 
schreibt,    muß  Einreihung  der  Form   in  das  dreisilbige  Paradigma 
xoWrj  -tjg  -fj  -tjv  annehmen.     IlaXd/urjg  hat  sich  nach  7iaXd/.ii]  ge- 
richtet, wie  nQOXofjg  nach  nqoxocg. 

Also  auch  bei  den  Nomina,  die  einen  Anapäst  bilden,  weist 
das  Epos  bereits  die  Formen  auf  -oig  und  ?jg,  wenngleich  in  ganz 
geringem  Umfang,  auf. 

V. 

Um  die  Verteilung  der  Suffixe  -olo^  -ov  bei  den  Nomina  tro- 
chäischer Messung  (Typus  dyQog,  qvtqov)  zu  verstehen,  erinnern 
wir  an  die  Flexion  des  Pronomens  r^ixEig  im  Epos,  die  Glotta  IV 
erörtert  ist.     Weil   die  Formen   rj(XEig   und  rifxlv  spondeisch  waren 


über  d.  Kasusausgänge  -oto  u.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -rjOi  u.  -j;?  im  griech.  Epos     37 


und  daher  besonders  im  sechsten  und  ersten  Fuß  einen  festen  Sitz 
hatten,  ist  bei  Homer  auch  der  Akkusativ  ^/.leag  beinahe  aus- 
schließlich zweisilbig  verwendet  worden,  obwohl  das  Epos  auch 
über  den  Daktylus  rjfxeag  verfügte.  Nach  dieser  Beobachtung  über 
den  Gebrauch  der  Formen  rji^ieag  :  '^f.dag  können  wir  auf  die  Ver- 
teilung der  Genetive  ayqoio  :  ayqov  bei  Homer  schließen.  Wie  alle 
spondeischen  Wortformen  sitzen  natürlich  auch  die  Formen  ayqiZ 
aygol  dyQwv  dygoig  besonders  am  Versende  und  Versanfang  fest. 
Man  begreift,  daß  in  dies  zweisilbige  Paradigma  nur  eine  Form 
ayqov  paßte.  Also  steht  zu  erwarten,  daß  der  Typus  dyqol  im 
Epos  die  Vorherrschaft  hat. 

1)  Nur  -OLO  findet  sich  in  folgenden  Fällen: 

Zrjd^oio  Imal,  yirjd^oio  2 mal,  ^cptjXoio  Imal,  ^wxoto  2 mal; 
yvad-f.ioio  3mal,  deof-inlo  2 mal,  -aIvxqolo  Imal,  /.riQoio  Imal, 
Xt'/aqoLO  2mal,  Icovoio  3mal,  f-iatoto  3mal,  veiolo  2mal, 
ttXovtoio  Imal,  7tQV(.ivoio  Imal,  ozctd-itölo  6 mal,  ozeqvoio 
10 mal,  OTQOvd^oio  3mal,  tüvqolo  Imal;  dsiXoio  4mal,  y.edvolo 
Imal,  yioiXoio  2 mal,  Xevxolo  Imal,  argETtcolo  Imal,  tqtjtoIo 
Imal. 

2)  Neben  -oio  begegnet  -ov: 


dygolo 

Imal, 

-ov  11  mal, 

Beivoio 

5  mal. 

-cv    2  mal, 

aVTQClO 

3  mal. 

5  mal. 

^eoTOio 

2  mal. 

3  mal, 

avtdlo 

11  mal. 

77  mal. 

or/.oio 

4  mal. 

11  mal, 

yafißQolo 

Imal, 

Imal, 

ol'voio 

14mal, 

1 1  mal, 

deivoTo 

.5  mal. 

2  mal. 

ovdolo 

Imal, 

12  mal, 

dsiTtvoio 

Imal, 

2  mal. 

7t€7tXoiO 

Imal, 

Imal, 

dtjfioio 

3  mal, 

9  mal. 

TtOVTOLO 

5  mal. 

5  mal. 

dlcpQOio 

1 1  mal. 

19  mal. 

ngoiTOio 

Imal, 

Imal, 

ÖOQTtOlO 

5mal, 

4  mal. 

QLVolo 

Imal, 

2  mal. 

egyoio 

1  mal. 

Imal, 

OLTOIO 

6mal, 

20  mal, 

"iXoio 

Imal, 

4  mal. 

rdqiQOLO 

3  mal, 

3  mal. 

%7t7l0L0 

Imal, 

2  mal. 

Tev'/.qolo 

Imal, 

3  mal, 

-A.Xavd'f.iolo 

4mal, 

2  mal, 

TOI  010 

— 

5  mal, 

■/.OITOIO 

3  mal, 

3  mal. 

VTtVOlO 

Imal, 

17  mal, 

'/.QTJUVO'U 

2  mal, 

Imal, 

(pXoioßoio 

2  mal, 

2  mal. 

^lrif.ivoLO 

2  mal. 

2mal, 

XOfAxoIo 

Imal, 

1 1  mal. 

fiiad^oXo 

Imal, 

Imal, 

XrjXolo 

Imal, 

Imal, 

fXvO^OLO 

2  mal. 

2  mal. 

XQvoolo 

13mal, 

12  mal, 

V€y,QOlO 

3  mal, 

7  mal. 

XQVGtOlO 

— 

2  mal. 

VÖOTOIO 

7  mal, 

9  mal, 

li)}.lOLO 

Imal, 

5  mal. 

Bävd-oio 

5  mal, 

5  mal, 

38  K.  Witte 

3)  Nur  -ov  kommt  vor  bei 

aivov  Imal,  ßrjlov  1  mal,  ßöd-gov  2  mal,  ßo)f.iov  Imal,  Bo'jqov 

1  mal,  rXavyiov  Imal,    diaxov  Imal,   ^v/uov  16 mal,  "if^ßgov 

'Smsd/'lQOv  2 mal,  larov  Imal,  Kad(.iov  Imal,  >t«7rj'or' ömal, 

'/.aTtQov  omal,    /Jögov  Imal,    yiX/^Qov  Imal,    TiOTtQov    Imal, 

KQoiofAOv  Imal,    •Kvy.Xoc  Imal,    Kvnqov  Imal,    laov  2 mal, 

vlvY.xov   Imal,    [.ii]qov    IGmal,    vt/joüv   9mal,    vmtov   4mal, 

öyfxov  Imal,  ov&ov  Imal,  oqv.ov  2 mal,  oq{.iov  Imal,  Uavd^ov 

4mal,    oipov  Imal,    tiqiozov    2 mal,     rtvqyov    7 mal,    "^Ptjoov 

Imal,    Qvuov  Imal,    o'/.iJ7tTQüv  Imal,    ^/.vgov  Imal,    xoiyfiv 

3mal,   To^ov  11  mal,    zvqov  imal,    vdgov  Imal,    vlov  Imal, 

001  ßov  4 mal,     cpoQTOv  Imal,    yjqoov  9 mal,    ycogov  2 mal; 

aklov  13 mal,  yv(.ivov  Imal,  dlov  2 mal,  x£<Vot;  21  mal,  laS^- 

Xov  2 mal,  tioov  4 mal,   ^vrjzov   Imal,    ■^A.aXov  4 mal,   i-ieoaov 

2 mal,  f.wvvov  Imal,  o'lov  Imal,  tovtov  10 mal,  tiXbiov  Imal. 

Diese  Übersicht  zeigt,   wie  sehr  bei  den  trochäischeii  Nomina 

im  Genetiv  -ov  das  Übergewicht  hat.     Wo  es  neben  -olo  begegnet, 

ist  es  ihm  meist  numerisch  überlegen.    Die  Gegenbeispiele  erklären 

sich  dadurch,  daß  -olo  in  festen  Formeln  steht.     Z.  ß.  findet  sich 

dsivolo   3 mal    im  Versschluß  .  .  .  deivolo  ^rteXcogov;    öicpgoio    Omal 

in    der    Verbindung    ey,    dicpQOio    vor    der    weiblichen    Cäsur;    usw. 

Ähnliches  gilt   für   die  Genetivformen  derjenigen  Nomina,    die  nur 

-OLO  aufweisen.     Wenn  irgendwo,    so   begreifen    wir    hier,    daß  die 

Formen  auf  -oio  Archaismen  sind,  die  nur  darum  der  Sprache  des 

Epos  erhalten  blieben,    weil  sie  seit  jeher   an   der  Stelle   vor    der 

weiblichen  Cäsur  festsaßen. 

Wir  gehen  zu  den  Dativen  über.     Nur  -oiai,   niemals  -oig, 
kommt  in  folgenden  Fällen  vor: 

aoTolai  1  mal,  avXoiai  1  mal,  ßXrjrgoioi  1  mal,  ßö^QOioi  1  mal, 
ya{.ißQolGL  2 mal,  yvad^fxdloi  Imal,  y6f.i(poiOL  Imal,  dio/.oiaL 
3 mal,  dlq)QOiai  2ma\,  d-giy/.oloi  Imal,  zaTT^omi  3 mal,  yilia- 
/uoloi  4 mal,  y.vrn.io'loi  3  mal,  xovqoiöl  2  mal,  le/agoiai  4 mal, 
XioiQOLOi  Imal,  f-ir^OLOi  4 mal,  f.i6oyoiGi  Imal,  ixoyXolot 
Imal,  vt'jGoiai  6 mal,  vcutoiol  2 mal,  S,voToloi  3 mal,  OTrkoioi 
2mal,  ovQoioi  Imal,  ninXoioi  Imal,  Tieaoolai  Imal,  irvo(.i- 
Ttolai  2 mal,  TCQVfxvoXoi  Imal,  itcokoiai  Imal,  qäßdoioi  Imal, 
ortöyyoLOL  '^m2i\,  arad^f-ioloL  7 mal,  oxavQoloi  Imal,  oxlgvoioi 
4mal,  i6i.0LOL  6mal,  q)vXXoiOi  5mal,  yöqxoioi  Imal,  i\o\ol 
Imal,  yy\XolüL  Imal,  loloi  Imal;  (xkqoloi  Imal,  deiXoTai 
7 mal,  deivolai  2mal,  Cwolai  6 mal,  /.QaircvdioL  8 mal,  Aa,u- 
TtQotoi  2 mal,    [ua/.Qoloi   2 mal,    /iieoooioi    12 mal,    ^eoTolai- 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -oi',  -oiai  u.  -oig,  -rjot  u.  -^g  im  griech.  Epos     39 

6 mal,  oioioi  5 mal,  owlol  Imal,  ooaoLOi  1  mal,  TtavQoioi 
2 mal,  7tv%voiOi  Imal,  qvtoIoi  2 mal,  oxQSJttdioi  Imal,  d^vr^- 
TÖlai  11  mal,  tovtoiol  4  mal. 

-OLg  findet  sich  1)  vor  Worten  mit  vokalischem  Anlaut: 

1.  yvaf.i7tToioi  6 mal,  -die,  2 mal:  ö  369    /.i  3o2. 

2.  ÖEOf-idloL  omal,  -o7g  Imal:  ^  336. 

3.  doidiOL  3 mal,  -olq  Imal:   ^  194. 

4.  -/.Etvoiai  6mal,  -oig  Imal:  7C  350. 

5.  iod-loloi  — ,  -oig  Imal:  'C  189. 

6.  ^df.ivoLOt  Imal,  -oig  Imal:  e  471. 

7.  iTVTroioi  31  mal,  -o^gömal:  il  154.  P460.   ^372.  400.  504. 

8.  yialoiai  — ,  -oig  3mal:  ü  626.  /  217.  v  255. 

9.  Xaoloi  17 mal,  -oig  Imal:  P  251. 

10.  IvyQoloi  — ,  -oig  Imal:  i  454. 

11.  veyiQolai   imal,  -oig  Imal:  K  493. 

12.  TtXexToloi  — ,  -ölg  2 mal:  —  568.  i  247. 

13.  noXloloi  16mal,  -o~ig  Imal:  ^  232. 

14.  rc^iöxoioi  27 mal,  -oig  Imal:  T  424. 

15.  nvqyoiGL  — ,  -oig  Imal:  O  737. 

16.  ^lvoXgl  4 mal,  -oig  Imal:  H  474. 

17.  TQTjToloi  3 mal,  -oig  3 mal:  Q  720.  y  399.  tj  345. 
Hierher  gehört 

18.  aiGXQolai  Imal,  -oig  3 mal:  T  38.  Z  325.  iV  768  .  .  .  aia- 
XQolo^  87teEoaiv;  s.  o.  S.  35. 

Bei  diesen  18  Formen   sind   die  apostrophierten  Dative   (-oia)   in 
den  Text  zu  setzen. 

2)  vor  folgender  Konsonanz  oder  am  Versende: 

19.  aXXoioi  25mal,  -oig  12mal:  vor  vokalischem  Anlaut  v^  342. 
B  49.  E  131.  820.  Z  259.  iV  81«.  2  103.  /  333.  t  196.  w  180, 
am  Versende  jt  264,  vor  folgender  Konsonanz  Q  25. 

20.  ßcofxoloi  Imal,  -oig  Imal:  y  273  am  Versende. 

21.  avTolai  13 mal,  -oig  8 mal:  vor  folgendem  Vokal  F  55. 
^  8.  /  542.  I  77,  vor  folgender  Konsonanz  d  683.  r  140,  am  Vers- 
ende X  513.  V  213. 

22.  ötoQOiai  4 mal,  -oig  Imal: 

/  601if.  /.a/.iov  de  xev  el'r] 

vr]voiv  VMio^tvr^aiv  af^vvs^ev  aX^  eixl  diogoig 
eQXEO  y.Tl. 
Die  Hss.  schvi^anken  zwischen  dwQcov  (so  auch  Aristarch)  und  öiogoig. 

23.  sgyoioi  4 mal,  -oig  Imal:  ^  228  am  Versende. 


40  K.  Witte 

24.  fivd^oiot  25 mal,  -oig  4 mal:  vor  folgendem  Vokal  Y  369. 
0  53,  vor  folgender  Konsonanz  W  478.  d  239. 

25.  ^eivotOL  4 mal,  -oig  2 mal:  ^  779.  i;  374  vor  folgender 
Konsonanz. 

26.  wfAoioi  36mal,  -oig  8 mal:  vor  folgendem  Vokal  Z  510. 
O  267.  2  204,  am  Versende  ^  235.  ^  19.  ^  528.  o  61.  i/;  162. 

27.  TtlsioLGi  — ,  -otg  2 mal:  0  162.  M  311  vor  folgender 
Konsonanz, 

28.  XQ^(^^OLOL  7 mal,  -oig  2 mal:  J  3.  y  472  im  Versschluß 
.  .  .  XQ^f^^oig  öertäsöGi. 

29.  (pvloiai  — ,  -oig  Imal:  -ß  363  am  Versende. 

Hier  liegen  wirkliche  Formen  auf  -oig   vor.     Zu   ihrer  Erklärung 
bedarf  es  nach  den  Bemerkungen  o.  S.  22  f.  keines  weiteren  Wortes. 
Nur  -jjGi  findet  sich: 

ßovlfjai  Imal,  yhoaarjoi  Imal,  FvQrjai  Imal,  daUrjOi  Imal, 
ddffvrjoi  Imal,  dsiQJjai  Imal,  divrjoi  2 mal,  öfxii)[]Gi  18 mal, 
azrjoi  Imal,  evxfjGi  Imal,  yivrj/iirjGi  5 mal,  iavvjjgi  Imal, 
vavTt]Gi  3 mal,  ox&t]Gi  2 mal,  TtXrjyfjoi  5 mal,  7roif.iv7]ai  Imal, 
QiCi]aL  2 mal,  ^/.aijjai  4 mal,  xexvijoi  Imal,  Tgcofjai  7 mal, 
(fXifjOi  Imal,  cpcö-üTjoi  Imal;  alvfjoi  Imal,  aXhrjoi  3 mal, 
av7]Oi  Imal,  avzfjOi  5 mal,  yvaf.i7tTfjai  Imal,  tiafjoi  Imal, 
'i.a.Vijii  2 mal,  Xa^rcqffii  Imal,  TiQvixvfjai  13 mal,  tvqiütjjoi 
6 mal,  7iv%vfiGi  2 mal,  GiAi/.QJiai  Imal,  t6go7]gi  Imal,  xqv- 
G€7]Gi  2  mal. 
-rjg  findet  sich  1)  vor  folgendem  Vokal: 

1.  avyfjGi  — ,  -^g  Imal:  0  480. 

2.  v.ovQt]Gi  3 mal,  -r^g  Imal:  v  74. 

3.  /xayigfjGi  4mal,  -fjg  3 mal:  F  137.  254.  N  340. 

4.  vvfxcpriGi  2 mal,  -rjg  Imal:  v  355. 

5.  ^€GTfJGi  — ,  -ijg  3 mal:  Z  243.   Y  11.  /u  172. 

6.  TtrjyfjGL  — ,  -ijg  Imal:  B  523. 

7.  TtvoifJGi  2 mal,  -fjg  6 mal:  im  Versschluß  . ,  .  invoifja^  avefxoio. 
Überall  sind  die  apostrophierten  Formen  auf  -oig^  einzusetzen. 

2)  vor  folgender  Konsonanz  oder  am  Versende: 

8.  a-KTjJGi  — ,  -fjg  Imal:  M  284  am  Versende. 

9.  ßiJGGTjGi  3 mal,  -vyg4mal:  vor  folgendem  Vokal  F  34.  S  397. 
n  634,  vor  folgender  Konsonanz  11  766. 

10.  QrjßijGi  4mal,  -jjg  Imal:  ö  126  am  Versende. 

11.  y.otlT]Gi  Imal,  -i]g  10 mal:  vor  folgendem  Vokal  E  791. 
H  389.  M  90.  N  107.  O  743.  «211.  ß  18.  27.  g  181,  vor  fol- 
gender Konsonanz  ^  89. 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiai  u.  -oig,  -rjOi  u.  -5?  im  griech.  Epos     41 

12.  fi6aai]Oi  3  mal,  -*^g  Imal:  Q  84  am  Versende. 

13.  oifjoi  — ,  -?yg  Imal:  E  641  vor  folgender  Konsonanz. 

14.  TcäorjGL  Imal,  -»;g  Imal:  ;(  471  am  Versende. 

15.  7teTQi]Ot  5 mal,  -9^g  Imal:  ?^  279  vor  folgender  Konzonanz. 

16.  TcolXfjOi  4mal,  -fjg  Imal:  ^  221  vor  folgender  Konsonanz. 
Auch  bei  diesen  Formen  hat  also,  wie  bei  den  o.  S.  39 f.  be- 
sprochenen Dativen  auf  -oig,  Einreihung  in  das  zweisilbige  Para- 
digma stattgefunden. 

VI. 

Auch  bei  den  pyrrhichischen  Nomina  (Typus  dofioq,  Tiotov) 
dürfen  wir  gewiß  sein,  den  Genetiven  auf  -ov  häufiger  zu  begegnen. 
Da  im  Epos  Formen  wie  öofioq  d6(.Hi)  dof^ov  mit  Vorliebe  in  der 
Senkung  verwendet  wurden,  lag  die  Versuchung  sehr  nahe,  diesen 
Kasus  einen  zweimorigen  Genetiv  zur  Seite  zu  stellen. 

1)  Nur  -010  findet  sich  bei 

yovoio  Imal,  qooio  3 mal,  Xvxoio  Imal,  /roroto  5mal,  tokoio 
Imal,  XioLo  2 mal,  x^QOio  Imal. 

2)  Neben  -010  begegnet  -01»  in  folgenden  Fällen. 


ßiolo 

3  mal, 

-ov 

Imal, 

lld^OLO 

4mal, 

-ov 

Imal, 

ßgoTolo 

3  mal, 

-ov 

1  mal, 

Xivoio 

Imal, 

-ov 

Imal, 

yduoio 

6  mal, 

-ov 

4  mal. 

vioio 

Imal, 

-ov 

Imal, 

yooLO 

30  mal, 

-ov 

5  mal. 

vooio 

4  mal. 

-ov 

3  mal. 

dofXOLO 

7  mal. 

-ov 

13  mal. 

VOTOIO 

2  mal. 

-ov 

2  mal, 

Sfidio 

9  mal, 

-ov 

7  mal, 

odolo 

14  mal. 

-ov 

7  mal, 

köio 

11  mal. 

-ov 

9  mal, 

TlÖvOiO 

7  mal, 

-ov 

9  mal. 

2dfX0L0 

3  mal. 

-ov 

2  mal, 

IIvXoLO 

Imal, 

-ov 

14mal, 

S-Eolo 

17  mal, 

-ov 

27  mal, 

cpiXoLO 

lOmal, 

-ov 

1 1  mal, 

d^oloLO 

Imal, 

-ov 

2  mal. 

(fößoio 

13  mal. 

-ov 

3  mal, 

'/.a'Kolo 

2  mal, 

-ov 

8  mal. 

(fOVOLO 

4  mal. 

-ov 

5  mal, 

Kqovoio 

4  mal. 

-ov 

15  mal, 

Xokoio 

5  mal, 

-ov 

2  mal. 

3)  Nur  -ov  findet  sich  bei 

dolov  Imal,   öqo/aov  2 mal,   t6(f>ov  Imal,    tvyov  3 mal,   qlov 
Imal,  '^Pcdov  Imal,   OKonov  2 mal,    ortodov  Imal,    orguTOv 
9 mal,   d^QOvov  19 mal,    v.xv7tov  2 mal,    Evcpov  Imal,   Aä^iov 
Imal,  Xö^ov  2 mal,  fxoS^ov  Imal,  MoXov  Imal,  vo/u^ov  Imal, 
Tdcpov  Imal,    xäcfov   2 mal,    TQO(pov    Imal,    tqoxov    Imal, 
%XvTOv  1  mal,  ^vqov   1  mal. 
Besonders  der  Vergleich  der  unter  1)  und  3)  aufgezählten  Beispiele 
lehrt,   daß  auch  bei  den  pyrrhischen  Nomina  im  Genetiv  -ov  häu- 
figer als  -010  vorkommt.     Die  Gegenbeispiele  können  auf  verschie- 


42  K.  Witte 

dene  Weise  erklärt  werden.  Entweder  sitzen  die  Formen  auf  -oio 
in  Formeln  und  an  bestimmten  Versstellen  fest,  vgl.  o.  S.  22. 
Oder  aber  die  Nominative  Dative  Akkusative  der  betreffenden 
Worte  sind  im  Epos  nicht  zur  Füllung  der  Senkung,  sondern  als 
lamben  verwendet  worden:  in  solchen  Fällen  sind  die  Genetive 
dem  iambischen  Paradigma  nicht  so  häufig  eingeordnet  worden; 
ein  Beispiel  der  Art  ist  ßiov. 

Von  den  Dativ  formen  findet  sich  ausschließlich  -oiot  bei 
ßotoloL   Imal,    öoTiolaL  2 mal,    döloioi  5  mal,    doQOiai  2  mal, 
loßoloi  Imal,  IvyoiOL  2 mal,  q)dXoiai  2 mal;  ßgoroXai  3 Imal, 
fxäooiGi  ouial,  TEoToL  5 mal. 
-OLQ  kommt  1)  nur  vor  folgendem  Vokal  vor: 

1.  tölöi  8 mal,  sölg  2 mal:  a  218,  ^  23. 

2.  d^QovoLOi  2 mal,  -oig  3 mal:  x  352.  q  32.  v  150. 

3.  ■x.a'Adloi  7 mal,  -olg  3 mal:  'f  493.  a  123.  v  200. 

4.  XiSoLOt  4 mal,  -otg  Imal:  —  504. 

5.  Xoyoiai  Imal,  -oig  Imal:   O  393. 

6.  TcovoLOi  4mal,  -oiq  Imal:  v  48. 

7.  TQOTicioi  — ,  -oig  2 mal:  d  782.  ^  53. 

8.  qjiloioi  18mal,  -oig  8mal:  .^478.  523.  iV  549.  P302.  636. 
T  401.  (p  55.  i  466. 

2)  vor  folgender  Konsonanz: 

1.  Ö6/.101OI  22 mal,  -oig  11  mal:  vor  folgendem  Vokal  9mal 
(s.  Singular  und  Plural  75),  vor  folgender  Konsonanz  ^  132 1) 
V  424. 

2.  sf-ioloi  18mal,  -oig  12mal:  vor  folgendem  Vokal  ^  183. 
^  273.  i  173.  X  128.  l  78.  ix  258.  ^269.  q  438.  x  178.  428.  ^i  222, 
vor  folgender  Konsonanz  t  490. 

3.  ß-eoloi  101  mal,  -oig  30mal:  vor  folgendem  Vokal  ^  218. 
597.  r  296.  E  130.  819.  Z  141.  240.  527.  /  485.  494.  ^  707. 
0  99.  Y  104.  X  279.  W  80.  Q  486.  a  371.  ß  432.  Ö  807.  i  4. 
X  332.  ^  337.  V  89.  <^  448.  r  267.  co  36.  371,  vor  folgender  Kon- 
sonanz E  606.  Y  292.  d  755. 

Die  Endung  -oig  liegt  also  erst  bei  drei  Worten  vor. 

Nur  -i]ot,  findet  sich  bei 

ßolfjai  Imal,  dUrjoi  Imal,  tri^OL  2 mal,  y^ccTtriGi  2 mal,  XiifjOi 
Imal,  TVTtfjoi  Imal,  g)ovrjat  '2mii\;  erjai  2ma\,  fi€Oi]Oi  Imal, 
q>iXr]ai  5  mal. 

-ryg  kommt  vor  1)  vor  folgendem  Vokal: 


1)  Diese  Stelle  ist  Singular  und  Plural  76  nachzutragen. 


über  d.  Kasusausgänge  -ow  u.  -ov,  -oiai  u.  -on;,  -yai  u.  -ys  im  griech.  Epos     43 

1.  if^fjOi  5mal,  -f^g  4mal:  T  352.  Ä  452.  (P  104.   ^F  675. 

2.  Qoijai  4mal,  -?^g  Imal:  il  719. 

3.  S^efjoL  4 mal,  -lyg  2 mal:  F  158.  £  119. 

4.  -/.a/ifjOL  3 mal,  -fig  Imal:  E  766. 

5.  Tcvhjöi  11  mal,  -rjg  2mal:  E  466.  il  712. 

6.  Tfi^^fft  — ,  -fjg  Imal:  CD  82. 
2)  vor  folgender  Konsonanz 

7.  d-ofiöt  16 mal,  -fjg  7 mal:  vor  folgendem  Vokal  K  306.  .^259. 
T  160.  12  254.  w  419,  vor  folgender  Konsonanz  t  86.  x  57. 

Wir  schließen  hier  die  Besprechung  der  einsilbigen  Worte  an. 
Vom  Demonstrativpronomen  o  finden  sich  bei  Homer  folgende  Ge- 
netive und  Dative: 

Tolo  27  mal,  Tolg  58  mal, 

Tov      gegen    200mal,  r^fft  18 mal, 

ToioL   gegen    225 mal,  tr^g  3mali). 

ToXg  steht  vor  folgendem  Vokal  33  mal  (^342.  597.  £433.  E  131. 
150.  820.  H  324.  /  93.  417.  684.  K  63.  330.  A  120.  M  369. 
N  753.  O  134.  P  740.  ^  103.  Y  405.  ^  342.  ß  252.  7  68.  «  202. 
d-  132.  ;u  252.  ^  88.  0  324.  a  60.  t  196.  i;  367.  7  261.  w  84.  490), 
vor  folgender  Konsonanz  25mal  (5  516.524.  680.  733.  747.  J  153. 
H  170.  K  196.  241.  M  372.  P  384.  y  390.  490.  6  630.  ^f  425. 
I  459.  o  188.  304.  439.  o  51.  ^  130.  274.  %  131.  247.  y  113). 
An  den  zuletzt  angeführten  Stellen  füllt  xoig  die  erste  Hebung  bis 
auf  y  113.  Tfjg  steht  vor  folgendem  Vokal  —  275.  419,  vor  fol- 
gender Konsonanz  d  121.  —  Die  Formen  tov  und  roig  sind  also 
dem  einsilbigen  Paradigma  rw  tov  0%  (tol)  twv  xovg  tm  rj  T^g  vfj 
Ttjv  ai  {Tai)  Tag  eingereiht  worden,  und  zwar  in  sehr  früher  Zeit 
TOV,  erheblich  später  roig  und  Tjjg. 

Vom  Pronomen  relativum  (o  og^))  kommen  folgende  Formen  vor: 
Tod        17  mal,  ov       12  mal, 

ToiGL       8  mal,  oloi     17  mal, 

Tolg         4  mal,  oig        4  mal, 

TfiOi        2  mal,  ^ai       6  mal, 

Tfjg  3  mal,  fjg         3  mal. 

Tolg  steht  nur  vor  folgendem  Vokal  (11  171.  .2"  413.  i  223.  rr  13); 
desgleichen  vf^g  (E  750.  0  394.  i  428);  olg  vor  folgendem  Vokal 
B  338.  y  408,  vor  folgender  Konsonanz  F  109.  w  312;  f^g  vor  fol- 
gendem Vokal  ß  341.  z/  159,  vor  folgender  Konsonanz  Q  201. 
—  Zur  Erklärung  der  einsilbigen  Formen  gilt  das  o.  Gesagte. 

1)  Hierzu  kommen  roöSi  (16 mal),  rolaSe  [joCaötai)  10  mal. 

2)  Ich  folge  hier  einfach  Gehrings  Index. 


44  K.  Witte 

Yon  oog  finden  sich 

aolo         4  mal,  aoig      6  mal, 

Gov  4 mal,  ofjai   31  mal, 

aoloi     16  mal,  arjg       2  mal. 

aolg  steht  nur  vor  folgendem  Vokal  (^  179.  y  323.  B  164.  180. 
ß  772.  ^  242);  afjg  steht  vor  folgendem  Vokal  Q  638,  vor  fol- 
gender Konsonanz  ^  179. 

Von  og  (=  fog)  finden  sich 

OLO  7  mal,  oig      17  mal, 

ov  12  mal,  rjoi     28  mal, 

oTai       22  mal,  rjg         Imal. 

OLg  steht  nur  vor  folgendem  Vokal;    desgleichen  fjg.     Also  müssen 
wir  hier  durchweg  die  apostrophierten  Formen  einsetzen. 
Als  letztes  Beispiel  nenne  ich  aq)6g. 
ocpoü       1  mal, 
ocfoloi     3  mal, 

0(pöig       Imal    {^  231,  vor  folgendem  Vokal), 
OfffjGi      2  mal. 

VII. 

Der  Rest  der  Maskulina  und  Neutra  der  zweiten  Deklination 
verteilt  sich  auf  solche  der  Messung  -j^  _  cto  ^  und  u  _  >j^  u".  Zu- 
nächst die  der  Messung  ctü  _  cro  ^.  Genetive  und  Dative  werden 
von  ihnen  in  gleicher  Weise  wie  bei  den  choriambischen  Nomina 
gebildet  worden  sein  (Abschnitt  II).     Nur  -oio  findet  sich  bei 

Y.vavo7tQojQOLo  12mal,  XiTragoTtXoxdfxoio  Imal,  doXixr^Qszfioio 
2 mal,    TTolvdayiQVTOio  3 mal,    avaxcci^Ofxevoio  Imal,    AaraXeL- 
ßofAevoio  Imal,  TteQicpaivo^lvoio  Imal;  vavoiAXuToto  Imal, 
TfiXE^Xeizdlo  2 mal,  e^eXyiOfievoio  2  mal. 
-ov  kommt  2 mal  vor: 

1.  y,aXXi7tXo'/.d/xoio  3 mal,  -ov  Imal:  Y  207  im  Versschluß 
.  .  .  Y.aXXi7tXoy.ccinov  "^Xoavdvrig.  Der  Vers  ist  etwa  nach  2"  592 
.  .  .  ~Ä,aXXL7tXo/Mi.io)  u^Qiaövi]  gedichtet. 

2.  XQ^orjXa/.dTOLO  — ,  -ov  Imal: 

n  183  EV  xoQ'j}  ^^Qts/iuöog  x^rffijAa/taVou  y.eXaöeiv7Jg. 
Der  Vers  ist  gedichtet  nach  dem  Muster  von    Y  70 

Hq)].  d'   dvTeotiq  x?i;(7jyZaxarog  /.eXadetv^ 

"^QTEl-iig   %tX. 

An  derselben  Stelle  steht  x^fff*;Aaxarrr>  d  122. 

Hierher  gehörende  Dative  gibt  es,  so  viel  ich  sehe,  nur  zwei: 
doXixriQttfxoLGL  (Imal),  EVTtoiijTOLOi  (Imal). 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiat,  u.  -oig,  -t^ai  u.  -/;?  im  griech.  Epos    45 


Auch  von  den  Dativen  auf  -f]Oi  finden  sich  nur  die  vollen 
Formen:  TtoXviÖQaiijot  2 mal,  TtoXvA.eQdeirjöi  Imal,  VTteQOTtXir^ac 
Imal,  vTtod^rifxoavvnoi  2 mal,  alsiyevht^ot  5 mal. 

Häufiger  sind  die  Nomina  der  Messung  u  _  */  u  er.  Nur  -ou 
findet  sich  bei 

^y.eaaaf.ievoT.0  Imal,  ccfxtouriToio  Imal,  z/itovvaoio  2 mal, 
iei-jioaoQOio  Imal,  ^EvvaXioio  2 mal,  iv^twoio  3 mal,  /.azto- 
^aöloio  Imal,  NEon:zoXef.ioio  Imal,  oveiQonoXoio  Imal, 
TtohüTclay^TOLO  Imal,  7toXvoY.aQd^(.ioio  Imal,  TtolvcpXoloßoio 
8 mal,  Tto'kvxQvooLO  3 mal,  aTCOATafxevoco  2 mal,  Kavacpd^ifxe- 
voiü  2mal. 
-ov  kommt  in  folgenden  Fällen  vor: 
ayatofxävoLO       — ,      -ov  Imal, 


Imal, 


aya'/.Xeixolo        — , 

äer^eXioLO  — , 

^le^dvÖQOLo   9  mal, 

'^QrjiS^ooio       2  mal, 

^QTiiXvyioio 

aQrjiq)i'koio 

sfiiaacoTQoio 

iQiydovTtoio 

evöf^^TOio 

ctTtoixo^evoLO 


Imal, 

Imal, 

4  mal, 

Imal, 

Imal, 

— ,  3mal, 

— ,  Imal, 

2  mal,  1  mal, 

1  mal,  1  mal, 


sv^eoTOio 

> 

-ov  2  mal, 

evaaeXuoio 

4  mal. 

3  mal, 

^Evaaiogoio 

» 

Imal, 

ivGOiOTQOlO 

1 

Imal, 

ivGTScpdvoio 

7 

2  mal. 

■KaaiyvriTOLO 

9  mal. 

Imal, 

VSOTtQlOTOlO 

1 

Imal, 

OlKvQOlo 

Imal, 

Imal, 

/colv/,/.nqioio 

> 

2  mal. 

VTlEQd^VfXOLO 

5  mal, 

2  mal, 

owd^Luevoio   3  mal, 

-ov  2  mal. 

8  mal,     1  mal, 

Diese  Genetive  auf  -ov  erklären  sich  durch  Einreihung  in  ein  Para- 
digma der  Messung  ^  —  U^'J  bis  auf  die  "xZ/ra^  ElQrjf.i£va  dyaioixsvov 
^EvaatoQOv  Ivoowtqov  veoTtQiGxov.  Wieder  ist  das  Vorbild  außer- 
halb des  Paradigma  zu  suchen.     dyaiOf.ievov  v  16 

ü)g  qa  tov  tvdov  vXaKTei  dyawuivov  '/.cfxa.  eqya 
ist  dyaio^iivov  nach  tov  gesagt;  außerdem  haben  als  Vorbild  Verse 
wie  ß  61  gewirkt 

ixtj  TL  ixezaOTQSipcjaiv  ayaoad[.ievoL  xaxa  tgya. 
Der  Versschluß  ß  578 

.  .  .  evoawTQOv  d'   drc    ctTtijvrjg 
ist  nach  Versen  wie  Q  275 

.  .  .  sv§€GTrig  ETt    ccTt^vrig  (vgl.  ^  75) 
gebildet;  die  Überlieferung  schwankt  sogar  12  578  zwischen  evGGo- 
ZQOv  und  sv^eGTov.     Z  8 

vlÖv    EvGGü  QOV    7.tX. 

haben  als  Muster  Verse  wie 

viov  vTCEqd^v^ov  xtA.  E  11.   Q  120  usw. 
gedient.     Die  Vorlage  von  ^  404  endlich 


46  K.  Witte 

aQyvQ67j,  "/.oXsdv  di  veotcqigvov  iliqxa'zog 
ist  etwa  t  564 

TWf  oc  f.iev  X    eXd^iooi  dia  TtQiaxov  sXscpavtog. 
Was  die  Dative  anlangt,  so  findet  sich  nur  -oiol  bei 

dGTjjLidvTOioi  Imal,  Iniyid^ovioiGi  2 mal,  kitovQavioLOL  3  mal, 
evoosXpioioi  Imal,  evotqeTtxoiOL  2 mal,  evTin^TOLOL  2 mal, 
evTQTjTOLOL  Imal,  y.aTa&vrjTolai  Imal,  s(pEX/.Of.iivoiGi  Imal, 
liyvqtd-oyyoiGi  5mal,  6dvQO}.ievoiGi  4mal,  oi'Cvqolgl  2 mal, 
OLOfxevoiOL  Imal,  OQSGxcpoiai.  Imal,  TtagaggriTÖlaL  Imal,  fto- 
XvT(jrJTOiGL  3mal,  7iolv7tldyy.ToiGi  Imal,  TQirjzoGioiGi  Imal, 
v7T6Qd^v(.ioiGi  2 mal,  1 7T€Qcfid?MiOL  12  mal,  q)LkriQl%f.ioiGL  8 mal, 
cpiXoTtToXifAGiG i  ^)m2X^  aTrex^Of-isvoiGi  Imal,  y.aTa(pd^if.itvoLGi 
1  mal,  cpvXaGGOjiuvoiGi  1  mal 
-oig  kommt  1)  nur  vor  folgendem  Vokal  vor: 

1.  eTtiGcpvQioiGi  — ,  -oig  5mal:  T  331.  ^  18.  II  132.  .3"  459. 
T  370  im  Versschluß  .  .  .  eTUGcpvQiOLG'  dqaQviag. 

2.  svyvd{.i7iiOLGi  — ,  -oig  Imal:  g  294. 

3.  KccaiyvrjToioi  4 mal,  -oig  2 mal:  /r  97.  115. 

4.  oveideioioi  lma,\,  -oig  5mal:  ^519.  5  277.  JT  628.  (D  480. 
a  326  im  Versschluß  .  .  .  oveideioiö'  iTtesGoiv  (s.  o.  S.  35). 

5.  7tavrjf.iEQi'oiGi  — ,  -oig  Imal:  P  384. 

6.  oTaQTrjQolGi  — ,  oig  Imal:  ^  223. 
2)  vor  folgender  Konsonanz: 

7.  tTtiGGioxQOiGi  — ,  -oig  Imal:   Y  394. 

8.  ev7rXoy.dfj.oiGi  5 mal,  -oig  Imal:  Ä'  442. 
Nur  -ijoi  findet  sich  bei 

dyr]V0Qir]Gi  Imal,  tidgeir^Gi  3mal,  dfid^fiGi  Imal,  cvayiTOQit^Gi 

Imal,  dvaXxeijjGt  3 mal,  draGi^aXirjai  9 mal,  dTi(xiriGi   Imal, 

avcfQOGvvfjGi  Imal,    y.ayiOQQa(piijGi  Imal,    KaGiyvTJrrjOi  2 mal, 

ueS^rjfioGvvriGi  Imal,    6/Lio(fQOGvvrjGi  Imal,    oveiQSitjGi   Imal, 

TtaQTjOQirjGi    Imal,     Ttodioy.eifjGi    Imal,     TCQ0&vfxlt]Gi    Imal, 

V 7100X60 i7]Oi  Imal,  xoQOiTV7cir^Gi  Imal. 

-Tjg  findet  sich  vor  folgendem  Vokal  bei  doXocpQOGvvijö'   T  97. 

Ferner  begegnet  £v^iGTt]g  vor  folgendem  Vokal  H  5,  vor  folgender 

Konsonanz  (p  137.   164.     Die  Form    hat    sich    also    dem  Umfange 

nach  angeschlossen  an  ev^sGxoj  -oi  -rig  -r;  -r^v  -ag. 

Hierher  gehört  endlich  die  Form  TtatQo/MOiyviqxoLO,    die    ein- 
mal (0  469)  vorkommt. 

Welches  ist  das  Ergebnis  der  vorstehenden  Untersuchung? 
1)  Formen  auf  -ov  werden  im  griechischen  Epos  entweder  aus 
Verszwang  (d.  h.  wo  der  Genetiv  auf  -oio   einen  Kretikus   herbei- 


über  d.  Kasusausgänge  -oio  u.  -ov,  -oiat  u.  -otg,  -yai  u.  -ys  im  griech.  Epos     47 

führt)  gebraucht  oder  nach  dem  Vorbild  bestimmter  Muster.  Eine 
dritte  Möglichkeit  existiert  nicht.  Kein  Beispiel  der  zweiten  Kate- 
gorie ist  willkürlich  verwendet  worden.  Ob  -oio  oder  -ov  häufiger 
erscheint,  richtet  sich  nach  der  prosodischen  Beschaffenheit  der 
Nomina  ^). 

2)  Daß  -oiat  die  Dativendung  der  zweiten  Deklination  im  Epos 
ist  und  -oig  sich  in  der  Hauptsache  vor  Worten  mit  vokalischem 
Anlaut  findet,  wußten  wir 2).  Aber  neu  ist,  daß  das  Vorkommen 
auch  dieser  Endung  bei  prosodisch  verschiedenen  Worten  ganz 
verschieden  ist:  sie  findet  sich  am  frühesten  bei  den  Nomina  von 
der  Messung  des  Amphibrachys,  am  spätesten  bei  denen,  die  einen 
Choriambus  bilden. 

In  seinen  Quaestiones  epicae  hat  W.  Schulze  gezeigt,  daß  bei 
Homer  metrische  Dehnung  eintritt  entweder  aus  Verszwang  oder 
nach  Analogie  bestimmter  Muster  (15ff. ,  ohne  freilich  diesen  Ge- 
sichtspunkt nach  Gebühr  hervorzuheben).  Zu  demselben  Ergebnis 
führte  meine  Untersuchung  der  Vokalkontraktion  (Glotta  IV  209  ff.). 
Hierzu  tritt  jetzt  als  drittes  Beispiel  die  Untersuchung  über  die 
Kasusausgänge  -ow  -ov,  -olol  -oig,  -rjoi  -j^g.  Damit  sind  wir  zur 
Aufstellung  des  allgemeinen  Satzes  berechtigt:  Neue  Formen  (d.  h. 
dichterische  Neubildungen  oder  Formen  der  Umgangssprache)  sind 
ins  griechische  Epos  nur  eingeführt  worden  entweder  aus  Vers- 
zwang oder  nach  Analogie  bestimmter  Muster. 

Welche  weiteren  Aufschlüsse  über  die  Sprache  Homers  diese 
neuen  Anschauungen  bringen,  werde  ich  bald  in  anderem  Zu- 
sammenhange zeigen. 

Münster  i.  W.  K.  Witte 


1)  Mit  Absicht  habe  ich  die  Frage  unberührt  gelassen,  ob  die  Gene- 
tive auf  -010  im  Epos  als  Archaismen  des  Ionischen  oder  als  Aolismen  zu 
betrachten  sind.  Für  die  erste  Annahme  spricht,  daß  bei  Homer  auch  die 
Mittelstufe  des  Suffixes  -010  -00  -ov  nachweisbar  ist  (in  Formen  wie  fitfiroo 
B  518,  fiUoo  O  66,  l4axXr]nc6o  B  731;  vgl.  v.  Leeuwen,  Enchiridium  dic- 
tionis  epicae  202 f.).  Wichtigere  Gründe  sprechen  dagegen.  Darüber  bitte 
ich  die  betreffenden  Ausführungen  in  meinem  Homerartikel  ('Sprache  und 
Metrik')  in  Pauly-Wissowas  Realencyklopädie  zu  vergleichen. 

2)  Literaturangaben  bei  v.  Leeuwen  a.  0.  198. 


48  K.  Witte 

Zur  Frage  der  Aolismen  bei  Homer 

Der  Dativ  des  Plurals  der  dritten  Deklination 

Es  bedarf  keiner  langen  Auseinandersetzung,  daß  es  die  ein- 
fachste Lösung  des  Problems  der  Dialektmischung  bei  Homer  wäre, 
sie  als  Niederschlag  eines  äolisch-ionischen  Mischdialekts  zu  er- 
klären. So  ist  denn  auch  neuerdings  die  Entstehung  des  griechi- 
schen Heldengesangs  in  eine  Zeit  verlegt  worden,  zu  der  Äolisch 
und  Ionisch  noch  eine  gemeinsame  Mundart  bildeten;  aus  ihr  haben 
sich  dieser  Hypothese  zufolge  erst  in  Asien  die  spezifischen  Merk- 
male des  ionischen  Dialekts  entwickelt  (E.  Meyer,  Forschungen  zur 
alten  Geschichte  I  (1892)  S.  132tf.;  v.  Wilamowitz,  Über  die  ionische 
Wanderung,  Sitz.-Ber.  Berl.  Ak.  1906  S.  61£f.i).  Nach  anderer  Auf- 
fassung ist  die  Sprache  des  Epos  im  Grenzgebiet  des  Äolischen 
und  Ionischen  an  der  kleinasiatischen  Küste  aus  der  Berührung 
und  Durchdringung  der  beiden  bereits  fixierten  Mundarten  als 
junge  Mischbildung  hervorgegangen  (Drerup,  Die  Anfänge  der  hel- 
lenischen Kultur.  Homer  1903  S.  107).  Indessen  können  diese 
Hypothesen  ihre  Bestätigung  nur  durch  eine  eingehende  Unter- 
suchung der  "^äolischen'  Elemente  des  Epos  finden.  Eine  solche 
dem  heutigen  Stande  der  Forschung  entsprechende  Untersuchung 
fehlt  bisher.  Trotzdem  geht  es  nicht  an,  eine  Tatsache  zu  igno- 
rieren, die  seit  Hinrichs  De  Homericae  elocutionis  vestigiis  AeoHcis, 
Diss.  Berol.  1875  als  erwiesen  gelten  muß:  daß  nämlich  die  Äolismen 
bei  Homer  in  der  Hauptsache  nur  in  stehenden  Wendungen  und 
längsterstarrten  Formeln  vorkommen  oder  wenigstens  au  bestimmten 
Stellen  des  Verses  festsitzen,  also  deutlich  das  Gepräge  des  Alter- 
tümlichen   haben  2).     Hierüber   bitte    ich    meine  Ausführungen   bei 

1)  Vgl.  Cauer,  Grundfragen  der  Homerkritik '^  S.  185  f. 

2)  Die  an  bestimmte  Versstellen  gebundenen  Formen  sind  durch  das 
Metrum  konserviert  worden.  Häufig  liegt  der  Fall  so,  daß  dem  ionischen 
Dialekt  prosodisch  gleichwertige  Formen  fehlten.  —  Nebenher  wird  damit 
zu  rechnen  sein,  daß  die  äolischen  Formen  infolge  ihres  hohen  Alters  für 
die  ionischen  Sänger  und  deren  Publikum  ein  besonderes  liO-og  besaßen. 
Darum  hielten  sie  sich  mitunter  gerade  bei  Worten,  die  nur  selten  ver- 
wendet wurden  (z.  B.  bei  noQäahg  und  (ffJQsg,  der  Bezeichnung  der  thes- 
salischen  Kentauren)  oder  nur  in  einer,  höchstens  zwei  Verbindungen  vor- 
kamen. So  erscheinen  ig^ßervog  und  aoyivvog,  das  eine  unter  8  Fällen  6  mal 
neben  vv§,  das  andere  unter  6  Fällen  5 mal  neben  oug;  im  Gegensatz  zu 
ihnen  trat  für  (fätvvog  das  ionische  Korrelat  (fcatvög  ein,  weil  das  Wort 
überaus  häufig,  und  zwar  in  den  verschiedensten  Verbindungen,  gebraucht 
wurde. 


Zur  Frage  der  Äolismen  bei  Homer  49 

Pauly-Wissowa  s.  v.  Homer,  Sprache  und  Metrik,  S.-A.  S.  Iff.  zu 
vergleichen.  Nur  eine  der  a.  a.  0.  behandelten  Erscheinungen  be- 
darf einer  ausführlicheren  Behandlung,  als  sie  dort  finden  konnte. 

Zu  den  sichersten  Aolismen  des  griechischen  Epos  gehören  die 
Dative  auf  -eoot  der  konsonantischen  Stämme  (Typus  Tcodeaai'^), 
vgl.  Jacobsohn  Hermes  45,  1910  S.  69),  die  nach  Wackernagels  2) 
gewiß  richtiger  Erklärung  nach  dem  Verhältnis  irtrcoL  :  ircTtoiOi 
zu  dem  Nominativ  des  Plurals  (Ttödsg  :  itödeoöL)  gebildet  worden 
sind.  Auch  für  sie  läßt  sich  der  zwingende  Beweis  führen,  daß 
sie  bei  Homer  Archaismen  bilden  ^).  Sie  haben  sich  nur  in  Formen 
erhalten,  deren  Vorkommen  das  Metrum  begünstigte;  sonst  sind 
die  ionischen  Dative  auf  -öi  eingetreten.  Aufklärung  über  den 
Gebrauch  der  Dative  auf  -eooi  im  Epos  erhält  man,  sobald  einmal 
die  prosodisch  gleichen  Formen  zusammengestellt  werden.  Ausge- 
zeichnet eigneten  sich  für  die  Verwendung  im  Hexameter  die 
Formen  der  Messung  _wl;_u;  bei  Homer  finden  sich  aj^/aZ/^fafft 
2mal,  ^Id^iOTteaoi  Imal,  dvögaTzodeaGi  1  mal,  elXiuödeaai  2mal, 
coTiVTioöeaai  2mal,  aazaxveoat  imal,  öaixvfAÖveooi  2mal,  7jyef.i6- 
vfifffft  4mal,  ■tjLovEoot  Imal,  d^v/ategaooL  Imal,  MvQ(j.LÖ6vEaoL  15 mal, 
IlacpXayovEOOv  Imal.    Dieser  Typus  herrscht  im  Epos  ausnahmslos. 

Anders  schon  steht  es  bei  den  Formen  der  Messung w. 

Zwar  kommen  auch  hier  noch  Beispiele  vor,  zu  denen  Nebenformen 
auf  -ÖL  nicht  existieren:  ^iävveoat  (5 mal),  t^qweool  ((imal),  yirjqv- 
'/^eoGL  (6mal),  KvyiXwTteooi  (4mal),  olrf/.woi  (Imal),  auevöovTeaat, 
(Imal),  TETTiyEoai  (Imal);  sie  haben  ebenso  wie  die  oben  ange- 
führten fünfsilbigen  Formen  am  Versende  und  vor  der  weiblichen 
Cäsur  ihren  festen  Sitz.  Daneben  aber  sind  Formen  auf  -ai,  im 
allgemeinen  häufiger;  in  Ilias  und  Odyssee  werden  verwendet 
dxjCvtaat,        2mal,  clxTiat  2mal;       jUj'»/(Trr;(>«ff(Tt20mal,  ^i';?(Trr)pfft54inal; 

axpCdtaai  —       axpTai  Imal;       oQvi^saai        2mal,  oQviat  Imal; 

tnnrjtaai  —       tnnrivai    6 mal*);        QVTriQiaai,  —       QVTfJQOi        Imal; 

xlrjOhaat        Imal,  xkriTai,        14 mal;       'Pairjxsaai     14 mal,  'Pairj^i  Imal. 

xQTjTi^Qfaai         —       xQr]TfjQai      2mal; 

Zur  Erklärung  des  Vorkommens  der  Dative  auf  -ot  können  wir 
kurz  auf  das  Glotta  IV  2 10 f.  V  8if.  besprochene  Gesetz  verweisen, 
demzufolge  im  griechischen  Epos  die  ein  und  demselben  Paradigma 
angehörenden   Formen   möglichst   denselben   Umfang  angenommen 

1)  Auf  die  Unterscheidung  der  Endungen  -taai  und  -saair,  -ai  und 
-aiv  ist  in  diesem  Aufsatz  nirgends  Wert  gelegt. 

2)  I.F.  14,  373  ff. 

3)  Bereits  in  der  Komposition  tritt  -faat  bei  xrjQtaaKfogriTovs  ^  527  auf. 

4)  tnni^saat  findet  sich  z.  B.  bei  Quintus  Smyrnaeus  IV  589. 
Glotta  V,  1.  4. 


oi^ovai 

4  mal; 

Tänrjai 

2  mal; 

Toxrjijac 

8  mal; 

(fdkayii 

Imal; 

yiTCÜOt 

Imal. 

50  K.  Witte 

haben  —  eine  Erscheinung,  die  sich  deshalb  einstellte,  weil  die 
häufiger  vorkommenden  Formen  an  bestimmten  Stellen  des  Verses 
ihren  festen  Sitz  hatten.  So  fügte  sich  z.  B.  i.ivrjOTiJQai  (für  jiivrja- 
xriQEGOL)  dem  Paradigma  /iiviqoTrJQeg  -ag  ein. 

Derjenige  Typus  endlich,    der  die  Messung  des  Antispast  auf- 
wies, fehlt  fast  ganz  (über  die  Unhandlichkeit  antispastischer  Wort- 
formen s.  Glotta  V  29).     Wir  finden 
(Inch'Ttaac  —       änaat,  2  mal;        oöovTfaai, 

yeoöi'Tföac         —       y^Qovat,        3  mal;        TcmriTtnai 
yvvnCxtaat         —       yvVKi'^Cv     31  mal;        Toxrjioai 
iövTiaai,  —       ^oiJai  1  mal ;        (faXäyytaai 

XaövTtaai  —       Xtovai  4  mal;       /iTwnaai 

Dieser  Fülle  von  Beispielen  steht  nur  riydvTSOoi  tj  59  gegenüber 
(s.  u.  S.  54  Anm.   1). 

Daß  für  die  einen  Kretikus  enthaltenden  Dative  die  Formen 
auf  -OLv  eintraten,  ist  selbstverständlich.  Vgl.  do/tioi  (2  mal)  für 
ccGTcideaoi,  dorgdoi  (2 mal)  für  doTegeGGi,  dai/LioGL  (2 mal)  für  dai- 
/iidveGat,  ^Eqivigi  (imal)  für  ^Eqivveggi,  llXaGi  (Imal)  für  ilXd- 
dsoGi,  Ix^iGi  (5 mal)  für  IxB-veggl,  ^lqlgglv  (Xusal)  für  IgideGGi, 
o^eGi  (2 mal)  für  o^seggi,  ocpQvGt-  (17 mal)  für  6q>QveGGi,  TrslEiaGi 
(Imal)  für  neXEidÖEGGi,  tcIeiogl  (omal)  für  /tletovEGGi,  7tOLf.dGi 
(Imal)  für  7voif.ievEGGi.  Von  den  Fällen,  wo  -gl  an  den  Nominativ 
des  Plurals  gehängt  wurde,  ist  -egol  auch  auf  die  Neutra  der 
dritten  Deklination  übertragen  worden:  vgl.  z.  B.  xTsazEGGL  u.  S.  52 
(s.  auch  S.  54)1).  Diese  Verwendung  des  Suffixes  -sggi  ist  je- 
doch im  Epos  bei  den  Neutra  auf  -a  überaus  selten,  weil  sich  hier 
in  den  meisten  Fällen  der  Kretikus  einsteilte.  Daher  stehen  für 
dgiudzEGGL  dEQf.idzeGGL  dcof.idT€GGiusvf.  dgi-iaGL  16 mal,  dsQfAaoL  Imal, 
öi6(.iaGi  13 mal,  eyxaGi  Imal,  euiugi  Imal,  varj^aGi  omal,  '/.[/.laGi 
9mal,  vorjfxaGL  2mal,  OfA/iiaGi  2mal,  ovaGi  Imal  (wa/  Imal),  tieL- 
QaoL  Imal,  Tzoiyti'XfxaGL  2 m-dl,  TTw^/aat  1  mal,  XQ^f^i^f^^^t^  Imal.  Ferner 
finden  sich,  weil  die  entsprechenden  Formen  auf  -eggi  metrisch 
unhandlich  oder  unbrauchbar  waren,  XrjiOTtjQGi  2  mal,  7tolv/.h'jiGL 
6 mal,  uElixEGOL^)  3 mal. 

Im  Gegensatz  zu  den  oben  genannten  antispastischen  Formen 
mußten  die  der  Messung  ^  v->  _  u,  vor  allem  wiederum  wegen  ihrer 
Brauchbarkeit  am  Versende  und  vor  der  weiblichen  Cäsur,  den  Epikern 
hochwillkommen  sein.     So  finden  sich  Jo^-otzeggl  Imal,  vMvoveGGL 


1)  Genauer    ausgedrückt:    nach    dem    Verhältnis    xoQvd-cav  :  xoQv&taat 
wurde  xTiÜT(av  -.  xjtÜTtaai  fjebildet. 

2)  Über  die  Form  mkäxtaai  vgl.  Jacobsohn  a.  0.  70. 


Zur  Frage  der  Äolismen  bei  Homer  51 

Imal,  Kr/.6veaGL  2ma],  K iXiyteaai  \m{i\,  xo^J Geäfft  3 mal,  yteXäyEoai 
Imal,  Xiifädeoai  2 mal,  f.ia/.dQ€aoi  13 mal,  (.ivXcc/.eö(>l  Imal,  (.legörcECöL 
Imal,  vBTLCideaoi  Imal,  virpadsaoi  Imal,  oUaaL  5maU),  ovixeöol 
5 mal,  TioXisGOL  2 mal,  /CQuXaeoac  2 mal,  TcreQi'yeaoi  2 mal,  ngaTtl- 
Seooi  6 mal,  aaviÖEoai  2 mal,  a/.oX6:/CEoai  4 mal,  OA-vla-AEöüi  Imal, 
OTiiXddsaai  2 mal,  GTafxivEOoi  Imal,  axa^vEGOL  Imal,  (pvXd'/,EGGi 
4 mal,  tcXeoveggl  12  mal,  jcoXtEGGi  Gmal,  Tay^tEOGi  7  mal.  Formen 
auf  -GL  finden  sich  nur  in  folgenden  Fällen: 

1.  Xi\.dvEGGi  Imal,  Xuxegi  2 mal. 

2.  'luqixEGGi  Imal,  y^ctqiGi  Imal.  Xif-doL  und  ydqiGL  sind  den 
Formen  Xi(,ievog  -i  -a  -eq  -ag  und  yäoiTEg  -wv  zu  liebe  einge- 
führt worden. 

3.  iXi/.EGGi  — ,  f-'Xi^iv  ln)al,  im  Versschluß  .  .  .  Xiovd-^  Mg 
ßovolv  i'Xi^iv  M  293,  der  nach  dem  Rhythmus  von  Versen  gebildet 
zu  sein  scheint,  wo  ßovGiv  im  fünften  Fuß  festsaß;  vgl.  0  630 
.  .  ,  iJg  TE  Xiojv  oXoocpQcov  ßovGtv  bTlEXiydjV. 

4.  ■/.afid'/.EGGL  — ,  /.ctf-ia^i  1  mal.  -/.d/iia^i,  ein  "^7ca^  Eigr^j-ierov 
bei  Homer,  ist  2"  563  ^^GtrfAEL  öt  ■/läi.iaS.i  öiai-iTtEgig  ctQyvutrjGi  wahr- 
scheinlich zum  ersten  Mal  im  Epos  gebraucht  worden;  vgl.  e  256 
{pga^E  de  /luv  qItzeggl  diau7r£QEg  olGvtvrjGi. 

5.  TcoXsEGGL  10 mal,  noXsGi  10 mal,  noXlGGi  3 mal.  tcoXIgiv 
ist  dem  Paradigma  7toXsog  rcoXsEg  TtoXlwv  noXeag  eingefügt  worden; 
z.  B.  wurde  z/  388  .  .  .  tcoXhiiv  /.ieccc  Kadi-iEioiGLv  nach  dem  Muster 
von  E  804  .  .  .  jtoXiag  f.iETo:  Kaöf.iEiOJvag  gedichtet.  Sodann  trat 
neben  jcoXeglv  nach  dem  Verhältnis  etzeglv  :  eueogi,  ßsXEoiv  :  ße- 
Xsaot,  GÜv.EGiv  :  GaxEGGt  (s.  u.  S.  54 f.)  TtoXtGGi;  vgl.  iV  452  .  ,  .  nn- 
XioG^  avÖQEGGLV  ava^Axa,  P  30S  .  .  .  tcoXIgg^  avdgsGGLv  ava/.ca  (die 
dritte  Stelle  ist  P  236)  3). 

6.  yEvvEGGi  — ,  yhvGGi  Imal,  -// 416  .  .  .  [.lExd  yvaf.iTtTfjGi  yi- 
vvGGiv.  Der  Vers  ist  eine  Nachbildung  des  typischen  Satzschlusses 
.  .  .  yvaf.i7tvoiGL  fxlXsGGi  yi  669.  ß  359.  X  394  usw. 

7.  vE'/.vEGGi  10  mal,  vexvggl  3  mal  (am  Versende).  Auch  veavggl 
ist  nach  dem  Muster  von  Formen  wie  eueggi  ßsAsooi  XtyßOGL  {.d- 
Xeggl  ins  Epos  eingeführt  worden,  die  am  Versschluß  festsaßen. 

8.  TTiTVEGGi  — ,  nltvGOi  1  mal  (i  186  vor  der  weiblichen  Cäsur). 
Die  Form  ist  wie  vI-avggl  zu  beurteilen. 

9.  APEazEGGi  — ,    -/.QtaGiv  2 mal.      Bereits   o.  S.  50   wurde   be- 


1)  Über  oUav  s.  u.  S.  55  Anm.  2. 

2)  noUaai,  wird  mit  Bnigmann  als  Kunstprodukt  der  epischen  Sprache 
anzusehen  sein:  noks'aiv  ist  die  ionisch -attische  Form.  Vgl.  Jacobsohn 
a.  0.  72. 

4* 


52 


K.  Witte 


merkt,  daß  im  Äolischen  -eooi  von  den  Maskulina  und  Feminina 
auch  auf  die  Neutra  übertragen  wurde.  So  findet  sich  ^zEdreGOi 
14 mal;  das  Wort  ist  nur  in  dieser  Form  belegt.  Dagegen  kommt 
Y.Qmoiv  im  Vers  Q  162  =  M311  "dgr]  te  y.Qeaoiv  xe  Ide  nkeioig 
ÖETiccEGOi  vor. 

Für  Dative  auf  -Eaai ,    welche   die  Messung  __u   aufwiesen, 
sind  folgende  Formen  auf  -ai  eingetreten: 
avÖQiaai       20mal,  clv^QÜai     67 mal;       vr]faai        SSrnaP),  vrival^eg.Vlbm»\ 


yovveaat'^) 

3raal, 

yovrctai 

18mal; 

TTccitSiaai 

3mal, 

TTCtiaC 

11  mal; 

yiinsaat 

Imal, 

yvxpC 

— 

nnvTfaai 

3  mal, 

näai 

8  mal; 

SovQsaai ') 

2mal, 

öovQarSL 

Imal; 

gCneaai 

Imal, 

Qilpi 

— 

6fi(öiaat 

6mal, 

SfAMaC 

Imal; 

aägxeaai 

2  mal, 

aug^C 

— 

d^rjQiOai 

2  mal, 

d^rjQoC 

Imal; 

acfT^xeaai 

Imal, 

aifr]^( 

— 

Ogi^xeaat 

Imal, 

Soy^i 

— 

Tgcutaac 

136  mal. 

TgioaC 

69  mal; 

xgmeaai  ^) 

— 

y.Qaal 

Imal; 

(frigtaai 

— 

(ftjgai 

Imal; 

Kgi^reaai 

5mal, 

KgriaC 

— 

XitQtaai 

33  mal«), 

X^gafgeg 

200mal. 

kdfoai 

6  mal, 

kaaC 

— 

Diese  Statistik  zeigt,  daß  die  Formen  auf  -oi  meist  das  Übergewicht 
haben.  Diejenigen  Fälle,  die  dagegen  zu  sprechen  scheinen,  klären 
sich,  sobald  man  bedenkt,  daß  die  Dative  auf  -ai  einem  Paradigma 
(dies  Mal  einem  trochäischen)  zuliebe  ins  Epos  eingeführt  worden 
sind.  Von  dem  mehr  oder  weniger  häufigen  Vorkommen  eines 
Nominativ  Genetiv  Akkusativ  dieses  Paradigma  hing  es  ab,  bis  zu 
welchem  Grade  die  Formen  auf  -Eoai  durch  die  auf  -gl  verdrängt 
wurden.  Z.  B.  ist  für  Kqtjteogl  (s.  o.)  KqtjgI  deshalb  nicht  ein- 
getreten, weil  die  trochäischen  Kasus  des  Wortes  dem  Epos  fehlten 
(bei  Homer  findet  sich  außer  KqtJteggi  nur  KQ-qnov  11  mal).  Ein 
weiterer  Teil  der  Formen  hielt  sich,  weil  er  in  bestimmten  Formeln 
festsaß  (so  vyjEggl  in  der  Verbindung  ev  vt^eggi);  andere,  z.  B. 
Tqweggi,  hatten  sich  hinter  der  Penthemimeres  und  Hepthemimeres 
für  immer  festgesetzt.  Die  nur  ein  bis  zwei  Mal  belegten  Formen 
haben  ihre  Erhaltung  dem  Umstände  zu  verdanken,  daß  sie  nur 
selten  vorkamen  (s.  o.  S.  48  Anm.  2). 

Für  den  Typus  u  _  u  sind  folgende  Beispiele  zu  nennen : 


aktaai 

2mal, 

ala( 

— 

ai'foai 

4mal, 

aval 

Imal; 

ßotaai 

10  mal, 

ßovaC 

12  mal 

vioat, 

5  mal, 

vaCv 

— 

Sgitaai, 

— 

Sgval 

2  mal 

rgC/eaat, 

— 

»gi^i 

Imal; 

xvviaai 

4mal, 

xvai 

10  mal 

(fg^veaai 

— 

(fgeai 

207  mal. 

nöStaai 

28  mal, 

noaC  (nc 
gegen 

(ja() 
100  mal 

1)  S.  0.  S.  51  f. 

2)  Ferner  vitaai,  10  mal. 

3)  Über  /f/pffft  (Imal)  s.  u.  S.  55  Anm.  2. 


Zur  Frage  der  Äolismen  bei  Homer  53 

Die  Formen  auf  -oo  sind  (abgesehen  von  ßovai)  um  des  pyrrhichi- 
schen  Paradigma  willen  eingeführt  worden. 

Es  bleiben  die  Dative  der  Messung  u  _  oo  _  u  (aycovovveoaL 
Imal,  aoQT^QeooL  Imal,  aQiaxiqeöOL  6 mal,  e7irjyy.eviöeaoi  Imal, 
TteQiyuiovEOöL  3 mal,  Taiv/VTeQvyeaoi,  Imal,  KecpalrivEOOL  Imal),  zu 
denen  Nebenformen  nicht  existieren;  dagegen  sind  für  die  Dative 
der  Messung  u  u  _  _  w  die  Formen  auf  -oi  eingetreten  {ßaoilevOL 
7  mal). 

Unsere  Betrachtung  hat  ergeben,  daß  die  Formen  auf  -eoai 
allmählich  durch  die  auf  -ol  verdrängt  worden  sind.  Die  letzteren 
wurden  stets  nach  bestimmten  Analogien,  die  sich  meist  in  den 
anderen  Kasus  desselben  Paradigma  boten,  ins  Epos  eingeführt. 
Nur  so  kann  das  Nebeneinander  von  Formen  wie  ävögeoat  und 
avögaOL  bei  Homer  erklärt  werden,  avdqeooi  war  eine  Form,  mit 
der  die  Dichter  gerechnet  haben;  sie  hat  also  immer  im  Epos  exi- 
stiert. Hätte  seit  jeher  die  Möglichkeit  bestanden,  avögäoi  neben 
avÖQeooi  zu  verwenden,  so  würde  sich  schwerlich  vom  Typus  av~ 
dgeaai  eine  Spur  bei  Homer  finden.  Es  kommt  hinzu,  daß  unter 
denselben  Bedingungen  wie  -eaai  durch  -ol  das  Kasussuffix  -olo 
durch  -ov  und  überhaupt  alle  altertümlichen  Formen  durch  mo- 
derne verdrängt  worden  sind  (Glotta  V  8  ff.).  Man  kann  ganz 
allgemein  sagen:  Wo  Doppelformen  bei  Homer  nebenein- 
ander liegen,  da  sind  recht  häufig  diejenigen,  die  sich 
einem  Paradigma  einfügen,  die  jüngeren  i).  Hat  es  dem- 
nach eine  Zeit  epischer  Heldendichtung  gegeben,  in  der  das  Suffix 
-eaat  ausschließlich  herrschte? 

Die  unter  dem  Einfluß  des  Metrums  erfolgte  Verdrängung  von 
-eaoL  durch  -gl  hatte  zur  Folge,  daß  von  -sgol  gerade  diejenigen 
Formen  konserviert  wurden,  bei  denen  die  Silbe  -saa-  in  der  He- 
bung stand:  _  a^  _  w  (dyyiaXiöeaai  ä-ATlvsooi,),  w  u  _  u  {zloXo- 
tieool),  u  _  w  (aXeoat)  usw.  Auf  diese  Feststellung  sei  hier  nur 
deshalb  Wert  gelegt,  weil  Jacobsohn  a.  0.  72  für  die  Dative  auf 
-eaoi,  bei  denen  -egol  rein  äußerlich  ausgedrückt  vom  Nominal- 
stamm, nicht  von  der  Wurzel  loszulösen  ist,  die  'Regel'  aufgestellt 
hat,  "^daß  ihr  gg  stets  in  Hebung  oder  in  die  Senkung  des 
ersten  Fußes  fällt'.  [Die  sicheren  Beispiele  der  ersten  Thesis 
sind  avÖQEGOiv  K  441,    tkxvteggiv  ß  166.   v  432,    Tqwegg'  Z  362, 

1)  Eine  Ausnahme  machen  z.  B.  dichterische  Neubildungen,  die  gegen- 
über den  ursprünglichen  Formen  einen  metrischen  Vorteil  boten,  etwa  eine 
Kürze  voraus  hatten,  z.  B.  Dative  wie  xovCr^ai  \pa^ä&oiai,  vgl.  Singular  und 
Plural  (Index).     S.  auch  Glotta  V  8. 


54  K.  Witte 

XeiQEoa  M  382.  11  704,  vqeoo"  'i  238.]  Diese  'Reger  wird  von 
Jacobsohn  als  eine  Besonderheit  des  Suffixes  -eool  interpretiert, 
der  eine  gelehrte  Behandlung  von  20  Seiten  gewidmet  ist.  In  dieser 
steht  S.  87f.  der  Satz:  'Warum  sollten  avdQEOOL{v)y  Tqiosooi{v), 
07tevd6vr£00i{v),  xetQsaai{v),  ay.xivBOOi{v)  und  viele  andere  nicht  den 
Ton  so  gut  auf  der  ersten  und  dritteu  Silbe  haben  wie  die  proso- 
disch  ganz  gleichen  l'dßeioev,  f-iEid^iOEv,  wiqvve,  näcgovilE,  aucoloiv?^ 
lu  diesen  Satz  sind  die  Formen  OTtEvdövzEOoiv  und  a/.iivEöoiv 
offenbar  durch  ein  Versehen  des  Autors  geraten.  Zu  avögaGat 
Tqmeoül  xELQEOoi  aber  ist  zu  bemerken,  daß  diesen  Dativen  die 
Formen  aröqüoL  Tqiool  yEQoi  zur  Seite  standen,  die  jedes  Mal  in 
Funktion  traten,  sobald  die  Anfangssilbe  in  der  Hebung  stehen 
sollte;  ävÖQEaoL  Tgcusooi  ydQEOOi  haben  ihre  Ei'haltung  neben  av- 
ögaoL  Tqwoi  xeqüi  gerade  dem  Umstand  zu  danken,  daß  sie  sich 
hinter  der  Pentliemimeres  und  Heptheminieres  (also  wie  die  übrigen 
Formen  auf  -sooi  mit  -eoo-  in  der  Hebung  festgesetzt  hatten^). 
—  Über  die  Formen  äiysai  avdxTeai  u.  a.  s.  u.  S.  55  Anm.  2. 

Bisher  haben  wir  von  einer  großen  Gruppe  von  Formen  auf 
-EOOL  abgesehen,  dem  Typus  Ijchooi.  Die  Erklärung  dieser  Formen 
steht  außer  Zweifel;  nach  dem  Verhältnis  '/.vEartov  :  •/.zEucEGOt  ist 
zu  ETikov  :  Itc'cEogi  gebildet  worden.  Unsicher  dagegen  bleibt  zu- 
nächst, ob  ETttEGOL  eine  dichterische  Neubildung  oder  eine  Form 
der  äolischen  Umgangssprache  ist.  Zur  Feststellung  des  Tatbe- 
standes müssen  wir  auf  die  Dativbildung  der  s-Stämme  überhaupt 
kurz  eingehen.  Durch  Anhängen  von  -üi  an  den  Stamm  ist  der 
Dativ  in  folgenden  Fällen  gebildet  worden: 

w  —  ßsktaat  8inal,  sTuaai  18mal,  Xi/taai  3mal,  fxiltaai  Sinai,  i'fifiaai 
linal,  oQtaoi  9 mal,  aäxeaai  2 mal,  rixtaai  10 mal; 

w  w  —  u   jitXäytaai,  Imal; 


1)  Hervorheben  muß  ich  noch,  wie  Jacobsohn  mit  den  'Ausnahmeu' 
seiner  Kegel  fertig  wird.  'Im  ganzen  Homer  gibt  es  nur  zwei  Verse,  in 
denen  aa  der  Endung  -taai  eine  andere  als  die  erste  Thesis  ausfüllt: 

1)   );  59  og  no&-'  vnsQd-v/u^oiai  FoyccvTeaaiv  ßaaCXtvtv, 
ein  Vers,    der  schon  von  Gerhard  zitiert  ist,    der  aber  nicht  gut  in  Fiyär- 
Tsai  IfißaaCktvtv  ändern  wollte.     Vielmehr  wäre  es  möglich,  herzustellen : 
of  TTor*  riycb'TiaaiJ'  vnsij&vfjoig  ßccaiktvd'.'   (S.  76) 

Hier  vermißt  man  dringend  den  Nachweis,   wo  die  Messung >^    für 

riyävjeaatv  belegt  ist.  Beliebige  antis^jastische  Wortformeu  vermutungs- 
weise mit  langer  Anfangssilbe  zu  messen,  ist  unerlaubt.  '21  A  162  xtCaro 
yvneaaiv  noXv  (fü-rtooi  ^  dköyoiaiv.  Hier  muß  eine  schwerere  Verderbnis 
zugrunde  liegen.'  An  eine  solche  wird  auf  diese  Versicherung  hin  gewiß 
niemand  glauben. 


Zur  Fra^e  der  Äolismen  bei  Homer  55 

u  ß^v&taat   2 mal,    (>rjytaai    Imal,     ai^fliaat  129 mal,    Ttt^taai 

Imal,  ret/taai  2 mal,  xptvötaai.  3 mal,  ipivöeaoi  Imal; 

^ w  (}ti.y.eaai.  1  mal ; 

u ^  y.taanQriviciai  4  mal. 

Das  sind  Formen,  die  bei  Homer  völlig  isoliert  (d.  h.  außerhalb 
jedes  Paradigma)  stehen,  die  also  seit  jeher  im  Epos  existiert 
haben  (s.  o.  S.  ö3).  Besonders  blieb  der  Typus  u  _  u  erhalten, 
weil  er  den  Dichtern  am  Versende  gute  Dienste    leistete.      Anders 

stand  es  mit  den  Formen  der  Messung u    (Typus  aXyeoai)  ^). 

Für  sie  sind  daher  allmählich  die  Formen  mit  einfachem  a  einge- 
führt worden,  die  sich  den  daktyUschen  Kasus  des  Paradigma  an- 
schlössen: bei  Homer  finden  sich  alyeoi  11  mal,  avd^eoi  2 mal, 
ßsvd-eoL  omal,  ty^eoL  16 mal,  svTeai  8 mal,  ^qv^aoL  2 mal,  '/i^qöeol 
2 mal,  xevd^eoi  2 mal,  y.ijösai  omal,  /.TJveai  Imal,  Gcrjd-eoi  8 mal, 
xaQcpsoi  2 mal,  xEvyßOi  40 mal,  y^iXtai  4 mal,  oveideoi  Imal.  Auch 
hier  hängt  von  der  Häufigkeit  der  daktylischen  Kasus  das  mehr 
oder  weniger  häufige  Vorkommen  der  einsigmatischen  Dative  ab. 
So  findet  sich  bei  Homer  nur  ixlyeoL,  weil  alyea  sehr  oft  vorkam 
(in  Ilias  und  Odyssee  68 mal);  dagegen  ist  das  numerische  Ver- 
hältnis von  OTrjd-EOOi  :  ov^r^eoL  129  :  8,  weil  die  daktylischen 
Formen  von  air/d^og  sehr  selten  waren  (bei  Homer  finden  wir 
Gvi^&eog  3 mal,  arrjO-et  Imal,  OTti&ea.  8 mal).  Ferner  wurden  dem 
Paradigma  iftstov  a'rcea  der  Dativ  STteaiv  (8  mal)  zugefügt  (ebenso 
ßileog  -i  -a  :  (UXeöLv  [2 mal]:  ^irpsog  -i  :  ^Iqeaiv  [8 mal];  qavJwv 
-a  :  QocviSOLv  [2 mal];  adyiEog  -l  -cjv  -a  :  od/ieoLv  [omal]),  dem  Para- 
digma TiodosAEog  Ttodwy.e'C  noötoyea  Ttoöcr/.eeg  noövmeag  :  7todtü''A.eoLv 
(Imal)  [analog  erklären  sich  avaidsot  6mal,  aolleai  Imal,  vtiqy.EOi 
2 mal],  dem  Paradigma  xaXyiyJQEog  xaX/iiJQei  yaly^geag  yaXyirjQsa  : 
yah^riqEGi  (5 mal)  [analog  avdqayßiai  Imal],  dein  Paradigma  övo- 
/iievhg  dvai-ievecov  dvO{.iEvtag  \  dvai-ieveöiv  (Imal);  TavvyyAEOi  (Imal) 
schloß  sich  an  Tavviq-/.Eag  an;  öitive/Jol  (Imal)  mußte  aus  Vers- 
zwang für  dir]VEKäoaL  eintreten  2). 

1)  Von    den   oben    angeführten   Formen    der   Messung ^    kommt 

hänfig  nur  ari^&taat  vor,  das  sich  hinter  der  Penthemimeres  und  Hepthemi- 
meres  festgesetzt  hatte. 

2)  Nach  dem  Verhältnis  ar^fhiaai  :  arri&iGt  sind  von  den  Dichtern  vor 
der  bukolischen  Diärese  die  Formen  uvüxTtab  o  557,  ivtat,  1'  191.  ottat  o  386, 
im  ersten  Fuß  ulytai  Ä^  486,  im  fünften  Fuß  yjiQtab  Y468  gebildet  worden. 
Dieser  Typus  hat  in  der  späteren  Epik  größere  Ausdehnung  gewonnen;  aus 
Quintus  Smyrnaeus  seien  genannt  xtlq^ac  II  401.  III  323.  346.  IV  255.  XI 
394.  XIII  184.  303.  533,  lätat  XI  97,  i'jyfff*  III  744.  XII  170.  369.  XIII  66, 
nalStai  XIII  306.  514.  —  Eine  Nachbildung  der  späteren  Epik  ist  auch  der 


56  K.  Witte,  Zur  Frage  der  Äolismen  bei  Homer 

Wie  aber  sind  die  Formen  vom  Typus  STttsoat  zu  beurteilen? 
Es  kommen  nur  drei  Kategorien  von  Formen  vor: 

u  u  —  u  nxiioai  Imal,  /SfA^fftTt  lümal,  ineeaai  gegen  115 mal,  &v(iaai 

2 mal,  Af;j^^f(r<Tt  17mal,  fj-tkitnai  \iü?l\,  veifieaoi^xüdX,  ^Kf^taat 

3 mal,  öx^toai  2mal,   QKxtsaac  Imal,  oax^taai  Imal,  rex^iooi 

5 mal,  TfX^taat  3 mal; 
—  »^  ^  —  >-"  dQTfjuf'iaai  Imal,  Sva/ufv^eaai  14 mal; 
^  —  ^  ^  —  w  Sirjvix^taai  3  mal,  Sioronfetaat  2 mal,  IvQgatf^faai  2 mal, 

i&atytvttaai  Imal,  xaTWQv/^ioai  2 mal. 
Auch  diese  Dative  sind  bei  Homer  völlig  isoliert.  Daraufhin  können 
sie  aber  noch  nicht  (im  Gegensatz  zum  Typus  avÖQEoai  oder  av^- 
■d^Eoai  o.  S.  53.  55)  ohne  weiteres  als  alt,  d.  h.  als  Formen  des 
gesprochenen  äolischen  Dialekts  bezeichnet  werden,  weil  nur  die 
metrisch  am  hervorragendsten  geeigneten  Kategorien  von  Formen 
bei  Homer  vertreten  sind  ^).  Formen  wie  STtieoaiv  eigneten  sich 
für  die  Verwendung  im  Hexameter  noch  besser  als  sttbooiv,  und 
der  Typus  dirjve/Jooi  war  überhaupt  unmöglich.  So  besteht  gewiß 
die  Möglichkeit,  daß  die  Formen  auf  -hooL  von  den  Dichtern  um 
des  Verses  willen  geschaffen  worden  sind.  Trotzdem  ist  die  An- 
nahme, daß  sie  bereits  dem  gesprochenen  Äolisch  angehört  haben, 
vielleicht  vorzuziehen.  Zu  ihren  Gunsten  spricht,  daß  wenigstens 
auf  einer  äolischen  Inschrift  ein  derartiger  Dativ  gesichert  zu  sein 
scheint  (iT[h]oai,  Hoffmann  Gr.  Dial.  H  Nr.  161,  5).  Wie  bei  den 
Maskulina  und  Feminina  sich  die  Dative  auf  -eool  vor  allem  in 
den  Formen  der  Messung  ww ,  _ww_u  und  w  _  ^  ^^  _  w  ge- 
halten haben,  so  sind  die  entsprechenden  Dative  der  s- Stämme 
ausschließlich  in  diesen  Formen  konserviert  worden. 

Die  Ersetzung  des  Suffixes  -eaoi  durch  -at  ist  ein  typischer 
Fall  der  Erscheinung,  daß  die  äolischen  Formen  des  griechischen 
Epos  allmählich  durch  ionische  verdrängt  worden  sind.  Die  do- 
minierende Stellung  in  der  epischen  Sprache  nimmt  also  das 
Ionische  ein  (anders  nach  Ficks  Vorgang  Hoffmann  a.  0.  III  179). 
Ich  kenne  nur  einen  Fall,  wo  es  dem  ionischen  Wort,  obwohl  man 


zum  Paradigma  x^9°^  ~^  usw.  gehörende  Dativ  y^iQ^aat,  (Hes.  Theog.  519. 
747).  Von  diesem  Paradigma  findet  eich  bei  Homer  erst  der  Dativ  x^Q^  ^^ 
den  Versschlüssen  Iv  x^Q^  &nao}  &  289,  iv  /f(»l  f^^aei  Y  182,  iv  /(qI  S^rjxs 
il  101.  Später  schlössen  sich  /«po?  -i  usw.  an.  Quintus  Smyrnaeus  z.  B. 
verwendet  x^QÖ?  IV  443.  XI  31 ,  /f pt  IV  367.  XIV  569.  621 ,  yjQ^^  ^  203, 
XiQdJv  XII  573,  /^p«f  IV  359.  369.  V  47.  XI  157.  251.  XII  282.  476.  XIII  192. 
XIV  386.  544,  /^(«ffat  steht  IV  280.  447.  VI  209.  242.  288.  364.  573.  VII  417. 
XI  23.  XII  288.  XIII  207.  XIV  551. 
1)  Vgl.  S.  53  Anm.  1. 


Wolf  Aly,   Lexikalische  Streifzüge  57 

es  erwarten  sollte,  niemals  gelungen  ist,  über  das  äolische  die  Vor- 
herrschaft zu  erlangen:  y.£{v)  findet  sich  bei  Homer  etwa  4 mal 
häufiger  als  av.  Die  besondere  Ursache  in  diesem  Fall  war  na- 
türlich metrischer  Natur.  xe{v)  wurde  im  Epos  vorwiegend  in  der 
Senkung  verwendet;  hier  aber  führte  av  vor  folgender  Konsonanz 
einen  Spondeus  herbei,  während  bei  Gebrauch  von  x£  der  Daktylus 
erhalten  blieb. 

Münster  i.  W.  K.  Witte 


Lexikalische  Streifzüge 

Der  griechische  Quellname  Arethusa  begegnet  an  so  vielen 
Orten,  daß  man  geneigt  sein  könnte,  ihn  für  gemeingriechisch  zu 
halten;  ich  nenne  Ithaka,  Euböa,  Argos,  Smyrna,  Syrakus,  Theben, 
Bruttium,  vielleicht  auch  Elis;  auch  die  Stadt  Arethusa  bei  Ara- 
phipolis  dürfte  ihren  Namen  von  einer  Quelle  haben,  während  das 
Wort  nach  Armenien  und  Syrien  erst  in  hellenistischer  Zeit  ver- 
schleppt sein  wird. 

Als  einzig  abweichende  Form  bieten  die  Bukoliker  ^^Qs&oiaa, 
was  den  an  sich  naheliegenden  Gedanken  an  eine  Partizipialbil- 
dung  bestätigt!).  Mit  agdw  benetzen  können  wir  ihn  freilich 
nicht  verbinden,  wie  es  nach  antikem  Vorbild  Hirschfeld  bei  PW. 
II  679  tut,  weil  der  Übergang  von  S  zu  S-  innerhalb  der  griechi- 
schen Welt  nicht  erweislich  ist.  Alles,  was  man  dafür  anführen 
könnte,  o%Ed6v  neben  oxt^o),  ccldaho)  neben  al&evg,  ovöeig  neben 
ovd-eiq,  sind  täuschende  Scheinbeweise,  die  anders  erklärt  werden 
müssen.  So  kann  Arethusa  eben  nur  auf  einem  Verbum  *aQed-(o 
beruhen,  das  auch  in  dem  tarentinischen  Männernamen  ^^geS-cov^) 
vorliegt.  Die  Bildung  stellt  sich  zu  den  dem  Epos  geläufigen 
Verben  auf  -d&o)  -ed^w,  während  die  Wurzel  aq-  zu  dQ£0/.o),  aq^xr^ 
zu  gehören  scheint.  Dann  steht  also  dged-co  neben  a^f'ff/tw  wie 
ßsßQOjd^o)  neben  ßißQtiOMo  oder  (patd^co  neben  öia-g)c'jßMo,  Ttfycpavoyiio. 


1)  Auf  syrakusan.  Münzen  APEOOIA  'Ao^&öjaa  Brit.  Mus.  Cat.  Sicily 
p.  177. 

2)  Mionnet  I  p.  141  Nr.  397  APE0Q.A;  nach  Analogie  andrer  taren- 
tinischer  Münzen  ist  das  erste  ein  Männername  im  Nominativ,  also  nicht 
UQE»w{a}tt.  Danach  darf  I  Suppl.  p.  284  Nr.  577  APEO^m  als  "AQi»cov 
gelesen  werden. 


58  Wolf  Aly 

In  der  Tat  sind  auch  neben  '^Qtd-iov  die  Namen  ^Aq^o/mv  und 
^Aqixiov  in  gleicher  Bedeutung  bezeugt.  Die  Quelle  hieß  dann 
also  ,,die  Gefiillige"!),  wie  etwa  deutsch  Schönbrunn,  neugriechisch 
'/.akoßQVGi,  lateinisch  Juturna  (zu  iuvare)  ^). 

Ist  unsere  Herleituug  des  Namens  zutreffend,  so  müssen  wir 
für  seine  Entstehung  in  eine  verhältnismäßig  frühe  Periode  der 
griechischen  Sprache  zurückgehen,  da  die  betr.  Verbalbildung  nur 
noch  im  Epos  lebendig  ist.  Eine  genauere  Untersuchung  des  Fort- 
lebens dieser  Bildungsart  in  den  Dialekten  wäre  sehr  wünschens- 
wert, da  sie  unerwarteter  Weise  bei  Aristoteles  (/.vi^d-a))  und  Theo- 
phrast  (aXrj-d-iü)  wieder  durchbricht  und  sich  in  der  Koine  hält. 
Die  Verbreitung  des  Namens  ^AgsO-ovoa,  die  in  Wirklichkeit  nicht 
so  planlos  ist,  wie  es  erst  den  Anschein  hatte,  kann  dabei  als 
Wegweiser  dienen.  Denn  die  ostginechischen  Dialekte  scheiden 
ganz  aus  mit  Ausnahme  des  äolischen  Smyrna,  das  auf  Thessalien 
zurückweist;  und  wo  der  Name  in  westgriechischen  Dialekten  er- 
scheint, wie  in  Syrakus  und  Tarent,  fehlt  nie  der  zentralgriechische 
Einschlag,  der  es  allein  erklärt,  daß  der  Name  zugleich  in  Argos 
und  in  Chalkis  vorkommt,  während  er  auf  reindorischem  und  rein- 
ionischem (iebiet  fehlt. 

Danach  liegt  es  nahe  zu  vermuten,  daß  die  von  Quintus  Smyrn. 
10,  80  genannte  Kreterin  Arethusa  keine  Erfindung  des  Dichters 
sei;  denn  er  versetzt  sie  an  den  Fluß  Lethaios  bei  Gortyn,  in  die 
einzige  altachäische  Gegend,  in  der  der  Name  bisher  fehlte. 

Was  für  Arethusa  gilt,  gilt  übrigens  des  Suffixes  halber  auch 
für  Phaethon,  dessen  Sage  sich  in  Korinth,  Rhodos  und  Kos  loka- 
lisieren läßt.  Beim  Phaethon  tritt  überdies  ergänzend  hinzu,  daß 
die  Berührungen,  die  er  mit  den  vorgriechischen  Gestalten  Ikaros 
und  Atymnos  hat,  ihn  bereits  der  ,,mykenischen"  Kulturschicht 
zuweisen. 

2.   ari/LidvT(0Q 

Während  es  von  vornherein  sicher  ist,  daß  sich  die  Bedeutung 

dieses   seltenen  Wortes   an   eine    der    gebräuchhchen   Bedeutungen 

des  Verhums  ori(.iaivu)  anschließt,  ist  es  keineswegs  nötig,  daß  dies 

in  allen  Fällen  dieselbe  sei.     So  ist  der  Artikel  in  Papes  Lexikon 


1)  A.  als  Hesperidenname  (Eoscher  mytbol.  Lex.  1,  257)  ist  im  eigent- 
lichen Sinne  zu  verstehen  und  hat  mit  dem  Thau  (Schömann  Theogonie 
S.  131)  nichts  zu  tun. 

2)  Anders  Walde,  der  an  iugis  denkt  (abgelehnt  in  der  2.  Aufl.);  aber 
das  Suffix  weist  auf  einen  Verbalstamm  (Saturnus,  Volturnus). 


Lexikalische  Streifzüge  59 

verfehlt,  wenn  er  sich  auf  die  Bedeutung  Anführer,  Gchiefcr  be- 
schränkt, oiji-ia  ist  Kennzeichen,  Merkmal;  orn-tänioQ  also  der, 
der  ein  Merkmal  gibt,  also  zunächst  der  Hirt,  der  seine  Herde 
zeichnet  IL  15,  325;  dasselbe  bedeutet  otji^iavvtjQ  bei  Ap.  Rh.  1,  375. 
So  wird  orjf.iavTi'jQiov  zum  Siegel  Aeschyl.  Ag.  5ü5,  ein  Wort,  das 
Harpokration  geradezu  als  Name  einer  Münzanstalt  anführt.  Davon 
abgeleitet  bietet  Herodot  2,  38  yFj  OYii.iaviQiq  Siegderde  und  2,  121 
GTJ/itavTQOv  Siegel,  was  auch  Euripides  Iph.  Taur.  1372  hat.  Am 
deutlichsten  spricht  Xenophon  vect.  4,  31  avÖQCcTioda  OEarji.iaaf.i6va 
x(Z  dr]/.iooiii)  ar]f.idvTQ(i);  man  ist  eben  mit  Sklaven  nicht  anders 
verfahren  als  mit  dem  Vieh.  Diese  Bedeutung  hat  sich  gehalten. 
Außer  den  aus  Josephus  bekannten  Stellen  ist  mir  Dittenberger 
syll.  2  932,  32  arjuavziJQa  sigillum  (unter  Pertinax)  bekannt. 

Einem  ar^fiaivco  ich  gebiete  entspricht  IL  8,  127,  wo  07]f.i(xvTiOQ 
der  Eosselenker  ist,  während  bei  Hesiod  frg.  4,  2  scut.  56  Zeus 
ii^Hov  or^i-KxvzcoQ  TtavTCüv  genannt  wird.  So  sind  im  ApoUonhymnus 
542  orji.idvTOQ€g  dvögeg  die  Amphiktyonen.  Noch  eigenthcher  sagt 
Sophokles  Oed.  tyr.  957,  indem  er  das  Wort  im  Augenblick  neu- 
prägt: ov  a7^f.idvTC0Q  ysrov  Du  zeige  es  mir  an,  eine  antike,  nicht 
zu  verachtende  Variante  i)  neben  der  Lesung  der  HS.  orj/mjvag  ysvov. 

Damit  ist  die  Grundlage  geschaffen,  um  eine  Herodotstelle  zu 
verstehen,  die  weder  von  Schweighäuser  noch  von  Stein  zutreffend 
erklärt  worden  ist.  7,  81  spricht  er  von  den  aQyovTEg  des  persi- 
schen Landheeres  und  nennt  zuerst  die  Generale  yial  ol  diara^avieg 
'/Mi  l'^aQid^ixiqoavzeg  ovxoi  r^oav  /.al  Xilidqxag  re  %al  fivQiagyag 
aTtodiSavrsg,  e/iaTOVTdgxag  di  xal  dey.düyag  ol  juvQiaQyai.  Also 
die  in  den  vorigen  Kapiteln  genannten  Oberführer  ernennen  die 
Offiziere,  diese  wiederum  die  Unteroffiziere.  Dann  fährt  er  fort: 
zeXetov  öe  /.al  iO-viiov  r^aav  dlXoi  arjfidvTOQsg.  Schweighäusers 
■minores  intelliguntur  duces  aliorum  imperio  suhiecti  will  nicht  passen, 
da  die  eigentlichen  Offiziere  schon  sämtlich  genannt  sind.  Wenn 
er  nun  andere  nennt,  die  in  den  xalri  und  sd^vrj  agyarreg  sind,  so 
können  dies  bei  einem  Autor,  dem  yiy  arjjiiavrQig  die  Siegelerde, 
atjjiiavTQOv  das  Siegel,  or^/naivo)  2,  38  siegeln  ist,  nur  die  Siegler, 
d.  h.  eine  Art  von  Militärbeamten  sein,  etwa  das,  was  wir  Zahl- 
meister nennen  würden. 

So  weist  der  Gebrauch  des  Wortes  at]i.idvrwQ  bei  Herodot 
nicht  auf  Homer  zurück,  sondern  ist  wie  bei  Sophokles  eine  mo- 
mentane   Neuschöpfung,    deren    Bildungstypus    nicht    uninteressant 


1.   Schol.  ar]jurjvag-  y(jä(fi({Tcu)  atjuävTWQ. 


60  Wolf  Aly 

ist.  Man  hat  wohl  gemeint,  hier  bei  Sophokles  einen  lonismus 
erkennen  zu  dürfen;  doch  das  wäre  vorschnell  geurteilt.  Die  35 
z.  Teil  ganz  originalen  Bildungen  dieses  Typus,  die  aus  den  we- 
nigen Tragödien  des  Aischylos,  die  wir  noch  besitzen,  bekannt 
sind,  lehren,  daß  hier  ein  besonderes  Kennzeichen  des  ti-agischen 
Stiles  vorliegt,  das  bei  Sophokles  wiederzufinden  nur  normal  ist^). 
Ob  nun  bei  Herodot  sein  persönliches  Verhältnis  zu  Sophokles  oder 
ein  allgemeinerer  Einfluß  der  tragischen  Diktion  das  ausschlag- 
gebende gewesen  ist,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden;  genug,  daß 
in  der  gleichen  Zeit  das  Modewort  qrjtioQ  geprägt  ist  und  daß  der 
Modedichter  Antimachos  3  kühne  Neubildungen  desselben  Typs 
aufweist.  Auch  cpQCiTcoQ  und  /.ItJuioq  sind  erst  unter  dem  Einfluß 
dieser  Mode  statt  (pQdvrjQ  und  /.XrjzrJQ  geschaffen. 

Das  Vorkommen  der  gleichen  Bildung  in  den  Eigennamen  legt 
die  Vermutung  nahe,  daß  Aischylos  in  diesem  Falle  eine  west- 
griechische Eigentümlichkeit  übernommen  hat,  was  im  Einzelnen 
nachzuweisen  hier  zu  weit  führen  würde. 

3.  d^vf-ieXrj 

Auch  auf  das  vielumstrittene  Wort  S^vf-teltj^)  möchte  ich  noch 
einmal  zurückkommen,  um  eine  Kleinigkeit  nachzuholen,  die  bisher 
so  gut  wie  ganz  verabsäumt  ist,  nämlich  ohne  Rücksicht  auf  die 
Sache  festzustellen,  was  das  Wort  seinem  Bau  nach  bedeuten  kann 
und  muß.  Daß  es  mit  &ito  irgendwie  zusammenhinge,  bezweifelt 
trotz  Robert  wohl  niemand,  und  so  ist  diese  Erklärung  mit  Recht 
in  die  Wörterbücher  übergegangen,  vgl.  Prell witz  ^  S.  189,  Walde  ^ 
S.  251.  Es  kann  sich  also  nur  darum  handeln,  welche  der  ver- 
schiedenen Bedeutungen  von  d^vto  gemeint  ist. 

d^vf^-tXtj,  der  Bildung  nach  nah  verwandt  mit  ^vf.i-ccl-toip  der 
Kohlenmeiler,  zeigt  dasselbe  Sekundärsuffix  wie  d^Ef-i-iX-ia,  Ttif^-slrj 
und  weist  auf  ein  Nomen  *^(;f<og,  in  dem  wir  die  Schwundstufe 
derselben  Wurzel  erkennen,  die  in  ^aco  laufe  d^oöq  d^wvooto  vor- 
liegt. Es  wird  sich  empfehlen,  bei  einem  so  alten,  isolierten  W^orte, 
wie  es  S^v^itln]  ist,  auf  eine  möglichst  ursprüngliche  Bedeutung 
zurückzugreifen. 

Schon  ursprachlich,    wie    das   lateinische  fümus  Rauch   zeigt, 


1)  Vgl.  &aXaaaoxQttT(t}Q  Rh.  Mus.  66,  597,  wo  ich  die  beiden  Stelleu  der 
Schrift  vom  Staat  der  Atheuer  2,  2  u.  14  vergessen  habe;  es  ist  bemerkens- 
wert, daß  das  Wort  dort  mit  -aa-  (neben  öfterem  ^«Awrr«)  überliefert  wird. 

2)  Vgl.  H.  Thiersch  Z.  f.  Gesch.  d.  Architektur  2  (1908)  S.  38  ff.,  C. 
Eobert  Hermes  32  (1897)  S.  438. 


Lexikalische  Streifzüge  61 

hat  sich  eine  Bedeutungsgruppe  abgespalten,  die  zu  griechisch 
^vfxog  Räucheriverk,  d-vw  opfere  (nur  vom  Rauchopfer),  d^vtLdriQ 
weihrauchartig  geführt  hat.  Auch  S-v/nog  die  Bauchseele  gehört 
dazu,  ebenso  wie  ytartog  Seele  zu  -/.artvog.  So  wäre  formell  nichts 
dagegen  einzuwenden,  daß  d^viAsliq  den  Rauchopferplatz  bezeichnete. 
Und  das  griechische  Sprachbewußtsein  hat  diese  Bedeutung  in 
der  Tat  sekundär  hineingetragen. 

Aber  älter  und  im  Griechischen  keineswegs  ausgestorben  ist 
der  Begriff  der  schnellen  wirbelnden  Bewegung,  der  erst  den  Über- 
gang von  schnell  zu  Rauch  vermittelt  hat^).  Zunächst  hat  das  schon 
genannte  d^vi-tog  Anteil  daran,  wenn  es  bedeutet  Mut,  Zorn,  Trieb, 
aber  auch  d-vidg  die  Bakchantin,  d^vioi  vom  Wallen  der  Flut, 
^velXa  der  Wirbelwind  sind  Vertreter  dieser  Bedeutung,  die  im 
deutschen  tummeln  wiederkehrt.  So  würde  S^viuelrj,  in  diesen  Zu- 
sammenhang gebracht,  wörtlich  den  Tummelplatz  bedeuten  können. 
Diese  Bedeutung  für  die  originale  zu  halten,  werden  wir  dadurch 
bestimmt,  daß  &.  aus  dem  dionysischen  Kulte  stammt,  dessen  Rasen 
besonders  gern  mit  Ableitungen  dieser  Wurzel  bezeichnet  wird. 
Ich  erinnere  noch  an  d^vXa  Bakchantin  Lyc.  106,  d^vla  Fest  des 
Dionysos  in  Elis  Paus.  6,  26,  1,  d-vico  vom  prophetischen  Wahn- 
sinn hymn.  Merc.  560,  dazu  d^vuod^eig'  fxaveig  Hesych;  während 
d^vcü)  von  der  Brunst  der  Schweine  Aristot.  HA  5,  14  und  6,  18 
p.  546a  27  u.  573b  7  sowie  Ti-d^vii-alog  Wolfsmilch  „die  rasend 
macht"  in  weitere  Kreise  weisen.  Aber  der  Monatsname  Juod-vog 
von  Thera   und  Rhodos  dürfte  wiederum  dem  Dionysos  nahstehen. 

So  scheint  von  den  beiden  Möglichkeiten,  S-,  als  Räucherplatz 
oder  als  Tummelplatz  zu  verstehen,  sich  die  Wage  zu  gunsten  des 
letzteren  zu  senken. 

Eine  Prüfung  der  ältesten  Belege  des  Wortes  wird  die  Ent- 
scheidung bringen,  wobei  nur  berücksichtigt  werden  möge,  daß  das 
sprachliche  Verständnis  und  die  richtige  Verwendung  solcher  alters- 
grauer Worte  von  Euripides  ab,  der  von  den  Sprachstudien  der  So- 
phisten beeinflußt  erscheint,  stark  gelitten  hat.  So  sind  es  nur 
2  Stellen,  die  durch  ihr  hohes  Alter  freilich  Gewähr  genug  bieten. 

1.  Pratinas  hat  uns  die  prachtvollen  Worte  hinterlassen 
(bei  Athen.  617  c) 

Ttg  6  d-OQvßog  bde;  rl  zads  yogEvi-iaxa; 

TIS  vßqtg  e^oXev  ertl  JicwoLada  rco'kvTtaxaya  d-vfiiXav; 

Sfiog  e/xog  6  BQOfxiog' 


1)  Vgl.  ^fof  XttfjLTiQÖs  eig.  blinkend,  flimmernd. 


62  Wolf  Aly 

ifxi  öeI  y.€Xad£h;  £f.i€  öel  rcazayuv 

av  oQEa  ov{.ie,vov  /nsra  Naiädcov. 
Der  Dichter  fährt  in  einem  Tanzlied  seiner  Satyren  voll  sprühenden 
Lebens,  dessen  Ton  an  Wanderers  Sturmlied  erinnert,  gegen  einen 
Brauch  los,  der  nicht  in  den  Dionysosdienst  gehört:  Welche  Frech- 
heit kam  auf  des  Dionysos  vielgestampfte  Thymele?  Mehij  mein 
ist  Bromios,  ich  muß  lärmen,  ich  muß  sta7npfen,  durch  die  Wälder 
stürmend  mit  Najaden!  So  rauscht  es  in  aufgelösten  Anapästen 
daher.  Deutlich  geruig  ist  der  Ausdruck;  denn  einen  Altar  kann 
man  nicht  gut  TtoXmtaxa^  nennen,  während  der  Tanzplatz  unter 
den  Hufen  der  Bocksgesellen  dröhnt. 

2.  Schwieriger  zu  verstehen  ist  eine  Aischylosstelle,  die  aus 
einem  Chore  der  Schutzfiehenden ,  der  ältesten  Tragödie,  die  wir 
überhaupt  besitzen,  stammt.  Der  Chor  spricht  v.  657 ff.  (Dind.) 
einen  Segenswunsch  über  die  Stadt  aus:  weder  Pest  noch  Aufruhr 
möge  die  Männer  dahinraffen,  und  Ares  möge  die  Jugend  nicht 
verderben.     Dann  hebt  die  Gegenstrophe  an: 

y.al  yeQaoüloi  fiQEaßvioöoxoi  ye{.i6vrojv  i^vfxilaL  cplsySmov. 

iiog  ftoXig  ev  vif-iOiTO  Zriva  f.ieyav  osfkvvcuv  .  .  . 
Und  drittens  die  Alten  .  .  .,  das  muß  etwa  in  den  Worten  der  ersten 
Zeile  enthalten  sein.  Blicken  wir  auf  die  entsprechenden  Worte 
der  Strophe,  so  ist  metrisch  scheinbar  alles  in  schönster  Ordnung, 
nur  daß  wir  aus  dieser  äußerlichen  Korrektheit  der  antiken  Text- 
ausgabe keine  Gewähr  für  die  Richtigkeit  der  überlieferten  Worte 
schöpfen  dürfen.  Durch  das  Scholion  nlriQOvod-woav  xai  diarcge- 
Tchcoaav  %o~ig  yeQovoiv  al  d^vfusluL  geleitet  fand  G.  Herrmann,  daß 
in  fpXsyovTtov  das  seltene,  von  Aischylos  auch  sonst  gebrauchte 
Verbum  rflsovriov  stecke,  wozu  y£/.i6vTiov  Glossem  sei,  sodaß  tat- 
sächlich ein  dreisilbiges  Wort  ausgefallen  ist;  er  ergänzte,  dem 
Sinne  nach  jedenfalls  zutreffend,  TCQoßovloig.  Dann  bedeutet  die 
Stelle:  Und  den  Greisen  sollen  voll  sei)!  die  Thijnielen,  die  den 
Alten  aufnehmen.  Dem  folgt  der  Schlußsatz:  So  wird  es  der  Stadt 
■Wohlergehen.  Damit  ist  jeder  Gedanke  an  rauchende  Opferaltäre 
ausgeschlossen:  es  kann  sich  nur  noch  darum  handeln,  welche 
Tätigkeit  der  ysQaQoi  nQoßovXoi  hier  gemeint  ist.  Da  sie  selbst 
den  Tummelplatz  kaum  füllen  werden,  so  kann  der  Dativ  nur  das 
Interesse  des  Zuschauers  bezeichnen,  dem  es  Friede  und  Wohlstand 
ermöglicht,  den  Tanz  der  Jugend  am  festlichen  Tage  anzusehen. 
Die  Jungen  sind  auf  der  Thymele  zu  denken,  die  durch  das  Bei- 
wort 7CQEoßvvod6y.og  feinsinnig  charakterisiert  wird.    .Der  Ehrivür- 


Lexikalische  Streifzüge  63 

dige,  die  unter  der  Jugend  als  Einzelner  erscheint,   ist  der  Didas- 
kalos,  der  Dichter  selbst. 

Alle  anderen  Zeugnisse,  soweit  sie  das  Gesagte  bestätigen, 
haben  nur  sekundäre  Bedeutung;  die  frühzeitige  Isolierung  des 
Wortes  wird  durch  die  schon  von  Euripides  Hik.  04  gekannte  Er- 
klärung als  Altar  bekundet,  deren  Wirkung  bis  in  unsere  Tage 
gereicht  hat. 

4.    EvQ(j0  7crj 

Die  weite  Verbreitung  und  seltsame  Geschichte  des  Namens 
der  alten  Göttin  Europe  mag  es  berechtigt  erscheinen  lassen,  auf 
rein  grammatischem  Wege  Ursprung  und  Bedeutung  dieses  Namens 
festzustellen,  in  der  Hoffnung,  daß  unser  Resultat  nicht  bloß  das 
Lexikon  bereichern,  sondern  auch  für  die  Beantwortung  der  re- 
ligionsgeschichtlichen Frage  nach  Heimat  und  Bedeutung  der  Göttin 
zum  mindesten  eine  förderliche  Vorarbeit  liefern  wird.  Um  aber 
der  folgenden  Untersuchung  volle  Selbständigkeit  zu  sichern,  seien 
die  religionsgeschichtlichen  Fragen  einstweilen  ganz  in  den  Hinter- 
grund geschoben,  sodaß  wir  es  nur  mit  dem  Eigennamen  als  einer 
sprachlichen  Erscheinung  zu  tun  haben.  Es  dürfte  das  um  so 
notwendiger  sein,  als  in  der  modernen  Literatur  über  Göttin  Eu- 
rope naturgemäß  viel  von  der  Bedeutung  des  Namens  die  Rede  ist, 
ohne  daß  eine  grammatisch  befriedigende  Erklärung  gefunden  sei. 

EvoojTcrj'^)  ist  das  Feminin  eines  Adjektivs  evQwnög,  das  die 
antiken  Lexikographen  kennen,  das  auch  bei  Euripides  gelegent- 
lich vorkommt,  dessen  Bedeutung  jedoch  einstweilen  beiseite  ge- 
lassen werden  soll,  da  wir  nicht  in  den  Verdacht  kommen 
möchten,  der  antiken  Tradition  blindlings  zu  traun.  Nur  das 
sei  vornweg  bemerkt,  daß  keine  Rede  davon  sein  kann,  evQto- 
Ttog  mit  dem  Beinamen  evQVOTca  des  höchsten  Himmelsgottes  in 
Verbindung  zu  bringen,  wie  es  heutzutage  fast  communis  opinio^) 
ist.  Eine  Kontraktion  der  mittleren  Vokale  wäre  unerhört,  ein 
Verlust  des  v  von  evqvg  fast  unerklärlich,  da  derartige  Bildungen 
entweder  nur  in  einer  Zeit  der  Entartung  entstanden  sind  wie  etwa 
bei  Tzetzes  oder  einen  Stamm  ohne  -v  voraussetzen,  der  auch 
sonst  nachweisbar  ist,  wie  a(.tßlvcüZTio  zu  a/nß^vg,  aber  afxßXojrcog 
zu  af.ißXloy.cü.     Die  Eigennamen    EvqUov  Evqlag   Evd-iag    Taxidiog 

1)  Für  Europe  vgl.  Heibig  bei  Eoscher  Lex.  I  (1884),  Gruppe  im  Hand- 
buch V  1,  251  [1906)  Escher  bei  PW.  VI  1287  (1907). 

2)  Prellwitz  etym.  Lexikon'-*  S.  365  s.  v.  Trrjyi^  :  Evownr]  zu  ai.  ap  ist 
gesucht. 


64  Wolf  Aly 

u.  a.  sind  als  Kurznamen  lautlich  richtig  gebildet:  Von  ihnen 
stammen  dann  wieder  Namen  wie  Evd--i7i7cog  Tdx-L7i7tog  Bad-- 
iTtTtOQ,  deren  Bildungstypus  für  einen  voraussichtlich  weit  älteren 
Götternamen  nicht  maßgeblich  ist. 

Eine  breitere  Basis  für  unsere  Untersuchungen  gibt  uns  die 
naheliegende  Vermutung,  daß  bvqwq  svQCLSig  eiQa'drjg  evQto^og  etwa 
so  miteinander  zusammenhängen,  wie  tivq  TzvQoeig  TtvQwdrjg  tivqoj- 
Ttog  oder  aoT^jg  doreqöeig  dotSQCuörjg  ccavegtürrog.  Erwiesen  wird 
die  Zusammengehörigkeit  durch  die  jeweilige  Bedeutung  der  Worte, 
wie  sie  aus  dem  Zusammenhange  erschlossen  werden  kann. 

Da.ß  evQo'g  nicht  vor  Theoguis  belegt  ist,  ist  Zufall;  der  Stamm 
evQioT-  tritt  sogar  erst  bei  Aristopbanes  auf,  sodaß  wir  über  seine 
ursprüngliche  Gestalt  auf  Vermutungen  augewiesen  sind.  Die  ver- 
hältnismäßig späte  Ausbildung  der  -wzr-Stämme  und  die  Analogie 
von  Worten  wie  kQcog  yelcog  legt  es  nahe,  ursprünglich  einen  -s-Stamm 
anzunehmen. 

Homer  kennt  die  Ableitung  siQweig,  deren  seltsame  Bildung 
F.  Solmsen  Unters,  z.  Laut-  und  Verslehre  S.  120  ff.  aufgehellt  hat. 
Wie  tQoeig  neben  tQtog,  so  hat  vermutlich  *ebQ6eig  neben  eiQiog 
bestanden,  das  aus  metriscben  Gründen  umgestaltet  ist.  Als  Be- 
deutung bieten  die  Lexika  modrig,  scliimmlig,  während  die  Alten, 
wir  werden  später  sehen,  mit  welchem  Recht,  den  Begriff  des 
Dunkeln^)  darin  fanden,  vgl.  Hesyeh  evQwevrog'  o/.oteivov  ccTtb 
TOD  EVQonog;  dasselbe  kehrt  in  den  Erklärungen  von  eiQcojtog 
wieder. 

In  der  Theomachie  heißt  es,  als  Poseidon  die  Erdtiefe  aufreißt 
IL  20,  65:  oiyiia  .  .  o(.iEQdäXe  evQcoevTa,  xu  tieq  arvyiovoL  S'Boi 
Tteg.  Dasselbe  wiederholt  Hes.  Theog.  739,  810.  Auch  der  Hades  ist 
i^ideto  dof-iog  svQü'sLg  Od.  10,  512,  danach  23,  322,  Hes.  opp.  183. 
Dementsprechend  geht  Hermes  Od.  24.  10  in  die  Unterwelt  xar 
evQcoevTa  yieXevd-a,  während  Hesiod  Theog.  731  die  Titanen  im 
Tartaros  /cJ^w  tv  svqcoevzi,  verborgen  sein  läßt^).  So  bezeichnet 
also  EbQOJEig  eine  bestimmte  Eigenschaft  der  höhlenartig  gedachten 
Unterwelt;  wenn  Sophokles  das  Grab  des  Aias  v.  11G7  ebenso 
nennt,  ist  das  eine  Anlehnung  an  den  homerischen  Gebrauch. 

W^as  ECQOjg  nun  aber  eigentlich  sei,  zeigen  3  spätere  Dichter- 
stellen, die  ich  des  Verständnisses  halber  wörtlich  hersetze: 

1)  Daher  die  Verwendung  bei  Oppian  hal.  5,  3,  Nikarch  AP.  VI  328 
und  Nonnos  25,  476. 

2)  Dagegen  möchten  wir  im  Demeterhyranus  482  statt  des  überlieferten 
ivQwtig  die  Lesung  Co(fog  rtQoeig  vorziehen,  die  v.  80,  402,  446  wiederkehrt. 


Lexikalische  Streifzüge  65 

Theogn.  453  vom  Golde: 

Tov  XQOLTjg  y.ad'VTteQd-s  f.ieXag  ovx  a/tTETai  log 

ovd^  evQcog,  alel  ö    av9og  k'xei-  Kad^agov. 

an  dessen  Fläche  nicht  schwarzer  Anlauf  haftet, 

auch  nicht  .  .,  immer  hat  es  reine  Farbe. 
Simonid.  frg.  4,  4  vom  Grabe  der  Thermopylenkämpfer: 

evrdcpLOV  de  xovrov  oiV   evqojg 

ovd-    0   Tcavdai^iatoiQ  of.iavQc6o€i  XQOvog. 

solch  ein  Grab  wird  iveder  .  .   noch   die  allhezwingende 

Zeit  verdunkeln. 
ßakchyl.  frg.  4,   11: 

syxeä  xe  'koyyoixa  ^/(fsä  x    af^cfä/.ea  ödfxvaxaL  EVQCog. 

spitze  Lanzen  und  zweischneidige  Schwerter  überwältigt  .  . 
Wir  werden  wohl  im  ersten  und  dritten  Falle  sagen  Bost,  im 
zweiten  Moder,  allgemeiner  alles,  was  eine  blanke,  saubere  Fläche 
als  unreine  Ausscheidung  bedeckt.  Was  die  Verbindung  mit 
schwarzem  log  besagt,  zeigt  vielleicht  am  besten  eine  Stelle  des 
Platonischen  Timaios,  wo  es  von  der  Bronze  heißt  p.  59  c:  xo  ö^ 
ex  y^g  avxqi  f.ux&8v  oxav  Ttalaiocf-iivco  diaxwQiCriG&ov  tkxXlv  an 
aXkr]\oiv^  syicpaveg  /.ad^  avxo  yiyv6f,ievov  log  XiyExai.  Das  ist  also 
Patina'),  und  etwa  ähnliches,  das  der  Zeit  seine  Entstehung  ver- 
dankt, muß  Evqißg  auch  sein,  obgleich  wir  von  einer  bestimmten 
Farbe  absehen  müssen,  da  es  ebensogut  Eisenrost  wie  bemooster 
Stein  sein  kann.  Die  Attiker  brauchen  es  sogar  nebeneinander 
vom  schwarzen  Schmutz  und  weißen  Schimmel. 

So  bildet  Aristophanes  das  Verbum  EVQCoxiaw,  wenn  er  Wolken 
44  das  Leben  des  Landmannes  lobt: 

€/.iol  ycLQ  irjv  aygoiKog  rjöiaxog  ßlog 
svQwxiwv,  ccTiögr^Tog,  Elyirj  v.Ei^iEvog. 
Statt  einer  Übersetzung,  die  doch  die  Nuancierung  der  Worte  nicht 
wiedergeben  kann,  diene  das  Scholion  RV:  xov  evqcüxlwv  s^'^yt^oig 
xo  EiATj  "/.Eij-iEvog"  xo~ig  yaq  eIk^  yial  af-iEXcog  xEifuevotg  Idgiog  ttqo- 
altsi  '/.al  voxlg.  xoiovxog  öi  6  xcov  aygoixcov  ßlog,  wotzeq  av 
ETtif^slrig  ytal  Ka&ccQOiog  6  xav  aaxixwv.  Ein  schöner,  drastischer 
Ausdruck  ist  es,  dieser  Edelrost  des  Landmanns,  aus  Schmutz  und 
Schweiß,  auf  den  er  stolz  ist  und  in  dem  er  sich  wohlfühlt.  Weder 
Rost  noch  Moder  noch  Schimmel  würde  hier  der  adäquate  Aus- 
druck  sein.      Das   Wesentliche   an    der   Bildung    dieses    EVQcog   ist 


1)  So  braucht  Theophrast   de   lapid.  56   svQwg   von    dem,    was  Blei    in 
Essig  ansetzt,  daneben  tog  am  Kupfer. 

GlotU  v,  1.  5 


66  Wolf  Aly 

jedenfalls  die  Feuchtigkeit^).  Bildet  diese  am  Eisen  den  Rost, 
am  Stein  das  Moos,  so  bildet  sie  am  Brot  den  Schimmel,  wie  es 
Hesych  bezeugt:  Etgcoewa  .  .  .  %al  a  Ttegl  rovg  clqtovq  yivstai. 
Darum  kann  ein  komischer  Dichter  bei  Aristot.  de  gen.  an.  5,  4 
p.  784b  lOff.  die  weißen  Haare  als  y^Qcog  euQcog  oder  ndyvri  be- 
zeichnen, obgleich  der  eigentliche  Vergleichspunkt,  die  weiße  Farbe, 
in  beiden  Worten  aus  sekundärer  Assoziation  stammt. 

In  diesen  Zusammenhang  paßt  auch  Euripides,  der  im  Ion 
V.  1393  von  altem,  aber  gut  erhaltenem  Flechtwerk  sagt:  evQwq  t 
(XTiEOTi  7iXEyf.idTcov;  ähnlich  Kallimachos  frg.  313,  Theokrit  4,  28. 

An  den  Begriff  der  feuchten  Ausscheidung  knüpft  sich  end- 
lich auch  ein  Ausdruck  im  Timaios  p.  84  B  an,  der,  obgleich  bei 
Hippokrates  2)  nicht  nachgewiesen,  wohl  aus  der  ionischen  Medizin 
stammt.     Es  heißt  da: 

XalsnüJv  ÖS  rovzcov  ftegl  rd  während  diese  körperlichen  Lei- 
atofxaza  Tiad^ijixäx oyv  yLyvo(.dviov  den  sich  lästig  bemerkbar  ma- 
(Aaltcrj  txL  yiyvEzai  xd  tzqo  tov-  chen,  werden  die  Krankheiten 
Tü)v,  oxav  ooTovv  did  TzvAvozrjza  zuvor  noch  größer,  wenn  der 
aaQyiög  dvanvorjv  (.irj  Xa/^ßdvov  Knochen,  der  wegen  der  Dichte 
lyiavtjv  VTi  evQWTog  Ü^SQj^iai-  des  Fleisches  keine  hinreichende 
v6fi€vov  0(fay.Elioav  fxrixe  rrjv  Auffrischung  erfährt,  von  Aus- 
TQOcpijv  y,aTadix7jTaL  .  .  .  Scheidungen  erhitzt  fault  und 

die  Nahrung  nicht  annimmt  •  •: 
Ein  Scholion,  das  auch  Suidas  hat,  gibt  an:  vyQoxrig  GearjTtvla. 
gemeint  ist  die  natürliche  Ausscheidung,  die  durch  mangelhafte 
Zirkulation  pathologisch  beeinflußt  wird. 

Wir  sind  so  ausführlich  geworden,  um  die  nötige  Unterlage 
zu  gewinnen  für  den  noch  fehlenden  Zweig  der  Überlieferung,  der 
für  uns  der  wichtigste  ist,  für  die  Bedeutung  von  evQcoirög,  das 
nach  seiner  Zusammensetzung  bedeuten  dürfte  so  aussehend  wie 
evQOjg. 

In  der  unter  Hesiods  Namen  gehenden  Theogonie,  die  jeden- 
falls in  Mittelgriechenland  verfaßt  ist,  findet  sich  ohne  jede  Be- 
ziehung zur  Göttin  Europe  v.  357  eine  Okeanine  gleichen  Namens, 
deren  Benennung  voraussichtlich  ebenso  durchsichtig  und  charak- 


1)  Am  weitesten  entfernt  sich  davon  Hesych  s.  v.  ciCrj,  wenn  er,  wohl 
an  Schmutz  anknüpfend,  l.  mit  ^rjgaata  xovioqtÖq  gleichsetzt. 

2)  Vgl.  auch  das  im  Thes.  Graecus  angeführte  Scholion  Dioscor.  in 
Matthaei  Med.  p.  761:  SCxk  evQcÖTog  dvtl  tov  voiiSog.  Der  Ausdruck  wird 
medizinischer  Terminus  sein,  s.  Aristoteles  an  der  angeführten  Stelle:  o 
ti^tijg  iari  oanQOTrjg  ysoiSovs  uTfiCSog. 


Lexikalische  Streifzüge  67 

teristisch  ist  wie  die  ihrer  Schwestern  TlevQairj,  'Qy-vgori  u.  a.  Und 
mit  der  gleichen  Beziehung  auf  das  Wasser  sagt  der  Thebaner 
Pindar  frg.  249  b.  Sehr,  aus  Ox.  Pap.  II  221:  ^Ay/lioiov  .  .  £vq(ü- 
nla  AQavav.  Ganz  nahe  au  die  Bedeutung  von  evqioelc,  streifend 
bildet  dann  Euripides  Iph.  Taur.  Q'2Ö  yaof-ia  r  evQwrtov  ntiqag, 
dem  Oppian  hal.  3,  20  mit  ßiged-gov  evQtoTcov  folgt.  Aber  wieder 
auf  das  Wasser  bezogen  bildet  letzterer  hal.  4,  526  ev  evQiOTtoloiv 
aXbg  Xayoveaoiv.  Von  Euripides  ausgehend  haben  die  meisten 
neueren  Erklärer  das  Wort  von  suQvg  abgeleitet,  ein  Versuch, 
dessen  formale  Unzulässigkeit  oben  besprochen  ist.  Dasselbe  gilt 
von  dem  von  Sophokles  neugebildeten  Worte  svQwdyig,  das  man  als 
ev^odog  auffassen  wollte.  Wir  werden  gerade  auf  dieses  noch 
zurückkommen;  zuvor  aber  soll  die  Ansicht  der  antiken  Lexiko- 
graphen zu  ihrem  Rechte  kommen.  Hesych,  Suidas,  schol.  Od. 
23,  322  und  das  Scholion  jener  Sophoklesstelle,  alle  vermutlich  auf 
einer  ausgezeichneten  Quelle,  auf  Didymos  ftegl  öieg)^OQviag  Is^stog 
beruhend,  geben  einstimmig  als  Bedeutung  OAorEivog.  Kann  diese 
Bedeutung  mit  dem,  was  wir  für  evQwg  festgestellt  haben,  ver- 
einigt werden? 

Bei  der  Erklärung  werden  wir  von  Pindar  ausgehen  müssen, 
der  das  Wort  noch  verstand,  was  für  Euripides,  dem  es  schon 
Glosse  ist,  keineswegs  selbstverständlich  ist.  Wie  die  Quelle  des 
Acheloios  ausgesehen  hat,  lehrt  vielleicht  II.  16,  3  /.Qrjvr]  (.leXäv- 
vÖQog,  Tj  .  .  dvocpEQOv  yEEi  vdiOQ,  oder  die  AQ^vr]  losidijg  in  Hesiods 
Theogonie  3.  Schwarzes  Wasser  gilt  stets  für  etwas  Gutes,  wes- 
halb Ortsnamen  wie  Schwarzwasser,  Schwarzbach,  Schwarzach  häufig 
sind.  Die  schöne  große  Quelle  der  Stadt  Messene  am  Ithomeberg 
heißt  heute  MavQOj.iccTL  Schicarzauge-,  und  so  gewinnt  der  Schluß 
an  Wahrscheinlichkeit,  daß  man  mit  EVQiug  eben  jenes  Schwarze 
im  Wasser  bezeichnet  habe,  das  in  malam  partem  gewendet  das 
Feuchte,  Modrige  der  Unterwelt  bezeichnen  konnte.  Von  da  ist  es 
dann,  vorzüglich  in  Athen,  auf  jede  häßliche  Wirkung  von  Feuch- 
tigkeit übertragen,  während  die  Tochter  des  Vaters  aller  Wasser  in 
gutem  Sinne  Europe  heißt.  Auch  Eugcorag  ist  wohl  von  Prellwitz 
mit  Recht  dazu  gestellt;  vielleicht  gehört  auch  der  Ort  EvQOia  in 
Epirus  dahin. 

Wir  werden  dieses  Resultat  auf  die  Göttin  Europe  übertragen 
dürfen,  die  bezeichnender  Weise  nicht  weit  von  Pindars  Heimat, 
in  Lebadeia,  der  Stadt  mit  den  prächtigen  Quellen  im  Trophonios- 
heiligtum  am  Ausgange  der  Herkynasschlucht,  als  Demeter  Eu- 
rope bezeugt  ist.     Ob  durch  den  Beinamen   die   unmittelbare  Be- 

5* 


68  Wolf  Aly 

Ziehung  zu  einer  Quelle,  oder  allgemeiner  die  zur  dunkelfeuchten 
Erdtiefe  1)  ausgedrückt  ist,  muß  unentschieden  bleiben. 

Nur  Sophokles  Aias  1190  chor.  fordert  noch  eine  Erklärung. 
Nachdem  man  lange  an  den  Worten  geändert  hat,  hat  man  sich 
trotz  einer  metrischen  Schwierigkeit,  die  0.  Schröder  Soph.  cantica 
(1907)  S.  9  aufhellt,  entschlossen,  die  Worte  zu  lassen,  wie  sie 
überliefert  sind;  sie  lauten:  srecov  agid^/nog  .  .  .  i-ioxS^iov  aiav  ina- 
yiov  ava  xav  evQivdy\  TQwiav  övoiavov  oveidog  Eklaviov.  Die  lange 
Dauer  der  Belagerung  wird  beklagt;  so  lange  bat  sie  gedauert,  bis 
Troia  evQcodtjg  geworden  ist.  Die  formale  Eigenheit  des  von  So- 
phokles neugeschaffenen  Wortes  erledigt  sich  schnell;  denn  er  hat 
nur  das  spezifisch  ionische  Suffix  -ludif^g  anstelle  eines  typisch 
unionischen  Suffixes  —  denn  dazu  war  -couog  geworden  —  ge- 
setzt 2).  fjinen  wesentlichen  Unterschied  macht  es  nicht,  ob  etwas 
wie  EVQcog  aussieht  oder  danach  riecht.  Wir  hatten  letzteren  wieder- 
holt als  Zeichen  des  Alterns;  und  so  will  der  Dichter  sagen:  Troia 
ist  nicht  mehr  das  glanzvolle  Ziel,  das  ihnen  anfangs  entgegen- 
strahlte; es  ist  muffig,  dunkel  geworden,  angelaufen.  Das 
steht  denn  schon  in  einem  Scholion  bei  Ellendt  lex.  Soph.  p.  285 
r  osoriTtvlav,  ev&a  eyQovioaixev ,  wozu  letzterer  hübsch  bemerkt: 
hoc  posterius  ineptissiimim. 

Zum  Schlüsse  wird  mancher  Leser  nun  nach  dem  stv^iov  fragen; 
und  man  könnte  versucht  sein,  das  Wort,  das  eine  Feuchtigkeit 
bedeutet,  mit  ovQog  ovQavrj  ürlna  zu  verbinden,  zumal  die  betr. 
Wurzel  auch  im  Litauisch -Lettischen  den  prothetischen  Vokal 
zeigt,  wie  Walde  etymol.  Wb.  d.  latein,  Sprache  s.  v.  ürina  nach- 
weist, den  man  in  e-vQ-wg  erkennen  möchte:  denn  daß  der  Diph- 
thong durch  Epenthese  zustande  gekommen  sei,  wird  durch  Hesychs 
eQßcog  kaum  erwiesen,  das  eine  spielend  an  SQsßog  anknüpfende 
Konstruktion  sein  kann  ^). 

Wichtiger  als  diese  nicht  mit  Sicherheit  zu  beantwortende 
Frage,  zumal  für  die  Lokalisierung  der  Göttin  Europe,  seheint 
es,  in  aller  Kürze  der  sehr  charakteristischen  Verbreitung  der 
Bildungen  auf  -lOTtog  nachzugehen. 


1)  Zur  Sache  vgl.  E.  Schwartz  ind.  lect.  Eostock  1890  p.  11,  der  nur 
in  der  Erklärung  des  Namens  abweicht. 

2)  Dasselbe  Nebeneinander  s.  unten  bei  ai/naXwip  :  alfxnXwSrig,  ttvqoj- 
TTÖg  :  nii()Mr]g;  Phot.  lex.  277,  1  otrwnog-  oiv(i)ör}g  öiavyh?  V  f^^^nrog.  Abnl. 
TTQovMTi^g  :  TTQTjvT^g,    welch  letzteres  lautlich   und  morphologisch  ionisch  ist. 

3)  s.  F.  Solrasen  Laut-  u.  Verslehre  S.  123  Anm.  ähnl.  ovviog-  yMnrrig, 
TQiTw  .   .  TT]r  xtifKh]V  u.  a. 


Lexikalische  Streifzüge  69 

Ideale  Vollständigkeit  einer  solchen  Sammlung  wird  bei  dem 
heutigen  Stande  der  griechischen  Lexikographie  schwer  zu  erreichen 
sein;  aber  ich  denke,  die  wesentlichen  Richtlinien  werden  sich  an 
der  Hand  meines  Materials  erkennen  lassen.  Viel  verdanke  ich 
dem  ausgezeichneten  etymologischen  Lexikon  von  Pape  1837,  das 
nach  Art  des  Gradenwitzschen  Laterculus  nach  den  Suffixen  ge- 
ordnet ist.  Es  verdiente  eine  Neubearbeitung  i),  in  die  vor  allem 
Orts-  und  Personennamen  aufzunehmen  wären,  die  eine  unent- 
behrliche Ergänzung  unserer  Kenntnis  der  griechischen  Dialekte 
bilden.  Selbst  ein  mechanisch  geordnetes  Provisorium  würde  mit 
Freuden  zu  begrüßen  sein,  ehe  die  Arbeit  am  Thesaurus  Graecus 
beginnt.  Ich  will  im  Folgenden  versuchen  zu  zeigen,  wie  ein  solcher 
Überblick  in  möglichster  Kürze  gegeben  werden  kann.  Dabei  be- 
daure  ich,  die  wenigen  hergehörigen  Bildungen  auf  -ort-  nicht  hin- 
zugenommen zu  haben,  weil  sie  m.  E.  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
zu  vöx  >  gyrog  gehören.  Auch  die  Verba  auf  -inootd  habe  ich 
beiseite  gelassen  2),  da  sie  besser  gemeinsam  mit  den  Nomina  auf 
-a|  -rj^  -w^  behandelt  werden.     Und  damit  komme  ich  zur  Sache. 

w(//  von  oq  :  öq  Prellwitz  ^ 340  formelhaft  in  elg  wncc  II.  Od. 
Hes.,  hypostasiert  eiacortog  II.  Arat.  Auge^  als  2.  Glied  zahlreicher 
Komposita^),  älter  -coip,  flektiert  -töniqg  -toTtig,  jünger  -conog,  in 
der  Bedeutung:  aussehend  oder  blickend  wie  — . 

I  appellativisch  1.  gemeingriechisch  seit  Homer  nur  nQÖa-ojnov 
fiST-wnov  wie  tia-wnög,  und  das  unerklärte  ccv&Qwnog  (cev-&Q-(ti7i  das  Gesicht 
aufrecht  haltend?  Prellwitz)  adi.  II.  16,  263  Od.  13,  123; 

dazu  svTiQÖawTTos  ävang.  seit  Sophokles,  dfufinQ.  seit  Emped.,  aiyonQ, 
xQioTiQ.  TfTQayujvoTTQ  Herod.,  ai/^oTiQ.  Plato,  kvtitiq.  Xen.,  dv<^QonQ.  ämg.  xvvotiq. 
sp.  Pr.,  ivQVfisTwnos  Hom.,  ngo/uezconii^ios  Herod.  Xen.  Sp.,  dvTtfxirwnog  laofi. 
Xen. 

2.    Neubildungen    a.  seit  Homer  Ilias  ttiXdJnig  Soph.'*)   -niag  ein 


1)  Ich  höre  nachträglich,  daß  eine  solche  in  absehbarer  Zeit  erscheinen 
wird. 

2)  Der  einzige  Punkt,  wo  sich  die  Verben  auf  -waata  mit  den  Bil- 
dungen auf  -füTiög  berühren,  ist  dfjßXvwnög  :  dfjßlvaiaaü).  Charakteristi- 
scher Weise  ist  z.  B.  Tv(fiXw\p  jung  neben  älterem  xvipXojaaix}. 

3)  Die  Bildung  war  möglicherweise  ererbt,  sehr  nahe  stehen  latein. 
velox,  afrox,  ferox ,  vgl.  Prellwitz  Bezzenbergers  Beiträge  23,  S.  70.  Ich 
lasse  stillschweigend  diejenigen  Worte  weg,  bei  denen  entweder  keine  Kom- 
position {xXwip)  oder  Verbindung  mit  einem  anderen,  wenn  auch  nahver- 
wandten Stamme  vorliegt  [aTivwnög  mit  engem  Loch).  Dagegen  sind  die 
angeführt,  deren  Bau  unklar  ist,  wie  avd^Qwnog. 

4)  Soll  heißen:   Kommt  in  der  Ilias  und  nur  noch  bei  Sophokles  vor. 


70  Wolf  Aly 

Fisch  Aristot.  Sp.  ßkoavQwnig  Man.  ßocSnig  Od.  Pind.  Baccli.  Sp.  yXavxüinig 
Od.  Ibyc.  Pind.  Soph.  Eraped.  -iov  Ale.  aUxmjj-oin tg  hymn.  33,  1  Hes.  Sappho 
Pind.  hconrj  Nie.  (vgl.  Ivcüttiov  Aeschyl.  Ivumiog  LXX)  evünig  Od.  Pind.  Soph. 
Sp.  -coip  Lye.  Soph.  -wnög  Eurip.  Aristot.  Sp.  xutsvcütik  Sp.  y.wäina-wnig 
Od.  Eurip.  Cratin.  parod.  nsQiwnri  Od.  Plat.  Thue.  sp.  D.  Inüimiov  Gegend 
unter  de?i  Augen. 

b.  seit  Homer  Odyssee  (außer  yXavxdiinig  sinomg  xvvwnig  niQuonri) 
IrwndSiog  xvavdünig^)  scut.  Anacr.  Bacchyl.  Aeschyl.  sp.  13.  KvxXwxp,  im  Wort- 
sinne bei  Parmenid.  Emped.  fxrjXcüip. 

c.  ältere  Poesie  außer  Tragödie  ukawnig  Eraped.  djußXvwnsTv 
Emped.  ((neQconög'^)  Alkmann  16  (vgl.  Hesych.  s.  v.  Prellwitz  s.  v.  riniQontim) 
Stivwnög  scut.  -b)\p  Soph.  iQicontcc  (-«T«?)  Hom.  epigr.  1,  2,  eiiQwnia  Pind. 
-Tiog  Eurip.  Opp.  -tttj  Hes.  xaXvxwTiig  Hora.  hymn.  Orph.  xtkaCvcoxp  -cSnig 
Pind.  -wnrjg  Soph.  Xmagcona  Philox.  aivyeQwnrig^)  Hesiod.  Tegccrconög  hymn. 
ravadoTTig  Emped. 

d.  Tragödie  Aeschylus  d^ß}Mn6g  Grit.  2,  11  -toxp  Eurip.  (vgl.  clu- 
ßXvcoTTÖg  viell.  schon  Emped.  s.  att.  Prosa  Hippokrates)  (care^conög  Eurip. 
Grit.  c(fX(f'(a(07T6g*),  yooywnög  Eurip.  APal.  -wntg  Soph.  -wi//  Eurip.  Ivüjtziov 
Blick  IndoTirj^)  -äw,  dffisQuJTrig  Emped.  fxövwvp^)  Eurip.  xiovcoip  Herod.  Aristoph. 
LXX  ngr.  /nvoiionög,  fxvwip  Bremse  zu  fuvta  Aristot.,  bildl.  Stachel  Plato, 
Xen.  Sp.  nvncüTiög'^)  Plut.  axvd^QOijiog  Eurip.  Hippocr.  tittisch,  (ficci^Qwnös 
Eurip.  (flöytjnp-ojTiög  '"OxTwnug  fing.  Flußname  ^). 

Sophokles  dyXäcoilj  äoXwTitg  Trjkcjnog  dazu  oivcoip  nach  homerisch 
olvoip-conög  Eurip.  Theoer.  Nie. 

Ion  TctvQwnog  vwniofiat  (nach  vriXtrjg)^). 

Euripides  uyQtwnög  Plut.  aliuartoTiog  Plut.  «jtwttos  APal.  Luc.  «ffr^w- 


1)  Deraokrit  dafür  bezeichnender  Weise  xvavoeid'i^g. 

2)  Dagegen  Aeschyl.  Choeph.  600  cln-tQioTog  richtig  überliefert. 

3j  Dieselbe  Formation  erst  wieder  bei  Sophokles,  aber  vgl.  tvQvona  Hom. 

4)  Vgl.  dasselbe  unten  als  Eigennamen  in  Athen. 

5)  Mißverstanden  von  Lyc.  als  Inwm'g. 

6)  Mißverstanden  von  Aelian. 

7)  Die  ältere  Philosophie  kennt  nur  nvQcöärjg  Index  d.  Vorsokrat.  II  2, 
S.  535. 

8)  Die  Zugehörigkeit  einer  ganzen  Gruppe  ist  mir  zweifelhaft.  Ai- 
schylos  und  Euripides  kennen  ein  Adj.  TTQovwnrjg  in  dem  Sinne  von  nqrivrig. 
Daneben  bildet  Euripides  nQovdmiog  vor  der  Tür,  von  Dion.  Hai.  AE.  4.  14 
in  dem  Sinne  von  compitalis  übernommen.  Letzteres  steht  wohl  in  Be- 
ziehung zu  uviüTTiK  Poll.  2,  53  aber  der  2'ür,  Ivconiov,  Dittenberger  syll. '^ 
588,  245  der  Raum  in  der  'für,  ein  Ausdruck,  den  schon  die  Odyssee  kennt. 
Hier  liegt,  wie  in  axivojnög,  fivwnla  Mauseloch  die  bildliche  Ausdrucksweise  : 
Öffnung  =  Auge  vor,  die  zur  Bildung  eines  selbständigen  Wortes  onri  ge- 
führt hat.  Nur  nqovwnrig  kann  man  zu  üx])  ziehen  (Prellwitz  denkt  an 
vänog),  doch  bleibt  die  Bildung  unklar. 

9)  Vgl.  Prellwitz  et.  Wb.*  S.  317  s.  v.  rwd'o'f,  Hesych  rwj// •  dad^svrig 
roig  ofj.fj.aaiv. 


Lexikalische  Streifzüge  71 

710?  zu  älterem  doTiQüinög,  xoilwnos,  uu()ju((()U}n6g,  [xoQfioQOjnög  im  Munde  des 
Eur.  bei  Aristoph.  Suidas  (nicht  aus  Aristoph.)  vvxTt(}(icni6g  Plut.  vvxTwno; 
naQ&fvwTios^)  Dion.  Hai.  /()i;(T(ij7id?  Plut.  -djna  -(Snig  Aristoph.  parod.  sp.  D. 

e.  ionische  Prosa  fällt  fast  ganz  aus.  Von  den  genannten  hat 
Herodot  xüvMip,  Hippokrates  dfxßkvMniw,  axvlhQcjnug,  dazu  kommt  aus  Hippo- 
krates  vÖQwxp^^),  nach  Anecd.  Bekk.  312,  16  statt  des  älteren  vS()0(>6ri,  vgl. 
daneben  in  derselben  Bedeutung  vöaroio  vSsQog  in^aX^og^). 

f.  attische  Prosa:  außer  den  gemeingriechischen  leben  tlfjßlvwnög 
xwvwijj  fxvwxp  TiiQiwnri  Gxv&(i(x}n6g,  dazu  neu  uiywnög*)  Aristot. '"')  ä()otvo)nög^) 
Plato  Aristot.  Sp.  ävawniu)  Plato  Xen.  Aristot.  Demosth.  ep.  ,'/i)^«A-wi/; 
Kohlenmeiler  Aristoph.  Hesych  s.  v.  Savaxig  PoU.  10,  101,  Twi^  ein  Fisch  Ein- 
augef  attisch  nach  Kallimachos  frg.  38,  xciXkuinCual^ui  seit  Plato'),  xKtwniaü) 
seit  Aristot.  xiQxwTit]  Zikade  mit  Legstachel  Aristoph.  xvxkwniov  das  Weiße 
im  Auge  Aristot.  zii7'wi//  Hundsauge,  eine  Pflanze  Theophrast,  fxwXwxp  Striemen 
Hypereides,  Aristot.  Plut.  LXX,  fivwip^)  blinzelsichtig  Aristot.  med.  o'^vtan rig^) 
Aristot.  Theophrast.  vnwmov  Ohrfeige,  Beule,  Sc/iwiele  Aristoph.  Com.  Luc, 
auch  ein  Kraut  vnwnCg  Theophrast"). 


1)  Anakr.  sagt  nnQ^tvcov  ßXfnwv. 

2)  Moeris  p.  377  nennt  vd'eoog  attisch,  ixh^mip  hellenistisch.  Es  ist 
nicht  so  ganz  sicher,  ob  der  bei  Hippokrates  (mit  Ausnahme  von  v^fQoiJv? 
Erotian.  p.  128,  10)  ständig  angewandte  Terminus  vötmxp  notwendig  ionisch 
sei.  Die  Schule  von  Kos  sprach  jedenfalls  kein  reines  Ionisch,  wenn  sie 
sich  auch  literarisch  darum  bemüht,  es  zu  schreiben.  Ein  ähnlicher  zweifel- 
hafter Fall  ist  noraCviog,  das,  da  die  Lexikographen  nQÖOi^uTog  erklären,  die 
Präposition  norC  zu  enthalten  scheint  (vgl.  Prellwitz  etym.  Wb.  "-^  S.  381). 
vSQwip  auch  in  Epidauros  CB.  3340,  1. 

3)  Dagegen  aiyt-i.(a\p  zu  Aojttt;?  v^tojjiov  und  vlo)nov  sind  Fremdworte. 
Die  vox  mystica  SQcöip  aus  einem  alten  milesischen  Alphabetzauber  bei 
Clemens  ström.  5,  8:  ßf(^v  C«^p  X'^^f^  7iXr]XT(>ov  crqiy^,  xra^CßiX  ^'^vnrrjg 
(fXiyfxo  (^QCüip,  den  auch  schon  Kallimachos  frg.  75  Sehn,  kennt,  wird  man 
kaum  unter  ,, altionischen"  Wortschatz  einreihen  dürfen;  vgl.  0.  Hoffraann 
Gr.  Dial.  2  S.  369,  wo  ^Qovnaxtiov  eher  zu  ÖQÖJna^  Pechmütze  gehört. 

4)  Herodot  sagt  cdyonQÖauinog. 

5)  Ich  fasse  den  Begriff  attisch  nicht  im  Sinne  der  Attizisten,  sondern 
als  nichtionische  Prosa  des  5.  u.  4.  Jh. 

6)  aQaevwnog  mit  ion.  Lautierung  gibt  es  nicht. 

7)  clx«lX(ÜTnaTog  Heraklit  frg.  92  ist  wohl  auf  Rechnung  Plutarchs  zu 
setzen. 

8)  Vgl.  die  davon  unabhängigen  Worte  /uvcoip  Stachel  und  /uvconia 
Mauseloch. 

9)  Vielleicht  schon  Em pedokles;  Demokrit  dagegen  (Index  der  Vor- 
sokratiker  S.  434j  sa^t  in  dem  wörtlich  überlieferten  Fragment  119  6^u6f(>x(ir]. 

10)  Gehört  etwa  vaawnog  Theophr.  Diosc.  IG.  XII  5  hierher,  vgl.  vaaa^ 
Herwerden  lex.  suppl.?  In  dieselbe  Rubrik  dürfte  wohl  gehören  alfxäkwxp, 
das  Erot.  p.  100.  6  gebraucht,  wo  bei  Hippokrates  ai/jccTaxfrig  oder  cd/ua- 
XwSrjg  gesagt  ist  {n.  vovaojv  III  6),  desgl.  naQU)nCg  im  Schmuck  von  Frauen 
und  Pferden  Poll.  2,  53. 


72  Wolf  Aly 

g.  aus  anderen  Dialekten:  makedonisch  (thessaliseh)  xvvoiJneg 
Bären  bei  Hesych  auch  xvovmvg,  auch  xvbjxp  Nie,  xixvwip-  &riQ(ov  Hes. 
xivojnerov  Kallimachos  giftiges  Gewürm  zu  xväw  Kratzgesicht,  xovvovneg 
thessal.  (Hoffmann  2,  226).  Aus  Hesych  kommen  dazu:  aCioneg  zu  aCr] 
ebenda,  (fcüip-  (fäog  aus  *(/)«/wj//,  xoQvconi^sg-  xojvwmg,  vgl.  Strabo  613 
näovomg,  ovg  ol  Oiratoi  xoovonccg  (=   * xccgv-wnccg  Socksgesicht)  Xtyovat'^). 

h.  die  Koine  hat  wenig  bewahrt,  neu  dazu  kommen  nur  iv(i)ni.ov  in 
Gegenwart  von  LXX  NT  (ßvwniog  hat  schon  Theokrit  22,  152  und  IG  XII  5 
aus  Keos  Ditt.  syll.'^  843,  7)  ßagvomifo  LXX. 

i.  die  spätere  Poesie  dagegen  und  die  poetisierende  Prosa  lieben 
die  Bildung;  neu  dazu  kommen  dyavwnrjg,  clXäiüip  -nög,  ßkoavQuinög, 
yaksQwnog  Anecd.  Bek.  229,  33,  ihxconög,  x^aXsQtiinög,  xoiXwnig  -rjg,  xv- 
av(i)7irig  -nög,  fxctQ/uccQWTiig,  neoiionrjg  -i(0,  nvQwnrjg  -ig,  nvQawn 6g ,  arvyeQco- 
■nog,  TrjXäJTrig,  rvtfiXoj^p ,  /agtrcönrig  -ig. 

II   Eigennamen    Orts-  und  Menschennamen'^)  nach  Landschaften. 

1.  Makedonien,  Thrakien:  EvQwnog  2  Städte  in  M.,  Käaawnig^) 
Kastell  in  M.,  lAX/nwnia*)  Landschaft  in  M.,  'PoötUmg  Hetäre  aus  Thrakien 
(wer  hat  sie  so  genannt?);  nordgriechisch  sind  auch  die  Mänade  jElwttjj 
und  Amazone  Avxwnig. 

2.  Thessalien:  Evooinog  Fluß  im.  Norden,  liaunög^)  Fluß  in  der 
Phthiotis,  roQywnag,  MsTovnog;  'Eoicjnig  Tochter  des  Pheres. 

3.  Mittelgriechenland:  Atollen  Avxwnr]  Konxänri  Städte.  EvgwTiog 
ein  Fluß,  Aixianog,  /IvOdinog,  ^atSoJnag  Kojvwnicov  Afvxwnsvg  Sohn  des 
Porthaon;  Lokris  Eoiiü/rtg  Mutter  des  lokr.  Aias,  'Enconi^  Stadt,  Ke'QxcDn^g^) 
(mythisch),  Thermopylen,  Böotien  Demeter  Europa,  danach  Mittelgriechen- 
land benannt,  llownög  Fluß,  'OQwnög  Orf)  Kof^utna^)  aus  Tanagra,  MtXu- 
vojTiog  aus  Kj^me  auf  Euboia,  -ünivog  aus  Eretria. 

4.  Athen  auf  der  Burg  rXavxioniov^);  Zfhg  ^EnwntTrig  Hes.  lAfjcfiaw- 
nog,  'E^coniog  -läärjg,  Kirwnr]'^'^),  MeXävwnog,  Mvwip. 

5.  Peloponnes  in  Arkadien  Stadt  Kcovomri,  Fluß  Mtrünr]-,  '9.\p  aus 
Teuthis  Paus.  8,  28,  5,  östlich  'Ejuanri  Name  von  Akrokorinth  (poetisch  ?), 
Name  des  Demeter  in  Sekyon,  rogyaünug  oder  -mg  See  am  Isthraos  vgl. 
Hesych  s.  v.  aus  Kratinos;  'Aaojnög  Fluß  in  Phlius  und  Aigina,  EvcÖTitg 
Göttin  in  Troizen  vgl.  Hesych  Evwniov  nvqk  TiuQ&fvixrj  iv  TqoiCv^i-;  l4aw- 
Tiiog  aus  Megara  und  Byzanz,    EvQcoip  'EnioTitvg   myth.  Könige    von  Sekyon, 


1)  tv-0(t)Ti(cc  nicht  hierher. 

2)  Vgl.  Fick-Bechtel,  Personennamen  S.  294  (unvollständig). 

3)  Vgl.  Fick-Bechtel,  S.  160. 

4)  Vgl.  "AXfxog  TioXig  Boiwriag  Steph.   Byz. 

5)  Vgl.  c'caig  Flußschlamm. 

6)  Vgl.  in  Athen  KsxQoxp  der  Schlangenschwänzige?,    Okeanine  Kfoxrjig 
Theog.  355. 

7)  Zu  To  oQog  (oder  6  ÖQog  Weinpresse?). 

8)  Zu  xo&cü-  ßXttßr}  Hes.  xöd-ovQog  Hesiod. 

9)  Schon  bei  Alkaios,  vgl.  E.  Maaß,  Ath.  Mitt.  25  S.  337. 
10)  Vgl.  xivwnfTov. 


Lexikalische  Streifzüge  73 

KgÖTionos^)    König  von  Argos;    in  Lakonien  Stadt '--iawnog,   'AaT^Qwnog  Foo- 
ycinag,  Avxtänrjg  (Herod.  3,  55). 

6.  dorische  Inseln  auf  Kos  ^aodcivü)niSt]g'^),  auf  Kalyrana  Xp/jffrtu- 
nog,  auf  Rhodos  MiXävconog,  auf  Kreta  Alöbmog  Kvianlag  und  Ortsname 
Boivfana,  auf  Thera  FoQywnag,  bei  Kyrene  Ort  /Ivawnog. 

Auch  der  Ephesier  roQ-ytönag,  der  Thasier  /Itivümag ,  der  Kitharöde 
Oivwnag  sind  keine  lonier. 

7.  lonien  nur  da,  wo  auch  andere  Spuren  auf  west-  und  zentral- 
griechischen  Einschuß  hinweisen,  auf  Delos  Bach  "/rtüTiof^*),  wo  auch  Artemis 
'Slnig*)  heißt;  auf  Faros  Eluß  l-taunög;  man  denke  an  die  'fax(vxhu(  auf 
Tenos;  in  Ephesos  Phyle  Oivcüntg  und  Personenname  KÜQvwxp^),  wo  der 
Monatsname  'Ayvriiwv  nach  Magnesia,  indirekt  also  nach  Nordgriechenland 
weist.  Anderes  ist  unsicher,  ob  AYawnog  wirklich  in  Samos  zu  Haus  ist, 
wie  die  Oivconeg  auch  nach  Kyzikos  und  ein  EiwnCS^g  nach  Chios  und 
Kvfjjnog  nach  dem  gegenüberliegenden  Erythrai  kommen  und  ob  Zivojnri^), 
die  milesische  Kolonie,  hierher  gehört. 

8.  Der  Westen  bietet  nur  Evwniog,  Tyrann  von  Heraklea,  M^romog 
in  Sybaris  und  aus  römischer  Zeit  liyäS^wnog''). 

Dies  das  Material,  an  dessen  Beurteilung  ein  halbes  Dutzend 
mehr  Belage  wohl  kaum  wesentliches  ändern  werden.  Auf  das 
P'ormale  kann  ich  hier  nicht  eingehen,  obgleich  eine  gewisse 
Gruppenbildung  in  die  Augen  springt,  indem  der  erste  Bestandteil 
zunächst  eine  Präposition,  dann  ein  attributives  Adjektiv  und  end- 
lich ein  beliebiges  Nomen  sein  kann,  während  ein  Verbalstamm 
seltener,  wie  in  fxv-coip,  zu  erkennen  ist.  Interessanter  ist  die 
Verteilung  der  Bildung,  die  in  der  Ilias  häufiger  als  in  der  Odyssee, 
in  der  attischen  Prosa  häufiger  als  in  der  ionischen,  in  West-  und 
Nordgriechenland  häufiger  als  im  Osten  ist.  Dorisch  dürfen  wir 
jedoch  diese  Vorliebe  kaum  nennen,  eher  zentralgriechisch,  worauf 
auch  die  Vokalisation  von  KgorioTvog  weist;  denn  ganze  Nester 
fanden  sich  in  Thessalien-Böotien  einerseits,  und  Sekyon  und  Um- 
gegend andrerseits.  Deutlich  zu  erkennen  war,  wie  Aischylos  hier 
eine    helladische,    ja    man    kann    vielleicht    sogar    sagen    für    ihn 


1)  Zu  xQKTog,  vgl.  Thumb,  Handbuch  der  griech.  Dialekte  S.  255. 

2)  Vgl.  Hesych  SuqöuIvbi-  fxoXvvti,. 

3)  Wohl  zu  iv(w  ausleeren,  vn^Q-vvog  übermäßig  leer;  es  ist  wirklich 
kein  Staat  mit  ihm  zu  machen. 

4)  Volksetymologisch  für  Ovnig. 

5)  Siehe  oben  unter  I  g. 

6)  Volksetymologisch  für  Zctvclnr]  sehol.  Ap.  Rhod.  2,  946  aus  Andren 
V.  Teos,  vgl.  Hesych  s.  v.  aüvunTiv.     KfQxwip  aus  Milet  ist  Spitzname. 

7)  Nicht  unterzubringen  sind  'PiXojip  xqtjvt]  Hesych,  Zxv&QonsCörig  Et. 
Magn.  ^O^i'wnov  Stadt  in  der  Troas,  KcovwnHov  an  der  Palus  Maiotis,  IJoo- 
aoiniTig  im  Delta,  Idawnög  in  Phrygien. 


74  Wolf  Aly 

attische  Eigenheit  bewußt  ausbildet,  ferner,  wie  stark  Euripides  die 
spätere  poetisierende  Prosa  beherrscht,  wie  die  Koine  doch  einige, 
wenn  auch  wenige  nichtionische  Elemente  zeigt,  u.  a.  m. 

Um  auf  Europe  zurückzukommen,  so  stammt  der  Name,  wie 
seine  Bildung  zeigt,  aus  jener  Schicht,  die  zutage  tritt,  wenn  wir 
Thessalien  mit  Arkadien  vergleichen,  ein  Resultat,  das  für  die  Ein- 
ordnung der  Göttin  zeitlich  und  räumlich  bedeutsam  sein  dürfte. 
Neben  Europe  in  Böotien^)  und  Europs  in  Sekyon  finden  wir  nun 
erstere  auch  in  Kreta  und  zwar  genau  in  dem  Teil  der  Insel,  wo 
in  Gortyu  neben  peloponnesischem  Einfluß  auch  unmittelbar  thes- 
salischer  bereits  anderweitig  nachgewiesen  ist. 

5.    <Doivi§ 

Neben  Europe  soll  auch  ihres  Vaters  Phoinix  mit  wenigen  Worten 
gedacht  werden,  dessen  Namen  ebensogut  griechisch,  aber  auch 
ebenso  altertümlich  gebildet  ist.  Das  Adjektivum  q^oivog  und  dessen 
Kompositum  öa-cpoiv6g  kennt  bereits  die  Ibas.  16,  159  heißt  es 
von  Wölfen,  die  den  Hirsch  zerreißen:  Ttäoiv  di  TraQtqiov  aXfxaxi 
(fOLvov  von  Blute  rot.  So  erklärt  Hesych  (poLvov  tzvqqov,  q<oiviag' 
SQvoißrj;  das  gleiche  Wort  ist  für  die  Sikelioten  zu  erschließen  aus 
lat.  Foeni  *  Ooivol  die  Roten.  Danach  kann  V.  362  des  Apollo- 
hymnus kellte  di  d^viiiov  q)oivdv  ü7t07cveiovoa  nur  heißen:  sie  ließ 
aushauchend  ihr  rotes  Leben,  wie  Vergil  Aen.  9,  349  es  richtig 
nachbildet:  purpuream  vomit  ille  animam^). 

Dieselbe  Bedeutung  läßt  sich  für  das  intensivere  da-(foiv6g^) 
nachweisen,  da,  wo  es  noch  wirklich  der  lebendigen  Sprache  an- 
gehört. So  steht  es  in  der  Ilias  nur  von  der  Farbe  2,  308  ÖQäy.o}v 
ETtl  viüta  d.,  10,  23  d.  öeQ/.ia  leovvog,  11,  474  d.  diueg.  Wie 
latveog  II.  22,  154  neben  Xdivog,  so  findet  sich  II.  18,  538  eLf.ia 
daffOLvehv  aif-iaiL  cptoriZv  (=  scut.   159). 

Spätere  Dichter    haben   das  Wort   nur   noch   aus  Homer   und 

1)  EvQtanCa-  tj  "Hqk  könnte  die  vom  Kitbairon  sein;  Gruppe  setzt  sie 
ohne  nähere  Begründung  nach  Argos. 

2)  Eine  schlechte  Konjektur  steht  scut.  212,  ein  Vers,  der  nach  Berl. 
Klass.  Texte  V  1,  19  lautet: 

(XQyvfJioi  6fk(f'ivfg  i(foivtov  'iXkonug  ij({hvg. 
Unsere  Handschriften  entstellen  es  zu  i(f)oiTiüv  oder  i(potßov.  Der  Vers 
ist  Dublette  zu  210,  wo  es  heißt:  <^fX(ftvtg  rrj  xal  tj  i&vvfov  i/Ovc'wvTfg. 
Statt  lif'oCvtov  scheint  also  einmal  l&oCviov  dagestanden  zu  haben ,  was 
keinen  Sinn  gab.  Job.  Pediasimos  hat  tatsächlich  l&o(vwr.  Man  darf  also 
nicht  mit  Rzach  209 — 10  einklammern,  sondern  nur  211 — 12. 

3)  i^taffi.  mit  einer  allerdings  vereinzelten  Behandlung  des  Anlauts. 


Lexikalische  Streifzüge  75 

legen  ihm  z.  T.  die  falsche  Bedeutung  unter,  die  Hesych  mit  liav 
(poviog  wiedergibt.  Richtig  von  der  Farbe  braucht  es  Aischylos 
Prom.  1021  dial.  d.  alerog  von  dem  rotgelben  Gefieder,  Choeph. 
591  chor.  d.  öalöv  vom  flammenden  Holzscheit  des  Meleager,  von 
Schütz  unrichtig  mit  sangninarius  wiedergegeben.  Anders  spricht 
der  Apollohymnus  304  vom  Drachen  als  von  einem  7tri(,ia  d.,  Pindar 
Nem.  3,  81  nennt  einen  blutigen  Fang  d.  ayQa;  bei  Euripides  Ale. 
581  chor.  ist  Xeovrcov  a  ö.  l'ka  eher  die  blutgierige  Schar  als  die 
rotgelbe  Schar;  und  der  Verfasser  des  scutum  250  nennt  gar  die 
mörderischen  Keren  so.  Das  Wort  war  also  in  neuer  Bedeutung 
in  den  allgemeinen  poetischen  Sprachschatz  aufgenommeo. 

Dem  entspricht  der  Gebrauch  des  jüngeren  cpoiviog  *),  das  noch 
Od.  18,  97  in  (poiviov  ai/iia  allein  auf  die  Farbe  geht;  von  dort 
übernommen  Aesch.  Spt.  720  chor.,  Soph.  Phil.  783  chor.  Dagegen 
gebrauchen  es  die  Tragiker  2)  und  Pindar  Isthm.  4,  35  im  Sinne 
von  cruentus.  Der  Grund  dieses  Bedeutungswandels  liegt  in  der 
Angleichung  an  qjovog  tpoviog,  eine  äußerliche  Ähnlichkeit,  die  von 
jeher  dazu  verführt  hat,  eine  etymologische  Beziehung  zwischen 
qioivog  und  (poviog  durch  Annahme  von  Epenthese  herzustellen,  die 
bei  den  Adjektiven  auf  -log  ganz  unerhört  ist. 

Sehen  wir  also  davon  ganz  ab,  so  bestätigt  sich  die  Annahme 
einer  Grundbedeutung  rot  in  verschiedeneu  Ableitungen.  g)0Lvi]eLg 
heißt  derselbe  Drache  II.  12,  202,  der  wenige  Verse  später  als 
alolog  ö(pig  bezeichnet  wird ;  man  erinnere  sich  des  oben  genannten 
dga/Liov  da<poiv6g.  Und  auch  cfoivi^,  das  allein  lebendig  gebheben 
ist,  wird  in  gleichem  Sinne  II.  23,  454  von  einem  Pferde  gebraucht: 
og  t6  fxev  aXlo  töoov  q>oivt^  r^v,  iv  di  ^.lEiojTtoj  lev^^ov  arjfx  ers- 
TvviTo  es  war  ein  Fuchs.  So  heißt  auch  der  fremde  Wundervogel 
seit  Hekataios  bei  Herod.  2,  73  Ooivi^,  weil  er  nach  Herodots  aus- 
drücklicher Angabe  zum  größten  Teile  rot  war. 

Vor  allem  in  adjektivischer  Verwendung  hat  sich  cfoiviS.  (poi- 
viaaa  (poivUeog  «ftoivixoeig  als  Farbname  nicht  bloß  in  der  Poesie, 
wo  es  sehr  häufig  ist,  sondern  auch  in  der  gesprochenen  Sprache 
gehalten,  sodaß  es  sich  über  lateinisch  pimiceus^)  bis  zum  italieni- 
schen puniceo  verfolgen  läßt.  Es  ist  wohl  anzunehmen,  daß  we- 
sentlich der  technische  Gebrauch  das  völlig  isolierte  Wort  vor  dem 
Verschwinden  bewahrt  hat;  alle  Stellen  einzeln  anzuführen,  würde 

1)  Wie  ofxaCfxiog  neben  o/uaifiog 

2)  Für  Aischylos  (nur  Ag.  Choeph.)  vgl.  lex.  Dindorf.  p.  382,  für  Soph. 
lex.  Ellendt.  p.  769. 

3)  Schon  Plaut.  Eud.  1000. 


76  Wolf  Aly 

ZU  weit  führen.  Für  die  Lokalisierung  ist  wesentlich,  daß  viel- 
leicht schon  Anaximenes  A  18  Diels,  sicher  Xenophanes  frg.  32,  2 
D.  den  Regenbogen  (poivixeog  genannt  hat.  Dann  kehrt  das  Wort 
wieder  bei  Herodot  1,  98  u.  ö.,  bei  Xenophon  und  in  der  Koine 
bei  Polybios,  wohin  es  also  wesentlich  durch  ionische  Vermittlung 
gelangt  zu  sein  scheint.  Die  Bedeutung^)  hält  sich  verhältnis- 
mäßig gut;  im  Gegensatz  zum  blauroten  Purpur  bezeichnet  es  ein 
helleres  Rot  nach  Gelb  zu.  So  wird  mit  rfoivi^  gefärbt  Elfenbein 
II.  4,  141,  ein  Gürtel  11.  6,  219  und  anderes  Riemenwerk  Od.  23, 
201  Simonid.  frg.  17,  während  Wolle  meist  mit  /lOQcpvQu  gefärbt 
wird:  cpagog  II.  8,  221  xlalva,  tdnyjg,  Ttsnla,  doch  gibt  es  auch 
%kalva  cpoLVLxoeooa  IL  10,  133  23,  717  Od.  14,  500  21,  118. 
Statt  fXi'kiOTiäQSiog  steht  cpoiVixoTtaQEiog  Od.  11,  24  23,  241;  (u.i'kTog 
ist  ziegelrot.  Xenophanes  beschreibt  den  Regenbogen  als  vicpog 
rtOQcpvQSOv  '/.al  cpoivi/iEov  y.al  yXcoQOv  rot  rotgelb  grün,  und  Simo- 
nides frg.  54  braucht  es  vom  Saft  der  Scharlacheiche.  Wir  können 
zusammenfassend  sagen,  daß  der  Stamm  rpoiv-  nur  noch  bei  Homer 
und  in  Sizilien,  vielleicht  noch  bei  Aischylos  lebendig  ist,  während 
sich  in  der  übrigen  Gräzität  abgesehen  von  der  Dichtersprache  nur 
die  Weiterbildung  (poLviA-  (besonders  im  Ionischen)  lebendig  erhält. 

cpoLv-l^  ist  gebildet  wie  aXd^lS,  zu  al&og,  gaöT^  zu  Qdd-af.ivog, 
GKavöl^  zu  G'Advd-aXov.  Letzteres  ist  bei  Aristophanes  belegt,  also 
attisch,  Qaöii.  (erst  Nikander)  nicht  zu  lokalisieren,  ^Yd-i^  dagegen 
als  Stamm-  und  Menschenname  nordgriechisch.  Einen  Thessaler 
des  Namens  nennt  Fick-Bechtel  S.  333;  er  wird  so  heißen  nach 
dem  gleichnamigen  Stamme  an  den  Quellen  der  Peneus.  Wir 
werden  sehen,  daß  auch  der  Name  Phoinix  dort  eine  Rolle  spielt. 

Andererseits  leiten  die  Ti^i.ilv.Eg  nach  Böotien  ^),  wo  der  Vater 
der  Europe  von  vornherein  zu  vermuten  war. 

Als  Menschen-  resp.  Göttername  wird  Phoinix  wie  Aithon, 
Pyrrhos  gebraucht;  außerdem  bezeichnet  er  ein  orientalisches  Volk 
als  die  Roihäute  des  Altertums,  neben  denen  die  KiXr/isg  (zu  ytiXXog 
grau)  etwa  die  Bleichgesichter  darstellen  können.  Ich  gehe  von 
dem  Völkernamen  aus;  denn  die  Phönikier  sind  bekannt  genug. 
Es  sind  die  Leute  von  Sidon  und  Tyrus;  aber  wenn  Bakchylides 
und  Koriuna  den  Namen  Ooivi/irj  für  Karlen 3)  brauchen,  so  ist 
damit  nicht   gesagt,    daß   die  Karer  Semiten  seien.     Hier   ist   das 


1)  Über  'Polvi'i  Dattelpalme  (zuerst   bei  Empedokles  A  70  Diels)    kann 
ich  nichts  aussagen. 

2)  Steph.  Byz.  p.  615,  3  Bedeutung?  vgl.  Hesych  s.  v.  r^/ufiuv. 

3)  Wohlgemerkt  nicht  'i^oCvixeg  für  die  Karier! 


Lexikalische  Streifzüge  77 

Land,  wo  für  den  Griechen  die  Sonne  aufgeht,  das  Rote  genannt, 
ebenso  wie  man  die  Lykier  volksetymologisch  als  die  Lichten  ge- 
deutet haben  wird,  solange  die  Wurzel  luk  noch  lebendig  war. 
Also  die  Phönikier  haben  ihren  Namen  seit  der  Odyssee,  in  volks- 
etymologischer Umdeutung  der  originalen  Bezeichnung  Fenchu. 
Aus  dem  Ethnikon  wird  ein  Sklavenname,  so  IGr  II  959  c3,  al2 
Anf.  4.  Jh.  in  einem  Flotten katalog  und  das  hat  dann  infolge  von 
Freilassungen  weiter  gewirkt.  Andere  Leute  sind  einmal  in  Phö- 
nizien  gewesen  und  haben  daher  ihren  Namen,  aber  es  ist  unmög- 
lich jedes  Vorkommen  des  Namens  aus  diesen  beiden  Quellen  ab- 
zuleiten. Eine  Zusammenstellung  des  mir  bekannten  Materials 
mag  zeigen,  daß  sich  eine  gut  begrenzbare  Schicht  absondert,  die 
mit  den  Phöniziern  nichts  zu  tun  hat  und  für  den  Gott  Phoinix 
in  Anspruch  genommen  w^erden  muß. 

Folgende  Formen  und  Ableitungen  sind  bekannt:  <f>oiviy.li'i]q  Klto- 
(potvt^  <PoCvi'^  <PoCviaaa  'Poivi.xtSrjg  resp.  <PoiviyM6rjg.  Der  zweistämmige 
Yollname  kann  ebensogut  wie  Diokles,  Dionysokles,  Theokles  auf  einen 
Gottesnaraen,  wie  nach  Analogie  von  Samokles,  Oropokles,  Ehodokles  auf 
einen  Ortsnamen  bezogen  werden.  Als  letzterer  würde  er  den  Phönizien- 
fahrer  bezeichnen,  wofür  einfach  Phoinix  eintreten  kann,  wie  Af-yunriog  oder 
Zxv&rig  (beides  5.  Jh.). 

1.  Den  ältesten  Beleg  scheint  Korinth  zu  bieten.  Bei  Röhl  imag. ^ 
X  3a  lese  ich  $^$00  qoCvi\^'i].  Ähnlich  rätselhaft  sind  mir  die  beiden 
äginetischen  Grabschriften  IG  IV  55— 6  aus  dem  6.— 5.  Jh.  M«^fx()ßT[?j?] 
<Poirt,yg,  EvQvfAtt/og  't'oi{i')i{/g),  deren  echtgriechische  Namen  es  verbieten, 
an  geborene  Phönizier  zu  denken^).  Nicht  allzuweit  entfernt  ist  die  Heimat 
des  457  bei  Tanagra  gefallenen  Kleonäers  Phoinix  IG  1441;  das  benach- 
barte Phlius  bietet  im  4.  Jh.  eine  Phoinissa  IG  IV  453,  Megara  den 
Dichter  der  neueren  Komödie  Phoinikides,  Ägina  in  hellenistischer  Zeit 
eine  Phoinissa  IG  IV  13,  während  unter  den  Gefallenen  von  146  IG  IV 
894,  9  ein  yi/atbg  avvoixog  ^ccf^o/aQrjg  'Poiviy.iSov  sich  befindet. 

2.  Ein  ähnliches  Namennest  bildet  E  üb  öa,  wo  die  Bleitäfelchen  von 
Styra  einen  Phoinix  und  einen  Phoinikades  (Bechtel,  ion.  Inschr.  19)  liefern, 
und  Kleophoinix  (Amer.  Journ.  of  Arch.  7,  247.  6)  aus  Eretria  stammt. 
In  die  Nachbarschaft  gehören  die  Thebaner  Phoinix  (Plut.  Alex.  11)  und 
Pboinikidas  IG  VII  2436  heilenist.  sowie  ein  <Poi,v  .  .  .  aus  Akraiphion 
IG  VII  2754.  In  Thessalien  ist  der  Name  erst  im  1.  Jh.  nachzuweisen 
IG  IX  533,  18,  21,    ferner  vereinzelt  in  Akarnanien  Hippocr.  Epid.  V  4. 

3.  In  Athen  kenne  ich  nur  das  alte  Geschlecht  der  'PoCvi.xeg,  vgl. 
IIvQQaxiSui;  dann  kommt  der  Name  erst  wieder  im  IG  III  in  Ephebenlisten  vor. 


1)  Könnte  man  vielleicht  bei  der  bekannten  Beziehung  zwischen  rot 
und  tot  (v.  Duhn  Archiv  f.  Eel.  9  (1906)  S.  1)  die  Inschrift  als  Mn'txQÜjTig 
(f.oCvi^  in  dem  Sinne  von  Mtvtxn('ar]g  fJQwg  fassen?  Denn  die  Toten  lieben  die 
rote  Farbe  als  Farbe  des  Blutes  und  Lebens. 


78  Wolf  Aly,  Lexikalische  Streifzüge 

4.  Eine  fernere  Gruppe  dagegen  bilden  die  Inseln  Tenos  IG  II  817 
a20  (358),  814  b  13  (374)  4^oivixkeris  (vielleicht  Delos^));  Delos  GIG  2323; 
Thera  IG  XII  3,  330  (ca.  200)  336,  24  (ca.  200)  derselbe?  749;  Kalymna 
CB  3590  (ca.  200)^).  —  Die  kleinasiatische  Küste  schließt  sich  an:  lasos 
CB  5515  (vor  353),  Kolophon  der  bek.  Jambograph  (nach  300),  Chios 
Ditt.  syll.^  571.  10  (vor  300)  und  auf  Münzen,  Pergamon  Inschr.  v.  Perg. 
268  cl5,  20  e38  (98),  Sardes  Ditt.  er.  Gr.  inscr.  437  (um  100),  Tenedos 
General  des  Eumenes  v.  Kardia  (320),  Kyzikos^)  Ditt.  or.  Gr.  inscr.  748, 
13  (278). 

Danach  ist  die  Herkunft  der  wenigen  weiteren  Träger  des  Namens  zu 
beurteilen,  vgl.  Plato  symp.  172b,  Isoer.  17,  4,  Diod.  20,  73,  Suidas  s.  v. 
ZifiwvCSrig  Appian.  Mithr.  79,  IG  II  1205b,  4040b,  Defix.  42,  16  u.  a. 

Ich  habe  bereits  angedeutet,  daß  die  östliche  Gruppe  (Inseln 
und  Kleinasien)  entsprechend  ihrer  natürlichen  Lage  in  der  Mehr- 
zahl der  P'älle  durch  die  Wahl  des  Namens  Phoinix  Beziehung  zu 
Phönizien  ausdrücken  wollte;  ich  erinnere  an  die  Phönizier,  die 
Gründer  von  Melos,  Kythera,  Thera,  Itanos,  Astypalaia,  Thasos  sein 
sollten.  Das  gilt  ganz  und  garnicht  von  der  ostpeloponnesischen 
und  der  böotisch-euböischen  Gruppe,  die  uns  beide  als  der  vor- 
dorischen Schicht  angehörig  schon  bei  Europe  begegnet  waren. 
An  beiden  Stellen  ist  der  Name  alt  bezeugt,  früher  als  auf  den 
Inseln;  an  beiden  ist  er  auch  als  Göttername  nachzuweisen. 

So  tritt  vor  allem  Athena  Phoinike  von  Korinth  an  ihre 
richtige  Stelle,  sie,  die  nichts  mit  Phönizien  zu  tun  hat,  sondern 
das  Feminin  zu  Phoinix  ist,  wie  Europe  dasjenige  zu  Europs.  In 
Böotien  selbst  ist  Gott  Phoinix  nur  noch  als  Vater  der  böotischen 
Europe  zu  postulieren,  lebt  aber  vereint  mit  Amphiona,  dem  Kor- 
relat des  böotischen  Amphion,  im  nördlichen  Zentralkreta  als 
Gott  fort  (vgl.  CB  4952  a  oO),  das  auch  sonst  alte  Beziehungen  zu 
Böotien  verrät.  Daß  aber  Thessalien  nicht  minder  denselben 
Gott  gekannt  habe,  zeigt  die  im  9.  Gesänge  der  Ilias  novellistisch 
durchgeführte  tragische  Erzählung  von  dem  phthiotischen  Heros 
Phoinix,  dessen  Schicksale  bis  in  das  Doloperland  hinein  in  die 
Gegend  der  oben  genannten  Aithikes  führen.  Näher  auf  die  an 
ihn  geknüpften  Sagen  einzugehen,  die  ihn,  den  „Roten",  als  Sonnen- 
gott zu  charakterisieren  scheinen,  ist  hier  nicht  am  Platze. 

Nur  eines  sei  in  Kürze  noch  angedeutet.    Wir  haben  oben  die 


3)  Nicht  Athen,  wie  Fick-Bechtel  S.  281. 

1)  Offenbar  mit  einander  verwandt  sind  Stvööixog  'PoCvixog,  <Po(vt§ 
SfvayoQa,  atvctyoQag  4>oCvtxog,  SivctyÖQctg  atvayöqa,  atvöötxog  StvayuQa ;  nach 
Maßgabe  der  Namen  vom  Stamme  '^ivog  weist  Phoinix  hier  nach  Phönizien. 

2)  Auf  'PoCvinnog  GIG  3664,  20  gebe  ich  nichts,  da  die  Inschrift  sehr 
jung  ist;  etwa  'PctCvinnog? 


W.  A.  Baehrens,  Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch       79 

etymologische  Verknüpfung  des  Namens  mit  q)6viog  abgelehnt  und 
sind  sozusagen  verpflichtet,  einen  Ersatz  dafür  zu  bieten.  Ohne 
das  Folgende  näher  auszuführen,  das  wesentlich  aus  mythen- 
geschichtlichen Zusammenhängen  erschlossen  ist,  möchte  ich  der 
Vermutung  Ausdruck  geben,  daß  der  Name  Phoinix  auf  dieselbe 
Wurzel  zurückgeht  wie  der  seines  Sohnes  (Divevg.  Eng  zu  dessen 
Namen  gehören  wahrscheinlich  cpivig  ein  Adler ^  wobei  man  an  den 
obengenannten  aletdg  dacpoivog  denken  kann,  und  cpiva^  eine  Eiche, 
vielleicht  die  ebenfalls  schon  genannte  Scharlacheiche.  Alle  die 
genannten  Worte  können  eine  Weiterbildung  der  in  cpiagog'  Xafx- 
^Qog,  g^aiÖQog,  cpaiog,  Qaiaxeg  vorliegenden  Wurzel  ghai  >  ghi^) 
sein,  die  etwa  hell  bedeutet. 

Freiburg  i.  Br.  Wolf  Aly 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch 

(Fortsetzung  von  p.  266  ff.) 
X.   Indieativus  pro  Imperativo 

Carm.  Epigr.  76,  2  und  77,  2  lesen  wir:  lege  et  moraris-,  n.  90 
valete  et  memores  estis  pietatem  patris;  lo2b:  hoc  simul  ut  credas 
tu  moriture  legis.  Bücheier  hat  an  diesen  Stellen  einen  Indieativus 
pro  Imperativo  angenommen  2).  Seit  Leos  epochemachenden  Aus- 
führungen über  auslautendes  s  (Plautinische  Forschungen  ^  S.  224ff.; 
de  trag.  Rom.  S.  6 f.)  ist  auch  eine  andere  Auffassung  möglich:  wie 
-is  vor  Vokal  zu  -e  wurde,  so  kann  umgekehrt  in  den  erwähnten 
Beispielen  moraris  usw.  eine  orthographische  Nebenform  von  mo- 
rare  usw.  sein;  in  dieser  Weise  hat  Skutsch  Glotta  1911  S.  352,  wo 
er  Notizie  degli  Scavi  1909  S.  456:  ne  revellis  behandelt,  auch 
CIL.  V  7537:  discitis  =  discite  (Carm.  Ep.  833)  erklärt.  Dies  für 
die  ersten  2  Beispiele  anzunehmen  verbietet  aber  die  Tatsache, 
daß  wir  bei  Venantius  Fortunatus  nicht  nur  II  9,  7:  Mot/ses,  tende 
manus  et  tua  casfra  iuvas;  VI  9,  19:  sed  tarnen  ut  tandem  venias, 
huc  carius  hortor  et  revocas  ocuUs  lumen,  amice,  meis;  VIII  9,  15: 
hoc  precor,  incolumem  referant  te  gaudia  paschae  et  nohis  pariter 
lux  geminata  redit^),  sondern  auch  V  6,  33:  rumpite  loca  iugis  et 

1)  Vgl.  Prellwitz,  etym.  Wb.'^  S.  479. 

2)  Vgl.  auch  den  fehlerhaften  Vers  336:  parcitis  heredi  et  dedite. 

3)  Die  Beispiele  bei  Leo  Index  S.  403;  vgl.  Plaut.  Forsch.^  273. 


gQ  W.  A.  Baebrens 

sumitis  arma  diei  lesen.  In  dem  letzten  Falle  kann  nur,  wie  in 
den  o  ersten,  Abwechslung  von  Imperativ  und  Indikativ  vorliegen, 
nicht  sumitis  für  sumite  stehen.  Ebenso  müssen  wir  also  Carm. 
Epigr.  76,  2  und  77,  2  auffassen:  macht  doch  der  vorhergehende 
Imperativ  die  Deutung  des  folgenden  Indikativ  genügend  klar. 
Ganz  verschieden  aber  sind  folgende  Stellen:  Plaut.  Asin.  254: 
quin  tu  abs  te  socordiam  oninem  reice  et  segnitiam  amove  atque  ad 
ingenium  vetus  vorsutum  te  recipis  tuum;  Pseud.  1183:  quin  tu 
mulierem  mi  emittis  aut  redde  argentum;  Mostell.  815:  quin  tu  is 
intro  atque  otiose  perspecta  ut  lubet,  wo  Mischkonstruktion  vorliegt, 
weil  man  ja  quin  reice!  und  quin  reicis?  sagen  konnte.  Daß  im 
ersten  Beispiel  der  Imperativ,  in  den  andern  der  Indikativ  an 
erster  Stelle  steht,  hat  m.  E.  keine  Bedeutung  (anders  Leo  PL 
F.  ^  S.  273).  —  Wohl  aber  könnte  man  geneigt  sein  Carm.  Ep.  833 
(s.  oben):  discitis  crescentes  pietate  redere  vostris,  discitis  als  gra- 
phische Nebenform  von  discite  zu  erklären.  Betonen  will  ich,  daß 
—  wenn  auch  ganz  vereinzelt  —  der  Indikativ  pro  Imper.  ohne 
vorhergehenden  Imper.  sich  auch  in  der  Literatur  belegen  läßt. 
Cyprian.  ep.  22,  2  p.  534,  8  ff.  ist  der  Text  sehr  verdorben,  aber 
den  Anfang:  vides  ergo  (so  die  Mehrzahl  der  Handschriften)  =  vide 
ergo  möchte  ich  nicht  beanstanden,  das  beweist  vor  allem  Firm. 
Mat.  Math.  Lib.  IV  17.  6  I  p.  239.  21  ff.  Kr.-Sk.:  vides  ergo  do- 
minum totius  signi  nsw'.,  wo  vides  statt  des  imper.  vide  steht:  ergo 
stellt  das  Sehen  als  die  selbstverständhche  Tätigkeit  der  angeredeten 
Person  hin ;  daher  der  ludikativus  Praesens.  —  Vgl.  Hist.  Apoll.  14 
p.  27,  11  ff'.  R.:  et  ait  (sc.  quidam  de  senioribus)  ''bone  rex,  vides  ecce, 
cui  tu  henignitatem  animi  tui  ostendis,  bonis  tuis  invidet  et  fortunae!\ 
wo  wegen  ecce  vides  zwar  nicht  rein  Imperativisch  ist,  dennoch  auf 
der  Grenze  steht  (daher  Riese:  vide).  Auch  in  dem  bis  jetzt  fast 
immer  verkannten  Ausdruck  vides  enim  ist  vides  Imperativisch,  vgl. 
Plin.  Paneg.  c.  70,  6  (p.  'o'o,  loff.  in  meiner  Ausgabe  Teubn.  1911): 
hebetahat  tarnen  misera  sed  vera  reputatio:  "vides  enim;  si  quid 
hene  fecero,  seiet  Caesar?  aut  si  scierit,  testimonium  reddet?\  Ich 
habe  die  Stelle  zuerst  verteidigt;  vgl.  Senec.  Nat.  Quaest.  VII  27 
p.  216,  13  Gercke:  vides  enim  :  simillima  est  illa  quae  tricesimo 
anno  revertitur  ad  lociim  suum ,  huic  quae  intra  annum  revisit 
sedem  suam.  Man  schreibt:  quid  enim.  —  Arnobius  I  63  p.  43,  13 
R.:  vides  enim  {quid  enim  wird  geschrieben)  si  nollet  inferri  sibi 
a  quoquam  manus,  summa  Uli  fuisset  contentione  nitendum,  ut  hostes 
ab  se  .  .  .  prohiberet.  Meiser  Sitz.  Ber.  der  Bayer.  Akad.  1908,  5 
p.  22  konjiciert:  vide  enim;  natürlich  falsch,  aber  die  Imperativische 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  81 

Kraft  hat  er  gefühlt.  Nur  in  den  Declam.  min.  p.  IGl,  19;  382,  2; 
420,  23  wurde  die  Formel  von  Ritter  beibehalten.  Und  der  Indi- 
kativ pro  Imper.  ist  bei  videre  ja  eigenthch  selbstverständlich;  vsrir 
können  ebenso  gut:  *dort  siehst  du  den  Mann  wie  'siehe  dort 
den  Mann^  sagen.  Folgende  Erklärung  scheint  mir  plausibel:  die 
schnelle  Wirkung  der  Sinne  kann  Einfluß  geübt  haben;  der  Re- 
dende weiß,  daß  der  Angeredete  zur  selben  Zeit,  wo  ihm  die  Ver- 
mahnung zugeht,  das  angedeutete  Objekt  schon  sieht.  Wir  müssen 
annehmen,  daß  vides  =  vide  in  der  gesprochenen  Sprache  allge- 
mein üblich  war;  von  dort  aus  könnte  erst  vides  =  vide  in  über- 
tragener Bedeutung  angewandt  werden  (von  der  Vernunft,  die  nicht 
bei  allen  Menschen  schnell  wirkt!),  wie  es  an  obigen  Stellen  {vides 
enim)  der  Fall  ist. 

Nicht  zufällig  ist  es,  daß  in  der  Hist.  Apoll.  Reg.  Tyr.  c.  29 
p.  56,  10 ff.  auch  audis  =  audi  steht:  et  ait  :  audis  {audi  Riese) 
domina  mea  Tharsia,  stefmnata  originis  tuorum  natalium,  ut  scias, 
quid  post  mortem  meam  facere  debeas.  est  tibi  patria  Tyros  usw. 
Hier  liegt,  wie  bei  video,  nicht  einmal  der  einfachste  Fall  vor,  daß 
jemand,  der  selbst  irgend  einen  Laut  hört,  seinen  Begleiter  darauf 
aufmerksam  macht. 

Auch  an  andern  Stellen  läßt  sich  der  Indikativ  pro  Imperativo 
belegen.  Nicht  nur  vides  enim  finden  wir  in  den  Declam.  minores; 
CCLIX  p.  60,  5  R.  lesen  wir:  haec  quid?  '^' tgnoscis  .  non  est  hie  amor  : 
gratus  animus  esf\  Der  Indikativ  (ignoscis)  deutet  an,  daß  der 
Redende  gerade  durch  jenen  kräftigen  Ausdruck  ignoscis  die  Ver- 
zeihung zu  erzielen  hofft;  genau  wie  wir  neben  verzeihe  mir  auch 
"^du  verzeihst  mir'  zu  demselben  Zwecke  anwenden!  —  Genau  derselbe 
Fall  liegt  auch  Decl.  CCCI  p.  189,  9  vor:  tu  porro  (permittis 
etiam  aliquid  mihi  libertatis)  rapiebas,  rel(ut)  ancillam?  — :  durch 
Anwendung  des  Indikativs  will  der  Redende  die  Freiheit  des  Wortes 
als  etwas  selbstverständliches  betrachten.  An  beiden  Stellen  wurde 
der  Indikativ  ominis  causa  angewandt.  —  Wie  grundverschieden 
ist  die  psychologische  Entstehung  derselben  Erscheinung  hier  und 
dort  (bei  vides)\  —  Alle  diese  Stellen  nun  machen  es  wahrschein- 
lich, daß  auch  Carm.  Ep.  833  (s.  oben):  discitis  nicht  bloß  eine 
orthographische  Nebenform  von  discite  ist.  —  Den  zwei  letzten 
Stellen  (aus  den  Declam.)  verwandt  ist  auch  Lucifer  de  non  con- 
veniendo  cum  haereticis  15:  si  itaque  et  nos  sie  execramur  haere- 
sim  tuam  ut  Moses  idololatriam  ...  si  ita  vos  fugiamus  religionis 
dei  adversarios,  ut  ille  fugit  idolorum  cultores,  existimas  (existima 
Hartel)  nos  facere  recte  abstrahendo  nosmet  a  vobis;  auch  hier  ver- 

Glotta  V,  1.  6 


82  W.  A.  Baehrens 

sichert  sich  der  Schriftsteller  der  Zustimmung  seines  Gegners  durch 
die  Anwendung  des  Indikativs  {existimas);  genau  so  im  Deutschen: 
'dann  glaubst  du  doch  wohl'  (statt  ""dann  glaube').  —  Etwas  an- 
ders, aber  doch  verwandt  ist  Dicta  abbatis  Priminii  17  (Kirchenh. 
Anecdota  p.  166 — 167  Caspari):  Homhiem  captivare  non  praesii- 
mitis,  quin  dominus  in  legem  ait:  qui  furatus  fuerit  hominem  et 
vindiderit  eum  et  convictus  fuerit  noxie,  morte  moriafur;  wo  zwar 
der  Indikativ  in  der  Mitte  vieler  Konjunktive  steht  und  man  daher 
leicht  eine  Corruptel  annehmen  und  praesumatis  schreiben  möchte. 
Dennoch  erscheint  der  Indikativ  passend:  durch  seine  Anwendung 
setzt  der  Redende  als  selbstverständlich  voraus,  daß  seine  Zu- 
hörer keinen  Menschen  gefangen  nehmen  werden.  Wie  oben  im 
Interesse  des  Redenden  selbst,  so  wird  hier  der  Indikativ  im  In- 
teresse der  Zuhörer  angewandt. 

Anders  wieder  steht  es  um  fünf  Dialoge  gegen  die  Gnostiker 
II  15  (Kirchenh.  Anecdota  p.  54  Casp.):  est  et  hoc  vestrae  femeri- 
tatis  immutare  etiam  hoc,  siciit  caetera  fecistis  .  sed  procedit  in 
medio  apostolus  et  falsa  vestra  convincet.  Man  ändert  in  procedat; 
aber  hier  steht,  wie  bekanntlich  sehr  oft  im  Spätlatein,  der  Indi- 
kativ Praesens  ==  Indikativ  Futurum  (in  Abwechslung  mit  Ind. 
Fut.  öfters  z.  B.  bei  Palladius);  dieser  Indik.  Fut.  ist  etwa  dem 
Imperativ  gleich.  Diese  Erscheinung  kann  auch  an  einigen  der 
behandelten  Stellen  (zumal  bei  Firmicus)  neben  dem  erwähnten 
Hauptgrund  gewirkt  haben.  So  finden  wir  gerade  in  den  quin- 
tilianischen  Declam.  min.  CCCXIX  p.  252,  17:  veneficii  accuso  : 
respondes  .  occisum  a  te  filium  dico  :  defendes  für  Futur.  =  Imperat. 
ein  bezeichnendes  Beispiel. 

Zuletzt  betone  ich,  daß  wir  Apuleius  Metam,  123  p.  21,  llff. : 
profers,  VI  13  p.  138,  12:  defers  und  X  16  p.  249,  16:  offers  bei- 
behalten müssen  (auch  Helm  schreibt  profer  usw.!)i).  Denn  außer 
diesen  Stellen  läßt  sich  die  Form  auch  in  den  Itala  und  Vulgata 
(Jo.  20,  27;  2  Tim.  4,  137;  Mat.  5,  24;  Luc.  5,  14;  Mat.  8,  4)  be- 
legen, vgl.  Rönsch  Itala  und  Vulgata  p.  294.  Ebenso  bei  Tertull. 
de  Garn,  resurr.  3  p.  29,  21  ff.  Kroymann:  aufers  denique  haereticis 
quae  cum  ethnicis  sapiunt,  ut  de  scripturis  solis  quaestiones  suas 
sistant,  et  stare  non  poterunt  (Kroymann  ändert).  An  allen  diesen 
Stellen   läßt   sich  fers  unmöglich  als  Indik.  pro  Imper.    autfassen, 

1)  Unrichtig  verweist  Leo  in  Helms  Apparat  nach  Plaut.  As.  254; 
Venant.  Fortun.  ind.  s.  v.  'imperativ'.  Die  Stellen  bei  Plautus  und  Venantius 
sind  von  den  unsrigen  und  auch  wieder  untereinander  grundverschieden, 
wie  wir  oben  sahen. 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  83 

weil  eine  psychologische  Erklärung,  wie  an  den  vorher  behandelten 
Stellen,  fehlt.  Steht  die  Form  in  irgend  einem  Zusammenhang 
mit  dem  alten  Injunktiv  fers?  Ist  es  ja  die  Ansicht  Brugmanns 
(Grundriß  II  1319),  die  jetzt  allgemein  verworfen  wird  (vgl.  zuletzt 
Stolz 'i  260),  daß  nl.  fers  ein  alter  Injunktiv  sei.  Dagegen  nun  hat 
Skutsch  eingewendet  (Forschungen  I  56),  daß  man  dann  fer  (aus 
ferr)  bei  Plautus  erwarten  würde,  weil  auch  ter  sich  bei  Plautus 
belegen  läßt.  Allerdings  können  wir  Miles  1343a  nur:  quom  dbs 
te  abedm  .  fer  aequofdj  dnimo  usw.  messen,  und  müssen  deshalb 
fer  skandieren.  Wir  finden  3  Mal  fer,  1  Mal  ter  (Bacch.  1127). 
Dies  kann  aber  wegen  der  seltenen  Beispiele  sehr  wohl  Zufall  sein. 
Wir  können  ebenso  gut  annehmen,  daß  in  der  Zeit  des  Plautus 
die  Quantität  wie  von  fer  so  von  ter  schwankend  war;  daß  in 
Plautus  Gedichten  fer  zufällig  dreimal  als  kurze  Silbe,  ter  einmal 
als  lange  Silbe  erscheint,  weil  nur  die  kurze  bzw.  lange  Silbe  für 
das  Metrum  paßte.  Die  Entscheidung  aber  muß  ich  Andern  über- 
lassen. 

XI.   qui(s)  —  quidarn 

Die  Erscheinung  ist  nie  genügend  gewürdigt  worden,  wiewohl 
die  Beispiele  ziemlich  zahlreich  sind.  So  finden  wir  bei  Gregor. 
Tur.  h.  Fr.  6,  8  p.  254,  1:  dum  pro  furtum  quis  ad  adpendendum 
deduceretur;  mart.  7  p.  492,  30:  quae  a  quibus  audivi  silere  nequeo; 
richtig  bemerkt  Bonnet  p.  303:  'c'  est  plutot  quidam  qui  serait  le 
mot  propre'  (wir  finden  bei  ihm  auch  quis  =  aliquis  h.  Fr.  5,  43 
p.  234,  21;  5,  49  p.  242,  26).  Betonen  will  ich,  daß  die  Erschei- 
nung auch  an  folgenden  Stellen  verkannt  ist:  aus  der  christlichen 
Literatur  vergleiche  man  Arnob.  V  18  p.  189,  25 ff.  R. :  quinimmo, 
ut  verius  exprimamus,  a  quibus  (man  schreibt  quibiisdam)  uos  ipsi 
co)isilio  et  ratione  defledimus.  —  Herrn.  Pastor.  Maud.  IV  2,  Patr. 
Apost.  Op.  edd.  Gebhardt-Harnack-Zahn  III  S.  81,  28:  et  dixi  Uli: 
Audivi  quos  (man  schreibt  quosdam)  magistros  viae  nostrae  dicentes 
non  esse  aliam  ullam  poenitentiam  .  .  .  quam  illam  unam.  —  Augu- 
stinus contra  Cresconium  IV  17,  20  (C.  S.  E.  L.  LIII)  p.  520,  21 
Petsch. :  si  hoc  a  quibus  paucis  orientalibus  factum  est,  profecto 
suum  iudicium  correxerunt. 

Aus  der  profanen  Literatur  vgl.  die  von  Stadler  Archiv  für  Lat. 
Lex.  XIV  361  ff.  herausgegebenen  Bruchstücke  der  Quaest.  med.  des 
Ps.-Soranus  p.  362  in.:  causarum  autem  quae(dam)  dicuntiir  initiales, 
aliae  continentes ,  quaedam  eliam  simul  aijentes,  aliae  vero  concau- 
sales  (in  Variatio  mit  quaedam).  —  Vgl.  Alex.  Magni  Macedonis  epi- 


'/ 


34  W.  A.  Baehrens 

tomae  rerum  gestarum  (ed.  0.  Wagner)  II  58:  hac  epistula  perledo 
incensus  Alexander  dicit  quibus  coactis  cohortibus  ac  turmis,  ut  con- 
festim  sequerentur.  —  Scholia  Tereutiana  ad  Adelph.  VI,  1  p.  ^Q^  29 
Schlee:  Syrisce']  .  .  .  nsi  sunt  auctores  etiam  in  quibus  graecis  di- 
minutivis,  ut  Terentius.  —  Virgilii  Gramm.  Epistola  V  p.  163,  15: 
versus  autem  a  quibus  in  iiomine  non  recipitur  .  .  .  j^rincipali.  — 
Novellen  62,  2 :  sed  etsi  hoc  iam  in  quibus  praetermissum  est,  nullum 
praeiudicium  eis  qui  provecti  sunt  generare.    An  allen  diesen  Stellen 

—  abgesehen  von  der  Augustinischen  —  hat  man  quibus{dam)  usw. 
geschrieben,  mit  Unrecht,  wie  sich  leicht  ergibt.  Wir  haben  hier 
einen  Rest  von  dem  indenifitivem  Gebrauch  von  quis  {qui)  ;  für  quis 
(vgl.  Tig)  findet  man  für  Plautus  Sammlungen  bei  A.  Prehn  Quaest. 
Plaut,  de  pron.  indefin.;  für  qui  vgl.  z.  B.  Pseud.  1130  =  Amph. 
563:  malum  quod  tibi  di  dabunt;  vgl.  Pseud.  29:  an  obsecro  hercle, 
habent  quas  gallinae  manus?  vgl.  auch  Kroll,  Glotta  III  p.  Iff., 
der   richtig    das   Relativum    aus    dem   Indefinitum    entstehen    läßt. 

—  Ebenso  zu  erklären  ist  quomodo  (vgl.  qui  in  der  Komoedie) 
=  quodani,  aliquo  oder  quo  quomodo,  nicht  nur  im  Relativsatz 
bei  Augustinus  contra  Cresconium  I  4,  6  quomodo  id  .  .  .  agere 
potuerunt,  III  17,  20:  quomodo  passes,  IUI  15,  17:  quomodo  se 
illud  habeat,  IUI  23,  29:  quomodo  illud  se  habeat  (vereinzelt 
auch  schon  früher),  sondern  auch  im  Hauptsatze  und  zwar 
schon  bei  Tertullian  adv.  Marc.  IV  36  p.  545,  24  Kr.:  sed  erat 
unus  aliqui  deputandus  ex  Ins  qui  quo  modo  (quoquomodo  Ur- 
sinus,  quodam  modo  Engelbrecht)  ignoti  habebantur;  de  pudicitia 
c.  14  p.  248,  19  R. -W.:  ad  quem  lugerent?  utique  ad  domi- 
num, ut  quomodo  auferatur  de  media  eorum  non  utique  ut 
extra  ecclesiam  detur.  —  Vgl.  auch  Jordanes  Getica  XI  70  p. 
74,  14  M.:  videris  .  .  illum  snlis  labares  adtendere  et  quomodo 
rotatu  caeli  raptos  retro  reduci  ad  partem  acciduam  (vgl.  XXXII 
164  p.  101,  1:  paciscens  cum  Constantio  ut  aut  bello  aut  pace 
vel  quomodo  si  eam  p>otuisset  ad  suum  regnum  reducere,  ei 
eam  in  matrimonia  sociaret).  Daher  dürfen  wir  auch  Paneg.  XI 
(II)  16  p.  287,  1  in  meiner  Ausgabe:  illud  vero,  non  sugge- 
ratur  licet,  quomodo  dicam,  antequam  desinam  nicht  ändern. 
quomodo  steht  an  diesen  Stellen  etwa  wie  aliquo  modo,  oder  wie 
quodam  modo  wie  oben  qui(s)  für  quidam.  Natürlich  können  auch 
si  quis  und  si  quomodo  ihren  Einfluß  geübt  und  die  alten  Formen 
gerettet  haben;  sie  führten  dazu,  daß  auch  ohne  vorhergehendes 
si,   quis   und    quomodo  im  Sinne  von  aliquis  und  aliquo  modo  ge- 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  85 

braucht  wurden;  von  dort  aus  war  der  Schritt  zu  der  Bedeutung: 
quidam  und  qiiodam  modo  leicht. 

Xn.   otnnia  =  oninino 

Schmalz'*  p.  357  sagt  folgendes:  Der  Plural  des  Adj.  (als 
Objekt,  Inhaltsakkusativ)  ist  viel  seltener  als  der  Singular,  doch 
hat  ihn  schon  Ennius  ann.  49  multa  (=  noXkä  =  oft)  .  .  .  viel- 
leicht Vict.  Vit.  2,  70:  dici  omnia  non  potest.  —  Die  Stelle  steht 
aber  nicht  allein;  nur  haben  die  Herausgeber  der  einzelnen  Schrift- 
steller durch  Änderung  in  omnino  oder  Ahnliches  die  Sprach- 
erscheinung beseitigt.  —  Auszugehen  haben  wir  von  dem  ältesten 
Beleg:  Lucretius  II  456 ff.: 

omnia  postremo  qnae  puncto  tempore  cernis 
diffugere,  ut  fumiim  nehdas  fiammasque,  necessest, 
si  minus  ornnia  sunt  e  levihus  atque  rotimdis 
at  non  esse  tamen  perplexis  indupedita. 
Auch  Bailey  und  Giussani  schreiben  si  minus  omnibus.  Hier  aber 
ist  das  adverbiale  omnia  am  meisten  greifbar,  weil  omnihus  gram- 
matisch gekünstelt  und  also  falsch  ist,  während  omnia  =  omnino 
sowohl  grammatisch  wie  dem  Sinne  nach  vollkommen  in  Ordnung 
ist.  —  Sogar  bei  Cicero,  natürlich  in  den  Episteln,  ad  Attic.  IV 
1,  7:  nie  legatos  quindecim  cum  postularet,  me  principem  nominavit 
et  omnia  me  alterum  se  fore  dixit;  man  schreibt  meistens  (ad)  omnia. 
—  Vitruv.  de  Architect.  V  11  5.  5  p.  171,  28 ff.  R.:  etenim  etiam 
Trallihus  cum  Apaturius  Alabandeus  eleganti  manu  finisset  scaenam 
.  .  .  in  eaque  fecisset  columnas  .  .  .  coronasque  capitibus  leoninis 
ornatos  quae  omnia  stillicidiorum  e  tectis  habent  rationem  usw.  — 
Über  die  richtige  Auffassung  von  omnia  konnte  der  Römer  wegen 
des  weiblichen  Substantivs  nicht  in  Zweifel  sein.  —  Seneca  de 
Beneficiis  V  2,  3  p.  123,  3  Hos.:  alter  autem  voluntate  par  est, 
etiamsi  minora  quam  accepit,  reddit  aut  omnia  non  reddit,  sed  vult 
reddere  et  toto  in  hoc  intentus  est  aninio;  vgl.  Nat.  Quaest.  VII  2,  2: 
itaque  si  omnia  terrena  sidera  sunt  (sc.  cometae),  his  quoque  eadem 
sors  erit.  —  Plin.  Nat.  Hist.  XXVII  5,  37:  sed  maiores  habet  ramos 
quod  ascyroides  vocatur,  ferulaceos,  omnia  (conia  Jan-Mayhoff,  otn- 
nino  vulgo)  rubetites  usw.  —  Quintilian.  V  13,  24  p.  291,  6  R.: 
neque  enim  fieri  potest  ut  paria  sint  (sc.  exempla)  omnia,  ut,  si 
Nasica  post  occisum  Ti.  Graechum  defendatur  exemplo  Ahalae,  a 
quo  Maelius  est  interfectus  .  .  .  Nasicam  privatum  esse  dicatur  (per 
omnia  Rademacher  mit  Spalding).  —  Ael.  Donat.  zu  Terenz  He- 
cyra  358  II  p.  255,  15  W.:   Hat]  abiens  dixit  hoc  niater  'fiat';   ne 


86  W.  A.  Baehrens 

omnia  (omnino  Wessner  mit  Stephanus)  iussis  alienis  parere  vi- 
deatiir  usw.  —  Daß  an  allen  diesen  Stellen  die  Herausgeber  ge- 
ändert haben,  ist  desto  auffallender,  wenn  wir  an  Vergil  Aen.  4, 
558:  omnia  Mercurio  similis  denken.  Denn  fast  an  allen  Stellen 
läßt  sich  omnia  durch:  'in  jeder  Hinsicht'  übersetzen,  genau  wie 
bei  Vergil.  Am  meisten  stimmt  die  Stelle  aus  Quintilian:  omnia 
paria  —  wo  man  sonst  am  leichtesten  eine  durch  Angleichung 
entstandene  Corruptel  annehmen  könnte  —  mit  der  Vergi Istelle 
überein;  ebenso  die  Stelle  aus  Cicero!  Nur  Georgii  in  seiner  Aus- 
gabe Cl.  Donati  Interpr.  Verg.  Aen.  HI  538  p.  335,  12  G.:  candore 
iiivalij  ecce  in  equis  quod  omnia  quaüiior  fuerant  et  coloris  nivei 
usw.  hat  omnia  mit  Hinweis  auf  die  Vergilstelle  —  die  aber  nicht 
Vorbild  war!  —  unbehelligt  gelassen.  Wir  haben  also  in  omnia 
=  omnino  der  lateinischen  Prosa  eine  willkommene  Parallele  zu 
dem  griechischen  itdixa  gefunden.  —  [Vielleicht  muß  auch  Firm. 
Mat.  IV  19,  32  p.  254,  16fi\  Kr.-Sk.:  facit  itaque  .  .  .  sapientes 
et  omnia  spiritu  aequitatis  moderatione  comiwsitos,  spiritu  als  Ditto- 
graphie  aus  der  vorhergehenden  Zeile  gestrichen  und  omnia  = 
omnino  aufgefaßt  werden;  hier  kann  aber  Dittographie  vorliegen 
und  omni  die  richtige  Lesart  sein.] 

XIII.    Einiges  über  die  Konjunktion  quod 

Löfstedt,  der  ausgezeichnete  Kenner  der  späteren  Latinität, 
hat  Beitr.  zur  Kenntnis  der  spät.  Lat.  p.  18 ff.  und  Spätlat.  Stud. 
p.  9  ff.  korrespondierendes  quod  (vgl.  similifer  .  .  .  quod,  tarn.  .  .  . 
quod,  talem  .  .  .  quod ,  eodem  modo  .  .  .  quod ,  proinde  .  .  .  quod, 
sogar  einfaches  quod)  nachgewiesen.  Wichtig  für  den  Zusammen- 
hang zwischen  Alt-  und  Spätlatein  ist,  daß  wir  dasselbe  quod  schon 
Lucretius  H  453:  namque  papaveris  haustus  item  facilis  quod 
aquarum  finden.  Auch  die  neuesten  Herausgeber  pflichten  der 
nicht  leichten  Konjektur  Haupts:  quasi  aquarum  bei. 

quod  steht  im  Spätlatein  bekanntlich  für  konsekutives  ut. 
Schmalz^  S.  542  kann  nur  Beispiele  aus  sehr  später  Zeit  aufführen; 
man  vgl.  aber  Cyprian  quod  idola  dii  non  sint  c.  2  p.  20,  10  H.: 
ipse  bifrons  exprimitur,  quod  in  medio  constitutus  anniwi  incijncntem 
pariter  et  recedentem  sedari  videatur.  —  Declam.  min.  CCXVI  p. 
169,  24 ff".  Ritter:  ohici  tibi  potest,  quod  tarn  impius  es,  quod  (mit 
Ritter  schreibt  Rode  ut)  fratrem  post  illam  miseram  fortunam  vi- 
deris  nisi  ad  te  descendentem  dürfen  wir  also  keine  Dittographie 
annehmen.  Wichtiger  ist,  daß  Paneg.  XI  (III)  8,  1'  p.  281,  15: 
inde  igitur  j^t'oxime  illa  impatientia  vestrae  pietatis  enipit  quod  vos 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  37 

nulla  regionum  longinquHns  .  .  .  morari  potuit,  also  im  zweiten 
Teile  des  dritten  Jahrhunderts,  sich  schon  konsekutives  quod  mit 
Indikativ  findet.  Es  kann  dieser  weiteren  Entwickelung  ein  ziem- 
lich oft  vertretenes  quod  -f  coni  =  ut  +  coni  vorangegangen  sein. 
Das  frühe  Auftreten  ist  erklärlich;  freilich  dürfen  wir  keineswegs 
annehmen,  daß  in  diesen  Fällen  quod  als  Universalkonjunktion 
steht.  Vielmehr  liegt  eine  Mischkonstruktion  vor;  nehmen  wir 
einen  Satz  wie  tarn  avarus  est  ut  pauperibus  numquam  quicquam 
dederit,  so  beruht  dieser  ganz  auf  der  ersten  Beobachtung  des 
Redenden  oder  Schreibenden ,  daß  der  Betreffende  den  Armen  nie 
etwas  gegeben  hat.  An  diese  Beobachtung  knüpft  sich  nun  zu- 
nächst der  Gedanke:  weil  er  den  Armen  nie  etwas  gegeben  hat, 
ist  er  geizig.  Erst  dann  bildet  der  denkende  Mensch  bewußt  den 
Satz:  er  ist  so  geizig,  daß  er  den  Armen  nie  etwas  gegeben  hat. 
Aus  Mischung  von:  avarus  est  quod  pauperibus  numquam  quicquam 
dedit  und  tarn  avarus  est,  ut  pauperibus  numquam  quicquam  dederit 
ist  dann  die  Konstruktion  tarn  avarus  est  quod  usw.  entstanden. 
Die  Beispiele  aus  den  Paneg.  und  den  Declam.  lassen  sich  genau 
so  erklären.  Die  Cyprianische  Stelle  dagegen  zeigt,  daß  das  Gefühl 
für  die  Entstehungsweise  damals  schon  verschwunden  war.  — 
Neben  konsekutivem  quod  finden  wir  finales  quod,  auch  schon 
bei  Cyprian  Epist.  LXIII  7  p.  7U5,  21  H.:  sie  nee  nos  sanguinem 
Christi  possemus  bibere,  nisi  Christus  calcatus  prius  fuisset  et  pressus 
et  calicem  prius  biberetj  quod  credentibus  propinaret.  In  ähnlicher 
Weise  läßt  sich  die  umstrittene  Stelle  Justin.  XIII  5,  9:  pulsus  (sc. 
Demosthenes)  patria  oh  crimen  accepti  ab  Harpalo  auri,  qui  cru- 
delitatem  Alexandri  fugerat ,  quod  civitntem  tu  eiusdetn  Alexrmdri 
bellum  impelleret,  forte  Megaris  exulabat  erklären  (man  schreibt  quo). 
Hier  liegt  wohl  Mischung  vor;  hoc  feci  quod  otio  fruerer  entstand 
wohl  aus:  hoc  feci,  quod  otio  frui  volebam  und  hoc  feci,  ut  otio 
fruerer.  Beide  Redensarten  drängten  sich  zur  selben  Zeit  in  die 
Seele  auf  und  wurden  vermischt. 

Anerkannt  wird  im  Spätlatein  temporales  quod,  auch  in  der 
silbernen  Latinität  seit  Quintilian  (vgl.  10,  3,  14)  und  Plin.  (vgl. 
ep.  4,  27,  1);  vgl.  Schmalz  S.  542,  der  hinzufügt:  'ja,  wenn  wir 
der  Überlieferung  glauben  dürfen ,  haben  wir  schon  Plaut.  Amph. 
302:  iam  diu  est  quod  ventri  victum  non  datis" .  Auch  Leo  schreibt 
tarn  diu  est  quam  mit  Fleckeisen,  obwohl  wir  Apul.  met.  1,  29: 
sat  diu  est  quod,  Eugipp.  vit.  Sev.  25,  17:  diu  est  quod  interpello 
lesen  und  die  temporale  Bedeutung  sich  gerade  aus  der  alten 
Bedeutung:  "^was  betrifi"t  das'   ohne  Weiteres  erklären  läßt.    Außer- 


88  "W.  A.  Baehrens 

dem  finden  wir  ein  verkanntes  Beispiel  bei  Terenz  Heauton- 
tim.  54:  inde  acho  quod  agrum  in  proxumo  hie  mercatus  est;  hier 
steht  inde  quod  wie  post  illud  factum  quod.  Somit  ist  die  Er- 
scheinung schon  für  das  Altlatein  festgelegt.  —  Umgekehrt  lesen 
wir  VhI.  Max,  VIII  1,  7  p.  373,  23  K.:  admodum  severae  notae  et 
illud,  populi  iudicium,  cum  M.  Aemilium  Forcinam  .  .  .  gravi  midta 
affecit:  Vermischung  aus  illud  iiidicium  quod  und  eo  temj>ore  seve- 
rae notae  erat  iudicium,  cum,  wenn  nicht  ein  Rest  aus  alter  Zeit 
vorliegt,  vgl.  Plaut,  ßacch.  338:  istuc  sapientes  saltem  fecit  flius 
quum  diviti  homini  id  aurum  servandum  dedit,  vgl.  Rud.  1234. 
W^ir  sehen  also  im  Altlatein  (und  später)  quod  und  quom  dann 
und  wann  durcheinander  gehen:  waren  ja  beide  Wörtchen  ur- 
sprünglich Variationen  derselben  Form  (Neutrum  des  Pron.  Rel.) 
und  hat  sich  die  verschiedene  Funktion  erst  allmählich  gebildet! 
Die  ursprüngliche  Funktion  liegt  klar  zu  Tage  in  bekannten  Sätzen 
wie  Caes.  B.  G.  1,  17,  (3:  quod  necessariam  rem  coactus  Caesari 
enuutiavit,  intellegere  sese,  quanto  id  cum  periculo  fecerit  und  7, 
20,  3:  quod  castra  movisset,  factum  inopia  pabuli.  An  der  ersteren 
Stelle  liegt  in  dem  adverbialen  quod  mehr  die  kausale,  an  der 
letzteren  mehr  die  temporale  Bedeutung.  So  lassen  sich  nun  auch 
die  oben  erwähnten  Fälle  wie:  eodem  modo  quod  usw.  erklären. 
Aus:  quod  (was  das  betrifft  daß)  tu  hoc  ita  fecisti ,  eodem  modo 
ego  feci  entstand:  ego  hoc  feci  eodem  modo,  quod  tu.  So  müssen 
wir  auch  folgende  Stellen  auffassen:  Firmicus  III  14,  10  I  p.  194, 
2 ff.  Kr.-Sk.:  7iec  tantum  eodem  die  quod  natus  homo  prima  vestigia 
locis  ingreditur,  sed  diligenti  ratione  perquirere  etiam  tertio  die 
debemus  und  IV  20,  4  I  p.  259,  9 ff.:  et  in  Ulis  itaque  periculis  et 
in  his  .  .  .  inspicere  debemus  ipso  tempore  quod  periculi  discrimen 
immineat  (Kroll  und  Skutsch  schreiben  beide  Male  quo).  Die  Ur- 
form dieser  Fälle  war:  quod  tu  hodie  ad  me  venisti,  eodem  die  te  visere 
in  animo  habebam ;  daraus  wurde  eodem  die,  quod  tu  ad  me  venisti, 
te  visere  in  animo  habebam.  Erst  dann  entstanden  die  erwähnten 
Konstruktionen,  denen  wir  Hyginus  de  mun.  castr.  c.  5  p.  21,  16ff. 
Gemoll  hinzufügen  müssen:  Vexillarii  legionum  eandem  pedaturam 
accipere  debenf,  quod  {quam  Salmasius)  cohors  legionaria,  quia  ad, 
sexcentenos  homines  computantur.  Wir  finden  ja  bei  ihm  auch 
bloßes  quod  =  ut  (wie)  ohne  vorhergehendes  sie,  ita  usw.:  vgl. 
c.  49  p.  35,  13  ff.  G.:  Punica  (sc.  fossae  species)  dicitur  quae  la- 
tere  exteriore  ad,  perpendiculum  dirigitur.  Contrarium  devexum  fit, 
quod  {quomodo  Schelius  und  Gemoll)  in  fastigata;  wir  haben  ja 
Parallelen,  vgl.  Filastrius  Divers.  Heres.  148,  8;  Auson.  Epigr.  19,  1; 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  89 

Carm.  Epigr.  991  (aus  dem  Jahre  29  n.Chr.!),  Novatianus  de  cib. 
lud.  cp.  VI  extr.  vgl.  Löfstedt  Beiträge  p.  17;  Spätlat.  Stud.  p.  11. 
Ganz  falsch  ist  es  also  zu  sagen,  daß  quod  im  Spätlatein 
Universalpartikel  wurde ;  die  zuletzt  behandelten  Fälle  erklären  sich 
aus  der  ursprünglichen  Funktion  von  quod,  bei  quod  consec.  und 
finale  ist  quod  nicht  einfach  an  die  Stelle  von  ut  getreten,  sondern 
liegt  eine  Mischkonstruktion  vor. 

XTV.   Über  quoque  =  qiie  (oder  autem) 

Die  Bedeutung  von  quoque  ist  im  Spätlatein  zu  que  abge- 
schwächt oder  hat  sich  zu  autem  entwickelt  (vgl.  z.  B.  Bonnet 
le  Latin  de  Greg,  de  Tours  p.  314  und  die  Indices  zu  Jordan  es 
und  Victor  Vitensis).  Die  Erscheinung  ist  aber  nicht  auf  diese 
späten  Schriftsteller  beschränkt,  wie  Bonnet  meint:  "je  ne  trouve 
cet  emploi  de  quoque  releve  que  chez  Jordanes  et  chez  Vict.  dans 
les  index  ...  et  je  ne  l'ai  pas  remarque  ailleurs\  Auch  nach 
Bonnet  hat  man  die  Tatsache  ignoriert;  sogar  Löfstedt  Philol. 
Comm.  zur  Peregr.  Aeth.  p.  138  sagt:  'wir  haben  gesehen,  daß  sich 
die  adversative  Funktion  erst  sehr  spät  und  ganz  allmählich  ent- 
wickelt', obwohl  sich  Beispiele  schon  in  Menge  im  ersten  Jahr- 
hundert aufzeigen  lassen.  —  Curtius  Villi  7,  19:  Macedo  iusta 
arma  sumpserat,  aureum  clipeum  hastamque  quam  sarisam  vocant 
laeva  tenens,  gladio  quoque  cinctus  velut  cum  pluribus  simul  dimi- 
caturus.  Man  schreibt  gladioque;  aber  wegen  der  Verwandtschaft 
der  Begriffe  teuere  und  cingi  fühlte  man  zu  clipeum  hastamque  und 
zu  gladio  zwei  synonyme  Verba  oder  zweimal  dasselbe  Verbum  heraus 
als  ob:  aureum  clipeum  hastamque  habens  .  .  .  gladium  quoque  habens 
dastehe.  Übrigens  finden  wir  auch  hier  die  richtige  Bemerkung 
Bonnets  bestätigt:  'pour  aj outer  .  .  .  un  dernier  fait,  qui  clot  le 
recit'.  Diese  Übereinstimmung  mit  den  Beispielen  Gregors  zeigt 
noch  deutlicher  bei  zusammengefügten  Sätzen:  Tac.  Ann.  XIII  37: 
At  Tiridates  .  .  .  infensare  Armeniam  quosque  fidos  nobis  rebatur, 
depopulari  et  si  copiae  contra  educerentur,  eludere,  huc  quoque  et 
illuc  volitans  plura  fama  quam  pugna  exterrere  (auch  Fischer 
ediert  hucque);  auch  hier  liegen  verwandte  Begriffe  vor;  der 
Begriff  prospere  bellum  gerebat  (gerere)  ist  der  gemeinschaft- 
liche. Im  letzten  Ghed  schwebte  Tacitus  gleichzeitig  der  Ge- 
danke vor:  hoc  quoque  modo  prospere  bellum  gerebat:  huc  et  illuc 
volitans  usw.  Vielleicht  liegt  hier  aber  in  quoque  ('sogar )  auch 
eine  Klimax.  —  Verwandt  mit  der  Tacitusstelle  ist  Amm.  Marc. 
XX  7,  14  p.  199,  27  ff.    Clark:  et  post  haec  iratorum.  hostium  gladii 


90  W.  A.  Baehreus 

quidquid  inveniri  yoterat  concidehant;  abreptique  sinihus  matrum 
parvuli,  ipsae  quoque  matres  irucidabantm',  nullo  quid  agerent  re- 
specfante  (auch  Clark  schreibt  ipsaeque  mit  Langen).  Desto  leichter 
wurde  hier  quoque  angewandt,  weil  zu  parvuli  und  matres  ein 
gemeinschaftliches  Verbum  steht.  Hier  liegt  eine  durch  ipsae 
eingeführte  Klimax  vor,  genau  wie  bei  Livius  I  8,  3  I  p.  98 ff. 
Zingerle:  me  haud  paenitet  eorum  sententiae  esse,  quibus  et  appa- 
ritores  hoc  genus  ab  Efruscis  finitimis,  unde  sella  curulis,  unde  toga 
praetexta  suinpfa  est,  nnmerum  quoque  ipsum  ductum  placet,  wo 
man,  an  den  Asyndeton  Anstoß  nehmend,  {et)  numerum  schreibt. 
Man  sollte  in  einer  kritischen  Ausgabe  die  Stelle  mit  Ammianus 
verteidigen!  Und  nicht  nur  mit  Ammian;  denn  auch  bei  Justinus 
II  10,  10  p.  25  Rühl  lesen  wir:  adeoque  fraterna  contentio  fmt,  ut 
nee  Victor  insultaverit  nee  victus  doluerit,  ipso  quoque  (ipsoque 
auch  Rühl)  litis  tempore  munera  invicem  miserint.  Wie  auch 
XVIII  5,  15:  in  primis  fundamentis  caput  bubulum  inventum  est, 
quod  auspicium  fructuosae  quidem ,  sed  laboriosae  .  .  .  urbis  fuit; 
jyropter  quod  in  aliuni  locum  urbs  translata;  ibi  quoque  equi  caput 
repertum,  .  .  .  urbi  auspicatam  sedem  dedit.  Hier  müssen  wir  quoque 
folgendermaßen  erklären:  Vermischung  von  dem  wirklich  Geschrie- 
benen und:  ibi  quoque  caput  repertum  est;  quod  caput  quia  equi 
erat  .  .  .  urbi  auspicatam  sedem  dedit. 

Bei  Frontinus  I  5,  20  p.  21,  8 ff.  Gundermann:  Spartaciis  fos- 
sam,  qua  erat  a  M.  Crasso  circumdatus,  caesis  captivorum ,  pecorum 
quoque  corporibus  noctu  replevit  et  supergressus  est  schreibt  man 
pecorumque.  Eine  Klimax  ist  insofern  vorhanden,  als  ein  tiefer 
Graben  mit  Kleinvieh  auszufüllen  nicht  auf  der  Hand  liegt,  son- 
dern man  es  eher  mit  den  großem  Menschenkörpern  versuchen 
möchte!  —  Auch  III  5,  1  p.  95,  18ff.  ist:  Clearchus  Lacedaemonius, 
exploratum  habetis  Thracas  omnia  victui  necessaria  in  montes  com- 
portasse,  una  quoque  spe  sustentari  quod  crederent  eum  commeatus 
inopia  recessurum  .  .  .  aliquem  ex  captivis  in  conspectu  iussit  oc- 
cidi  dürfen  wir  quoque  wohl  nicht  ändern.  An  den  beiden  Fron- 
tinischen  Stellen  ist  m.  E.  quoque  am  auffälligsten.  —  Ein  gewisser 
Klimax  liegt  vor  bei  Seneca  (das  Beispiel  findet  sich  in  den  nach 
der  Richtung  des  Vulgärlateins  noch  immer  nicht  genügend  ge- 
würdigten Episteln)  Epist.  109,  4  p.  511,  19  Hosius:  malus  malo 
nocet,  facit  quoque  peiorem  iram  eins  incitando  tristitiae  adsentiendo 
usw.  Wie  bei  Tacitus  und  Frontinus  (2)  schließt  sich  quoque 
keinem  bestimmten  Worte  au.  Sehr  auffällig  ist  auch  Asconius 
Pedianus    in  Milonianam  p.  27,  3ff.  K.-Sch.:    dum  Milo  .  .  .  confi- 


Vermisclites  über  lateinischen  Sprachgebrauch  91 

deret  cum  bonorum   stiidiis  .  .  .   tum  etiam  pojmlo    jjvopter   cffusas 
largitiones,  impensas  quoque  ludorum  .  .  .  maximas. 

Bis  jetzt  habe  ich  vereinzelte  Stellen  aus  vereinzelten  Schrift- 
stellern behandelt.     Daß  wir   an   diesen   unter  einander  oft  wieder 
verschiedenen  Stellen   nicht  ändern  dürfen,    beweist   die  Tatsache, 
daß  Analogieen  zu  allen  bis  jetzt  behandelten  Fällen  sich  bei  Pli- 
nius  finden  lassen,    nur  daß   sie   in  der  Ausgabe  von  Jan-Mayho£f 
verwischt    sind.      Fälle   wo,    wie  bei  Curtius  usw.,    eine  Mischkon- 
struktion vorliegt,  sind  folgende:  XX  1,3  III  p.  303,  9ff.:  servatur 
autem '  (sc.    cucumis   süvestris)    decerptus   una    nocte,    postero    die 
incidiiuy  harundine;   semen  quoque  cinere  conditur   ad  coercendam 
suci  abundantiam.     Das  gemeinschaftlich  gedachte  Verbum:   trac- 
tari   ist   so   sehr    zurückgedrängt,    daß    ganz    vei'schiedene  Verba 
gebraucht    wurden    und    quoque    hier    nicht    soviel    wie    que    be- 
deutet,   sondern    sogar   für   autem  steht,    wie  es  Schmalz*  p.  494 
mit  Petschenig   für  Victor  Vitensis   annimmt   (falsche  Polemik   bei 
Bonnet  a.  a.  0.,    der    überall    durch    que    erklären    wäll).      Ja    es 
kommt  der  Gedanke   auf,    daß  Plinius,    um   zweimaliges  autem  zu 
vermeiden,    an  zweiter  Stelle  quoque  angewandt  hat.     Das  beweist 
XXVI  8.  86  IV  p.  203,  12 ff.:  medetur  et  pleuriticis  ex  vino  j^otum 
(sc.  hyperion),   vesicae  autem  callithrix  trita  simul  cum  cumino  et 
data  ex  vino  alba,  verbenaca  quoque  cum  foliis  decocta  ad  tertias 
vel  radix  eius  e  mulso  calido  calculos  eicit.    Wieder  schwebte  dem 
Schriftsteller:    verbenaca  quoque  medentur;    cum  folus   enim  de- 
cocta usw.  vor;  quoque  ist  fast  =  autem.    An  beiden  Stellen  haben 
wir  quoque  am  Ende  der  Aufzählung  I  vgl.  auch  XXVIII  13,  198  IV 
p.  392,  10 ff.:  huic  admiscent  fimum  capriniim  et  subdito  linteolo  .  .  . 
fervens   sustineri  iubent  .  .  .  fimum  quoque  .  .  .  acus  aereae  punctu 
tolli  iubent;  derselbe  Fall  oder  noch  stärker  XVI  8,  3  III  p.  9,  15ff.: 
robora  ferunt  et  viscinn  et  mella  .  .  .  cremato  quoque  robore  cinerem 
nitrosum  esse  certum  est.  —  XXX  5,  42—43  IV  p.  435,  6ff.:  Prae- 
cordia  quorum  in  dolore  .  .  .  si  catulus  lactens  admoveatur  .  .  .  tran- 
sire  in  eum  dicitur  morbus  .  .  .  ü  quoqtie,   quos  Melitaeos  vocamus, 
stomachi  dolorem  sedant  adpUcati  saepius;    Vermischung  mit:    3Ie- 
litaei  quoque  sanant:  stomachi  enim  dolorem  sanant  usw.  —  XXXVII 
3,48  V  p.  402,  3:  ceterum  attritu  digitorum  accepta  caloris  anima 
trahunt  (sc.  ylaesa)  in  se  paleas  .  .  .  7'amenta  quoque  eius  oleo  odd.ito 
flagrant  dilucidius.   Vermischung  mit  dem  Begriff:  ramenta  quoque 
aliquid  miraculi  praebent:    oleo  addifo  flagrant;    durch    die  grund- 
verschiedenen Wirkungen  der  glaesa  selbst  und  ihre  ramenta  wird 
quoque  zu  autem.   Noch  stärker  ist  XXVIIl  17,  236  IV  p.  357,  4ff.: 


92  W.  A.  Baehrens 

Rhodiacum  (sc,  ghitinum)  ßdelissimum  eoque  pictores  et  medici  vttun- 
tur;  id  quoque  quo  candidius  eo  probatius;  wo  m.  E.  quoqiie  schon  ganz 
wie  autem  steht,  weil  von  nichts  Neuem  die  Rede  ist,  sondern  von 
dem  erwähnten  Rhodiacum.  —  Bezeichnend  ist  auch  XXIII  8,  150 
IV  p.  48,  16:  sef  tostae  (sc.  nuces  abellanae)  et  destillationi  me- 
dentur,  tussi  quoque  veteri  tritae  in  aqua  midsa  potae,  wo  quoque 
natürlich  steht,  weil  medentur  das  gemeinschaftliche  Verbum  ist, 
aber  weil  nicht  die  tussis,  sondern  der  Gegensatz:  tostae  .  .  .  tritae 
betont  wird,  erwartet  man  vielmehr  autem.  Ein  schwaches  autem 
erwartet  man  auch  XXIX  4,  77  IV  p.  895,  17:  E  volucribus  in 
auxilio  contra  serpentes  primus  vidtur  est,  adnofatum  quoque  minus 
viriutn  esse  nigris  ....  Einfache  Klimax  liegt  IX  41,  140  II  p. 
203,  6:  inde  ratio  nata,  votum  quoque  factum  e  vitio  portentosis 
ingeniis. 

Im  zweiten  Jahrhundert  begegnet  z.  B.  Apul.  Met.  V  31:  quid 
tale  .  .  .  deliquit  tuus  filius  ut  ...  quam  illa  diligit,  tu  quoque  pier- 
dere  gestias?  —  Diese  Erscheinung  fanden  wir  oben  auch  bei  Justinus. 
Sehr  bezeichnend  ist  auch  XX  1,  11:  Sed  et  Fisae  in  Liguribus 
Graecos  auctores  habent  et  in  Tuscis  Tarquinii.  A  Thessalis  est 
Spina  in  Umbris:  Perusini  quoque  originem  ab  Achaeis  ducunt; 
auch  hier  hat  Justinus  erst  den  Gedanken:  Ferusini  quoque  Graecos 
auctores  habuerunt,  biegt  dann  aber  um  und  präzisiert:  originem  ab 
Achaeis  ducunt.  Enmann  hat  sogar  autem  konjiziert.  Damals  war 
man  ja  von  einer  psychologischen  Sprachbetrachtung  noch  weit  ent- 
fernt! —  Wichtig  ist  nun,  daß  bei  Justin  auch  Herum  in  derselben 
Weise  steht;  vgl.  XXI  4,  Iff.:  ad  occupandam  dominationem  intendit 
(sc.  Hanno).  Itaque  plebi  epulas  in  publicis  porticibus ,  senatui  in 
domo  sua  parat  .  .  .  hoc  consilio  praeventus  iterum  servitia  concitat. 
Mit  Gutschmid  ändert  Rühl  in  interim,  weil  bei  dem  ersten  Ver- 
such keine  Sklaven  aufgehetzt  wurden;  aber  auch  hier  haben  wir 
psychologische  Vermischung  mit:  hoc  consilio  praeventus  iterum  con- 
siliuni  dominationem  occupandi  iniit:  servos  concitat.  Man  kann 
nicht  sagen,  daß  iterum  hier  etwa  für  autem  stehe  wie  in  den  Canon. 
Apost.  65,  32  und  Didasc.  Apost.  44,  27:  alius  quidem  castitatem 
studebat,  alius  autem  a  carne  et  vino  se  abstinebat,  alius  iterum  a 
porcina  (vgl.  Löfstedt  a.  a.  0.  p.  177);  aber  der  psychologische 
Hintergrund  ist  derselbe. 

XV.  Abwechslung  von  Superlativ  und  Positiv 
Daß  man  Positive   und   entwertete  Superlative   pä,rallel   setzen 
kann,  ist  genügend  bekannt,  vgl.  die  Materialsammlung  bei  Ott  in 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  93 

den  Neuen  Jahrbüchern  von  1875  (der  richtig  auf  den  Einfluß  der 
Titulatur  in  der  Kaiserzeit  hinweist)  und  Wölfflin  in  der  lat.  und 
roman.  Koraparation  Erlangen  1879.  Das  Material  läßt  sich  aus 
den  Indices  zu  den  Kirchenvätern  und  einigen  spätlat.  Schrift- 
stellern leicht  vermehren.  Besonders  beliebt  sind  in  dieser  Ver- 
bindung außer  Titeln  ähnlichen  Adjektiven  Formen  wie  maximus, 
minimus,  optimus,  pessimus  u.  ähnliche,  honoratissimus  finden  wir 
schon  bei  Plautus  Capt.  278  in  der  Verbindung  pollens  atque  ho- 
noratissimus. Schon  dieses  Beispiel  suggeriert  den  Gedanken,  ob 
die  Erscheinung  wohl  immer  richtig  behandelt  worden  ist,  ob  nicht 
in  den  ältesten  Fällen,  wo  Positiv  und  Superlativ  neben  einander 
stehen,  der  Wechsel  nur  äußerlich  ist,  weil  das  im  Positiv  stehende 
Adjektiv  das  kräftigere  ist  und  also  der  Positiv  des  einen  Adjek- 
tivs dieselbe  Kraft  hat  als  der  Superlativ  des  andern  (vgl.  auch 
Schmalz*  p.  616).  Das  ist  ganz  sicher  der  Fall  bei  Sallust. 
Hist.  p.  I  45,  1 :  maximi  et  clari  estis  (ein  frühes  Beispiel  für 
das  später  sehr  oft  einem  Positiv  parallel  gesetzte  maximus)^ 
ebenso  bellum  Alex.  3,  1:  ingeniosi  atque  acutissimi,  ebenso  Brut, 
bei  Cicero  fam.  11,  19,  2:  seditiosmn  et  incertissimum,  Velleius 
2,  69,  6:  acri  atque  prosperrimo  hello.  Sehr  bezeichnend  nach 
dieser  Richtung  hin  ist  auch  Minuc.  Fei.  1,  1:  boni  et  fide- 
lissimi,  auch  noch  bei  Augustinus  22,  29,  1:  sande  atque  dul- 
cissime.  Sonst  werden  in  der  späteren  Zeit  Positiv  und  Super- 
lativ nebeneinander  gestellt,  ohne  daß  jener  Unterschied  vor- 
handen ist;  am  leichtesten  ersieht  man  das  aus  Stellen,  wo 
synonyme  Adjektiva  angewandt  wurden,  vgl.  z.  B.  vita  Fulg.  61: 
inanes  et  vanissimos  oder  Arnobius  p.  91,  26  R:  fortibus  et  vali- 
dissimis;  98,  22:  priscorum  veterrimorumque,  230,  7:  hostias  atras 
nigerrimasque,  Apul.  met.  9.  37:  saevis  et  ferocissimis  oder  gleich- 
wertige Gegensätze,  vgl.  Gellius  IV  1,  3:  et  parva  et  maxima, 
XXII  16,  86:  minima  vel  magna.  Am  meisten  fällt  Arnobius 
p.  60,  12  auf:  mali  et  pessimi!  Das  erste  mir  bekannte  Bei- 
spiel, wo  ein  Unterschied  fehlt,  ist  Vitruv.  I  24,  2:  e  parvo  bre- 
vissimoque  spectaculo.  Das  stimmt  mit  der  vulgären  Sprache  dieses 
Schriftstellers  überein.  In  der  Vulgärsprache  sind  derartige  Bei- 
spiele gewiss  schon  früher  vorhanden  gewesen. 

Die  historische  Entwickelung,  die  wir  konstatiert  haben,  ist 
wichtig  für  die  Beurteilung  von  drei  Stellen  bei  Cicero.  In  Verrem 
Act.  II  1,  49,  128  lesen  wir:  quid  est  aliud  omnibus  omnia  peccata 
et  maleficia  concedere  nisi  hoc,  hominum  honestissimorum  testimoniis 
et  virorum  bonorum  tabulis  non   credere.     So   ist  in   allen  Hand- 


94  W.  A.  Baehrens 

Schriften  überliefert:  nur  in  dem  wichtigen  Vaticanus  steht  hones- 
torum  (so  auch  Clark).  Hier  muß  aber  m.  E.  die 'lectio  difficilior' 
gewählt  werden,  weil  auch  hier  —  wie  an  den  andern  an  dem 
Anfang  der  Entwickelung  stehenden  Stellen  —  das  vielsagende 
Wort  im  Positiv,  das  weniger  bedeutende  im  Superlativ  steht.  Die 
Stelle  stimmt,  was  den  Superlativ  angeht,  mit  Plautus  Capt.  278: 
pollens  atqiie  honoratissimus,  was  den  Positiv  anbetrifft,  mit  Minuc. 
Fei.  1,  1:  boni  et  fidelissimi  überein!  —  Ebenso  dürfen  wir  pro 
Cluentio  71,  202:  virum  Optimum  atqiie  innocentissimum  plurimis- 
que  mortaiibus  carum  atque  Ivcundissimum  nicht  mit  Peterson  und 
Clark:  iucimdum  schreiben,  denn  auch  hier  ist  carus  das  kräftigere, 
incundus  das  weniger  kräftige  Adjektiv. 

Aber  auch  ohne  diesen  bestimmten  Unterschied  finden  wir  doc- 
tissimos  nebst  einem  Positiv,  de  harusp.  resp,  9,  19:  homlnes  doctissi- 
mos  sapienfisque-,  so  ist  nämlich  in  der  Mehrzahl  der  Handschriften 
überliefert;  nach  beiden  Richtungen  hin  hat  man  interpoliert:  EM. 
hat  daraus  dodissimos  sapientissimos,  die  älteste  Handschrift  P(ari- 
sinus):  doctos  sapientisqiie  gemacht.  Daß  aber  der  Wechsel  richtig 
ist,  beweist  das  beliebte  doctissimus ,  das  auch  bei  Possidius  vita 
Aug.  11:  confinentes  et  doctissimos  und  Vict.  Vit.  H  52:  peritos  et 
dodissimos  vorliegt.  Daß  hier  der  Positiv  folgt,  hat  keine  Bedeu- 
tung. —  Wir  haben  wieder  zwei  interessante  Zeugnisse,  daß  man 
bei  zwei-  oder  mehrfacher  Überlieferung  nie  ohne  Weiteres  dem 
ältesten  Codex  den  größten  Wert  beilegen  darf,  sondern  immer  — 
wenn  möglich  —  die  Varianten  auf  sprachlichem  Wege  prüfen  muß. 

XVI.  Ellipse  von  tenipus 

Daß  Zeitbestimmungen  wie  liora,  dies,  anmis  öfters  weggelassen 
werden,  besonders  bei  Zahlwörtern,  aber  auch  bei  Adjektiven  wie 
proximus,  supremiis  usw.  wissen  wir,  vgl.  z.  B.  Löfstedt  Philol. 
Commentar  zur  Peregr.  Aeth.  p.  296. 

Auch  tempus  fehlt  in  Ausdrücken  wie  vernmn  (so  schon  bei 
Cato:  verno)  und  hibermim,  die  auch  in  die  Romanischen  Sprachen 
geflossen  sind.  Von  vornherein  würde  man  auch  in  der  Literatur- 
sprache Beispiele  für  diese  Ellipse  erwarten.  Wenn  also  an  einer 
Stelle  wie  Schol.  Bobb.  in  Cic.  pro  Sulla  §  17  p.  9,  28  Hild.:  «am 
superioribus  damnati  lege  Cornelia  hoc  (jenus  poenae  ferebant  über- 
liefert ist,  ist  es  ein  Verstoß  gegen  die  historische  Sprachentwicke- 
lung, die  wohlfeile  Konjektur:  superioribus  (temporibus)  aufzu- 
nehmen, besonders  weil  aus  dem  folgenden:  aliquanto  postea  .  .  . 
postea  der  Sinn  des  Adjektivs  klar  ist   und    außerdem   eine  schla- 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  95 

gende  Parallele  in  den  Panegyrikern  vorliegt:  Paneg.  IX  (IV)  18,  1 
(p.  260,  2ff,  in  meiner  Ausgabe):  cum  videat  omnia  quae  priorum 
labe  concideraM  hac  felicitate  saeculi  resurgentia,  wo  man  sonst 
mit  Goetze  temporiim  einzuschieben  wegen  VII  8,  o:  priorum  tem- 
porum  iniuriis  und  X  4,  2:  post  priorum  temporum  labem  viel- 
leicht geneigt  wäre.  Ob  auch  Florus  Verg.  orat.  an  poeta  p.  184, 
15:  me  in  memoriam  priorum  reducendo  und  184,  26:  priorum 
recordabor  die  Erscheinung  vorliegt,  lasse  ich  dahingestellt.  — 
Wohl  aber  ist  ein  sicherer  Beleg  Script.  Hist.  Aug.  Vulcac.  Gallic. 
Avid.  Cass.  5,  1  I  p.  87,  30  Peter:  Aemilium  Parthenianym,  qui 
adfectatores  tyrannidis  iam  inde  a  veter ibus  historiae  tradidit.  Daß 
auch  an  dieser  Stelle  Kellerraauns  Einschiebung  (temporibus)  un- 
richtig ist,  beweist  die  Übereinstimmung  mit  den  Schol.  Bobb. 
Auch  dort  liegt  der  Abi.  Plural  vor,  wie  ja  temporibus  eine  ge- 
wöhnliche Form  war  und  daher  desto  leichter  fehlen  konnte. 

XVII.   llbertas  —  liberalitas 

Löfstedt  (Beiträge  p.  70 ff.)  hat  libertas  =  liberalitas  im  Spät- 
latein (Apul.  Met.  IX  22,  Panegyr.  IX  4,  1,  Amm.  Marc.  XVI  5,  9; 
Jul.  Val.  II  37,  Flav.  Vopisc.  Carinus  20,  3;  Orosius  Hist.  VII  4, 
18;  Anton.  Piacent.  Itin.  33),  auch  über  =  liberalis  CIL.  X  6005 
nachgewiesen.  Die  letztere  Erscheinung  bestätigt  auch  die  erstere. 
Ich  möchte  erstens  das  Material  aus  der  späteren  Latinität  er- 
gänzen, vgl.  Ps.-Acron.  Schoben  zu  Horaz  Carm.  II  2,  1  I 
p.  142,  9  Keller:  Sallustium  Crispiim  cdloquitur  .  .  .  libertatem  et 
magnificentiam  animi  describens.  —  Paulinus  Nolanus  Epist. 
XV  3  p.  112,  21  Hartel:  neqiie  perdiderunt  huius  tarn  sandae 
libertatis  gratiam.  —  Auch  schon  bei  Tertullian  adv.  Marc.  IUI  29 
p.  556,  21  Kr.:  par  erit  in  übertäte  optimo  deo;  de  oratione  7 
p.  185,  17  Reiff.-Wiss.:  consequens  erat,  ut  observata  dei  libertate 
etiam  clementiam  eins  precaremur.  Wichtig  ist,  daß  die  erste  Stelle 
mit  Ammian  XVI  5,  9:  quae  .  .  .  magnaniniitate  correxit  et  libertate 
übereinstimmt  und  daß  an  allen  bis  jetzt  bekannten  Stellen  libertas 
nur  wie  liberalitas  aufgefaßt  werden  kann  (vgl.  Paneg.  Lat.  IX  4, 
vgl.  besonders  Flav.  Vopisc.  Garen.  20,  3:  parcissime  est  usus  li- 
bertate). 

Aber  schon  bei  Valerius  Maximus  ist  die  Spracheigentümlich- 
keit vorhanden  und  zwar  verschiedene  Male:  V  2  Ext.  1  p.  232, 
7 ff.  Kempf:  no7t  enim  pretium  rei  aestimatiim,  sed  occasio  libertatis 
honorata  est;  V  3  Ext.  3  p.  241,  7 ff.  K.:  Phocion  vero  ....  de- 
mentia et  libertate  instrudissimus;  hier  wird  die  Überheferung  auch 


96  W.  A.  Baehrens 

durch  die  große  Übereinstimmung  mit  Tertull.  de  orat.  7  geschützt. 
Ja,  wir  finden  bei  ihm  das  bis  jetzt  nur  durch  eine  Inschrift  be- 
legte liher  =  liberalis,  vgl.  V  2  Ext.  4  p,  232,  24 ff.  K.:  beneficio 
enim  Scipionis  et  persuasu  regni  modo  liberius  auctus  usw.  An 
diesen  3  Stellen  ist  eine  falsche  Auffassung  ausgeschlossen.  Auch 
IV  8  p.  210,  19  kann  libertatisque  commemorationi  vacemus  nicht 
falsch  aufgefaßt  werden,  weil  das  Kapitel  ja  über  die  liberalitas 
handelt.  Daß  in  diesem  Kapitel  sowohl  im  Titel  wie  an  fünf  an- 
dern Stellen  liberalitas  {liberalis)  sich  findet,  bedeutet  angesichts 
unserer  heutigen  Sprachbetrachtung  garnichts.  —  Auch  bei  Ta- 
citus  Annalen  XIV  6  ist  im  Mediceus:  et  quanfum  Volusio  longa 
parsimonia  quaesivit,  tantum  in  te  mea  libertas  explere  non  potesf. 
Der  Gegensatz  parsimonia  stellt  die  Deutung  von  libertas  sicher, 
vgl.  Flav.  Vopisc.  Car.  20,  3:  parcissime  est  usus  libertate. 

Wie  kam  man  nun  dazu  über  für  Uheralis,  libertas  für  libera- 
litas zu  gebrauchen?  Ist  es  nur  eine  Verwechselung  gleichlautender 
Wörter?  Zu  beachten  ist,  daß  auch  in  sXevd-eQiog  und  liberalis 
die  Bedeutung 'freigebig'  sekundär  ist.  Ich  möchte  annehmen,  daß 
der  Beschenkte  zunächst  seinen  Wohltäter  schmeichelhaft  mit 
eXeod-eoiog,  liberalis  genannt  hat,  dann  allmählich  die  zwei  Wörter 
ihre  sekundäre  Bedeutung  bekommen  haben.  Warum  soll  nun  der 
Beschenkte  den  Freigebigen  liber  genannt  haben?  Weil  auch  in 
die  populäre  Philosophie  der  Satz  eingedrungen  war,  daß  nur  der 
nicht  am  irdischen  Gelde  haftende  Mensch  in  Wirklichkeit  frei 
war,  nur  er  kein  seriius  war. 

Im  Anschluß  an  das  Vorhergehende  möchte  ich  betonen,  daß 
auch  andere  auffallende  Spracheigentümlichkeiten  bei  Valerius 
Maximus  vorliegen.  —  gerere  statt  se  gerere  hat  Löfstedt  Beiträge 
für  das  Spätlatein  und  für  Seneca  Apoloc.  11,  4  nachgewiesen: 
auch  Val.  Max.  VI  5,  6:  nee  aliter  L.  Crassus  in  eodem  iustitiae 
experimento  gessit  gehört  hierher.  Wie  in  den  andern  Fällen  ist 
ein  Adverb  hinzugefügt.     Es  liegt  Analogie  nach  agere  vor. 

Der  Akkus.  Abs.  findet  sich  nach  Schmalz^  p.  391  bei  Lucifer 
u.  a.  spätlateinischen  Schriftstellern ,  der  Nom.  Abs.  ist  schon  bei 
Curtius  (vgl.  Glotta  IV  p.  266  ff.),  auch  der  Gen.  Abs.  ist  bei  Florus 
I  45,  23  p.  110,  6  R.:  Avaricnm  quadraginta  milium  propugnan- 
tium  sustulit  (man  streicht  susfulit)  wie  bell.  Hisp.  14,  1;  23,  6 
vertreten.  Findet  sich  schon  Val.  Max.  I  1,  19:  Aesculapius  qui 
consecratum  templo  suo  lucum  a  Turidlio  .  .  .  succisum  .  .  .  Tu- 
rullium  .  .  .  traxit  usw.,  wo  man  hinter  succisum  alles  Mögliche 
eingeschoben  hat,  ein  Akkus.  Abs.?     Auch  VII  1,  1:  videamus  ergo 


Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch  97 

quot  gradibus  be77eficiorum  Q.  Metellum  .  .  .  numquam  cessantem 
indulgentiam  (man  schreibt  den  Abi.)  ad  summum  heatae  vitae  cu- 
mulum  perduxerit  (sc.  fortuna)?  Sicher  hat  ihn  Julius  Paris  Epit. 
VII  6,  1  p.  556,  1:  Cannensi  clade  territam  urbem  Juni  opera 
didatoris  spolia  .  .  .  convulsa  sunt. 

I  7,  2:  non  est  inter  jynfrem  et  filium  ullius  rei  comparationem 
fieri  usw.  Natürlich  dürfen  wir  nicht  (fas)  oder  {opus)  est  schreiben, 
weil  est  wie  Gr.  eovL  mit  dem  Akkus,  c.  Inf.  steht  wie  sonst  mit 
dem  Infinitiv. 

Die  selbstverständliche  Vertauschung  von  inter  und  intra  finden 
wir  schon  Petrou  62,  4  venimus  inter  monumenta.  Die  von  Löf- 
stedt  Spätlat.  Stud.  p.  82  gebotenen  Beispiele  sind  spät  und  überall 
steht  inter  für  intra  in  der  gewöhnlichen  Bedeutung.  Auffallend 
nun  ist  Val.  Max.  I  7,  6:  inter  privatum  autem  habitum  Dionysio 
Syracusano  adhuc  se  continente,  wo  auch  im  übertragenen  Sinne 
ititer  für  intra  steht. 

idem  für  einfaches  is  Hegt  II  7,  7  p.  76,  26  VIII  14,  2  p.  398, 
21  und  Villi  13  Ext.  3  p.  465,  15  (auch  bei  Jul.  Par.  p.  557,  13) 
verkannt  vor;  aber  dies  läßt  sich  auch  bei  Cicero  schon  nach- 
weisen (Schmalz  *  p.  622). 

II  80,  8:  populus  .  .  .  revocaverunt  und  IUI  1,  5:  cum  populo 
egit,  ut  .  .  .  darent,  liegt  ein  allbekannter  Fall  von  Synesis  vor. 

Daß  p.  112,  9;  147,  16;  215,  23  enim  schon  eine  adversative 
oder  abgeschwächte  Bedeutung  hat,  habe  ich  Philol.  S.  B.  XII  2 
dargetan. 

VII  2,  Ext.  1  p.  326,  17 ff.:  divitias  adpetis  quae  multis  exitio 
fuerunt:  honores  concupiscis,  quae  compliires  pessiim  dederunt;  hat 
hier  Val.  Max.  schon  (wegen  der  Symmetrie)  weibliches  honor  an- 
gewandt (vgl.  Appel  de  gen.  neutr.  p.  43),  wie  es  auch  z.  B.  Jul. 
Val.  III  c.  45:  divinae  honores  verkannt  vorliegt?  Ja  vielleicht 
wurde  sogar  honor  zuerst  nach  Analogie  von  gloria  weiblich  ge- 
braucht, was  dann  allmählich  den  vollständigen  Geschlechtswandel 
der  ganzen  Wortsippe  bewirkt  hat. 

Bezeichnend  ist  auch  VIII  3,  7  p.  337,  24:  Fabius  autem  Maxi- 
mus, cuius  non  dimicare  vincere  fuit  der  vom  substantivierten  In- 
finitiv abhängige  Genitiv,  vgl.  jetzt  auch  Schmalz*  p.  419,  vgl. 
aus  nur  wenig  späterer  Zeit  Sen.  ep.  101,  13:  quid  autem  huius 
vivere  esfi 

Ebenso  wird  IX  14,  3  p.  467,  19 fi".:  Cornelius  Scipio  .  .  .  in 
servilem  Serajnonis  appellationem  vulgi  sermone  impactus  est,  quod 
huiusce  nominis  victimari  quam  similis  erat  heute  q^uam  mit  Positiv 

Glotta.  V,  1.  7 


98       W.  A.  Baehrens,  Vermischtes  über  lateinischen  Sprachgebrauch 

anerkannt,  vgl.  Schmalz^  p.  614;  aber  vor  Val.  Max.  ist  die  Eigen- 
tümlichkeit nicht  nur  bei  Terenz,  Cicero  und  Caehus,  sondern  auch 
bei  Livius  vorhanden:  40,  8,  14:  iatn  hos  Eumenem  Attalutnque 
fratrem  a  quam  exiguis  rebus,  prope  ut  puderet  regit  nominis, 
mihi  .  .  .  regnum  aequasse.  Die  Stelle  ist  wichtig,  weil  sie  (anders 
Lucrez  VI  1080,  wo  cetera  iam  quam  multa  licet  reperire?  zu 
schreiben  ist)  noch  mehr  als  die  Stelle  des  Valerius  zeigt,  daß 
eigentlich  nur  ein  Ausruf  (hier  des  Unwillens)  vorliegt.  Vgl. 
auch  noch  aus  dem  ersten  Jahrh.  Frontin.  Strateg.  III  5,  2  p.  96, 
4  G.:  Lusitani  quam  (quamvis  Gundermann)  instructi  commeatibus, 
statim  se  dederunt,  wo  aber  der  ursprüngliche  Charakter  wie  an 
den  Cicerostellen  schon  verschwunden  ist. 

XV 111.  ire  :  sterben 

Daß  ire  (wie  transire  und  abire)  für  ^sterben'  angewandt  wurde, 
betont  Winand  Vocab.  Latin,  quae  ad  mortem  spectant,  Diss.  Mar- 
burg 1906  p.  39,  Die  Stellen  sind  aber  unkritisch  gesammelt. 
Belege  wie  CatuU  III  11:  qui  nunc  it  per  iter  tenebricosum;  Sen. 
ep.  30,  11  ad  hanc  viiam  itur;  Sen.  ep.  77,  12  eo  ibis  quo  omnia 
eunt  fallen  ohne  weiteres  aus;  absolutes  ire  finden  wir  nur  Lucrez 
III  526:  denique  saepe  hominem  paulatim  cernimus  ire;  ebenso 
Statius  Silv.  2,  2  217  usw.:  quicquid  init  ortus,  finem  timet,  ibimus 
omnes,  ibimus  usw.  Demnach  möchte  man  annehmen,  daß  ire 
'sterben'  nur  der  poetischen  Sprache  angehöre.  Daß  es  aber  doch 
(wie  transire,  vgl.  darüber  Löfstedt  Commentar  zur  Peregr.  p.  274) 
in  der  Volkssprache  bestand,  möchte  ich  schließen  aus  Cl.  Donat. 
Interpret.  Verg.  zu  Aen.  III  10:  I  p.  262,  28ff.  G.:  litora  cum  pa- 
triae lacrimans  usw.  portusque  relinquo  et  catnpos  tibi  Troia  fuit: 
tria  posuit  quae  per  naturam  suam  non  p)otuerunt  ire  (im  Gegen- 
satz zu  den  Verwandten  und  Freunden ,  die  alle  gestorben  sind), 
litus  portum  et  campos.     Auch  hier  ändert  Georgii  in:  interire. 

Groningen  W.  A.  Baehrens 


M.  Lanibertz  Zur  Ausbr.  d.  Supernora.  od.  Signum  im  röm.  Keiche       99 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Öignum  im 
römischen  Reiche 

II 

1.    Doppelnamen  in  Ägypten 

Schon  im  mittleren  und  neuen  Reiche  Ägyptens  ist  die  Haupt- 
masse der  ägyptischen  einheimischen  Namen  theophor  i).  Es  werden 
in  diesen  Zeiten  nicht  selten  die  Namen  der  Götter  in  unver- 
änderter Form  als  Personennamen  verwendet;  dann  und  wann  wird 
der  Name  des  Gottes  durch  Anhängung  einer  Nisbe  (■'n)  zum 
Menschennamen  umgestaltet.  Diese  Vorliebe  für  die  Benennung 
von  Menschen  mit  den  Namen  von  Göttern  haben  die  Ägypter  mit 
den  Semiten  gemein,  deren  Namen  größtenteils  theophor  sind. 
Trägt  ein  Mensch  den  Namen  eines  Gottes,  so  wird  er  dadurch 
unter  die  besondere  Obhut  dieser  Gottheit  gestellt.  Die  Griechen 
verwenden  Namen  höherer  Götter  in  vorchristl.  Zeit  noch  nicht  zur 
Benennung  von  Menschen  ^).  Erst  zur  Zeit  des  Tiberius  kommt 
diese  Sitte  auch  in  Griechenland  auf,  im  zweiten  Jahrhundert 
unserer  Zeitrechnung  wird  ihr  besonders  gehuldigt,  während  man 
sie  gegen  Ausgang  des  dritten  Jahrhunderts  wieder  aufgibt.  Im 
ersten  Jahrhundert  nach  Christus  übernehmen  die  Römer  mit  allen 
übrigen  griechischen  Personennamen  auch  die  Sitte,  Menschen 
Götternamen  beizulegen,  und  zwar  benennen  sie  ihre  Freigelassenen 
und  Sklaven  mit  griechischen  Götternamen,  bald  werden  auch 
lateinische  Götternamen  ebenso  verwertet.  Rom  bewahrte  den 
Brauch,  Menschen  nach  Göttern  zu  benennen,  viel  länger  als 
Griechenland,  nämhch  bis  tief  ins  fünfte  Jahrhundert  hinein,  und 
bevorzugte  besonders  die  Namen  Mercurius  und  Phoebus.  Ihr  bis 
heute  andauerndes  Fortleben  fand  diese  ihrem  Ursprünge  nach 
also  altägyptisch-semitische  Sitte  in  dem  Brauche  der  christlichen 
Kirche,  Kindern  die  Namen  von  Heiligen  zu  geben,  damit  sie  sich 
an  den  Heiligen  ein  Beispiel  der  Tugend  nähmen  3)  und  damit 
ihnen    der   Schutz   und    Schirm    der    Heiligen    und    Märtyrer    zu- 


1)  Emil  Levy,  Über  die  tbeophoren  Personennamen  der  alten  Ägypter 
zur  Zeit  des  neuen  Eeiches  [Dyn.  XVIII— XX].     Diss.  Berlin,  1905. 

2)  Hans    Meyersahm,    Deorum    nomina    hominibus    imposita.      Diss, 
Kiel,  1891. 

3)  Chrysost.   hom.  52  in  Matth.,   Migne  60  Col.  365,   s.  Ad.  Harnack, 
Die  Mission  und  Ausbreitung  des  Christentums  I  360 if. 

7* 


100  M-  Lambertz 

gewendet  würde '),  eine  Art  der  Benennung,  die  erst  in  der  ersten 
Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  an  die  Stelle  der  alten  Benennung 
nach  "Wesen  der  heidnischen  Mythologie  getreten  ist. 

Aber  dem  Ägypter  des  mittleren  und  neuen  Reiches  genügt 
es  nicht,  sein  Kind  unter  die  Obhut  bloß  einer  Gottheit  zu  stellen, 
sondern  oft  werden  dem  Kinde  zwei  Götter  zugleich  als  Schirmer 
beigegeben,  indem  man  ihre  zwei  Namen  zusammensetzt  und  diesen 
kombinierten  Namen  dem  Kinde  verleiht  2).  So  werden  die  Namen 
der  Götter  Amon  und  Nil,  Amon  und  Re,  Min  und  Month 
zur  Bildung  von  Menschennameu  vereinigt.  Es  finden  sich  die 
Dvandvakomposita  Haronnophris ,  Harmin,  Minamon,  Harhons, 
Harmonth,  Harset,  Harhechis,  Harthotes,  Suchamon,  Harpokramon 
und  viele  andere  3)  und  sogar  ein  dreifach  zusammengesetzter 
Name  aus  späterer  Zeit  begegnet  in  Pap.  Oxy.  VII  1025,  wo  ein 
i^riyrjTTjg   '^EQi-iavoßdf.if.itov    heißt  ^). 

Diese  Sitte  der  Kombinierung  von  Götternamen  ist  schon  im 
mittleren  Reiche  nicht  selten^),  sie  bleibt  während  des  neuen 
Reiches,  während  der  libyschen,  säitischen  und  persischen  Zeit 
beliebt;  in  griechisch-römischer  Zeit  werden  infolge  des  religiösen 
Synkretismus  in  den  Jahrhunderten  der  Ptolemaeer  besonders 
Kombinationen  des  Namens  eines  ägyptischen  Gottes  mit  dem 
Namen  einer  verwandten  griechischen  Gottheit  als  Personennamen 
gebraucht.  Vielleicht  sind  die  ägyptischen  Bruder-  und  Genossen- 
namen  ^),  d.  h.  die  zahlreichen  mit  aravg  ovcog,  aqavg  agovg  zusammen- 
gesetzten Namen  wie  Sansnos,  Sensansnos,  Fsansnos,  Tsansnos, 
Senpsansnos,  Psensenpsansnos,  Thapsonsnaus,  Tasnos,  Chemsneus, 
Senchemsneus ''),  für  die  manchmal  die  griechischen  Übersetzungen 
zliövi-iog,  z/idöeXq}og,  TQidöeXq>og  verwendet  werden**),  und  Arau, 
Naaraau,  Erautei,  Naraus,  Naaraus,  Chimnarautos,  Aleroutos,  Na- 

1)  Theodoret.  Graec.  affect.  curat.  VIII  p.  923  ed.  Schulze,  s.  Har- 
nack  a.  a.  0. 

2)  K.  Fr.  W.  Schmidt,  Griechische  Personennamen  bei  Plautus,  Hermes 
37  (1902)  370  erklärt  Lemniselenis  als  derartiges  Dvandvakompositum.  Vgl. 
denselben  Berl.  philol.  Wochenschr.  1903,  1527.  1907,  821  f.  Götting.  gel. 
Anz.  1911  Nr.  7,  458. 

3)  s.  z.  B.  Verf.,  Doppelnamigkeit  in  Ägypten  22. 

4)  K.  Fr.  W.  Schmidt,  Götting.  gel.  Anz.  1911,  458. 

5)  E.  Levy  a.  a.  0.  13. 

6)  K.  Fr.  W.  Schmidt,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1903,  1527. 

7)  s.  Spiegelberg,  Ägyptische  und  griechische  Eigennamen  aus  Mumien- 
Etiketten  etc.     Leipzig  1901,  35. 

8)  Verf.  Doppelnamigkeit  17. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      lül 

raous,  Tanarooutos,  Parouti,  Äreus,  Ärieus,  Pareutos,  Tereus  u.  a. 
bedeutungsgleiche  Vertretungen  jener  theophoren  Dvaudvakomposita. 
Dieser  Brauch,  das  Kind  durch  einen  kombinierten  Namen  unter 
den  Schutz  von  Göttergeuossen  oder  Göttergeschwistern  zu  stellen, 
hat  seine  Parallele  in  der  christlichen  Namengebung  in  den  kopu- 
lativen Eigennamen  Poterpaul,   Annemarie,   Hansjürg,   Marianne  *). 

Von  dem  Gebrauch  solcher  kombinierter  Namen  zur  Zerlegung 
in  ihre  beiden  Bestandteile,  die,  jeder  als  selbständiger  Name, 
einer  und  derselben  Person  gegeben  werden,  ist  nur  ein  kleiner 
Schritt.  Es  ist  nach  dem  Glauben  des  ägyptischen  Vaters  die 
Wirkung  dieselbe,  ob  nun  das  Kind  Harmonik  heißt,  oder  ob  es 
in  dem  einen  seiner  zwei  theophoren  Namen  den  Gott  Hör  gleich- 
sam im  Wappen  führt,  durch  den  zweiten  der  besonderen  Gunst 
des  Gottes  Month  anvertraut  wird.  In  dieser  religiösen  Fürsorge 
also,  die  das  Kind  mit  möglichst  vielen  Beschützern  umgeben 
möchte,  ist  eine  der  Ursachen  zu  sehen,  die  zur  Entstehung  der 
Doppelnamigkeit  führten'^).  Besonders  gilt  dies  für  die  griechische 
Zeit  Ägyptens,  in  der  das  ängstliche  Bestreben  des  Namengebers, 
dem  Kinde  neben  dem  Schutze  des  ägyptischen  auch  den  des 
griechischen  Gottes  zu  sichern,  zu  der  ungeheueren  Verbreitung 
der  theophoren  Doppelnamen  bedeutend  beigetragen  hat.  Daß  bei 
der  Homonymität  zahlreicher  Ägypter  oft  ein  zweiter  Name  ledig- 
lich die  Unterscheidung  erleichtern  sollte,  daß  ferner  ein  Mensch 
oft  einen  profanen  und  außerdem  einen  zweiten  heiligeren  Namen 
erhielt,  der  seinem  göttlichen  Ka  zukommen  sollte-''),  sind  gewiß 
bei  der  Entstehung  und  Ausbreitung  der  Sitte  mitwirkende  Faktoren 
gewesen  *). 

'Erwägungen  religiöser  Natur  also  sind  die  eine  Wurzel, 
aus  der  die  Sitte  der  Doppelnamigkeit  in  Ägypten  erwachsen  ist. 
Die  zweite  Ursache,  die  diese  Form  der  Namengebung  zunächst  im 


1)  Vgl.  E.  M.  Meyer,  Copulative  Eigennamen,  Zeitschr.  f.  deutsches 
Altertum  und  deutsche  Literatur  1899,  158  ff. 

2)  K.  Fr.  W.  Schmidt,  Berliner  phil.  Wochenschr.  1903,  1527. 

3)  A.  Wiedemann,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1911,  1105. 

4)  Auf  Grund  derselben  religiösen  Erwägungen,  die  den  Ägypter  zur 
Zerlegung  der  theophoren  Dvaudvakomposita  in  theophore  Doppelnamen 
veranlaßten,  werden  christlichen  Kindern  zwei  und  mehr  Taufnamen  ver- 
liehen, sodaß  ein  Petei-  Paul  ebenso  dem  Schutze  der  beiden  Apostelfürsten 
anvertraut  wird  wie  ein  Peteiyaul.  Vgl.  De  Eossi  Bull.  arch.  crist.  1867 
p.  6:  Grabinschrift,  gestiftet  von  dem  Christen  M.  Anneus  Paulus  seinem 
Sohne  M.  Armeus  Paulus  Pet7-us  (s.  Glotta  IV  126). 


102  M-  Lambertz 

Nillande  noch  beliebter  gemacht,  ihr  dann  aber  in  allen  helleni- 
stischen Ländern,  schließlich  in  sämtlichen  Provinzen  des  römischen 
Reiches  zu  außerordentlicher  Verbreitung  verholfen  hat,  ist  in  den 
besonderen  nationalen  Vorhältnissen  des  östlichen  Mittel- 
meerbeckens in  den  vier  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderten  zu 
suchen.  Die  seit  Psammetich  in  Unterägypten  angesiedelten 
Griechen  gewinnen  immer  größere  Bedeutung;  sie  werden  schließ- 
lich unter  den  Lagiden  die  herrschende  Klasse.  Ägypten  wird  wie 
alle  anderen  hellenistischen  Länder  ein  zweisprachiges  Land,  indem 
die  Amts-  und  Hofsprache  die  griechische  ist.  Für  den  Ein- 
heimischen, der  den  herrschenden  Kreisen  näher  treten  muß,  ist 
es  vorteilhaft,  sich  statt  seines  für  den  Griechen  oft  schwer  sprech- 
baren Namens  einen  anderen  geläufigeren,  am  besten  geradezu 
einen  griechischen,  beizulegen.  Ein  Ägypter,  der  Psentchentchbairis, 
Psensenpsansnos,  Psensenpeteminis,  Synpsenchonsis,  Sevpseniapsais, 
Senpsentbaikis,  Senphthonsneus  o.  ä.  heißt,  kann  seinen  Namen  ins 
Griechische  übersetzen  und  sich,  wenn  er  mit  den  griechischen 
Beamten  und  Kaufleuten  zu  tun  hat  oder  wenn  er  in  die  römische 
Armee  oder  Marine  eintritt  i),  mit  dieser  Übersetzung  nennen,  bei 
seinen  Angehörigen  und  Freunden  in  der  Heimat  aber  seinen 
ägyptischen  Namen  behalten  (nicht  einmal  das  ist  übrigens  immer 
der  Fall).  Offiziell  schreibt  er  sich  mit  beiden  Namen,  die  er 
durch  0  /.ai,  og  '/.ai,  6  aTTiyialovfievog,  o  hiiyisy.Xrj(.ievog,  o  Xeycfuevog, 
og  /.ai  '/.aXeltai,  tjtoi  mit  einander  verbindet,  seltener  unverbunden 
nebeneinandersetzt.  Da  ähnliche  nationale  Verhältnisse  wie  in 
Ägypten  in  der  Diadochenzeit  auch  in  Syrien  und  Kleinasien  be- 
stehen,  findet  dieser  Brauch  auch  in  jenen  Ländern  Eingang, 
dringt  in  weitere,  auch  rein  griechische  Kreise  und  verliert  da- 
durch an  praktischer  Bedeutung,  wenigstens  geht  sein  ursprüng- 
licher Zweck  in  vielen  Fällen  verloren,  einen  barbarischen  Namen 
durch  eine  Namensübersetzung  oder  wenigstens  -ersetzung  für 
die  griechische  Zunge  geläufig  zu  macheu.  Dafür  bekommt  die 
Sitte  dann  im  römischen  Reiche  eine  andere  große  Bedeutung. 
Bei  der  Polyonymie  der  Römer  in  den  Jahrhunderten  der  Kaiser- 
zeit fällt  den  Formeln  qui  et  und  6  xa/  häufig  die  Aufgabe  zu, 
den  oft  zahlreichen  offiziellen  Bestandteilen  eines  Namens  den 
Individual-  oder  Rufnamen  isoliert  gegenüberzustellen  ^). 

1)  s.  S.  108. 

2)  Vgl.  Glotta  lY  (1912)  82 ff.  101  [Aquensts,  Dacus  als  Eufnaraen  u. 
unten).  120  u.  {KQ6rtog-l-lQTf/ui(^ioQos-Ev6d\og  dreinamiger  Ägypter).  121 
{MeXiTlvTj-Oi'Qavüt-' AxTTj  dreinamige  Frau  aus  M{X(tt]).   130  [liniiav).  134  [^löviog 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche     103 

Die  oben  besprochenen  religiösen  Motive  des  alten  Ägypten 

Eufname  des  Q.  Axius  Aelianus  des  Jüngeren  und  seiner  Frau).  138  o.  {^wair'^tos 
6  xccl  OaXrig  heißt  in  den  Namen  seiner  Söhne  0ak-^g).    Ebenda  Mitte  [Zsqk- 
TiCwv-KottTwv   an    anderer   Stelle   bloß   KQc'awv    genannt).     139    unten    [Asv- 
xiog  6  y.al  MÜQxog   aus  Marathon    heißt   an   anderer  Stelle  bloß  TTKuSoTQißrjg 
MaQxog).  —  Dagegen  s.  a.  a.  0-     121  Euthymo  cui  et  Lupo,  140  o.  und  142 
(AQiaToxQÜTTjg    0  xctl  irccQttfiovog    heißt    bei    der   Erwähnung    seines    älteren 
Sohnes    naQÜfxovog" ,  bei  der  Nennung  des  jüngeren  IdqiaToxQctTrig').   —  Vgl. 
dazu   den  AvQriXiog  Arj/utWoiog  6  xal  KoQvrjXüg  (P.  Leipz.  3,  2  u.  ö.)  aus  dem 
J.  256  n.  Chr.,  dessen  Sohn  als  AioriXiog  Konofctg  KoQvrjkn  bezeichnet  wird, 
woraus  hervorzugehen  scheint,  daß  KoQi'rjlclg  der  Individualname  des  Vaters 
war.     Aus    dem    Jahre   222   n.    Chr.    ist    aus   Nubien    der    Doppelname    des 
raiog  AiöaxoQog  6  xcu  MaxQHVog  (CIG  4995)   überliefert;    derselbe   heißt  in 
CIG  5002  u.  5003  rcuov  Aioaxögov  MaxQtivov,   trägt   also   die   beiden  Teile 
seines  Doppelnamens  unverbunden  nebeneinander;  überhaupt  nur  der  zweite 
erscheint  in  CJG  5005  Fniov  'Iovk{iov)  MaxQtvov.    Dagegen  heißt  KXuvdiavbg 
6  ;e«t  ZtQfiVog   aus    dem    Jahre  166   n.  Chr.     (P.  Lond.  II   210  [332]   15)   in 
Z.  27    desselben  Dokuments  Zioflvog  o  xccl  Kkavöiavög,    sodaß   also   aus   der 
Stellung  der  beiden  Namen   nicht   zu  ersehen   ist,    welcher  der  Individual- 
name war.     IlioXffxelvog  6  xal  Zagfiätrjg  in  P.  Oxy.  891  (s.  S.  129)  heißt  in 
P.  Oxy.  43  aus  dem  Jahre  295  viermal  bloß  ZuQ^ärrig,  das  also  sein  Indi- 
vidualname   gewesen    sein    dürfte ;    sein  Vater    hieß  IIxoltfXHvog    (s.  S.  118 
—  In  Sagalassos  in  Pisidien  beißt    es    zur  Zeit  Caracallas    von  einem  Avq. 
Meidtavbg  ArTccXiavög,    er    habe    sich    auch    kürzer  liTTaliavög    genannt    (s. 
S.  150.  Fußnote);   in  Pogla  in  Pisidien  heißt  ein  Aurelius  Artimianus  Dili- 
triunus  Artimas  qui  et  Euchrornius  (s.  S.  150  Fußnote  und  129)   an  anderer 
Stelle  AvQ.  A()Tti/Lic(g  AiliTQtavog,    woraus  zu  schließen  ist,  daß  einer  dieser 
beiden    Namen     sein    Rufname    war.      Daß    ^Ovriai/niicov    der    Eufname    des 
Ainh  VvTjai/nfi'üjv  7«t[p  .  .  .]    (BCH    1900,    345)    aus    Termessos    in   Pisidien 
war,   ist   daraus   ersichtlich,    daß   auf  der  Leiste  der  Inschrift  'Ovrjaifiioivog 
noch     besonders    beigeschrieben    ist    (vgl.    Ad.  Wilhelm,    Wiener    Studien 
24  [1902]  597).     Ebenso    scheint  Zt(onr]<^u)v    der   Eufname    des  Lykiers  Z.  6 
xctl  Arjjui^TQiog  (s.  S  151)  gewesen  zu  sein,  da  sein  Sohn  als  KXeoßovlog  Zccq- 
TiTjäövog    bezeichnet    wird.     Dagegen    läßt    sich  nicht   entscheiden,    welcher 
Name  der  Eufname  war,  wenn  die  Namen  wie  oben  bei  KXavStavog-ZfQrjvog 
in  derselben  Inschrift  einmal  in  der  Eeihenfolge  a — b,  ein  zweitesmal  b — a 
angeordnet    sind  (s.  c),    wie   bei    der  Priesterin  MuQxia  Aiiq-riUa  Nffifaw   j) 
xal  Xovoiov  (Cagnat,  Inscr    Gr.  ad  res  Eom.  pert    3,  583  ff.)  aus  Sidynia  in 
Lykien,   die    auf  einer  andern  Seite   des  Inschriftsteines  M.  Av.  XqvoCov  tj 
xal  NfuiGw  genannt  wird.     Der  Gatte  dieser  Frau  heißt  M.  Avq.  Eixagnog 
'hqoxMovg  tov  xal  Ecxägnov;    sein  Vater  hat  zwar    seinen    zweiten  Namen 
an  den  Sohn   vererbt;    trotzdem    scheint   des  Vaters  Eufname  'reQoxXijg  ge- 
wesen  zu   sein ;    denn   in   einer   andern  Inschrift  (Cagnat  3,  584)  heißt  der 
Gatte    der    oben    erwähnten    Priesterin   M.   Avq.  EvxuQnng  'JsQoxXeovg,    sein 
Vater    bloß    'liQoxlfjg.      Der    Vater    des    OoaavßoiXog    IIv»oda)Qov    tov    z«l 
rXvxan'og  aus  Silandus  in  Lydien  (Le  Bas  V  709)  heißt  in  Z.  15  der  Inschrift 
bloß  rXvxtov,    der  Sohn    des  Sqaavßovlog    auch    rkvxatv.     Vgl.    auch  S.  156. 


104  M.  Lambertz 

wirken  auch  in  späteren  Jahrhunderten  noch  weiter,  wie  manche 
Namenspaare  in  jüngeren  Papyris  beweisen.  Wenn  z.  B.  ein 
GTQarifjydg  "^Qöi^votxov)  ''HQ(ay.XEidov)  iu\E]Qidog  in  Berl.  Urk.  2,  1 
(Fayüm)  im  Jahre  209  n.  Chr.  das  Namenspaar  ^^nolXoqKxvi  [r]fp 
yial  2aQa/tcifAincüvi  führt,  oder  wenn  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  der 
Vater  einer  [0€]j'z^/ixfg  —  Kqovicov  b  y,{al)  ^aQaTidfi[^fxa)v^  heißt,  so 
sind  in  diesen  Namenspaaren  die  Götternamen  derart  gehäuft,  daß 
das  leitende  Motiv  ihrer  Auswahl,  nämlich  das  Bestreben,  dem 
Namensinhaber  möglichst  viele  Gottheiten  ägyptischer  wie  grie- 
chischer Nationalität  als  Schutzpatrone  beizugeben,  in  die  Augen 
springt.  Aus  demselben  Grunde  erscheinen  in  hellenistischer  Zeit 
Thermidhis  und  Aman,  Demeter  und  Ämon,  Amon  und  Sarapis, 
Chnum  aus  Syene  und  Amon,  Amon  und  die  Dioskuren,  Amon 
und  Polydeukes,  Herakles,  Dionysos  oder  Apollon  als  Schutzpatrone 
des  Namensträgers  einander  in  den  beiden  Namen  eines  Namens- 
paares gegenübergestellt  i).  Mit  ,Horus'  zusammengesetzte  theo- 
phore  Namen  2)  werden  mit  Vorliebe  durch  griechische  Namen, 
in  denen  ^AtioXImv  als  Bildungselement  erscheint,  ersetzt.  Denn 
mit  Apollo  wird  Horus  auf  Grund  der  Ähnlichkeit  der  beider- 
seitigen Mythen  identifiziert.  Die  nicht  seltene  Vereinigung  eines 
Namens  mit  dem  Element  Hör  und  eines  zweiten  mit  dem  Element 
'^Uqa^  oder  Br^yiig,  der  Bezeichnung  für  das  heilige  Tier  des  Hör, 
den  Sperber,  durch  6  vmI  zu  einem  Doppelnamen  hat  dieselbe 
Bedeutung  wie  die  Dvandvakomposita  '^Aqßrf/.ig,  ^ leQaxaTtolliov  und 
Apollohex  als  Personennamen.  Anubis,  der  Gott  der  Einbalsa- 
mierung und  der  Gräber,  und  Hermes,  der  Geleiter  der  Seelen, 
Hermes  und  Uhor,  der  Wüstenhund,  der  dem  Anubis  heilig  ist, 
oder  Anubis  selbst  und  Uhor  erscheinen  paarweise  als  Namens- 
patrone in  Doppelnamen  vereinigt.  Andere  ägyptische  Träger  von 
Doppelnamen  werden  auf  dieselbe  Weise  der  Huld  der  Götter- 
paare Athena  und  Tkermuthis,  Nike  und  Thermuthis,  Isis  oder 
Hera  oder  Mut  und  Thermuthis  empfohlen;  Min  von  Koptos  wird 
ebenso  im  Bunde  mit  Pan,  der  entsprechenden  griechischen  Gott- 
heit, Namenspatron,  Hermes  und  Thot,  der  Erfinder  der  Sprache, 


1)  8.  Job.  Schöne,  Griechische  Personennamen  als  religionsgeschichtl. 
Quelle,  Düsseldorf  1906.  In  dieser  Schrift,  wie  von  Verf.,  Doppelnamigkeit 
in  Ägypten,  sind  Belege  beigebracht. 

2)  Horus,  der  alte  Gott  des  Nordstaats,  der  Vereiniger  beider  Eeiche, 
spielt  in  der  ägyptischen  Namengebung  eine  hervorragende  Eolle.  Namen 
wie  Horigenes  (Origenes),  Harpokrates,  Harpokration,  Besarion-  gehören  zu 
den  beliebtesten  der  nachchristlichen  Jahrhunderte. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche     105 

Schrift  und  Rechenkunst,  erscheinen  in  Doppelnamen  als  Genossen, 
desgleichen  Thot  und  sein  Vogel  Ibis,  daher  auch  Hermes  und 
Ihis.  Der  den  Erntesegen  spendende  ^Ayad^og  daif.aov,  der  den 
Ägyptern  sowohl  im  Nil,  wie  auch  manchmal  (z.  B.  CIG  3,  4699) 
in  der  Person  des  Kaisers  (dort  Neros)  verkörpert  erscheint, 
schützt  mit  Nilos,  Suchos,  Dionysos,  Sarapis  und  Ptolemaios,  dem 
göttlichen  König,  gemeinsam  die  Menschen,  die  nach  ihm  und 
einer  der  erwähnten  Gottheiten  genannt  sind^).  Auch  Sarapis 
und  Isis,  Sarapis  und  Suchos,  Ptolemaios  und  Suchos,  Month,  der 
kriegerische  Sonnengott,  und  Äpollon  werden  durch  Gegenüber- 
stellung in  Doppelnamen  gleichsam  oQav  oder  agevg,  d.  h.  Genossen, 
in  der  Beschützung  eines  Menschen,  Und  wie  der  ägyptische 
Ärztegott  Imhotep  und  der  griechische  ^Ao-^Xt^tiloq,  gemeinsam 
den  Kult  im  memphitischen  Serapeum  genießen,  so  wird  ihrem 
verbündeten  Schutze  auch  mancher  Mensch  anempfohlen,  der 
^Ifxoid^r]g  og  yial  '^aytXriTiiddrjg  oder  ^^a/.X7jTtiäg  rj  Y.al  ^evLiuovd^iov 
heißt  2). 


1)  Vgl.  aus  Eom  CIL  6,  18850,  besprochen  Glotta  IV  125  {Eutychianus 
signo  Daemoni  wird  durch  seinen  ersten  Namen  der  Tvxt],  durch  sein 
Signum  dem  ^Jyad^og  daCfiwv  empfohlen,  vgl.  J.  Schöne,  Gr.  Personennamen 
11.  s.  w.  131. 

2)  Über  ähnliche  Fälle  aus  den  westlichen  Provinzen  des  römischen 
Eeiches  vgl.  Glotta  IV  118 f.,  'Aay.).riniKdrig  6  xul  'Egfi-öSrngog  (IG  14,  1102, 
Korn)  und  /IrifxriTQiog  6  xal  'AgnoxQaTiwv  (IG  14,  916  Kom)  sind  Ägypter, 
vielleicht  auch  linolXwviog  6  xal  'iloiyfvrjg  (IG  14,  1451,  Rom).  S.  ferner 
Glotta  IV  130,  die  dort  erwähnte  Julia  .  .  .  Aphrodisia  Veneria  aus  Capri 
(Eph.  epigr.  8  [1891]  164,  671)  ist  auch  hier  zu  nennen,  ebenso  (vgl.  Glotta 
IV  137)  der  Ephebe  "/«x/o?  o  xcd  zhorvaöSwoog  (IG  3,  1133).  Ägyptischer 
Abstammung  ist  der  Ephebe  Avq.  EiniSajQog  6  xal  'Anoliväqiog  (IG  3,  1197, 
vgl.  Glotta  IV  138).  Zur  Zusammenstellung  eines  Gottesnamens  mit  der 
Bezeichnung  des  ihm  heiligen  Tieres  vgl.  Glotta  IV  121,  der  Vater  des 
Euthymiis  qui  et  Lupus  heißt  Martialis  (CIL  6,  17398).  —  Hier  sind  Fälle 
von  Namensübersetzung  anzuschließen  wie  Afrodite  que  et  Filtatia  (CIL  11, 
764  Bologna,  s.  Glotta  IV  114)  und  in  nicht  theophoren  Namenspaaren 
Sapaudus  id  est  Justus  (Eev.  arch.  1860,  2,  348,  2  Lyon,  s.  Glotta  IV  93), 
ferner  die  Namen  der  Afrikaner  Kapito-Cephalius  und  3fatronula-3Ietrodora 
(Glotta  IV  100,  CIL  8,  20758.  16137),  der  Doppelname  des  stadtrömischen 
Freigelassenen  L.  Aurelius  Panniculus  qui  et  Subanas  (Glotta  IV  122,  CIL  6, 
10117),  der  des  M.  Ippius  L.  f.  Stel.  Benevento  Vitalis  süj.  Equitii  aus 
Delminium  (Glotta  IV  134,  CIL  8,  2706).  In  folgenden  zwei  Fällen  (Glotta 
rV  138)  liegt  zwar  keine  Namensübersetzung  vor,  aber  die  beiden  Teile  des 
Namenspaares  sind  ihrer  ähnlichen  Bedeutung  wegen  zusammen  verliehen; 
"iXaqog  6  xal  EvTvxrjg  und  BäO^vklog  6  xal  "Yipiarog  (beide  IG  3,  1197),  aus 
dem  3.  Jahrhundert  n.  Chr. ;    dem   zweiten   Namenspaare    liegt  ein   Scherz 


106  ^^-  Lamhertz 

Das  Bestreben,  statt  des  ägyptischen  Namens  einen 
griechischen  zu  führen,  tritt,  wie  schon  in  vielen  der  eben 
besprochenen  Fälle  theophorer  Doppelnamen,  auch  in  einer  Weih- 
inschrift zu  Tage,  die  in  der  Zeit  des  Ptolemaios  Euergetes  1., 
zwischen  244  und  221  v.  Chr.,  von  zwei  Frauen  aus  Kyrene,  die 
in  Arsinoe-Krokodilopolis  seßhaft  sind,  gestiftet  wird^).  Sie  wollen 
dem  Könige  Ptolemaios  und  der  Königin  Berenike,  seiner  Gattin 
und  Schwester,  sowie  seinen  Kindern  zu  Ehren  ein  Heiligtum 
weihen  und  nennen  sich  in  der  Weihinschrift  mit  Rücksicht  auf  die 
griechische  Königsfamilie  an  erster  Stelle  nur  mit  ihren  grie- 
chischen Namen,  während  sie  die  ägyptischen,  die  sie  von  Hause 
aus  führen,  nur  zum  Schlüsse  nebensächlich  hinzufügen  2). 

In  einem  Papyrus,  der  vier  Jahrhunderte  jünger  ist  als  jene 
Weihinschrift,  tritt  uns  das  Bestreben  des  Ägypters,  auch  im 
Namen,  ja  sogar  in  den  Namen  der  Eltern,  als  Grieche  zu  er- 
scheinen, in  klaren  Worten  entgegen,  nämlich  in  der  Bitte  eines 
gewissen  EvöalfAwv  aus  Nesyt  im  Delta  an  den  Idioloyog,  den  Be- 


zugrunde. —  Vgl.  zu  dieser  ganzen  Gruppe  Glotta  IV  78  und  79  und  die 
Namenspaare:  '^qvwttjs  (=  Horus  ist  gesund)  6  xal  Zdljg  Spiegelberg, 
Mumienetiketten  47*.  323,  'yl(f  vy^i^s  ö  xal  ZwCXog  Spiegelberg  10*,  P.  Oxy. 
271,  4,  TavQig  Tj  xal  <P tkov /x^vr]  P.  Oxy.  1209  {Tavgis  =  T-avo  T-f^av 
T-f()av  die  Freundin,  also  Übersetzung  von  'Pilov/j.tvr]?  Sie  schenkt  einer 
Sklavin  övofiKrc  Ttgict  die  Freiheit!),  ferner  ^dtwvlS rig  6  xul  Mivaig 
(=  ,, der  Löwe",  koptisch  f/.ovi)  Pap.  Gießen  58  I  21,  'I^quxCwv  \o]xul  Tla- 
^ofidüg  'l€Q[axog]  (p-ahom  ^der  Adler')  und  vielleicht  auch  Novvct  rt  xctl 
noXviTcov  Pap.  Brit.  Mus.  II  317  (251)  5  (4.  Jahrhundert  n.  Chr.). 

1)  Annales  du  Service  d'Ant.  1908,  231  ff.  (Lefebvre)  und  L.  Mitteis 
u.  .U.  Wilcken,  Grundzüge  und  Chrestomathie  der  Papyruskunde  1/2,  75/76, 
n.  51. 

2)  YneQ  ßaaikiwg  UrolffxaCov  xal  ßaaiXiaarjg  B(QSvixr}g  yvvaixog  xal  nötX- 
<ffjg  xal  T(Sv  Tf'xvwv  QvriQt  to  Ibqov  (die  Göttin  GvrJQig  identisch  mit  ^Aßrjvä. 
S.  Pap.  Oxy.  1117,  1  aus  dem  Jahre  178  n.  Chr. :  inifieXrjTal  xQ^oov  ^odvov 
li9-r]väg  rfjg  xal  &oi]QcSog)  xal  ra  TiQoaxvQovja  EiQ^vr]  xal  Oeo^^va  /trjjLirj' 
tqCov  Kvorjraioi  ix  QäaiTog,  aig  xal  aiyvnr la  ovöfxaTci  iariv  Ne(f>£Q- 
aov/og  xal  Oav^g.  Daraus,  daß  der  Vater  der  beiden  Frauen  Eiorjvr]  r; 
xal  NnfiQGov^og  und  ©so^^va  rj  xal  &avi^g  nur  mit  seinem  griechischen 
Namen  genannt  wird,  kann  nicht  geschlossen  werden,  daß  er  nicht  auch 
daneben  einen  ägyptischen  gehabt  hätte.  Doch  ist  es  auch  möglich,  daß 
wir  eine  griechisch-ägyptische  Mischfamilie  vor  uns  haben,  deren  Vater  Ji]- 
firjTQiog  ein  kyrenaeischer  Grieche  war,  der  erst  in  Ägypten  die  Ägypterin 
Gäaig,  die  Mutter  der  beiden  Stifterinnen,  geheiratet  hat.  Dann  wäre  in 
diesem  Falle  die  verschiedene  Nationalität  der  Eltern  ein  weiterer  Grund 
gewesen,  den  Töchtern  je  einen  griechischen  und  einen  ägyptischen  Namen 
zu  geben. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      107 

amten  seines  Bezirkes,  die  ägyptischen  Namen  seiner  offenbar  ver- 
storbeneu Eltern  durch  Übersetzung  ins  Griechische  ändern  zu 
dürfen  i).  Der  ägyptische  Name  seines  Vaters  war  Wo'ig  gewesen, 
das,  wohl  identisch  mit  Wdig,  die  ägyptische  Bezeichnung  des 
"^yad-og  öaif-iojv  ist.  Schon  der  griechische  Name  des  Sohnes 
Evd(xi(.aov,  des  Bittstellers,  ist  also  eine  Übersetzung  des  väter- 
lichen Namens 2).  Vielleicht  hieß  er  selbst  früher  H^oig  oder  Ei- 
daif-icov  0  '/.al  Woi'g.  Den  Namen  des  Vaters  bittet  er  mit  '"Hgcov 
übersetzen  zu  dürfen,  das,  da  'Hga  auch  als  Fruchtbarkeitsgöttin 
verehrt  wird,  als  Ersatz  für  Wd'ig  gelten  kann.  Er  wählt  wohl 
geflissentlich  einen  anderen  Namen  für  den  Vater  als  Evdai(.uov, 
doch  ist  die  Übereinstimmung  des  Suffixes  -u)v  wahrscheinlich 
beabsichtigt  3).  Der  Name  der  Mutter  Tia^grjg,  der  die  koptische 
Bezeichnung  für  Zwillinge  (dd^geug  =  dlövinoi)  mit  dem  weiblichen 
Artikel  zl-  enthält,  wird  durch  z/iövuri  genau  übersetzt. 

Dieses  offenherzige  Bittgesuch  dos  Ägypters,  der  sich  seiner 
nichtgriechischen  Abkunft  schämt,  wirft  ein  Licht  auf  viele  Fälle 
von  Namensänderung,  so  auf  die  Doppelnamen  des  ^^TtoXlcöviog 
^ AtioXXoÖotov  6  y.al  Wevvijaig  ^^gairjOiog,  eines  Uiqo'qg  T-fjg  Ittl- 
yovijg  (Pap.  Grenf.  18,  7;  132  v.  Chr.).  In  dem  Namenspaare 
des  Vaters  sowohl  (L4noXX6doTog  6  ymI  ^^gair^aig  =  Horus,  Sohn 
der  Isis)  wie  in  dem  des  Sohnes  C^TtoXXcoviog  6  /.al  Wsvvrjoig 
=  der  Sohn  der  Isis)  steht  dem  ägyptischen  theophoren 
Namen  eine  mit  dem  Namen  der  ver-wandten  griechischen 
Gottheit  zusammengesetzte  griechische  Entsprechung  gegenüber, 
überdies  bedeuten  die  beiden  Namen  des  Vaters  genau  das- 
selbe wie  entsprechend  die  beiden  des  Sohnes.  Der  Sohn  heißt 
in  Zeile  11  des  Papyrus  lATtoXXcoriog,  in  der  Unterschrift  in 
Zeile  32  JtQog  Wevvrjoiv,  er  hat  also  seinen  ägyptischen  Namen 
noch    nicht   ganz    abgelegt.      Nur    fünf  Jahre    jünger    (aus    dem 


1)  P.  Straßburg  graec.  31  +  32  ed.  Wilcken,  Archiv  f.  Papyrusforschung 
4,  123,  vgl.  L.  Mitteis  und  U.  Wilcken,  Grundzüge  u.  Chrestomathie  der 
Papyruskunde  1/2,  75/76  Nr.  52.  Der  Papyrus  ist  im  Jahre  194  n.  Chr. 
geschrieben.  Das  Gesuch,  an  den  Idiologen  'Hqacariojv  6  xal  ^Afxfxouvog  ge- 
richtet, lautet:  Eidai^wv  ^I'ötrog  fJiriTfibg  Ttad-o^ovg  bittet  xqtj/ixktiI^scv 
(d.  h.  sich  mit  vollem  Namen  nennen  und  schreiben  zu  dürfen,  s.  Glotta 
IV,  79.  185  und  die  dort  verzeichnete  Literatur)  Evöai^mv  "Howvog  kvtI 
Tov   l^öiTog  xal  {ivrl  Trjg  Tiaihgrjovg  ^urjTOÖg  zl td vu.7]g. 

2)  Vgl.  S.  105  und  Fußn.  '). 

3)  "Wahl  des  zweiten  Namens  durch  Gleichklang  der  Suffixe  beeinflußt, 
s.  andere  Fälle  S.  127.  156. 


108  M.  Lambertz 

Jahre  127  v.  Chr.)  ist  die  Klageschrift  eines  Diospolitaners  ^), 
flessen  Namen  yinoX'ktovLOQ,  og  /ml  We(X(.u6vd^r^q  untereinander 
und  zu  denen  seines  Vaters  '^Eg^iag  b  y.al  IIsTsvecfioTr^g  in  einem 
ähnlichen  Verhältnis  stehen,  wie  die  Namen  in  dem  eben  be- 
sprochenen Falle.  Vater  wie  Sohn  führen  je  einen  ägyptischen 
und  einen  griechischen  Namen,  der  in  beiden  Fällen  die  Über- 
setzung des  ägyptischen  ist.  Month  ist  im  Namen  des  Sohnes 
durch  Äpollon,  die  Bezeichnung  der  Gottessohnschaft  ^ev  durch 
das  Widmungsnamenssuffix  -log  ersetzt,  NecpMTirjg,  d.  i.  nefr  hotep, 
der  Kultbeiname  des  Chons,  ist  im  Namen  des  Vaters  mit  Hermes 
identifiziert,  Uete,  das  in  theophoren  Namen  den  Namensträger 
als  Geschenk  des  Gottes  bezeichnet,  erscheint  durch  das  Kurz- 
namenssuffix -mg  wiedergegeben. 

Dafür,  daß  auch  der  Eintritt  ins  römische  Heer  für  den 
Ägypter  ein  Grund  war,  einen  seiner  neuen  Umgebung  angepaßten 
Namen  anzunehmen,  liefern  uns  drei  Papyri  aus  dem  zweiten  Jahr- 
hunderte n.  Chr.  zwei  interessante  Beispiele.  Im  Jahre  115  n.  Chr. 
(Pap.  Cattaoui  3)  tritt  ein  aatog  ElaldojQog  in  die  aTielgrj  TtgtoTtj 
Qrißaitüv  ein,  aber  als  ^lovliog  Magriavog.  '^Tticov,  des  Epimachos 
Sohn,  aus  Philadelphia  in  Ägypten,  schreibt,  nachdem  er,  gleich- 
falls in  der  er.sten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts,  römischer 
Flottensoldat  in  Misenum  geworden  ist,  an  seinen  Vater  in  der 
Heimat:  tozi  d^  fuov  orof^a  ^^vcwvig  Md^LfAog.  Während  er  sich 
in  diesem  ersten  Briefe  auf  der  Adresse  noch  mit  seinem  alten 
Namen  *^7tio)v  unterschreibt,  nennt  er  sich  in  einem  mehrere 
Jahre  später  geschriebenen  Briefe  an  seine  Schwester  nur  ^^vzio- 
viog  Md^ifiog;  auch  sein  Sohn,  sowie  sein  Neöe  in  der  Heimat 
heißen  Md§ifjog,  seine  Gattin  Äufidia  und  seine  Töchter  Elpis 
und  Fortunata  tragen  hellenisch-römische  Namen,  die  ganze  Familie 
des  alten  Epimachos  wird  hellenisiert,  bzw.  romanisiert,  weil  ihr 
Sohn  kaiserlicher  Flottensoldat  geworden  ist^). 

1)  Ein  Turiner  Papyrus,  A.  Peyron,  Pap.  gr.  reg.  Taur.  mus.  aeg. 
1826  ff.  III.  IV.  Ein  Pariser  Exemplar  desselben  in  Notices  et  extraits  des 
manuscrits  de  la  bibl.  imp.  18  (1865)  Nr.  14,  S.  211  ff.,  berausgeg.  von 
Brunet  de  Presle. 

2)  Die  beiden  Briefe  des  'Aniüiv  in  Berl.  Gr.  Urk.  423  und  632,  vgl. 
dazu  die  schöne  Interpretation  Ad.  Deißmanns,  Licht  vom  Osten"-^  120  ff. 
125  ff.  —  Über  den  Ersatz  des  heimatlichen  Namens  durch  einen  römisch- 
griechischen,  den  Flottensoldaten,  auch  aus  anderen  Gegenden  des  römischen 
Kelches,  bei  ihrem  Eintritt  in  die  römische  Marine  vollziehen,  s.  Mommsen, 
Hermes  16  (1881)  466.  Vgl.  auch  Glotta  IV  130  f.,  außerdem  über  den 
Ersatz  eines  barbarischen  Namens  durch  einen  römisch-griechischen  im  all- 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      109 

Wie  sich  in  diesen  Fällen  der  Angehörige  des  römischen 
Heeres  seiner  barbarischen  Abkunft  schämt,  so  ist  in  späterer 
Zeit  dem  ägyptischen  Christen  die  heidnische  Bedeutung  seines 
ägyptischen  Namens  unangenehm.  So  schreibt  Athanasius  von 
einem  gewissen  Gelous  Hieracammon  aus  dem  4.  Jahrhunderte: 
„Er  nannte  sich  selbst  aus  Scham  über  seinen  Namen  Eulogius^'  i). 
Daß,  nachdem  Doppelnamen  zu  führen,  in  der  hellenistischen  Welt 
Mode  geworden  war,  Personen,  die  zum  Christentum  übertraten, 
mit  Benutzung  dieser  Mode  zu  ihrem  profanen  Namen  einen  neuen, 
bloß  in  der  Christengemeinde  üblichen  annahmen,  lehren  manche 
Fälle  von  Doppelnamigkeit*). 

Bei  der  Homonymität  zahlreicher  Ägypter  bietet  der  einmal 
eingebürgerte  Brauch,  zwei  Namen  zu  tragen,  ein  gern  benutztes 
Mittel,  gleichnamige  Personen  desselben  Kreises  durch  einen 
Zunamen  voneinander  zu  unterscheiden 3).  So  wird  in  einem 
Papyrus  (Berl.  Gr.  Urk.  800,  1,  13)  aus  dem  Jahre  158  n.  Chr. 
ein  ^(üTag  b  '/.al  TQvqxDv  durch  sein  Supernomen  kenntlich  ge- 
macht  zum  Unterschiede  von    einem  in   demselben  Dokument  er- 


gemeinen Glotta  IV 80.  95  (iberisch-lateinisch:  Farucia-Letina).  96  (iberisch: 
griech. :  Cusuccia-Nome).  97  (illyrisch-gr. :  Fato-Epictetus,  keltisch-lat. :  .,4cm- 
tuü-Felix).  98  ff.  und  101  u.  (afrikanisch  [berberisch]-latein.  [bzw.  griech.]). 
122  (illyr.-lat. :  Diza-Marcellinus].  123  f.  (keltische,  germanische,  dakische, 
afrikanische,  syrische  Namen  von  Personen  in  der  Stadt  Kora  durch  latei- 
nisch-griech.  ersetzt).  130  (Flottensoldaten  in  Misenum,  wie  die  stadt- 
römischen Träger  von  Doppelnamen  verschiedenster  Nationalität).  133  (aus 
den  oberen  Donauländern  illyr.-lat.:  Itrtus-Secundianus,  thrak.-lat. :  Bithus- 
Macer,  Rascila-Crispus ;  dak.-lat. :  Esbenus-V ales .  135  (Böotien:  illyr.-gr.: 
IdnoXXojviog-^üuvxog).  141  (Thasos :  thrakisch.-röm. :  Zeinvoos-^doiixiog,  Ev- 
TQontCov  iniixXrjv  ^SQCf(Xov).  143  (zahlreiche  Doppelnamen  vom  Nordufer 
des  Schwarzen  Meers,  von  denen  der  eine  ein  einheimischer  ['O/uipc'tXcixos, 
QvXöyavoq,  Avvafiog,  Nkvos,  MccfjfxctQog,  "A6oa&-og1  ist,  der  zweite  ein  grie- 
chischer). —  Vgl.  einen  Fall  aus  späterer  Zeit  bei  Harnack,  Ausbreitung 
und  Mission  des  Christentums  I  356'^  aus  Acta  Tarachi  ed.  Euinart,  Acta 
Mart.  Eatisb.  1859  p.  452:  Der  christliche  Soldat  Tarachus  sagt:  ^A  paren- 
tibus  dicor  Tarachus,  et  cum  militarem,  nominatus  sum  Victor .  —  Namens- 
änderung eines  Legionärs  aus  Apamea  beim  Eintritt  in  das  Heer  s.  S.  153. 

1)  Ad.  Harnack,  Zur  Mission  und  Ausbreitung  des  Christentums  I 
359  aus  Festbriefe,  herausgeg.  v.  Larsow,  S.  80. 

2)  s.  Harnack,  a.  a.  0.  354  ff.  und  Glotta  IV  100  [Caecilius  Cypriatms 
qui  et  Thascius  200  n.  Chr.).  124  [Cedual  qui  et  Petrus,  rex  Saxonorum, 
6.  Jahrh.  und  Balsamus  qui  et  Petrus).  129  {Aav&üvovaa  —  xal  Irlyü&r]  — 
XQn^^T^n  aus  Licodia  in  Sizilien  IG  14,  254).  —  Derartige  Fälle  in  Syrien 
und  Kleinasien  s.  S.  152. 

3)  s.  S.  101. 


ij^Q  M.  Lambertz 

wähnten  ^corag  UaTtEiiog.  Der  Senior  und  der  Junior  gleichen 
Namens,  'itQa'^  TZQSGßvTEQog  und  ^Uqa^  vecksQog,  begegnen  uns  in 
einer  Familie,  die  zur  Zeit  Marc  Aureis  das  Priestertum  der 
KvQioi  ^eßaaxol  erblich  inne  hat^),  ebenso  in  einem  Berliner  Pa- 
pyrus (Berl.  Gr.  Urk.  627,  10.  12)  neben  einem  [2xoT]o^Tig  ttqeg- 
ß{vTeQog)  ein  [^r].  veojzeQog,  die  im  1.  Jahrh.  n.  Chr.  leben.  Wenn 
bei  Josephus  Antt.  20,  3,  3  von  einem  IläxoQog  b  %al  TtQsoßvreQog 
die  Rede  ist,  ist  anzunehmen,  daß  er  durch  seinen  Beinamen  von 
einem  jüngeren  Manne  gleichen  Namens  unterschieden  werden  soll. 
Derartige  Supernomina,  die  bloß  in  dem  Zusätze  von  vEwtEQog 
und  nQEoßvTEQog  bestehen,  sind  in  den  ägyptischen  Papyris  nichts 
Seltenes.  Ein  [na\vEcpQiixiÄig  navEqiQtfj{i.iEtog)  vEioT{EQog)  (Berl. 
Gr.  Urk.  277,  I  30)  aus  dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  ist  durch 
das  Supernomen  von  seinem  gleichnamigen  Vater  unterschieden, 
andere  Beispiele,  alle  aus  dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.,  in  denen 
die  Sachlage  vermutlich  ähnlich  ist,  wenn  es  sich  auch  nicht  nach- 
weisen läßt,  sind : 

[nE/]voig  vEonEQog  Berl.  Gr.  Urk.  277  1  14. 

"Hqcov  vEw{T€Qog)  OsoyiTLovog  Berl.  Gr.  Urk.  498,  10. 

0(Jv[^s]  v£oj{tEQog)  Berl.  Gr.  Urk.  560  I  3. 

TlETEaQovTJQig  vEi6T{EQog)  '^fAEvcüd^ov  Berl.  Gr.  Urk.  561,  10. 

Jidag  Mdllov  7CQEoß{vTaQ0v)  Jida   Berl.  Gr.  Urk.  496,  2;   und 

^hQ'^l[i]o[g  Na]aQavg  (.isiLcov  viog  \l4]ßQai.ii[ov]  Berl.  Gr.  Urk. 
367,  5  heißt  ein  Mann  aus  arabischer  Zeit^). 
Diesen  Supernomina,  die  relative  Altersbezeichnungen  aus- 
drücken, stehen  die  Spitznamen  fniy-Qog,  f-ityag  u.  ä.  nahe;  in 
einem  Papyrus  aus  Tebtunis  aus  dem  Jahre  119/118  v.  Chr.  (Pap. 
Tebt.  62)  dienen  sie  zur  Unterscheidung  gleichnamiger  Brüder, 
nämlich  des  [nä]oig  i^i{y.Qbg)  K[(x]laxvTiog  (Zeile  219)  und  des 
näoig  |U6(yag)  KalaTvzLo[g\  (Z.  227),  ferner  des  Uaoiög  iui{-'/.Qdg) 
0avrpLog  (Z.  274)  von  dem  naöu}[g  (x\i(yag)  Oav-tjaiog  (Z.  205). 
Außerdem    erwähnt  der  Papyrus  einen   'ß^og  ixi{xQdg)   Kollovd^ov 


1)  s.  Archiv  f.  Papyrusforschung  2,  444. 

2)  Zu  dieser  Art  von  Beinamen  vgl.  W.  Cronert,  Studien  zur  Palaeo- 
graphie  und  Papyruskunde,  herausgeg.  von  C.  Wessely,  II  (1902)  40,  der 
die  Supernomina  vtcoTsgog,  nQeaßmfQog,  ^tlCbiv  den  *pt-Kompositionen  gleich- 
setzt: 'pQir]Qc(xle(6r]s  ist  der  ^erste',  also  ^ältere'  'HQaxktCöri(;  =  'HQccxkt(äi]s 
6  TiQiaßvTiQos.  —  Vgl.  auch  die  beiden  Brüder  Ttaevovcftg  auf  S.  114.  — 
S.  Glotta  IV  94  Chrysognne  iunior  Siricius,  Tochter  der  Chri/sogotie,  CIL 
12,  782  Arelate  und  "Wachstafel  aus  Alburnus  maior  in  Dacien  CIL  3 
p.  949:   Restitutus  agnomine  Senioris. 


Zur  Ausbi'eitiing  des  Supernonien  oder  Signum  im  röraischen  Eeiclie      Hl 

(Z.  156)  und  einen  Qtovig  /.itiyag)  KEVTioi[og]  (Z.  225),' von  denen 
gleichnamige  Brüder  nicht  vorkommen.  Andere  Fälle  von  Spitz- 
namen, die  eine  Eigentümlichkeit  der  Körpergröße  oder  Körper- 
beschaffenheit zur  Namensbildung  verwerten,  sind  aus  Ägypten: 
'^QgitüP  ^TOTOijZiog   euLxa'kovf.dvov  MtytQOv   aus  Fayüm,    lo6  n. 

Chr.,  Pap.  Gen.  28,   10. 
^QQiysviqg  6  ytal  Mäyvog^)  C.  P.  Hermup.  127  R  XVIII,  16. 
OXaviog    TlaviaKog    o   xal  Alyyog'^)    az^air^yog  '^EQfxoTtoliTov, 

2.  Jahrh.  n.  Chr.,  P.  Fior.  2. 
Ne^saiiüv  t7iL%(xXovfxBvog  ^'AXxt/j.og  aus  dem  Jahre  112/3  n.  Chr.^ 

P.  Oxy.  586. 
^yiq>QodiOLog  6  y,al  Msoxog  C.  P.  Hermup.  127  R  XXI,  13. 
AvqriX.  na.\v\iOÄ.og  6  /.al  Mekag  yv{(xvaoLaq%og)  y.t1.  C.  P.  Her- 
mup. 7  II  10. 
üaTvviv  (acc.)   o  (sie!)    ErtLA.aXovfiEvov  Ko)q)6v   aus   dem  Jahre 

93  vor  Chr.,  P.  Teb.  283,  7. 
öiiyQaifiEv  ]^Q7ta'ijaio{g)  (sie!)   6  y.al  Ulovip   TlETEVQLog  (.iritQog 
TioaTig  aus  Syene  aus  dem  Jahre  114/5  n.  Chr.,  Wilcken, 
Ostraka  963).  _ 

Andere  Spitznamen  vergleichen  ihre  Träger 

a)  mit  Pflanzen: 

[nE]T£aovxog   E7tt-/.al{ovfxevog)   Kga^ßr]    (=    Kohl'),    2.  Jahrh. 

n.  Chr.,  Berl.  Gr.  Urk.  277,  5. 
"Hqcov  6  y.al  Kägrcog^)  dohl{og)  L^Tr/ag  P.  Teb.  584. 
[Il\ET0OiQEL  ETtiY.a'kovf.dvtoi,  dt  KccQftcjL  ^OvvcocpQiog  P.  Teb.  230. 

b)  mit  Tieren: 

Q£ÖdcoQo{g)  6  y.{al)  AvY.og^   1.  Jahrh.  n.  Chr.,  P.  Lond.  II  p.  125 
(194)  24. 


1)  S.  Mu^ifxos  als  Beiname  Glotta  IV  82:  Zirkuskutscher  Evd-vfxiog  os 
xal  Mtt^ifiog  of  xal  FCdag  Audollent,  def.  tab.  159  ff. :  Glotta  IV  131 :  &o}.o- 
fxalog  QaifxäXXov  6  xal  Ma^t,fxog  UsTgaTog  Puteoli  IG  14  add.  842  a.;  a.  a.  0. 
132  3Iaxhniamts  qui  et  Aureus,  Gladiator  aus  Salona  und  Audeo  qui  et 
Maximus  CIL  3,  1471.     (Vgl.   Antonius  Maximus  S.  108.) 

2)  Longinus,  Longina  als  Beinamen  s.  Glotta  IV  118  (CIL  6,  29557) 
und  S.  118;  vgl.  auch  Schulze,  Gesch.  lat.  Eigenn.  60  f. 

3)  nXovxp  =  Krüppel,  vgl.  Peyron,  lexicon  Copticum  82  AE^  und  85 
lozh  ^krank  sein'.  Beachtenswert  ist  auch  die  Abhängigkeit  des  theo- 
phoren  Namens  des  Sohnes  .Hör,  der  der  Isis',  von  dem  des  Vaters,  .Ge- 
schenk des  Horus',  und  dem  der  Mutter,  der  mit  dem  Namen  der  Isis  ge- 
bildet ist. 

4)  Zu  KÜQTiog  s.  Lambertz,  Griechische  Sklavennamen,  S.  61. 


112  M-  Larabertz 

^'EfiTiig  £7CL-/.aXov(fxevog)  UasvovöjvaLg,  d.  i.  Mücke',  beigenannt 
Wolfssohn',  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Berl.  Gr.'  ürk.  277,  II  4. 

^LXßavög  li&ozofiog  ljtL/.eAXrj^evoq  KalaßcüTiqg  (=  'Eidechse'), 
2.-3.  Jahrh.  n.  Chr.,  P.  Amh.  76,  10. 

[.  .  .  .]^ioi{g)  lEy6{ijevog)  BarQax{äg)  aus  dem  Jahre  127/128 
n.  Chr.,  P.  Amh.  129,  11. 

u4lXovQiiovog  (von  al'lovQog,  dem  Namen  der  in  Ägypten  hei- 
ligen Katze)  zov  /.al  Koöqcctov  aus  der  Zeit  Hadrians 
(130  n.  Chr.),  Inschrift  auf  dem  Beine  des  Memnonskolosses 
CIG  4732. 

c)  mit  Sachen: 

i^Q(pEvtrjg  viog  Mrjvä  e/civiXriv  KovTixovixa  (=  Kessel),  ein 
Christ,  599  n.  Chr.,  BGU  255,  6. 

d)  Charakterbezeichnungen: 

^^fj^covig  sTciKaXaviiievog  "^ka/,£Q  aus  dem  3.  bis  4.  Jahrh.  u. 
Chr.,  P.  Oxy.  64,  4. 

'H[(»ay.]/l['r]g  6  /.al  ^I[o]v[GTog]  aus  Philae,  CIG  4922. 

^vQrj[h\og  ^iott^q  6  /.al   lovozog  aus  Nubien,  CIG  4986. 

nTolef.ialo{g)   niül{iovog)   dg   /al  ^IovGT{og)   aus   dem  2.  Jahrh. 
n.  Chr.,  BGU  897,  2. 
Auf  Vergleich    mit   einem   turbo,    also   einem  Wirbelwind    beruht    der 
Spitzname  TovQßcuv. 

.AvQiq'kLog  Tovgßwv^)  6  /al  "^(Xf-iaviog  C.  P.  Herm,  59,  29; 
aus  C.  P.  Herm.  57  ^vqy^Xiov  ToiQßwvog  zov  /al  ^/u/.iOj- 
viov  '^fif.uovLov  TovQß[o)vog]  ist  ersichtlich,  daß  er  beide 
Namen  ererbt  hat  2).  Derselbe  wird  BGU  254,  24  (aus  dem 
Jahre  160  n.  Chr.)   Tovgßiov  6  /al  '^  .  .  .  og  genannt. 

Qicov  6  '/al  Tovßojv  (sic!)^),  im  Dativ  QeiovL  tojl  aal  TouQßwi 
(sie!)  heißt  im  Jahre  168  n.  Chr.  ein  Taglöhner  im  Fayüm, 
P.  Greuf.  II  57. 

e)  Verschiedene  Supernomina  beziehen   sich   auf  den  Beruf 
ihres  Inhabers: 

JJeTSiQig  (den  Horus  schenkt')  kTti-/a'kov{(.ievog)  Ts/tojv  aus 
dem  2.'  Jahrh.  n.  Chr.,  BGU  277  II  6. 


1)  K.  Fr.  W.  Schmidt,  Griech.  Personennamen  bei  Plautus,  Hermes  37 
(1902),  386  stellt  TovQßwv  zu  T^Qßi^  Verwirrung.  Es  findet  sich  L.  Aelius 
Turbo  CIL  IV  suppl.  1  p.  285  VI.  Dazu  gehören  der  Hundename  Tvgßag 
Xenophon,  cyneg.  7,  5  und  der  Sklavenname  Turbaliu  Plautus,  Eud.  657,  798. 

2)  s.  S.  118  u.  121. 

3)  Man  achte  auf  die  wohl  beabsichtigte  Übereinstimmung  der  Namen 
(-Jä(üv-Tovß(ov  im  Bezug  auf  das  Suffix  -cjv,  s.  andere  Fälle  S.  127. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche     113 

2avaßovg^)  ^oxiotov  S7tixaX{ov fuevog)  yiaxavo7Z(ül{7ig),  2.  Jahrh. 
n.  Chr.,  P.  Fay.  23  I  12. 

IIioXiwv^)  Uetboovxov  e7t{iyMXovfievog)  ^HTirjTi^g  BGU  10,  5, 
Fayüm  192  n.  Chr.  r^rcrjTrig  ist  der  ^Flicker ,  s.  Suidas  ^/rr^- 
tQia  71  QÖTtTQia,  7.al  TjTtriTQLOv  zb  aovßXiov,  fiied-^  oh  qdrc- 
TOVOL  Tct  ßvQoagia.  oi  öi  ^rrtxot  ay.eGTQiav.  Einen  *1^^- 
fiivGig  rimrjTijg  oder  'HnriT^g  (unsicher,  ob  Berufsbezeich- 
nung oder  Supernomen)  kennen  wir  aus  dem  1.  Jahrhundert 
V.  Chr.,  P.  Teb.  90,  24. 

[....]  og  e7iiyMl{oii.i£vog)  ^EQi07Zf6X{rjg)  aus  dem  2.  Jahrh.  n. 
Chr.,  BGU  1046  I  6. 

2aQa7tiü)v  i7tL-/.Xriv  BovKoXog  oiSTQavog  aus  Hermupolis,  P. 
Leipz.  6,  7  aus  dem  Jahre  306  n.  Chr. 

^vQTjhog  EidyyeXog  6  yial  Neilaycoyog  (=  Fremdenführer  am 
Nil?  oder  einer  der  mit  der  Kanalisierung  längs  des  Nils 
zu  tun  hat?)  C.  P.  Rainer  63. 

0[tEz]Qavdg  [o]  yial  Tovzog  aus  ApoUonopolis  in  der  Thebais 
zwischen  252  und  268  n.  Chr.,  CIG  4838c  (vgl.  Ditten- 
berger,  Sylloge  or.  717).  Overgavog  findet  sich  auch  als 
Supernomen  eines  Mannes  in  Kilikien  s.  S.  140. 

<P[.  .  .  .]  0aGeiTOv[.]Qa[.  .  .]  srciyM^otfisvog)  reQd{iog)  aus  dem 
Fayüm,  158/9  n.  Chr.,  BGU  6,  13.  yeQÖtog  ist  der  ^Weber', 
vgl.  Suidas  s.  v. :  r^aWtjg.  yial  Ttaq    rjpäv  yeQÖla. 

2iüTäg    2a)Tov    i7tr/Ml{ovfiSvog)    '^alaglxog]    aus   dem   Fayüm, 

186  n.  Chr.,  P.  Gen.  37.     Nach  seinem  Supernomen  scheint 

Sotas    aus    einer    vornehmen    kleinasiatischen    Familie    zu 

stammen  ^). 

f)   Angeschlossen   sei    eine  Reihe  ägyptischer  Supernomina 

verschiedener  Bedeutung,    die,   wie    das   schon  angeführte  IIXovip, 

den  Eindruck  von  Spitznamen  machen: 

^TOToriTig  hTtr/.a'kovfxBvog  KaXdßeXig  aus  dem  Jahre  102  n.  Chr., 
BGU    45,    8^).       KaXdßehg     hängt    wohl     mit     kalmmelh 


1)  s.  S.  125  und  W.  Crönert,  Studien  zur  Palaeographie  und  Papyrus- 
kunde, herausgeg.  von  C.  Wessely,  II  1902  S.  42. 

2)  Zu  IIioXicov  als  Latinisierung  eines  ägyptischen  Namens  s.  W.  Crönert 
a.  a.  0.  43. 

3)  Zu  Namen  wie  ''Aaia.Qxog,  Hoiüqx^s,  ZvqiÜqx'']?,  novTÜQ/rjg  u.  ä. 
vgl.  S.  139. 

4)  Von  W.  Crönert  a.  a.  0.  42  zusammengestellt  mit  den  ägyptischen 
Personennamen  KäXafxog,  KaXufievs,  KaXufxaiJg,  XaXafxwg,  KovaXafxavg,  Ka- 
Xdßel,  KaXafxil. 

Glotta  V,  1/2.  8 


124  ^-  Lambertz 

Bienenwabe'  zusammen  (s.  Peyron,  lexic.  Copt.  65,  von 
Zoega  etymologisiert  als  Rohrzucker,  griechisches  Wort, 
komponiert  aus  y-dXafxog  und  f.ieli?). 

II[a]a[i]iov[og]  ^AfpQodioiov  87Tix{alov{xevov)  Kevvig  aus  dem 
2.  Jahrh.  u.  Chr.,  BGU  235,  6.  Kevvig  bedeutet  im  Kop- 
tischen „dick"  (s.  Peyron,  lexicon  Copt.  68). 

TtaQcc  TeoevoixfEtog  vecoTegov  S7tL'/Ml{ovfx€vov)  KiaXrjrog  wird 
150  n.  Chr.  in  einem  Papyrus  (BGU  358,  6)  erwähnt.  Mit 
seinem  Bruder  zusammen  wird  er  in  einem  7  Jahre  älteren 
Papyrus  (BGU  852,  10)  genannt:    Ttagd   TeoevovcfEiog  (der 

Sohn)    TsGEVOVCpSWg  TtQEOßvTSQOV   EnLV.aX{0V^EV0v)  ^ELCpü)- 

vog  '/,al  FlayivoLog  (Sohn  des  jüngeren  Bruders)  viov  Tsae- 
vovq)Ewg  veojtsqov  £7tiY.{aXovf^€vov)  KiaX-^Tog^).  Die 
beiden  gleichnamigen  Brüder  Tesenuphis  sind  durch  die 
Supernomina  TtQsaßvTEQog  und  vscuTEQog  von  einander  unter- 
schieden, überdies  trägt  jeder  als  zweites  Supernomen  einen 
Spitznamen,  der  Ältere  den  Beinamen  JSig)o)v,  den  auch 
ein  Thasier  des  fünften  Jahrhunderts  v.  Chr.  führt  und  der 
ihn  vielleicht  als  starken  Trinker  charakterisiert  2),  der  Jün- 
gere einen  Spitznamen,  der  vielleicht  von  KHytl,  KEuiAl 
Hebel',  jectis'  (Peyron,  lexicon  Copt.  64)  herzuleiten  ist 3). 


1)  8.  zu  TTQeaßvTfQos,  vsojKQog  S.  110,  zur  Dreinamigkeit  S.  102. 

2)  s.  Fritz    Bechtel,    Griech.    Personennamen    aus    Spitznamen    S.  61: 
Thas.  Insehr.  Nr.  12  III  9. 

3)  Andere  ägyptische  Supernomina,  deren  Bedeutung  mir  dunkel  ist,  sind: 
['OQ]aevov(fii5  ^Eqc^ws  tov  IJansiTog  /Lir][TQ6g)  TaatvTog  ^Tiixukovijifvog)  Kt.a7i\^.^tg 

BGU  277,  22. 
l4(pgoSiatog    MvQiöfiov    ^nixttl(ovfxivog)    Kiärag    BGU  1046    II   2    aus    dem 

Jahre  165  n.  Chr.  {KiKTctg  zu  KATI  klug,  weise?) 
"Hqwv  ZaQanC(avo{g)   ^n[i)x{nlovfj.ivog)   AüGig  BGU  91,  23    aus    dem  Jahre 

170/71  n.  Chr.,    zu  koptisch  AAC,    die  Zunge,?     Ebenso  ist  vielleicht 

der  Beiname  des  TQixfoyv  Zwtov  inty.Kl(ov/j.fvog)  mag  von  A«?  ^Zunge', 

mit  Vorsetzung  des  koptischen  Artikels  tt,  abzuleiten. 
AvQrjXiog    ZfQrjvog   6   zßt   K6QTißo[g]    (=  Curtivus?     Quartivus?)    P.  Oxy. 

140,  6  aus  d.  Jahre  550  n.  Chr. 
Ilavttfithg   IliTE  [.■•.]  o  xal  Korragog    Wilcken,    Ostr.  1466    (griech.  ?    zu 

xoTTixQiK     TOT  uxQCi  TTjg  xiyxQov  Hcsych  ?) 
\na\ntlg  TtaavovqKbjg  tov  UantTTog  [l7tix'\ttlov[^avog)  MovQavog    BGU  277, 

24  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
'HqaxldSTig   ^TiixaX{ovfiivog)    Mov^stTtjg   BGU  1046  II  13    aus    dem    Jahre 

165  n.  Chr. 
'A(fQoSäg    KfQxeaov;(sto[g    i7T]ixc(k(ov/j,tvog)    UaTQttxäXXig    BGU    1046    III  23 

aus  dem  Jahre  165  n.  Chr. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche     115 

Denselben  Grund  wie  bei  den  Brüdern  Tesenuphis  hat  die 
Dreinamigkeit  der  ^^Tcolliovia  vetovega  rj  /.al  ^evnsXalg  aus 
dem  zweiten  Jahrhundert  v.  Chr.  (P.  Lond.  II  p.  13,  7  Nr.  401, 
116  V.  Chr.),  aus  Pathyris  in  der  Thebais,  die  durch  ihren  Bei- 
namen vswTi-Qa  von  ihrer  älteren  Schwester  gleichen  Namens 
unterschieden  wird,  während  sie  das  zweite  ägyptische  Supernomen 
führt,  weil  es  in  der  griechisch -ägyptischen  Mischfamilie  des 
Kreters  Dryton,  ihres  Vaters,  Brauch  ist,  daß  jedes  Familienmit- 
glied neben  dem  griechischen  einen  ägyptischen  Namen  führt  i). 
Dreinamig  ist  auch  ^vQifjliog.  Oecov  6  v-ai  Evdai/ncov  IjrixaXov- 
fxevog  "^QiOTLMv^)  aus  dem  Jahre  263  n.  Chr.  (P.  Oxy.  964), 
dessen  Schwester  ^agaTtovg  ?)  vmI  '^ya^oyilia  in  ihrem  griechi- 
schen zweistämmigen  Namen  den  Namen  des  Vaters  ^oiotIwv 
aal  tag  exQ^ixaTitev  im  Positiv  als  ersten  Bestandteil  führt,  während 
ihr  Bruder  den  Namen  des  Vaters  unverändert  geerbt  hat  und  als 
Supernomen  führt  3).  Auch  der  Vater  l^giaTicav  hatte  vermutlich 
mehrere  Namen,  die  aber  der  Kürze  halber  {xal  wg  l^Qr^iäxitEv 
s.  unten)  hier  unterdrückt  sind.  Von  einer  Ehreninschrift  aus 
Pachnenumis  im  Delta  kennen  wir  aus  der  Mitte  des  2.  Jahrh. 
n.  Chr.  einen  ^vQijkiog  Ji6oy.OQog  (6)  y.al  '^EXXdöiog  k/tUlriv  Ayiw- 
geitrig,  dessen  Vater  AvqriKiog  Jioo/.OQog  seinen  Namen  sowohl 
auf  den  eben  genannten  Sohn  wie  auch  auf  seine  Tochter  Jio- 
GxcgaLva  ^  %al  BrjGoötoQa  vererbt*).  Aus  dem  Jahre  214  n.  Chr. 
überliefert  C.  P.  Rainer.  45  eine  AvQii]lia  2vQa  tj  Y.al  Eladgiov 
STtiY.ETili^liievrj  JSev^ga  und  aus  dem  Jahre  148  n.  Chr.  P.  Gen.  19 
einen  N£/.ieoiavdg  6  /.al  ^AQ-rtoy.qaTUov  S7ny(.£y.lriix{ivog)  JioG-aoQog, 
dessen  drei  Namen  alle  theophor  sind.  Mehrnamig  sind  ferner 
Mäg^cg  ^vQ-t^hog  ^AnolXtovLog  Jiq^riTQiog  6  xat  ^äfA^ig  (P.  Oxy. 
1114,  25),  dessen  Tochter  nach  dem  Vater  ^vQtjlia  ^^TtoXXiovia 
heißt,  und  aus  dem  Jahre  173  n.  Chr.  (P.  Oxy.  1128,  1)  Xaigiq- 
{f.i(i)v)  6  A,.  ^^(.ifxojVLog  Qscov  ^ijiqog  Qeavovxog  r^g  %al  ^ivd^wviog. 
Von  dem  Namen  der  Mutter  Qsavovg  ist  der  ähnlich  klingende 
Name  Osiov  des  Sohnes  gebildet  worden,  der  an  anderer  Stelle 
bloß  liiii-iojvLog  6  xal  Qeoiv  genannt  wird.  Drei  Namen  außer 
dem   römischen   Gentilnamen   führt   auch  ^vQTjlia  ^^Ttiav^   Jio- 


1)  S.  Lambertz,  Doppelnamigkeit  in  Ägypten  16. 

2)  Man  beachte  die  Gemeinsamkeit  des  Suffixes  -wv  in  den  drei  Namen 
@i(üv  —  EvSaC^wv  —  'AQiaTlbiv,  die  beabsichtigt  sein  dürfte,  s.  S.  127. 

3)  Zur  Namensvererbung  s.  S.  117  ff. 

4)  Besprochen    von    Wilh.    Crönert,    Zu    griechischen    Inschriften    aus 
Ägypten,  Jahreshefte  des  österr.  archäolog.  Instituts  12  (1909),  207  f. 

8* 


■^■^Q  M.  Lambertz 

SwQa  r^  Kttl  Tloaiöiovia  f^iatQüJva  oroXata  aus  den  Jahren  271 — 76 
n.  Chr.  (P.  Straßb.  8,  11)  i)  ^). 


1)  Der   häufige  Zusatz    zu  Doppelnamen    xai  ug  xQT]/itaTi^(i'   läßt  zwar 
keinen  sicheren  Schluß  auf  Dreinamigkeit  zu,   jedenfalls    ist   mit  der  Mög- 
lichkeit eines    dritten  Namens    zu   rechnen,    denn    die  Formel   ist    zu  über- 
setzen :  „und  wie  er  sonst  noch  mit  vollem  Namen  (bzw.  auch  Titel)  heißt". 
Vgl.  S.  107    und    ö  räxiov  xQVf^^Tiaccg  in  Kleinasien  S.  150,    und  Glotta  IV 
79.  135).     Die  Möglichkeit    der  Dreinamigkeit   lassen    also  Fälle    offen  wie: 
Im  Genetiv  die   zwei  Brüder  raiwr  MaQyJwv  l4n(o}vog  rov  xcci  ^ioyh>\^o\vg 
xai  ^AtjoXivkqCov   rov    xctl  ^lovlutvoii  xai  (og  / qtjjh  kt iCofi€r    aus  dem 
Jahre  154  n.  Chr.,  P.  Oxy.  727,  8. 
!^p«o?  6  x[al]  TißtQCwvi,  (sie!)   xai  (hg  [xQr]fxaTlCti\    aus    der  Zeit    des  An- 

toninus  Pius,  P.  Leipz.  122,  9. 
AiiQriXiog  'EQfiiag  6  xai  ^Afiigifirog  xai  (ug  /qt^ut (Ctt^  aus  dem  Jahre  233 

n.  Chr.  aus  Hermupolis,  P.  Leipz.  9,  7. 
AvQi^hog  l47To).k(i)Viog  6  xai  Kluvöiavhg  xai  dg  y Qr]^aT (^n    nQVTavig   aus 

dem  Jahre  238—244,  P.  Oxy.  80,  1. 
[.  .  .]  rov  xai  l4oyCa  xai  dtg  yQrj/Li[ariCfi)  C.  P.  Herm.  65.  — 
Ebenso  wie  in  diesen  Fällen  wird  das  Vorhandensein  eines  dritten  Namens 
als  möglich  hingestellt  in  einer  vermutlich  aus  dem  3.  oder  2.  Jahrhundert 
vor  Chr.  stammenden  Inschrift  aus  Dyme  in  Achaia  (Collitz,  Griech.  Dialekt- 
Inschriften  1613),  in  der  das  Todesurteil  ausgesprochen  wird  über  SoaLxlwv 
iire  'AvT i[6yu)i]  oro/ua  avrdjt  iari,  und  über  [KQä](r)ig  o  yQvaoyöog  aus 
Kyllene,  r\  ti  JJavr ali\ovr'\i  y\  et  n  allo  övofia  (seil,  aiirüi  iari),  und 
durch  die  ähnliche  Formel  in  der  Kaufurkunde  aus  dem  Jahre  151  n.  Chr. 
in  BGU  887,  3:  ^uQCaro  fv  ayoncl  .  .  .  xooäaiov  2La/x ßar (Sa  rrjT  fisrovo- 
^  aa&fTaav  Ax)r]va'tSa  Tj  itrivi  It^qm  ovöjuari,  xai f  Trat,  yivsi  <pQvy(av\ 
Wir  erfahren  auch,  daß  Umnennung,  d.  i.  Ersatz  des  barbarischen  Namens 
durch  einen  griechischen,  die  Veranlassung  zur  Verleihung  des  zweiten 
Namens  war.  In  BGU  316,  12  aus  dem  Jahre  359  n.  Chr.  wird  nur  ein 
Name  des  Sklaven  "AQyovrcg,  yivi  räXXog  erwähnt,  doch  wird  auf  die  Mög- 
lichkeit des  Vorhandenseins  oder  des  zukünftigen  Dazutretens  weiterer 
Namen  hingewiesen  durch  die  Formel:  ti  xai  tY  rivi,  iriQCü  oröfiari, 
xaXTrs  i]  xkrid^[i]aeTai,]\  Ähnlich  Zrtifavi] — ZtUfavovg  rj  xai  rtvii  drö- 
/uari  xakfTrai  fj  xXrjx^i^aiTac  auf  S.  124.  —  Zur  Dreinamigkeit  vgl.  auch 
S.  102.  115.  123  und  Glotta  IV  82.  100.  105.  120  f.  132.  134u.  ('A^iog  Ai- 
Xiavog  6  vecüTfQog  ^lövi-og.) 

2)  In  den  westlichen  Provinzen  des  römischen  Eeiches  finden  sich 
folgende  Spitznamen  als  Supernomina:  (Die  beigefügten  Seitenzahlen  be- 
ziehen sich  auf  Glotta  IV):  a)  aus  Kinderstubennamen:  3Iicine  (85) 
CIL  5,  6260  Mailand.  Nitia  (100)  CIL  8,  5260  Prov.  Afrika.  laia  (115) 
CIL  11,  1118  Parma.  NlvvaQog  (117)  IG  14,  1715  Kom.  —  b)  aus  Tier- 
namen: ntrQoxöoa-^  (84)  IG  14,  1517  Rom.  Pru7ie  (96)  CIL  2,  3495 
Spanien.  3Iannuius  (97)  CIL  5,  4488  Brixia.  Cardelus  (100)  CIL  8, 
3834  Lambaese.  Fasser  (134)  CIL  3,  11045b  Brigetio.  Avxlaxog  (140) 
Inschr.    Olympia  793.     B^tyxog  (143)    Herondas    Miraiamb.    2,  73    (vgl.  zu 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      [  17 

Die  große  Menge  der  ägyptischen  Doppelnamen,  die  weit 
größer  ist  als  in  irgend  einem  anderen  Teile  des  römischen  Reiches, 
soll  hier  nur  in  ausgewählten  Beispielen  vorgeführt  werden,  ohne 
Berücksichtigung  von  Namenspaaren,  in  denen  beide  Namen 
griechisch  oder  beide  ägyptisch  sind  und  in  keiner  Beziehung  zu 
einander  stehen,  oder  in  denen  sich  kein  Grund  für  die  Wahl  des 
Supernomens  erkennen  läßt. 

Oft  sind  beide  Namen  oder  einer  von  ihnen  vom  Vater, 
der  Mutter  oder  den  Großeltern,  bei  Sklaven  vom  Freilasser 
-ererbt. 

A)  Identität  beider  Namen  des  Sohnes  oder  der  Tochter  mit 
beiden  des  gleichfalls  doppelnamigen  Vaters  besteht  z.  B.  bei 

Jioöw  Qog  0  -/.al  nlawv,  Vater  und  Sohn  aus  dem  Jahre  72/73 

n.  Chr.,  P.  Lond.  II  47,  24  (260)  und  53,  185  (260)  und  bei 
^VQiqXia  ^uävzLoyi^iri  r^  /.al  z/iovvola  ■d^vy.^^vrcoxov  zov  Y,al 

Jiovvaiov    aus   dem   Jahre   306  n.  Chr.,    P.  Oxy.  102,  4. 

Interessant  ist  die  Art,  wie  der  Name  "^viioxog  in  ^Avtlo- 

XiTj  moviert  erscheint  ^). 

B)  Der  erste  der  zwei  Namen  stammt  vom  Vater  oder  der 
Mutter,  und  zwar  a)  vom  Vater  in  folgenden  Fällen: 


diesem  Spitznamen  den  neuen  Beleg  aus  Eretria  bei  F.  Becbtel,  Eretrische 
Namen  KZ  45  [1912]  149).  —  c)  aus  Bezeichnungen  von  Gegenständen: 
Panniculus-Suba7ias  (122  f.)  CIL  6,  10117.  Buttin  (127)  CIL  9,  147 
Brundisium.  Castaniola  (127)  CIL  9,  1205  Aeclanum.  Caccahus  (128) 
CIL  10,  6390  Tarracina.  KvxXoßökog  (137)  IG  3,  1149.  ZvfxxpiXig  (138) 
IG  3,  1199.  —  d)  aus  Adjektiven,  die  körperliche  Eigenschaften 
bezeichnen:  iSpaiiius  (103)  CIL  8,  10588.  Tripeccio  (117)  CIL  6,  17857. 
^'tKpÜQiog  (117)  IG  14,  956  A3  Rom.  3Iacrinus  (121)  IG  6,  15191. 
<PttXccxQi(DV  (133)  Cagnat,  Inscr.  Graec.  ad  res  Rom.  pert.  1,  743  Traiana 
Augusta  in  Thracien.  Macer  und  Rufus  (133)  CIL  3,  703  Philippi.  Avq. 
Mäyva  /j  xal  'Eq/xiovi]  (136)  IG  3,  908.  —  e)  aus  Adjektiven  oder  Sub- 
stantiven, zur  Verspottung  geistiger  Eigenschaften:  Vagulus  (85. 
125)  CIL  6,  13213.  Drimyius  (93)  CIL  12,  3350  Nemausus.  tialaputius 
(103)  CIL  8,  10570,  4,  29.  KivxQlxtg  IG  3,  1379  (139).  Dazu  Kvxko- 
ßölog  (s.  0.  137).  —  f)  Eigentümlichkeit  der  Kleidung  ist  ausgedrückt 
durch  Caligatus  (101)  CIL  8,  2848.  —  g)  Der  Beruf  durch  Nnnnica 
(114)  CIL  11,  941  Mutina,  'EoQräa,,og  (135)  IG  3,  129,  Rusticulus  (127) 
CIL  9,  1826  Benevent.  —  h)  Aus  Bezeichnungen  der  Heimat  s.  S.  129. 
—  Vgl.  überdies  Glotta  IV  82  ff.  104  ff.  und  die  aus  Spitznamen  erwach- 
senen Supernomina  Kleinasiens  und  Syriens  auf  S.  133  ff. 

1)  Vgl.  die  ähnlichen  Fälle  auf  S.  107  ff.  —  In  einem  Falle  stammt 
der  erste  Name  des  Trägers  des  Doppelnamens  vom  Vater,  der  zweite  von 
der  Mutter  {Zaoan^cjv  ö  xal  KkKQog,  Vater  Sarapion,  Mutter  Clara)  a.  S.  119. 


118  ^-  Lambertz 

MaQexpijfJ-ig  og  '/.al  Kaiewg  MaQexp'^iJ.L[g]  aus  dem  Jahre  46 

11.  Chr.,  P.  Teb.  383,  47. 
uiovKia  rj  yf.al  Qaioag  ylovvüov  jwrjr^og  2ivdwviog  zrjg  ©ecovog 

TleQOELvrj  aus  dem  Jahre  94  n.  Chr.,  P.  Oxy.  270,  5. 
nc'aT{ovf.iog)    6  yial  'i3^(og)    noaT{ovf.iov)   TIerExw{vai)   Usts- 

l-ieiviog  aus  dem  Jahre  122  n.  Chr.,  P.  Leipz.  67. 
TtUQCt  ^LOVvoovTOg  arteXevd^tQag  z/iovvolag  ^ lovvoIov  tov  '/.al 

Xg-rioif-iov    J Lovvoiov    an    ^O^vgiyxcov    TtoXewg    aus    dem 

Jahre  132  n.  Chr.,  P.  Oxy.  478.     Der  Name  erbt  sich  also 

vom  Großvater  über  den  Vater  auf  die  Tochter,  von  dieser 

weiter  mit  anderem  Suffix  auf  die  Freigelassene  fort  (siehe 

S.  123). 
üaK^ßy-ig   6  /.al    Zt6aLi.iog  naxr^ßvuog   aus   dem   Jahre   162 

n.  Chr.,  P.  Teb.  291,  46. 
^adaläg    b   %.   (DavoT[L\Lov    ^adaXov    tov    ^^/.ovoil{aov)    aus 

römischer  Zeit,  P.  Lond.  II  58  (261)  164. 
MoXeaiwv  6  /al  2aQaTco-/,dvco7tog  Moleolcovog  aus  dem  Jahre 

166/7  n.  Chr.,  BGU  324,  7. 
'u47tol{Xiov L 0 g)  STt{r/.aL)  '^Qqiw(v)  ^^/voXXmvi'ov  aus  dem  Jahre 

188  n.  Chr.,  P.  Oxy.  1112,  2. 
^aqaiciwv   o  /al  '^QiOTO/Xrjg  2aQa7cia)vog    aus    dem  Jahre 

203  n.  Chr.,  P.  Oxy.  1113,  8. 
nroXefxelvog   6  /al   2aQixäxiqg,    Sohn    des   FlTolefA-slvog,   P. 

Oxy.  43.  891  aus  dem  Jahre  294/5  n.  Chr.,  s.  S.  103  u.  129. 
2vQa  Ti  /al   loctQLOv  TOV  2vQov  C.  P.  Rain.  215. 

b)  von  der  Mutter: 
zfiovvala   7j  /al    Taa(.i6ig   rj   J L[ovvoiag^    aus    dem   Jahre    77 

n.  Chr.,  P.  Oxy.  242,  9.     (Zu  Taa^ioig  s.  unten.) 

C)  Der  zweite  Name  ist  vom  Vater  oder  der  Mutter  ererbt, 
und  zwar  a)  vom  Vater: 

Jltolsfxalog  6  -/al  JJe&evg  TtQEoßvTSQog^)  tov  JTed'eiog  aus 
dem  Jahre  88  n.  Chr.,  P.  Lond.  II  182  (141)  3.  Er  heißt 
in  Z.  6  bloß  Ilsd^ea,  in  Z.  9  bloß  Ilsd^el,  der  ägyptische 
Name  scheint  also  sein  eigentlicher  Rufname  gewesen  zu 
sein  2). 

u^oyylvog  o  y.al  ^^TtoXXtovtog  ^^Tiollioviov  ^ijvgdg  Ta7VQ\d- 
^ea}\g  Ttjg  JT^a^«(wg)  aus  dem  Jahre  94  n.  Chr.,  P.  Lond.  II 
28,  1  no.  257.    (Zum  Namen  TänQa^ig  der  Mutter  s.  unten.) 

1)  s.  S.  110.  2)  8.  S.  103. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche     119 

Evdaiixcov  o  /.al  ]A/uöig  'AfioiTog  zov  ^agaftliovog  aus  dem 
zweiten  Jahrh.  n.  Chr.,  P.  Oxy.  493,  14. 

^u47ToXXcüvdQiov  tj  xal  ^^QiOTavÖQa  ^udQiatdvÖQOv  /nrjZQog  Ji- 
dvfxrig  aus  dem  Jahre  200  n.  Chr.,  P.  Oxy.  899. 

M.  Av.  Mix/.aXio)v  6  Aal  Qe6q)t'kog  ist  Sohn  des  MäQiiog 
Avqrikiog  QeocpLXog  6  /.al  !^^[^]o(5/atog,  dieser  Sohn 
des  M.  ^v.  Evdaifxwv  6  yial  ^AcpQodloiog  aus  dem  3.  Jahrh. 
n.  Chr.,  Cagoat,  Inscr.  graec.  ad  res.  Rom.  pert.  1,  1083 
(Alexandria). 

^VQ.  Evdaifxwv  6  /,al  'Egi-üvog  '^Eq^ivov  aus  dem  Jahre  286 
n.  Chr.,  BGU  922,  5. 

"Hqwv  IlaiiifAivovg  tov  /,al  ''Hgcovog  "Hgcovog  f-irjTQog  Magcovidog 
Ttjg  xal  ^vgag  BGU  254,  7.  Vgl.  '^HQaytlijg  b  x[at]  "Hq(ov 
"Hgcovog  vlög  aus  Pselchi  in  Nubien,  CIG  ö084  auf  S.  125 
und  einen  auch  hierher  gehörigen  Fall  S.  112. 

jLOvvGLog  6  y.al  ^Afj.6ig  Oaviov  rov  ymI  ^^i-iol  tov  Oavlov 
/urjTQog  Z'qvaQLOv  xrjg  Jiovvaiov  aus  dem  Jahre  79  n.  Chr., 
P.  Oxy.  243,  6.  Wir  können  in  diesem  Falle  die  Namens- 
vererbungen durch  vier  Generationen  hindurch  verfolgen: 

Dionysios 

1    . 
Phanias  verm.  m.  Zenarion 

Phanias-Amois  (zu  Amois  s.  unten) 

Dionysios-Amois 
b)  von  der  Mutter: 
^agaftiiüv    6    -Aal    KXdqog    2aQan:ta}vog    zov     Hqai^lddov 
fiTjTQÖg  Kldgag  rijg  NagyiloGov  aus  dem  Jahre  94  n.Chr., 
P.  Oxy.  270,  5.     Der    erste  Name   ist  also  vom  Vater,   der 
zweite  von  der  Mutter  ererbt  (s.  zu  diesem  Falle  Gruppe  A). 
[.  .  .]/a  ij  /.al   Tarcrioig   fxtjiTQÖg)    TarCTJOLog  aus  dem  Jahre 
201/2  n.  Chr.,  BGU  577,  13. 
D)    In    mehreren    Fällen    erscheint    der   Name    des   Vaters 
beim    Sohne    oder    der   Tochter    in    veränderter    Form 
wieder  1),  z.  B.  bei 
Wevvr/oig  o  /.al  Kqovqig  tov  "Qqov  Wgotjg  Ttjg  Imyovrjg  aus 
dem  Jahre  107  vor  Chr.,  P.  Grenf.  II  23  a;  der  Vater  heißt 
Horus,  der  Sohn    Sohn  der  Isis    (d.  i.  Horus)^). 


1)  Vgl.  E.  Herzog,  Namensübersetzungen,  Philologus  56. 

2)  Vgl.  S.  106  ff. 


120  ^-  Lambertz 

^HQtodrjg  6  y.al  IIeTev€q)Q'^g  tov  XaiQrji.iovog  legitog  2ovxov 
■/,tX.  aus  dem  Jahre  128  n.  Chr.,  P.  Lond.  II  p.  15,  1  (299)  5. 
TlE.TEVEq)QTqg  ist  „der,  den  Nephres  oder  Nepheros  schenkt". 
Nepheros  ^)  ist  ,,der  mit  dem  schönen  Gesichte",  ein  Götter- 
epitheton, dem  der  Name  A'afpj^'juwv  einigermaßen  bedeutungs- 
verwandt ist.     Ebenso   liegt  das  Verhältnis  der  Namen  bei 

^oovavg  6  /.al  Neq^egcog  XaQiÖTqfxov  aus  dem  Jahre  159/160 
n.  Chr.,  BGÜ  239,  4.  Derselbe  Vatersname  vererbt  sich 
wieder  in  anderer  Weise  auf  die  Tochter  in  XaQLXLOv  1^  xal 
TaoovxaQLOv  Xagidtj^ov  P.  Fay.  100,  4,  s.  S.  126. 

r[a7iovT[cd]g  [b]  x(at)  ^corig  UartEixog  tov  II a  tv  Eeltog  UeQOrig 
T.  e.  aus  dem  Jahre  146  n.  Chr.,  P.  Lond.  208  (310)  5. 

/liÖElg  rj  xal  IIzoXXaQOvg  UroXef^atov  aus  dem  Jahre  159 
n.  Chr.,  P.  Amh.  90,  20. 

E)  Beachtenswert  sind  folgende  Fälle,  in  denen  der  zweite 
Name  den  Namensträger  lediglich  als  „Kind  des  X"  bezeichnet: 

^UQa/tovg  7j  /.al  Taöioyag,  d.  i.  „die  des  z/ioyäg  =  .Jioyevrig"^), 
ist  die  Tochter  des  Jioytvrig  6  yial  Ilavaaviag,  aus  dem 
Jahre  173/74  n.  Chr.,  P.  Oxy.  1044,  4. 

^lovvaia  ri  xal  Taa^öig  Ttjg  Ji[ovvGiag\  aus  dem  Jahre  77 
n.  Chr.,  P.  Oxy.  242,  9.  Der  Fall  wurde  schon  unter 
Gruppe  B,  b)  erwähnt,  da  der  erste  Name  des  Namens- 
paares mit  dem  Namen  der  Mutter  der  Namensträgerin 
identisch  ist.  Der  zweite  Name  Ta-a^6ig  bezeichnet  die 
Namensträgerin  als  „die  Tochter  des  Amois^'-^). 

'AnoXXwvwg  ^'EQOJTog  tov  ^'EQOj[T]og  (.nqTQog '^qiötlov  Xeyö/xevog 
b  lov  ^'Egwaxpa  ^vKOTroXsLTrjg  aus  Lykopolis  in  der  Thebais 
CIG  4710.  Da  ^a  unbetonte  Form  für  ^ev  =  Wt^ge 
(koptisch  der  Sohn')  ist,  heißt  der  Mann  aus  Lykopolis 
also  Apollonios,  der  auch  genannt  wird  ,,der  [seil.  Sohn] 
des  Erossohnes'-'- ,  Sohn  des  Eros,  des  Sohnes  des  Eros, 
stammend  von  Aristion  als  Mutter'.  Der  Stammbaum  ist 
folgender: 


1)  Vgl.  W.  Spiegelberg,  Ägyptische  und  griechische  Eigennamen  aus 
Mumienetiketten,  S.  19*. 

2)  s.  Glotta  IV  122  f. 

3)  Amois  ist  ein  beliebter  ägyptischer  Name.  Vielfach  wird  er  mit 
Jioviaiog  zusammengestellt.  Z.  B.  Jtovvotog  6  xccl  'A/xoig  P.  Oxy.  1061,  1.  27 
aus  dem  Jahre  22  v.  Chr.,  P.  Oxy.  346  aus  dem  Jahre  100  n.  Chr.,  P.  Oxy. 
243,  6  aus  dem  Jahre  79  n.  Chr.  (s.  S.  119),  P.  Leipz.  120,  2  aiis  dem  Jahre 
89  n.  Chr. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      121 

Eros 

I 
Eros  verm,  mit  Aristion 

.  I  c  .„ 

ApoUonius  —  o  rov   Egcooxpa  (der  Sohn  des  Eros- 
sohnes, d.  i.  der  Erosenkel).  —  Ebenso 

XaiQtjfxcov  eur/.aXov{fx€vog)  6  rov  IIXefifj.eoav,  2.  Jahrh.  u.  Chr., 
BGU  277  11  31). 
In  manchen  Fällen  sind 

F)  beide  Namen  oder  einer  von  beiden  vom  Großvater  oder 
der  Großmutter  des  Namensträgers  vererbt: 

i^QtjTOvg  ^  /mI  '^HQCovovg^)  oder  ^iQiqlia  ^A.  rj  z.  '^H.,  einmal 
auch  f.ir,TriQ  ^vqrikia  'Hgwrovg  (sie!)  tj  /.al  ^^qrjvovg 
(sie!)  heißt  die  Großmutter,  ihr  Sohn  heißt  '^'Hqwv,  dessen 
Tochter  genau  wie  die  Großmutter  u^vQiqlia  "^Qr^zoig  iq 
ytal  "HQüJvovg.  (Anfang  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Hermupolis, 
P.  Leipz.  9,  4  und  P.  Fior.  56/58). 

Der  Großvater  des  schon  in  Gruppe  A)  zitierten  J lödiaqog 
c  y.al  nloiov,  der  seine  beiden  Namen  dem  einen  seiner 
beiden  Söhne  vererbt,  heißt  JiödioQog.  Dessen  Sohn,  der 
Vater  des  JiodwQog  6  y.ai  IIlöwv,  führt  eine  Kurzform  von 
JioöojQog,  nämlich  Jidäg  ( —  das  auch  öfters  als  Kurz- 
form von  Jiöi\uog  erscheint  — )  als  Namen.  Ein  Enkel  des 
JiödwQog  bv-ai  Uioiov  des  Alteren,  der  Sohn  eines  zweiten 
Sohnes  l^fx/xtuviog ,  heißt  wieder  nach  dem  Großvater 
nlowv.  Folgender  Stammbaum  möge  die  Namensvererbung 
veranschaulichen : 


1)  Zwei  Fälle,  in  denen  die  Tochter  durch  ihren  Namen  bloß  als 
„Kind  des  bzw.  der  x"  bezeichnet  wird,  seien  hier  angeschlossen,  obwohl 
in  ihnen  keine  Doppelnamigkeit  vorliegt,  nämlich:  Tänga^tg  ?j  TlQä^Ewg 
aus  dem  Jahre  94  n.  Chr.,  P.  Lond.  II,  28,  1  Nr.  257.  Aus  der  Kauf- 
urkunde P.  Oxy.  1149,  7  ayoQäaaL  naga  TaOaQan Coivog,  ov  f/si  äovXov 
ZaQan io)va  usw.  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  ist  zu  erschließen,  daß  der 
Vater  der  TccaaQunicjv,  deren  Name  ^die  Tochter  des  Sarapion  bedeutet, 
Sarapion  geheißen  hat,  zumal  der  Sklave  der  Tochter,  jedenfalls  nach  dem 
Vater  der  Herrin,  Sarapion  heißt. 

2j  Man  beachte  auch  die  Übereinstimmung  des  Suffixes  -ovs  in  den 
beiden  Namen  des  Namenspaares,  s.  hierzu  S.  127. 


122  M-  Lambertz 

Diodoros 

\    ' 
Didas 

I 
Diodoros-Piso  verm.  m.  Herais 


Diodoros -Fiso  Ämmonios 

I 
Biso. 

Die  Familie  lebt  im  1.  Jahrh.  n.  Chr.,  P.  Lond.  II  47,  24 
(260)  und  53,  185  (260). 

Falcüv  c  '/.{al)  J t6öiüQo(g)  ''HQa-/.leio{v)  xov  J loÖioqov  aus 
dem  Jahre  72/73  ii.  Chr.,  P.  Lond.  II  48,  42  (260). 

/^Lov{voiog)  6  xal  ^^xovo[i]X{aog)  z/iov  tov  Jlov.  \t\ov  /,al 
^A/uciT[o]g  aus  Oxyrhynchos,  89  n.  Chr.,  P.  Leipz.  120,  2. 

2i'Qa  7j  xal  Fadgiov  uäcpQodioiov  tov  2vqov  C.  P.  Rain.  22. 
Der  zweite  Name  ^ladgiov  ist  bedeutungsverwandt  mit  dem 
Namen  des  Vaters  der  Namensträgerin  ^^cpQodioLog. 

Evöai^ovlg  rj  xal  Oivvvg  /JrifxrjTQiov  Evdaifxovog  P.  Fior. 
46/48. 

'^EqixiTtTtog  o  y.al  l^Q7to'/,QaTi(ov  '^^qiwvog  TtQEoßvciqov  xov  '^Eq- 
(.Utttiov  aus  dem  Jahre  160/61  n.  Chr.,  P.  Oxy.  1109,  1. 
Auch  in  diesem  Falle  ist  der  erste  Name  des  Namenspaares 
vom  Großvater  überkommen,  der  zweite  bedeutungsverwandt 
mit  dem  des  Vaters. 

^ AnoXkMviog  o  /.al  Evöaifxiov  z/rjf.ir]rQiov  Evdatf.iovog  aus 
Hermupolis,  222  u.  Chr.,  P.  Gießen  33. 

u^vQrjkiog  JioayiOQog  -/.al  (sie!)  '^EXldö[iog]  S7tly.X7]v^^Ait)Q£LTrig^) 
aq^ag  ßovXEvrrjg  ist  der  Sohn  der  ^vQr]Xia  rj  J ioo/,6qov 
und  Bruder  der  J ioov.6Qaiv[a  tj  x]at  Erjaoöcoga,  Cagnat, 
Inscr.  graec.  ad  res  Rom.  pert.  1,  1097  (Kom-Khanziri  in 
Ägypten)  und  Hogarth,  Journ.  Hell.  Stud.  24  (1904)   10. 

L^TToAAwv  tvagxog  dqxLEQevg  rcov  v.vqlcov  ^eßaaxöJv  vibg  ^rcoX- 
Xtoviov  tov  xal  yteiovidov  tov  ^eXevxov  tov  Isqaxog 
vecoTeQOv  udewvidov  Traviiov  ag^isgecov  tlov  '/.vqIüjv  2eßaaTüv 
aus  Alexandria,  2.  Jahrh.  n.  Chr.;  Cagnat,  Inscr.  Graec. 
ad  res  Rom.  pert.  1,  1060.     Stammbaum: 


1)  Über  die  Dreinamigkeit  s.  S.  116. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      123 

Hierax  neoteros  Leonidas 

Seleukos 

Apollonios  -Leonidas 

I 
Apollon. 

G)  Der  eine  Name  des  doppelnamigen  Sklaven  und  der  der 

Herrin    haben    Beziehung    zu    einander i)    in    P.    üxy.    1149,   7 

(2.  Jahrb.   n.  Chr.):    ayoqaocn   Ttagd   TaaugaTticovog   (s.  S.  121 

Fußn.  1)),  ov  EX^L  öovXov  ^agaTtiiova  r[b]v  y.al  [r\dtü)va^). 


1)  Über  ^Sklavennamen  nach  dem  Namen  des  Herrn'  handelt  ausführ- 
lich W.  Copalle,  de  servorum  Graecorum  nominibus  capita  duo,  Marburg 
1908,  S.  2  ff.  I.  Servi  ab  heris  denominati. 

2)  Zur  Namensvererbung  vgl.  auch  S.  112'^).  115.  Zur  Namens- 
vererbung auf  Grund  von  Gleichklang  der  Namen  s.  Qictvovg  Mutter,  O^cov 
Sohn  auf  S.  115.  —  Derselbe  Brauch  läßt  sich  auch  in  den  westlichen  Pro- 
vinzen des  römischen  Eeiches  nachweisen.  Auch  dort  finden  sich  A)  Fälle, 
in  denen  beide  Namen  des  Sohnes  oder  der  Tochter  vom  Vater  ererbt 
sind,  z.  B.  Volusia  Long  in  a  q.  et  Dionysiodora  ist  die  Tochter  des 
Dionysiodorus  Longinus  (Glotta  IV  81),  Candidia  sive  Martinia 
DigniUa  die  des  C.  Candidius  Martinus  (ebendort),  letztere  aus  Ger- 
manien, die  erstgenannte  aus  Eom.  —  ßa)  der  erste  der  Namen  ist  vom 
Vater  ererbt,  vgl.  Glotta  IV  101.  117.  126.  135.  136.  138.  139.  140.  141.  142. 

Aus  Afrika:    L.  Annaeus   Salvianus   qui  et  Crenientius,    Sohn    des  Sal- 

vianus. 
Aus  Poetovio:    Gallonia  M aritima  quae  et  Epicharis  Tochter  des   Gullo- 

nius  M arit im  u s. 
Aus  Eom:  M.  Anneus  Paulus  Petrus,  Sohn  des  M.  Anneus  Paulus. 

Mü^vfia  jj  xal  Ei^r^vr],  Tochter  des  Mä'^i^og. 
Aus  Hypata  in  Thessalien:  4>t,ksQ(i}g  6  xal  Atovxiaxog  4^tXeQ(üTog. 
Aus  Athen:  l-ld-rivatog  6  xKl'EnacfQÖd^HTog  Ad-rjvüffuXog,  Sohn  des  'A&rjvaZog, 
AbiaCx^tog  u  xul  QccXrig  Jwaid^^ov. 

MäQ.  AvQ.  [^Kak^XlifQMV  6  [xat]  'pQOVTetvog  [KaX]li(fiQovog. 
Aus  Olympia:  ^AnoXXwv log  AnoXXwviov  6  xul  Tißiqiog. 

[^Z6<f>(i)\v  2l6(f(ovog  6  xal  ylvxCaxog. 
Aus  Sparta:  A afioxXrig  Aa/noxXs'ovg  6  xal  ^PiXoxQUTTjg. 
Aus  Thasos :  AQiaTOXQÜT  rjg  Aqiöj  oxQarovg  6  xal  Zwaifiog. 
Aus  Samothrake:  KöXXig  KöXXiS og  6  xal  MÜQeig. 
't'tXoxQccTTjg  6  xal  EialSwQog  <PiXoxQdTovg.   — 
Bb)    der  erste   der  zwei  Namen  ist  von  der  Mutter  ererbt,    s.  Glotta  IV 
136.  142:  AvQ.  Mäyva  ^  xal  ^Eq/hcövi],  Tochter  der  Av().  Mäyva  aus  Attika. 
AQiaToxQÜTTjg  6    xal  nu(iä[xovog,    Sohn    der  Aqiot oxqüt r]a   aus    Thasos. 
Ebenso  bei  dem  Zirkuskutscher  Audollent,  def.  tab.  166  'Pearovrog  og  [xal] 
AQjixäxiüv,  ov  hi[xiv  |U]»jTijp  'PtOTovTa.  —  Ca)  der  zweite  Name  ist  vom 
Vater  ererbt,   s.  Glotta  IV  116.  132:    Aus  Eom:    M.  Aurelius  Faustus  qui 


124  ^-  Lambertz 

Oft  ist  der  eine  der  beiden  Namen  eine  Kurzform  des  an- 
dern oder  von  demselben  Stamme  mit  einem  andern  Namen- 
bildungssuffix abgeleitet,  oder  die  beiden  Namen  haben  bei 
verschiedenen  Stämmen  gleichklingendeBildungssuffixe. 
a)  In  den  beiden  Namen  liegt  bei  gleichem  Stamme  ver- 
schiedene Weiterbildung  vor  in: 

IlccvXrifxig  o  /.al  IlavXlvog  aus  dem  Jahre  188  n.  Chr.,  P.  Oxy. 

1110,  14. 
[n]st.vaQovg  rj   a(xI  Ilelva  aus  demselben  Jahre,    P.  Oxy.  1110. 
^lovXiog   '^noDuüviog   o  v.ai  l^TtoXivägiog   aus    dem   2.  Jahrb. 

n.  Chr.,  BGU  865,  1  »)• 
^q)Qod LTTjg,    cog  de  eni  tlgl  [xaXelzaL]  ^^q^QOÖ[L]TOVTog   ajte- 
X(Ev{>fQag)  usw.  aus  dem  Jahre  195/6  n.  Chr.,  BGU  55  II  1. 
//idvfxog    0  '/.al  Jidv/nicov   dgxieQaTEvoag    aus    dem    Jahre  203 

u.  Chr.,  P.  Oxy.  11131.  7. 
dovlrj   ovo/uari  ^zecfav^    i7iv/.Ey.Xrifievri  ^xecpavovg  i]  '/.al  tlvel 
ovo/uaTi  xalsnai  rj  KlridtjaETai^)  aus  dem  Jahre  293  n.  Chr., 
P.  Leipz.  4,   11. 
^EmlfAiog  ^Egi-ilag  6  /.al  '^EQf.iaCo/.og  aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
er  ist  s^tiOTcczrjg  xov  Movoelov,  Walther  Otto,  Priester  und 
Tempel  im  hellenist.  Ägypten  I  198. 
2aQa7tiag  y  /.al  ^aqajtovg  P.  Fior.  57,  58. 


et  Ckrysaor,  Sohn  des  M  Aurelius  Chrysaor.  —  Aus  Moesien:  Flavia 
Lepidina  et  (sie!)  Silvina,  Tochter  des  Silvinus  Status.  —  Cb)  der 
zweite  Name  ist  von  der  Mutter  ererbt,  s.  Glotta  IV  81.  105.  115.  — 
Cc)  der  eine  der  beiden  Namen  stammt  vom  Vater,  der  andere  von  der 
Mutter,  s.  Glotta  IV  81.  128.  131:  L.Aurel.  qui  et  Sep.  Constans,  Vater 
Septimius,  Mutter  Aurelia  aus  Pannonien.  —  Aus  Benevent:  C.  Caelius 
Bassaeus  u.  s.  w.,  Sohn  des  C.  Caelius  und  der  Bassuea.  —  D)  der 
Name  des  Vaters  erscheint  in  einem  der  beiden  Namen  in  veränderter 
Form:  Glotta  IV  95.  120.  135.  143:  aus  Eom  Vater  Athenodorus,  Tochter 
Tyche  que  et  Athenais.  —  Aus  Spanien  der  Vater  Phoebion,  der  Sohn 
Phoebus  qui  et  2'ormogus.  —  Aus  Thessalien  NixoXaog  6  )(^rifiaT Ct^uiv 
KvSag,  Sohn  des  Ntxwv.  —  Aus  der  Chersonesus  Taurica  ZfßrjQug  ^IX- 
kwrog  6  xai  [.A'\(X[X]is  und  Avq.  OvaXsQios  6  xal  ^OXv/un lavög  aus  Pan- 
tikapaion,  Sohn  äes'OXvfxn  og.  —  E)  Der  eine  Name  beruht  auf  Namens- 
änderung infolge  von  Adoption  in  den  Fällen  in  Glotta  IV  82,  124  unten. 
135  unten.  140.  142.  —  F)  Die  Frau  trägt  den  einen  Namen  nach  dem 
ihres  Gatten  in  Fällen,  die  verzeichnet  sind  Glotta  IV  80.  93.  114.  131. 
134  unten.     Vgl.  dazu  P.  Kretschmer  Glotta  IV  207. 

1)  Vgl.  "W.  Crönert,   Studien  z.  Palaeographie  und  Papyruskunde  her- 
ausg.  v.  C.  Wessely,  4  p.  98. 

2)  8.  S.  116  Fußn.  1). 


Zur  Ausbreitung  des  Supernoraen  oder  Signum  im  römischen  Reiche      125 

b)  In  dem  einen  der  beiden  Namen  liegt  die  Voll  form  eines 
Namens  vor,  in  dem  andern  eine  Kurzform  zu  demselben  Namen: 

OiXo^evoQ    6  A.a.1    0iliaY,og   aus    dem  Jahre    155   n.  Chr.,    P. 

Oxy.  613. 
^Hgay.lijg  6  y.[al]  '^'Hqiov  ''Hgcovog  vlog^)  aus  Pselchi  in  Nubien, 

CIG  5084.    Vielleicht  gehört  auch  C.  P.  Rain.  205  hierher: 

^vqrjXiog  "Hgtov  6  /.al  ^'Hq[.  .  .]. 
'^HQccy.hog  6  y.al  "Hqtov  C.  P.  Herm.  59,  13. 
Hgayilag  b  ymI  '^Hqayi.Xsidrig    [kann    auch    zu  Gruppe   a)    ge- 
stellt  werden]    önoXoyog    aus    dem   Jahre  129    n.  Chr.,    P. 

Oxy.  1024,  2. 
]^ H]Qato-/,og   6  /mI  '^HQa/.Xsiötjg   aus   dem    Jahre    150   n.  Chr., 

P.  Fay.  26,  2. 
KaXaalgig  WavovdJzog  (xri{zQÖg)  QiVTraT^Tog  rrjg  y.{ai)  Oiv^ta- 

TEQtfxr^^{iog)  aus  Syene,  Wilcken  Ostraka  95. 
IlToXlag   ö  vmI   IlTolsfuaiog   aus    dem    Jahre    173/4    n.   Chr., 

BGU  26,  3  Faiüm.     Seine  Schwester  (Zeile  7)  heißt  IIto- 
•         Xe[.iätg^). 
Avqr^Xiog  Nixwv  n  y,ai  lAviy^Tjzog  aus  dem  Jahre  271  n.  Chr., 

C.  P.  Rain.  9  und  1999,  HermupolisS). 
Avqr^Xia  EvdaifAOvig  ^  xal  Evg,  233  n,  Chr.,  P.  Fior.  p.  76*). 

c)  Die  Wahl  der  beiden  Teile  des  Namenspaares  ist  beeintiußt 
durch  ein  Spiel  mit  dem  Klang  des  Namens.  In  folgenden 
Fällen  liegen  in  den  beiden  Namen  ähnlich  klingende 
Stämme  vor: 

HäzQOJv  6  y.al  IldzaXog  BGU  116  II  6^). 

2azaßovg   o  v.al    ^dzvgog   aus    dem    2.  Jahrh.    n.  Chr.,    BGU 

277  II  16). 
'^IfQa^  0  %al  '^HQa'tay.og   heißt   ein    aQXiSQSvg  tcov  ^sßaoztov   in 


1)  Zweiter  Name  nach  dem  Vatersnamen  s.  S.  119. 

2)  Vgl.  z/t6sTg  ?j  xal  IlToXkaQovg,  Tochter  des  ÜToXffiaiog  P.  Amh.  90,  20 
auf  S.  120. 

3)  Vgl.  C.  Wessely,  Mitteilungen  aus  der  Sammlung  der  Pap.  Erzh. 
Eainer  4,  56:  im  Jahre  322  n.  Chr.  heißt  dieselbe  Persönlichkeit  in  einer 
Unterschrift  nur  AvQr]Xiog  Nixwv. 

4)  In  P.  Leipz.  9,  2  (aus  Herraupolis)  heißt  dieselbe  im  Genetiv: 
EiidaifiovCSog  rrjg  xal  Evrog. 

5)  Vgl.  W.  Crönert,  Studien  zur  Palaeogr.  u.  Papyrusk.,  herausg.  von 
C.  Wessely,  II  1902,  S.  42. 

6)  Vgl.  Adolf  Deißmann,  Bibelstudien  184.  Zum  Namen  ZaiaßoCg 
(s.  auch  S.  127)  kann  [^Llan^slg  UtTSriatwg  tov  JTanHTog  /jrjirQog)  TtipoQaKuog 
knixaX{ov[xtvog)  ZaTccßößeojv  BGU  277,  3  (2.  Jhdt.  n.  Chr.)  verglichen  werden. 


126  M.  Lambertz 

Alexandrien  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Cagnat,  Inscr.  gr.  ad  res 
Rom.  pert.  1,  1060.  Auch  hier  hat  vermutlich  bei  der 
Wahl  des  zweiten  Namens,  der  mit  Itazismus  zu  lesen  ist, 
der  Wunsch  nach  Gleichklang  der  beiden  Namen  mitgewirkt. 

Mdgcov  S7irAal{ovfxevog)  Mw  gog,  165  u.  Chr.,  BGU  1046  11221). 

Qswv  6  vxti  Oiuvig  aus  dem  Jahre  93  vor  Chr.,  P.  Teb.  109,  11. 
Vielleicht  war  auch  Gleichklang,  oder  wenigstens  das  Vor- 
handensein gleichen  Anlautes  bei  der  Wahl  der  Namen 
QsodcoQog  0  -Aal  Qt]oevg  C.  P.  Herrn.  127  R.  VI  1,  6  und 
der  Namen  QaiaaQiov  tj  /.al  Qeavio  (die  Tochter  dieser 
Frau  heißt  Gatg)  BGU  124,  7  (187/8  n.  Chr.)  maßgebend. 

Qaiaovg  tj  y,al  Qarjoig,  Sklavin  aus  dem  Jahre  115/6  n.Chr., 
P.  Oxy.  97,   11. 

Ebenso  liegt  in  den  beiden  Namen  der  Xagirtov  tj  ymI  Taoov- 
Xa.Qiov,  Tochter  des  XaQ('di]fiog,  ein  Spiel  mit  dem  Gleich- 
klang vor.  Der  erste  Name  der  Tochter  lehnt  sich  an  den 
des  Vaters  an,  er  ist  eine  Kurz-  und  Koseform  zu  dem 
Vollnamen  des  Vaters  (s.  S.  120,  Gruppe  D).  Der  zweite 
Name  ist  ihr  nur  wegen  des  Lautkomplexes  -xaQi-  verliehen 
worden,  offenbar  wurde  er  in  seiner  Bedeutung  (Deminutiv 
zu  die  dem  Krokodilsgotte  Geweihte')  nicht  mehr  ver- 
standen; P.  Fay.  100,  4  aus  dem  Jahre  99  n.  Chr. 

EvdaQiwv  b  /.al  Evöai'i.icov  aus  dem  Jahre  131/2  n.  Chr., 
BGU  137,  2.  In  den  beiden  Namen  liegt  Spiel  sowohl  mit 
dem  Lautkomplex  Evd-,  wie  auch  mit  dem  Suffix  -cov 
(s.  unten)  vor. 

^^QTSixiaia  r^  -/al  Tavf.iijaig  P.  Fior.  81,  3. 

'E7iäYced-o(g)  6  y.{al)  "Ayad-örtiovg)  öovXog  Wilcken  Ostraka  1482. 

JiovvoLog  tJtol  'Avvg,  ov  trey-sv  '^HQa/.lia  auf  einem  Amulett 
BGU  956  aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr.  aus  Herakleopolis 
Magna  in  Mittelägypten  ^). 


1)  Daß  in  MwQog  ein  ägyptischer  Namensstamm  steckt,  wie  in  Mkqcov, 
MagävtTog,  MctQviTo[.  .  .],  Manaaov).  auch,  hat  W.  Crönert  (Studien  usw.  42) 
erkannt.  Dazu  stellt  er  Möqwv,  MÖQog,  TgCfitogog.  Beide  hier  infolge  des 
Gleichklangs  verknüpfte  Namen  finden  sich  auch  sonst  in  Doppelnamen : 
MÜQcjv  6  xcil  Nsxiaäifr&ig  UtzoaCQLog  P.  Teb.  84,  115  (118  v.  Chr.).  Ilavt- 
(fo^fifxig  Inixctlov^tvog  Möjoog  BGU  2,  9  (209  n.  Chr.)  aus  dem  Fayüm. 
^töay.oQog  6  xal  MwQog  C.  P.  Herrn.  127  v.  I.  11.  MccQOJvlg  tj  xal  Zvga 
BGU  254,  7  (160  n.  Chr.).  Kökhg  Kokhdog  6  xai  MaQfig  IG  12«  206 ^ 
aus  Samothrake  (s.  Glotta  IV  142). 

2)  8.  Ulrich  Wilcken,  Archiv  für  Papyrusforschung  1  (1900)  426.  Zur 
Bildung  Avvg  aus  T''hanasaia,  der  ägyptischen  Form  von  JtovvaCa  mit  miß- 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche     127 

^tQrj.  2aQa7tiu}v  o  x.  '^rtslg  ßovl{svT'^g)  aus  dem  Jahre  253 

n.  Chr.,  P.  Oxy.  977. 
d)    Häufig  finden    sich   zwei  Namen    zu   einem    Namenspaare 
verknüpft,  die  durch  gleichlautende  Namensbildungssuffixe 
einander  angeglichen  sind^): 

&[o]i.ii,wvg  7]  /Mi  ÜQcoTOvg  Ueteöovxov  aus  d.  Jahre  67  n.Chr., 

P.  Teb.  380,  7.     In   derselben  Urkunde  (Z.  19)   heißt  die- 
selbe Person  mit  Weiterbildung  des  zweiten  Namens  Qofx- 

fj.ovv  rijv  xat  ÜQoyxaQovv. 
^u^qjtoxqcctUov  u  ytal  QXeoicov  aus  dem  Jahre  142  n.  Chr.,  BGU 

969,  2. 
"Hqwv  6  Tial  ^agarcicov,  11410  n.  Chr.,  P.  Teb.  317,  20. 
^^vovßicüv    6    y.al    Koloaiiov    aus    Memphis,    180    n.   Chr.,    P. 

Goodsp.  10. 
'^EgiuEivog   o  nal  2aßtvog   aus    Hermupolis,    186/9    n.  Chr.,   P. 

Gießen  32. 
'A(pQodiTOvg   Tj  'Aal  Jr](xaQOvg   a/teXevd^tQa,    2.  Jahrh.    n.  Chr., 

P.  Oxy.  504;  sie  ist  die  Adoptivtochter  der  oben  erwähnten 

QaiGovg  rj  '/.al  Oaijaig. 
£icpsXag  6  y.al  Biqoag  ^agarräzog   ixTqxQog  ^^/toXXwvovtog   aus 

dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  P.  Oxy.  505. 
2aQa7iiiov  o  xal  '^Qqiwv  evagxog   yvftvaoiagxog   aus   dem  Jahre 

201  n.  Chr.,  P.  Oxy.  54,   1.     Vgl.  2aQa7ticov  6  y,al  ^vQitov 

S.  128. 
2aTaßovg  'Ovvto[(pQeiog  .  .]  en:iy.aX(ovfj£vog)  0aXovg  BGU  186,  14 

aus  dem  Jahre  215/6  n.  Chr. 
^vQ.'^'EQf.ieiog  6  y.al  Kgcviog   aus   dem  Jahre  293  n.  Chr.,   P. 

Leipz.  4,  9. 
üctnvov&Log  vlbg  Oiß   tov   ycal  Hovvafxsß   aus   dem  6.  Jahrb., 

Fayiim,    Carl  Wessely,    Studien   z.    Palaeogr.    u.  Papyrusk. 

3,  123  2). 

verständlicher  Auffassung  des  Anfangsdentals  als  des  ägyptischen  weib- 
lichen Artikels,  Hanasaia,  der  Form  nach  Lostrennung  des  vermeinten  Ar- 
tikels, Hanas,  Hanys,  Anys  s.  W.  Spiegelberg  a.  a.  0.  S.  10*. 

1)  Zur  Übereinstimmung  der  Suffixe  bei  beiden  Namen  eines  Namens- 
paares vgl.  S.  112.  115'^).  121 -ä). 

2)  Dieselben  formalen  Beziehungen  zwischen  den  beiden  Namen  eines 
Namenspaares  finden  sich  auch  in  den  westlichen  Provinzen  des  römischen 
Reiches. 

a)  bei  gleichen  Namens  stammen  verschiedene  Weiterbildung, 
s.  Glotta  IV  (die  beigefügten  Zahlen  in  Klammern  bezeichnen  die 
Seitenzahl  in  Glotta  IV): 


128  M,  Lambertz 

Auch  Heimats-  oder  Nationsbezeichnungen  finden  sich  in 
Ägypten  als  Superuomina,  z.  B.  in  folgenden  Fällen: 
"Hqcüv  o  vmI  Ile'Avaig   („der  Aethiope")    aus  dem  Jahre  72/73 

n.  Chr.,  P.  Lond.  II  47,  18  (2G0).     Ebenso 
^EyivOLg  8TiLyMXovf.ievoQ  EvnoQäg,   184  n.  Chr.,  P.  Amh.  78,  5  und 
[.  .  .]  6  /Mi  ney-idg  (Z.  7  Uexiog),  2.  Jahrb.  n.  Chr.,  P.  Lond.  I 

p.  153  (Nr.  109  B). 
E^d/.u)v  6  /Mi  ne-/.va[äg]  aus  Hermupolis,  2.. — 3.  Jahrb.  n.  Chr., 

P.  Leipz.  96  I. 
Sehr  häufig  ist  auch  in  Ägypten  2vQog  als  Beiname,  z.  B.  in: 
Birjyxig   naTxvavT{og)   o  '/cd  2vQog  Wilcken    Ostraka  163,   aus 

dem  Jahre  135/6. 
MaQiovig  tj  /al  ^vga,   160  n.  Chr.,  BGU  254,  7. 
Aiif.uüviog  i7ir/aX[ovfxevog)  [^\vQog,  167  n.  Chr.,  BGU  1046  III  11. 
^ov'/iog    ^vgrjXiog  "^(pQodeiöiog    6    /al    ^\v\Qog    ayogavo^og^ 

215  n.  Chr.,  BGU  362  VIII  20. 
udov/ia  Tj  -/al  ^vQa,  215  n.  Chr.,  ebendort. 
Uxolefxalog  6  /al  2vQog,    3.  Jahrb.  n.  Chr.,    BGU  558  III  14. 
^vQog  ö  '/al  2aQaTcuov  P.  Fior.  10.  88.     P.  Gen.  44. 
uivQriXiog  Evdaif.to)v  o  /al  2v[Qog\  C.  P.  Rain.  183. 

Außerdem  findet  sich  die  Weiterbildung  ^vQtwv  z.  B.  in: 
^vQiiüv  6  '/al  l^S^y^voöiOQog,  179  n.  Chr.,  P.  Amh.  99a  7. 
^vQog  2vQitovog  eTti/aXovfievov  üeve/cc,  193  n.  Chr.,  BGU  515,  3. 
^aqajcuov  6  /al  ^vqUov,  289  n.  Chr.,  BGU  13,  1. 


[Vene]ria  sive   Ven[e]riusa  (114)  aus  Arretium  CIL  11,  1823. 
Ael.  3Iacrinus  Epidianus  qui  et  Epidius  (131)  aus  Sarmizegetusa 
3,  1488.  — 

b)  Vollform  und  Kurzform  eines  Namens  erscheinen  als  Namenspaar: 

Myrismus  sive  ]iJ[i/]ron  (94)  aus  Gallia  Narb.,  12,  4127. 
Ulf  Qo^iaiog  6  xcu  'EncccfiQüg  (119)  aus  Eom  IG  14,  1494. 
üa^fiiv lüjv   6  xcu  MtvCaxog  (132)  aus   Saloniki,    Inscr.  Brit.  Mus. 
CLXXI.  — 

c)  Die  beiden  Namen  haben  ähnlich  klingende  Stämme: 

Magna  quae  Matrona  (93)  aus  Arelate  CIL  12,  684. 
BixtvTia  ij  xal  ^Tjxtvr icc  (105)   Audollent,  def.  tab.  169. 
L.  Antonius  Leo  q.  et  Neon  (128)  aus  Misenum  CIL  10,  3377. 
Alogius  qui  et  Saxxonius  (133)  aus  Dalmatien  3,  14738. 

d)  Die  beiden  Namen  haben  gleichlautende  Suffixe: 

Homulus  sive  Drimy las  (82)  aus  Nemausus  12,  3350. 
lustin a  q.  et  Sabina  (116)  aus  Eom  6,  25793. 
Flavia  Lepidina  et  (sie!)  Sikitia  (132)  3,  5967. 
^-avig  rj  xal  Idd-rivai'g  (141)  aus  Syros  IG  12'',  668. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      129 

Andere  derartige  Weiterbildungen  auf  -iiov  treffen  wir  z.  B.  in : 

[.  .  J\ELToq  rijg  (sie!)  y.al  ^IraXicDvog  C.  P.  Rain.  102. 

'^Hga/.leldrig   o  vml  ^u^gaßiiov,    88   n.  Chr.,    P.  Lond.  II   p.   182 
(141)  2. 
Ferner: 

ÜToKefAelvog.  o  xal  ^aqfxdxific.  s^rjyrjTijg  aus  dem  Jahre  294 
n.  Chr.,  P.  Oxy.  891.  Derselbe  heißt  in  P.  Oxy.  43  (Jahr 
295  n.  Chr.)  zweimal  ^LQt^Xiog  ^agindzrjg  nTolEjuivov, 
viermal  bloß  2aQf.tdrrig,  woraus  zu  schließen  ist,  daß  erstens 
^aQf.iccTrjg  sein  Ruf-  oder  Individualnanie  war^),  zweitens, 
daß  er  sein  Supernomen  ÜTolef-ihog  vom  Vater  ererbt  hat. 

^iTtTioltTtj  7j  xal  '^sir]v^  (d.  i.  ^die  lonerin,  die  Griechin')  C. 
P.  Herm.  127  C  4. 

\^l€Q]avov7Tig  '"leqavovTiEOjg  ejt.  Fegf-iavog  aus  dem  Jahre  185, 
P.  Fay.  66,  2. 

J eXf-iaxiog^)  o  vmI  Ocalevrlvog  oder  Ol.  J elf.iaxig  o  v.a.i 
OL  aus  dem  6.  Jahrb.  n.  Chr.,    P.  Lond.  I  p.  200—2043). 


1)  Vgl.  S.  103  und  118. 

2)  Andere  ältere  Beispiele  für  Supernomina  auf  -ins  in  Ägypten  sind : 
z/i66(0(}og    6  xal  l4fXKTiog    viog  "Hqwvog    tov    xal  ZaqnnCwvog,    188  n.  Chr., 

V.  Teb.  396,  1. 
Aovxiog  Ovcd^Qiog  Aovy.Qr]T lavbg  Mkt iSftog  6  xal  UkwT Cr tog  xal 
Aovxiog   'Egarrtog   ITttvXeiviog    6  xnl  Mtyak^iaiog,    196  n.   Chr.,    BGU 

1022,  5. 
EvönifiO}[v  6  x{ul)]  K[Q6]viog   aus    Hermupolis,   2.-3.  Jahrb.  n.  Chr.,   P. 

Leipz.  93,  11. 
'jöpaxAftJ/j?  i7iiy.cd{ov/xerog)  KeQxeaov[xfio]g  (d.  i.  ^der  aus  einer  Gegend 

stammt,  die  von   Suchos,    dem  Krokodilsgotte,    besiedelt  wurde'),   167 

n.  Chr.,  BGU  1046  III  15. 
OvaXe'Qtog  l4/ufiwvi((vog  6  xai  FeQÖVTiog,  316  n.  Chr.,  P.  Oxy.  53,  1. 
Avaoviog  6  xal  Kltävd-rig,  3. — 4.  Jahrb.  n.  Chr.,  P.  Leipz.  18,  3. 
linokXwviog  6  xal  'PiXoxvQiog ,   4. — 5.  Jahrb.  n.  Chr.,    P.  Leipz.  101,  12. 
'l<aavviu,    rlv   ersxsv  AvaaraaCu   et   xal  Evffirjfiia  (Christin)    aus    dem 

5.  Jabrh.  n.  Chr.,  P.  Oxy.  1151,  13. 
4>k(iviug  'OXi\uni,66(oQog  6  xal  AavyxQiTiog  P.  Fior.  34. 

3)  Auch  in  den  westlichen  Provinzen  begegnen  Heimatsbezeichnungen 
als  Supernomina,  z.  B.:  Phoehus  qui  et  Tormogus  (Glotta  IV  95)  aus  Nord- 
spanien, CIL  6,  24162;  Fortunatus  qui  et  Dacus  (181)  8,  8562;  C.  Tanno- 
niiis  Felix  qui  et  Aquensis  (101)  8,  6311;  Vocontius.  P.  Fl.  Pudens  Pom- 
ponianus  (102)  8,  2B91 ; 'IdQTSfiig  tj  xal  Zi^wvia  KvngCa  (120)  Cagnat,  Inscr. 
graec.  ad  res  Eom.  pert.  1,  1387:  Kaor^gtov  t]  xal  MsXCtt]  (120)  IG  14,  956 
A.  4.  5;  MfkiTivT]  jj  xal  OvQavCa  xal  (sie!) 'I4xr7j  (121)  IG  14,  1844;  C.  Ju- 
lius C.  l.  Ephesius  qui  et  3Iascutius  (122)  CIL  6,  975a  col.  1  1.  45;  M.  TJl- 
pius    Haimnonins,    huic    Baniura    fuit   .  .  .   signum    (102)    aus    Mauretanien, 

Glotta  V,  1/2.  9 


130  M.  Lambertz 

Die  Mode,  Doppelnamen  zu  tragen,  wurde  in  Ägypten  über- 
dies durch  den  Umstand  sehr  gefördert,  daß  die  Könige  aus 
dem  Hause  der  Ptolemäer  durchwegs  Beinamen  führten  i).  An- 
fangs waren  es  lobende  Beinamen,  vom  vierten  Ptolemäer  an  Spitz- 
namen; denn  der  berüchtigte  Witz  der  großstädtischen  Bevölkerung 
Alexandrias  machte  auch  vor  dem  Träger  der  Pharaonenkrone 
nicht  Halt  2).  Außerdem  lebt  der  Name  Alexanders  als  offizieller 
Beiname  in  der  Dynastie  der  Ptolemäer  fort 3).  Daher  begegnen 
wir  auch  noch  in  späterer  Zeit  ^^Is^avÖQog  vielfach  als  Beiname 
von  Ägyptern  *). 


8,  21333;  Beneventanus  qui  et  Aquita  (126)  aus  Benevent,  9,  1766;  Julia 
Cleopatra  quae  et  Lezhia  (127)  aus  Brundisium,  9,  41;  Sallustis  Acathocles 
o  cae  Rodios  (129)  aus  Rhegium,  10,  11;  4'tXCara  r)  xttlo[yfx\ivri  xal  2vQa 
(135)  aus  Atrax  in  Thessalien,  IG  9^,  474.  —  Auch  eine  durch  das  Suffix 
-io  weitergebildete  Bezeichnung  der  Nationalität  findet  sich  als  Signum  in 
CIL  2,  2245  L  Julius  .  .  .  qui  Saxio  d[i.ctus  est?]  aus  Spanien  (96).  —  Er- 
weiterung des  Ethnikons  durch  -ius  zwecks  Namensbildung  liegt  in  fol- 
genden Fällen  vor:  Non.  Saloninus  qui  et  sigjio  Dalmatis  (86)  CIL  3, 
6300;  (103)  8,  2998;  Dalmatius  signo,  prisco  de  nomine  Laetus  (128)  aus 
Capua  10,  3796;  Mpfi'ytot  als|Familiensignum  (126)  IG  14,  968a;  Irene  signu 
Surenti  (125)  aus  ßom  CIL  6,  13044;  C.  Ofilius  Modestus  idem  qui  et 
Asparagius  (127)  (d.  i.  ^der  Mann  aus  Asparagium')  aus  Benevent  9,1915; 
Callidromus  .  .  .  signo  Leucadi  (129)  14,  1877;  "Ä'iiog  AlXiavog  'lövtug  (134) 
3,  1422.  —  Angeschlossen  sei  &rikofiCf^()r]g  (d.  i.  ^der  Phryger')  o  xal  ^Ena- 
fxCvwv  (120)  aus  Rom.  —  Vgl.  die  entsprechenden  Belege  für  Syrien  und 
Kleinasien  S.  140. 

1)  Vgl.  hierüber  Strack,  die  Dynastie  der  Ptolemaeer  112  fiF. 

2)  Hierüber    handelt    H.  Thiersch,    An    den   Rändern    des    römischen 
Reiches,  München  1911,  S.  17. 

3)  z.  B.  P.  Leipz.  1,  1  ßaaiXiwg  ITToXfjuaiov  InixaXov^svov  ^AXf^üvSoov, 
104  V.  Chr. 

BGU    997    II    1    ßaaiXivövTCüv    KXeonäxQKg    xal    IJToXffjaiov     inixaXovfx^vov 

'AXi^ävSQov,  103/2  V.  Chr. 
P.  Fay.  12,  2  ßaaiXn  ÜToXefxaiwt  lnixaX{ovfxivoiL)  ^iXe^dvÖQOJt  y'^ewi  'PiXofi^- 

TOQi,  103  V.  Chr. 
P.  Leyd.  S.  42  u.  ö. 

4)  z.  B.    ^AX^^ctrSgog   6   xal  I^ovxäfifxwv   BGU  3    fasc.   10   n.  324,    aus 
dem  Jahre  166/7  n.  Chr. 

'AXi'^ävSga  rj  xal  'Hgafg  BGU  328  I  4,  138/9  n.  Chr. 
AvQ.  Arj/Lii^TQiog  6  xal  ^A.  dQ/ifQaTevaag  P.  Oxy.  1031,  1;  228  n.  Chr. 
AvQtiXiog  ^HQaxXfCärjg  6  xal  'AXe^avdfiog  C.  P.  Rain.  37,  251  n.  Chr. 
'Entt\(f]Q6{ßBi,Tog)  6  J«(at)  'AXE'^avÖQog  6ovXog  C.  Wessely,  Studien  4,  68. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche     131 

2.  Doppelnamen  in  Syrien  und  Kleinasien. 

Die  nationalen    Verhältnisse   in  Syrien   und    Kleinasien    in 

hellenistischer  Zeit,  die  denen  Ägyptens  ähnlich  waren,  begünstigten, 
wie  schon  erwähnt  wurde,  die  Aufnahme  des  in  Ägypten  ent- 
standenen Brauches,  den  heimischen  Namen  zu  übersetzen.  Daher 
sind  Doppelnamen  von  Syrern,  in  denen  der  eine  Name  die 
griechische  Wiedergabe  des  andern  semitischen  Namens  ist,  aus 
ziemlich  früher  Zeit  erhalten.  In  einer  Bilinguis  aus  Attika  aus 
dem  vierten  Jahrhundert  vor  Chr.  teilt  der  Sidonier  JojnoaXwg 
Jo(.iaviö  mit,  daß  er  dem  ^vTiTtargog  ^AcpQodLolov  aus  Askalon 
den  Grabstein  setze  (IG  2,  2836).  In  der  phönikischen  Fassung 
der  Inschrift  heißt  der  Stifter  mit  etwas  abweichendem  Vokalismus 
Domsillehus^  Sohn  des  Domhanno,  der  Askalonite,  dem*  der  Grab- 
stein gesetzt  ist,  Sem,  Sohn  des  Äbdastart.  Sem  hat  mit  ^Avtl- 
TtatQog  nichts  zu  tun,  es  ist  lediglich  an  Stelle  eines  alltäglichen 
semitischen  Namens  ein  in  jener  Zeit  ebenso  alltäglicher  griechi- 
scher Name  gesetzt.  Der  Vatersname  Äbd-astart,  d.  i.  „Diener 
der  Astart",  dagegen  erscheint  in  ^uäcpQodioLoq  in  seiner  genauen 
griechischen  Übersetzung.  Aus  derselben  Zeit  stammt  eine  Bilin- 
guis im  British-Museum,  eine  Grabinschrift  des  Sidoniers  u^qte- 
j.il6iüQog  '^HXioötoQov,  der  in  seiner  phönikischen  Heimat  Ahd-tanit, 
d.  i.  Diener  der  Tanit ,  hieß  ^),  während  als  phönikischer  Name 
des  Vaters  Äbd-semes  angegeben  ist,  d.  h.  Diener  des  Sonnen- 
gottes'2).  In  beiden  Namen  tritt  -dü)oog  für  das  semitische  Abd- 
ein ;  die  beiden  Sidonier  wollten  sich  also  durch  ihre  griechischen 
Namen  nicht  als  ^Geschenk  der  Artemis,  beziehungsweise  des 
Helios'  bezeichnen,  sondern  sich  dem  Dienste  dieser  beiden  Gott- 
heiten "Veihen    (als     Geschenk    an    den   Gott')^).     Auf   der   Insel 

AvQTikios  ^AXi'iavÖQog  6  xai  \-lvTwvtvog  C.  P.  Herrn.  94. 

AvQ.  ZccQani'cüv  6  xai  ^A.  P.  Teb.  326,  9  aus  dem  Jahre  266  n.  Chr. 

AvQ.  ^A.  6  xal  'AvKüvTvog  BGU  553  III  11  aus  dem  Jahre  262/3  n.  Chr. 

^A.  6  xal  'Eq{.  .  .]  C.  P.  Kain.  125  aus  dem  Jahre  801. 

^Aki'invÖQu  Tj  xal  ZaQaniag  P.  Leipz.  101,  27 ;  4. — 5.  Jahrh.  n.   Chr. 

AvQ.  'A.  6  ;(«(  KooakXiog  C.  P.  Herm.  119  E.  V  2,  u.  ö. 

1)  Zur  Göttin  Tanit  vgl.  z.  B.  Wilh.  v.  Landau,  Beitr.  z.  Altertums- 
kunde d.  Orients  III  (1903)  S.  24,  Kalksteinplatte  aus  Karthago:  „Den 
Herrinnen  Astart  und  Tanit  vom  Libanon  neue  Heiligtümer"  u.  s.  w. 

2)  Über  die  Vertretung  des  semitischen  Gottesnamens  Semes  (vgl.  theo- 
phore  Namen  mit  Zafxai-,  s.  unten)  durch  "HXiog  s.  E.  Herzog,  Namensüber- 
setzungen, Philologus  56  NF.  10  (1897)  41.  Ebendort  über  die  andern  Ver- 
tretungen syrischer  Götternamen  durch  griechische  in  Personennamen. 

3)  Vgl.  dazu  Glotta  IV  119. 

9* 


]^32  ^-  Lambertz 

Malta  1)  ist  gegen  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  vor  Chr.  dem 
'^Hga/.Xrjg  aQyjiyixr]g,  der  in  der  phönikischen  Fassung  der  Inschrift 

unser  Herr  Melkart  Baal  aus  Tyros'  genannt  wird,  von  zwei 
Brüdern  aus  Tyros  eine  bilingue  Weihinschrift  gestiftet  worden 
Die  Weihenden  heißen  Jiovooiog  /.al  ^aquitiiov  o\  ^OQaTtiojyog, 
phönikisch  der  eine  Äbdosir,  der  Vater  ^agaTticov  und  der  andere 
mit  dem  Vater  gleichnamige  Sohn  Osirscliamar.  Es  liegt  in  dieser 
Bilinguis  somit  Gleichsetzung  von  Dionysos  —  Sarapis  —  Osiris  vor. 
Auch  der  Großvater  der  beiden  Brüder  heißt  wie  der  eine  von 
ihnen  zliovvoLoq  oder  Äbdosir.  Ein  jüdischer  TtageuiÖTj/ung  im 
Fayüm  nennt  sich  in  seinem  Testamente  aus  dem  Jahre  23ö/2o7 
vor  Chr.  ^^noXkuviog  \naqETt\iörniog  o  Aal  ovqlotI  ^Icovä&ag  [xa- 
Xsizaiy^);  "Iw-väi^ag  (=  QeodMQog)  ist  durch  eine  freie  Übersetzung 
mit  griechisch  ^^nolXoiviog  wiedergegeben.  Ebenso  ist  Bagreßaüg 
6  yial  ^^TtoXXivaQLog  aus  Nikopolis  in  Kilikien  durch  seinen  ersten 
Namen  als  Semit,  durch  den  zweiten  als  dem  hellenistischen 
Kulturkreise  angehörig  gekennzeichnet.  ^^uolXivaQiog  stellt  die 
sinngetreue  Wiedergabe  des  ursprünglichen  Namens  Baqveßovg  dar, 
indem  ^^rcolliov,  der  Name  des  Orakelgottes,  für  -veß-,  d.  i.  N13: 

Prophet'  eintritt,  während  die  Bezeichnung  für  Sohn  Baq-  und 
die  ionische  Endung  -ovg  durch  die  Ableitung  -aqiog  ersetzt 
werden  3).  Auch  in  dem  griechischen  Namen  Aqs  Bei'kiaßog  o  /.al 
JioSoTog  ^vißedävov,  eines  aQxieQsCg  ü^ecöv  KißoQeiag,  auf  einer 
Inschrift  aus  Deir  el-  'Ashä'ir  am  Nordabhange  des  Hermon  (pub- 
liziert von  Louis  Jalabert,  Melanges  de  la  Faculte  Orientale  de 
rUniversite  Saint  Joseph  2,  279  n.  70  Beyrouth  1906)  sehen  wir 
eine  bedeutungsgleiche  Vertretung  des  semitischen  Namens^).  Aus 
nachhadrianischer  Zeit  (235  n.  Chr.)  kennen  wir  eine  bilingue 
Weihinschrift  (IG  14,  971)  eines  T.  ^vq.  '^HXiodwQog  ''Avziöxov 
^AÖQiavog  JJaX/.ivQ'iqvog^)  aus  Trastevere  au  die  palmyrenischen 
■d'Eol  7taTQcfoL  IdyXlßcülog  und  Malaxßtjlog.  Der  Stifter  führt 
neben  seinem  griechischen  Namen  den  palmyrenischen  Lischmasch- 


1)  S.  hierzu  Joh.  Schöne,    Griech.    Personennamen    als    religionsgesch. 
Quelle,  S.  1. 

2)  Flinders-Petrie    Pap.  II    p.  23;    vgl.   Deißmann,    Bibelstudien   147. 
Schöne  a.  a.  0. 

3)  Vgl.  Deißmann  a.  a.  0.  177. 

4)  Vgl.  B.  C.  H.  19  (1895)  306  und  21  (1897)  64  und  Dittenberger  Syll. 
or.  611. 

5)  Zum  Ethnikon    vgl.  Steph.  Byz.  nük^vQu-   to   i»vixbv  IlaXfivQrjvoi  • 
ot  d'avTol  ^ ASQictvonoXiTai,  fitiiavofiäad^r^auv. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche     133 

Schaadu,  Sohn  des  Jarchus,  des  Sohnes  des  ChaUfuf^,  des  Sohnes 
des  Jarchus.  In  Lischmasch  (vgl.  IG  14,  972  Leshamshi)  steckt 
der  Name  des  Sonnengottes  Semes,  der  durch  "Hliog  wieder- 
gegeben isti). 

Aus  kleinasiatischen  Inschriften  läßt  sich  nur  ein  Fall  von 
Namensübersetzung  in  einem  Namenspaare  nachweisen,  was  aber 
wohl  seinen  Grund  darin  hat,  daß  wir  die  meisten  kleinasiatischen 
Namen  nicht  etymologisieren  können.  Dieser  eine  Fall  ist  der 
Doppelname  EQinoAQdrrjg  6  /MVlfxßQtig  aus  Sidyma  in  Lykien, 
publiziert  bei  Benndorf-Niemann,  Reisen  im  südwestl.  Kleinasien, 
1,  52  1.  29,  der  durch  die  Notiz  bei  Stephanus  Byz.  „^EQf.iov  ov 
IjußgafAOv  leyovoLv  ol  Kägsg^^  Licht  empfangt  2). 

Die  Fälle  von  Doppelnamen  aus  Syrien  sowohl  wie  aus  Klein- 
asien, in  denen  einem  einheimischen  Namen  ein  griechischer  bei- 
gegeben ist,  ohne  daß  sich  Namensübersetzung  nachweisen  ließe, 
werden,  soweit  sie  nicht  schon  in  den  gleich  zu  behandelnden 
Gruppen  erwähnt  werden  müssen,  ebenso  wie  die  Fälle,  in  denen 
zwei  syrische  oder  zwei  einheimisch -kleinasiatische  Namen  zu 
einem  Namenspaare  verknüpft  sind,  zum  Schlüsse  betrachtet 
werden.  Es  sollen  jetzt  die  Namenspaare  folgen,  bei  denen  sich 
für  die  Verleihung  des  Supernomens  ein  Grund  ausfindig  machen 
läßt. 

In  vielen  Fällen  ist  wie  in  Ägypten  und  den  westlichen  Pro- 
vinzen des  römischen  Reiches  3)  der  eine  Name  ein  Spitzname. 
Auf  einer  Inschrift  aus  Lilybaeum  (IG  14,  279)  aus  dem  2.  Jahrh. 
vor  Chr.  heißt  ein  Phoenikier  ^I/nvlx  "[(.iilxiovog  ^Ivißalog  XkcDQog; 
die  Verbindung  6  %al  fehlt  hier  zwischen  dem  semitischen  und 
griechischen  Namen,  wie  oft*).    Aus  Kypros  kennen  wir  aus  helle- 


1)  Vgl.  Zeitschrift  d.  deutschen  morgenländischen  Gesellschaft  18  (1864) 
99,  Nr.  XVI.  —  Vgl.  zu  Namensübersetzungen  auch  den  interessanten  Fall 
von  Dreinamigkeit  des  Philosophen  Porphyrius  aus  der  Zeit  des  Diokletian 
auf  S.  144  Fußn.  >). 

2)  8.  P.  Kretschmer,  Einleitung  358  und  J.  Schöne  a.  a.  0.  7. 

3)  s.  S.  116. 

4)  s.  z.  B.  Glotta  IV  94.  102.  103.  124.  126.  130.  Jede  Verknüpfung 
der  Namen  fehlt  z.  B.  bei  M.  Anneus  Paulus  Petrus  aus  Eom,  Aphrodisia 
Veneria  aus  Capri,  Luminatius  (jregorius  aus  Aquitanien,  Chri/sogone  iunior 
Siricius  aus  Arelate,  Licinia  Snzusa  Elaßon  aus  Nemausus,  Caesia  Bonosa 
Mazica  aus  Afrika.  —  Ein  Teil  der  üblichen  Anknüpfung  fehlt  z.  B.  bei 
Magna  quae  Matrona  aus  Gallien  (Glotta  IV  93),  Villia  Phasis  quae  Ru- 
bellia  Procia  aus  Toscana  (114),  Fonteia  quae  Cl.  Baechis  aus  Eom  (116), 
C.  Julius  Pudens    qui  Dines    aus    Misenum  (80),    Diuppaneus    qui   .Euprepes, 


]^34  ^-  Lambertz 

üistischer  Zeit  einen  TQaTteliTTjg  des  Namens  MiqTQodcoQog  6  stvi- 
vMlov^svog  ^^oßolig  (Audoll.  def.  tab.  27,  12).  Aus  dem  Ge- 
netiv des  Namens  "^oßoliov  ist  zu  ersehen,  daß  der  Nominativ 
^^oßöliog  war,  wir  also  eine  der  häufigen  Erweiterungen  eines 
Apellativums  —  des  Wortes  für  Ruß'  rj  ciaßoXog  —  durch  das 
uamenbildende  Suffix  -ius  vor  _  uns  haben,  und  zwar  einen  sehr 
frühen  Fall  dieser  Art.  Das  Apellativum  aaßolog  selbst  findet 
sich  als  Spitzname  des  M.  ^vQrjliog  JiodcoQog  KoQrjoxog  hciyilyjv 
'Aaßolog  aus  der  Kaiserzeit,  eines  Mannes  aus  Hierapolis  in 
Phrygien  (Le  Bas  V  1687).  Der  Spitzname  bezeichnet  seinen 
Träger  aus  irgend  einem  Grunde  als  den  ,, Schwarzen"  ^).  In  dem 
Beinamen  des  j/iovvaiog  Jtovvöiov  rov  Olliovog,  eines  oly.oöo/uog 
aus  Byblos  (L.  Jalabert,  Melanges  de  la  Faculte  Orient.,  Beyrouth 
1906,  I  144),  nämlich  l^a^tag,  hat  A.  Wilhelm  (Beiträge  zur 
griech.  Inschriftenkunde  222)  die  Kurzform  des  lobenden  Namens 
^'Aanäoiog  erkannt 2).  Lobend  sind  auch  die  Beinamen  der  ^AMcpi)- 
ri  -/.ai  XccQig  aus  Sidon  (Jalabert,  Melanges  1906,  1,  173)  und 
des  Sidoniers  "A.ßaßovg^)  6  ymI  Eu[tv]xrjg  (Jalabert  a.  a.  0.  171). 
Ob  das  Supernomen  des  Malsix[c(]^og^)  6  xat  2iyiXlog  (Jalabert 
a.  a.  0.  1,  155)  aus  dem  Haurangebirge  dem  Namensträger  be- 
sondere Verschwiegenheit  nachrühmt,  wissen  wir  nicht,  ebenso 
wenig,  ob  der  Beiname  KoXäquog  des  Christen  MayJvTiog  Jio- 
yivovg  (Le  Bas  VI  1936 a)  aus  Bostra  ein  Nachkomme  jener  alten 

einem  Daker  (124).  —  Das  Kelativura  fehlt  z.  B.  bei  OvQavia  xal  "Axtt]  aus 
Eom  (121),  C.  Außdius  Asiaticus  et  Gnesius  aus  Amiternum  (127),  A((v&k- 
vovaa  xal  ^AynO^r],  Christin  aus  Sizilien  (129),  Flavia  Lepidina  et  Silvina 
(132)  u.  a. 

1)  Vgl.  Ovid,  met.  3,  218  von  den  zwei  Hunden  des  Aktaeon:  ,,et  ni- 
veis  Leucon  et  villis  Aftbnlus  atris",  und  Thesaurus  linguae  latinae  II 
750  (Diehl). 

2)  Man  vergl.  auch  Fr.  Hiller  von  Gaertringen,  Berl.  philol.  Wochen- 
schrift, 1907,  S.  140. 

3)  Zum  Männernamen  ^Aßaßovg  s.  Le  Bas  VI  2520  (Trachonitis,  Phaena) 
"AXeiog  'Aßaßov.  2420  (Trachonitis,  Rimea)  MaQTttvog  xal  Käaaiog  x(u"AfzfQos 
vtoi  'Aßaßov.  —  Zu  den  Namen  auf  ovg  in  Syrien  vgl.  W.  Schulze,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1893,  226.  —  Vgl.  auch  'AßaßuCri  am  Ende  dieses  Auf- 
satzes. 

4)  MttXtixiu'iog  ist  Weiterbildung  zu  MäXi^og  ==  Mäkyog.  Es  findet 
sich  auch:  'AoveiSog  MaXfi/dd^ov  aus  dem  Jahre  78  n.  Chr.,  Wetzstein,  Aus- 
gewählte griechische  und  lateinische  Inschriften,  gesammelt  auf  Eeisen  in 
den  Trachonen  und  um  das  Haurängebirge,  Abh.  Berl.  Akad.  1863,  318.  — 
Überdies  gibt  es  einen  ^*of  MaXel/aOog  in  'Agraba,  Dittenberger,  Syll. 
er.  423. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      135 

Sklavennamen  ist,  die  die  Androhung  einer  körperlichen  Züchtigung 
enthalten. 

Von  den  Spitznamen,  denen  wir  in  Kleinasien  als  Supernomina 
begegnen,  rühren  zwei  Bezeichnungen  von  Pflanzen  her,  nämlich 
der  Beiname  des  ^vq.  Evtvxi^S  ^EQf.io[v]  sTilxlriv  '^'EXi^  Evf.ievEvg 
aus  Eumenia  in  Phrygien,  dem  dritten  Jahrh.  n.Chr.  angehörig i), 
wenn  e'h^  den  Epheu  bezeichnet  wie  bei  Aristoph.  Thesm.  1000, 
doch  kann  es  auch  als  Adjektiv  aufgefaßt  werden,  das  ^gekräuselt' 
bedeutet;  dann  hätte  der  Mann  ein  dem  lateinischen  Crispus 
gleichbedeutendes  Supernomen.  Zweitens  kennen  wir  aus  etwa 
derselben  Zeit  aus  Termessos  in  Pisidien  einen  MoX-^g^)  '^Egf^aiov 
6  /.al  ^TVQa^,  dessen  griechischer  Beiname  entweder  eine  kriege- 
rische Anspielung  enthält,  wenn  er  den  Lanzenschaft  und  sein 
unteres  Ende  bedeutet,  oder  aber  auf  das  Parfüm  des  Mannes 
anspielt,  wenn  er  den  Gummihai  zbaura  bezeichnet  3).  —  Auch 
Spitznamen,  die  dem  Tierreiche  entlehnt  sind,  dienen  in  Klein- 
asien in  mehreren  Fällen  als  Signa.  Auf  einer  Inschrift  aus  Hiera- 
polis  in  Phrygien  ist  ein  römischer  Unteroffizier  verewigt,  der 
r.  2rjiog  ^iTixog  b  yiaXovfievog  Moaxccg,  Xeyiwvog  (-'xtrig  OTtvitov 
MELXr^Oiog,  heißt,  auf  einer  Fluchtafel  aus  dem  dritten  Jahrh. 
n.  Chr.  ein  "^TtoXXiöviog  6  ^f-inuXiov  6  Noooog,  der  also  die 
Vulgärform  der  Bezeichnung  für  das  Tierjunge  {voooög  =  vBooovg) 
als  Spitznamen  führt.  Ein  Mann  aus  Pergamon,  namens  ^lovl. 
KaqrtocpoQog  6  x[at]  \T]ettl^  (Cagnat,  Inscr.  gr.  ad  res  Rom. 
pert.  4,  281)  trägt  aus  unbekanntem  Grunde  den  Namen  der  Zi- 
kade als  Supernomen.  ^TtccQog,  der  Name  eines  Fisches,  von 
dem  es  bei  Athenaeus  Z  114  (7,  320c)  heißt  ajcagog'  tovvov 
'^lY,ioiog  EvyvXöxEQOv  f.isv  ELvai  /.laividog  ymI  aXXcov  di  uXaiövcov 
TQoq>ii,iohsQOv,  findet  sich  als  Spitzname  des  ^^/tollioviog  MiqTQo- 
do'jQOV  ^nccQog  (Dittenberger,  Sylloge^  583)  ausSmyrna^).     Tqo- 


1)  Die  von  hier  an  folgenden  Belege  aus  Kleinasien,  denen  kein  Zitat 
beigefügt  ist,  sind  den  Scheden  der  'Kommission  zur  Herausgabe  der  In- 
schriften Kleinasiens'  (T[ituli]  A[siae]  M[inoris])  entnommen,  deren  Be- 
nützung mir  durch  die  gütige  Erlaubnis  des  Herrn  Hofrates  Prof.  Dr.  E. 
Reisch  ermöglicht  wurde,    dem  ich  hiefür  meinen  besten  Dank  ausspreche. 

2)  Zum  kleinasiatischen  Namensstararae  MoX-  s.  Kretschmer,  Einlei- 
tung 360. 

3)  Fritz  Bechtel,  Spitznamen  82. 

4)  Über  Fischnamen  als  Menschennamen  spricht  Bechtel,  Eretrische 
Namen,  KZ  45  (1912)  149.  B(>(yy.og,  der  Name  eines  f/Ö-i'f  xt^iüärig  (Hesych), 
findet  sich  als  Supernomen  eines  Samiers  <PiXctitios  bei  Herondas  2,  73  in 
der  Form  6  Bgiyxog  (s.  Glotta  IV  143),    wie  Bechtel  vermutet,    einen  Men- 


136  ^-  Lambertz 

xovöag  6  v.al  ^'/.vXa^  aus  Termessos  in  Pisidien  führt  als  ersten 
Namen  seinen  ursprünglichen,  echt  kleinasiatischen,  theophoren 
Namen  Tgoy^cvöag  '),  als  zweiten  den  Spitznamen,  der  entweder 
den  jungen  Hund'  bezeichnet,  dann  also  ähnliche  Bedeutung  hätte 
wie  das  vorhin  erwähnte  Noaaog,  oder  als  Bezeichnung  für  ein 
eisernes  Halsband  2)  zu  Namen  wie  KoXacpog,  Iledcov,  Jova^,  Kev- 
TQiMg  zu  stellen  wäre 3).  Der  altgriechische  Pferdename  Xalrog, 
der  ein  Pferd  mit  besonders  schöner  Mähne  benennt*),  begegnet 
auf  einer  Inschrift  aus  Prymnessus  in  Phrygien  als  Supernomen 
eines  Mannes,  der  als  ersten  Namen  einen  der  in  Kleinasien  sehr 
beliebten  Lallnamen  führt,  des  JUanäg  o  /ml  Xalrog. 

Bezeichnungen  verschiedener  Gegenstände,  die  als  Spitz- 
namen irgendeine  Eigenschaft  des  Namensträgers  verspotten, 
finden  sich  in  mehreren  Fällen  in  Kleinasien  als  Supernomina. 
So  dürfte  EvTtywg  6  /.al  Tayrjviog  aus  dem  vierten  Jahrhundert 
n.  Chr.  (Inschr.  aus  Magnesia  am  Maeander  122 h4)  seinen  Bei- 
namen, der  von  xäyrjvov,  Bratpfanne,  mit  dem  in  den  Jahrhun- 
derten der  Kaiserzeit  beliebten  Namenbildungssuffixe  -log  abge- 
leitet ist,  wegen  irgendeiner  Eigenschaft,  die  sich  auf  das  rayrivov 
bezog,  sei  es  z.  B.  als  Schmarotzer,  sei  es  als  Gourmand,  erhalten 
haben.      yivq.   Kogyiaivag^)    ^u4q.^)    ytovxQiiovog    o    ymI   rgsl/vog 

sehen  von  großen  Körperdimensionen  benennend.  Vom  Fisclinamen  aagyog, 
als  dessen  Umbildungen  Bechtel  a.  a.  0.  156  die  Personennamen  Züq-yoiiv 
und  ZaQyivg  faßt,  kann  auch  der  Beiname  des  Semiten  Arabin  (oder  Ara- 
bius)  Lucianus  qui  et  Sarga  aus  Antium  (CIL  10,  6705)  abgeleitet  sein. 

1)  Vgl.  Kretschmer,  Einleitung  362  und  E.  Meyer,  Geschichte  des 
Altertums''^  1,  2,  625ff.  Der  Name  TQoxövöug  findet  sich  (nach  Joh.  Oehlers 
Index)  113  mal  allein  in  Pisidien. 

2)  Polyb.  20,  10,  8  und  Poll.  10,  167. 

3)  Vgl.  Verf.  Griechische  Sklavennamen  43  und  Ch.  Fränkel,  Eh.  M. 
NF.  67,  105. 

4)  P.  Kretschmer,  Griech.  Vaseninschriften  209^.  Dazu  der  lateinische 
Pferdename  Juba  Glotta  IV  113  unten. 

5)  KoQxuivag  ist  ein  echt  kleinasiatischer,  in  Pisidien  sehr  beliebter 
Name,  mit  dem  Suffix  -aCvug  (wie  'Aaxaivas  in  Termessos)  vom  Stamme 
KoQx-  gebildet.  Er  findet  sich  noch  einmal  als  Bestandteil  eines  Doppel- 
namens inTermessos:  JiÖTsifxog  älg  TQoxövdou  tov  xai  KoQxaCvov.  Außer- 
dem seien  aus  Termessos  erwähnt:  ^AQ^AÜara  Koqxuivov  i)  (sie!)  xkI  Tiaaa; 
'AyÖQctaTog  vtbg  Kooxaivov,  AvQ.  'EQf^eiag  KoQXccirou,  ^AoTf'uwv  KoQXcdvov,  AvQ. 
'AyuQÜaTr]  {hv.  Tooxövi^ov  KoQxaivov  Ki(>fJov.  Dazu  gibt  es  ein  Femininum 
KoQxnCvK,  so  heißt  in  Termessos  eine  Frau  mit  Doppelnamen:  Avq.  'Aq- 
T^ixiig  ri  xal  KoQxcUva,  ihre  Namen  sind  beide  kleinasiatisch.  Außerdem 
kennen  wir  ebendaher  eine  AvgrjUa  Ko()xcdva  AovXov.  Eine  andere  Bildung 
desselben  Stammes  mit  einem  io-Suffix  (s.  Kretschmer,  Einleitung  331)   ist 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen   oder  Signum  im  römischen  Keiclie     137 

trägt  einen  griechischen  Spitznamen,  der  als  Appellativum  {yolrcng) 
das  Fischernetz  bezeichnet.  Er  findet  sich  auch  in  Delphi  und 
bei  Plautus  und  ist  von  Fr.  Bechteli)  in  dem  Sinne  gedeutet 
worden,  daß  ein  rQiTtog  wohl  mit  dem  yqiTtoo.  umzugehen  wußte. 
Bei  unserem  KoQKaivag  legt  allerdings  der  Spitzname  seines  Vaters, 
der  ^^ozeiuag  ^ovkqliov  hieß,  nahe,  die  Bedeutung  des  Spitz- 
namens „Fischernetz"  in  derselben  Richtung  zu  suchen,  in  die  der 
Name  des  Vaters  weist,  d.  h.  in  der  der  Geldgier  2).  Auch  M. 
'AvTCuv[i]os  JqÖooq  6  [aal]  2E'/.ovvd€lvo[g]  isQe[i]g  (Inscr.  of  the 
British  Museum  DCIa)  und  [ri]äq)VQog  Fq^^cov  (a.  a.  0.  DCIIq), 
beide  aus  Ephesos,  scheinen  ihre  Namen  Jqogoq  und  Fq/ucov  aus 
irgendeinem  uns  unbekannten  Grunde  als  Spitznamen  erhalten  zu 
haben.  FqIiimv  dürfte  für  Fgi/^cov  stehen,  der  Kurzform  zu  Na- 
men, die  mit  ygvfiaia,  ygif-tsa  zusammengesetzt  sind  3).  Ebenso 
ist  wohl  ylvyj'ccg,  der  Beiname  des  FuLqyLog  Qeodoolov  kjti/XriGiv 
uivxväg  aus  Korykos  in  Kilikien,  ein  von  Xvyvaiog,  der  Bezeich- 
nung einer  glänzenden  Marmorart,  oder  von  Xvyvirrjg,  dem  Namen 
eines  leuchtenden  Steines,  oder  von  Ivyvsvg,  dem  Worte  für  La- 
terne, mit  dem  zur  Bildung  von  Spitznamen  mit  Vorliebe  verwen- 
deten Suffix  -ag  abgeleiteter'*)   griechischer  Spitzname,    der   eine 


KÖQxaßog,  Vatersname  der  'AoTfjUfcg  Kooxccßov  und  des  yiv.  ^loreifjog  Koq- 
xttßov,  ferner  kennen  wir  in  Termessos  emevi.  Köoy.aßog'EQfjalov.  Eine  Weiter- 
bildung mit  einem  A-Suffix  ist  Köoxnhg,  Kognomen  des  AvQrfAiog  KÖQxuXig 
in  Termessos.  Der  Namensstamm  erscheint  noch  in  erweiterter  Form  im 
Frauennamen  Koooxrj  in  Termessos,  der  sich  als  Teil  eines  Doppelnamens 
in  KoooxT]  l7Tii.eyo/uivr}  Navriksig  und  in  Mkq&k  l  x«)  Koqüxtj  KaaaCoii 
aus  Termessos  findet.  Ebendort  sind  die  Namen  einer  AvQrjf.iu  KoqÖxt], 
KoQoxTj  'EofiaCov,  Koqöxt}  MovaaCov  überliefert.  (Die  zum  größten  Teile  noch 
unpublizierten  Belege  aus  Termessos  stammen  aus  R.  Heberdeys  Skizzen- 
buch in  den  Scheden  der  TAM.) 

6)  Die  alltäglichen  pisidischen  Namen  'Aqt^/uwv,  ^^QTfjUdg,  ^Agni^ag 
u.  a.,    'Eouctiog,  Mokfig,   TQoxöväag,  Oöag   finden    sich   in  den  pisidischen  In- 

n  P 

Schriften  gewöhnlich  in  den  Abbreviaturen  'Ao  ,  'Eq  ,  M,    Tq.   oder  T,  &o. 

1)  Die  einstämmigen  männlichen  Personennamen  des  Griechischen,  die 
aus  Spitznamen  hervorgegangen  sind,  S.  73. 

2)  Lucrio  ist  Ableitung  von  lucrum  (K.  Fr.  W.  Schmidt,  Die  griechi- 
schen Personennamen  bei  Plautus,  Hermes  37  p.  3861.  Als  Sklavenname 
kommt  Lucrio  in  Plaut.,  Mil.  glor.  vor.  Als  Name  eines  Lar  findet  sich 
Lucro  (gleichbedeutend  mit  KägSon')  Petron.  66:  die  drei  Laren  des  Tri- 
malchio:   Cerdo,  Felicio,   Lucro. 

3)  Hetäre  FQVfj^u  Athenaeus  583c  (s.  Fr.  Bechtel,  Attische  Frauen- 
namen 123),   Grmnio  Plaut.  Most.  51. 

4)  s.  Glotta  IV  122  f. 


138  M-  Lambertz 

körperliche  Eigentümlichkeit  des  Nameiisträgers  verspotten  dürfte. 
Von  Adjektiven  hergeleitet  sind  die  Spitznamen  des  Faiog 
"lovliog  Fatov  vlog  NlyeQ  6  /.al  (Dikigtog  aus  Knidos  (Inscr.  of 
the  Brit.  Mus.  DCCCLXIX)  und  des  [....]  eTct/lri^eig  Fqavg 
aus  Ephesos  (a.  a.  0.  DCIX),  dessen  Beiname  allein  erhalten  ist. 
Der  maskuline  Gebrauch  von  yqavg  erinnert  an  Aristophan.  Thesm. 
1214,  wo  der  als  altes  Weib  verkleidete  Euripides  o  ygaig  ge- 
nannt wird.  Möglicherweise  sind  die  Runzeln  im  Gesicht  die  Ver- 
anlassung des  Spitznamens.  In  Hieropolis  Kastabala  in  Kilikien 
heißt  ein  Manu  der  späteren  Kaiserzeit  Bl.  u^vq.  z/rjuiJTQiog  6  %al 
2TQ(xßo)v,  dessen  Beiname  Weiterbildung  zu  avQußog  schielend' 
ist.  Das  Supernomen  des  'Ocdveig  6  y.al  JjQonoXig  aus  Ter- 
messos  ist  diesem  vielleicht  als  vor  der  Zeit  ergrautem  Manne 
(jiQOTtoXLog)  beigelegt  worden.  —  Lobend  sind  die  Beinamen  fol- 
gender Leute  in  Kleinasien:  Des  kaiserlichen  Dispensators  Crescens 
(CIL  3,  7102)1),  der  auf  der  zitierten  Inschrift  aus  Kyme  in  der 
Aeolis  das  Signum  Evj.ioQq>og  führt,  das  am  Schlüsse  der  Inschrift 
angefügt  ist;  ferner  der  Klavöia  'Eo/iiatg  q  y.al  Uaoaydd^ij  aus 
Termessos  in  Pisidien,  der  ^vq.  EvTey.vla  iq  /.al^^gudava  eben- 
daher^)    und    des  KozTijg  b  yial  Kgaregog^)    aus  Termessos   (R. 

1)  Vgl.  Mommsen,  Hermes  37  (1902)  448. 

2)  Der  zweite  Name  der  EvTtxvCa  ist  ihr  einheimischer,  ein  sehr  be- 
liebter pisidischer  Name.  Folgende  Personen  aus  Termessos  führen  ihn  als 
Bestandteil  ihres  Doppelnamens  (die  Belege  aus  Heberdeys  Skizzenbuch, 
Scheden  der  TAM): 

Ai'Q.  'Ayogciarr]  tj  xctl  ^iQfxüaia  (s.   S.  156). 

AvnrjXltt  ^ AtifiüaTn  ^  xcei  nctyy.gaTta   (s.   S.   145). 

^Aoutcara  ij  TQoiflfir]  (s.  S.  143  und  zur  Verbindung  bloß  durch  ?j  S.  133). 

AvQ.  'Agfiaara   rj   xccl  ' ATixicivr]. 

Kk.  ^A(]Teueta(ct  -f]  xcd  ^AQ^äaiu  (s.  S.  155). 

Aus  Pogla  in  Pisidien  stammt  AvQrjXia  \4ou(iara  rj  xccl  TtQTla.  Einmal 
begegnet  \d.  auch  als  Name  einer  Sklavin  in  Termessos:  'A.  otx^'rig  M. 
AvQ.  Ma^i/iiov  Mevfov.  Überdies  begegnet  ^AQfiäara  ca.  50 mal  in  pisi- 
dischen  Inschriften,  zweimal  findet  sich  die  Form  'EQfiäaju  (s.  S.  142)  und 
^EQfxäara  MoXsovg  aus  Isinda  und  einmal  in  Termessos  die  erweiterte  Neben- 
form 'AQUficiaTi].  Das  Suffix  -uar-  haben  auch  die  pisidischen  Namen 
'AyoQaaTT]  (s.  oben,  siebzehn  Frauen  in  Pisidien  führen  diesen  Namen,  der 
nichts  mit  dem  griechischen  Verbum  tlyoQÜCfi'V  zu  tun  hat),  ^AyüoaaTog 
(Name  von  dreizehn  Männern  aus  Termessos),  'Akuarfiig  (in  Kolbasa:  K6- 
fxtüv  ^AkaOTSog  rJQydafTo;  auch  Köuujv  hat  einen  kleinasiatischen  Namens- 
stamm s.S. 146),  AonuöaaTog  (in  ApoUonia  inPis.;  'Aoref^wv  Aona^naTov), 
MäfyiuaT  ig. 

3)  KoTTrjg  findet  sich  mit  tt  und  mit  t  ziemlich  häufig  in  den  pisi- 
dischen   Inschriften.      Die   -rr-Fälle    stammen  alle    aus   Termessos,    so    ein 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      139 

Heberdey  und  W.  Wilberg,  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Insti- 
tutes 3  [1900]  203).  —  Das  als  Sklavenname  heWehte  Novi.ir]v tag, 
das  bei  Sklaven  zum  Ausdrucke  bringt,  daß  der  Tag  des  Ankaufes 
durch  den  Herrn  die  Ivri  A,al  vsa  war,  bei  Freien,  daß  der  Ge- 
burtstag des  Namensträgers  auf  dieses  Datum  fiel,  begegnet  auf 
einer  Inschrift  aus  Dorylaion  in  Phrygien  als  Signum  des  '^Povoiov 
2aTVQ0v  6  '/mI  Novfxriviog. 

In  mehreren  Fällen  kleinasiatischer  Doppelnamen  bezieht  sich 
das  Supernomen  auf  den  Beruf  des  Namensträgers.  Aus  Mylasa 
in  Karlen  kennen  wir  einen  Priester  des  Namens  Mäq.  ^vq. 
u4oiaQxog  o  /.al  Ooißiag  (Le  Bas-Waddiugton  5,  372),  auf  einer 
Inschrift  aus  Gjölbaschy  in  Lykien  (Benndorf-Niemann,  Reisen  im 
südwestl.  Kleinasien  2,  185)  lesen  wir  von  einem  vornehmen  Manne, 
der  ^vQog  6  /.al  ^vQiäQy/qg  heißt,  und  in  Termessos  in  Pisidien 
führen  ein  Vater  und  sein  Sohn  dieselben  Namen  ^vq.  ylovv.Log  6 
xal  ^vQLaQxrig.  ^aiaqxog  oder  ^Aaiagx^g  ist  der  Titel  der  Dele- 
gierten der  asiatischen  Städte  zum  asiatischen  Landtage,  dessen 
hauptsächliche  Funktion  die  Abhaltung  der  jährlichen  Festfeier 
für  den  regierenden  Kaiser  war^),  ebenso  gab  es  Bithyniarchen, 
Lykiarchen  2),  Pontarchen^)  und  Syriarchen*),  Deputierte  von  Hel- 
lenenstädten der  betreffenden  Provinz  zum  -/.oivov  derselben,  denen 
dieselben  alljährlichen  Verrichtungen  oblagen  wie  den  entsprechen- 
den Stadtdelegierten  Asiens.  Wie  ^^aiccQXTjg^)  ist  auch  2vQi(XQ%rig 
als  Personenname^)  beliebt,  vermutlich  in  Familien,  in  denen  das 
Asiarchat  oder  Syriarchat  erblich  war'').  —  Aus  Pogla  in  Pisidien 
liefern    die   TAM    in    den    Scheden    einen    T.   Avq.  '^Egfialog  6   x.s 


KoTTTJg  MoX4oio5,  K.  Tq.  (=  TqoxÖv6ov),  IJXdcTcov  TqoxÖvöov  Kom'ovs,  " Avva 
SöiavTog)  &v{yciTr]Q)  ^EQ{/uaiov)  yiwrj)  KoTxeovg,  \^IVIdQx\oi;  'Avd^CoTioi;  @6ag 
rs[(jfji.]a[v6\v  [K^oTTiovg.  Auch  die  Form  Kozrjg  begegnet  in  Termessos:  Avq. 
üokifxwv  KoTs'ovg.  Eine  "Weiterbildung  von  demselben  Namensstamme  ist 
KoTvacg  aus  Selge  und  Korövrig  aus  Seleukia. 

1)  8.  Pauly-Wissowa,  Realenzyklopädie  II  2  Art.  'Aan'o/rjg  von  Brandis. 

2)  Mommsen,  Rom.  Gesch.  5^  318ff. 

3)  8.  J.  Weiß,  Jahreshefte  des  österr.  archaeol.  Instituts  1912. 

4)  Cod.  Theod.  15,  19,  2  Erwähnung  des  Ehrenamts  eines  Si/riarcha 
oder  ZvQU(Qxr]g.     Cod.  Theod.  12,  1,  103  Bezeichnung  des  Amts  als  ZvnmQ/Ca. 

5)  CIL  6,  13029  M.  Aurelins  Auy.  l.  Asiarcha;  Inscr.  Cos  ed.  Paton- 
Hicks  141  Gladiator  'Aala^xog,  vielleicht  Freigelassener  einer  solchen  vor- 
nehmen Familie. 

6)  In  den  Inschriften  von  Pisidien  z.  B.  heißen  noch  drei  Personen 
ZvquiQxrig,  ein  Kk    Z.,  und  zwei  Aiiq.  Z.  aus  Termessos. 

7)  Über  die  Erblichkeit  des  Pontarchats  handelt  J.  Weiß  a.  a.  0. 


140  ^-  Lambertz 

Jri(.iaQyiog,    aus    Mara  in    Kilikien    einen   ^XIloc,  Bidviog    6   v-al 
OiETQavog^). 

Die  Supernomina,  die  über  die  Heimat  des  Namensträgers 
eine  Angabe  machen  2),  sind  den  Spitznamen  nahe  verwandt.  Fol- 
gende Fälle  der  Art  kennen  wir  aus  Syrien: 

6  ^^Is^avÖQog  0  xe  MaxEÖovLog,  ov  eTexer  Mariöia  Aud.  def. 

tab.  2ö. 
Bäöoog  2id^Qov  rov   yiai  ^Ef.i^ioccvov   aus  Kanatha   in  Batanea, 
Le  Bas   VI  2354.      Der    zweite   Name    des    ^id-Qog,    dessen 
erster  Name  wie  der  seines  Sohnes  semitisch  ist,  dürfte  eine 
Weiterbildung  des  Stadtnamens  Emesa  sein. 
^^ovlrog  ^^vd(.iov  rov  /.al  FeöaQdvov  aus  Ed-Dara  in  der  Au- 
ranitis.     Das  Supernomen  ist  wohl  Weiterbildung  zum  Na- 
men der  Stadt  Gadara  in  Palästina;  Le  Bas  VI  2412c. 
'^YQY.avog  b  /.al  Tcoßiag   aus    der  Trachonitis,    Publications    of 
the    Princeton    University.      Archaeological    Expedition    to 
Syria  in  1904—1905.     Division  III.     Greek   and    Latin   In- 
scriptions  A  5. 
Aus  Kleinasien  sind  folgende  Fälle  bekannt: 
^vQTiXia  BQEiorilg  q  y,al  ^Piofxäva  aus  Hierapolis  in  Phrygien. 
Jlgoxlog  6  x«i  'IzaliAog  aus  Kotyaion    in  Phrygien,    Le  Bas- 
Waddington  V,  817. 
M.  ^VQ.  ^OvijolqiOQog  b  y.al  ^EQf.ialog  aus  Termessos  in  Pisidien 
(BGH  1886,  222)    führt   außer   seinen  beiden  Namen    noch 
den  Namen  Ilioidiog   nach    seiner  Landsmannschaft,    der 
auf  der  oberen  Leiste  der  Inschrift  steht   (besprochen   von 
Ad.  Wilhelm,  Wiener  Studien  24  [1902]  599). 
^VQ.  UeQyr]  7j  ymI  ^^vtioxig  aus  Terraessos,  führt  ihren  ersten 

Namen  nach  der  gleichnamigen  pamphylischen  Stadt. 
^i'Q.  Qöag  Kovtovog  Moleovg  6  Aal  Mayvöl-  .  .]  aus  Termessos 
(BGH  1899,  174  n.  21)  hat  sein  Supernomen,  wie  G.  Gousin 
(a.  a.  0.)  erkannt  hat,  von  seiner  Heimat  Mdyvdog,  einer 
pamphylischen  Stadt,  so  daß  Mayvötjvog  oder  Mayvdiog  zu 
lesen  ist.  Der  erste  Name  des  Magydeners  ist  wie  die 
Namen   seines   Vaters    und   Großvaters    echt   kleinasiatisch. 


1)  Vgl.  CIG  4838  c  0[vtT]QKVüg  [S]  xal  Tovrog  aus  Apollonopolis  in 
Ägypten,  drittes  Jahrhundert  n.  Chr.,  s.  S.  113.  —  Vgl.  über  die  den  Beruf 
bezeichnenden  Supernomina  in  Ägypten  S.  113,  in  den  westlichen  Provinzen 
des  Keichs  S.  117. 

2)  Vgl.  die  entsprechenden  Belege  für  Ägypten  S.  128 ff.  und  für  die 
Westprovinzen  S.  129^). 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      141 

In  Pisidien  allein  findet  sich  Qoag  in   den    uns   bekannten 
Inschriften  4omal. 
KXavdia  '^vÖQoßiavrj  ?^  /mI  ^VKia  aus  Lykien,   Cagnat,   Inscr. 
gr.  ad  res  Rom.  pert.  3,  500. 
Hier  kann  auch  Jioq)ccvTqg  6  yial  BdgßaQog  aus  Klaudiopolis 
in  Bithynien  seines  Supernomens  wegen  erwähnt  werden;  die  Na- 
men BccQßagog  und  BagßaQiavog  begegnen  noch  einmal  S.   152. 

Schließlich    seien    den    aus    Spitznamen    erwachsenen    Super- 
nomina  solche  angefügt,  welche  in  Lallnamen  oder  anderen  Be- 
zeichnungen aus  der  Kinderstube  bestehen,  und  zwar: 
Aus  Phrygien: 
^VQrjXia  2vv7,Xr]Tixr^  -f]  y.al   Tax  La,  Aparaea. 
^vQVj'kla  Tccia  ij  y.al  EvTv%ig,  ebendaher. 
M.   u4vQ.    UaTtiavc  g   eTtiyiXrjv   Fewadiog,    Hierapolis    (s.    auch 

S.  129  2)). 
naniag  ß'  (d.  i.  Ilaniov)  zov  2cQac[a)]vog  b  yiaXo-vf-iEvog  zJio- 

yevrjg,  ebendaher. 
Tlanäg  6  xat  Xalrog,  Prymnessus  (s.  auch  S.  136). 

Aus  Lydien: 
l^Ttcpic  g  Tj  [x]al  ^i[.]io[.  .  .],  Koloe,  Le  Bas-Waddington  5,  692. 

Aus  Karlen: 
u4lXia  ^^vTcovia  NEiy.rj  rj  y.al  Taria,  Aphrodisias,  Le  Bas- Wad- 
dington 5,  1631. 
ItQia  .  .  .  MEveazQccT'r]  MevcxvÖqov  BsQd^ag  ^   /tat  Navviov,    Pa- 
namara  (s.  auch  S.  148). 
Aus  Pisidien  und  Lykien: 
Tavlg  Taridog  iy  y.al  Zwoi/^irj  vom  Askanischen  See  (s.  S.  151). 
^tQ.  TIaTtäg  Mevveov  o  yial  OqovLfxog,  Ganzaina. 
Kqlgtclvti  Kioacovia  rj  yial  ^^f.ifxia,  ebendaher,  Zeit  der  Flavier. 
EtxpQoavvrj  rj  y.al  BaßEtg  'yiQTif.icovog,  Konane. 
Tl.  Kl.  ^^yQiTtTteivrj  tj  /lal  yiälXri,  Termessos,   zweites  Jahrh. 
n.  Chr.,   Jahresh.  d.  österr.  archäol.  Inst.  3  (1900),   Grab- 
bauten   von   Termessos    in   Pisidien    von   R.  Heberdey    und 
W.  Wilberg,  186. 
^(pia  7/  %al  ^Hgaig,  Termessos. 
Na  7j  Kai  2olo}vig  ebendaher  (beide  unpubliziert,  aus  Heberdeys 

Skizzenbuch,  TAM). 
0aviavrj  yj  vmI    4f.if.iia  (Davlov   tov    xal  OtXcoTa  Kadvavdig  (s. 
auch  S.  51),  Benndorf-Niemann,  Reisen  i,  südw.  Kleinasien 
1,  118. 


142  M.  Lambertz 

"^EXtvrj  7]  /.ai  "^qxpiov  'Idoovog  xov  zlioyevovg  TeXf-iTiöGig  eben- 
dort  publiziert  1,  36. 

'^YcpLGTOTvxog  (=  '^H(paiOT6Tvxog?)  6  /ml  ^TzalLavog,  Termessos. 

^cQ7jXia  ^Qoaoig  t]  Y.al  ^Ticfaqio  l^Xe^dvögov  BJvQig  aus  Ly- 
kien,  Benndorf-Niemaun,  Reisen,  2,  69.  Der  erste  Name 
'Aqoaoig  ist  mit  a-Suffix  von  demselben  Stamme  abgeleitet, 
wie  die  pisidischen  Männernamen  "^qaag  und  ^^Qodloyog 
(s.  S.  148). 

^VQ.  ^AgrejitEig  rj  /.al  ^^zTalig  aus  Termessos  fübrt  wie  die 
vorhin  genannte  Lykierin  zu  beiden  Seiten  des  verbinden- 
den ^  xai  einheimisch-kleinasiatische  Namen. 

*EQf.idaxa  rj  /.al  ^.Af.iia  Jifjf.iriTQia  ^A/aXiOolg   aus  Akalissos  in 
Lykien,  Le  Bas-Waddington  V  1335  (zum  ersten  Namen  s. 
S.  138). 
Den  Lallnamen  anzuschließen   ist   auch    der   pisidische  Name 
Navijltg  (vgl.  Kretschmer,  Einleitung  342)  i): 

NavvrjXig  rj  /al  ^Aartaota,  Termessos. 

AvQ.  n€Qr/?uav[rj]  NavijXig  [rj]  /al  neQ{i)/,kia  (s.  auch  S.  150), 
ebendaher. 

NavijXig  r^  /s  KvQiXXa  ^Eq.,  ebendaher. 

Klavdia  Biolevrlllrj  Navvr^lig,  Artemispriesterin  in  Termessos. 

KoQoytrj  rj  STtiXeyouevrj  NavtjXeig  (s.  S.  137). 
Aus  Kilikien: 

^VQ.  Nag  rj  /al  ^'Aßa,  aus  ülba^). 

Maguor^)  z/wo/ovQidov  6  /al  UaTtnog,  aus  Mopsuhestia. 

1)  Vielleicht  Zusammensetzung  des  Lalluamenstammes  Nav-  mit  dem 
Stamme  »?A-,  der  sich  in  Avo.  "Hk^iq  'Ildoov  und  in  Avq.  "Hkeiö fg  in  Ter- 
messos, vielleicht  auch  mit  anderen  Namensstämmen  zusammengesetzt  vor- 
findet in  Mokrjg  Mi,axXrji.iog  und  Ktvö^ag  ZivS slkLog  (Stamm  Ziv6-  auch 
in  ZCvöcaafxag  aus  Termessos),  beide  aus  Termessos.  Der  Name  findet  sich 
auch  in  der  Form  NavvrjXK. 

2)  Zu  Nug  vgl.  Kretschmer,  Einleitung  341.  Es  kommt  in  Kilikien 
sowohl  als  Frauen-  wie  auch  als  Männername  vor.  Als  Femininum  außer 
in  unserem  Falle  noch  einmal  in  Kannideli.  Als  Maskulinum  in  M.  Avq. 
Nag  ZißiXUov  und  Mäo.  Avq.  Nug  Tagäaiog  aus  Dalisandos,  ferner  bei  Nccg 
AaxQcaovg  aus  lambazli.  " Aßa  kommt  in  den  uns  bekannten  kilikischen 
Inschriften  noch  fünfmal  als  Personenname  vor  (vgl.  Kretschmer  a.  a.  0.  336). 

3)  Kleinasiatischer  Namensstamm  JVIccq-.  Er  liegt  vielleicht  auch  in 
&f6(fiXog  ArjfirjToiov  6  xccl  Mc'(Qiog  aus  Mopsuhestia  vor,  ebenso  in  M. 
^Hovr'i[iog  Oua]leQi.av[bg]  MKQoi^Srjg  (vgl.  Kretschmer  a.  a.  0.  330)  aus  Ana- 
bura,  in  Mägcov  aus  Termessos,  Zrivodoriuvog  MctQSctg  aus  Apollonia, 
Mt'tQjuiag  aus  Ormele,  MaQokkiig  aus  Kilikien  (s.  Kretschmer  326),  viel- 
leicht auch  in  Maqavag. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      143 

UaTiog  6  %al  Mwar'jTag^),  aus  Seleukia  Olba. 

Tev/iQog  ^Egi-irjaidvaKzog  6  vmI  /Tag,  aus  der  korykischen  Grotte. 

^Erct,y.Q(XTrig  6  v.ai  ^'^Tticag,   ebendaher. 

^hoavvrig  6  vmI  IlajtTcng,  aus  Tarsos. 

Außer   in    dem   eben   erwähnten   Falle   aus   Olba   finden   sich 
noch  in   folgenden  Fällen   zwei  Lallnamen   zur  Bezeichnung   einer 
Person  verbunden: 
^'^7i(piov  TaxLag  BCH   12,  256. 
Taria  r,  xal  Ndvvtj,  Olympos,  BÜH   16,  224,   72. 
Navla  ['Ai,i]iitia  CIGr  3881. 
^^f.iia  Ev/.liovg  tj  %al  Täza  am  Askauischen  See. 

Zu  den  Namen,  die  dem  Namensträger  aus  seiner  Kinderzeit 
geblieben  sind,  gehören  auch  TgöffL/xog  und  Tgorpi^rj,  die  dem 
fremden  Ziehkinde  als  Eigennamen,  in  unseren  Fällen  als  Super- 
noraina verliehen  werden  können:  Aus  Kotyaion  in  Phrygien 
stammt  Maiväg  o  /ml  Tqoq^ifxog  (Le  Bas- Waddington  V  814), 
aus  Hierapolis  Jiocpavzog  ^AttÜIov  6  xaXov/uevog  TQücpif-iog,  eine 
l4Qf.idoTa  ri  TQocpi'fxrj  kennen  wir  aus  Termessos  in  Pisidien  (s. 
auch  S.  138),  und  in  Aizanoi  in  Phrygien  begegnet  die  Kurzform 
des  Namens  Tgocfif-iog,  nämlich  Tqocpag,  die  durch  das  Suffix 
-ag  als  Spitzname  charakterisiert  ist,  in  dem  Doppelnamen  des 
Jiovvoiog  0  y.ai   Tgotpag  aus  dem  Jahre  78  n.  Chr.''). 

Wie  in  Ägypten 3)  und  den  westlichen  Provinzen*)  des  römi- 
schen Reiches  läßt  sich  auch  in  Syrien  und  Kleinasien  häufig 
nachweisen,  daß  der  eine  der  beiden  Namen  vom  Vater  oder  der 
Mutter,  dem  Großvater  oder  dem  Freilasser  des  Namens- 
trägers ererbt  ist. 

A)  Der  eine  Name  war  der  Name  des  Vaters: 
a)  in  Syrien  und  Nachbarschaft: 
rd'iog  Ov^pnÖLog  TrjQririva  Kovadgäzog  6  ccQXieQSvg  o  xal  Tlav- 
xavxLavog   Fatov    Ttjor^xiva  Ovf^f^idiov   TlavTav^ov    vlog 
aus  Palaepaphos   auf  Kypros,    erstes  Jahrh.    n.  Chr.  ^)    (Le 
Bas  VII  2801)  s.  auch  S.  150. 
Bar  Böllhä  Hasas  Hasas  bar  Nesa   heißt   in   der   griechischen 


1)  Im  zweiten  Namen  liegt  eine  Weiterbildung  zum  kilikischen  Na- 
mensstamme Mwf  vor  mit  -tJt«?  wie  in  den  kilikischen  Namen  'OoßaXaarirttg, 
MiQaarjTas,   TßiQKariras. 

2)  Vgl.  die  entsprechenden  Doppelnamen  Ägyptens  und  der  West- 
provinzen S.  112  und  S.  116"^). 

3)  8.  S.  117  ff..  4)  8.  S.  1232). 

5)  Vgl.  über  diese  Familie  Verf.,  Doppelnamigkeit  in  Ägypten  S.  9. 


144  M.  Lambertz 

Fassung  der  in  Palmyra  erhaltenen  Bilinguis  aus  dem 
Jahre  21  u.  Chr.  (Nordsemitische  Epigraphik  von  Mark 
Lidzbarski  457 f.):  MdXixog  Nsoa  tov  BcoXXä  rov  trci/.a'kov- 
(.levov  '^occoov.  Vermutlich  derselbe  BwXlag  o  hci/Mlov- 
fievog  '^aaaog  wird  als  Vater  des  Neoäg  in  einer  palmy- 
renischen  Inschrift  in  Kairo  (Nesa,  Sohn  des  BöllhäHaias\ 
Ephemeris  für  semitische  Epigraphik  von  M.  Lidzbarski  3, 
o,  144)  erwähnt.  In  der  griechischen  Fassung  unserer  Bi- 
linguis (vgl.  auch  Le  Bas  VI  2578)  heißt  der  Geehrte  mit 
seinem  syrischen  Namen  Md?uxog  ^),  der  im  palmyrenischen 
Text  gar  nicht  erwähnt  wird,  indem  dort  nur  die  Namen 
des  Vaters,  Großvaters  und  Urgroßvaters  angeführt  werden. 
Der  Name  des  Vaters  (JSeoäg)  erscheint  an  letzter  Stelle, 
voran  gehen  die  beiden  asyndetisch  nebeneinander  gestellten 
Namen  des  Großvaters  Böllhä  Harnt;  und  der  mit  dem 
Supernomen  des  Großvaters  identische  Name  des  Urgroß- 
vaters Hasais. 

udvQ.  ^Aovelxog  ^ÖQÖevarog,    vog  'Odevd^ov  (sie!)   Le  Bas  VI 
2540,  El  Quseife  in  der  Trachonitis. 

J LOvvGiog  Jiovvo I ov   TOV   (Di'kojvog  ^aixag   ol/.odo/j.og''')    aus 
Byblos,    L.  Jalabert,    Melanges   de   la  Faculte  Orientale   de 
rUniversite  St.  Joseph  1,  144  Beyrouth  1906. 
b)  in  Kleinasien;  und  zwar: 
a)  in  Phrygien: 

M.  AvQ.  Baciavög  ölg  Irti/ilr^v  OovXoviavog  aus  Hierapolis. 

^^vTLTtaTQog  ß'  rd'iog,  Amorion,  1.  Jhdt.  n.  Chr.  s.  am  Ende 
des  Aufsatzes. 
ß)  in  Karlen: 

MtjvoyevTjg  Mrjvoyevovg  rivxwv  aus  Aphrodisias. 
y)  in  Pisidien  und  Lykien: 

'^Egi^rjg  6  ymI  ZiLüiyLog  '^EQfxov   Benndorf-Niemann,    Reisen   im 
südw.  Kleinasien  1,  52. 


1)  Zur  Bedeutung  dieses  Namens  (^König')  vgl.  E.  Herzog,  Namens- 
übersetzungen a.  a.  0.  und  Suidas  s.  v.  IToQifVQios-  6  xktu  ^oiarcavaiv 
yqäxpag,  dg  xvoliug  ixuXiiTo  Baaiktvg,  TvQiog  (filöaoifog.  Für  diesen 
^eigentlichen  Namen'  BuaiXtig  steht  in  der  vita  Porphyrii  des  Eunapios 
ed.  Boissonade  p.  456  Mäl^og,  sein  ursprünglicher  syrischer  Name.  Er 
hieß  also  Mük/og  6  zwl  Baa tXtvg  6  xal  nog<f>vQi,og,  das  eine  der  Super- 
nomina  stellt  die  Übersetzung  des  heimischen  Namens  dar,  das  zweite  ist 
eine  der  modernen  Neubildungen  auf  -ms.  die  mit  dem  ursprünglichen 
Namen  sinnverwandt  ist  (Zeit  des  Diokletian). 

2)  Zu  \4a7Täg  s.  S.  134. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernoraen  oder  Signum  im  römischen  Reiche      145 

^^Xi^avÖQog  6  /mI  ^^Qxtfxoiv  6'  ^OXvviriyov  aus  ApoUonia,  gibt 
das  vom  Vater  ererbte  Supernomen  ^AqTtfxwv  an  seine 
Tochter  weiter,  die  ^vq.  ^^QTeuiovlg  heißt,  während  sein 
Sohn  AvQ.  l/ia/.Xrj/ti(xdr]g  nach  dem  Großvater  mütterlicher- 
seits benannt  ist;  die  Mutter  heißt  nämlich  Avq.  Koofxia 
Aav.Xri7iiadov  ß'  Mevvtov. 

^VQTjXia  AQf.idora  1^  ymI  Uay'/.QdTiu  (oder  IIav'/.QdTia),  auch 
^VQ.  UayTigdrsia  tj  /ml  ^Aqudaxa  genannt,  die  in  den  In- 
schriften von  Termessos  aus  dem  dritten  Jahrhundert  n.  Chr. 
eine  große  Rolle  spielt,  hat  den  Wl.  u4vq,  IIavv.Q6rrig  zum 
Vater.  Das  Namenselement  -■'AQatiqg  ist  in  der  Familie 
erblich;  der  Großvater  der  ^AQf.idGTa  heißt  Tsi^OY.QäTrig; 
interessant  ist  es,  wie  dieser  das  Erbe  seines  Namens  gleich- 
sam unter  seine  beiden  Söhne  aufgeteilt  hat;  der  eine^  Hav- 
XQCiTrig,  erbt  den  zweiten  Bestandteil,  sein  Bruder,  Tet- 
fxö&eog,  das  erste  Element.  Den  Namen  L^^^iaaT-a  (s.  auch 
S.  138)  hat  auch  die  termessische  Dame  von  einer  Großtante 
überkommen,  die  ^Agf^data  ^Egiuaiov  ^Oßgi/LioTOv  heißt ^). 

^VQ.  l^QTELfxag  6  yial  ^Eqfxaiog  aus  Pogla  hat  beide  Namen 
von  Vorfahren  ererbt,  den  ersten  vom  Vater,  der  ^vq. 
^QT£if.iiavdg  JiXiTQiavog  ^^greifiag  (s.  S.  150)  heißt,  den 
zweiten,  wie  aus  einer  anderen  Inschrift  (Scheden  TAM) 
hervorgeht,  vom  Großvater  seines  Vaters.  Überdies  führt 
er  noch  das  Familieusignum  Elxgci-iLog,  das  auf  der  oberen 
Leiste  der  ganzen  Inschrift  geschrieben  steht. 

u4vQ.  TißEQiavog  Teifxod-eog  und  sein  Bruder  ^vq.  TetßeQi- 
avög  IdvzLTcdooLg  aus  Tymandos  setzen  ihrem  Vater  Tbl- 
ßeqiavog  ^Anndg  einen  Grabstein. 

Mevi/ksia  rj  yial  ^IdagoT]  Mevev.XiOvg  '^Podia/toXsiTig  Benn- 
dorf-Niemann,  Reisen  im  südw.  Kleinasien  2,  167  ä). 

MoXrjg  Moleovg  ö'  xov  /.al  Movoaiov  aus  Termessos  3). 

AQTeiA(x)v  6  y.al  "Eq^xaLog)  aus  Termessos  ist  der  Sohn  des 
MägY-og  AvqiqXiog  AqTei-iiov  Jioyevovg  u4q{x£ixiovog)  dig 
'^Eq{^aiov).  Sowohl  seiu  erster  wie  sein  zweiter  Name,  beide 
ganz  alltägliche  kleinasiatische  Namen,  sind  in  der  Familie 


1)  Über  die  Genealogie  der  Familie  s.  Jahreshefte  des  österreichischen 
archäologischen  Institutes  3  (1900),  Grabbauten  von  Termessos  in  Pisidien 
von  E.  Heberdey  und  W.  Wilberg,  199. 

2)  Über  das  weit  verbreitete  Namenselement  W«-  in  YcTapo't;,  ^IdaXwy- 
ßaais  u.  a.  handelt  Kretschmer,  Einleitung  362. 

3)  Zum  Stamme  MoX-  s.  Kretschmer  a.  a.  0.  360. 
Glotta  V,  1/2.  10 


146  ^-  Lambertz 

erblich.  Sein  Bruder  Müq.  Avq.  yJioyevTqg  führt  den  Na- 
men des  Großvaters.  Die  Mutter  unseres  Ärtemo-Hermaeus 
heißt  ^vQrjlla  NavvrjXig  'AQ{tefx(ovog)  KoTTaovg,  nach  ihr 
nennt  er  seine  Tochter  ^vq.  Navrjkig  und  deren  Sohn  heißt 
wieder   EQ(fxaiug). 

K.  '^Eqfxalog  6  yial  zfovXUov'^)  ist  der  Sohn  des  K.  'iip(,aatog) 
6  yial  '^EtdliA.og  aus  Terniessos. 

M.  udv.  Kv(.itüv  d'  0  xm  ^leiag  in  Trebenna  errichtet  seinem 
Vater  Kvuiov  y  und  seiner  Mutter 'L^wa  die  ow[.taTod^irf/,rj'^). 


1)  Aus  Anabura  bieten  die  Scheden  der  TAM  eine  ^ovXr]  ?}  xal'Afjita, 
aus  Termessos  kennen  wir  einen  JovXog  6  y.ai  Tavnvrjg,  in  Apollonia  lesen 
wir  von  einer  ^vq.  /löfivr]  ztovlov  Jioyivov  X^rjarcoavoi',  in  Ganzaina  von 
einem  Avq.  zlovlog  ' EgfÄoy^vov ,  in  Termessos  heißt  eine  Frau  Avq.  Koq- 
xaCva  /lovXov  MaQxiccvov,  ein  Mann  ^ovXog  Zoßalicüvog,  ein  anderer  F. 
AiiQ.  /Joi'Xog  KoQxaCvov  llXt'^avSQov  und  Avo.  AovXog  rÖQyov.  Einer 
/lovXCg  in  Termessos  legt  Zv^iäo^rig ,  Sohn  des  'E^ficctog,  Sklave  der  Av- 
qriXla  'OnXrjTiavi]  ITsQtxXaicc,  im  Auftrage  der  Herrin  die  au/uarox'f^i^xr}  an,  in 
der  sie  und  später  er  und  ihr  (offenbar  auch  sein)  Sohn  'Eofiua'ög  —  dieser 
führt  den  Namen  des  Großvaters,  erweitert  um  das  Suffix  -lavog  —  be- 
stattet werden  sollen.  Eine  andere  Frau  in  Termessos  heißt  AovXlg  Mccq- 
xCoivog.  Ein  Freigelassener  in  Ganzaina  heißt  AovXixbg  dmXavd^tQog 
AttkXov.  Aoi/Xi/og  kommt  in  Termessos  dreimal  vor,  Av().  'AQTf/Lietg  &. 
/tovXC^ov,  AvQ  "Ott  AovXixov  und  Avq.  'EXevdtQog  AovXl/ov ,  dessen 
Sohn  wieder  'EXevß-soog  heißt.  /lovXCwv  ist  der  Großvater  einer -^^i^p.  "O« 
TqoxÖvSov  in  Termessos,  ebendort  hat  em'^EQfj.aiog  einen  Freigelassenen 
JovXltDV  Auch  unser  JovXCwv  oben  ist  Sohn  einer  Freigelassenen 
Uoid-tag  'Oqsotov.  Außerdem  begegnen  wir  in  Termessos  einem  Avq.  Jov- 
Xloiv  Kavör]ßov,  in  Attaleia  in  Pamphylien  einer  JovXa  ?}  xal  'Povcfiva.  In 
vier  der  aufgezählten  Fälle,  wo  in  Pisidien  ein  von  dem  Stamme  (iovXo-  ge- 
bildeter Name  geführt  wird,  ist  der  unfreie  Stand  des  Namensträgers  oder 
seine  unfreie  Abstammung  nachweisbar,  nämlich  bei  der  Sklavin  zlovXlg,  der 
contubernalis  des  ZvQtägxrig ,  beim  Freigelassenen  AovXixog  aus  Ganzaina, 
beim  Freigelassenen  zlovXiüyp  aus  Termessos  und  bei  unserem  /lovXCwv.  Sehr 
wahrscheinlich  führen  auch  in  der  Familie  des  Avq.  " EXevd-eQog  'EXfv&agov 
JovXi/ov  die  beiden  'EXevS^SQoi  ihre  Namen  nicht  ohne  tiefern  Grund,  son- 
dern vielleicht  in  Erinnerung  an  den  Tag  der  Freilassung  des  Großvaters 
/JovXixog  In  Griechenland  findet  sich  der  Name  JovXog  fast  gar  nicht  als 
Personenname,  aus  seiner  auffallenden  Beliebtheit  in  Pisidien  kann  man 
schließen,  daß  wir  es  hier  mit  einheimisch-pisidischen  Namen  zu  tun  haben, 
die  gern  Sklaven  verliehen  wurden;  interessant  wäre,  wenn  sich  aus  diesen 
Tatsachen  etwas  für  die  Herkunft  und  Etymologie  des  griechischen  Wortes 
'tfoüAoff'  gewinnen  ließe. 

2)  Kvfiwv  gehört  wohl  zu  dem  in  Pisidien  häufigen  Namen  Ko/niov, 
dessen  Stamm  auch  in  Namen  mehrerer  Orte  Köfia/ja  in  Pisidien  und  Kö- 
fiava  in  Kappadokien  und  Pontus  erscheint,  zu  dem  auch  Kovyäg,  Personen- 
name aus  Karamanly  und  Kwfiaaig  {Avq.  Kwficcatg  Fafiixav  in  Termessos)  zu 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche     147 

^v{q).  MoX^g  ß'  ^vQOv  6  xal  ^ovTiaXXsvg  aus  Termessos  ^). 

nQcoToyivrjg  6  xai  OiXo/.vgiog  aus  Termessos  ist  Sohn  des 
^CQ.  UQWToysvrjg  "Eqij.iaiov). 

// LOf-irjörig  6  /.al  ^votov  yivöiovog  Benndorf-Niemann,  Reisen 
1,  51,  1.   10. 

M.  ^VQ.  IlcoXef.iaiog  6  /.al  ^^Qiavoöri^iog  ^Aqlotoöi]/^ov  tov 
%al  ylvoiüvog  aus  Sidyma,  Benndorf-Niemann,  Reisen  1,  55. 

M.  ^VQ.  ^AjtoVkiöviog  ^AnoXXbiv'iov  tov  y.al  (DiXioTovlATtol- 
Xojvlov  ^ÖQd-ayoQOv  Oivoavöevg  auf  einer  Inschrift  in  Ter- 
messos, BCH  1886,  225  und  Ad.  Wilhelm,  Wiener  Studien 
24  (1902),  597.  Auf  der  oberen  Leiste  des  Inschriftsteines 
ist  der  Geehrte  mit  ^AtvoIIcovIov  dlg  bezeichnet. 

^i'Q.  'AXe^dvögeia  y  /ml  Magynavt]  aus  ApoUonia,  Tochter 
des  AvQ7JXiog  ^Als^avögog. 

'AvTL'/ovog  ß'  6  y.al  Avaif-iaxog,  Benndorf-Niemann,  Reisen  2,  84. 

2v(X(pOQog  ß'  0  y.al  ^wt^q,  ebenda. 

^i:q.  ^Ali^avÖQog  ß'  o  xal  NdQy.i(jaog  MvQSvg,  a.  a.  0.  2,  69. 

AvQ.  EvTtQETtrjg  dlg  c   y.al  Koaf.tiy.6g,  Termessos. 
ö)  in  Pamphylien: 

Moaxog  Möoxov  6  xat  KülliTiog  ^ivadsvg,  aus  Aspendos. 
e)  in  Kilikien: 

M.  .AvQ.  J LO/,lrig  dlg  b  /mI  Zrjvoipdvrjg  (s.  auch  S.  154),  aus 
der  korykischen  Grotte. 

M.  .Ai'Q.  Aicviy,og  dlg  o  /.al  TIofXTtrjiavog,  ebendaher. 

iH.  AvQ.  '^EQ/iiovg  rglg  o  y.al  (DiloTcdvojQ,  aus  Olba. 

B)  In  folgendem  Falle  läßt  sich  nachweisen,  daß  beide  Teile 
des  Doppelnamens  vom  Vater  des  Namensträger  ererbt  sind: 

2vQog  b  '/.al  Holtf-iiov,  Sohn  des  ^vQog  b  /al  Tlolt/ncov 
^TceXXsivov  TloXifuovog  TQ{o/.6vdov)  aus  ApoUonia  in  Pi- 
sidien;  der  Vater  hat  sein  Supernomen  von  seinem  Groß- 
vater ererbt  (s.  S.  151). 

C)  Der  eine  der   beiden  Namen   ist  vom  Vater,    einer  von 
der  Mutter  ererbt: 


stellen  sind.  Zum  Verhältnis  des  v  :  o  :  ov  vgl.  Kretschmer,  Einleitung  368. 
Es  ist  dasselbe,  wie  in  Koärct  und  UtXXctxorjg  :  KvnTog  und  KvaQf/uog  :  Koialig 
und  in  MokTjg  -.  MiXaan  :  Movkaaaa  (vgl.  MovXig  im  Doppelnamen  des  Ov- 
ngafxovaig  6  xal  M.  aus  Derbe  in  Lykaonien)  nnd  in  Aon-ad-aarög  :  Aovn- 
aXXfig. 

1)  Aovn-aXXevg  hat  vielleicht  denselben  Stamm  wie  .Aon-aS-aarog  (s. 
S.  138).  Letzteres  ist  weitergebildet  mit  einem  cJ'-Suffix  und  dem  häufig 
verwendeten  Suffix  -«ffr,  ersteres  mit  einem  /-Suffix  wie  MaQQoXXäg  u.  v.  a. 
(s.  Kretschmer  326). 

10* 


148  M-  Lambertz 

^loyivrjg    b   %al    udno'K'kwviOQ   v\dq  .  .  .  MaQViwv   ^igt^Xliov 
'OgS^ayöga  tov  xal  ^TtolXwvlov   y.al  ^agöcoviöog  ttjq  xat 
Jioysveiag,  Beundorf-Niemann,  Reisen  2,  229  (Lykien). 
Ai'Aivv'ict  Ti\  ^i  %al  ^v/.[i]a  aus  Oinoauda,  Cagnat,  Inscr.  gr. 
ad  res  Rom.  pert.  3,  5U0  III.     Ihr  Vater  heißt  ^Ly.tvvLog 
u^ovyog,  ihre  Mutter  Maq/iia  ylvAia.     Woher  sie  den  Na- 
men  r^  hat,  läßt  sich  nicht  ermitteln. 
D)  Der  eine  der  beiden  Namen  hat  irgend  eine  Ähnlichkeit 
mit  dem  Namen  des  Vaters: 

a)  sei  es,  daß  der  Name  des  Vaters  und  der  des  Sohnes 
oder  der  Tochter  zweistämmige  Vollnamen  sind  und  einen 
Stamm  gemeinsam  haben.  Aus  Syrien  liegen  keine  derartigen 
Fälle  vor.     Aus  Kleinasien  stammen: 

MeveoTgärri  JMevavÖQOv  Bigd^ag  7j  ymI  ISdvviov  (s.  auch  S.  141), 
Priesterin  aus  Panamara  in  Karlen  (Inschrift  in  den  Scheden 
der  TAM). 
^vg.  Evii^(AEgog  6  /.al  Ztooifxog   aus  Termessos,    Sohn   des  Ei- 
7ige7v^g,    Bruder    des   oben  erwähnten  EvTtge/itjg  dig  6  Aal 
Koof^ityiog,  der  den  Namen  des  Vaters  unverändert  bekom- 
men hat. 
0ef4LOToy.Xrjg  ^voiyiXeovg  6  vmI  Oolßog  aus  Prusa  in  Bithynien. 
Zum  zweiten  Namen  vgl.  Phoebus  qui  et  Tortnogus  in  Glotta 
IV  95. 
QEoy,Xijg  b  ymI  Tlonliog  Otlnyileov  Benndorf-Niemann,  Reisen 
1,  51,  1.  8  (Lykien).  —  S.  auch  den  Fall  b). 
oder   b)  der  Name   des  Sohnes    ist   eine   Kurzform    zu    dem 
zweistämmigen  Vollnamen  des  Vaters: 

'^Eg/ucdcogog  M^iTgoöwgov  tov  Mritgodwgov  Margsccg  CIG  3194, 
Smyrna.     Der  Beleg   gehört  gleichzeitig   zur  Kategorie    a). 
'^Egi^oöcogog  c   /.al  Maxgeag  trägt  einen  Doppelnamen,   in 
welchem  die  Elemente  des  Namens  seines  Vaters  und  Groß- 
vaters Mrjrgodcngog  enthalten  sind.  —  Umgekehrt  trägt  der 
Vater  die  Kurzform    als  Namen,    der  Sohn   den  Vollnamen 
in  dem  Falle  ^^goaloyog  6  /.al  ^^gyelog,  Sohn  des^^^aa^ 
aus  Selge  (s.  S.  142). 
c)  der  Name  des  Vaters   und  der  eine   des  Sohnes   sind   von 
demselben   Stamme    durch    verschiedene    Suffixe    weiterge- 
bildet: 

.^vg.  '^Ofcleoiavog  6  yial  ^^gxtyhrig  in  Termessos  ist  der  Sohn 
des  .Avg.^OnlojvLavög  JJlccvwv.  Er  führt  überdies  als 
dritten  Namen  rvfxvdoiog  (s.  S.  129). 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Reiche     149 

d)  der  Name  des  Vaters  und  der  des  Sohnes  enthalten  ver- 
schiedene Stämme,  die  aber  durch  dasselbe  Suffix  weiterge- 
bildet sind: 

^VQ.  nsQiyiXrjg  MavÖQoßsovg  6  xal  Moaßig  aus   Terraessos'). 

e)  der  Vatersname  und  der  des  Sohnes  haben  ähnliche  Be- 
deutung: 

u4vQ.  Kogyiairag  6  /.al  FgelTtog,  Sohn  des  ylovAgliov  aus 
Termessos,  s.  S,  137. 

^^d-r^vodioQog  J iodoTOv  6  x«  KdX%ag  aus  Seleukia  Olba  in 
Kilikien;  der  Name  des  Sohnes  ist  wie  der  des  Vaters  in 
diesem  und  den  beiden  folgenden  Fällen  theophor. 

Zr]vo(pccviqg  '^Hgay.leiöov  o  nal  "EXXävixog  aus  Soloi  in  Ki- 
likien. 

EQfxoysvrjg  ^^d^iqvaiov  o  xat  Mevohag  aus  Mopsuhestia  in 
Kilikien. 

NixavÖQog  6  ymI  '^Hgoöcogog  ^ETCLyiQcczovg,  aus  der  Koryki- 
schen  Grotte. 

f)  indem  der  Name  des  Sohnes  durch  Anhängung  des  Suffixes 
-lavog  von  dem  des  Vaters  hergeleitet  ist: 

^TQaßtoviavog  ^^Ttolltoviog   in   Termessos    ist    der   Sohn    des 

^TQccßcov  ^ATtolltoviov    (s.    auch   S.  138.    151),    er    nennt 

seinen  Sohn  ^vgocßcov  vsog. 
Mag.  ^vQ.  Moavriavog  Mrjlag  aus  Termessos,  Sohn  des  ^vq. 

Moag  MtjXag  '^Egi.iaiov^). 
(Daviavrj  rj  xal  '^f.if.iia  (Dario v  tov  /.ai  (DiIojtov  aus  Kadyanda 

in  Lykien,  Benndorf-Niemann,  Reisen  1,  118. 
Mag.  ^iQ.  Tiß.  '^Oyclr^navög  IIavyiqazif]g  aus  Termessos,  Sohn 

des  MccQ.  AvQ.   Tiß.  "^'OrcXrig. 
M.  u4.lq.  Msidiavog  TlXarioviavog  Ovägog  aus  Termessos,  Sohn 

des  Priesters  Meid  lag  niccviovog  (s.  S.  152)  BIeiöiov^). 


1)  Über  das  -ir^-Suffix  in  kleinasiatischen  Personennamen  vgl.  Kretsch- 
mer  Einleitung  332. 

2)  Zum  Namensstamme  der  in  Möctg  steckt,  vgl.  Möaßis  und  Moalets 
in  AvQ.  /Iiovvaiog  ö)g  MoaXtlSog  aus  Orijiele. 

3)  Die  Belege  für  die  Ableitung  des  einen  Namens  des  Sohnes  oder 
der  Tochter  von  dem  Namen  der  Mutter  oder  der  Großeltern  durch  -lavög 
folgen  unter  den  betreffenden  Kategorien  unten.  Nur  einnamig  ist  Avq. 
Idvnavog  l4vviov  vom  askanischen  See,  dessen  Kognomen  durch  -tavög 
vom  "Vatersnamen  abgeleitet  ist.  In  den  obigen  Belegen  fehlt,  vrie  oft,  fast 
durchweg  6  x«l  zwischen  den  Namen.  Trotzdem  sind  es  gewöhnliche 
Doppelnamen.  Ob  der  mit  -lavog  erweiterte  Name  oder  der  zweite  der 
Eufname  war,    läßt  sich   meistens   nicht   entscheiden.     Daß    auch   der   mit 


150  M.  Lambertz 

E)  Der  eine  der  beiden  Namen  ist  identisch  mit  dem  der 
Mutter:  Die  Tochter  der  Priesterin  MevearQccv?^  Mevdvögov 
Begd^ag  r;  ymI  Naviaov  aus  Panamara  in  Karien,    die  selbst  ihres 


-lavög  gebildete  Name  Eufname  sein  konnte,  beweist  der  Name  des  Avq. 
M([iäi]c(v6g  IdTraXiurög,  6  Td^iov  /()t]/uaT i'aag  l^TTuliavög  aus  Saga- 
lassos in  Pisidien  aus  der  Zeit  Caracallas,  der  also  ^kürzer'  Attalianus  ge- 
nannt wurde.  Zwei  mit  -ictvög  gebildete  Namen  finden  sich  nicht  selten 
vereinigt.  In  dem  zuletzt  zitierten  Falle  oben  war  der  eine  der  erweiterte 
Name  des  Vaters,  der  andere  der  erweiterte  des  Großvaters.  In  dem  eben 
erwähnten  Falle  ist  die  Ursache,  die  zur  Verleihung  der  beiden  mit  -lavog 
zusammengesetzten  Namen  führte,  nicht  ersichtlich,  ebensowenig  in  folgen- 
den Fällen : 

^VQ.  KKoautvog  'EQ/niavög,  Andeda. 

^vQ.  BiavoQiKvbg  l^ßiaßiKVog  'AvTCo^^og,  Karabaulo. 

Ilonlixiavog  Mo/u/uiarög,  Olbasa. 

^vQ.  ^  10 firjSic(7> 6g  M(txtöovia.vbg  '^Püöwv,  Sagalassos. 

AvQ.  KviVTiXXiavog  ^lurtifiiuvög,  Ütschkapu. 

AvQ.  'Jß()/xif(v6g  l4vTiüVi(<vög ,  Pogla,    dessen  Bruder   Avq.  'EQfxcctog   6    xe 
Jrifi.aQxog  heißt,    vgl.  dazu  unten  die  beiden  TlkaTuiViavoC  und  den 
IDiKTWv,  wahrscheinlich  Brüder. 
Merkwürdig  ist  folgender  Doppelnamentypus: 

Avq.  naQixXictv[T]]  NttVTjXtg  [rj]  y.al  ntQ[C)xlia,  Termessos. 

Avq.  'PoiCicevog  'Pot'Cctg,  Pednelissos. 

Avq.  ^OXvfxn  tavog  ^OXvju  nixög,  Karabaulo. 

Avq.  Zo(f>i,avri  Zof^ita,  ebendaher. 

AiiQ.  l4QTii/Li  ictvog  AiXiTQiavbg  Aqt eifxc(g ,  Pogla. 

T7]X(/Liaxi-c(v6g  Tiß^uaxog,  Sagalassos. 

M.  Avq.  ^OQfOT ictvbg  ^ÖQioriig,  Termessos. 

AiiQ.  ^AvTio^ictvbg  Ilccninvbg  AvTlo)(og,    Sagalassos.    —    Vgl-  ^ß^-  Ma- 
crinus  Epidia7iiis   qui  et  Epidius   aus  Sarmizegetusa  CIL  3,  1488, 
Glotta  IV  131  und  Ti.  Claudius  qui  et  M.  Valcrius  Claiidianus  aus 
Ostia  CIL  14,  816,  Glotta  IV  128  (dazu  129  Julia  Juliane). 
Als  Familiensignum  (vgl.  Glotta  IV  86.  102  Mag7nlianorum)  erscheint 
ein  mit  -lavög   gebildeter  Name  in   folgenden  Fällen:    Die  Brüder  AvQi^Xiot 
Zwrixbg  xal'Ovr]aifxog,  die  in  Konane  ihrem  Vater 'Oj'^jfftiUof  und  ihrer  Mutter 
XaQ[t,)Tivri  den  Grabstein  setzen,    nennen    sich    beide  Aaxlt]n todojQictvoi. 
M.  AvQTikLog  BariKVog  öig  intxlrjv  'Povkoviavog  aus  Hierapolis  in  Phrygien 
hat  seinen  ersten  Namen   schon   in  der  erweiterten  Form  vom  Vater  über- 
nommen.    In  Termessos  fungieren  gemeinsam  als  Freilasser  zweier  Sklaven 
M.  Avq.  IlXurwvcavbg  'Ordvtjg,    der    oben    erwähnte   nXaroyvmvbg  Mh- 
Suivbg  OvüQog  (wohl  Brüder)  und  UXurwr.     Der  Sohn   eines  M.  Avq.  77a- 
SafiovQyiavbg  "OnXtjg    in    Termessos    heißt    M.    Avq.   JlaäafiovQyiKvbg 
Kovojv ,    in  Tyraandos  heißen  zwei  Söhne  des   TsißiQiurög  Annäg  —  Avq. 
TißsQiavbg  Teifiö&eog    und    Avq.    TftßfQiavog    '.4vTinccaaig     —    Vgl.  Avq. 
OvccX^Qiog   6    xal   'OXv/uti ictvög,     Sohn    des  "OXv/xnog    aus    Pantikapeion, 
Glotta  IV  143. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Reiche     151 

zum  Teil  vom  Vater  entlehnten  Namens  \ve,^en  in  Gruppe  Da) 
erwähnt  wurde,  hat  eine  Tochter  namens  RXeoTtärga  rj  -/.al  Mevs- 
OTQceTij;  diese  hat  ihren  ersten  Namen  von  einer  Tante  ihres 
Vaters,  der  KXeoTtdzQa  '^IsQoy.Xtovc,.  in  diesem  Falle  läßt  sich 
also  die  Ursache  der  Verleihung  beider  Nameu  erkennen.  —  Vom 
Askanischen  See  an  der  Grenze  Pisidiens  kennen  wir  eine  Tätig 
TaiLÖog  Tj  ytal  Zioaif.nq.  In  mehreren  Fällen  erscheint  beim 
Sohne  oder  der  Tochter  der  um  -lavog  erweiterte  Name  der 
Mutter  als  Supernomen.  Es  sind  folgende,  sämtlich  aus  Kleinasien: 
u4vQ.  /Jga/taivavTj  '^Podwviaviq    aus   Sagalassos    in    Pisidien    ist 

die  Tochter  der  '^Poötovig. 
Me/n/uiog  Movv^ziog  Ma^iiiiavog  im  pisidischen  Antiochia  ist 

der  Sohn  der  ME(.if.iia  Blovvrjzla  Ma^if-ia. 
EvTv%iav6g,    ebendort,    von   dem   wir   nur  den    einen  Namen 

überliefert  haben,  ist  der  Sohn  der  Evtvxicc- 
^ovKLog    OvTTTOVQLog    ^ygiTCTta    ^Aqiot lavög,     xiXnxQxog    Xe- 
yicüvog  IE   ^ArtoXlivaQiag,    in  Termessos,    ist   der  Sohn  der 
^Agiaxia  Kd'CvTov  d-vydzriQ  ^exotW/y. 
F)  Der   eine    der   beiden  Namen    ist   vom  Großvater   über- 
kommen: 

a)  in  Syrien: 

'^Hgojdrjg  6  /[at]  A^igdvi^g  ^oqalxov  zov  vi'iqävov  aus  Pal- 
myra,  Le  Bas  VI  2595. 

b)  in  Kleiuasien: 

^ZQaßioviavög  '^rtoXltoviog  in  Termessos  ist  der  Enkel  des 
'ATtolXcoviog,  BGH  23  (1899)  281,  63.  (Zum  ersten 
Namen  s.  S.  149.) 

2aQ7tr]öioi>  b  Aal  ^r]f.ii]TQiog  ^ItvttoXvzov  zov  2aQ7ir\ö6vog  aus 
Kadyanda  in  Lykien,  Benndorf-Niemann,  Reisen  1,  118  und 
Cagnat,  Inscr.  Gr.  ad  res  Rom.  pert.  3,  519  i). 

2vQog  6  -Kai  IIoKsfioiv  ^AneXXEivov  noXe[.i(ovog  aus  Apollonia 
in  Pisidien. 

^Ooarig  Mr^vidog  'Oaael  Ovaddoov  6  x«  '^PrjyeXXog  aus  Ormele 
in  Pisidien. 


1)  Vgl.  Ad.  Wilhelm,  Wiener  Studien,  24  (1902)  597.  Auf  der  Basis 
dieses  Inschriftsteines  ist  noch  eigens  hinzugefügt  KkfoßovXog  ^iagntj 3 ovo s 
(der  Sohn  des  oben  Erwähnten).  ZKQnrji^bjv  scheint  also  der  Rufname  des 
doppelnamigen  Lykiers  gewesen  zu  sein.  —  Ein  anderer  Lykier  heißt  ^«^ - 
nrjöujv  6  xal  Evod^og  Benndorf-Niemann,  Reisen  2,  84,  eine  Frau  aus  Aperlai 
in  Lykien  ^EQTii,3aGri  i)  xal  ^«Qnriöovlg  ^vaävSoov  Le  Bas-Waddington  V 
1299,  über  deren  ersten  Namen  man  Kretschmer,  Einleitung  369  vergleiche. 


152  ^-  Lambertz 

Auch   der  Name   des  Großvaters  findet   sich   dreimal,    mit 
-lavog  erweitert,  als  Supernomen  des  Enkels: 

^VQ.  BaqßaQtavbg  Teif,i6ifeog   vom  Askanischen  See   ist   vom 
Vater   her   der  Enkel   des  BdgßaQog,    sein  Bruder  Meve- 
■/.gaTrjg   heißt  nach    dem   gleichnamigen  Großvater   mütter- 
licherseits. 
Tc.  KX.  Ziqvodoxiavog  MoXiavog   in  Termessos   ist  der  Sohn 

der  ^vQiiXia  KiXXiq  Zr^vodorov. 
M.  ylvQ.  Meiöiavog  IlXarioviavog  Ovägog,    ebendaher,    Sohn 
des  Meiölag  IUccTMvog  (s.  S.  149). 
G)  Der  Name   des  Freilassers    oder    des   Herrn    begegnet 
als  Bestandteil  des  Doppelnamens  des  Freigelassenen  oder  des 
Sklaven: 

a)  in  Syrien: 

^lJ.i{X)ad-og    z/7jf.ir]TQL0v    xov    y.al    Jafiuio{v)og,     zfTjfirjTQiov 
aTreXeviP^eQog  aus  Gerasa,  Dittenberger,  Syll.  or.  620 1). 

b)  in  Kleinasien: 

^AQxi^iiov  0  xat  Zo)Ti/.6g,  oZx«Vijg  ^vg.  ^^gxtuMvog  aus  Ter- 
messos. 
H)  In    folgenden    Fällen    erfolgte    die    Annahme    des    zweiten 
Namens  bei  der  Adoption: 

Mviov  ^^yÜMOv,    (fiou    ds  EvaeßoZg  Mivavdgog    aus    Aphro- 

disias  in  Karien,  CIG  2772. 
uivQ{ifiXia)  '^Tiä'kov  7j  xal  Ilv^iccg  Tgocpif-iov  aus  Termessos. 
I)  Einer  der  beiden  Namen  wurde  dem  christlichen  Träger 
des  Doppelnamens  anläßlich  seiner  Taufe  verliehen:  So  heißen 
IlaZXog  87tiA[lriv)  Jlog  aus  Baris  in  Pisidien  und  ^Ivdoig''^)  6  y.ai 
FLavXog  aus  Dalisaudos  in  Kilikien  offenbar  nach  dem  Apostel 
Paulus 3),  Greyorius  Thaumaturgus  qui  et  Theodorus  aus  Neu- 
caesarea  in  Pontus,  aus  dem  dritten  Jahrhundert  nach  Christus, 
führt  an  erster  Stelle  seit  seiner  Taufe  den  bei  den  Christen  be- 
liebten, auf  die  Auferstehung  oder  die  im  Evangelium  empfohlene 


1)  Es  ist  allerdings  auch  möglich,  daß  der  Vater  des  l^/nt'la&os  mit 
seinem  Ereilasser  identisch  ist. 

2)  'Iväovs  begegnet  noch  dreimal  in  Kilikien.  Von  demselben  Stamme 
sind  die  Namen  des  'Iröovug  aav6oy.ri()uv  in  Jotape,  des  "fvd\(i  Moviärov  in 
Dalisandos,  zweier  Männer  namens  "Ivöaxog  aus  Dalisandos  und  Korykos 
und  des  Vaters  des  Ovu'^afxöag  ^Ivääovg  aus  Dalisandos  abgeleitet. 

3)  Vgl.  Ad.  Harnack,  Die  Mission  und  Ausbreitung  des  Christentums 
I*  357  f. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Reiche      153 

Wachsamkeit  gegen  sich  selbst  hinweisenden,    mit  -ius  gebildeten 
Namen  *). 

K)  Der  arabische  Häuptling  "^Adgiavog  6  y.al  ^oaiörjg  Ma- 
Xexov  s&vaQxog,  OTQavrjycg  vof^aöcov  (Le  Bas  VI  2196)  aus  Khirbet 
el  Aradji  in  Batanea,  der  zur  Zeit  Hadrians  lebt,  führt  seinen 
ersten  Namen  dem  Kaiser  zu  Ehren. 

L)  rd'iog'lovXiog  ^/roXivdgiog  OTQavuoT'qg  GrclsiQrig  7TQCt)T\rig 
^ATtaptriviov,  wg  de  tzqo  zrjg  orgaTeiag  kexqi]Ihcct[ik€  Necov] 
Tov  MvoTov  aus  Apamea  ändert  seinen  Namen  anläßlich  seines 
Eintrittes  in  die  römische  Armee  2). 

Auch    in    Syrien    und    Kleinasieu    besteht    in    vielen    Fällen 
zwischen    den    beiden    Teilen    des    Doppelnamens    eine   Be- 
ziehung,   die   die  Ursache   der  Verleihung    des   Supernomen   er- 
schließen läßt 3).     Diese  Beziehung  liegt,  wenn  der  eine  Name  die 
griechische  oder  lateinische  Übersetzung  des  andern  ist*),   in  der 
gleichen   Bedeutung   der   beiden    Namen,    in    mehreren    Fällen 
stehen  die  beiden  Namen  durch  Ähnlichkeit  ihrer  Bedeutung 
einander  nahe.     Belege  hiefür  sind: 
a)  aus  Syrien: 
^^aiXdfj.Eig  [6]  Ticcl  Ziqvößiog  ^loccvov    aus  Palmyra,    Le  Bas 
VI  2617,  wenn  der  erste  Name,  der  auch  in  der  Form  ^l- 
Xdfxsig^)  vorkommt,  mit  Elohim  zusammenhängt. 
// iovvoLog   6   y.al  ^ATtoXXodorog   aus    Arsinoe,    27 — 29    nach 

Chr.,  Le  Bas  VII  2773.  Beide  Namen  sind  theophor. 
JiovhOLog  6  'A.a.1  Qe.odtoQog  aus  Byblos  führt  auch  zwei  theo- 
phore  Namen,  L.  Jalabert,  Melanges  de  ia  Faculte  Orien- 
tale de  rUniversite  Saint  Joseph,  Beyrouth  1906  (Inscr. 
Grecques  et  Latines  de  Syrie)  1,  138. 
AiodcoQog  Elgrivalog  o  y,al  Baaaileiörjg  aus  Sidon  ist  drei- 
namig,  die  beiden  ersten  Namen  sind  theophor,  vielleicht 
ist  auch  BaooiXeidrig  als  Widmuugsname  (zu  Zeig  Baat- 
levg)  gedacht;  vielleicht  ist  es  (iräzisierung  eines  vom  Na- 
men des  Gottes  Melkart  oder  von  Mdhxog  (König)  gebil- 
deten Namens  (s.  S.  144). 


1)  Eusebius,  hist.  eccl.  6,  30. 

2)  Über  Namensänderungen    beim   Eintritt    in    das    römische  Heer    s. 
S.  108. 

3)  Vgl.  die  entsprechenden  Fälle    in  den  übrigen  Gegenden  des  römi- 
schen Reiches  S.  125  ff.  4)  s.  S.  131  ff. 

5)  Vgl.  Of6/j.vr]OTog  Aikäfiov  6  xal  &cduog  Le  Bas  VI  2537  e  aus  Khul- 
khula  in  der  Trachonitis.  —  Vgl.  l4aiXnfAr]g  tov  Zrjvoßiov  Le  Bas  VI  2571b. 


154  M-  Lambertz 

b)  aus  Kleinasien: 
&£cdcoQog  Qeoda  Qov  xov  v.aXovfxivov  MrjTQOÖcSQOv  aus  Smyrna, 

Le  Bas-Waddington  V,  22. 
ElaiöcoQog    6   xat   ^^qi  suidcogog  ^loxvQuovog,    Zeit    des    Do- 
mitian,  aus  Ephesos,    R.  Heberdey,   Jahreshefte  des  österr. 
archaeol.  Inst.  7  (1904)  47  Beiblatt. 
M.  ^VQ.  ^OviqöicpoQog  6  ytal  '^EQuaiog   BCH   1886,  222,    Ter- 
messos.     Über  sein  zweites  Supernomen  Tltoiöiog  s.  S.   140. 
Die  Namen  haben  ähnliche  Bedeutung,  denn  Hermes  ist  der 
Nutzen  bringende  Gott,  von  dem  die  unverhofften  Vorteile, 
die  eQ/Liaia,  stammen. 
M.  ^VQ.  JiOAXrig  dlg  6  y.al  Zrjvocpäviqg  aus  der  korykischen 

Grotte. 
^HQaxXeiörig   o    /ml  '^Hgodcogog   aus   Hierapolis    Kastabala    in 

Kilikien, 
Mt]v6öoTog  6  v.ai  ^AQtEßidioQog  aus  Mopsuhestia  in  Kilikien. 
yivQ.  KvtvTiog  '^EQf.iOAQctxrjg  6  /lal  J Lodorog  aus  der  koryki- 
schen (irotte,  auch  hier  sind  beide  Namen  theophor. 
Auch  dafür,  daß  das  Supernomen  oft  des  Gleichklangs  mit 
dem  ursprünglichen  Namen  wegen  gewählt  wurde,   haben  wir  aus 
Syrien  und  Kleinasien  Belege.     Das  bekannteste  Beispiel  hiefür  ist 
der  Doppelname  des  Apostels  3«t;Aog  6  xal  IlavXog,  der  aus  Tarsos 
in  Kilikien  stammend  wegen  seiner  jüdischen  Abkunft  und  Erziehung 
und  wegen  seines  Lebens  in  Palästina  dem  syrischen  Kulturkreise  an- 
gehört i).    Ahnlicher  Gleichklang  verbindet  die  Namen  des  ^sllag 
—  ^Llovavog  (Nov.  test.  act.  apost.  16,  37    und  I  Thess.   1    und 
II  Thess.  1),  des  ^Idy-ijn — ^'Alv.i(.iog  (Jos.  Antiqu.  12,  9,  7),  des 
^lYjGovg  6  Xeyofxsvog  ^lovaiog  (Nov.  test.  Col.  4,  11),  des   Icoor^g) 
.  .  .  dg  87ie-/.lrj^iq  "lovoxog  (Act.  apost.  1,  23) 2).      Der  Vater  der 
Zenohia  von  Palmyra  heißt  in  Le  Bas- Waddington  VI  2595  (242/3 
nach  Chr.)   ^lovliog  Avgijhog   Zi^vcßiog    6    ytal   ZaßdiXag    dlg 
MdXxov.     Der  palmyrenische  Name  ZaßdiXag,  der  in  diesem  Falle 
vom  Vater  ererbt  ist.  bedeutet  ^Gabe\  d.  h.  Gottesgabe'  '^).     Auch 


1)  Vgl.  über  den  Doppelnamen  des  Apostels  Paulus  Verf.  Doppelnamig- 
keit  in  Ägypten,  S.  8,  Anm.  14  und  die  dort  zitierte  Literatur. 

2)  Vgl.  Deißmann,  Bibelstudien  182 ff.;  W.  Sclimid,  de  Flava  Josephi 
elocutione,  Fleckeisens  Jahrbücher  20  (1894)  355  ff. 

3)  Von  demselben  Stamme  Zabbas,  Zabbaios,  Zabelos.  Zahdas,  Zabdosi 
Zabdathen^  Zubdeathes,  Zabdela,  Zabeides,  Zabadanes,  Zahades,  Zabudes,  Ze- 
bedaios.  Ein  Verwandter  der  Königin  Zeiiobia  heißt  Za6ia«os- (Dittenberger, 
Syll.  or.  648).     Vgl.  Wetzstein,  Abb.  d.  Berl.  Akad.  1863,  353;    R.  Herzog, 


Zur  Ausbreitung  des  Supern omen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      155 

die  Königin  Zenobia  hieß  mit  ihrem  palmyrenischen  Namen  Bat- 
Zabbai^).  In  ihrem  Doppehiamen  wie  in  dem  ihres  Vaters  liegt 
keine  Namensübersetzung  vor,  wenn  auch  eine  gewisse  Verwandt- 
schaft der  Bedeutung  beide  Namen  verbindet,  sondern  die  Wahl 
eines  dem  Klange  nach  dem  palmyrenischen  Namen  uahestehenden 
griechischen  Namens.  Auch  bei  dem  Doppelnamen  des  Qs6f.ivrja- 
rog  u4ilduov  6  yial  Qal/xog  (Le  Bas  VI  2537 e)  aus  der  Tracho- 
nitis  liegt  der  Grund  für  die  Wahl  des  griechischen  Namens  in  dem 
ähnlichen  Klange  [.  .  .  Qalfxog  {Themos  zu  sprechen)] ^j.  Vielleicht 
hat  auch  bei  '^Hqibdijg  b  yial  ^tQavijg  aus  Palniyra  (Lo  Bas  VI 
2595)  Gleichklang  der  ersten  Silbe  die  Wahl  des  griechischen 
Namens  beeinflußt  (vgl.  unten).  Der  semitische  ist  vom  Groß- 
vater ererbt  (s.  S.  151). 

Bei  der  Verleihung  der  Namen  der  Kl.  'Agve^ELaia  ^  xat 
'^QfxaoTa  in  Termessos  in  Pisidien  hat  wohl  der  Gleichklang  der 
ersten  Silbe  mitgewirkt.  Auch  im  Doppelnamen  des  Mag.  ^vq. 
KvQEiva  ^alzog  o  /.al  Jlalzog  (Benndorf-Niemann,  Reisen  im 
südwestl.  Kleinasien  1,  97)  hat  der  ursprüngliche  Name  das  Super- 
nomen  des  Gleichklangs  wegen  nach  sich  gezogen,  wie  auch  gleicher 
Vokalismus  die  beiden  Namen  des  ^'^Ixif-iog  6  yial  Faf-iLY-cg 
(Reisen  2,  84)  verbindet.  Einen  gemeinsamen  Bestandteil  haben 
die  Namen  des  Eveld-cDv  6  y.al  Evrvxr^g  Teleoiov  aus  Sidyma, 
beide  sind  auch  Namen  guter  Vorbedeutung. 

In  zwei  Fällen  aus  Kleinasien  ist  der  eine  der  beiden  Namen 
ein  zweistämmiger  Vollname,  der  andere  eine  Kurzform  dazu. 
Der  Vater  des  Arztes  Galenus   heißt  auf  einer  Inschrift  aus  Per- 


Namensübersetzungen  a.  a.  0.  54;  Le  Bas-Waddington  VI  und  Index  dazu 
von  J.  B.  Chabot,  Eev.  archeol.  28  (1896)  213  ff.  Vgl.  CIL  8,  2505  Zabdi- 
holus  Palmyrenus. 

1)  Dittenberger,  Syll.  or.  640,  648. 

2)  Derselbe  Name  in  Oar/jog  [6]  xa[l]  Zäßßas  aus  Saccaea  in  Ba- 
tanea  aus  römischer  Zeit  (Le  Bas  VI  2142)  und  bei  Gaifiog  6  x«l  'fovhuvös 
ZaäSov,  Name  eines  syrischen  Kaufmanns  in  Lugdunum  IG  14,  2532,  s. 
Glotta  IV  93.  Vgl.  auch  Le  Bas  VI  2588  dva^i^aTu  MaXa/ßn^-v  xal  T^x^ 
&atfj.Siog  xul  ['ATfQy]KT€i  naTQuioig  ft^toTg,  Palrayra.  Eine  Weiterbildung  zu 
Gat/xog  ist  &a(uuXlog,  Name  des  Vaters  eines  Arabers  &olofxaiog  Qai~ 
fxäXkov  6  xal  MäSifiog  UiTQccTog,  überliefert  in  Puteoli  IG  14,  add.  842a 
(vgl.  Glotta  IV  131).  Der  Name  des  Sohnes  will  den  Vaternamen  gräzi- 
sieren.  Gemeinsamer  Konsonantismus  verbindet  beide  Namen.  Der  Name  des 
Sohnes  lehnt  sich  au  den  griechischen  Namen  ÜTolffiKiog  an,  wobei  vulgär- 
lateinische Assimilation  des  IIt  zu  rr  und  Vereinfachung  des  T  im  Anlaute 
vorliegt  (vgl.  Grandgent,  An  introduction  to  Vulgär  Latin,  132).  Eine  To- 
lomais  kennen  wir  auch  aus  Puteoli  CIL  10,  3018  (vgl.  italienisch   Tolomeo). 


156  M:.  Larabertz 

gamon  (Inschr.  aus  Pergamon  333)  aQxiTäxTcov  ...'/,  Netyiööriinog 
ayad^og,  a/Lia  drj  o  Aal  Neivhov  vsog.  Bei  Suidas  wird  Galenus 
(s.  V.  raXiqvog)  viog  Nixiovog  dgxiTeyiTovog  y.al  ysco/iUTQOv  genannt 
und  auch  in  GIG  3546  heißt  der  Vater  bloß  Ni-amv,  bezw.  Nei- 
xw»*!).  Ein  Priester  in  Mylasa  in  Karlen  (Le  Bas- Waddington 
V  361)  heißt  "E/tazatog  6  Y,ai  'E^aTCfivcog^). 

Spiel  mit  demselben  Suffixe  liegt  in  folgenden  Namens- 
paaren aus  Kleinasien  vor: 

"^Hga/Mwv  6  xat  ^^QTf[Aiov  BCH  1886,  224  aus  Termessos^). 

Ma(j.  ^vQ.  ^^QV€/Liwv^)    0    y.al  '^HgaxXe'Mv,    ebendaher,    aus    R. 
Heberdeys  Scheden  in  den  TAM. 

^VQ.  ^AyogaoTt]  *;  xat  ^^Qi^dota,  Termessos. 

^VQ.  Kevdiqßiog  EQ{jLiaiov)  6  xal  TiXloQoßog^),  ebendaher. 

1)  Vgl.  die  zur  Inschr.  von  Pergamon  333  von  M.  Fraenkel  zitierte 
Literatur.  —  S.  überdies  S.  102,  Anra.  2. 

2)  Über  beide  Namen  vgl.  E.  Sittig,  de  Graecorum  norainibus  theo- 
phoris  65. 

3)  Vgl.  Ad.  Wilhelm,  Wiener  Studien  24  (1902)  597. 

4)  Die  von  14qt(/u-  gebildeten  Personennamen  sind  in  Lykien  und  Pi- 
sidien  überaus  häufig.  Es  finden  sich  l^QTfutig,  l4QrtfXü),  IdQTf'juwv,  liQTt^üg, 
lÄQTtfj-üivig,  l4QT€fii]s  (Genetiv  '^QTf/u^Sog),  l^QTffJstaicc,  IdQTffxeiatos,  IdQTffxCöu}- 
Qog,  liQTsiixag,  'AQTii/jiäg  (fem.),  l^QTft/niög,  'AQTBCfxog,  'AQXUfMiitvög,  'AQTfi/j^^g, 
"AQtifjLog,  davon  z.  B.  l4QTe/j(tg  95 mal,  IdQT^fiuv  64mal,  'AgraCfiag  38 mal,  'Aq- 
TffilSwQog  12 mal  allein  in  Pisidien  (Job.  Öhlers  Index  zu  den  Scheden  der 
TAM).  Begreiflich,  daß  diese  beliebten  Namen  sich  auch  in  Doppelnamen 
finden,  so  in : 

^QT^juoDv  ß'  6  y.al  [TTTo]kf[iJ.]cdog  Benndorf-Niemann,  Eeisen  2,  84. 

IdQTf'ficüv  ö  xcü.  ZcoTtxog,  Sklave,  Termessos. 

TkT  ytvQ  l-toTf /J.WV  6  xai  ACSvfxog,  ebendaher. 

liki'^avS Qog  6  xni   l-lQTSf^wv  (V,  Apollonia. 

IdnoXXüjviog  6  xal  1-Iq(t fiuag),  Termessos. 

lAnTtf,ttig  'Onki'ovg  rj  xat  IThoTfCrct,  ebendaher. 

AvQ.  ^Afhavaaia  ?)  xa)  14qt ^ fxiig,  ebendaher. 

AvQ.  AQTef,ifig  rj  xal  ^wxoutixtj,  ebendaher. 

AvQ.  l-lQT ifj^eig  t)  KaXXnv/T],  ebendaher. 

AvQ.  IdQTifidg  ri  xttl  ^AyooärrTrj,  Termessos. 

AvQ.  ylQTäjueig  rj  xai  l^TTukCg,  ebendaher. 

AvQ.  llQTsueig  rj  xkI  KoQxaiva,  ebendaher. 

AiiQ.  14qt sf^fig  rj  xul  Mkvsvi'u,  ebendaher. 

KL  ^AQTSjuaiaCa  rj  xctl  ^AQ/udara,  ebendaher;  vgl.  auch  S.  154ff. 

5)  Aus  Termessos  kennen  wir  auch  Avq.  'EQi/ualog)  l^glrffitovog)  6  xai 
TikXoQoßog.  Andere  kleinasiatische  mit  dem  Suffix  -ho  gebildete  Namen: 
KsvSrjßog  [AvQ.  AovXituv  KivSrjßov  Term.);  Kfvätjßrjg  {K.  ZwatnöXtwg  Dalaman) ; 
Kav&Tjßrjg  {K.  Arjf^rjTQiov  Dalaman);  KeSSrjßrjg  [K.  ITvQycovog  Dalaman)  [vgl. 
dazu  den  Stamm  KsvS-  in  Kfvö^ag];   Mavüqößrjg  (Avq.  MavÖQoßrjg  IJfiuTrjQu- 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      157 

niTTOv{g)   TQ{oY,6vdov)  rj  yiai  Kovgovg^),  ebendaher, 

Ko'Cvvog  ^vxaQrjvog  IlezQOjvLog  6  yial  ^vzioviog  aus  Lystra  in 

Lykaonien. 
L47toXXcijviog  6  '/.al  ^AnavovQLog  aus  Seleukia  in  Kilikien  trägt 
zwei    Widmuugsnamen.      Der    Doppelname    kann    auch    als 
Beleg  zu  S.  153/154  gestellt  werden. 
Neubildungen  auf  -ius^)   erscheinen   in  Syrien   und  Klein- 
asien   in    folgenden   Fällen    als    Signa:    Aus   Antiochia    in    Syrien 
stammt    der  Bischof  Ignafius  qui  et  Theophorus    aus    dem  An- 
fange des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  (Ad.  Harnack,  Mission  und 
Ausbreitung  des  Christentums  356),    aus  Apamea  ^v^avcjr  6  /.al 
^Elldöiog   aus   dem  Jahre  247/8  u.  Chr.    (Cagnat,   Inscr.  Gr.  ad 
res  Rom.  pert.  4,  3,  795),    und   ebendorther  ^l'Xiog  UavxccQiog 
6   y.al  Ziovr/iog   aus    dem    dritten  Jahrhundert  n.  Chr.,    in    Umm- 
Wilat  in  Nordsyrieu  wurde  die  Grabinschrift  des  Bagad^wv  'Aßgafx- 
fxiov  BaqXd'^ov    Aal   Evyevlov   gefunden,    dessen    Großvater    also 
BaQXä^og  (o)  ^)  xat  Evyiviog   heißt  (W.  Kelly   Prentioe,  Publ.  of 
the  Princeton  Univ.,    Archaeol.  Exped.   to   Syria  1904—1905,  III, 
B,  2,  68  n.  967  [Leiden  1908]). 
Aus  Kleinasien  kennen  wir: 
^vQijXiog   vlbg  Avyuv[ov]   o    /.al  JJaQeioQig^)    aus   Sophon    in 
Bithynien. 


ßiog  Term.,  Avq.  IItQty.lfjg  Mavögoßtovq  6  xal  Möaßig  s.  S.  149,  Term., 
'EgfjiaTog  MavÖQoßiovg  und  Mctvi^Qoßrjg  'EQjxaiov  Term.);  FSäßa  (Sofoular) ; 
rSaßog  (ebendaher);  rä-yi^aßog  'ESä-yö ußog  (ebendaher,  wohl  Doppel- 
name eines  Mannes,  nicht  Name  des  Sohnes  und  Vatersname;  hiegegen 
sprechen  die  Endungen);  Fäeßtrig  (ebendaher);  OvQoißug  [Avq.  'EXev&^Qiog 
OvQovßag  Doppelname  aus  Term.);  'Aiäßwg  (A  &6avTog  Term.);  niarriQa- 
ßig  6  xal  UiXkaxöug  (Termessos;  IJictTrjQttßig  ist  auch  sehr  gewöhnlich; 
merkwürdig  Sohn-Vater  i7«tr«pd/S/j?  ITiuTriQäßiog). 

1)  ITtTTovg  begegnet  noch  zweimal  in  Termessos  als  Prauenname.  Zu 
KovQüvg  ist  KovQaXrig  {TQwiXog  KovqäXov  in  Bedirbey)  zu  stellen.  Über  die 
Endung  ovg  s.  W.  Schulze,  KZ.  33,  234  ff.  (aus  lonien  stammend),  sie  findet 
dann  besonders  in  Ägypten  starke  Verbreitung  s.  A.  Thumb,  Die  griechische 
Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus  230  und  E.  Mayser,  Grammatik  d. 
grieck.  Pap.  i.  d.  Ptolemäerzeit  274  f. 

2)  S.  Glotta  IV  85 ff.;  E.  Diehl,  das  Signum,  Eh.  M.  NF.  62  (1907) 
390 ff.;  S.  129. 

3)  Über  die  Weglassung  von  o  in  der  Verbindung  o  xaC  s.  S.  133*). 

4)  UnoHÖgig  steht  für  TlaQriyÖQiog,  einem  mit  -tog  abgeleiteten  Namen 
zu  nctQTjyoQfw.  Vgl.  Glotta  IV  93  Parngoriiis  aus  Lyon,  Jude,  Kev.  arch. 
1860,  2,  348,  2.  Glotta  IV  125  ist  Paregorius  Signum  der  Ulpia  Eutychia 
CIL  6,  29339. 


j[58  ^^-  Lambertz 

M.  ^VQ.  TlaTiiavog  £7riy.Xiqv  revvddiog,  Hierapolis  in  Phrygien; 
dasselbe  Supernomen  begegnet  CIL  10,  (382,  vgl.  Glotta 
IV   130. 

""Egf-iaiag  6  Kai  AitOQiQ  aus  Smyrna,  CIL  III  417  (Hermias  qui 
et  Litorius).  Litorius  (Weiterbildung  von  litus)  ist  ver- 
mutlich ein  Spitzname  oder  ein  Name,  der  auf  die  Her- 
kunft des  Namensträgers  hinweist,  wie  Hydatius  und  Pe- 
lagius',  vgl.  zu  diesen  Namen  Glotta  IV  103. 

^rii-ivlog  UoXvaQccTov  6  y.a?^ov/iiEvog  Qsodoaiog  Xlog  aus  dem 
ersten  Jahrh.  vor  Chr.,  Lythri,  Jos.  Keil,  Forschungen 
in  der  Erythraia,  Jahresh.  des  österr.  archäol.  Inst,  in  Wien 
13  (1910)  Beiblatt  51,  16. 

^ErciATrjrog  6  ^cai  Fsldoig  in  einer  Widmung  an  Zeus  Pana- 
maros  aus  Baiaka  in  Karlen  (Scheden  TAM). 

EvTvyjog  b  /.al  Taytjviog  (s.  auch  S.  136)  aus  Magnesia  am 
Maeauder,  Inschr.  122h4,  viertes  Jahrh.  n.  Chr. 

Tliaidiog  steht  auf  der  oberen  Leiste  des  luschriftsteines  des 
M.  u4vQ.  'OvrjOlcpoQog  v  /.al  ''Eqi-iouog  (s.  auch  S.  154),  be- 
sprochen von  Ad.  Wilhelm.  Wiener  Studien  24  (1902)  599. 

^VQ.  ^^d^avaoitt  tj  xal  '^QTi/.iEig  aus  Termessos  (Heberdeys 
Skizzenbuch),  vermutlich  Christin  (s.  auch  S.  156). 

^VQ.  ^^Qf.i6oTa  7)  v.al  ITayxQaTia  aus  Termessos  (s.  S.  145), 
findet  sich  aber  auch  nayAQCcTEia.  geschrieben,  das  wie 
^AQiozo/.Q<iTeia,  ^Eyy.qdrsia,  '^IftTto/.QctTeia  u.  ä.  ein  alter 
Name  ist,  kann  also  nicht  mit  Sicherheit  zu  der  Gruppe 
der  modernen  -iMS-Namen  gestellt  werden. 

EvxQO f-iiog  ist  Signum  des  uns  bereits  bekannten  (s.  S.  103 
und  S.  150)  ^VQ.  ^^QTii-iiavog  Jü.iTQiavbg  ^AQTsif.iag  aus 
Pogla  in  Pisidien. 

M.  AvQ.'ÖTtXeGiavdg  6  vMVAQXiyh'iqg,  rvuvdai.,  Lanckoronski, 
Städte  Pamphyliens  und  Pisidiens  202,  53.     Dazu  Ad.  Wil- 
helm, a.  a.  0.  599. 
Ai'Q.  Baailiog  6  Neaciog  aus  Selge  in  Pisidien. 

Bovwviavog  yloXliavog  aus  Side  in  Pamphylien  führt,  wie  die 
Aufschrift  auf  der  Statuenbasis  („evtvxt  Ktiotl'')  lehrt,  das 
Supernomen  KxiacLog.  Er  hieß  also  vollständig  Bryonia- 
nus  Lollianus  qui  et  Ctistius  (vgl.  Glotta  IV  90).  Er  hat 
nach  Wilhelm  diesen  Beinamen  als  y.TiaTtjg  oder  (pilo/aiGzifig 
bekommen,  da  er  das  Nymphaion  mit  Wasser  versehen 
hat  (Lanckoronski,  Städte  Pamphyliens  und  Pisidiens  143. 
185). 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Reiche      159 

Gregorius  Thaumaturgus  qui  et  Theodorus  aus  Neucäsarea  in 

Pontus  (s.  S.  152). 
^Jovhog  2/tXevöidog  6  /.al  IlsXdyQig  aus  Mersivan   im  Pontus. 
Der  zweite  Name  ist  wohl  durch  Metathesis  aus  neXagyiog 
entstanden,  einer  Weiterbildung  von  dem  Appellativum  tte- 
kagyog,  Storch. 
^leovTLog  6  yial  QeoxziaTog  heißt    einer    der   vierzig  Märtyrer 
von  Sebaste   in  Armenien    (Harnack,    Mission    und  Ausbrei- 
tung d.  Christentums  I  357). 
M.  ^VQ.  TlaTTEiQiavbg  6  /iaVAi.ia%Lg  aus  Olba  in  Kilikien  führt 
an  zweiter  Stelle  als  Namen  eine  -ms-Bildung  zum  Stamme 
(xax-,  Kampf,  mit  a.  privativum,  vgl.  Acacius. 
FecüQyiog  Gsodoaiov  e/clvihjOLv  ^vyväg  aus  Korykos  in  Kilikien, 
(DL  ^AvTLoyjavog  6  /.al  Evaeßiog  aus  Flaviopolis  in  Kilikien. 
M.  uivQ.  Movl[.  .  .^vii]g   6  y.al  ^vaxöXig   aus    der    korykischen 
Grotte. 
Aus   der  Masse    der    noch    nicht   besprochenen    Doppelnamen 
Syriens  und  Kleinasiens,    bei  denen    sich  der  Grund   für   die  Ver- 
leihung des  zweiten  Namens  nicht   mit  Sicherheit   auffinden   läßt, 
seien  noch  die  Fälle  besprochen,    wo  der  eine  der   beiden  Namen 
ein  lateinischer  ist  und  als  Ursache  der  Verleihung  dieses  Na- 
mens  das   Bestreben   des   Namensträgers   vermutet  werden    kann, 
sich  einer  römischen  Umgebung  zu  assimilieren  (wie  in  vielen  Fällen 
der  Legion,  in  die  man  eingetreten  ist  s.  S.   108  u.  153).     Häufig 
freilich,  zumal  wenn  ein  griechischer  Name  mit  einem  lateinischen, 
oder  zwei  lateinische   mit   einander  durch  c  y.ai    verbunden   sind, 
ist  die  Ursache  der  Annahme  eines  zweiten  Namens    nur   in  dem 
Umstände  zu  suchen,    daß  Doppelnamen   zu   führen   eben   in   der 
hellenistich-römischen  Welt  Mode    geworden   war,    die   man   auch 
ohne  besonderen  Anlaß  mitmachte.     Ebenso  liegt  gewiß   in  vielen 
Fällen,     wo    ein    nichtgriechischer    Syrer    oder    Kleinasiate    zwei 
syrische  oder  kleinasiatische  Namen    führt,    die  durch  6  zat 
oder    ähnliche  Verknüpfungen    miteinander    verbunden    sind,    nur 
Nachahmung  der  in  seiner  Umgebung  eingebürgerten  Sitte  vor. 
A)  Ein  Name  ist  ein  lateinischer,  und  zwar: 
a)  ein  lateinisches  Praenomen:i) 


1)  Entsprechende  Fälle  in  den  westlichen  Provinzen :  Nny.6Xaoq  Nh\^o- 
Xccov  6  xai  yiovxiog  IG  9"  17'Hypata;  EvQijko)(og  6  xal  Aovy.ioq  IGr  9^ 
538-21  Larisa;  Aovxioi;  o  y.\a\  .  .jaJof  IG  9^  13449  Larisa;  ^oi'(xto?)  6  xal 
"EnäyKd-os  IG  3,  1197;  Z6inv(}[og]  6  xal  Ao[vxiog]  IG  12«  4436  Thraker 
auf  Thasos;   'Akiog  6  xai  Muqxog  IG  3,  1142  (zweites  Jahrh.);    [M]«(»xo? 


160  M.  Lambertz 

^^vt L7t ar Qog  b  v.al  rd'iog  aus  Amorion  in  Phrygien,  erstes  Jahrh. 
n.  Chr.  Er  wird  auf  derselben  Inschrift  ^AvTiuaxQog  ß'  Fceiog 
genannt,  hat  also  den  griechischen  Namen  vom  Vater  geerbt  i). 

Tl.  Kl.  JJXazwv  0  y.cti  Tißegiog  (R,  Heberdey  und  W.  Wil- 
berg,  Jahresh.  d.  oest.  archaeol.  Inst.  3  [1900]  188  f.  und 
Lanckoronski,  Städte  Pamphyliens  und  Pisidiens  195  II) 
führt  seinen  Vornamen  auch  als  Supernomen,  er  benutzt 
die  Mode  der  Doppelnamigkeit,  um  seinen  im  täglichen 
Umgang  offenbar  allein  gebräuchlichen  Rufnamen  Tiberius 
als  solchen  zu  charakterisieren  2). 

&EO/.Xi^g  6  /mI  IJoTrXiog  Oiloy^ltov  Benndorf-Niemann,  Reisen 
1,  5i  1.  8.  Zum  ersten  Namen  und  seiner  Abhängigkeit 
vom  Vaternamen  s.  S.  148. 

Mägz-og  '^ay/AtjTrioöoTOv  b  vmI  KaXliOTgazog  aus  Prusias  am 
Hypius  in  Bithynien. 

zlrji.i6vuv.og  6  /ml  McQAog  aus  Mopsuhestia  in  Kilikien. 

Hier  können  zwei  Fälle  von  Doppelnamigkeit  angeschlossen 
werden,  wo  der  eine  Name  ein  durch  -ianiis  erweitertes  Prae- 
nomen  ist: 

Neivolaog  6  xal  Aovy.iav6g  aus  Hieropolis  Kastabala  in  Kilikien. 

^iQ.  Faiavirj  r]  /.al  Alf-uXiavrj  aus  Termessos,  lieberdeys  Skizzen- 
buch TAM3). 
b)  ein  lateinischer  Gentilname*): 


o  xul  Kri<f.it.a6dwQ[og]  1149;  ^ füacjv  6  xctl  /liAfiog  l4xKQi'ivg  iargög  IG  3,  1445; 
^AnoXXojviog  ^AnoXXurvCov  6  y.al  TißsQiog  und  6  y.cd  TißsQcog  KXavö cog, 
Olympia,  Dittenberger-Purgold  424.  —  Beide  Teile  des  Doppelnamens  sind 
lateinische  Pränomina  in  Atvxtog  6  xal  Mugxog  MuQa^ojviog  naK^oTQißrjg 
IG  3,  1138.  Vgl.  Glotta  IV  135.  139.  140.  141. 
1)  s.  S.  144  ff.  2)  s.  S.  103. 

3)  Der  gleichen  Suffixe  wegen  kann  der  Doppelname  auch  zu  S.  156 
gestellt  werden. 

4)  Die  Doppelnamen  aus  den  westlichen  Provinzen  des  römischen 
Eeiches,  deren  einer  Bestandteil  ein  lateinisches  Gentile  ist,  sind  in  alpha- 
betischer Ordnung  folgende: 

Acurius  in  C.  Rufinius  [S]i[l]vester  qui  et  A.  CIL  9,  1305;  Glotta  IV  126. 
Albucia  in  Liguriu  Procilla  quae  et  A.  CIL  3,  2074;  Glotta  IV  81.  131. 
Ancharius  in  [L.]    Volusius  L.  f.    Celer  [qui]  <it-  A.  CIL  14,  178;  Glotta 

IV  81.  122. 
Ancharia  in  Pompilia  Anthusa  .  .  .  q.  vocitata  es  A.  CIL  6,  24581;  Glotta 

IV  122. 
'AvTwviog  in  ^A  6  xal  KtVTQixig  IG  3,  1379;  Glotta  IV  139. 
Ateia  in   Coelia  Gamus  quae  et  A.  CIL  6,  15980;  Glotta  IV  80.  121. 
Aurelius  in  Aurelius  qui  et  Septimius  CIL  3,  10299;   Glotta  IV  131. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      IQl 

^vQt]^iog  vlog  ^vkiv[ov]  b  /.al  nagewQig  aus  Sophon   in  Bi- 

thynien,  zum  zweiten  Namen  s.  S.  157. 
MccQiog  6  yial  [....]  aus  Klaudiopolis  in  Bithynien. 


Caecilia  in  Sallustia  Homilia  quae  et  C.  CIL  11,  1490;  Glotta  IV  114. 
Candidia  in  C.  sive  Martinia  Dignilla  CIRhen.  904;  Glotta  IV  81.  96. 
Claudius  in  TL  Cl.  qni  e[t]  Aguthio  CIL  6,  15019;  Glotta  IV  116. 

„  in  'AnoXXüiVLog  ^AnokkbivCov  vlog  ^llXeZog  6  x.  Tiß^Qiog  KX.  Olympia 

220;  Glotta  IV  140. 
Claudia  in  *Sp[i]ca  qui  et  Cl    CIL  8,  8609;  Glotta  IV  101. 

in    Vepia  Helpis  quae  et  Cl.  CIL  6,  8456;  Glotta  IV  121. 
KoQvriXtcivög    in    \^Ma]Q.    'EQivviog    [KaX]iipoc!üv    6    ;<[«]l    [K].    IG    3,  698; 

Glotta  IV  139. 
Epidius  in  Ael.  Macrinus  Epidianns  qui  et  E.  CIL  3,  1488;   Glotta  IV  131. 
Fanius  in  Julius    Valer.  lul.  f.    Vales  qui  et  I.  F.  CIL  3,  14502;    Glotta 

IV  131. 
Flavia  in  Brinnia  Epigonia  q.  et  Fl.  CIL  10,  2176;  Glotta  IV  129. 
Font  ei  a  in  F.  quae  Cl.  Bacchis  CIL  6,  16096;  Glotta  IV  116. 
Gargilius  in   Considius   Viator  qui  et  G.  CIL  3,  2296;  Glotta  IV  131. 
lulia  in  Firmia  Philologis  quae  et  I.  CIL  6,  15053;  Glotta  IV  81.  121. 
Licinia  in  Octavia  Soteris  quae  et  L.  CIL  6  23312;  Glotta  IV  122.  [Tilge. 

Lucinia  121.] 
Lucretia  in  Fl.   Octavia  quae  et  L.  CIL  6,  18386;   Glotta  IV  116. 
Luscinius  (?)  in  'AX^^avSQog  6  xKXoi\usvog  yt o v <T x ( v(tog)   Aud.    def.    tab. 

27,  7 ;  Glotta  IV  84. 
Novellius  in  P.  Aelius  Felix  q.  et  N.  CIL  6,  8464;  Glotta  IV  116. 
Numisius  in   C    N.  sive  Ratiagrus  CIL  10,  4969;  Glotta  IV  130. 
Octavia  in  Fl.   Octavia  quae  et  Lucretia  CIL  6,   18386;  Glotta  IV  116. 
Facuvia  in  [.  .  .]  P.  quae  [et  Eu]tijchia  CIL  6,  23714;  Glotta  IV  116. 
Peticius  in  C.  lulius  Nereus  qui  vocatur  P.  CIL  6,  20150;   Glotta  IV  122. 
Pompeius  in  Ennius  Filterius  sive  P.  CIL  12,  956;  Glotta  IV  93. 
Pompusidia  in  Agrilia  Piste  quae  et  P.  CIL  6,  7671;  Glotta  IV  121. 
Ruhellia  in   Villia  Phasis  quae  R.  Procia  CIL  11,  1539;    Glotta  IV  114. 
Salvia  in  [AJemilia  [Fjesta  quae  et  S.  CIL  8,  3365;  Glotta  IV  100. 
Scribonius  in  Petilius  ForPmatus  qui  et  S.  CIL  6,  23977;   Glotta  IV  116. 
Septimius  in  Au{relius)  q.  et  Sep.  CIL  3,  10299;  Glotta  IV  131. 
IStaheria  in   Turellia  Secunda  sive  St.  CIL  10,  4382;  Glotta  IV  128. 
Turpilia  in   Geminia  Trophime  quae  et  T.  CIL  6,  19011;  Glotta  IV  122. 
XJlpia  in  OvXttCk  ^  xal  KwvaravTCa  CIL  8.  6938e  p.  620;  Glotta  IV  100. 
Valerius  in    Ti.   Claudius  qui  et  M.    Valerius   Claudianus  CIL  14,  816; 
Glotta  IV  128. 
„  in    lulius   Valer.  lul.    Vales    qui   et    I.  Fanius    CIL   3,    14502; 

Glotta  IV  131. 
„  in  AvQ.  OvaX^Qiog  u  xcel  'OXvfxniavhg'OXv^nov  Bull,  de  la  comm. 

arcb.  de  St.  Petersb.  10,  26;  Glotta  IV  143. 
Voconia  in   Caltilia  Epithgmete  quae  et   V.  CIL  14,  621;    Glotta  IV  129. 
Vgl.  auch  Axianus   (von  Axius)   und  KsQiXXiavög  als  Supernomina    Glotta 
rV  122. 

Glotta  V,  1/2.  11 


162  M.  Lambertz 

Qec'qiiXog  Jrjf.iyiTQiov  6  y.al  Magiog  aus  Mopsuhestia  in  Kilikien  i). 
^vQ(7jXia)  ^TzdXov   r^   yial  üvd-iag    Tqücfli^iov    aus    Termessos. 
Über  die  Möglichkeit,    daß   in   diesem  Falle  Adoption   den 
zweiten  Namen  nach  sich  gezogen  hat  s.  S.  152. 
KXavdia  r)  /.al  j£%dg'^)  aus  Ankyra  in  Galatien. 

Zwei  lateinische  Gentilnamen  sind  durch  6  xor/  verknüpft  im 
Doppelnamen  des  Ko'ivxog  'AvxccqTjVoq  UeTQOjviog  o  /mI  ^^vti6- 
viog  aus  Lystra  in  Lykaonien;  über  ihren  Gleichklang  vgl.  man 
S.  157.  Verwendung  eines  durch  -lavog  erweiterten  Gentilnamens 
als  Supernomen  liegt  in  dem  oben  erwähnten  Doppelnamen  der 
raiavr]-^ll^ii?uavy  und  in  lil.  u4vq.  ^loviKog  dlg  6  xat  IIoi-i- 
jvrj'iavog  aus  der  korykischen  Grotte  vor.  Aus  Syrien  kennen 
wir  einen  Fall,  wo  zwei  römische  Gentilnamen  auf  der  einen  Seite 
der  Verbindung  qui  et'  stehen,  auf  der  andern  gleichfalls  ein  la- 
teinischer Name:  Salvius  Julius  q.  et  v.  Tertius,  Jalabert,  Me- 
langes  190G,  1,  184  Deir  el-Qal'a. 

c)  ein  lateinisches  Cognomen^): 
BaoiXrjirj  r  "Aal  Margiuva  und  Oik^rtj  rj  ymI  MaTQCova,  dazu 
IlavXa  rj  -/.al  MazQtova,  alle  drei  aus  Nikomedia  in  Bi- 
thynien ;  doch  kann  der  Name  auch  als  keltischer  Personen- 
name aufgefaßt  werden*).  Auch  in  Carallia  in  Isaurien 
heißt  eine  Frau  uioXXia  MaiQiöva  ij  /.al  'EX/ilg. 


1)  Doch  kann  in  beiden  Fällen  auch  eine  Ableitung  vom  kleinasiati- 
schen Namensstamme  Mar-  vorliegen,  s.  über  diesen  S.  142^). 

2)  Keltischer  Name  wie  Decedda,  Decheti  Holder,  Altcelt.  Sprach- 
schatz I  1247.  Außerdem  begegnen  noch  in  folgenden  Doppelnamen  Ga- 
latiens  keltische  Namen : 

T.  'PX.  'HhüS<MQog  6  xk\  Züq/uos,  Ankyra.  Z.  gehört  zum  keltischen 
Fabrikantennamen  Sarnius  auf  Stempeln  von  Töpferware  im  Khein- 
lande  CIL  2,  6254,  36;  13,  10001,  285 f.;  Holder  a.  a.  0.  1368 f. 

AvQ.  zlioy^vrjs  6  xe  /tofiviCwv,  Pessinus.  /l.  gehört  zu  den  vielen  galli- 
schen Personennamen,  die  mit  Domno-,  Dubno-,  Dumno-  zusammen- 
gesetzt sind,  8.  Holder,  a.  a.  0.  1303.  1357.  1368. 

nXÜTwv  6  xal  Kctloxoxig,  Ankyra.  Ich  möchte  K.  in  die  beiden  kelti- 
schen Namensstämme  Calo-  (Holder  I  704)  und  Cocus  (Holder  I  1059) 
zerlegen. 

GeöSwQog  6  Zovßkog,  Tavium.  In  anderen  keltischen  Gegenden  findet 
sich  der  Namensstamm  Suhl-.  Subilus  in  Neuss  CIL  13,  10010,  1848; 
Subloanus  in  Laibach  3,  3855;  Holder  II  1651. 

3)  Vgl.  Glotta  IV  116.  121.  128.  132.  Zur  Verbindung  zweier  latei- 
nischer Namen  100.  101.  115.  128.  131  f. 

4)  Vgl.  Glotta  IV  93  Licinia  Magna  quae  Matrona  aus  Arelate  CIL 
12,  684.     Holder  II  469  ff. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      163 

Ein  Hinweis  auf  die  Herkunft  des  Namensträgers  oder  ein 
Spitzname  wegen  Affektierung  römischen  Wesens  liegt  vielleicht 
in  den  lateinischen  Supernomia  folgender  Personen  vor: 

^vgrikia  Bgaioriig  rj   /.al  '^Piof.iava  aus  Hierapolis  in  Phrygien. 
IlQoviXog  6  yial  ^iTaXixog  aus  Kotyaion   in  Phrygien,    Le  Bas- 

Wad dington  V  817. 
Tl.  Kl.  Killiq^)  T}  xtti  KaTtsTtoXelva   aus  Termessos   in  Pisi- 
dieu,   drittes  Jahrh.  n.  Chr.,  R.  Heberdey  und  W.  Wilberg, 
Grabbauten  usw.,    Jahresh.    d.    oest.    arch.   Inst.   3    (1900) 
19G. 
01.  Eiytj  rj  Aal  KaTcetioXlva  aus  Kaisareia  in  Kappadokien. 
Zijvocpocvrig  6  '/,al  ^Ptof.itlog  aus  der  korykischen  Grotte  in  Ki- 
likien. 
Andere   Spitznamen    gleichende    lateinische   Supernomina   be- 
gegnen bei: 

^AyiilXevg  b  /.al  Ma^t/.ing  aus  Nikomedia  in  Bithynien. 

Ma^iixa  7j  y.al  '^HötovTJ  aus  Kios. 

Ma^ifxa  ri  y.al  ^^{.laCovig  aus  Sebastopol  im  Pontus. 

^lovXiog  ^TtXtvdLÖog  o  vmI  ITeldygig^)  ans  Mersivsin  im  Pontus. 

r.  ^lovXiog  .  .  .  Niyeg  6   /.al  OiXfQwg^)  aus  Knidos. 

KvLVTog  BaleQL\og\  '^Povcpog   6   /.al   [(DiXi\7i7cog    aus   Prusa    in 

Bithynien. 
.AiQ.  XQrjOTiav^  '^PovcpEiva  r}  /al  EXfxsqig  aus  Prusias  a.  Hypius. 
JovXa^)  ri  y.al  '^Povq^lva  aus  Attaleia  in  Pamphylien. 
Jofxva  Tj  '/al  '^Povq^elva  aus  Isaura  in  Isaurien^). 

Von  Zahlwörtern  abgeleitete  Cognomina  treffen  wir  auch  als 
Signa: 

Salvius  lulius  q(ui)   et  v(ocatur)    Tertius   Jalabert,   Melanges 

1906,  1,  184  Deir  el-Qal'a  in  Mittelsyrien. 
MaraqdvTqg  ^OqIqov  6  /s  KoQTlvo[g]  aus  Nela  in  Batanea,  Le 
Bas  VI  2228  a.  Er  heißt  also  Mataranes  qui  et  Quartinus, 
Sohn  des  Oreres.  In  Mataranes  steckt  als  zweiter  Bestand- 
teil der  gewöhnliche  syrische  Name  ^\Qavrjg,  für  den  sich 
auch  (s.  Publ.  Princet.  Univ.  III  A  2,  61  S.  61)   die  Form 


1)  Über    den   Kleinasiatischen  Namensstamm  Kikl-  und    seine   Ablei- 
tungen vgl.  Kretschmer,  Einl.  368. 

2)  Zu  diesem  Spitznamen  s.  S.  159. 

3)  Vgl.  die  Supernomina  aus  Spitznamen  S.  138. 

4)  Über  Kleinasiatische  Namen  vom  Stamme  /lovX-  s.  S.  146. 

5)  Supernomina  aus  Spitznamen   in  Ägypten  S.  110  ff. ;    in  den  West- 
provinzen S.  116"^);  in  Syrien  und  Kleinasien  S.  133  ff. 

11* 


164  ^I-  Larubertz 

HQdvt]g   fiudet    (vgl.    HqcÜöi^q  6   y.al  ^iQccvfjg,    Gleichklang 

der  Stämme  S.  155). 
M.  ^^vTOJv[i]og  Jgoaog   o    [-Kai]   2exovvdelvo[g]    aus   Ephesos, 

Inscr.  of  the  Brit.  Mus.  DCIa. 
^vQrjXia  ^AQ^moxa  iq  xal  Tegzia  aus  Pogla  in  Pisidien. 
^'A'kßa  r  'f-ccl   TagtvXXa  aus  Termessos^). 

Außerdem  begegnen  uns  noch  folgende  in  alphabetischer  Ord- 
nung aufgeführte  lateinische  Cognomina  als  Supernomina: 

Agrippa    in  MaXr^g   6    ytal  ^^ygircTtag  ^lagaiov   xov  '^Paalov 

yQa/xf.iaTevg,  130  n.  Chr.,  aus  Nordsyrien,  Le  Bas  VI  2585. 
Äntoninus  in  Kevöeag  o  xal  ^^vTtovslvog,  Termessos. 
Commodus  in  ^s^vcoraoig^)  6  y.al  Kof-iodog   Termessos. 
Cornutus  in  Ev^iqXog  6  ~/mI  KoQvovvog,  Termessos. 
Domna  in  Pfj  tj  xal  Jo^va  MoXeovg,  ebendaher. 

„         in  Jofxva  tj  y.al  '^Povcpelva,  aus  Isaura  in  Isaurien. 
Festus  in  TrjXsq^og  6  /.al  Oalatog,  ebendaher. 
Galba  in  [r]äXßag  6  xa[t]  roXccvr^g  ^AßdäXyov   aus   dem   süd- 
lichen Haurangebirge  in  Südsyrien,   Enno  Littmann,    Publ. 

of  the  Princet.  Univ.  III  A  2. 
Laenas  in  Ko'ivvog  ^aivag  6  y.al  ylvoi^axog  aus  Bryllion   in 

Bithynien. 
Longilla  in  .AlXia  yiiY.Lvvia  AovylXXiq  r^  xal  ^AQaaöig'^)   aus 

Pisidien,  Cagnat,  Inscr.  Gr.  ad  res  Rom.  pert.  3,  500. 
Marcellus   in  MagAog  ^Avviog  MccQ/.sXXog  6   y.al   BevocpiXog 

aus  Anabura  in  Pisidien. 
Paula  in  TlavXa  jy  xat  MazQiTva   in  Nikomedia  in  Bithynien. 
Polla  in  TLöjXXa  tj  v.al  ^Ivvöa^)  aus  Isaura  in  Isaurien. 


1)  Vgl.  Glotta  IV  132.  139  und  141  f.:  Zexovvdog  6  xal  Züaiuog  IG 
3,  1231;  BofiarjVg  ...  97  xal  Z^xovvöa  IG  12^  446;  /1ofii\ria  Za]xoiJvStt 
\a  xaXt6\fj,h'a  Nsixnatg  IG  12"^  110;  Cornelia  Longa  quae  et  Secundilla  CIL 
3,  7347;  Tagini[a]  Quarta  quae  et  Polla  CIL  3,  656;  'läaujv  6  xal  /l^xfiog 
IG  3,  1445. 

2)  Zum  Suffix  -aaig  vgl.  Kretschmer,  Einleitung  314  ff. 

3)  'AQoaalg  findet  sich  außerdem  als  Bestandteil  von  Doppelnamen  in: 
nXarwvlg  rj  xal  'A.  Le  Bas-Wadd.  V  1299  aus  Aperlai  in  Lykien  und  in  ^A. 
7]  xal  'An(fao(ö  aus  Myra  in  Lykien  (s.  S.  142).  Das  Kompositum  'EnidaQ- 
aaaCg  in  Benndorf-Niemann,  Keisen  i.  südw.  Kleinasien  2,  69:  !£.  t]  xal  ^EX^vr] 
'EnaffQo^tlTov  MvQCg.  Vom  selben  Stamme  sind  'AQaaXöyog  und  "AQOag  ge- 
bildet, s.  S.  142.  148. 

4)  Die  Namen  mit  dem  Element  -6a  sind  in  Isaurien  sehr  beliebt. 
Außer  unserem  stoßen  wir  in  den  isaurischen  Inschriften:  auf  ^AQafxöag, 
/4oyafiöag,    Ziaafxöag,  Oiia^afiöag    (auch    kilikisch),    Baßöag,    Aalöag,    AaXöa, 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Reiche      165 

Proclus  in  TlQO/.Xog  6  xal  Mdan\og\  Faddov  Kavad-rivög  ßov- 

levTr^g  Le  Bas  VI  2216  aus  Nela  in  Batanea. 

,,         in  riQOKlog  i    /.al^ItaXiyicg  aus  Kotyaion  in  Phrygien, 

Le  Bas  V  817. 
Pro  da   in    lovkia  NeiytoXcag   tj   nal    TTgo/iXa    aus   Elaiussa    in 

Kilikien. 
Regellus  in  ^Oaa^g  Mijviöog  ^Oöael   Ovaddgov  b  yis  '^Pijyellog 

aus  Ormele  in  Pisidien  (s.  auch  S.  151). 
Seneca  in  ^rcolXtovLog  Mevotriov  ^^Q{Ta/Aiüvog)  o  Aal  ^evEAcig 

Termessos. 

Severus  in  ^EviJQog  b  xal  [.  .  .]   aus  Nikomedia  in  Bithynien. 

Violentilla  in  Klavdia  BioXevziXlrj  NavvfjXLg  aus  Termessos. 

B)  In  folgenden  Doppelnamen  Kleinasiens  und  Syriens  ist  ein 

griechischer   Name    mit    einem    einheimischen    durch   o    /.ai 

verknüpft  oder  es  bilden  zwei  einheimische  einen  Doppelnamen, 

ohne  daß  ein   anderer  Grund   als   die  herrschende  Mode   für   die 

Annahme  eines  zweiten  Namens   geltend   gemacht  werden  könnte: 

a)  Belege  aus  Syrien: 

^ßaßaL\yi\  tj  xal  ^ofiaidd^ri  ^vd^ov  aus  Zorava  in  der  Tra- 

chonitis,  Le  Bas  VI  2495 1). 
Iov{Xiog)  ^iQ^?uog  ^AvxiuaxQog    b    y.al  ^viXacp(.6vag   ^^aiXdfÄeo 

Tov  Ztjvoßlov  aus  Nordsyrien,  232/3  n.  Chr.,  Le  Bas  VI  2571  b  ^). 
^VQ.  ^AXi^avÖQog  o  yial^'^vaiog  ^EßQr/.avov,  ßovXsvTrjg  Bogtqi]- 

vog  aus  Bostra,  Le  Bas  VI  2302. 
AgiGviag,  ojl  aXXo  ovo^ia  ^gövßriX  Tei'og,  ein  Manu  syrischer 

Abkunft  aus   Teos   aus    dem   ersten  Jahrhundert   vor  Chr., 

Babylon,  Clio  9,  362. 
Qal/^iog   [b]   za[t]   Zdßßag   aus   Saccaea   in   Batanea,    Le  Bas 

VI  21423). 
QdfxaQ  Tj  xs  ''0[q]d-idg  aus  Chababa,    Arabien,   christl.  Zeit,  W. 

Kubitschek,    Geographika,    Jahresh.   d.   oest.   arch.   Instit., 

Beiblatt  6,  17'^). 


royyöu,  Navöag,  Navöa,  'AvCanöctg,  BaXßiöng,  Mi/niQoag,  NaXuyXöag,  ITovköag, 
Ziv^öag,  TrjCo'mg.  —  Vom  Stamme  ^Ivv~  sind  mehrere  isaurische  Namen  ab- 
geleitet, so  "Ivva  (fem.)  in  'Avq."I.  KdoTOQog,  "I.  Bar^ou,  "I.  Ta^äacog;  'Ivv^ag 
in  Oiifiod^tog  'Ivvfov;  "Ivvovg  in  ^'ivvovg  'lovgciacog  und  ^Ivg«  in  Nuvvüg" Ivqu. 
Ij  Zu  "AßaßaCt]  gehört  "Aßaßovg,  vgl.  S.  134*). 

2)  Zu  'Alacfüjvug  vgl.  'AXäipO-  S.  134. 

3)  Zu  (äaiuog  vgl.  S.   155;   zu  Zdßßag  S.  154. 

4)  Wetzstein,    Abb.    Berl.    Akad.    1863,   353     erklärt    GdfXKQ    als     die 
,, Schlanke".     Vielleicht  liegt  in  'O^d^uig   eine  Übersetzung   des  Namens  vor. 


166  M.  Lambertz 

^AXi^avÖQog  o  xal  ^ladijg  xov  Ovaßalldd^ov  aus  Nordsyrien, 
179  n.  Chr.,  Le  Bas  VI  2592 1). 

GeodcüQog  o  /.al  ^l(xv.o)ßog  ^ageq^i^rjvog  aus  Mittelsyrien,  Cler- 
mont-Ganneau,  Recueil  d'archeologie  Orientale  II  (1898)  250. 

Mdvvog  b  xat  Metc(ßß(iva[g]  aus  Palmyra,  Le  Bas  VI  2584^). 

Mc%eif.iog  c  xal'Axy.dXeLaog  xov  MaXtx^v  aus  Palmyra,  Le 
Bas  VI  2614;  83  n.  Chr.  3). 

Oal%og  6  nai  TeLfxod-sog  aus  Nela  in  Batanea,  Le  Bas  VI  2216. 

^Ad^Tjdyiaßog  6  i7tr/.aXovfXEvog  N[EßdßaXog]  aus  Palmyra,  Le 
Bas  VI  2620;  218  n.  Chr. 

^uivxioxog  6  /.al  2d(.ied-og  aus  Nela  in  Batanea,  Le  Bas  VI  2216; 
er  ist  der  dritte  der  vornehmen  aus  Kanatha  stammenden 
Brüder,  von  denen  jeder  einen  syrischen  und  einen  griechi- 
schen, bzw.  römischen  Namen  führt,  nämlich  TlQOKXog  b  /.al 
MdoTtog  (s.  S.  165).  'OaTxog  o  /al  Tei^od^eog  (s.  oben)  und 
unser  ^A.  b  y.al  2.,  dessen  griechischer  Name  für  einen 
Syrer  sehr  passend  ist*). 

rdiog^IovXiog  (Daßia  ^af.iaiyiQa/.iog  o  y.al  ^si[X]ag  aus  Emesa 
in  Nordsyrien,  78  vor  Chr.,  Le  Bas  VI  2567  ^). 
b)  aus  Kleinasien: 

^VQ.  ^XvyoXig  b  xal  ^Hgöig  aus  Dalisandos  in  Kilikien^). 


1)  Vom  selben  Stamme  begegnet  'laäSaTog 

2)  Zum  Namen  Mdvvog  vgl.  Publ.  of  tbe  Princeton  Univ.  III  B  2,  67 
nr.  966  (Prentice):  Mävog  aus  Odjeh  in  Nordsyrien.  Zu  Mf^nßßävog  vgl. 
Mezah/mä  aus  Palmyra  in  der  Epheraeris  f.  semitische  Epigraph ik  3,  3,  133. 
Bei  Zonaras  ann.  12,  23  heißt  ein  Priester  MtCdßavog. 

3)  MöxH^og  ist  ein  gewöhulicher  Name,  z.  B.  Ephem.  f.  sem.  Epigr. 
3,  3,  134  Muqnnu,  Sohn  des  Nurbel,   Sohnes  des  Muqitnu. 

4)  Zä^eS^og  ist  arabisch  Shämit  und  wird  von  Prentice  (Publ.  Princet. 
Univ.  III  A  2,  58,  60)  als  Ableitung  vom  Verbum  shamata  gedeutet,  das 
den  Sinn  hat  von  ^to  say:  God  bless  you!' 

5)  Der  erste  Bestandteil  von  Za^auyiQafxog  ist  senies,  Sonne.  ZtCXag 
begegnet  z.  B.  auch  Acta  apost.  16,  37.  Dieselbe  Persönlichkeit  heißt  Nov. 
test.  I  Thess.  1  und  II  Thess.  1  Zt-lovavög  (vgl.  Deißmann,  Bibelstudien  184). 
Vgl.  auch  E.  Kaiinka,  Inschriften  aus  Syrien,  Jahresh.  d.  oest.  archaeol. 
Inst.  3  (1900)  Beiblatt  30. 

6)  Zu  Atvyohg  vgl.  Kretschmer,  Einleitung  326.  Eine  andere  Form  ist 
Aivyölug,  orthographische  Variante  'EvyoXrjg.  Mit  demselben  Suffixe  ist 
riaXig  gebildet,  das  in  einem  Doppelnamen  aus  der  korykischen  Grotte  vor- 
kommt: TsvxQog  Zr\vo(fttVovg  6  xai  rCakig.  Ebenso  hat  J^orrTraAo? /«-Suffix: 
.dioyivrig  6  xal  Könna log" Anna,  auch  aus  der  korykischen  Grotte.  — 
'JlgSig,  ein  gewöhnlicher  Name,  findet  sich  noch  zweimal  in  kilikischen 
Doppelnamen:  ^Iri(Sa>Qog  6  xal'lQ^ig  KQiaafiöov  aus  Dalisandos  und  'lat- 
Saj^og  6  xal'I^Sig  nctQianov  ebendaher. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Eeiche      167 

^VQ.  '^EQ{f.ialog)^)  TlQioxoTtaiov   6   /.ai  ^artgiovag^)    aus    Ter- 

messos. 
Koviov^)  Kevöeov  6  /.al  2vQijvag^),  Termessos. 
^VQTikia  Md(.iaoxiq^)    rj   y.al  ^Agzi (.leig^)  '^EQ{(.iaiov)  Tqov.6v- 

dov,  Termessos. 


1)  Daß  die  Häufigkeit  der  scheinbar  vom  Namen  des  Gottes  'EQf^rjs 
abgeleiteten  Personennamen  in  Lykien  und  Pisidien  ihren  Grund  in  den 
ähnlich  klingenden  kleinasiatischen  Namen  hat,  denen  das  Element  'Eoucc-, 
'EQjuav-,  'EQfiiv-  präfigiert  ist  und  welche  man  in  den  griechischen  wieder- 
zuhören glaubte,  hat  Kretschmer,  Einleitung  361,  dargetan.  'EQfA.aZog 
findet  sich  in  unseren  pisidischen  Inschriften  allein  223 mal.  In  Doppel- 
namen kommt  es  außer  in  unserem  Falle  noch  vor  in  'EounJog  6  xal  zlov- 
XCüJV  aus  Term.;  F  Avq.  'E.  6  xe  /triuno^og,  Pogla;  M.  Avq.  'Eq.  6  xai  ©fo- 
SwQog  Term.;  ['£()],u«[r]o?  6  xnl  ^^toCofifvog  ebendaher;  über  M  Avq  'OvrjaC- 
(fOQog  6  xai  'E.  aus  Term.  wurde  schon  S.  154  gesprochen;  das  Femininum 
begegnet  in  dem  Doppelnamen  der  KXnvöia  'Eouctlg  rj  xai  IJaaayci&T]  aus 
Termessos.  —  'Eoutavög  begegnet  in  dem  Doppelnamen  des  Avq  'E.  ^Av- 
Tbrviavög  aus  Pogla,  s.  S.  150;  'EQfxoysvrjg  in  dem  des  Lykiers  'E.  6  xai 
N€ixojurj6r)g,  Benndorf-Niemaun,  Reisen  im  südwestl.  Kleinasien,  1,  80;  'Eq- 
/iioysviavog  im  Namen  des  Avq.  E.  "OnXcov  aus  Karabaulo  in  Pisidien. 
Andere  Bildungen  von  demselben  Stamme,  die  sich  zufällig  nicht  in  Doppel- 
namen belegen  lassen,  sind  'EQjue'övfxvog  aus  Dalaman,  'EQfxöXaog,  ^EQfioXswv, 
'EQfxoXvTrjg,  ^EQjuiXag,  'Eq/uiÖvt],  'Eofio^svrig,  ^EQ/uÖTftuog,  ^EQ/x6(favTog,  'Eojj^öifiXog, 
^EQfxwva'i,  "Eqiuojv,  die  alle  in  Pisidien  ond  Lykien  gewöhnlich  sind  (vgl.  zu 
den  theophoren  Namen  mit  'Eq/.i~  auch  E.  Sittig,  de  Graecorum  nominibus 
theophoris  S.  114ff.).  —  Auch  'EQ/urjg  selbst  begegnet  zweimal  in  Doppel- 
namen: 'EQfj,rjg  6  xai  Zwai/uog  'Equov,  Benndorf-Niemann,  Eeisen  1,  52  und 
[^üp.]  [ZjuiTtxbg  6  xai  'Eouiig  rX[vx(i)v~\og  aus  Ganzaina  in  Pisidien.  (Auch 
das  in  dem  zuletzt  erwähnten  Doppelnamen  an  erster  Stelle  stehende 
ZwTixog  ist  übrigens  in  Pisidien  beliebt;  ob  ein  ähnlich  klingender  klein- 
asiatischer Name  dahinter  steckt,  läßt  sich  nicht  sagen.  Noch  einmal  ist 
es  Teil  eines  Doppelnamens  in  'AQTs'fKuv  6  xai  Zunixög  aus  Termessos.) 

2)  Sein  Sohn  heißt  'EQiiaiog  ZauQwva.  Wir  kennen  einen  Personen- 
namen ZänQdiv  aus  Termessos:  Avq.  ZwTixbg  2!ä7iQ(j)vog  und  Avq.  ^üttqwv 
yloTf'fiojvog. 

3)  Das  Femininum  steht  im  Doppelnamen  der  "0«  y'  r]  x«i  Koviovig 
aus  Termessos;  der  Name  "0«  begegnet  noch  in  dem  termessischen  Doppel- 
namen der  "Oa  rj  xai  KvQiXXa  Moa/ov,  überdies  findet  er  sieh  secb zehnmal 
in  Pisidien. 

4)  Weiterbildung  zu  ZvQog  mit  demselben  Suffix,  das  in  ylaxaivag, 
KoQxaivag  vorliegt. 

5)  Weiterbildung  eines  Lallnamens  mit  Suffix  -aar,  vgl.  lio^äara,  'Eq- 
fiäara,  'AyÖQaarog, 'AyoQäarr],  'AXuarivg,  ylonad'aarog, "AÖQaaiog.  In  Termessos 
existiert  im  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  (Lanckoronski,  Städte  Pamphyliens 
und  Pisidiens  II  148)    eine  Mü^aang  Mafiordaiog   ß'  MoraaovQytog   und 


168  M.  Lambertz 


^vQ.  Moag  MiqXag  aus  Termessos,  s.  S.  149. 

Ov  TVQaf-ioioig  6  y.al  Mo  vi  ig  aus  Derbe  in  Lykaonien  *). 

Tgoytovöag  o  /mI  KoQy.aivag  aus  Termessos 2). 

TgoY-ovöag  e7ri?-ey6f.ievog  KovöUov  Qoavviavog  aus  Termessos, 

sein  Freigelassener  heißt  '^EQf.ialog. 
TgoY-ovöag  6  Y,ai'L4QLvS-og  aus  Termessos ä). 


eine  Mäfiaans  MafxioT äaiog  rglg  Moraaovgyios,    so  daß  der  Stammbaum 
der  Familie  folgender  war: 

/M  amotasis  —  Mamastis. 
M  0 1  a  surgis  —  Ma  motasis  —  Mamotasis/        (Sohn) 

^Mamastis. 

(Tochter) 

Noch  einmal  treffen  wir  Mäfiaarig  in  dem  Doppeluaraen  der  Termessenerin 
r^g  Tfjg  xal  Ma/ii('c[aTi]6 og. 
6)  s.  S.  156^). 

1)  Zu  OvTiQafiovaig  u.  ä.  vgl.  Kretscbmer,  Einleitung  333.  Zu  Movlig 
vom  Stamme  Mol-  eben  dort  360  f. 

2)  Zu  KoQxuCvng  vgl.  S.  136");  der  Name  TQoxöväag  findet  sich  noch  als 
Teil  eines  Doppelnamens  in  T{)oy.6v(iag  6  y.al  Zxiila'i  aus  Termessos  und 
TqoxövSag  Mäaavrog  o  xal  zfiorec/Liog  ebendort,  ferner  in  M.  Avq.  NavrjQtavbg 
TQoxövdug  aus  Ariassos  in  Pisidien.  Zu  den  mit  dem  Element  -vd-  ge- 
bildeten kleinasiatischen  Namen  [KtvSsag  27  mal,  T^oxävSag  113  mal,  Köö- 
vovvSig,  2ivdaiafj.cig,  ZCvdf^ikig,  ^avSu,  TovkCavSog,  MöqaavSig,  vgl.  dazu 
Kretschmer,  Einleitung  293  ff.  und  362)  gehört  auch  MoQaüvöa,  das  in  dem 
termessenischen  Doppelnamen  Avq.  N(ixr](fogiavr]  AloQoävSu  ?)  xal  nXarun'lg 
begegnet. 

3)  Im  zweiten  Namen  liegt  wohl  der  Stamm  ^Aoig  vor,  wie  in  (s. 
Kretschmer,  Einleitung  368) "^pt?,".^pfo?,  ""AqCwv,  TaQxvngig,  Tsälagig,  viel- 
leicht auch  in  'AQvtvg  Tv6ecog,  TgaiiXog  ^Aqviog  aus  Kwfxt]  Moktqswv  in  Pi- 
sidien (vgl.  zu  letzterem  Namen  auch  Eamsay,  Phryg.  S.  338,  n.  186).  — 

Hier  seien  noch  einige  Fälle  von  kleinasiatischen  Doppelnamen  ange- 
reiht, die  in  keiner  Gruppe  unterzubringen  sind: 

'A&T}vcti'g  ZniTov  ri  xal  Bä^scg  aus  Komana  in  Kappadokien. 

BCkXog  6  xal  ZvviySrifxog  aus  Kelenderis  in  Kilikien.  Von  demselben 
Stamme  begegnen  in  Dalisandos  BClhg  und  BÜ.Xiog,  z.  B.  ein  "IgScg 
Blkhog. 

KaXkiyovog  6  xal  Kanutog  aus  Kannideli  in  Kilikien.  Zum  zweiten 
Namen  sind  die  kilikischen  Namen  A^aiog,  'AgyaTog  (Berg-  und  Gottes- 
name, dann  auch  Menschenname),  Eiäaiog,  Koalog,  MuQaTog,  Miagaiog 
(semitischer  Name  ?  =  ^Ägypter'  ?),  Mtargatog. 

AXf^uvägog  6  xal  MoXvßrig  aus  Selinunt  in  Kilikien,  mit  echt  klein- 
asiatischem Namen  an  zweiter  Stelle,  der  wie  die  kilikischen  Namen 
^Aßrißag,  ^AgC^ßiog,  Kü.aßog,  KoXaßäang,  KoXaßi^g,  AovSQißtfxig,  'Povßeig, 
Kßtrig,  'Pojvdßirjg,  Zovgßig,   TßCog,   TaQvfxßcog  mit  io-Suffix  gebildet  ist. 

JliXXäx^oog  .  .]  oQ/uäXiog  6  xal  Zrjvöi^orog  aus  Termessos.  Zu  dem  echt 
pisidischen  Namen  IT.  vgl.  Kretschmer,  Einleitung  368. 


Zur  Ausbreitung  des  Supernomen  oder  Signum  im  römischen  Keiche      169 

Das  Ergebnis  unserer  Untersuchung  können  wir  in  fol- 
genden Sätzen  zusammenfassen.  Die  Entstehung  der  grie- 
chisch-römischen Sitte  der  Doppelnamen  liegt  in  uraltem 
ägyptischem  Brauche  begründet^).  Nach  Entstehung  der 
hellenistischen  Reiche  tritt  zunächst  in  Ägypten  als  neues 
Motiv,  das  die  bereits  bestehende  Sitte  stark  fördert,  das  Be- 
streben der  Einheimischen  hinzu,  sich  der  sie  beherrschenden 
Nation  auch  im  Namen  zu  assimilieren  2).  Dieses  Bestreben  ist 
auch  die  Ursache,  weshalb  sich  diese  Art  der  Namengebung  in 
den  anderen  zweisprachigen  hellenistischen  Ländern  gleichfalls  als 
praktisch  erweist  und  ausbreitet.  Am  frühesten  wird  der  Brauch 
in  Syrien  heimisch^),  dann  in  Kleinasien^).  Vom  Osten  ver- 
breitet sich  die,  mit  zunehmender  Beliebtheit  in  vielen  Fällen  ihrer 
ursprünglichen  Bedeutung  entkleidete  und  zur  bloßen  Mode  ge- 
wordene Sitte  zu  Beginn  der  Kaiserzeit  auch  über  Rom,  Griechen- 
land und  die  Westprovinzen  des  Römerreichs^).  Dort  fällt 
ihr  vom  zweiten  Jahrhundert  nach  Chr.  an  vielfach  die  neue 
Rolle  zu,  den  oft  zahlreichen  offiziellen  Bestandteilen  des  Namens 
einer  Person  den  Individual-  oder  Rufnamen  isoliert  gegenüber- 
zustellen ß).  Der  Brauch  läßt  sich  im  Westen  solange  verfolgen, 
wie  unsere  Inschriften  reichen ;  er  läßt  sich  noch  aus  nachgotischer 
Zeit  belegen ').  Auch  der  Osten  liefert  in  Inschriften  und  Papyris 
Beispiele  noch  aus  dem  sechsten  und  siebenten  Jahrhundert*);  in 
den    byzantinischen   Historikern    und   Chronisten    lassen    sich    die 


JTwaQig  MovTtivov  6  xal  UaTQÖifiXog  aus  Dalisandos  in  Kilikien.  IIwaQK; 
ist  mit  »'-Suffix  (s.  Kretschmer,  Einleitung  328)  gebildet,  wie  die 
kilikischen  Namen  ".-/(pKp«,  'AQovaQaq,  /lovxfQig,  jQovfxaQig,  KivsTKVQog, 
MavdovßiQog,  MCxvQog,  MovyCkctQtg,  Movywfjfoig,  AIwyyi^Qig,  N^vuQtg, 
"OccQig,  ^OßQKovyfoig,  "OrrctQig,  'PovQsng,  'PwCQVfjegtg,  'PatvCQvfAfQcg,  Z^kqi,- 
Si^Qug,  2^xiovQag,  2^ovfiävr]Qig,   TrjSiwva^ig,   Töxqig,    Tfvx^og. 

2lXXrig  Nriaiog  6  xul  KXeovfixog  aus  Dalisandos  in  Kilikien;  der  kilikische 
Name  ist  mit  /o-Suffix  (s.  Kretschmer,  a.  a.  0.  326)  gebildet  wie 
AlvyoXig,  ^A^aQßöXXug,  FCaXig,  OäXXeXig,  "fßr]Xtg,  ^'JXXog,  ^laxoi^QaXrjg,  Kon- 
naXog,  KovaXig,  AiaXig,  AoioXog,  MovyCXnQig,  MoräXrjg,  "OXXig,  ^O'^öXXag, 
2^ovXXig,  TovxoXfig,  ITiaXog. 
1)  8.  S.  101  ff.  2)  s.  S.  102.  106  ff. 

3)  s.  S.  131  (Fälle    aus    dem  vierten  Jahrhundert  vor  Chr.);    132  (aus 
dem  dritten  Jahrb.). 

4)  s.  S.  143.  144.  154.  158.  5)  Glotta  IV  93  ff. 

6)  Vgl.  S.  102  f. 

7)  s.  Glotta  IV  114.  124. 

5)  s.  S.  110.  112.  127.  129. 


170  -^^^-  Buturas 

Doppelnamen  sogar  bis  ins  zehnte  Jahrhundert  weiter  verfolgen  ^). 
Zu  dieser  Zeit  entwickeln  sich  aus  den  Supernomina  und  Signa 
schon  die  Familiennamen. 

Wien  M.  Lambertz 


Über  den  irrationalen  Nasal  im  Griecliischen 

I.  Vorbemerkungen. 

Psichari  hat  vor  einigen  Jahren  in  einer  kurzen  Abhandlung  2) 
Andeutungen  über  verschiedene  sporadische  Erscheinungen  des  Neu- 
griechischen gemacht,  die  gut  bezeugt,  aber  schwer  zu  erklären 
sind.  Gerade  sie  sind  nach  meiner  Meinung  von  der  größten  Be- 
deutung für  die  neugriechische  Sprachforschung.  Ich  habe  aus 
vielen  Gründen  die  feste  Überzeugung  gewonnen,  daß  hier  ältere 
Schichten  lautlicher  Erscheinungen  zutage  treten,  die  jetzt  ent- 
weder nur  sporadisch  vorhanden  oder  noch  unerforscht  sind.  Ich 
glaube,  daß  die  Zeit  nicht  mehr  fern  ist,  wo  die  Frage  nach  den 
dialektischen  Besonderheiten  der  Koine  gut  beantwortet  und  auch 
die  Frage  nach  der  Infiltration  verschiedener  dialektischer  Elemente 
aus  ihr  in  die  neugriechischen  Idiome  und  die  neugriechische 
Koine  gelöst  werden  wird.  In  einer  Abhandlung  über  den  Laut  ro 
im  Griechischen  werde  ich  demnächst  diese  wichtige  Frage  ein- 
gehend behandeln.  Z.  B.  bezeugen  allgemeingriechische  Wörter, 
die  TO  statt  z  haben,  das  Vorhandensein  dialektischer  Elemente  in 
der  neugriechischen  Koine.  Die  an  vielen  Orten  bemerkbare  Wand- 
lung des  A  zu  TG  vor  e  und  i  und  dann  umgekehrt  später  die 
sporadische  Wandlung  dieses  ra  wieder  zu  x  ist  ein  Beispiel  der 
gegensätzlichen  Tendenz  lautlicher  Erscheinungen.  Die  an  manchen 
Orten  wahrnehmbare  Entwickelung  eines  intervokalischen  y,  im 
Gegensatz  zu  der  Tatsache,  daß  anderwärts  die  Tendenz  seiner  Aus- 
stoßung hervortritt,  zeigt,  daß  wir  verschiedene  Gebiete  lautlicher 
Erscheinungen  zu  unterscheiden  haben.  Ähnlich  erscheint  trotz 
der  Tendenz  der  neugriechischen  Koine,  vor  labialen  und  den- 
talen Spiranten  den  Nasal  auszustoßen,  an  manchen  Orten  die  ent- 
gegengesetzte Tendenz  der  Entwickelung  eines  irrationalen  Nasals. 

1)  Vgl.  Heinrich  Moritz,  Zunamen  bei  den  byzantinischen  Historikern 
und  Chronisten,  Landshut  1896/97. 

2)  Observations  phonetiques  sur  quelques  ishenomenes  neogrecques, 
Mem.  SOG.  linguist.  VI,  1. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  171 

Schon  seit  langer  Zeit  habe  ich  diesen  sporadischen  Erschei- 
nungen Beachtung  geschenkt.  Während  ich  dann  das  Archiv  des 
Neugriechischen  Lexikons  vorbereitete,  habe  ich  gelegentlich  für 
die  beiden  wichtigsten  Erscheinungen  Notizen  gesammelt,  nämlich 
erstens  für  die  bereits  publizierte  Erscheinung  von  u  —  P)  und 
zweitens  für  die  Entstehung  und  Verbreitung  des  Lautes  tu.  Für 
viele  andere  habe  ich  die  Erforschung  des  Materials  bis  zur  Fertig- 
stellung des  Archivs  verschoben;  mangelhaft  sind  meine  Notizen 
auch  über  den  irrationalen  Nasal.  An  ihrer  Vervollständigung 
wurde  ich  leider  verhindert,  da  mir  die  Benutzung  des  Archivs  bis 
auf  weiteres  durch  Prof.  Hatzidakis  verwehrt  ist.  Daher  konnte 
ich  von  der  zu  behandelnden  Erscheinung  auf  Grund  meines  un- 
vollständic^en  Materials  hier  nur  eine  Skizze  entwerfen,  die  später 
von  jemand  vervollständigt  werden  kann,  dem  die  Benutzung  des 
Archivs  möglich  ist. 

Wenn  der  Sprachschatz  der  neugriechischen  Dialekte  einmal 
gesammelt  ist,  wird  gewiß  eine  neue  Periode  in  der  Erforschung 
der  Geschichte  der  griechischen  Sprache  beginnen.  Nur  wenige 
der  heute  allgemein  anerkannten  Gesetze,  die  sich  aus  der  Be- 
schränkung der  Forschung  auf  die  neugriechische  Koine  ergeben, 
dürften  sicher  sein. 

Dadurch  soll  die  bisherige  Forschung  nicht  herabgesetzt  noch 
die  künftige  überschätzt  werden.  Die  Erweiterung  der  Forschung 
enthält  Gefahren,  die  Hatzidakis'  strenge  Kritik  '^)  meiner  Abhand- 
lung über  u — i  gewissermaßen  3)  rechtfertigen.  Von  dem  bisherigen 
Standpunkt  der  neugriechischen  Forschung  betrachtet  erscheint 
mein  Resultat  fraglich.  Trotzdem  bin  ich  überzeugt,  daß  es  sicher 
ist,  wie  auch  die  mir  fortwährend  mitgeteilten  Details  dieser  Er- 
scheinung zeigen;  ich  gedenke  nächstens  auf  die  Sache  zurückzu- 
kommen. 

Wer  die  Aussprache  besonders  der  pontischen  und  kappado- 
kischen  Idiome  gehört  hat,  bemerkt  eine  eigenartige  Artikulation 
der  Vokale.  Gerade  wie  sich  auf  manchen  Inseln  des  Ägäischen 
Meeres  eine  Vernachlässigung  der  Artikulation  bemerkbar  macht, 
die  den  Ausfall  der  Konsonanten  verursacht,  tritt  dort  eine  Ver- 
nachlässigung in  der  Artikulation  der  Vokale   hervor,    die   in    der 


1)  i/.    MnovTOVQU,     'PcüVTjTixu    xal    oox^oygc((pixi(    r^g   NioiXXriviy.fig.       'Er 
"Ad-rivaig  1911. 

2)  l4&rivä,  XXIV  47. 

3)  Nur  gewissermaßen,    da  diese  Kritik    größtenteils  wissenschaftlich 
unberechtigt  war. 


172  -^t^-  Buturas 

Folge  den  nordgriechischen  Dialekten  und  sporadisch  auch  den 
südgriechischen  zukam.  Immer  mehr  komme  ich  zu  dem  Schluß, 
daß  seit  der  zweiten  nachklassischen  Periode  und  während  der 
früheren  byzantinischen  Kleinasien  der  Ausgangspunkt  der  Er- 
scheinungen war,  auf  denen  die  Spaltung  der  Koine  in  die  neu- 
griechischen Dialekte  beruht.  Die  Geschlossenheit  der  Vokale  und 
der  irrationale  Nasal  sind  vielleicht  als  solche  dialektische  Haupt- 
eigentümlichkeiten zu  betrachten. 

II.  Allgemeines. 
Die  Erscheinung  des  irrationalen  Nasals  ist  in  der  Geschichte 
der  griechischen  Sprache  ziemlich  alt.  Schon  Meisterhans  i)  zitiert 
2r^Xv/.ißQLav6g;  die  größere  Masse  der  Beispiele  aber  fällt  in  die 
nachklassische  Periode.  Die  Erscheinung  hat  die  Beachtung  der 
Forscher  gefunden,  die  sie  entweder  nur  erwähnen  oder  eine  Erklä- 
rung versuchen.  G.  Meyer 'ä),  der  über  das  W ort  Samstag  gehandelt 
hat,  suchte  die  Anaptyxis  eines  solchen  Nasals  bei  ßß  nachzuweisen 
und  sprach  die  Vermutung  aus,  daß  er  in  den  Handschriften  der 
alten  Schriftsteller  bei  ßß  vielleicht  aus  orientalischen  Abschriften 
herrührt  oder  auf  semitischen  Einfluß  zurückzuführen  ist;  derselbe 
zitiert  mehrere  Beispiele  in  seiner  Griechischen  Grammatik.  Dann 
hat  W.  Schulze 8)  über  die  Beispiele  von  liquxp-  usw.  gehandelt, 
die  in  der  nachklassischen  Periode  weit  verbreitet  waren,  wie  auch 
ihre  Übernahme  in  die  romanischen  Sprachen  zeigt;  vgl.  auch 
W.  Schulze  KZ.  33,  366.  Reinhold  ^)  zitiert  ebenfalls  Beispiele 
der  Wurzel  Xrjf.tip-  sowie  andere,  ohne  jedoch  eine  Erklärung  zu 
versuchen;  Beispiele  von  Xrjixip-  und  von  evEy/,-  im  Aorist  und 
Perfekt  s.  auch  bei  Crönert  Mem.  graec.  Hercul.  S.  71.  A.  Thumb^) 
bringt  Beispiele  aus  den  griechischen  Lehnwörtern  im  Armenischen 
bei  mit  der  zweifelhaften  V^ermutung,  daß  die  Frage  vielleicht  in 
Beziehung  steht  zu  dem  Wechsel  von  Media  und  Tenuis  bei  den 
Fremden  sowie  in  den  südöstlichen  neugriechischen  Idiomen.  M. 
Vasmer^)  zitiert  Beispiele  aus  den  griechischen  Lehnwörtern  im 
Altslavischen  und  Russischen;  ergänzende  Beispiele  auch  bei  Meister 
Beiträge  zur  Lautlehre  der  LXX  im  Tätigkeitsbericht  des  Vereins 
klass.  Phil,  an  der  Univ.  Wien  1909.    Neuere  Beispiele  aus  dem  Pon- 

1)  Gramm,  d.  att.  Inschr.  S.  86. 

2)  I.  F.  4,  1.  326.  3)  Orthographica,  Marburg  1904. 

4)  De  graec.  patr.  Apostol.  47. 

5)  Byz.  Zeitschr.  9,  388. 

6)  Grekoslavjauskie  etjudy  II.  1907.  III.  1909. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  173 

tischen  bei  Ökonomides  Lautlehre  des  Pontischen  S.  70,  aus  den 
Papyri  bei  Mayser  Gramm,  der  Ptolem.  Papyri.  Eine  Erklärung 
haben  K.  Dieterich  i),  A.  Thumb^),  P.  Kretschmer^)  und  M. 
Triantaphyllidis  *)  versucht.  Dieterich  weist  auf  die  Beliebtheit 
des  Nasals  bei  den  Orientalen  hin,  indem  er  Beispiele  griechischer 
Lehnwörter  im  Armenischen  aus  Brockelman  anführt,  und  deutet 
die  Möglichkeit  an,  daß  in  manchen  Fällen  die  Nachbarschaft 
eines  anderen  Nasals  die  Entwickelung  verursacht  hat;  was  Diete- 
rich über  die  Konsonanten  sagt,  vor  denen  der  Nasal  entwickelt 
wird,  ist  nur  teilweise  richtig.  Thumb,  der  das  analogisch  ent- 
standene Material  aussondert  und  bemerkt,  daß  die  Erscheinung 
besonders  in  Ägypten  zu  beobachten  ist,  stellt  hauptsächlich  drei 
Erklärungen  auf,  die  m.  E.  nicht  alle  Fälle  umfassen.  Er  nimmt 
erstens  an,  daß  die  Erscheinung  die  Umkehrung  der  häufig  zu  be- 
obachtenden Auslassung  des  Nasals  ist  (vgl.  z.  B.  ^Oh'jzt^,  aid^sn- 
nov  usw.),  und  schreibt  sie  der  Verwirrung  der  Kopten  zu.  Zweitens 
glaubt  er,  daß  sie  eine  graphische  Darstellung  der  fremden  Mediae 
b  g  d  ist.  Drittens  erblickt  er  in  ihr  eine  richtigere  phonetische 
Wiedergabe  derselben  Mediae  seitens  der  Fremden.  Kretschmer 
endlich  stellt  die  wahrscheinliche,  aber  einseitige  Annahme  einer 
Lautsubstitution  durch  Nasal  +  Konsonanz  für  Doppelkonsonanz 
auf.  Triantaphyllidis  hat  neulich  die  Sache  ausführlicher  behandelt. 
Er  weist  auf  einen  andern  Fall  der  inversen  Schreibung  hin  und 
hat  kürzlich  auch  die  richtige  Vermutung,  daß  es  sich  nämlich 
um  eine  spontane  Entwickelung  handele,  ausgesprochen.  Dieser 
Fall  ist  m.  E.  der  wichtigste.  Seine  Bestätigung  ist  das  Haupt- 
ergebnis dieser  Abhandlung. 

Was  das  Neugriechische  betrifft,  so  glaube  ich  vor  allem  diese 
Erscheinung  von  der  Anaptyxis  des  euphonischen  Nasals  zwischen 
Vokalen  unterscheiden  zu  müssen,  was  Krumbacher  in  seiner  Unter- 
suchung der  ähnlichen  Erscheinung  der  Entwickelung  der  irratio- 
nalen Spirans  y  nicht  getan  hat.  Wenn  Crönert  unbestimmt  sagt, 
daß  die  Byzantiner  diesen  Nasal  liebten,  so  bestätigt  das  auch 
Du  Gange  ^).     Für  das  Neugriechische  haben  wir  verschiedene  all- 


1)  Untersuchungen  92.  281. 

2)  Griech.  Sprache  136.  3)  Lesb.  Dial.  470. 

4)  Lehnwörter  45. 

5)  Gloss.  med.  et  inf.  graec.  s.  v.  y.ivSQog:  'ita  r  interponere  vocibus 
Graeculos  non  semel  hie  observamus'  (vgl.  auch  Triantaphyllidis).  Als  Ku- 
riosität, die  den  Zustand  der  damaligen  Forschung  kennzeichnet,  führe  ich 
das  auf  andere  Weise  zu  erklärende  Beispiel  bei  Kneöw  an,    der,    die  ahn- 


174  •^^^-  Buturas 

gemeine  Zeugnisse,  erstens  das  unbestimmt  gehaltene  von  Korais  i). 
Ein  wichtiges,  obschon  dunkles  Zeugnis  habe  ich  in  den  unedirten 
Sammlungen  des  ^ilXoyog  KcovaTavTivovTtoleiog  gefunden,  daß 
nämlich  '  ev  Olvoi]  tj  TtQooujdia  elvai  tQQLvog^.  Drittens  be- 
steht die  Tatsache,  daß  im  Hellespont  dieser  Nasal  vor  ^  sehr  oft 
entwickelt  ist.  Viertens  ist  die  Entstehung  eines  Nasals,  wenngleich 
hier  ihre  Ausdehnung  nicht  feststeht,  für  Patmos,  besonders  bei  C, 
zu  konstatieren.  Außerdem  habe  ich  selbst  die  Tendenz  zur  Na- 
salierung in  der  Sprechweise  mancher  Lazen  und  die  gleiche  Ten- 
denz an  manchen  Orten  des  Peloponnes  bei  der  Wiedergabe  der 
Mediae  b  g  d  beobachtet,  welche  als  "'6  ng  nd  ausgesprochen  werden. 
Auch  die  Nasalierung  in  der  byzantinischen  Musik  erscheint  nicht 
ohne  Bezug  auf  diese  Erscheinung.  Auf  Grund  dieser  und  anderer 
allgemeiner  Zeugnisse  sowie  vieler  vereinzelter  Beispiele  komme  ich 
zu  dem  Resultat,  daß  tatsächlich  die  Nasalierung  in  der  Aussprache 
einst  in  Kleinasien  sehr  verbreitet  war  und  besonders  hier  auf  das 
Neugriechische  überging,  während  die  anderen  neugriechischen 
Idiome  nur  einige  Strahlen  der  Erscheinung  erreichten.  Anfänglich 
mag  der  Anlaß  zur  Nasalierung  von  den  Fremden  gegeben  worden 
sein;  mit  der  Zeit  wurde  sie  wahrscheinlich  eine  Eigenschaft  der 
griechischen  Sprache  selbst.  Die  Beobachtung  betreffs  Nasalierung 
der  Mediae  im  Peloponnes  beweist,  daß  die  ähnlichen  älteren  Bei- 
spiele nicht  bloß  als  graphische  Darstellungen,  sondern  auch  in 
der  gesprochenen  Sprache  existierten,  ferner,  daß  diese  Erscheinung 
wie  auch  die  andere  der  Nasalierung  in  der  Lautsubstitution  von 
der  wirklichen  Anaptyxis  unterschieden  werden  muß.  Manche  Bei- 
spiele können  auch  analogisch  oder  durch  Annahme  von  Assimilation 
und  Metathesis  oder  aus  der  Nachbarschaft  eines  anderen  Nasals 
erklärt  werden.  Daher  zitiere  ich  die  Fälle  nach  den  Buch- 
staben, vor  welchen  der  Nasal  steht,  und  füge  die  (mitunter  schon 
von  anderen  gegebene)  nicht  phonetische  Erklärung  hinzu  2).  In 
einem   weiteren  Abschnitt   ist   über   die  Anaptyxis   im    Sandhi    ge- 

liche  Erscheinung  des  irrationalen  y  tadelnd,  in  seiner  r^ccfi/uccTixT]  Nso- 
iXXrjviy.t]  (Verona  1782)  S.  64  sagt:  ' dxöfir]  xccnoioi  dygafifiaroi  yQacpovai 
ßaa iXtvyu)-    df^r]  tovto  (ivcu  fi^ya  XüNd-os,    SiktI   ts'toik    QrifxaTa    Xriyovaiv 

i!S    -8  1)10. 

1)  "Araxjtt  1,  288:  „«^uttoj^w  lawg  fxt  nXsovcca/Libv  rov  fx,  w?  n^offs^ow 
oi^vSciTot,  Qov fxn kXov ,  Xff^niSa". 

2)  Unter  jedem  Buchstaben  sind  die  Beispiele  alphabetisch  geordnet. 
Die  im  folgenden  verwendeten  Abkürzungen  wie  Meister,  Vasmer,  Tri- 
an taphyllidis,  Schulze  K.  Z.,  Meyer  I.  F.  usw.  erklären  sich  aus  der 
oben  S.  172  gegebenen  Literaturübersicht. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  175 

handelt,  und  als  Anhang  werden  einige  auf  diese  Erscheinung  be- 
zügliche Bemerkungen  beigefügt.  Aus  den  bereits  angedeuteten 
Gründen  ist  die  Zahl  der  beigebrachten  Beispiele  nur  gering:  ein 
großer  Teil  des  Materials  steckt  noch  in  dem  Archiv  des  Neu- 
griechischen Lexikons;  anderes  ist  in  den  bisher  unerforschten 
Idiomen  verborgen,  da  die  meisten  Erscheinungen  von  ungeschulten 
Sammlern  nicht  beachtet  worden  sind. 


III.   Beispiele  für  den  Inlaut. 

1)  Vor  ß. 

Als  Lautsubstitution  zu  betrachten  ist  der  im  Tzakonischen 
regelmäßig  erscheinende  Nasal  in  den  mit  der  Präposition  y.ax(x 
gebildeten  Komposita,  z.  B.  bei  kambenu  ==  Karaßatvco  etc.,  eine 
Erscheinung,  die  übrigens  regelmäßig  auch  vor  anderen  Konso- 
nanten eintritt,  z.  B.  bei  kangjükhu  =  ■Kaiadvio  etc.  Sonst  exis- 
tieren für  diesen  Laut  verhältnismäßig  wenig  neuere  Beispiele, 
was  Dieterich  aus  der  Tatsache  erklärt  hat,  daß  diese  Entwickelung 
vielleicht  in  eine  Zeit  fiel,  wo  der  Laut  ß  noch  Verschlußlaut  war. 

^'^f-ißuQ  =  ^'AßaQ  Triantaphyllidis. 

'A(Aßa/.ovf.i  Meister,  ambaküm  Vasmer. 

a^ßag  Schulze  K.  Z. 

amhllci  in  Bova,  Morosi  =  ""  Vorort \  Das  Wort  wird  ebd. 
aus  *avlixLov  hergeleitet. 

avdfxnXefx^a  in  Kreta  'der  Appetit',  wahrscheinlich  ==  ava- 
ßXe^fia. 

a/tofXTtXeiLihog  in  Kreta  *der  Tote',  in  dem  Fluch  diäXe  xo 
aTzo/xTtXe^ievovg  oov.  Das  Wort  ist  wahrscheinlich  =  aTtoßsßXvj- 
f^avog. 

'AQVf-ißag  Meyer  L  F.,  Schulze  K.  Z.,  Meyer  Gr.  Gr.,  Dieterich. 

hmblevci  in  Bova,  Morosi  =  sßXsTta.  Das  Wort  kann  aber 
aus  einem  auch  sonst  in  Kypern  überlieferten  inTtlinü}  erklärt 
werden  und  gehört  daher  entweder  zum  Sandhi  (s.  u.)  oder  zum 
alten  efAßXenio. 

Zaf.ißqei  Meister. 

Tlixßlu  Reinhold  =  tjvXei. 

Qvfißgig  Dieterich. 

^IsQOf^ßaXog  Meyer  I.  F. 

"ivooixßQEg  Schulze  K.  Z.,  der  darin  eine  Analogie  zu  ^OixßqiY.'/ 
vermutet. 


176  ^^^-  Buturas 

y.df.tßal€  Meyer  I.  F.  und  Gr.  Gr.  =  -/idßßalE. 

■/.Q(Xf.ißarog  Schulze  K.  Z. 

Xdixßda  Meyer  Gr.  Gr.,  Schulze  K.  Z. 

^afxßQCtivöov  Schulze  K.  Z. 

XijußslXog  Triantaphyllidis  =  lat.  Ubellus. 

^0/,TtofißQiog  erklären  als  Analogiebildung  zu  ^STtvef-ißgiog  etc. 
Schulze  K.  Z.,  Thumb,  Meyer  Gr.  Gr. 

Ofißgi^og  Schulze  K.  Z. 

/iQWTovoiußeXiaaiixog  Triantaphyllidis. 

*ad/jßaTov.  Das  aus  dem  hebräischen  sabba  entstandene 
Wort  oäßßarov  wurde  auch  in  nasalischer  Form  weitergegeben. 
Das  zeigen  sowohl  die  fremden  Sprachen  wie  das  Neugriechische. 
Vgl.  slav.  *som(jota  :  aksl.  sqhota,  frz.  samedi,  deutsch  Samstag 
(Schulze  K.  Z. ,  Meyer  Gr.  Gr.).  Im  Neugriechischen  haben  wir 
6  oä(.i7iag  in  Kappadokien  und  tö  sdmba  im  Tzakonischen  und  in 
der  Terra  d'  Otranto,  Morosi.  Vgl.  auch  die  abgeleiteten  Formen 
2af.ißad-L0)v  Meyer  I.  F.,  ^a/xßad r/Jg  ebd.,  das  in  dem  tzak. 
sambatiga  =  öaßßaTi/iri  eine  Parallele  erhält,  ^afxßaS-ovg  Diete- 
rich, ^afxßcig  Meyer  I.  F.,  ^a(.ißdxrig  Dieterich,  Thumb,  ^a/iißacig 
Schulze  K.  Z.,  ^außärog  Meyer  I.  F.,  ^a^ißUov  Schulze  K.  Z., 
Dieterich.  Im  Neugriechischen  haben  wir  ferner,  außer  dem  be- 
reits erwähnten  sambatiga,  ^äfiTtag  und  ^afÄJvaxoiaviq  als  Eigen- 
namen in  Aravanion  und  das  merkwürdige  Verbum  uagaoa/LiTcaTel 
in  Chios  in  der  dreifachen  Bedeutung  1)  'er  arbeitet  zu  viel', 
2)  'er  spekuliert',  o)  r^v  TtaQaaa^naTOvae  =  'er  versuchte  sie  zu 
zwingen\ 

oafxßv'/.r]  Meyer  Gr.  Gr. 

06(A7cri  in  Arananion  =  eloeßri. 

^r]lv/.ißQiav6g  Meisterhans. 

ovvl(.i7itj  in  Kappadokien  Dieterich. 
ToQbfxßag  Dieterich. 

TOVfxßL/.ag  Triantaphyllidis. 


2)  Vor  y. 

In  größerem  leider  nicht  genau  bestimmten  Umfang  ist  die 
Anaptyxis  eines  Nasals  im  Tzakonischen  von  Deffner  Zak.  Gramm. 
79  bei  manchen  Verben  auf  -yco  nachgewiesen  worden,  wie  pringu 
=  jcviyui,  orengümene  =  ouiyofxai,  dnge  =  ays  u.  a.  Regelmäßig 
erscheint  er  ebendort  bei  den  Verben  auf  -Sngu  =  svyto,  wo  er 
als  Lautsubstitution  erklärt  werden  kann,   wie  z.  B.  bei  vasiUngu, 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  177 

jingu,  palengu  usw.  Außerdem  ist  er  in  folgenden  Wörtern  zu 
bemerken  ^) : 

ayyiqa/iac,  in  Pontos  Dieterich. 

ayyovf.dda  Hatzidakis  Msoaitov.  II 435,  der  es  paretymologisch 
mit  ayyovQi  verbindet. 

ayyovQi  allgemeingriechisch  =  altgr.  awQog  (ngr.  ayovQog). 
Schon  bei  Hesychios  steht  dafür  äyyovQog,  das  auch  aus  Kreta 
(Dieterich),  Chios  {IlaGTtdTiqq  43)  und  Skopelos  bezeugt  ist.  Bereits 
im  Mittelgriechischen  begegnet  das  Substantiv  ayyovQov  (Foy  Lauts. 
64).     Dazu  aus  Kreta  kyyovQO^vftvrjoa  =  dyovQo^vTtvqoa. 

ccyyQiyiog  in  Kreta  Dieterich  =  ayqiog.  Dazu  dyygitco  = 
Mch  reize',  in  Lesbos  Kythera  Kypros  Chios  und  Amorgos  (Diete- 
rich; aber  schon  Hesychios  hat  dyygiOfAog),  angrSnu  im  Tzakoni- 
schen,  dngrema  ebd.,  dyygid  in  Kreta,  dyyQiq  =  "^ Zwist'  in  Nesyros 
und  Kypern. 

dyyQOVGTag  und  eyyqovoTag  in  Kreta  =  dygioarig. 

analengünene  im  Tzakonischen  Deffner  Zak.  Gramm.  76  = 
dvaXeyof.iai,  d.  i.  ^überlegen'. 

avyyovüTfi  Thumb. 

dqovyyaXid  statt  öevdQoyaXid  in  Velvendos  MrtovvTiLvag  eine 
Art  Schlange'.  Die  Form  kann  durch  Annahme  von  Lautsubsti- 
tution oder  Metathesis  des  Nasals  erklärt  werden. 

efmga  im  Tzakonischen  Deffner  Zak.  Gramm,  76  als  Aorist 
von  cpEvyo). 

iocpovyyid  in  Kos  =  aacpodeXia  kann  durch  Annahme  von 
Lautsubstitution  erklärt  werden. 

Yyyla  in  Kappadokien  =  nigla  Dieterich. 

XayyovL  allgemeingriechisch  =  Xaycov.  Dazu  in  Kythnos  Xay- 
yovidtco  von  dem  zwischen  die  Weichen  gepreßten  Fötus  gesagt. 

Xayygög  in  Amorgos,  wenn  die  Ableitung  von  Thumb  aus  dem 
alten  Xayagog  richtig  ist.  Nach  Hatzidakis  ^^d-rivä  4,  465  gehört 
das  Wort  zu  Xayydto)  etc. 

XLyyovQEvo)  in  Epiros  =  Xiyovqevw. 

mangnestis  im  Armenischen  Thumb  Byz.  Zeit. 

^aQgaqixrig  in  Kypern. 

^aqgwvü)  in  Kypern. 

fiaQOi^ayyid  in  Kreta,    wahrscheinlich  aus  dem  altgr.  oqvfxay- 

1)  Schon  in  alter  Zeit  sind  sicher  analogisch  entstanden  und  gehören 
daher  nicht  hierher  fxüaTiy'i  Meister,  ^^Q^rtyxi  und  daraus  fj.sXiyyovi,  (s.  G. 
Meyer  Alb.  Wort.),  /niafiiXayxa  in  Amisos  aus  *afiCXay^,  aaXniyxT^s  Meister- 
hans. 

Glotta  V,  1/2.  12 


178  -^*^-  Biituras 

dog.  Die  Form  kann  durch  Annahme  von  Lautsubstitution  erklärt 
werden. 

f.ioyylXaXog  Reinhold, 

fxovyyog.  Hatzidakis  Einl.  106  leitet  das  Wort  von  altgriech. 
/j-v/Mg  ab. 

fxvyyiXQi  in  Zagora  =  'eine  kleine  Soramerfliege'. 

^vQtoyyag  =  'eine  Art  Traube  mit  hitzigen  Beeren^  in  Ke- 
phallonia  gehört  zu  qiLya. 

orengümene  =  oQtyofxaL   im  Tzakonischen  Dieterich. 

Ttiyyto  in  Amphissa  und  Epiros  =  rtviyo)  ist  durch  Meta- 
thesis  des  Nasals  entstanden.  Daraus  Ttiyyojvuo  in  Epiros  und  die 
abgeleiteten  Formen  Ttiyyog,  yTiyyio(.ia. 

oaXayyiCL  in  Faros  und  in  Chios  =  'eine  Art  von  Fischerei', 
UaoTtdxrjg  316.  Das  Wort  wird  a.  0.  mit  dem  alten  oelaylLio  in 
Beziehung  gebracht. 

öTtayyog  allgemeingriechisch  =  ital.  spago. 

cpayyqi  in  Thera  aus  dem  alten  cpdyQog,  JlExaXäg;  daraus 
q)ayyQi'Coi  in  Thrakien  (Wdltr^g  29)   und  cpayyQidi   in  Kephallonia. 

cfQayylXiov,  -w  Schulze  K.  Z. 

ffQvyyavo  in  Epiros. 

XafxiüQayyag  in  Epiros   =  xa/xwQv^  'Maulwurf. 

3)  Vor  ö. 

In  Kalymnos  wird  jedes  ö  vor  der  Synizesis  j  +  Vokal  als  ng 
ausgesprochen,  z.  B.  yy.id/.og,  cy%dyv.m  usw.  Diese  Tatsache  ist, 
glaube  ich,  ziemlich  wichtig  für  die  Frage  nach  der  Entstehung 
dieses  Nasals  (s.  auch  u.  über  %).  Im  Tzakonischen  werden  viele 
q6  nach  vollzogener  Lautsubstitution  als  nd  ausgesprochen, 
z.  B,  skündi  =  ayiogöov,  phunda  =  tvoqö?].  Sonst  haben  wir 
folgende  Beispiele: 

^AvdQCi[xvg  Schulze  K.  Z,,  Meyer  Gr.  Gr.,  Dieterich,  Schulze 
nimmt  Paretymologie  nach  avÖQa  an. 

andridn  im  Russischen  Vasraer  =  ^^dgiavog.  Vgl.  'Avögia- 
vovTtohg,  frz.  Andrianople.  Schulze  nimmt  auch  hier  Paretymologie 
nach  dvöga  an.     midrii  im  Russischen  Vasmer  ==  ^AÖQiag. 

■d-övdokog  in  Pontos  =  '  Splitter nackt^  wahrscheinlich  aus  dsog 
und  dc'hog. 

ivdgvvd-Tj  Reinhold. 

'^IvÖQOvg  Meyer  Gr.  Gr.,  Dieterich  =  '^YÖQOvg. 

yiivÖQog  Du  Gange,  Schulze  K.  Z.,  Meyer  Gr.  Gr.  ■  Aus  dem  Neu- 
griechischen  wird  von  Schulze   auch  raevögög   in  Aegina  erwähnt. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  179 

TIolvvöi/Mg  Mayser. 

Xa}.avdQog,  -dvÖQiov  Schulze  K.  Z. 

Xai-iaivdQVO  =  xai-iaidQvg  in  Zakynthos  Zwrig. 

4)  Vor  ^ 

Nach  Deffner  Zak.  Gramm.  68  haben  viele  Wörter  im  Tza- 
konischen  nd  statt  'C,  z.  B.  slnda  =  Qi'Ca,  mundü  =  (xvCw,  des- 
gleichen sehr  viele  Verha  auf  -ändu  =  atio,  -Sndti  =  -iCto  oder 
-v^ü),  -indii  =  -vQoi.  In  Patmos  scheint  die  Nasalierung  vor  'Q 
verbreitet  zu  sein ,  aber  Dieterich  erwähnt  nur  einzelne  Beispiele 
wie  TTaivtio,  yzivCco,  ßvvtavto,  Qiv'Ct;  ebendort  wird  acfävtCco  aus 
Chios  zitiert.  Aus  der  neugriechischen  Koine  haben  wir  x'Civx'Cvcpo 
aus  titvq)ov,  gewiß  über  *^Lvtv(pov.  Diese  Erscheinung  in  Chios 
behandelt  ausführlich  H.  Pernot,  Etudes  de  linguistique  295. 

5)  Vor  '&. 

In  Hellespont  wird  die  Nasalierung,  '^ldi(jc  iv  Ttoirjf^aGt,  als 
sehr  verbreitet  bezeichnet;  vgl.  z.  B.  ßdv&og,  TvdvSog,  Grtav&i, 
üt^fx-d-og  usw.     Ferner  haben  wir 

^v&r'va  und  bei  Vasmer  anthina.  Dies  kann  durch  Parety- 
mologie  zu  avS^w  entstanden  sein.  Aus  elg  ^Avd^rjva  ist  vielleicht 
das  venezianische  Sentina  =  ^^^r^va  zu  erklären. 

lÖQVv&ri  Crönert. 

Mdvd-og  in  Epiros  =  Mavd^alog  Kretschmer,  der  es  durch 
Annahme  von  Lautsubstitutiou  erklärt. 

Ttavd^i  in  Surmena  (üa/cadoTtovlog)  ist  wahrscheinlich  durch 
Metathesis  aus  Ttayvi  entstanden. 

Ttagdvd^VQO  in  Pontos  Oekonoraides. 

6)  Vor  K. 

In  Kappadokien  endet  sehr  oft  das  Imperfekt  auf  -yy,a  statt 
-za,  vgl.'  z.  B.  xvrdyyta,  (pEQiy/.a,  fpityy.a  etc.  Ebenda  enden  fast 
alle  Deminutiva  auf  -dyyii  statt  auf  -d/ii.  Diese  Nasalierung  macht 
sich  auch  im  Tzakonischen  bemerkbar  (s.  Deffner  Zak.  Gramm.  76), 
aber  bloß  im  Plural  -dndzia.  Im  Tzakonischen  ist  auch  der  Über- 
gang von  Q  in  v  vor  x  sehr  verbreitet,  vgl.  z.  B.  ingati  =  f'^xa- 
Tog  etc.     Sonst  haben  wir: 

dy/.d&L  allgemeingriechisch.  Hatzidakis  ^^d^rjvä  6,  143  erklärt 
es  durch  Kontamination  von  dy-dvO^L  +  dyT-vlfj,  dyMOXQi  etc.  Es 
kann  aber  auch  Metathesis  des  Nasals  vorliegen.  Das  reguläre 
aydvTL  wird  aus  Pontos  bezeugt. 

12* 


180  Ath.  Buturas 

ayv.ida  =  av-ig  wird  von  Hatzidakis  a.  0.  ähnlich  M'ie  ayy<.ä&L 
erklärt.     Desgleichen 

ayKivaga  =  vurdga. 

ayYXvGTriqi  Foy  Lauts.  47  ==  yiXvaztJQt. 

dyy.ovf.iavÖ£vio  wird  von  Triantaphyllidis  durch  Annahme  von 
Assimilation  erklärt;  ebenso 

dyyioviiiTri^io. 

ayTigdCo/iiai  aus  ay.QoaCof.iai  in  Kyme,  Karpathos  und  Skyros. 
Durch  Kontamination  von  d/iQowfiai  und  d.y.Qoätoi.iai  entstanden 
ist  ayÄQO/ua'Cofiai  (Peloponnes)  und  mit  ii  aus  o  wegen  der  Guttu- 
rale dyyovQi-iatofiai   (Zakynthos) 

acpoy/.QWf4ai  aus  tjta/igoh  (.lai  in  Kyme,  dq)oyA.QBux)ixi  in  Thes- 
salien. Durch  Kontamination  mit  d/.QodCo/nat  entstand  d(poyy.Qd- 
^o/itai  in  Kephallonien,  dcpovyy,Qd'Coi.(ai  in  Lasta,  a(pQEyydto(.iai  in 
Bithynien,  dq>QLyyd'Co(.iai  in  der  Peloponnes,  dq^QovyKdCof.iai  in  Ar- 
kadien. 

aoTtdXayxag  in  Kos  =  dondXa^. 

d(fv'kayyaQ  Hatzidakis  Msoawv.   1,  82  =  (pvXa'S.. 

öayKdvco  allgemeingriechisch,  z^axw  und  öaKdvco  sind  für  die 
Inseln  des  Ägäischen  Meeres  bezeugt. 

ödyygvo  in  Syme. 

dQayy.oXid  in  Athen  =  *^eine  Art  Schlange,  die  unter  den 
Wurzeln  von  Ölbäumen  lebt^  aus  dgay^og  und  eXaia. 

ÖQagovded  in  Madytos  =   dgayomov. 

ÖQayya  in  Kephallonien,  NEOEllrjvi/.d  ^AvdX.  1,  196  =  'Tropfen'. 
Das  Wort  ist  wahrscheinlich  das  alte  dgd^.  Zugehörig  ist  vielleicht 
das  in  Kephallonien  und  in  Epiros  vorkommende  dQayy,wvco  = 
'sich  betäuben'. 

engika  im  Tzakonischen  Deffner  Zak.  Gramm.  76  als  Aorist 
von  TCLvio. 

lyAlaßri  in  Syme,  Kyzikos,  Hellespont,  Kastellorizo,  Thrakien, 
Livisiou,  Rhodos,  Korais  "Avayra  4,  111,  lyyXaß^  in  Lesbos,  dy- 
■/Xaßri  in  Nisyros,  Lesbos,  Thrakien  =  iy'kaßiq. 

kyyXlyio  in  Kypern  ^ayeXXdQLog  536;  eyyiXe^wfxev,  MaxcciQag 
(G.  Meyer  Rivista  di  Filol.  1875,  32). 

sy/.Xr]Gia  in  Pontos  Dieterich,  aglisia  in  Otranto  Morosi. 

€yy,ovoiov,  -äzog  Triantaphyllidis. 

f^hyyag  in  Kyme  TgiinTjg  und  in  Karpathos  —  sXl^. 

Sngu  Deffner  Zak.  Gramm.  76   =  rJY.io. 

GeovatIotov  Dieterich. 

i)^vXay/.äg  in  Skopelos  =  d^vXa'^. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  181 

y.aXafxovyy.ccvL  in  Karpathüs  ZoiyQcnfEiog  ^^yiov  332  =  %aXa- 

%oXoy'Ä,vdj  in  Pontos  =  y.oXoy.v-d-1  Dieterich. 

Xdy/.eQag  Foy  Lauts.  47  und  Hatzidakis  Meaaicov.  1,  239 
(außerdem  in  Aenos)  =  Xä/,vQog. 

fxay/.ovQa  allgemeingriechisch.  Schon  bei  Hesych.  steht  (xa/,- 
■Kovga.  Triantaphyllidis  bringt  das  Wort  mit  frz.  maque  in  Zu- 
sammenhang. 

^ey^^Xada  Cir^a^i/ara)  in  Zagora  =  'unverständliche  Dinge , 
vielleicht  statt  ^e/.Xada  aus  i'^tu  und  yiXddog. 

^syaoiXtaCo)  in  Pontos. 

^eyy.vXovf.iaL  Soniavera  =  'sich  hinunterstürzen  ,  ^e/xtAt  in 
Chios  naortdxTjg  254  =  'ein  abschüssiger  Ort'. 

TtQLyxoiXog  in  Pontos  Dieterich  und  Oekonomides  Lautl.  78 
=  /teQiy.oiXog. 

TtQÖyy-a  in  Athen  und  TtQoyy,ida  im  Peloponnes  =  (XTtqoAay 
vielleicht  durch  Metathesis  entstanden. 

TtQOOTqvay/LTai  Mayser,  der  die  Form  analogisch  nach  dem 
Thema  kvey^Ä,-  erklärt. 

PiyxaQÖog  Triantaphyllidis. 

a7tdy'/.eXo  in  Pontos  Dieterich  =  aqpaxeAo. 

oiayy.aXiCov  in  Epiros  aus  dem  türkischen  sakd  =  scherzen. 

sindzä  im  Tzakonischen  Dieterich  =  avyied. 

q)dyy.Tov  Trintaphyllidis. 

Xavddyy.iv  Triantaphyllidis. 

7)  Vor  fi. 

ydv(.iov  bei  M.  Beaudouin,  Etüde  du  dialecte  Cypriote  S.  59. 
xivfxwQiav  ebd. 

8)  Vor  |. 
TLoy^a  in  Pontos  Dieterich. 

9)  Vor  jr. 

'^ AefXTravXog  in  Pontos  Oekonomides  =  "Ayiog  UavXog. 
df.i7tdQ^£vog  in  Arkadien  Foy  Lauts.  68  =  a/raQ&evog. 
ampdri  in  Otranto  Schulze  K.  Z.  =  IrtTtdQLOv. 
d^na^o)  MaxaiQccg  (G.  Meyer  Rivista  di  Filol.  1875,  32). 
"^{.iTtiavög  Schulze  K.  Z.,  Dieterich. 

d^iTVLV  in  Thera,  afxrclg  in  Nisyros,  dfxvcog  in  Tsesme  =  ditov- 
Tag.     S.  ovzag. 


182  A.th.  Buturas 

af.i7tioxEVTog  in  Tsesme. 

dixTch-AEito  Triantaphyllidis. 

af.i7toXva)  in  Lakonien  und  der  Mani  =  cctioIvlo. 

a/.i7tovtoQlg  in  Thera   =   aycovwQig. 

aböffadog  in  Tiirakien  Wdlrtjg  50  ==  Mer  Rest  des  Gewebes', 
statt  ärtoffaöog.     A.  a.  0,  wird  Analogie  nach  dbag  angenommen. 

a{X7toiprig  'schwanger ,  nach  Hatzidakis  Meoauov.  1,  325  aus 
i/ravco  und  iVvx'r}.  Die  Form  ist  durch  Lautsubstitution  oder  Meta- 
thesis  des  Nasals  entstanden. 

6(A7t(fjd^üf  in  Kreta,  Kephallonien,  Kythera,  Melos,  Karpathos, 
Nisyros,  Korais  "Acay.ra  1,  288,  Somavera.  Nach  Foy  Lauts.  28 
wurde  von  dem  Futurum  drtioow  ein  neues  Präsens  «ttw^w  ge- 
bildet; daraus  ctf-iicaid^io,  ferner  dfxncooäo)  in  Zakynthos  und  über 
*afi7ro'd^V(x)  (s.  Hatzidakis  Meoaitov.  1,  291)  di.i7twxvio  in  Kreta, 
Lokris,  Thessalien,  Epiros,  Makedonien. 

dväfXTrXa  in  Epiros  ^^Qaßavzivc'g  20  =  dvd7cavka.  Die  Form 
kann  durch  Lautsubstitution  entstanden  sein. 

dvaf^Ttldvvov  in  Livision  Movaalog  aus  cvarcXdooco,  wie  ebd. 
diaf-iTt^dwov  =  *" zerstreuen',  in  Thera  ÖLaf.iJt'kdoöio  =  *^ umherirren'. 

anambezu  im  Tzakonischen  Deffuer  Zak.  Gramm.  76  =  dva- 
TtaiCo)  'verspotte'  und  ebd.  anämbezma. 

dvaix/voQÖCüvofxai  in  Epiros  =  ich  will  etwas  über  meine 
Kräfte  tun',  wahrscheinlich  aus  tioqötj,  wie  auch  das  Sprichwort 
TtezdyeTai  ^odv  tioqö/j  zeigt. 

aTcö^Tiiw^ia  in  Karpathos  =  'Rest  des  Getränkes'. 

dTa£/.af.i7rdv    in  Pontos  Oekonomides   =^   Ixet,  /.dco),  eudvo). 

dToe/.af.i7t£a    in  Pontos  Oekonomides  =  eyiel  /.drio  aTceoo). 

„yQt]f.i7iida  T7JV  xQrjTtlöa  ol  xvöaloi"  Korais  '.Aca'/.Ta  2,  42. 

öiaf.i7tEQLtio  in  Kreta  (altgr.  dia/tsQÖi)  =  'ich  erscheine  von 
weitem  in  Bewegung'.  Die  ursprüngliche  Bedeutung  hat  ösutieqw 
in  Pontos  Oekonomides. 

emblka  im  Tzakonischen  Deffner  Zak.  Gramm.  76  als  Aorist 
von  TtoiCL. 

if.i7t0Qw,  ■tjfj.TvoQW,  f.iTiOQCo  allgemeingrlechisch  ist  nach  Korais 
Axa%xa  4,  179  und  Foy  Lauts.  44  aus  eItcoqÜ)  über  htOQtu  ent- 
standen, das  in  der  Form  7t0QcT  für  Pontos  bezeugt  ist. 

ki-iTiQiaio  Schulze  K.  Z. 

S7tilrifxnTi/.dg  etc.     Siehe  unter  "kiqixxiiofxai,. 

%\xTtiav  in  Amisos  =  07iov  dv. 

i/iiTtoiog  in  Pontos  =  OTioiog. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  183 

kakombite  und  kaombiU  im  Tzakonischen,  bei  Deffner  Zak. 
Gramm.  76  aus  xa/og  {vmXoq)  und  Ttoirizog  erklärt. 

KafiTtadoytia  Schulze  K.  Z. 

xafiTtQog  in  Sinasos  ^aQavriörig.  Die  Form  ist  nach  Hatzida- 
kis  MeoaLtov.  2,  540  aus  xa/cvQog  entstanden. 

y.EQOfXTto'ki  erklärt  Hatzidakis  Msoanov.  2,  502  aus  /.egl  + 
7tQon:oXi. 

Xef.i7Tida  Korais  ^'Axa^xa  1,  288,  Foy  Lauts.  68;  in  Thera 
neralag;   in  Livision  Movoalog.     In  Amorgos   Thumb  I.  F.  2,  92 

XovfXTtovvag,  -ovvi  =  XovTtivov. 

MevljUTcrjg  Schulze  K.  Z.,  Dieterich.  Kretschmer  meint,  daß 
die  Beispiele  mit  Doppelkonsonanz  (ylavzag  etc.)  sämtlich  durch 
Lautsubstitution  entstanden  sind. 

OfiTtlij  in  Epiros,  Hesseling  Cinq  livres  de  la  loi  435,  Diete- 
rich, Foy  Lauts.  68.  Daraus  entstanden  ist  8f.i7tXia  in  Thera 
Hatzidakis  Meoauov.  1,  40. 

bf^Ttlitio  Hesseling  Cinq  livres  de  la  loi  435. 

o/uTtcog  in  Trapezunt  Foy  Lauts.  68  und  in  Pontes  Oekono- 
mides. 

ovfiTtav  in  Pontes  Oekonomides,  =  OTtov  cv. 

TcafXTtaCovGiv  Schulze  K.  Z. 

TCLiiTTikitw  in  Amisos  =  tiittiIiCco.  Daraus  TCifXTtikLv  in 
Pontes  =  'eine  Art  Naht'  und  Ttif-iniXa  in  Syme  =  eine  Art 
Flechten . 

qovfxjcalov  Korais  "Axa%%a  1,  284,  QOVf.i7talo  in  Thrakien 
Wdlrrjg  =  qoTtaXov.  Ein  S^iiel  Qoifxna'la  in  Chios  aber  wird  von 
Politis  nagoi/uiai  4,  537  aus  dem  Italien,  romhola  hergeleitet. 

oxQa(.iTtri  in  Pontes  Oekonomides  =  ccorgaTiri.  Daraus  arqafi- 
Tiil^EL  in  Oenoe  Politis  UagoLf-iiai  3,  308. 

^TOf^Ttdtiov  im  Armenischen  Thumb  Byz.  Zeit. 

raif-iTtla  ist  nach  Hatzidakis  B.  B.  6,  330  aus  dem  alten  gl- 
TiaXog,  das  auch  als  OLcplög  und  GiixcpWg  bezeugt  ist,  abzuleiten. 

XaQTO/nTtgdtrig  Schulze  K.  Z.,  Meyer  Gr.  Gr.,  Dieterich. 

XQvGoztdixTtwTog  Triantaphyllides. 

10)  Vor  a. 
dd^Lvouüv  Triantaphyllidis. 
dvGrrlöa  Meister. 

dvTGrcdtofxaL  in  Aetolien  geht  wahrscheinlich  auf  *dvGTtd^ofxai 
zurück. 


134  -^tl^-  Buturas 

sßöo/dtjytovOTip  erklärt  Triantaphyllidis  durch  Annahme  von 
Inversion. 

yiaf^ivaiov  Triantaphyllidis. 

ytavoTQtjoiog  erklärt  Triantaphyllidis  durch  Metathesis  des 
Nasals. 

XLvoxeQva  Triantaphyllidis. 

/utvaa,  -og,  -ovqlv  Triantaphyllidis. 

7tQ6'/.svoog  Triantaphyllidis. 

vßqlvozQLav  Meister. 

11)  Vor  X. 

In  manchen  Orten  von  Pontes  wird  das  Suffix  -ädoi  (all- 
gemeingr.  -adeg)  als  -dvToi  ausgesprochen,  vgl.  z.  B.  ßaoiXidvzoL, 
naiddvTOL,  deoTioxdvToi,  Xv/.dvToi  neben  ßaoihddoi  etc.  Dies  läßt 
sich  analogisch  mit  Heranziehung  des  Suffixes  -dvrsg  erklären: 
dabei  besteht  aber  die  Schwierigkeit,  daß  die  Erscheinung  auch 
bei  den  Feminina  vorkommt  (td  yaqdvxag,  td  ßgoydriag,  zd  Tifudv- 
jag  U.S.W,)*).  Im  Tzakonischen  findet  sich  nach  Defi'ner  Zak. 
Gramm.  76  diese  Anaptyxis  vor  t  in  vielen  Wörtern,  wie  z.  B.  bei 
antärayo  =  drdQCiyßg,  polintseria  =  noXvxaiqia,  sindzä  =  ovau. 
und  allgemein  im  Plural  -dndzia  =  -dua.  Auch  für  Karpathos 
wird  diese  Anaptyxis  als  gebräuchlich  bezeichnet  (MvvTiXijvr]  u.s.w.). 
In  Kalymnos  wird  jedes  t  vor  der  Synizesis  ;'  -|-  Vokal  als  yx  aus- 
gesprochen (vgl.  z.  B.  f.idy/.ia,  de^dyMo).  Hatzidakis  zitiert,  ich 
weiß  nicht  woher,  Meoaitov.  1,  63  7^'(»7£J'to  tTToriCevio,  die  er  als 
Analogiebildung  zur  dritten  Person  des  Plurals  erklärt.  Auch 
Dieterich  Unters.  281  erwähnt  ein  mittelgriechisch-kyprisches  Suffix 
auf  -avza  statt  -ara.  Im  Tzakonischen  wird  der  Komplex  qt  zu  vt 
(Curt.  Stud.  III,  354),  vgl.  d^ite  =  aqzog,  muntalia  =  ixvqtog. 
Sonst  haben  wir  folgende  Beispiele: 

avrindümetier  eni  im  Tzakonischen  Deffner  Zak.  Gramm.  148 
=  ßqvydJ/^ai. 

^öqaiAivTiov  Schulze  K.Z.  Triantaphyllidis  iührt^^vdqa/uvTTtov 
an,  das  er  analogisch  (nach  dvdqa)  erklärt. 

andö  in  Bova  Dieterich  =  (xti    t6. 

ßXavTiv  in  Thrakien  und  Karpathos  Kretschmer,  Trianta- 
phyllidis; ebendort  ßXavtiqi  —-  lat.  blatta. 

ßXivxo  in  Pontos  und  Amisos  =  ßXixov. 


1)  Darüber    hat   neulich    Hatzidakis    im    letzten    Hefte    der  'EntTriQlg 
JIttva7naxr]fiCov  gehandelt,  wo  er  die  Erscheinung  analogisch  erklärt. 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  185 

yhovrag  Kretschmer. 
day.Qvvtt]g  Crönert. 

diavreQito)  in  Kreta  =  *ich  sehe  durch  die  Finsternis'  ist 
wahrscheinlich  aus  öiarrjQü)  entstanden. 

öiavTQexo}    in    Rhodos    ^Ecpr^fx.    OiXo^ad^.    10    und  ebd.   öiav- 

TQSXOfiCCl. 

di/Miwf.idvT(ov  M.  Beaudouin,    Etüde   du  dialecte  Cypriote  59. 

r^dav  in  Thrakien   Walvr^g  50. 

dvfxiavTcv    im    Pontos    Oekonomides    und    Dieterich.      Davon 

Xvxoav  in  Pontos  und  der  Genitiv  Xvrivog  etc.  =  ooxig  av  etc. 
Hatzidakis  K.  Z.  33,  121  vermutet  darin  eine  Analogiebildung 
nach  elvva. 

ivviksog  in  Pontos  =  oti  Xoyiog. 

y.adqtcft'g  in  Lesbos  Kretschmer  =   xad^qlcpirig. 

'/.QEvvriQi  allgemeingriechisch  =  y.QvojTr^Qiov.  Das  ursprüngliche 
XQviüVTrJQL  wird  für  Adrianopel  bezeugt. 

XayovvTo  Triautaphyllidis. 

MvQLvovvza  Schulze  K.  Z. 

f^oivxLa  allgemeingriechisch.  Nach  G.  Meyer  Alb.  Wort.  290 
ist  das  Wort  aus  dem  italien.  moccio  abzuleiten. 

ovTa  und  cvrag  allgemeingriechisch  =  ozav.  Psichari  Mem.  Soc. 
linguist.  VI,  1  erklärt  die  Form  als  „doublet  syntactique"  [orav 
€f.idv^avE  —  ovTu  s/Add^ave),  Hatzidakis  Meoaiiov.  2,  505  vermutet 
eine  Kontamination  von  elvra  +  otav,  0iXrjvTag  rQaf.i(x.  1,  134  eine 
solche  von  dv  -\-  orav  und  Krumbacher,  Romanos  und  Kyriakos 
(==  Sitz.  Bayer.  Akad.  1901)  eine  Analogie  zum  Partizip  ovrag.  Davon 
abgeleitet  sind  avta,  ovxe,  ivzag,  ivvav,  aovzag,  oivTag,  dvveg, 
ag)ovTig,  OTtovrig,  dnovxa,  acpovra,  uTtivTig  etc.  Vgl.  L4.  M/rov- 
Tovqa,  (Dwvrjzi/M  xal  OQd^oyqacpiAd  52. 

TcaQavTovyiXLv  in  Livision,  sonst  TtaqaxvvXi  und  allgemein- 
griechisch TCaqaxoovYli. 

TtEQLTCavTOvvTi   Mayscr. 

TtXavxdutj  allgemeingriechisch  aus  *  Trlarduo. 

Ttode  =  Ttoxe  in  Thrakien   Wdlxt^g  50. 

JJovxioXri  Reinhold,  der  darin  eine  Paretymologie  zu  STtovxiad'tj 
vermutet. 

a7teiQavxi/Mi  Mayser. 

xrjlr/.ovvxcov  Mayser. 

xQLTtowxatxo  Triautaphyllidis. 

xQOTvevxa  =  xQOf-ircexa  Triautaphyllidis,  der  Metathesis  annimmt. 


186  Ath.  Buturas 

cpowraQi  in  Trapezunt  =  cpvvaQiov. 

(fvvxdvi  allgemeingriechisch,  vielleicht  aus  dem  altgr.  (pvrävq. 
Die  Form  kann  aber  auch  durch  Beeinflussung  des  türk.  fidän 
entstanden  sein. 

XQtfAivTQi",  ;fA<^iyr^cJ   etc.  in  Amorgos  Thumb  I.  F.  2,  90  == 

12)  Vor  <p. 

afxq)LiQCDOig  Triantaphyllidis,  der  Inversion  annimmt. 

avai-iq^aXaröog  Reinhold. 

avTiyQajAcpov  Mayser. 

€7tiaTQav(pij(yETai  Meister. 

nafxcplayöviüv  Dieterich,  Triantaphyllidis.  Letzterer  nimmt 
inverse  Schreibung  an. 

aaixcpeiQivov  im  Armenischen  Thumb  Byz.  Zeitschr.  Kretschmer 
führt  auch  oä^icpeiQog  und  Dieterich  den  Eigennamen  ^a^icpiQu  an. 
Diese  sind  durch  Lautsubstitution  entstanden. 

^aficpcö  Kretschmer,  Triantaphyllidis,  Hatzidakis  Meoaiojv. 
2,  509.     Auch  hier  nimmt  man  Lautsubstitution  an. 

^i^cpoQLv  Reinhold. 

13)  Vor  ;^. 
aTteyxovj^v  Reinhold,  der  Metathesis  annimmt. 
ßgayxidXiov  Dieterich. 

Bgayxiörjg  Kretschmer. 

(.leirjvtyxif^^j  Crönert,  Mayser,  die  beide  Analogie  zu  tveyy.-  an- 
nehmen 

awxvovg  Meister,  avyyvd  Maxaiqäg  (G.  Meyer  Rivista  di  Filol. 
1875,  32). 

14)  Vor  ip. 
af^eif-iipavTa  Schulze  K.  Z.,  Dieterich. 
ava/.L'f.nliai  Dieterich,  Meister. 
ävTC(.i6i(xipig  Dieterich. 

yQVfj-xpog  in  Pontes  Oekonomides. 
y.a(xipdy,rig  Dieterich. 
Y.a(xilidQiog  Schulze  K.  Z.,  Dieterich.. 
Kv^xpala  Schulze  K.  Z. 
Xeifiipavov  in  Pontos  Oekonomides. 

Xrjf.npofxaL  Schulze  Orthogr.,  Crönert,  Mayser,  Meister,  Dieterich, 
Thumb.      Fast    von    allen    wird   der    Nasal    durch    Annahme    von 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  187 

Stammanalogie  erklärt.  Er  findet  sich  allgemein  bei  den  ab- 
geleiteten Formen,  wie  llrj f.tq>d^riv  Meister,  dvülrif.npig  Dieterich, 
dvziXripiipig  Schulze,  Mayser,  Meister,  sylr^ixil'iQ  Mayser,  ETilktjfxipig 
Schulze,  Meister,  iJ.eTdXrj/xil.ng  Schulze,  Meister,  htLXr^(.i7txi/Mg 
Schulze,  iTii'KrifATtxog  Schulze,  v.aTal.rif.iTCzd  Schulze,  negilrif^nzivid 
Schulze,  nQoXri(X7TZLy.ög  Schulze.  Die  Griechen  haben  ihn  dann 
auch  nach  Rom  gebracht  (Schulze);  so  erklären  sich  die  Formen 
encatalemsis,  epüempsia,  epüence,  metalemsis,  ni/mpholemjjtum,  pro- 
lempsis. 

MofxxpovBGtia  Schulze  K.  Z.,  Dieterich. 

Moixipovy.Qr^vTi  Schulze  K.  Z.,  Dieterich. 

oviA.ipaLQL/.6g  =  subsericus.  Schulze  K.  Z.,  der  Analogie  nach 
0VV  annimmt. 

ovf.iip€lXiov  Schulze  K.  Z.,  Reinhold,  Dieterich,  ovviptlhov 
Meyer  Gr.  Gr.  Auch  hier  nimmt  Schulze  Analogie  nach  avv  an. 
Hatzidakis  Msoaiwv.  2,  341  vermutet  darin  eine  Analogiebildung 
nach  ovixipdXlto. 

vi^ipcüfiav  in  Pontos  Oekonomides. 

IV.    Über  die  Anaptyxis  im  Sandhi. 

Was  im  Innern  des  Wortes  sich  vollzieht,  geschieht  natürlich 
auch  im  Sandhi.  Auch  hier  dient  der  irrationale  Nasal  zur  Ver- 
bindung des  Vokals  des  vorangegangenen  Wortes  mit  dem  Kon- 
sonanten des  folgenden  Wortes,  gerade  wie  das  euphonische  v  zur 
Verbindung  zweier  Vokale  dient  i).     Diese  Erscheinung  wird  ganz 


1)  Einer  eingehenden  Untersuchung  bedürfen  auch  diejenigen  Wörter, 
die  am  Anfang  v  statt  Vokal  haben  [vwfxog,  vrihos  u.  s.w.);  über  diese  Er- 
scheinung haben  gelegentlich  auch  andere  gehandelt,  vor  allem  aber 
G.  Meyer  Anal.  Graeciensia  11  ff.  Die  betreffenden  Formen  sind  einseitig 
als  Bildungen  erklärt  worden,  die  von  dem  Akkusativ  des  Artikels,  eines 
Adjektivs,  Pronomens  oder  von  Partikeln  ihren  Ausgang  genommen  hätten. 
Diese  Erklärung  genügt  nicht.  Ein  riesiges  Material  steckt  im  Archiv 
des  Neugriechischen  Lexikons,  das  nicht  erklärt  werden  kann,  wenn  man 
nicht  nebenher  zur  Annahme  des  euphonischen  Nasals  greift.  TJm  von 
den  älteren  Beispielen  aus  Ägypten  zu  schweigen  {s/uv  =  (xst,  ff^hv  =  ^j"i7 
u.  8.  w.),  die  durch  die  Tendenz  zum  euphonischen  v  erklärt  werden  können, 
haben  wir  im  Neugriechischen  mehrere  Zeugnisse  dieser  Art.  So  wird  der 
Nasal  aus  Karpathos  bezeugt  (leider  steht  wiederum  der  Umfang  der  Er- 
scheinung nicht  fest):  tC{v)  exnfitg.  Desgleichen  bezeugen  Sammler,  daß 
dieser  Idiotismus  im  Ehodopegebirge  sehr  verbreitet  ist,  vgl.  z.  B.  f^f^r) 
avTQK :  xal{v)  ixovtip«  u.  s.  w.  Besonders  macht  sich  der  Nasal  in  den 
Volksliedern    bemerkbar,    vgl.   x6Qr){v)    'inkuvs   u.  s.  w.     Im    Ehodopegebirge 


X88  Ath.  Buturas 

allgemein  —  leider  steht  auch  hier  die  Ausdehnung  nicht  fest  — 
für  eine  der  Sporaden  bezeugt  von  einem  Sammler,  der  sagt,  daß 
das  dortige  Idiom  '^vlqigtl/.ov  sei  und  nur  das  Beispiel  alrri  {v) 
Ttov  {v)  fjQTE  beifügt.  Vereinzelte  Beispiele  sind  die  durch  den 
Zusammenschluß  der  demonstrativen  Partikeln  va  bezw.  £  mit  dem 
synkopierten  Pronomen  zog  u.  s.  w.  (=  aviog)  entstandenen  Formen 
vavTog,  evTog  u.  a. ,  die  für  die  Inseln  belegt  sind.  Kretschmer 
Lesb.  Dial.  171  erwähnt  als  vereinzeltes  Beispiel  ora  gali,  das  er 
aus  dem  Akkusativ  togav  Aokr^v  erklärt;  vgl.  auch  a.  0.  274  navichg 
=  yidxixi.  Im  Tzakonischen  findet  sich  die  Nasalieruug  vor  ti^ 
vgl.  mäti  (n)  di  =  'deine  Mutter  (s.  Deifner  Zak.  Gramm.  79), 
und  in  dem  Worte  xavivag,  vgl.  z.  B.  alle  (n)garena,  woher  dann 
allgemein  garhia  gesagt  wird.  Ebenso  sind  zu  erklären  die  bei 
Hatzidakis  Meoaiiov.  1,  6'ö  zitierten  Beispiele  OTtad^iov  vxov,  yvvar/.a 
VTOv  und  allgemein  vzov  (vgl.  auch  Wälzrig  über  dovg);  die  von 
ihm  vorgeschlagene  analogische  Erklärung  (nach  Tiaiöiv  tov  usw.) 
ist  unnötig. 

Hiernach  ist  es  nicht  richtig,  die  Entstehung  dieser  Mediae 
ausschließlich  aus  dem  vorhergehenden  Nasal  zu  erklären,  sondern 
es  ist  sehr  wahrscheinlich,  daß  ein  großer  Teil  aus  anaptyktischem 
Nasal  entstanden  ist  ^).    In  Ikaros  wird  nach  ^iaf.iaxicLÖrig  jedes  x 


und  in  Thrakien  findet  er  sich  besonders  hei  der  Konjunktion  vä[v).  Das 
allgemeingriechische  ^i]v  wurde  ursprünglich  wahrscheinlich  nur  vor  einem 
Vokal  und  dann  vor  jedem  Wort  gebraucht,  das  mit  x  n  r  '§  \p  anfängt; 
hiernach  wäre  Hatzidakis'  Erklärung  hinfällig,  der  Angleichung  an  div  an- 
nimmt in  Mtaaiwv.  2,  351. 

1)  Aus  einer  großen  Masse  von  Material  zitiere  ich  hier  einzelnes, 
was  mir  zur  Hand  ist :  gäQog  in  Epiros,  guvgäov  in  Thessalien,  gjoifvQ'  in 
Velvendos,  go(fi  in  Epiros,  götfog  in  Sisanion,  govliüvoj  in  Anaku,  yQÖd-og  in 
Makedonien,  govQgovfJiCw  in  Epiros,  gQvvud^oj  in  Velvendos,  yxäßyo)  in  Kreta 
=  xttfiTiTw,  yxalög  in  Pontos,  yxa/urjXa  in  Thessalien,  yxavXa  in  Epiros, 
yxa(fU  in  Kozani  (hier  kann  auch  Metathesis  vorliegen),  yxiaai^Qc,  in  der 
Mani,  yxioaog  in  Kreta,  yxiaitQva  in  Ikaros,  gxovßä(>i  in  Epiros,  yxovßag  in 
Velvendos,  yxQtfxiC(o  allgeraeingriechisch,  yxQifxuT CCai  in  Kypern,  grüfu  im 
Tzakonischen  =  xqvtttü),  yxovqrög  in  Livision,  yxvkiH  in  Epiros,  yxvXivTQog 
in  Kozani,  unaqanovki  in  Kappadokien  =  nQonoXig,  finuQäg  in  Pontos, 
(xnäaxa  in  Pontos,  fxnnCyvto  in  Pontos,  /unKTSQug  in  Pontos,  /unt/Anw  in 
Kreta  (überflüssig  ist  die  Erklärung  von  G.  Meyer  I.  E.  6,  2,  191  aus 
^/xn^/imw)  ,  finiQToxüxxi  in  Triphjlia,  fjTnarög  in  Kreta  =  Tiiarög  (über- 
flüssig sind  die  Erklärungen  von  G.  Meyer,  I.  F.  6,  2,  191  aus  s/Ltncarog  und 
von  Hatzidakis  Msaatwv.  2,  100,  was  den  Akzent  betrifft  nach  Analogie  zu 
niarog),  finoyovixia  in  Epiros,  fj.nofjni]  in  Kreta,  ixnovnxög  in-  Kreta,  finoQ- 
fjmoXoyfjj  in    Kreta,    finQUTiTjdoj   in   Epiros,    fiuQixov   in   Leukas,   fiJiQÖßa   in 


über  den  irrationalen  Nasal  im  Griechischen  189 

am  Anfang  des  Wortes  als  yx  ausgesprochen  (y7.dTa),  f^aiva  etc.), 
wie  auch  jedes  tx  als  fxn  {(XTtaqxida  u.  s.  w.).  In  Karpathos  ist  die 
Erscheinung  sehr  verbreitet,  besonders  bei  x  (NTr]lei.taxog,  Nxijvoq, 
NrrjXog  u.  s.  w.),  seltener  bei  anderen  Konsonanten.  Sehr  verbreitet 
scheint  sie  auch  in  Pontos  zu  sein.  Demnach  ist  ^dlTTig  analogische 
Erklärung  der  Formen  dovyidva,  dq^xo),  dvlltco,  dvhydöi  überflüssig, 
ebenso  wie  Kretschmers  Erklärung  Lesb.  Dial.  171  der  Form  garonu 
aus  iy'/.aQiöv(x). 

Diese  Tatsachen  dienen  auch  zum  besseren  Verständnis  mancher 
Erscheinungen  der  Nasalierung  mit  prothetischem  Vokal,  die  bis 
jetzt  verschieden  erklärt  worden  sind,  besonders  durch  Annahme 
von  Paretymologie  (nach  Komposita  mit  der  Präposition  ev).  Der 
Konsonant  nämlich  hat  im  Sandhi  den  Nasal  und  dann  an  manchen 
Orten  einen  prothetischen  Vokal  angenommen,  was  übrigens  sehr 
oft  gerade  in  denjenigen  Bezirken  vorkommt,  aus  denen  die  meisten 
Beispiele  stammen.  Diese  Tatsache  ist  nicht  sonderbar.  Denn 
wie  die  allgemeingriechischen  Wörter  fATtovQÖa,  fXTtovKsa,  ix7iov'/.Xa 
u.  a.,  die  anfangs  jutt  hatten,  in  Kalymnos  zu  sfXTtovQÖa,  in  Kos 
zu  s[X7tovy.ed,  in  Syme  zu  E\i7tov%Xa  wurden,  so  kamen  andere, 
die  im  Sandhi  die  Media  annahmen  (vgl.  yv.Qonaxio  =  ctyLQOrcaxio 
in  Syme),  zu  einem  prothetischen  Vokal.  Auf  diese  Weise  können 
manche  Beispiele  des  vorigen  Abschnitts  erklärt  werden,  z.  B. 
dy/.iväQa  (=«-["  y'/.LvaQa.),  und  ganz  überflüssig  wäre  dann  die 
von  Portius-Meyer  86  aus  dem  Türkischen  enginär  hergeleitete  Ety- 
mologie des  Wortes.  Ferner  können  so  gut  erklärt  werden  die 
Formen  dymoarjQag  in  Naxos  und  Astypalaea  Dieterich,  dyy.Xaßavt] 
in  Kos,  dy/.Xi]d6va  in  Pontos  oder  iy'/.Xrjö6va  in  Amisos  (=  /.AtjJcuv), 
dyAXvCo)  in  Pontos  =  sytXvtio,  dy/.XvaTiJQi  in  Adriauopel,  Epiros, 
Somavera,  dyy.QSf.iv6g  in  Kyme  TQi(.nqg,  agriistaddo  in  Bova  Morosi  3, 
dfÄTtaii^oyeXdio  in  Zakynthos  Zw'tjg,  ampäri  =  i/trcdQiov  in  Otranto 
Morosi  108,  dfXTteXovid,  -duco  in  Thera  {UeTaXag),  Kreta,  Kythera 
(IJavdwQa),  di.i7tXifxi.iav,  -ercio  in  Kypern,  dfXTiXov.afiög  in  Kreta, 
d(.i7iovd^öj  in  Paros  =  ßorid-a  (ebd.  auch  f.i7tov&i~),  dvxovxi 
in  Kreta  =  öovri,  dvtvXiyddi  im  Peloponnes.  So  kann  auch 
sfXTioQw  erklärt  werden,  das  heißt  altgriech  eitvoqco  —  inoqw  in 
Pontos  —  7T0QCÜ  in  Trapezunt  —  [.inoQio  allgemeingriechisch  und 
hieraus  ifXTtOQio  oder  '^f.uioQio   oder  dfinoqiö.     So  wurde  aus  dem 

Kreta,  (.ingorov  in  Leukas,  /ungov  im  Peloponnes,  finQovakd^ft  in  Karpathos 
(aus  TiQobciXXw),  fxnQoifivTu  allgeraeingriechisch,  finvxvög  in  Kreta,  VTovfinavo 
in  Lesbos  Kretschmer  (das  kann  auch  durch  Assimilation  entstanden  sein), 
vrqiXXa  in  Oenus. 


190  -^t^-  Biituras 

türk.  hasten  {za  /.aoxlv  in  Makedonien),  syv.(xoTa  auf  den  Inseln 
des  Ägäischen  Meeres  und  tyv^ag  in  Epiros.  So  erklären  sich  die 
Formen  tyv.olho  oder  ayyioXXco  in  Chios  TlaaTrccTrig  143,  engofo  = 
yc/iiq^og  Deffner  Zak.  Gramm.  149,  tyy.Xvoz'iJQi,  Somavera,  ätigremma, 
-izo  in  Bova  Morosi  3  (=  y/.Qef.iv6g,  y^/.Qef.iitto),  engremne  im 
Tzakonischen  Foy  47,  iyxQEf.tcg  in  Epiros  ^ ^gaßamvög  38  oder 
lyxQSiuog  in  Syme,  syyiQivog  =  x^n'og  in  Syme,  ^irtoöeio  =  Tiodsd  in 
Pontos,  tfXTtQOEorög  — -   Ttgoeorog  in  Pontes  etc.  etc. 

Anhang  I. 

Es  ist  bekannt,  daß  viele  Wörter  im  Neugriechischen,  besonders 
am  Anfang,  aber  auch  in  der  Mitte,  ein  y  statt  x  haben,  wie  z.  B, 
ayavo  allgemeingriechisch,  yddog  in  Thera,  yQijTtiSa  in  Epiros, 
yvipali]  in  Leros,  yQr/.sXi  in  Kypern,  ycoßiog  allgemeingriechisch 
etc.  etc.  Diese  Formen  wurden  bis  jetzt  verschieden  erklärt.  Da 
aber  die  Tatsache  feststeht,  daß  auch  der  Übergang  von  ^  zu  y 
vorkam,  wie  Hatzidakis  ^^d-rjva  22,  255  zu  den  Formen  yavQog: 
syyqavXig,  yaoiQcüvto :  syyaarQtovco  bemerkt  hat,  so  können  wir  mit 
großer  Wahrscheinlichkeit  die  Vermutung  aussprechen,  daß  die 
oben  angeführte  Erscheinung  denselben  Ursprung  hat.  Demnach 
wäre  die  Erklärung  Kretscbmers  Lesb.  Dial.  171,  der  xaVog  aus 
dem  Lateinischen  und  yazog  aus  dem  Italienischen  herleitet,  über- 
flüssig. 

An  hang  II. 

Es  ist  bekannt,  daß  schon  in  alter  Zeit  X  die  Kraft  hatte, 
das  benachbarte  x  in  y  zu  verwandeln.  Im  Neugriechischen  haben 
wir  eine  große  Masse  derartiger  Beispiele  (yXvTtlvo),  yXiOTQw  etc.). 
Besonders  macht  sich  die  Erscheinung  in  den  Idiomen  von  Pontos 
bemerkbar,  wo  sie  auch  bei  q  eintritt  (ygiCsvo)  =  eytQi'Cw  etc.).  Es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  daß  auch  diese  Erscheinung  ihren  Ursprung 
in  der  Nasalierung  hat,  da  sie  sich  außerdem  besonders  bei  Wörtern 
findet,  welche  auch  mit  Nasal  bezeugt  sind,  wie  bei  £yXr]aid  in 
Thera  neben  eyyilr]Gta  (s.  o.),  eylaßrj  in'Panormos  neben  eyyiXaß^  etc. 

Athen  Ath.  Buturas 


Otto  Probst     acrudus 


191 


acrudus 

?  acrudus.  Soran.  gyn.  2,  1,  14  cum  .  .  .  mulier  ...  in  balneo 
acrudo  descenderit  (^ex  acroclo  "pro  acrotolo,  a.Y.qo^o'ku)  Rose).  So 
der  Thesaurus  ling.  Lat.,  der  mit  vollstem  Rechte  dem  Lemma 
acrudus  ein  Fragezeichen  voraussetzt.  Ein  derartiges  Wort,  dessen 
Bedeutung  ganz  unerklärlich  ist,  gibt  es  natürhch  nicht;  denn  nur 
durch  einen  Überlieferungsfehler,  den  Roses  Vorschläge  noch  mehr 
in  Dunkel  hüllen,  kam  eine  solch  monströse  Wortbildung  zustande. 

In  dem  Kapitel  'de  retentione  menstruarum'  der  unter  dem 
Namen  Mustions  überlieferten  spätlat.  Übersetzung  der  Gynaecia 
Sorans  (ed.  Rose,  1882,  p.  48  sqq.)  ist  die  Rede  von  verschiedenen 
Hilfsmitteln,  um  diese  retentio  zu  beheben.  Ist  unter  Beachtung 
der  gegebenen  Vorschriften  die  Menstruation  eingetreten,  so  em- 
pfiehlt es  sich  die  Patientin  einer  weiteren  Behandlung  zu  unter- 
ziehen.    Zu  dem  Zwecke  verlangt 

Soran  (ed.  Rose p. oll,  1  sqq.):  Mustions    Übersetzung    (ed. 


(sc.    y.ad-aQascüg)    ro7g    avaXiqn:- 

TL%0lc,   XQTjOTtOV,    XOVXQU)  TtOtyilXt] 

TQOCpfj  öi'vip  v,al  alojQcc  TtegiTtd- 
Toig  yvfxvaaioiQ  TQiil>eai  tov  ts 
oXov  oa  piarog  yial  twv  Ttegl  trjv 
vGTegav.  ftcbI  fAfVTOi  JtQog  ttjv 
TOTTixrjV  rijg  voregag  tqXxHv  ai 
öid  tlulwv  Twv  yßiQÜv  Ttaqacpo- 
gal  TtEQid^Xaoiv  cflgovoL,  vmS- 
( V  ■Ä.aiQov  elg  sif-ieysO^ri  leKocvrjv 
yiad^iCei  i]  xdfxvovoa  Xovoiiiev7j  tj 
(add.  Rose)  yiataßaivEt  elg  Tr(v 
e'fAßaoiv,  OTtöyyovg  Ttlaxfäg  y.al 
fAaXayiovg  rtp  rji^QO^)  neqiTL^tvai 
"Kai  Tolg  loxioig,  ymI  t^gifia  tvqoo- 
svTVTtojaaoav    xalg    xeqol    uag- 


Rose  p.  53,  6 sqq.):  post  cuius 
(sc.  purgationis)  transitum  resu- 
menda  est  lavacro  et  vario  cibo, 
gestatione  exercitiis  et  frictione 
primo  totius  corporis,  secundo 
etiam  et  ipsius  matricis.  quae 
fieri  debet  hac  disciplina,  ut 
cum  ad  encathisma  mulier  sederit 


vel  in  balneo  acrudo  (/  agro  du 
in  soHum)  descenderit,  ibi  mu- 
heres  spongiis  vel  penicilhs  ab 
umbilico  iniusum  locum  matricis 
sine    quassatione    defricent  eqs. 


dyeiv  TTjöe  ■/.dy.elos  xtZ. 

Aus  der  Parallele  geht  ohne  weiteres  hervor,  daß  der  griechi- 
sche Text  gerade  an  der  Stelle,  auf  die  es  ankommt,  von  Mustio 
—  sagen  wir  —  recht  frei  wiedergegeben  ist.  In  der  Hauptsache 
zwar  stimmt  der  Inhalt  gegenseitig.  Aber  mit  dem  Worte  acrudo, 
das  am  entsprechenden  Platze  des  Griechischen  kein  Pendant  hat, 


192  Otto  Probst     acrudus 

muß  es  eine  eigene  Bewandtnis  haben.  Med  er t  (quaest.  crit.  et 
gramm.  ad  gyn.  Mustionis  pertinentes,  Dissert.  1911,  Gießen, 
p.  55  sq.)  schlägt  vor  den  Ausdruck  '^in  halneo  acrudo  für  ver- 
schrieben aus  lavacro  anzusehen.  Dem  kann  aber  nicht  so  sein. 
Der  Übersetzer  empfiehlt  ja  kurz  vorher  der  Patientin  den  Ge- 
brauch des  lavacrum,  das  er  also  recht  gut  vom  balneum  zu  unter- 
scheiden weiß.  Mehr,  nach  der  oben  ausgeschriebenen  Stelle  gibt 
Mustio  zusammenfassend  Vorschriften,  die  'post  encathisma  ...  vel 
balneum'  zu  befolgen  sind.  Und  doch  läßt  sich  das  Wort  acrudus 
ganz  ungezwungen  erklären.  Allerdings  nur  durch  Anwendung 
und  Anerkennung  eines  radikalen  Verfahrens.  Dem  ganzen  Inhalt 
der  Stelle  entsprechend  hat  acrudo  gar  keine  Beziehung  zu  in  balneo, 
sondern  es  gehört  eingeschoben  zwischen  fieri  debet  und  hac  dis- 
ciplina.  Acrudo  kann  nämlich  nur  aus  acro(-a)  nudo(-a)  ent- 
standen sein,  womit'Mitt  ipiXwv  icov  yeiQwv  wiedergegeben  wird  (vgl. 
Götz,  Corp.  Gloss.  Lat.  emend.  III  252,  20  ilulog'  nudus).  Was 
Mustio  unter  acra  (ayiga)  versteht,  sagt  er  uns  selbst,  wenn  er 
XQiof-isvoi  .  .  .  öiu'/.QaTyoeL  oksIc^v  xal  /.aQnwv  so  übersetzt:  acra 
eorum  contineantur  (2,  2,  23).  Ähnlich  2,  4  p.  60,  3;  ib.  7  lanis 
.  .  .  mundis  universa  acra  contecta  (beachte  den  Gegensatz:  nudus); 
vgl.  Cass.  Fei.  30  p.  60,  16  manuum  ac  pedum  acra  i.  e.  summi- 
tates.  Und  demgemäß  lautet  die  Übersetzung  des  lat.  Textes  (vgl. 
Lüneburg-Huber,  Die  Gynäkologie  des  Soranos  v.  Ephesus  etc., 
München  1894,  S.  105):  Das  Frottieren  soll  vorgenommen  werden 
mit  den  bloßen  Händen  unter  Beachtung  des  Umstandes,  daß  die 
Frauen  dann,  wenn  die  Patientin  zum  Sitzbade  sich  niedergelassen 
hat  oder  in  die  Badewanne  gestiegen  ist,  im  Bade  mit  Schwämmen 
oder  Tüchern  vom  Nabel  zum  Utei'us  ganz  leicht  frottieren. 
Speyer  Otto  Probst 


E.  Schwyzer,    Zur  griechischen  Laut-  und  Wortbildungslehre       193 

Zur  griechischen  Laut-  und  Wortbildungslehre 

1.    EQVOg 

Diese  aspirierte  Form  ist  überliefert  in  Eur.  Bacch.  876:  i^do- 
/Lieva  ßQOTiov  £Qrjf.uaLg  oy.iaQO/,6f.iov  ^'  (-'gveaiv  vXag.  Bruhn,  der 
im  Gegensatz  zu  anderen  Herausgebern  die  Form  beibehält,  recht- 
fertigt sich  durch  die  Bemerkung:  „häufiger  ist  bei  diesem  Worte 
der  Spiritus  lenis,  doch  findet  sich  auch  der  Spiritus  asper  über- 
liefert und  bezeugt"  (Ausgabe  in  der  Hauptschen  Sammlung  Berlin 
1891).  Bruhn  stützte  sich  vermutlich  auf  Elmsley  zu  Eur.  Med.  1182, 
der  aus  Handschriften  und  altern  Ausgaben  Zeugnisse  für  die  For- 
men £Qvog  und  ?Qvog  anführt.  Diese  Zeugen  beweisen  aber  höch- 
stens, daß  die  byzantinische  Schreibweise  zwischen  den  beiden 
Formen  schwankte.  Zudem  geht  fast  an  keiner  der  von  Elmsley 
angeführten  Stellen  dem  Worte  SQvog  eine  Tenuis  voraus,  die  als 
Aspirata  den  Asper  von  {-Qvog  verraten  könnte  wie  an  der  Stelle 
a.U8  den  Bakchen,  von  der  wir  ausgingen;  dies  ist  nur  Soph.  Oed. 
C.  1 108  der  Fall,  und  hier  widerspricht  die  Überlieferung  a  (flltav^ 
eQvtj  dem  Asper  der  euripideischen  Überlieferung. 

Doch  verdient  letztere  schon  als  „lectio  difficilior"  Beachtung, 
und  sie  wird  bestätigt  durch  die  Stelle  des  Ibykos  bei  Athen.  13 
p.  601  B  GyiLBQoloLv  vcp  tgvEOiv  (Hiller-Cr.  *  1)  und  durch  das  von 
Valckenaer  in  seiner  Ammonios-Ausgabe  abgedruckte  Xs^iy.dv  tteqI 
TtvEvixdxow.  Nachdem  der  Verfasser  des  nach  dem  Titel  aus  Try- 
phon,  Chöroboskos,  Theodorites  und  andern  kompilierten  Traktates 
erklärt  hat,  daß  e  vor  q  +  Vokal  oder  Konsonant  nicht  aspiriert 
werde,  und  als  Beispiel  auch  tqvog-  b  xAatJog  angeführt  hat  (p.  218 
der  Ausgabe  von  Valckenaer),  fährt  er  fort  (p.  219):  Iv  d^:  xolg 
OepdwQiTOv,  aXla  yial  iv  noXkoig  riov  ^xEÖEY-TOTtTv-f  to  SQVog  da- 
Gvvojuevov  EVQOv.  -/.al  av  yovv  ddawe  {xäXXov  avto.  o\  de:  ipiXovvteg 
yiarcc  txvixoXoyiav  x})iXovGiv,  wg  s/,  xrjg  egag  q)v6f.iEvov. 

Auch  die  richtige  Etymologie  beweist,  daß  der  Asper  etymo- 
logisch nicht  berechtigt  ist:  sQvog  gehört  zu  oQvvfXi  (Bugge  Curt. 
Stud.  4,  327;  Bechtel  Gl.  1,  73).  Aber  deswegen  darf  man  die 
Form  mit  Asper  nicht  überhaupt  verwerfen;  i-Qvog,  das  noch  in 
unserer  Überlieferung  zum  Vorschein  kommt  und  tatsächlich  viel- 
leicht weiter  verbreitet  war,  zeigt  den  gleichen  sekundären  Asper 
wie  das  möglicherweise  wurzelverwandte  oQfxrj,  wie  aqfxa.,  ctQfxög 
u.  ä.;    s.   darüber   Sommer,    Griech.  Lautstudien    133 f.      Der   von 

Glotti.  V,  3.  13 


J94  ^-  Schwyzer 

Sommer  S.  134  vermißte  Parallelismus  in  der  Behandlung  der 
Gruppen  „anlautender  Vokal  +  p^"  und  „anlautender  Vokal  +  ?»'" 
besteht  also  doch,  wenn  auch  für  den  zweiten  Fall  vorläufig  nur 
ein  Beispiel  mit  Aspiration  beigebracht  werden  kann. 

2.    XQOflflVOV 

Die  sprachwissenschaftlichen  Handbücher  kennen  fast  nur  die 
Form  '/.Qoi-ivov  (durch  Assimilation  aus  y.QSf.ivov,  dies  aus  *qremusom); 
Boisacq  s.  v.  setzt  wenigstens  y.q6u{(x)vov  an.  Tatsächlich  ist  %Q6f.ivov 
nur  durch  zwei  Homerstellen  metrisch  gesichert  (^  630.  t  233); 
die  Ausgaben  der  späteren  Literatur  bieten  die  Form  xQOfXfxvov, 
die  durch  Aristophanes  für  das  Attische  metrisch  gesichert  ist,  z.  B. 
Ach.  1100  aXag  d^vixhag  oioe  Ttdt  y.al  /.QOi-tfiva;  vgl.  weiter  Ach. 
550;  eq.  600;  ran.  654;  pax  529  (tov  jlisv  yccQ  o^et  '/.QOfxfxvo^vQey- 
fxiag).  Die  Regelmäßigkeit  und  Häufigkeit  der  Form  mit  geminiertem 
fA,  verbietet,  an  die  inschriftlich  oft  bezeugte  Verlegung  der  Silben- 
grenze in  den  Konsonanten  zu  denken,  an  Fälle  wie  att.  TtdlXriv, 
vavllov,  thessal.  fxvafxfxsiov  u.  ä.  (s.  Brugmann-Thumb  152 f.). 
Vielmehr  läßt  sich  f.ii.i  kaum  anders  erklären  als  aus  dem  zwischen 
V  und  0  geschwundenen  h.  kqo/x^vov  steht  darnach  auf  einer  Linie 
mit  Fällen  wie  hom.  q^ilojiifXEidiljg,  cifXfxoQog,  att.  f-ihsydlov  (vgl. 
Brugmann-Thumb  145 f.).  Freilich  nicht  völlig;  während  hier  sm 
zugrunde  liegt,  ist  in  y.Q6f.i(.ivov  der  stimmlose  Nasal  durch  sekun- 
däres Vorrücken  des  Hauches  um  eine  Silbe  zustande  gekommen, 
also  durch  einen  ähnlichen  Vorgang,  wie  er  in  att.  hog  eIqtzov  mo) 
ecog  IsQog  angenommen  werden  muß  (s.  darüber  zuletzt  Sommer, 
Griech.  Lautstudien  Ifi".).  Im  Grunde  ist  nicht  die  gewöhnliche 
Form  %q6i-i(a.vov  erklärungsbedürftig,  sondern  das  homerische  -/.qÖi^vov: 
gerade  in  einem  isolierten  Worte  würde  man  die  „Geminata"  er- 
halten erwarten. 

3.   äÖEia  exSeia  evöeia 

Neben  döe'^g  sxdsrjg  svderjg  erwartet  man  *ddsEia  ^ez-dhia 
^Evdhia.  Damit,  daß  für  ddsrjg  usw.  eigentlich  *  adrig  usw.  zu  er- 
warten sind  (Brugmann-Thumb  75)  und  aöeta  usw.  auf  diese  kürzern 
Formen  zurückgehen,  wird  man  sich  nicht  zufrieden  geben,  da 
dösLa  usw.  erst  seit  Thukydides  bezeugt  sind.  Die  nach  dem  Vor- 
bild von  dlr'd-SLa  :  dXifj&i^g,  evytvsia  :  svyevrjg  u.  ä.  geschaffenen 
^ddhia,  gen.  *dd€elag,  in  jüngerer  att.  Aussprache  *ddeea,  ^aöeeag 
wiesen  eine  Folge  von  drei  kontrahierbaren  Vokalen  auf,  die  im 
Attischen    vermieden    wird;    vgl.  neigaitog,   ^EQSTQUog    gegenüber 


Zur  griechischen  Laut-  und  Wortbildungslehre  195 

ßaailsiog  u.  ä.  (Brugmann-Thumb  74).  Doch  brauchen  in  solchen 
Fällen  nicht  immer  die  beiden  letzten  Vokale  kontrahiert  zu  werden; 
bei  der  nahen  Verwandtschaft  von  «  und  e  ist  die  Annahme  un- 
bedenklich, daß  "^ddseag  *aöeeai  *aÖ€ewv  *aÖ€eag  zu  *a^eag  usw. 
(geschrieben  döelag  usw.)  sich  entwickelten;  vgl.  die  parallele  Be- 
handlung von  -i€ia  =  -ila  im  späteren  Griechischen  (Gramm,  d. 
perg.  Inschr.  57  ff.).  In  nom.  acc.  sg.  nom.  pl.  ergaben  sich  dabei 
die  Formen  *ccdea,  -av,  -at  (geschrieben  *ddeia,  -av,  -ai),  die  sich 
jedoch  der  Analogie  des  Typus  svyevsia  :  evyeveiag  nicht  entziehen 
konnten;  so  entstanden  die  neugebildeten  Formen  adsta,  -av, 
~ai  usw. 

4.  yevväv 

Wackernagel  hat  KZ.  30,  300.  314  die  Ansicht  ausgesprochen, 
yivva  (zuerst  bei  Pind.)  sei  eine  postverbale  Bildung  zu  yevväv,  und 
damit  vielfach  Beifall  gefunden,  meines  Erachtens  mit  Recht.  Doch 
sind  damit  das  schon  homerische  yevvalog  (E2b3)  und  yevväv  (seit 
Pindar)  nicht  erklärt.  Wackernagels  Erklärung  von  yevväv  als 
Umbildung  eines  altern  "^yevvävai,  der  E.  Fraenkel  Nom.  ag.  2,  21 
beipflichtet,  der  im  übrigen  von  Wackernagel  darin  abweicht,  daß 
er  yevva  als  Umbildung  eines  altern  *yavvri  betrachtet,  wird  man 
gerne  zu  gunsten  einer  Deutung  aufgeben,  die  nicht  mit  einer 
Präsensbildung  operiert,  die  bei  der  Wurzel  gen-  weder  im  Grie- 
chischen noch  in  einer  der  verwandten  Sprachen  bezeugt  ist. 

Eine  solche  Erklärung  wird  durch  einen  Jüngern  attischen 
Lautvorgaug  an  die  Hand  gegeben.  Aus  dem  Attischen  sind  die 
Formen  oteQQog  ßoQgäg  (über  OTeQSog  ßoQeag  aus  oregeog  ßogeag) 
bekannt;  die  für  das  Attische  vorauszusetzenden  Vorstufen  mit  er- 
haltenem konsonantischen  i  nach  der  sekundären  Geminata  sind 
in  andern  Dialekten  in  ähnlichen  Fällen  bezeugt  (Brugmann- 
Thumb  64f.). 

Nach  solchen  Mustern  liegt  es  nahe,  ysvvälog  auf  ^-yeveaiog, 
yevväv  auf  "^yeveaev  (aus  -aeev)  zurückzuführen,  als  Ableitungen 
von  yeveä.  Die  Bedeutung  stimmt  vorzüglich;  die  angenommene 
Lautbehandlung  konnte  unter  günstigen  Bedingungen,  die  hier  im 
Zusammentreffen  einer  Reihe  von  Vokalen  besteben,  in  jedem  Dia- 
lekt eintreten.  Freilich  sollte  man  für  ^syeviäoa,  abgesehen  von 
der  begreiflichen  Akzentverschiebung,  '*ey€vväGa  erwarten  usw.  Doch 
erledigt  sich  dieser  Einwand  leicht.  Es  ist  verständlich,  wenn  sich 
eine  Form  *syevväoa  unter  dem  Einflüsse  des  Typus  irifxiqGa  nicht 
hielt ;  es  steht  auch  nichts  im  Wege,  die  Entstehung  der  Geminata 

13* 


196  E.  Schwyzer 

in  eine  Zeit  zurückzuverlegen,  die  dem  Wandel  von  urgriechischem 
ä  zu  ij  im  Ionisch-Attischen  vorausliegt. 

5.  JiSQO'öag 

Der  Thesaurus  zitiert  aus  Galens  Lex.  p.  544  TtEQOvag'  b  Tvegu- 
aivog  oivog,  oiov  yvegvoiag  rig  cov,  wg  ■x.al  avzlvijv  ovoixaCei  rov 
avToeTiTTjv.  Das  Wort  kann  freilich  nicht  unmittelbar  aus  rcegvoiag 
entstanden  sein,  wohl  aber  aus  *  Tteqvavag.  Es  ist  somit  ein  neuer 
Beleg  für  Kretschmers  spätgriechisches  Gesetz:  „ein  unbetonter 
kurzer  Vokal  fällt  in  der  Nähe  von  Nasal  oder  Liquida  aus,  wenn 
in  der  benachbarten  Silbe  derselbe  Vokal  enthalten  ist"  (Wochenschr. 
f.  klass.  Philologie  1899  Sp.  5;  Der  heutige  lesbische  Dialekt  Sp. 
llOff,,  wo  Sp.  114  auch  antike  Belege  für  rceQOv  tvsqoi  /legovvij). 
Die  vorausgesetzte  Form  "^ tisqvo vag  verlangt  noch  ein  Wort  der 
Erklärung.  Sie  kann  entweder  aus  ^viEQiovag  assimiliert  oder  aus 
*7reQvotag  und  '^TiSQiovag  kontaminiert  sein.  Die  Möglichkeit  der 
Metathese  ^itegtavag  aus  *7i£Qvaiag  ist  angesichts  bekannter  Fälle 
wie  MiTvXr^vri  (Brugmann-Thumb  160)  nicht  zu  bestreiten  und  viel- 
leicht unmittelbar  bezeugt  durch  eine  Bemerkung  im  Thesaurus: 
„TTtQiav  perperam  in  quibusdam  codicibus  scribitur  pro  7tiQvoi^\ 

6,  htaxöv 

Daß  in  t-  das  Zahlwort  für  Eins  steckt,  wird  von  niemandem 
bestritten;  doch  ist  unklar,  wie  sich  i-  zum  Stamme  iv-  verhält. 
Brugmann  IF.  21,  7  ff.  betrachtet  exarcV  als  eine  Kreuzung  von 
*a-xaroV  und  *fcV  xarov.  Diese  Annahme  scheint  entbehrlich; 
eviaTov  erklärt  sich  meines  Bedünkens  ungezwungen  aus  *tv  'autÖv 
durch  Dissimilation  des  ersten  im  schwächer  betonten  Teil  der 
Gruppe  stehenden  v.  Daß  das  erste  v  phonetisch  velarer,  das 
zweite  dentaler  Nasal  ist,  bildet  keinen  begründeten  Einwand,  um 
so  weniger,  als  darauf  hingewiesen  werden  kann,  daß  auch  der 
Nasal  von  *xaTOv  im  Sandhi  velar  werden  konnte. 

7.  XeßrjQig'  zö  Xenoq  xov  xvdfiov  exuviae,  pellis  deposita 
Wenn  auch  kein  Zweifel  darüber  besteht,  daß  leßrjQLg  in  der 
angegebenen  Bedeutung  mit  Xoßog  zusammengehört  (vgl.  Boisacq 
s.  V.),  ist  die  Bildung  des  Wortes  noch  der  Aufklärung  bedürftig. 
XeßrjQig  erklärt  sich  durch  den  Hinweis  auf  TQieTtjQig:  wie  dieses 
Wort  eine  Femininbildung  zu  TQievr^Qog  ist,  das  seinerseits  wieder 
auf  l'zog  zurückgeht,  so  läßt  sich  für  leßriQig  ein  Adj.  ^keßiqqog 
erschließen,    dem  ein  "^Xeßog  n.  zugrunde   liegt,    das   zu   /.oßog   in 


Zur  griechischen  Laut-  und  Wortbildungslehre  197 

einem  bekannten  Verhältnis  steht.  Das  isolierte,  auf  *XE߀a--Q- 
zurückführende  IsßiqQ-ig  dürfte  übrigens  dafür  sprechen,  daß  E. 
Fraenkel  recht  hat,  wenn  er  in  dvd^riQog  u.  ä.  die  lautgesetzlichen 
Formen  sieht  (Nom.  ag.  1,  129»). 

8.  dt^v5 

Die  schon  altern  praktischen  Wörterbüchern  geläufige  An- 
schauung, daß  in  hom.  oi^vg  att.  oltvg  als  erster  Bestandteil  die 
Interjektion  ol  stecke,  kann  doch  auch  in  der  Gestalt,  die  ihr  die 
neuere  Forschung  gegeben  hat  (vgl.  Boisacq  s.  v.),  nicht  als  so 
sicher  gelten,  um  jeden  anderen  Deutungsversuch  von  vorneherein 
auszuschließen.  So  mag  denn  ein  schon  alter  Gedanke  hier  vor- 
getragen werden.  Ich  schlage  vor,  oitvg  in  6-{ß)i-^vg  zu  zerlegen, 
den  Schlußteil  auf  Wurzel  sed  zu  beziehen  und  das  Ganze  zu 
deuten  als  „was  sich  zusammen  gegen  einen  setzt",  ,, Bedrängnis". 
Zur  Präposition  6-  vgl.  jetzt  Boisacq  p.  681;  *ßt-Cvg  wäre  die 
gleiche  Bildung  wie  {ß)lGxvg,  worüber  Brugmann  IF.  16,  494. 

Zürich  E.  Schwyzer 


OlxtGlfJQ 


I 


Ernst  Fränkel  (Nomina  agentis  I  109)  hat  richtig  bemerkt, 
daß  ol-üLGtrjQ  eine  im  Ionisch-Attischen  unmögliche  Form  sei;  die 
lonier  bildeten  Nomina  agentis  auf  -tiqq  nur  aus  solchen  Verba  auf 
-i^eiv,  die  von  einem  -t(J-Stamm  abgeleitet  waren.  Fränkels  Be- 
handlung der  widerspenstigen  Zeugnisse  scheint  mir  aber  nicht 
glücklich.  Er  erklärt  ein  vermeintliches  oiy.iOT^Qag  Äschyl.  Sept. 
19  daraus,  daß  die  Tragiker  mit  dem  -r^^p-Suffix  ganz  nach  Be- 
lieben schalteten.  Diese  Form  ist  freihch  in  der  besten  Hand- 
schrift M  überliefert,  läßt  sich  aber  bei  genauerem  Zusehen  nicht 
halten.  Eteokles  fordert  die  Bürger  auf,  für  das  Vaterland  zu 
kämpfen :  ccQrjyeiv  .  .  .  rey.voig  xerj  re  {itlTql,  (piXTUTTj  TQOcpio  •  r^  yag 
veovg  tQTiovTag  evfxevsX  Tttdoj,  artavta  Ttavdo'novaa  rcaideiag  otXov, 
sS^QEipaT  oi'MOTTJQag  doTtidrjffOQOvg  u.  s.  w.  „Gründer,  Stifter" 
paßt  nicht  zu  dem  Sinn,  „waffenfähige  Bewohner,  Bürger"  wird 
unbedingt  verlangt.  Die  Lesart  einiger  jungen  Handschriften  oly.r]- 
TTJQag  verdient  also  Aufnahme  in  den  Text,  einerlei  was  für  ein 
diplomatischer  Wert  ihr  gebührt  i).     Und  so  wird  in  der  Tat  all- 


1)  Ich  drücke  mich  etwas  vorsichtig  aus,  weil  ich  nicht  weiß,  wieviel 


198  Giorgio  Pasquali 

gemein  gedruckt.     Das   Wort  otxrjrry^   ist  bei  Sophokles  Oed.  Col. 
627  überliefert. 

Mit   dem   ol/uoziqQ    des    Orakels   bei   Herodot  IV  155   hat  es 
auch  eine  besondere  Bewandnis;  es  heißt: 

BazT  i/tl  cptüv^v  t]ld^eg'  äva^  da  oe  Ooißog  ^uijtölXiov 
sg  yiißvriv  TtinTtti  jur^XoTQOcpov  ol'AiOTiJQa  ^). 
Olmor^Q  wird  also  der  Gründer  der  dorischen  Stadt  Kyrene, 
Battos,  genannt.  Olytiar^Q  stellt  einen  im  Dorischen  völlig  regel- 
mäßigen Typus  dar  (vgl.  E.  Fränkel  S.  153;  auch  die  Pindar- 
stellen verdanke  ich  ihm).  Die  Dorer  bildeten  ja  Nomina  agentis 
auf  -T^Q  auch  aus  solchen  Denominativa.     Pindar  gebraucht  olxl- 


in  den  anderen  Handschriften  der  Überlieferung  und  wieviel  der  Konjektur 
beizulegen  ist.  leh  habe  selber  aus  ein  paar  römischen  Handschriften  für 
Wilamowitz  Proben  genommen ,  überblicke  aber  das  Material  nicht.  Von 
dem  Wahn,  M  sei  die  einzige  Quelle,  darf  nicht  mehr  die  Kode  sein. 

1)  Die  Lesart  oixiCovra  sieht  zu  sehr  nach  einem  Glossem  aus,  als 
daß  es  die  Mühe  wert  wäre,  sie  zu  diskutieren.  Die  längere  Rezension 
desselben  Orakels  bei  Diodor  VIII  29  scheint  mir  jung:  das  läßt  sich  viel- 
leicht auch  an  einer  sprachlichen  Einzelheit  im  2.  Vers  wahrscheinlich 
machen.  Sie  hebt  an:  Bütt^  inl  (fcjvrjv  ^XSss'  uvu'^  di  as  4>otßog  ^AnokXwv 
ig  AtßvTiv  ni^mi  y.a'k}.iaxi(f>avov  Kvqr\vy\q  tvgeirjg  uQ/siv  /tcu  i/siv  ßaatXrjidu 
TifiTiv.  Die  erste  Silbe  von  KvQi^vt]  ist  in  der  alten  Poesie  oft  lang  in  der 
Arsis  des  Hexameters  (Hermipp  bei  Athen.  I  27  e,  v.  4  ix  /uhv  Kvg^vrjg 
xttvXov  xa\  S^Q/uu  ßöetov;  Kallimachos  h.  III  206  xal  fj.rjv  KvQi]vr]v  kruQiaaao, 
Tri  noT^  fäiüxctg;  Apollonius  Ehodius  II  500  KvQitVr]  n((farKC  rig  f'Aof  neiget 
IIr]V(ioTo,  noch  Dionysius  Periegeta  v.  213  Kvorivr]  t'  ivinnog,  ^ A^vxkaCeav 
ylvog  drSgcSr)  und  des  iambischen  Trimeters  (Aristophanes  Thesmoph.  98 
lyw  yccQ  ovx  6q(o  iIvSq'  oürffV  Iv&äd^  ovra,  Kvq^vtjv  rf'opw:  die  Hetäre  hatte 
ihren  Namen  von  der  Stadt).  Aber  ich  kenne  kein  altes  Beispiel  der  Länge  in 
der  Thesis:  für  die  Kürze  in  dieser  Stellung  mögen  die  Beispiele  bei  Pape- 
Benseler  sub  voce  ausreichen.  Freilich  in  der  aristophanischen  Parodie 
einer  euripideischen  Monodie  Ean.  v.  1325 ff.  toccutI  fxavroi  ah  nomv  roX^ag 
rafia  fiikrj  xpiysiv,  üvit  to  SwSfxafxrj^uvov  Kvgrjvrjg  f^fXoTtoiwv  wird  das  Kv 
im  allgemeinen  lang  gemessen,  aber  uj__t.  |  •^ujl.-l.  ist  ein  tadelloser 
Pherekrateer.  Lateiner  und  Spätlinge  bleiben  natürlich  aus  dem  Spiel.  — 
Anders  ist  freilich  das  Verhältnis  bei  KvQrjvKiog.  Hier  haben  die  Länge  in 
Arsis  Hermesianax  (Athen.  XIII  599b,  v.  97  nach  sicherer  Ergänzung), 
Theätet  (AP  VII  499,  1),  aber  in  der  Thesis  schon  Kallimachos  (ep.  XIII  2 
Tov  KvQTjvuiov  nalda  Xeyoig,  in  ifioC)  Eratosthenes  im  letzten  Vers  seines 
Weihgedichtes  {tov  KvQrjvaiov  tovt^  'EgccToad^iviog :  für  Echtheit  und  Über- 
lieferung vgl.  Wilamowitz  NGG  1894,  15  ff.).  Aber  ein  viersilbiges  Wort 
dieses  rhythmischen  Wertes  ist  viel  schwieriger  zu  handhaben,  lockt  also 
viel  mehr  zu  solchen  Lizenzen,  als  ein  dreisilbiges.  Die  homerischen  Quan- 
titätsverhältnisse bei  'AnöXXbjvog  bieten  das  beste  Beispiel. 


OixiarrJQ  199 

GT7]Q  und  ovvoiyuot/jq  öfter,  immer  aber,  soweit  wir  urteilen  können^), 
mit  Beziehung  auf  Gründer  oder  Mitgründer  dorischer  Städte,  von 
Rhodos  (0.  VII  30),  Syrakus  (0.  VI  6),  Aitna  (P.  I  31)  und  eben 
von  Kyrene  (P.  IV  6);  die  Gegenprobe  vermag  ich  freilich  nicht 
zu  geben.  Pindars  Epinikien  sind  sehr  offizielle  Gedichte;  und 
man  darf  von  ihnen  erwarten,  daß  sie  in  der  Bezeichnung  des 
Gründers  der  Vaterstadt  der  Sieger  dem  offiziellen  Gebrauch  dieser 
folgen.  So  wird  erst  recht  der  Verfasser  oder  Fälscher  des  Orakels 
getan  haben.  ol/uoTrJQ,  r^gcog  ol^iorrJQ  wird  Battos  in  Kyrene  ge- 
nannt worden  sein. 

Kallimachos  auch  hat  den  Battos  in  einem  feierlich  offiziellen 
Gedicht  olyiiarilJQ  genannt:  Hymnus  auf  Apollon  65  ff.: 
(Doißog  '/Mi  ßad-vyeiov  i/ia)v  TtoXiv  tcfqaoE  Baxroj 
•/.al  ylißviqv  saiovTL  yiogaS  rjyr^aaco  ^ac^ 
de^iog  oiyiiazrJQi,  /.al  wf^ooe  zelxea  dcoösiv 
rjf.iETeQOig  ßaoLlevoi^); 
olxiOTiJQ  ist  überliefert,  aber  die  Übereinstimmung  mit  dem  Orakel 
sichert  sowohl  Bentleys  Emendation    ol/LGzrJQt   wie   auch   die  Be- 
ziehung  auf  Battos.     Ich   verstehe   nicht   wie    ein   so   feinfühliger 
Interpret   wie  Vahlen    (Berliner  Sitzungsberichte  1896,  814)   oZxt- 
OT^Qi  als  Adjektiv  zu  law  fassen  und   „dem  Ansiedlervolk"  über- 
setzen konnte.    Nur  Battos  ist  der  Gründer;  natürlich  wird  Wieder- 
holung des  Eigennamens  vermieden  und  dafür  das  staatsrechtliche 
ol'/iOTtJQL  eingesetzt. 

Es  wird  im  allgemeinen  2)  angenommen,  daß  Kallimachos  hier 
das  Orakel  zitiert.  Das  ist  kaum  nötig,  vielleicht  kaum  möglich: 
er  hat  eben  an  dieser  Stelle  mehr  von  der  alten  Sage  erhalten  als 
das  Orakel,  als  Pindar,  als  Herodot;  er  hat  allein  einen  Zug  er- 
halten, den  die  anderen  Zeugen  verwischen,  den  Raben  als  Führer. 
Die  Legende  ist  alt:  Kallisthenes  (bei  Strabo  XVII  814)  hat  er- 
funden, daß  Alexander  von  zwei  Raben  zu  dem  Tempel  des  kyre- 
näischen  Gottes,  des  Ammon,  geführt  wurde;  sicher  nur  in  der 
Absicht,  ihn  von  denselben  Vögeln  leiten  zu  lassen  wie  einst  den 
mythischen  Gründer  Kyrenes.  Herakleides  erzählte  in  der  Kvqtj- 
vatwv  TtoliTeia  (FHG  II  212,  4),  wohl  aus  Aristoteles,  daß  das 
Erscheinen  eines  weißen  Raben  die  Abschaffung  des  Königtums  in 
Kyrene   angekündigt  hatte.     Ich    denke,    die  Sage   hat   auch   dies 

1)  Über  fr.  186,  1  Sehr,  wird   sich   schwerlich   etwas  aussagen  lassen. 

2)  E.  Fränkel  berücksichtigt  diese  Stelle  nicht,  brauchte  es  auch  in 
diesem  Teil  seiner  Arbeit  noch  nicht  zu  tun. 

3)  Auch  von  Malten  Kyrene  46. 


200  Giorgio  Pasquali 

sehr  bewußt  erdichtet:  Apollon  hat  noch  einmal  sein  heiliges  Tier 
nach  Kyrene  geschickt;  das  erste  Mal  sollte  er  den  Gründer  führen, 
dieses  zweite  seinen  Enkeln  verkünden,  daß  die  glückliche  Zeit  der 
Battiaden  vorüber  sei.  Mithin  ist,  glaube  ich,  bewiesen,  daß  die 
Sage,  die  Kallimachos  berücksichtigt,  einen  weißen  Raben  meinte  ^). 
Wie  es  immer  sei,  benutzt  Kallimachos  eine  Überlieferung,  die 
älter  und  reichhaltiger  als  das  Orakel  war. 

Die  Pindarstelle  mag  er  eher  zitiert  haben,  zumal  er  in  diesem 
offiziellen  Lobgesang  des  kyrenäischen  Gottes,  der  freilich  Lese- 
poesie ist,  aber  doch  dem  Hauptfeste,  den  Karneien,  seiner  Vater- 
stadt gilt,  öfters  auf  die  berühmten  Gedichte  des  Pindar  über 
Kyrene  anspielt,  besonders  auf  die  IV.  und  V.  Pythie.  Es  werden 
in  den  Versen  43  ff.  /.elvog  oiOTevTrjv  eXax  aviqa,  -/.elvog  aoidov 
(Ooißiij  yccQ  /Mi  To^ov  i/ttTQSTtEvai  y.al  aotöiq),  /.eivov  di  ^Qial 
y.al  ixdvzieg'  £X  de  vv  (Doißov  IricQol  öedäaoiv  avaßXiqaiv  d-avdzoio 
ungefähr  dieselben  Künste  des  Gottes  erwähnt,  wie  jP  V  63  o  xat 
ßagsiäv  vooiov  d'/Jof-iar  avögsooi  xat  yvvai^l  vifxeL,  jcoqbv  re  xt- 
^aQiv  Slöwol  xe  fioloav  olg  av  sd-elr],  djcolefxov  ayaywv  eg  nga- 
niöag  suvo/uiav,  (xvxov  %  dfxfptTTEi  f.iavzeiov.  Hier  fehlt  ja  die 
Waffe,  aber  das  drcolefxov  wird  hervorgehoben,  eben  als  eine  Aus- 
nahme. ^'^jtoXXov,  rea  Kagvele  kv  öultI  aeßiCoixev  Kvgdvag  dya'AXL- 
^itvav  uÖIlv  hatte  Pindar  ebd.  74 ff.  gesungen;  hier  umgekehrt 
wird  nicht  am  Feste  des  Apollon  die  Stadt  Kyrene  gerühmt,  son- 
dern an  einem  kyrenäischen  Fest  der  Karneios  angerufen  (vv.  72 ff.). 
UoXvxQvoog  nennt  Kallimachos  (v.  34)  den  Apollon,  tio'Kvxqvgov 
öiüi-ia  wird  der  delphische  Tempel  genannt  P  IV  53,  an  einer 
Stelle,    wo   Medeia    das   Orakel   prophezeit,    das    die  Pythia  dem 


1)  Daß  die  Verwandlung  des  einst  glänzend  weißen  Vogels  in  der 
Koroniseöe  stand,  ist  eine  nicht  genügend  bewiesene  Behauptung  Wilamo- 
witzens  (Isyllos  70).  Der  einzige  Zeuge  für  den  hesiodischen  Ursprung 
der  Verwandlung  wäre  Apollodor,  der  in  freilich  sicher  hesiodischer  Um- 
gebung (III  118  ff.)  auch  diesen  Zug  bietet;  er  kann  aber  kontaminiert 
haben;  und,  daß  die  anderen  Zeugen  nichts  davon  wissen,  ist  auch  eine 
Instanz.  Von  Pherekydes'  Version  wissen  wir  nichts:  Ovid  (metam.  II 
533 — 632)  hängt  von  der  Hekale  des  Kallimachos  ab,  wie  eben  Wilamowitz 
in  seinem  Aufsatz  über  die  Wiener  Fragmente  (NGG  1893,  734)  schlagend 
bemerkt  hat.  Die  Jüngeren  (Hyginus  astr.  II  40,  andere)  zitieren  oder 
benützen  doch  den  Kallimachosschüler  Istros.  Darüber  spreche  ich  aus- 
führlicher in  einem  Kommentar  zu  Kallimachos'  Hymnen,  an  dem  ich  schon 
seit  ein  paar  Jahren  arbeite.  Daß  der  Gott  den  neuen  Boten,  der  ihm  eine 
traurige  Wahrheit  berichtet,  bestraft,  statt  ihm  dankbar  zu  sein,  scheint 
mir  zu  hellenistisch  empfunden  für  Hesiod. 


OlxiaTTiq  201 

Battos  erteilen  wird.  Die  Übereinstimmung  könnte  an  sich  zu- 
fällig sein,  ist  es  aber  nicht,  denn  es  folgt  bei  Kallimachos  xat 
dt  jToXvy.t£avog'  Uvd^tZvi  x£  xE/.fxrjQaLO,  d.  h.  Kallimachos  läßt  ab- 
sichtlich die  Nachahmung  merken,  zitiert  so  zu  sagen.  Um  zum 
Wichtigsten  zu  kommen,  Kallimachos  erzählt  (v.  72  ff.)  die  Über- 
bringung des  Karneios  und  der  Karneia  von  Sparta  über  Thera 
nach  Kyrene  dem  Pindar  nach:  P  V  72  ff.  Die  Nachahmung  und 
die  Absicht,  daß  sie  dem  Leser  nicht  entginge,  wird  besonders 
darin  offenkundig,  daß  Kallimachos  hier  (v.  76  ovlog  AQiatoTeliqg 
'AoßvGTiöc  Ttägd^ETO  yaia)  und  nur  hier  den  anderen  Namen  des 
Battos,  Aristoteles,  gebraucht,  wie  nur  noch  Pindar  und  nur  hier 
(V  87  xovg  ^^QLOTOziXrjg  ayayE  vaval  d^oatg  aXog  ßad^etav  yielsv^ov 
avoiytov). 

Mag  aber  auch  das  oI/uottJq  des  Kallimachos  aus  der  pinda- 
rischen  Stelle  geflossen  sein:  es  ist  trotzdem  bedeutsam,  daß 
KalHmachos  das  Wort  auf  den  Gründer  seiner  Stadt  anwendet,  in 
einem  feierlichen  Gedicht.  Die  Übereinstimmung  des  Pindar,  des 
Orakels  und  des  Kallimachos  spricht  unter  diesen  Umständen 
dafür,  daß  ol'AiOTrJQ  der  Staats-  und  religionsrechtliche  Ausdruck 
der  Stadt  Kyrene  gewesen  ist. 

Es  verträgt  sich  sehr  gut  damit,  daß  auch  Apollon  dort  als 
Gründer  galt  und  unter  der  Epiklesis  Kiioxag,  einem  notorisch 
auch  gut  dorischen  Wort,  verehrt  wurde.  Wir  wußten  es  bis  vor 
kurzem  nur  aus  einer  Inschrift  spätrömischer  Zeit,  GIG  III  5141. 
Aber  eine  wichtigere  Urkunde  ist  vor  wenigen  Jahren  hinzugekommen. 
Max  Fränkel  hat  (Berl.  Sitzungsber.  1903,  83  ff.)  aus  den  Papieren 
Fourmonts  die  Abschrift  eines  auch  dialektologisch  wichtigen  kyre- 
näischen  Ehrendekretes  veröffentlicht.  Die  Inschrift  läßt  sich  einiger- 
maßen datieren,  weil  der  Geehrte  (^  7  TiQEoßeuaag  iv  rq)  Magfxa- 
QiÄCüi  7toliix(t})  in  dem  Marmarischen  Krieg  Botschafterdienste  ge- 
leistet hatte:  der  marmarische  Krieg  ist,  wie  der  Herausgeber  mit 
Recht  annimmt,  wohl  der  aus  Florus  II  31  bekannte,  der  noch 
unter  Augustus  ausgefochten  wurde.  Dort  wird  (^  12  ff.)  vom 
Geehrten  gesagt  7taQ[ka\ß(ßv  te  tov  rw  xriora  rag  Ttöhog  a^tJv 
^TtoXXoivog  o{7t)z^\(p\avov  xat  ra.  rcqog  d-Eog  ixTEVMLg  ycal  svaeßwig 
szeX[E]osv  x[af]  rä  tiotI  Tog  avd^QcoTtog  f^£yaX[o]ilii.[x]oDg  /.al  TtXov- 
aiwg  VTTSQ  d[v]vafiiv;  er  war  also  wohl  ein  Priester  des  Apollon 
Ktistas^).     Vielleicht   war   die  Verteilung   der   Prädikate   so,  daß 


1)  Ich  verstelle  nicht,  was  M.  Fränkel  meint,  wenn  er  sagt  (S.  86),  der 
Geehrte  habe  den  Kranz  des  Gottes  an  den  Karneen   davongetragen.     Soll 


202  J-  H.  Schmalz 

der  Gott  /jiioTag,,  der  Heros  Battos  oImottjq  genannt  wurde.     Das 
will  nur  eine  Vermutung  sein. 

Göttingen  Giorgio  Pasquali 


Satzbau  und  Negationen  bei  Arnobius 

Das  abfällige  Urteil,  welches  Eduard  Norden  in  Antike  Kunst- 
prosa II  S.  iJOö  Anm.  1  und  Kultur  der  Gegenwart  I  8  S.  390 
(Ausgabe  von  1905)  über  Arnobius  gefällt  hat,  machte  auf  diesen 
Schriftsteller  wieder  besonders  aufmerksam.  So  haben  ihm  ihre 
Tätigkeit  seither  zugewendet  M  eis  er  in  Sitzungsberichten  der 
Kgl.  Bayr.  Akademie  der  Wissenschaften  1908  Phil.  bist.  Klasse 
5.  Abhandlung,  Löfstedt  in  Eranos  X  (1910)  S.  ß— 29,  Stangl 
in  Berl.  Phil.  Woch.  1910,  Nr.  4  u.  5,  sowie  Kistner  im  Gym- 
nasialprogramm von  St.  Ingbert  1912.  Das  Studium  dieser  Ab- 
handlungen hat  auch  mich  wieder  dem  Arnobius  zugeführt;  be- 
sonders hat  mich  sein  Satzbau  und  sein  Gebrauch  der  Ne- 
gationen interessiert,  und  einige  Beobachtungen  auf  diesen  Ge- 
bieten sollen  hier  mitgeteilt  werden. 

Auf  den  Vorwurf  der  Heiden,  daß  Christianorum  nomen  no- 
vellum  est  et  ante  dies  paucos  religio  eorura  est  nata  (adv.  uat. 
II  69)  erwidert  Arnobius,  daß  auch  die  heidnischen  Götter  certo 
a  tempore  esse  coeperunt  und  führt  dann  bezüglich  der  Minerva 
aus  (II,  70;  105,  Iff.  R):  si  enim  Jovis  ex  cerebro  sine  ullius  se- 
minis  emicuit  iactu,  antequam  est  Diespiter  genitus  et  in  utero 
matris  corpjoreae  formam  circumscriptionis  accepit,  certum  est  utiqiie 
Minervam  non  fuisse  neque  rerum  in  numero  aut  ulla  esse  in  sub- 
stantia  computatam,  sed  ex  capite  Jovis  enata  est  et  esse  res  coepit 
nonnulla  in  essetiam  constifuta;  so  lautet  die  Überlieferung  in  P. 
Allein  Salmasius  schob  zwischen  ex  und  capite  das  Wörtchen  quo 
ein,  Reifferscheid  schrieb  coepit  et  mit  Billigung  von  quo,  Ursinus 
wollte  non  ulla  oder  nulla   für   nonnulla   lesen    und  Sabaeus   ver- 


vielleicht  der  um  die  Stadt  mannigfaltig  verdiente  Mann,  der  auch  schon 
Botschafterdienste  geleistet  hatte,  ein  araifvXoSQÖfxog,  ein  blutjunger  Agonist 
gewesen  sein?  Die  oben  im  Text  ausgeschriebene  Formel  reicht  aus  zu 
beweisen,  daß  der  Geehrte  ein  Priester  war:  vgl.  z.  B.,  aber  bloß  z.  B. 
Dittenberger  Syll.^  420,  8  wo  von  hQtig  gerühmt  wird :  itoaGa/uevoi  öt  oXov 
Toii  ivictvTov  TiQog  /Litv  Tovg  xf-fovg  fvafßdig,  TiQog  St  Tohg  clv&Qwnovg  ifiXoTBiuiog. 
Wir  lernen  nun  aus  der  Inschrift,  daß  es  auch  in  Kyrene  einen  aTfcfavrj- 
(fÖQog  Tov  "AnöXXun'og  gab,  wie  notorisch  z.  B.  in  Milet  und  Priene. 


Satzbau  und  Negationen  bei  Arnobius  203 

besserte  essetiam  in  essentia.     Letzteres  ist  nicht  abzuweisen,  alle 
anderen  Vorschläge  sind  abzulehnen  und  austeile  von  nonnulla  ist 
novella  zu  setzen.     Zunächst  haben  wir  eine  archaisierende  Para- 
taxe in  den  beiden  Sätzen  sed  ex  capite  Jovis  enata  est  et  esse  res 
coepif;    daß  Arnobius  eine  Vorliebe   für  die  Parataxe  besitzt,    hat 
Spindler  De  Arnobii  genere  dicendi,  Diss.  Straßburg,  1901  S.  34 
gezeigt.      Die    gleichen  Tempora   enata  est   und   esse  coepit   lassen 
das  Zusammenfallen  der   beiden  Vorgänge  drastisch  hervortreten: 
mit  ihrer  Geburt  aus  dem  Haupte  Jupiters  trat  Minerva  als  neue 
Erscheinung  in  die  Welt  ein.     Aus  dieser  Art  der  Satzverbindung 
entstand  die  aus  Plautus  bekannte,  vgl.  Epid.  217  cum  ad  portum 
venio,  atque  ego  illam  Uli  video  praestolarier :  dies  ist  eine  Konta- 
mination aus  der  ursprünglichen  Parataxe  venio  atque  video  und 
der  Hypotaxe  cum  venio,  video;  wie  diese  Art  von  Kontamination 
sich   erhalten    hat,    darüber   vgl.  jetzt  Bährens   Beiträge    zur   lat. 
Syntax,   Philol.  Suppl.  XH  S.  426 ff.     Über  die  Parataxe   mit   et, 
que  u.  ä.    bei  Vergil,   Tac.  Apul.    handeln   E.  Hoömann  Die  Kon- 
struktion der  lat.  Zeitpartikeln  Wien  1873  S.  164  und  Dräger  Über 
Syntax  und  Stil  des  Tacitus,  Leipzig  1874  S.  43;  durch  die  Ver- 
schiedenheit  der  Tempora   und   durch  Adverbialia   der  Zeit   wird 
das  Verhältnis  der  beiden  Handlungen,  das  bei  Arnobius  in  seiner 
Einfachheit   keiner   näheren   Beziehung   bedarf,     dort    angegeben. 
Über   die    archaisierende    Satzverbindung   darf  man    sich   bei  Ar- 
nobius, dem  Nachahmer  des  Lucrez,  der  auf  occipere,  Infinitive  wie 
addier,  vertier,  viderier  u.  a.  zurückgriff,  um  so  weniger  wundern, 
als  die  Parataxe  auch  bei  Dichtern  beliebt  ist  und  Arnobius  viele 
dichterische  Elemente   in    seinem  Stil   aufweist.      Der   Ersatz    des 
überlieferten  nonnulla  durch  novella  empfiehlt  sich  durch  dei\  Ge- 
brauch   des    Wortes  novellus  S.  103,  18    sed  novellum  nomen  est 
nostrum,  S.  259,  24  novella  enim  propemodum  res  est  und  ganz 
besonders  durch  107,  2,  wo  die  Worte  omnipotens  et  primus  deus 
novella   vobis   videtur  res  esse   genau   zu   unserer  Stelle   passen; 
man  beachte  besonders  das  den  drei  Stellen  259,  24;  107,  2  und 
105,  6   gemeinsame  novella  res.      Man   kann   allerdings   zur  Ver- 
teidigung von  nonnulla  sagen,  daß  es  den  Gegensatz  zum  voraus- 
gehenden neque  rerum  in  niimero  aut  ulla  esse  in  suhstantia  com- 
putatam  bilde;  allein  der  rote  Faden,  der  durch  das  Ganze  zieht, 
ist  die  Neuheit  der  heidnischen  Götter  und  dementsprechend  ist 
novella  das  richtige  Wort. 

Um  beim  Satzbau  zu  bleiben,  wollen  wir  H  54  (90,  11  R)  be- 
trachten:  quoniam  si  cuncta  eins  voluntate  conficiuntur  .  .  .,   neces- 


204  J-  H.  Schmalz 

sario  sequitur,  mala  etiam  cuncta  voluntate  eins  intelleganüir  enasci; 
so  überliefert  P,  Ursinus  hat  vor  mala  die  Konjunktion  ut  einge- 
fügt, dies  ohne  Not.  Daß  nach  necesse  est  in  einfacher  Parataxe 
ein  Konjunktiv  folgt,  ist  bekannt;  Arnobius  selbst  schreibt  auf  fol- 
gender Seite  91,  6  respondeamus  necesse  est.  Aus  Stangls  Ausgabe 
der  Cicero-Scholiasten  (Leipzig  und  Wien  1912)  S.  275,  12  necesse 
fuerat  unus  fieret  plebeius  ersehen  wir,  daß  auch  die  Projektion 
von  necesse  est  fiat  in  die  Vergangenheit  möglich  ist,  Stangl  hat 
deshalb  mit  Recht  das  von  Mai  und  Orelli  vor  unus  eingesetzte 
ut  beseitigt;  nun  ist  aber  necesse  est  Satzwort  =  necessario  und 
kann  daher  mit  dem  Indikativ  verbunden  werden,  vgl.  Hilarius 
Pict.  sup.  psalm.  120,  10  p.  658,  14  Migne  ille  necesse  est  custo- 
dietur  (Stowasser  in  Wölfflins  Archiv  II,  318  und  Stangl  Pseudo- 
asconiana  S.  159  Anm.),  und  so  nimmt  umgekehrt  auch  necessario 
mit  einem  entsprechenden  farblosen  Verbum  wie  ßt,  sequitur  u.  a. 
die  Konstruktion  von  necesse  est  an,  denn  auf  necessario  liegt  der 
Ton,  nicht  auf  dem  Verbum.  Es  ist  also  necessario  sequitur  in- 
tellegantur  =  necesse  est  intellegantur  =  necessario  intelleguntur. 
Bei  der  Synonymität  von  sequitur  und  intellegitur  vermissen  wir 
gar  nichts,  wenn  wir  necessario  intelleguntur  enasci  mit  necessario 
sequitur  intellegantur  enasci  gleichsetzen,  letzteres  ist  nur  ein 
vollerer  Ausdruck,  wie  er  dem  rhetoricum  sermonis  genus  des 
Arnobius  eigen  ist. 

Die  Liebhaberei  der  ältesten  Herausgeber,  die  Texte  möglichst 
dem  klassischen  Latein  zu  nähern,  erkennen  wir  ganz  besonders 
in  der  Einfügung  der  Konjunktion  ut,  wie  wir  es  eben  gesehen 
haben  und  wie  es  auch  die  beiden  folgenden  Fälle  zeigen.  Ar- 
nobius schreibt  II  46  (84,  26)  nach  Reifferscheid :  tantumque  est 
longe,  ut  istarum  auctor  rerum  (deus)  esse  credatur,  ut  in  sacri- 
legae  crimen  impietatis  incurrat  quisquis  ab  eo  conceperit  hominem 
esse  prognatum,  .  .  .  qui  esse  se  doleat  ....  In  84,  27  stehen  zwei 
ut,  vor  istarum  und  vor  in,  nach  dem  kritischen  Apparat  ist  eines 
von  Sabaeus  eingefügt,  ich  nehme  an,  das  zweite.  Nun  ist  tantum 
est  longe  (vgl.  meine  Syntax  ^  §  153  und  Itin.  Antonin.  12  non 
multum  longe)  =  tantum  longe  ahest  oder  vereinfacht  =  tantum 
abest;  darnach  folgt  selbst  in  klassischer  Sprache,  vgl.  Antibarb. 
s.  V.  abesse,  ein  Satz  mit  ut  und  dann  ein  selbständiger  Satz,  z.  B. 
Cic.  fin.  V  57  tantum  abest,  ut  voluptates  consectentur:  etiam  curas, 
sollicitudines,  vigilias  perferunt;  so  ist  hier  in  sacrilegae  crimen 
impietatis  incurrat  selbständiger  Satz  mit  potentialem  Konjunktiv, 
sozusagen  als  Nachsatz  zu  quisquis  conceperit  (=  og  av  =  mv  tlq) 


Satzbaii  und  Negationen  bei  Arnobius  205 

und  das  Ganze  hat  den  Sinn:  Weit  gefehlt,  daß  Gott  als  Urheber 
davon  gelten  kann;  ja  es  dürfte  sich  einer  den  Vorwurf  einer  gottes- 
lästerlichen Ruchlosigkeit  zuziehen,  wenn  er  auf  den  Gedanken  käme, 
daß  Gott  den  Menschen  geschaffen  hat,  damit  er  ...  .  Daß  diese 
Satzform  dem  pathetischen  Stil  des  Arnobius  mehr  entspricht,  als 
die  volle  Phrase  tantum  abest  ut  .  .  .,  ut .  .  .  ist  selbstverständlich. 

In  der  Stelle  175,  18  etenim  revera  stultissimum  credere  est, 
ipsum  (Jovem)  remedia  sciscere,  quibus  averti  possint  ea  quae  per 
fulminis  iactum  in  humanis  fieri  constituerit  rebus.  Hoc  est  enim 
dicere:  illo  riius  genere  meas  iras  placabitis,  et  si  quando  per  ful- 
gura  significavero  aliquid  imminere,  facite  hoc  et  illud:  quod  fieri 
statui  inane  fiat  et  vacuum  et  sacrorum  vi  vanescat  hat  Sabaeus 
nach  illud  die  Konjunktion  ut  eingeschoben.  Nehmen  wir  facite 
hoc  :  inane  fiat  et  vanescat  für  sich,  so  haben  wir  eine  Satzver- 
bindung nach  Art  von  serva  me,  servabo  te  (Petron44);  Futurum  I 
und  Praes.  Konj.  sind  nahe  verwandt,  es  könnte  ßet  und  vanescet 
statt  fiat  und  vanescat  stehen;  der  Gedanke  ist:  tut  dies  und  jenes, 
und  es  soll  eitel  sein,  was  ich  beschlossen  habe.  Es  ist  also  jede 
Konjunktion,  mag  sie  bei-  oder  unterordnen,  hier  ganz  unnötig; 
die  Interpunktion,  wie  ich  sie  oben  gegeben  habe,  genügt,  um  das 
Verhältnis  der  Sätze  zu  einander  anzudeuten;  vgl.  noch  meine 
Synt.  4  §  237. 

Die  Scheu  vor  den  konjunktionslosen  Konjunktiven  hat  aber 
nicht  nur  zur  Einschaltung  von  ut  geführt,  sondern  auch  zur  Um- 
wandlung solcher  Konjunktive  in  Infinitive.  So  lesen  wir  II  46 
(84,  16  R)  procul  haec  abeat  persuasio,  ut  deus  .  .  aut  aliquid  fe- 
cerit  claudum  .  .  aut  ulli  rei  fuerit  miseriarum  causa  aut  ipsos 
actus  quibus  vita  transigitur  et  celebratur  humana  ordinaverit,  ius- 
serit  et  ab  sua  fluere  (flueret  P)  constitutione  praeceperit.  Daß 
nach  allen  Vei'ben  der  Aufforderung  der  Konjunktiv  ohne  ut  stehen 
kann,  also  auch  nach  praecipio,  ist  bekannt;  vgl.  Apul.  met.  V  13 
tu  modo  Zephyro  nostro  praecipe,  fungatur  obsequio  (vgl.  auch  Sali. 
Jug.  28,  1  praecipit,  aggrediantur) ,  zudem  ist  praecipio  im  Spät- 
latein sehr  gebräuchlich.  Als  Subjekt  zu  flueret  ist  vita  humana 
anzusehen;  freilich  läge  actus  näher,  aber  derartige  Subjektswechsel 
sind  nicht  selten  —  mau  denke  nur  an  den  Sprachgebrauch  des 
Tacitus,  mit  dem  Arnobius  manches  gemein  hat  — ,  namentlich 
wo  sich  ein  Hauptbegriff,  wie  hier  vita  humana,  vordrängt  und 
zur  Geltung  gelangen  will;  hier  handelt  es  sich  um  die  Über- 
zeugung, daß  Gott  die  Weisung  gegeben,  daß  das  menschliche 
Leben  von  seiner  Anordnung  ausgehe;  vorher  ist  von  den  einzelneu 


206  J-  H.  Schmalz 

Handlungen,   in  denen  das  menschliche  Leben  verläuft,    die  Rede, 
dann  aber  vom  Leben  selbst. 

Aber  in  einem  Satze  werden  wir  uns  doch  zur  Beifügung  einer 
Konjunktion  entschließen  müssen;  242,  31  R  lautet  nach  P:  ergone 
iniurias  suas  dii  vendunt  atque  ut  jparvuli  pusiones  animos  parcant 
abstineantgue  ploratibus,  passerculos  pupulos  eculeos  partes  accipiant, 
quibus  avocare  se  possint,  ita  di  immortales  placamenta  ista  sumiint, 
quibus  iras  atque  animos  ponant  et  in  gratiam  suis  cum  offenso- 
ribus  redeant?  Daß  parcant  durch  ponant  zu  ersetzen  ist,  hat 
Meiser  S.  35  richtig  gesehen;  nach  pusiones  will  Heraldus  ut,  Ge- 
lenius  quo,  Meiser  si  einschieben.  Nach  meiner  Auffassung  ist  ac- 
cipiant  gegen  Sabaeus,  der  —  und  mit  ihm  Meiser  —  accipiunt 
schreiben  will,  zu  halten;  einen  eingeschobenen  hypothetischen 
Satz  nehme  ich  wie  Meiser  an,  aber  er  lautet  ^owan^,  si  accipiant; 
es  genügt  also  si  vor  accipiant  einzuschieben;  dann  lautet  die 
Periode:  Lassen  also  die  Götter  für  erlittenes  Unrecht  sich  bezahlen 
und  nehmen  sie,  die  unsterblichen  Götter!  diese  Sühnemittel  an,  um 
dann  Zorn  und  Erregung  sein  zu  lassen  und  sich  mit  ihren  Be- 
leidigern auszusöhnen,  gerade  wie  kleine  Kinder  auch  sich  beschwich- 
tigen lassen  und  zu  weinen  aufhören,  wenn  sie  Vögel,  Puppen, 
Pferdchen  und  Gebäck  erhalten,  was  sie  abzulenken  imstande  ist? 

Um  zu  den  Negationen  überzugehen,  so  hat  Meursius  an  der 
auch  sonst  bemerkenswerten  Stelle  210,  18  an  deos  adulteros  dicere 
jpericidum  habuit  nulluni,  prolatio  cupidinis  atque  irae  linguam  et 
OS  fuerant  obsceno  coinquinatura  contactu?  vorgeschlagen  nullum 
durch  ulhim  zu  ersetzen.  Nun  aber  lehrt  Seyffert  Scholae  latinae  I, 
128  über  diese  Form  der  argumentatio,  daß  es  heißen  muß:  an 
Anacharsis  potuit,  nostrates  philosophi  non  poterunt  oder  an  nemo 
virum  clarissimum  reprehendit,  tu  rem  publicam  reprehendis?  Nach 
letzterem  Beispiel  ist  unsere  Stelle  zu  erklären,  und  es  kann  daher 
die  Negation  nicht  entbehrt  werden.  Aber  Meursius  hat  auch 
46,  17  qui  non  modo  nullum  intulerit  malum  ntdli  das  nulli  in 
ulli  geändert  und  Meiser  ist  in  255,  11  Vitula  nullis  unquam 
stimulis  nullius  operis  excitata  ad  conatus  bereit  nullius  in  ullius 
zu  verwandeln,  beides  mit  Unrecht.  Ebenso  unnötig  ist  60,  9  nee, 
quot  in  orbe  sunt  homines,  non  sunt  sententiae  totidem  mit  Sabaeus 
non  zu  tilgen  oder  mit  Oehler  und  Reifferscheid  nobis  statt  non 
zu  setzen  oder  193,  27  ut  videatur  miserabilis  prorsus  nullam 
non  esse  causam  ob  aliam  natus  mit  Ursinus  und  Reifferscheid 
ullam  für  nullam  zu  schreiben  oder  244,  18  quis  maleficia  rep- 
perit  tanta,   quanta  vix  explicari  decem  milibus  nequeani  vel  an- 


Satzbau  und  Negationen  bei  Arnobius  207 

nalium  vel  diurnorum  mit  Reifferscheid  vix  iu  Klammern  zu  setzen. 
Unbeanstandet  blieben  135,  26  quod  eos  negatis  subsistere  neque 
ulla  esse  in  parte  naturae  und  215,  18  quos  deos  negamus  exi- 
stimari  nee  potestatibus  posse  caelitibus  applicari.  Wir  ersehen  aus 
der  Betrachtung  aller  Stellen,  daß  eine  Verstärkung  der  Negationen 
eintritt,  wenn  die  Negation  in  der  Konjunktion  z.  B.  neque  oder 
im  Verbum,  z.  B.  negare,  enthalten  ist,  oder  wenn  ein  Pronominal- 
adjektiv folgt,  dem  eine  negative  Form  zur  Verfügung  steht,  z.  ß. 
nullus,  nemo,  oder  wenn  eine  Halbnegation  wie  vix  nicht  wirksam 
genug  scheint  oder  wenn  malus,  nemo  u.  ä.  dem  Verneinungs- 
bedürfnis des  Schreibenden  nicht  auszureichen  scheinen.  Hierauf 
haben  alte  und  neue  Herausgeber  nicht  genug  geachtet.  Auch 
Huemer  beklagt  sich  in  seinem  interessanten  Aufsatz  „Gallische 
Rhythmen  und  Gallisches  Latein"  im  Eranos  Vindoboneusis  1893 
S.  123,  daß  Bondurand  in  seiner  Ausgabe  des  ganz  späten  liber 
manualis  der  Dhuoda  (aus  dem  Jahre  843)  den  Gebrauch  der 
doppelten  Negation  zu  verwischen  suchte;  es  werden  in  Zukunft 
die  Herausgeber  nicht  nur  der  spätlateinischen  Texte,  aber  ganz 
besonders  dieser,  dafür  Sorge  tragen  müssen,  doppelte  Negation 
in  guter  Überlieferung  zu  erhalten. 

Interessant  aus  dem  Gebiet  der  Negationen  ist  ferner  der  Satz 
62,  14  vestem  illa  (sc.  cetera  animantia  praeter  hominem)  non 
norunt,  seilas  naves  atque  aratra  compingere  nee  denique  superlectilem 
ceteram,  quam  familiaris  usus  exposcit:  von  Kleidung  wissen  jene 
nichts,  auch  verstehen  sie  sich  nicht  darauf  Stühle,  Schiffe  oder 
Pflüge  zusammenzufügen  noch  auch  endlich  das  übrige  Geräte, 
welches  die  Bedürfnisse  des  Hauses  erfordern.  Der  Fall  liegt 
ganz  eigentümlich;  wir  erwarten  vestem  illa  non  norunt  nee  sellas  . . 
compingere  nee  .  .  superlectilem  ceteram  oder  non  norunt  nee  sellas . . 
compingere  aut  .  .  superlectilem,  vgl.  70,  15  retinere  nee  dehere  aut 
posse;  norunt  ist  zuerst  in  üblicher  Weise  mit  Akkus,  verbunden, 
dann  in  einer  nur  Vergil  und  dem  Spätlatein  eigenen  Art  mit 
Infinitiv,  vgl.  Verg.  Aen.  8,  316,  Apul.  met.  2,  8;  2,  7  u.  Lact, 
inst.  VI,  18,  23.  Woher  ist  nun  die  Negation  zu  compingere  zu 
entnehmen?  Lassen  wir  nee  .  .  exposcit  weg,  so  bekommt  sellas  .  . 
compingere  positiven  Sinn,  denn  das  Asyndeton  wird  jedermann 
adversativ  auffassen  und  aus  non  norunt  ohne  weiteres  norunt 
ergänzen,  vgl.  meine  Stilistik  *  §  74;  somit  bleibt  nur  übrig,  daß 
nee  mit  rückwirkender  Kraft  ausgestattet  ist,  wie  dies  von  Löfstedt 
Spätlat.  Studien  Iff.,  von  mir  m  Berl.  Woch.  1909  Sp.  542  und 
Syntax  *  S.  498,   sowie   neuestens  von  Bährens  Philol.  Suppl.  XII 


208  J-  H-  Schmalz,  Satzbau  und  Negationen  bei  Arnobius 

S.  259f.  ausgeführt  worden  ist;  die  Eigentümlichkeit  unseres  Falles 
liegt  darin,  daß  der  Satz  zwar  negativ  beginnt,  daß  aber  das 
Mittelglied  seine  Verneinung  erst  durch  die  Rückwirkung  von  dem 
im  dritten  Glied  stehenden  nee  erhält,  welches  selbst  auf  diese 
Weise  die  Funktion  hat,  das  zweite  und  dritte  Glied  dem  ersten 
und  das  dritte  dem  zweiten  beizuordnen.  Ganz  anders  steht  es 
mit  dem  Satze  III  4  (114,  11  R):  neque  enim  caeli  aliqumido  sub- 
volastis  ad  sidera,  singulorum  facies  atque  ora  vidistis  et  quos  esse 
memineritis  illic  deos  eosdem  hie  eolere  tamquam  notos  instituistis 
ac  visos:  hier  beherrscht  das  vorausgehende  nee  den  ganzen  Satz, 
ja  sogar  et  muß  die  Negation  weiter  führen,  vgl.  meine  Synt.  ^ 
§  258,  das  Asyndeton  ebenso.  Im  Satze  169,  2  ita  ergo  non  deeuit, 
si  modo  ullus  deorum  esset  apud  vos  metus  .  .  rogationihus ,  plebis 
seitis,  eonsultorum  senatus  metu  prohihere,  ne  quis  vellet  de  dis  nisi 
quod  esset  plenum  religionis  effari?  nee  a  vohis  s altem  istum 
meruerunt  honorem,  ut  quibus  expellitis  a  vohis  eisdem  ah  his  legibus 
propulsaretis  iniurias?  schreibt  Sabaeus  ae  statt  nee,  mererent  für 
meruerunt.  Nee  —  saltem  ist,  wie  aus  meiner  Stil.  ^  §  40  hervor- 
geht =  et  ne  .  .  .  quidem,  vgl,  noch  Cyprian  402,  25  H.  ille  (Chri- 
stus) non  loquitur  nee  movetur  nee  maiestatem  suam  siib  ipsa 
saltim  passione  profitetur  =  et  ne  sub  ipsa  quidem  passione,  me- 
reo  (auch  mereor)  =  ieh  darf  für  mieh  in  Ansprueh  nehmen,  me- 
ruerunt steht  parallel  dem  deeuit,  und  daher  entsprechend  dem 
deeuit  auch  im  Indikativ,  somit  erweist  sich  eine  Änderung  des 
Modus  als  überflüssig;  der  Gedanke  ist:  Hätte  es  sieh  nieht  geziemt 
zu  verhindern  .  .  .  und  hätten  sie  nieht  wenigstens  von  eueh  diese 
Ehre  in  Ansprueh  nehmen  dürfen?  Nee  setzt  das  non  in  ita  non, 
also  den  Fragesatz,  fort  und  ist  deshalb  zu  halten. 

Warum  Sabaeus  12,  28  R.  nihil  laetum  in  nihil  laeti  ändern 
wollte,  sehe  ich  nicht  ein;  36,  12  steht  nihil  magieum,  nihil  hu- 
manum,  praestigiosum  aut  subdolum  neben  nihil  fraudis;  freilich 
schreibt  Arnobius  54,  26  comperti  nihil:  aber  nihil  laetum  bedeutet 
(vgl.  Seyffert-Müller  zu  Lael.  S.  227)  niehts  was  erfreulieh  ist  und 
dies  paßt  zu  12,  28,  eomperti  nihil  ist  =  niehts  von  dem,  was  sieher 
ist;  aber  ob  dieser  feine  Unterschied  immer  durchgefühlt  wurde 
und  ob  ein  Schriftsteller  sich  nicht  durch  andere  Gründe  zur 
W^ahl  der  einen  oder  anderen  Konstruktion  bestimmen  ließ,  das 
läßt  sich  nicht  sicher  feststellen.  Jedenfalls  liegt  kein  Grund  vor 
12,  28  an  der  Überlieferung  zu  ändern;  vgl.  noch  Sjögren  Com- 
mentationes  TuUianae  S.  147. 

Freiburff  i.  B.  J.  H.  Schmalz 


J.  H.  Schmalz,    Synesis  oder  Schreibfehler?  209 

Synesis  oder  Schreibfehler? 

Quod  in  adulterio  dicimus  Martern  et  Venerem  Vulcani  esse 
circumretitos  arte  —  so  läßt  Arnobius  V,  41  S.  210,  10  R.  die 
Heiden  zu  ihrer  Entschuldigung  sagen  — ,  cupiditatem  dicimus  atque 
iram  vi  pressas  consilioque  rationis.  Arnobius  aber  erwidert 
darauf  210,  18  R.:  an  deos  adulteros  dicere  periculum  habuit  nullum, 
prolatio  cupidinis  atque  irae  linguam  et  os  fuerant  obsceno 
coinquinatura  contactu?  So  überliefert  P,  Reiiferscheid  hat  je- 
doch fuerant  durch  fuerat  ersetzt.  Mit  Unrecht,  wie  mir  scheint. 
Der  Begriff  der  Zweiheit  geht  durch  die  ganze  Ausführung  hin- 
durch: Martern  et  Venerem  esse  circumretitos,  cupiditatem  atque 
iram  (esse)  pressas,  und  so  ist  prolatio  cupidinis  atque  irae  soviel 
als  prolatio  cupidinis  atque  prolatio  irae  oder  auch  prolata  cupido 
atque  ira;  darnach  folgt  fuerant  und  weil  cupido  und  ira  im  Gegen- 
satz zu  den  Personen  Mars  und  Venus  als  Sachbegriffe  zu  fassen 
sind,  coinquinatura,  genau  wie  Sallust  Cat.  20,  2  den  Catilina  ni 
virtus  fdesque  spectata  mihi  forent  sagen  läßt.  Begünstigt  wird 
der  Plural  auch  durch  das  unmittelbar  vorhergehende  Doppel- 
objekt linguam  et  os,  welches  auch  eine  Doppelhandlung  nahelegt. 
Die  Überlieferung  wird  also  wohl  als  ein  bemerkenswertes  Beispiel 
der  Synesis  zum  Genetiv  (cupidinis  atque  irae)  statt  der  Beziehung 
auf  das  Subjekt  (prolatio)  zu  fassen  sein,  um  so  mehr  als  das 
Spätlatein  der  Synesis  mehr  zugeneigt  ist  als  man  bisher  ange- 
nommen hat  (vgl.  meine  Synt.  *  §  31 — 35,  Bährens  Mnem.  1910 
S.  419  ff.  und  Philol.  Suppl.  XII,  455,  wo  ähnliche  Beispiele  auf- 
geführt sind). 

Freiburg  i.  B.  J,  H.  Schmalz 


Mischkonstruktionen  im  Lateinischen 

Wenn  zum  sprachlichen  Ausdruck  einer  Gesamtvorstellung 
mehr  als  eine  syntaktische  Sprachform  zur  Verfügung  steht,  ist  es 
nicht  verwunderlich,  daß  die  nebeneinander  im  Bewußtsein  ruhenden 
Konstruktionen  eine  Verbindung  eingehen,  woraus  dann  eine  neue 
Konstruktion  entsteht.  Wenn  z.  B.  Apul.  met.  III  23  schreibt  me 
nullam  aliam  mea  Fotide  malle,  so  hätte  er  gerade  so  gut  auch 
me  nullam  aliam  meae  Fotidi  praeferre  sagen  können;  nun  aber 
bietet  der  Text  von  Helm   me  nullam  aliam  meae  Fotidi  malle, 

Glotta  V,  3.  14 


210  J.  H.  Schmalz 

es  leuchtet  sofort  ein,  daß  diese  syntaktische  Ausdrucksweise  nicht 
etwa,  wie  Helm  durch  eine  Verweisung  auf  Wulff  lins  Archiv  VII 
117  nahelegt,  einen  Dativus  comparationis  enthält,  sondern  daß  sie 
durch  eine  Vermischung  der  beiden  erstgenannten  entstanden  ist. 
Derartige  neue  Verbindungen  bürgern  sich  manchmal  ein,  manch- 
mal aber  bleiben  sie  vereinzelt  und  wurden  so  bisher  eine  große 
Verlegenheit  für  die  Kritiker,  die  nach  den  strengen  Regeln  der 
Logik  die  Texte  herstellen  wollten.  Erst  in  unserer  Zeit  wurde 
man  Konstruktionen  dieser  Art  gerecht;  aber  immerhin  ist  noch 
gegen  unnötige  Abänderungsvorschläge  zu  kämpfen,  man  vergleiche 
z.  B.  Löfstedt  in  der  Glotta  III  190,  im  Philol.  Kommentar  zur 
Peregr.  Aetheriae  Index  S.  344  und  Bährens  au  den  im  Sach- 
und  Wortiudex  S.  540  zu  den  Beiträgen  zur  lateinischen  Syntax 
Philol.  Suppl.  XII  aufgeführten  Stellen.  Im  folgenden  sollen  nun 
auch  einige  Konstruktionen  besprochen  werden,  welche  durch  eine 
Mischung  üblicher,  sich  deckender  oder  doch  verwandter  syntakti- 
scher Sprachformen  entstanden  sind,  aber  schon  in  Handschriften 
W^iderspruch  und  Korrektur  fanden  oder  bisher  als  sprachwidrig 
zurückgewiesen  oder  auch  unrichtig  erklärt  wurden.  Entnommen 
sind  sie  spätlateinischen  Texten,  so  einer  Abhandlung  des  Cyprian, 
dann  der  vita  S.  Severini  von  Eugippius,  der  Mulomedicina  Chironis 
und  der  Passio  b.  Georgii  martyris,  die  P.  Michael  Huber  nach 
einer  Münchener  Handschrift  (Cod.  lat.  Monac.  3514  saec.  VII)  in 
der  Festschrift  zum  XII.  Neuphilologentag,  Erlangen  1906,  heraus- 
gegeben hat. 

Eine  der  allereinfachsten  Mischkonstruktionen  bietet  die  vita 
S.  Severini  (Corpus  eccl.  lat.  IX)  XII  4  probatum  est,  quanti  valeat 
fidelis  oratio;  der  Ambrosianus  liest  quantum,  was  eine  Verkennung 
der  Konstruktion  bedeutet.  Es  liegen  zwei  syntaktische  Sprach - 
formen  vor:  quantum  valet  und  quanti  est;  aus  einer  Verbindung 
dieser  beiden  ist  quanti  valet  entstanden.  Diese  Kontamination 
scheint  dem  Geschäftsleben  ihre  Entstehung  zu  verdanken,  sie  findet 
sich  wenigstens  zunächst  bei  den  Juristen,  daneben  auch  in  Fort- 
bildung der  Konstruktion  vom  Genetiv  des  Wertes  zum  Abi.  des 
Preises  valere  mit  Abi.  pretii,  dann  bei  Eccl.  So  mag  auch  neben 
non  multum  refert  die  Phrase  parvi  refert  entstanden  sein,  für 
die  Ulpian  eine  besondere  Vorliebe  hat,  vgl.  Kalb  Roms  Juristen, 
Leipzig  1890,  S.  130. 

Wer  die  Mannigfaltigkeit  im  Bau  der  Vergleichungssätze  und 
der  komparativischen  Strukturen  überhaupt  aufmerksam  beobachtet, 
wird  auch   auf  dem  Gebiete   der  Mischkonstruktionen   die   inter- 


Mischkonstruktionen  im  Lateinischen  211 

essantesten  Wahrnehmungen  machen.  Betrachten  wir  zwei  Sätze, 
die  hieher  gehören.  In  derselben  vita  S.  Severini  schreibt  Eugippius 
IV  7:  sed  quanto  solitudinem  abditam  incolere  cupiebat  (sc.  Seve- 
rinus),  tanto  crebris  revelationibus  monebatur,  ne  praesentiam  suam 
populis  negaret  afflictis;  C  (=  cod.  Casinensis)  und  G  (=  cod. 
Vaticanus  alter)  bieten  crebrius,  was  Knöll  jedoch,  so  einschmei- 
chelnd es  sich  auch  darstellt,  mit  Recht  nicht  aufgenommen  hat. 
Es  entsprechen  sich  bekanntlich  quanto  —  tanto  mit  Komparativen 
und  ut  —  ita  mit  Superlativen  oder  auch  mit  Positiven.  Hier  sind 
nun  beide  Konstruktionen  in  eigentümlicher  Art  verbunden.  Wir 
erwarten  quanto  tnagis  cupiebat,  tanto  crebrius  monebatur  oder  ut 
valde  cupiebat,  ita  crebris  revelationibus  monebatur.  Daß  magis  bei 
quanto  fehlen  kann,  ersehen  wir  z.  B.  aus  den  Ausführungen,  die 
Löfstedt  in  der  Glotta  III  186  zu  Plaut.  Most.  200  nilo  ego  quam 
nunc  tu  amata  smn  gegeben  hat  und  die  zeigen,  daß  der  Kom- 
parativ sich  oft  aus  dem  Zusammenhang  mit  Leichtigkeit  ergänzt; 
somit  ist  an  quanto  cupiebat  kein  Anstoß  zu  nehmen,  um  so  we- 
niger, als  die  Komparative  saepius  und  proprius  (dies  nach  Hartel) 
vorausgehen.  Der  Nachsatz  beginnt  zwar  mit  dem  korrelativen 
tanto,  geht  dann  aber  mit  crebris  in  die  positivische  Struktur  über, 
die  übrigens  durch  das  Fehlen  des  Komparativs  bei  quanto  bereits 
vorbereitet  war.  Somit  hätten  wir  aus  der  einen  Struktur  quatito  — 
tanto,  aus  der  andern  crebris  zur  Kontamination  beigezogen  ge- 
sehen. Das  andere  Beispiel  ist  folgendes:  Bährens  bespricht  in 
der  Glotta  IV  S.  270  die  Attraktion  des  Relativums  in  eo  quo  für 
60  quod  und  zitiert  dabei  auch  Cyprian  de  opere  et  eleemosynis  ]  8 
S.  387,  15  H:  sed  enim  multi  sunt  in  domo  liberi  et  refardat  te 
numerositas  filiorum,  quominus  largiter  bonis  operibus  insistas.  ad- 
qui  hoc  ipso  operari  amplius  debes,  quo  multorum  pignorum  pater 
es;  für  amplius  bietet  der  Veronensis  plurimum ,  für  quo  möchte 
Hartel  lieber  quod,  aber  es  in  den  Text  aufzunehmen  trug  er  doch 
Bedenken  und  dies  mit  Recht.  An  eine  Attraktion  des  Relativums 
ist  kaum  zu  denken,  vielmehr  zeigt  die  Lesart  des  Veronensis  plu- 
rimum den  Weg  zum  Verständnis  des  Satzbaues.  Wir  erwarten 
entweder  hoc  ipso  operari  plurimum  debes,  quod  multorum  pig- 
tiorum  pater  es  oder  hoc  ipso  operari  amplius  debes,  quo  plurium 
pignorwn  pater  es\  tatsächlich  folgt  nachher  auch  mit  Umstellung 
der  Sätze  Z.  19  quo  maior  est  numerus,  hoc  maior  et  smnptus  est 
und  Z.  20:  quo  amplior  fuerit  pignorum  copia,  esse  et  operum  debet 
maior  impensa.  Der  Text,  wie  wir  ihn  oben  nach  Hartel  gegeben, 
ist   somit   hervorgegangen   aus   einer  Kontamination,    bei  der  wie 

14* 


212  J.  H.  Schmalz 

vorhin  im  Beispiel  aus  der  vita  Severini  von  der  nichtkompara- 
tivischen  Konstruktion  nur  multorum  geblieben  ist;  der  Korrektor 
des  Veronensis  suchte  durch  Einsetzen  von  plurimum  für  amplius 
die  Einheitlichkeit  der  Konstruktion  zu  retten.  Quo  ist  darnach 
aus  der  komparativischen  Struktur,  aber  nicht  aus  Attraktion  zu 
erklären. 

Aus  der  Syntax  der  Mulomedicina  Chironis  (ed.  Oder  in  der 
Teubneriana)  hat  J.  Pirson  in  der  erwähnten  Festschrift  zum  XII. 
Meuphilologentage  La  syntaxe  du  verbe  behandelt;  hier  sagt  er 
S.  426:  Dans  la  phrase  Sic  enm  curahis  jjotionibus  quae  ad  vali- 
tudinem  congruent  dare  157,  29,  oü  dare  est  superflu,  le  texte  me 
parait  etre  corrompu.  Ich  finde  dies  nicht.  Im  Thes.  s.  v.  congruo 
ist  aus  dem  medizinischen  Autor  Serenus  Sammonicus  961  congruit 
tali  medicamine  ossa  ligare  verzeichnet,  vgl.  auch  Gnüg  Sprach- 
liches zu  Ser.  Sammonicus,  Programm  von  Hildburghausen  1906 
S.  15,  ferner  lesen  wir  in  der  Passio  b.  Gregorii,  die  Huber  nach 
einem  Pariser  Codex  saec.  XI  in  derselben  Festschrift  herausgegeben 
hat,  S.  204:  Eos  omni  nisu  atque  omni  studio  exterminare  satege- 
runt  (sc.  Diocletianus  et  Herculius),  quibus  ob  salutem  rei  publicae 
patronis  praesuUbus  atque  tutoribus  praecipue  erga  divinam  maie- 
statem  uti  eis  congruebat,  id  est  christianis.  Wir  ersehen  hieraus,. 
daß  mit  dem  unpersönlichen  congruit  der  Infinitiv  verbunden  werden 
kann,  also  hier  congruit  dare  potiones.  Man  konstruiert  aber  auch 
congruunt  potiones  ad  valitudinem,  wobei  congruere  nach  Gnüg  a.  0. 
S.  31  synonym  mit  prodesse  ist.  Durch  eine  Vereinigung  der  per- 
sönlichen mit  der  unpersönlichen  Konstruktion  ist  nun  die  Über- 
lieferung in  der  Mulomedicina  hervorgebracht  worden. 

In  derselben  Mulomedicina  lesen  wir  24,  27  sine  nullo  humore 
aliquo  obstante;  diesen  Satz  versieht  Pirson  S.  431  nur  mit  der 
Bemerkung:  Le  participe  sert  ici  uniquement  ä  renforcer  sine;  über 
nullo  bei  sine  schweigt  er.  Richtiger  urteilt  Ahlquist  in  seinen 
Studien  zur  spätlateinischen  Mulomedicina  Chironis,  Uppsala  1909 
S.  90;  er  findet  eine  Kontamination  der  beiden  logisch  richtigen 
Konstruktionen  sine  humore  aliquo  obstante  und  mdlo  humore  ob- 
stante. Wir  haben  zugleich  ein  lehrreiches  Beispiel  dafür,  wie  die 
Vulgärsprache  mit  den  Negationen  umspringt  und  ihre  Häufung 
nicht  scheut. 

Zum  Schluß  noch  einige  Beispiele  aus  der  Passio  b.  Georgii. 
Hier  überhefert  der  Monacensis  cap.  II  quibus  fuerat  curae  com- 
missum;  aber  der  Wirceburgensis  läßt  cu7'ae  weg  und  der  cod. 
Cantabrigensis  saec.  XII   korrigiert   quibus  fuerat  cura   commissa,. 


Mischkonstruktionen  im  Lateinischen  213 

Hier   haben  C  und  W    das  Ursprüngliche   beseitigt;    denn   was  M 
bietet,    ist  Mischkonstruktion   aus   quibus  fuerat  curae   und  quibus 
fuerat   commissum    und    bedarf   keiner    Änderung.      Für   Havers 
(Untersuchungen  zur  Kasussyntax  der  indogermanischen  Sprachen, 
Straßburg  1911)  wäre  es  vielleicht  wichtig,    daß   hier  quibus   und 
nicht  quorum  curae  fuerat  commissum   überliefert  ist.    —    In   den 
Lücken  des  M  muß  W   ergänzend   eintreten;    dieser   schreibt  nun 
cap.  XV:    Corpus  quidem  meum  habes  in  potestate  exercere  in  eo, 
quae  velis.     Aber  C  und  D  (=  Duacensis  saec.  X — XIII)  verändern 
exercere  in  exerce,  offenbar  weil  sie  an  dem  Infinitiv  Anstoß  nahmen ; 
auf  diese  Weise   entstehen    zwei  Sätze.     Aber   gerade   aus   diesen 
zwei  Sätzen  ist  die  vorliegende  Mischkonstruktion  entstanden :  corpus 
meum  habes  in  potestate,   habes  in  potestate  exercere  in  eo,  quae 
velis;  das  zweite  habes  in  potestate  ist  =  potes  und  verbindet  sich 
daher  leicht  mit  dem  Infinitiv  exercere,  und  potes  exercere  ist  syno- 
nym mit  exerce.     Durch  Einmalsetzung  des  in  verschiedener  Kon- 
struktion auftretenden  habes  in  potestate  ist  die  Kontamination  ent- 
standen. —  Wenn  cod.  M  cap.  XVI  et  cum  caput  eius  (sc.  Georgii) 
osculari  vellet  (sc.  Datianus),    non   cum  admisit  fieri  schreibt,    so 
ist  es  allerdings  sehr  einfach  mit  dem  Wirceburg.  fieri  zu  streichen, 
aber  nötig  ist  es   nicht,  ja  der  Gedanke  wird   dadurch   geradezu 
verstümmelt.     Der  Text  will  doch  besagen,  daß  Georgius  den  Da- 
tianus nicht   an   sich  herankommen   ließ  =  non  cum  admisit   und 
daß  er  sich  nicht  von  ihm  küssen  ließ  =  non  admisit  fieri;  beides 
ist  nun  zu  non  eum  admisit  fieri  verschmolzen.     An  admittere  mit 
acc.  c.  inf.  ist  kein  Anstoß  zu  nehmen,  klassisch  ist  es  zwar  nicht, 
aber  im  Spätlatein  nicht  zu  beanstanden;    freilich  hat  der  Pariser 
Codex  non  permisit  hoc  fieri  daraus   gemacht   und   so   das  Ur- 
sprüngliche wegkorrigiert.    Wie  hier  der  Wirceburg.  fieri,  so  streicht 
an  einer  anderen  Stelle  der  Cantabrig.  die  Präposition  ad,  nämlich 
im  Satze  200  XVII:  propter   Georgium,   qui   relicta   christianitatis 
cidtura  ad  vener abiles  deos  nostros  procul  dubio  frequentat  excolere 
(so  begründet  Datianus  die  Aufforderung  an  das  Volk,  zahlreich  zu 
erscheinen).      Frequentare  wird,    wie   uns  Nipperdey-Andresen   zu 
Tac.  ann.  XIV  4  belehren,   auch  von  einer  Person  gebraucht,  die 
bei  einer  Gelegenheit  in  größerer  Gesellschaft  erscheint;    dabei  ist 
es  immer  transitiv.    Die  Konstruktion  frequentare  ad  kennt  Georges 
nicht;   ich   finde  sie  aber  in   der   erwähnten  vita  S.  Severini  von 
Eugippius   ed.  KnöU  22,  10  frequentans  ad  dei  famulum   und  ib. 
42,  21    ad   servum  dei  frequentare  solitus.     Vergleichen  wir   nun 
noch  die  Passio  nach  der  Pariser  Handschrift,   so   lesen  wir  hier 


214  Jo^'  Compernass 

S.  210,  17:  propter  Georgimn,  qui  relicta  tandem  christianitatis 
cultura  ad  j)lacandos  deos  properanter  festinat ;  es  hat  darnach  fre- 
quentare  den  intensiven  Begriff  der  Häufigkeit  in  den  der  Schnellig- 
keit verändert,  wie  ja  auch  vita  S.  Severini  VII  6  ad  servum  dei 
'properans  ganz  synonym  mit  frequentans  ad  dei  famulum  steht, 
und  aus  ad  jylacandos  deos  festinat  -\-  deos  frequentat  excolere  wird 
die  im  Monacensis  3514  überlieferte  Mischkonstruktion  ad  deos 
frequentat  excolere.  ^) 

Freiburg  i.  B.  J.  H.  Schmalz 


"Vulgaria 

1.  Schmalz  notiert  unter  dem  Zusatz  zu  seiner  StiHstik  §  11 
Anm.  als  Beispiel  für  quam  mit  Komparativ  statt  Superlativ  Mi- 
racula  Theclae  c.  7:  quam  citius  potest  .  .  .  profectus  est.  Ich  füge 
noch  einige  weitere  interessante  Beispiele  hinzu:  Cyrilli  ep.  ad 
Augustin.  c.  8:  hac  de  re  laeta  sanctimonialis  domina,  quam  citius 
potuit  e  monasterio  est  egressa.  Gesta  Karoli  Magni  512 ff.:  Et  volo, 
ut  vohiscum  ducatis  -XX'  m.  mititum  et  XXX'  m.  peditum  et 
quam  citius  poteritis  redeatis.  Mulom.  Chironis  570:  raro  aliqua 
de  quam  pluribus  posse  evadere  expromittes  (al. :  exprimito  eins)., 
ibid.  438:  et  addito  aceti  quam  acrius  sextarium  'I\  lul.  Valerius 
Obitus  Alexandri  c.  37 :  Enimvero  quaesit  quam  blandius  post  ma- 
trem  Candaules,  uti  Antigonum  .  .  .  muneraretur.  Lehrreich  ist 
namentlich  Gesta  Karoli  Magni  89 f.:  set  tarnen  est  hie  prope  que- 
dam  nobilis  civitas  que  Narbona  nuncupatur  et  alie  quam  plures 
citra  Yspaniam  que  nos  infestant  quam  plurimum.  Mit  quam  ist 
dann  im  späteren  Vulgärlatein  ut,  prout  und  sicut  mit  Komp.  in 
Konkurrenz  getreten:  vgl.  Cyrilli  ep.  ad  Augustin.  c.  7:  denuo  ele- 


1)  [Korrekturnote:  Vgl.  auch  Heinze  zu  Lucr.  III,  468,  der  nutu  ca- 
denti  aus  einer  Kontamination  Von  capite  cadenti  und  capite  nutanti  erklärt, 
ferner  Poukens  in  Le  musee  Beige  1912  S.  144,  der  die  Inschrift  C.  I.  L. 
VIII  12425a.  239  Q.  Calvins  Rufinus  .  .  .  sumptu  suo  et  T.  Aeli  Aimi  Litori 
commimi  pecunia  fecerunt  aus  a)  Q.  Calvins  Rufinus  snmpta  suo  et  T.  Aeli 
fecit  und  h)  Q.  Calvins  Rufinus  et  T.  Aelius  communi  pecunia  fecerunt  ent- 
standen sein  läßt,  sowie  Martin  Syntax  of  the  Latin  Inscriptions  found 
in  Spain  (Baltimore  1909)  zu  XV  3570  M.  Sempronius  Hymnus  suo  et  31. 
Sempro7ii  Rebnrri  fili  sui  nomine  fecerunt  und  Lorenz,  der  in  seiner  Diss. 
De  Clausulis  Arnobianis,  Breslau  1910,  S.  32,  bei  Arnobius  III  23  non  magis, 
sed  aus  no7i  magis  quam  +  non  .  .,  sed  herleitet.] 


Vulgär  ia  215 

vant,  ut  plus  possunt,  enses  et  feriunt.  Gesta  Karoli  Magni  23 f.: 
qui  prout  melius  potuit  precepto  ipsius  obedivit,  ibid.  736 f.:  et  que- 
lihet  pars  de  se  nocte  illa  prout  melius  potuit  procuravit  u.  ö.  Cy- 
rilli  ep.  ad  Augustin.  c.  7:  quod  tractaho,  sicuti  brevius  potero. 
Vita  s.  Hugberti  c.  10:  unus  ex  discipulis  eins  interrogans  Uli: 
Quomodo  iubes,  ut  longuni  frahamus  officium  vel  minus?  at  ille 
respondit:  Sicut  ampliiis  et  melius  potes  hodie  adimplere.  Vgl. 
übrigens  ut  primum  mit  quam  primum. 

2.  Für  "Augenblick"  hat  die  latein.  Sprache  drei  Ausdrücke: 
momentum  (mit  und  ohne  Beisatz  von  temporis),  ictus  oculi  und 
instans.  Nur  der  erste  hat  in  die  klass.  Schriftsprache  überall 
Aufnahme  gefunden;  die  beiden  anderen  wurden  als  vulgär  energisch 
abgewiesen.  Daher  wundern  wir  uns  auch  nicht,  wenn  beide  nur 
in  erbaulichen  Schriften  aus  dem  Volke  und  für  das  Volk  gelegent- 
lich sich  scheu  hervorwagen.  Unter  diesen  kann  ich  als  früheste 
für  diese  Erscheinungen  nur  wieder  Cyrillus  ep.  ad  Augustin.  nennen 
(Migne,  P.  lat.  XXX  1126 — 1153);  es  heißt  dort  c.  3:  potius  enim 
quilibet  homirium  flammis  ardentibus  arsurum  se  exponeret  quam 
earum  formarum  ictu  oculi  visione  perstringi,  ib.  c.  3:  subito  in 
ictu  oculi  ineffabiliter  fuit  ante  dei  iudicantis  praesentiam  depor- 
tata,  ib.  c.  22:  quibus  finitis  verbis  in  ictu  oculi  inde  recedens  anima, 
uti  cernitis,  corpori  est  coniuncta,  mit  momentum  verbunden  in 
Acta  s.  Emygdii  ep.  c.  19:  tunc  in  ictu,  in  momento  oculi  .  .  .  re- 
surgent  incorrupti  (Georges  erwähnt  aus  Gellius:  eodem  ictu  tem- 
poris  und  aus  Quintil.:  iino  ictu  frequenter  impellunt  senteittiae), 
Cyrill.  ep.  ad  Augustin.  c.  16:  his  ifa  dictis  suum.  incoeperunt 
ludum,  quo  quidem  primordiato,  quasi  uno  elapso  instanti,  se  terra 
aperiens,  illos  solum  absorbuit.  Während  momentum  und  instans  in 
ihren  entsprechenden  Veränderungen  in  den  romanischen  Sprachen 
fortleben,  war  ictus  oculi  keine  lange  Dauer  beschieden. 

Im  Griech.  entspricht  dem  momento  temporis  genau  ev  [xia 
yiaiQov  QOTcfj  z.  B.  Acta  s.  Carterii  p.  12,  5;  vgl.  ferner  Chrysosto- 
mus  ep.  ad  Olymp.  III,  11  und  XVI,  2:  iv  ßga^eia  vmiqov  Qonfj. 
Daß  aber  auch  /iaLQOv  fehlen  konnte,  beweisen  LXX  Sap.  18,  12: 
ETtEi  TtQog  fiiav  QOTC^v  Tj  kvTLf.iOTSQa  ysvsaig  avTwv  ÖLECfd^dgri  und 
Legenden  d.  Pelagia  p.  24,  18 f.:  i^oXodgevosc  Ttäoav  rijv  azQaTiav 
T^v  vrco  aov  7teix(pd^Eloav  iv  QOTtfj  (.ua.  Dem  ictus  oculi  entspricht 
OTiyiii^,  aber  nicht  mit  ocpd^aXfxov,  sondern  mit  xQOvov  verbunden, 
so  z.  B.  Plutarch.  Moral.  104B:  ßeXTiov  d'  av  e'xov  ijv,  et  ixtj  /.iiav 
rjfitqav  aXka  OTiyfx^v  eiTte  XQOvov,  und  Ev.  Lucae  IV  5:  y.al  ava- 
yayuiv  avxov  eöei^sv  avTiy  jtdoag  zag  ßaaiXeiag  r^g  olxovfiavi^g  sv 


216  Job.  Compernass 

öXLyfxfj  xQOvov.     Nur   oziyi^rj  hat   sich   bis   auf  den   heutigen  Tag 
erhalten  und  beweist  dadurch  die  echt  volkstümliche  Überlieferung. 

3.  Über  die  Bedeutungen  von  consultare  und  consulere  macht 
das  Corpus  glossar.  latin.  uns  interessante  Angaben,  die  aber  nicht 
ohne  genaue  Prüfung  hingenommen  werden  dürfen;  zu  consultare 
heißt  es  II  p.  113,  33:  consultat  'az^TTrerat*,  II  113,  53:  consultat 
'^i^evdtsi,  ovf.ißovksvei',  II  113,  54:  consultat  'doyfxazi^ei.  Daß 
consultat  dem  griech.  av/ußovlevsc  =  *er  rät,  gibt  Ratschläge'  ent- 
sprechen soll,  wird  durch  die  roman.  Sprachen  widerlegt,  welche 
samt  und  sonders  auf  die  Bedeutungen  "um  Rat  fragen,  zu  Rate 
ziehen,  befragen,  konsultieren"  und  "beratschlagen,  überlegen"  hin- 
weisen. Auch  die  griech.  Volkssprache  hat  zu  allen  Zeiten  scharf 
geschieden  zwischen  av/xßovXevw  "ich  rate"  und  av/ußovlevoixaL  "um 
Rat  fragen".  Es  kann  sich  also  hier  nur  um  eine  Flüchtigkeit  des 
Glossators  handeln.  Hierfür  spricht  auch  ganz  die  umgekehrte 
Glosse  II  p.  442,  8:  avfxßovlevo)'  consilio  ||  persuadeo,  suadeo  ||  auctor 
sum.  —  Dagegen  ist  das  über  consulere  Bemerkte  vollkommen  richtig; 
es  heißt  hier  II  113,  45:  consulo  tibi  ''tvqovow  oov'\  II  113,  46: 
consuluerunt  ^^^goevoTjoav",  II  113,  40:  consiilit  '^ifVvd-eTO,  Ttgoevo- 
ijoavo'  Ttvv&avezaL  vmI  TtaQaixvd^eixai ,  III  443,  63:  consulo,  avf.i- 
ßovlevü).  Die  beiden  letzten  Glossen  zeigen  evident,  daß  consulere, 
aber  nicht  consultare,  auch  die  Bedeutung  "raten,  Rat  geben"  besaß. 
Die  Angaben  der  Glossen  über  diese  Bedeutung  werden  durch  Be- 
lege aus  der  vulgärlateinischen  Literatur  gestützt;  vgl.  z.  B.  Gesta 
Karoli  Magni  93:  Et  si  consulitis,  ut  versus  Narbonam  eamus,  ex 
parte  domini,  254 f.:  sed  archiepiscopus  Turpinus  rogavlt  ipsum,  ut 
differret  usque  in  crastinum  et  quod  Karolo  consulerent,  302 f.:  sed 
consulatis  me,  qualiter  oporteat  me  facere,  531:  et  omnia,  que  con- 
sulitis, faciemus  u.  ö.  Translatio  ss.  Abdon  et  Sennen  c.  9:  pla- 
cuit  postidatio  summo  pontifici,  et  quod  sie  agere  deberet,  consuluit. 
—  Auf  die  Perfektbildung  consulit  =  consuluit  u.  a.  will  ich  später 
zurückkommen. 

4.  Die  idg.  Wurzel  bhü-  "sein,  werden"  konnte  auch  die  Be- 
deutung "zu  jemand  gehen,  sich  wo  einstellen"  zum  Ausdruck 
bringen.  Indem  ich  die  Belege  aus  dem  Ai.,  Av.  und  Russ.  bei- 
seite lasse,  beschränke  ich  mich  hier  nur  auf  das  Lateinische. 

Im  Latein,  ist  die  Bedeutung  "ich  bin  gegangen,  gekommen" 
noch  an  fui  mit  einer  Präp.,  welche  die  Richtung  wohin  ausdrückt, 
zu  erkennen.  Als  eines  der  ältesten  Zeugnisse  darf  gelten  Plautus 
Amphitruo  180 f.:  numero  mihi  in  mentem  fuit  dis  advenientem 
gratias  pro  meritis  agere   atque  alloqui.     Dann   ein  S.  C.   in   einem 


Vulgaria  217 

Briefe  des  Caelius  an  Cicero  (Cic.  ad  fam.  VIII  8,  8):  Itemque 
senatui  placere  in  Ciliciam  provinciam,  in  VIII  reliquas  provincias, 
quas  praetorii  pro  praetore  optinerent,  eos,  qui  praetores  fuerunt 
neque  in  provinciam  cum  imperio  fuerunt,  .  .  .  eos  sortito  in  pro- 
vincias  mitti  placere.  Aus  christlicher  Zeit  stammen  Acta  pur- 
gationis  Felicis  c.  9:  Aelianus  proconsul  dixit:  Ad  Numidias  fuisti? 
respondit:  Non,  domine  .  sit  qui  probet.  Aelianus  proconsul  dixit: 
Nee  in  Mauritania?  respondit:  Negotiari  illo  fui.  Paulus  Emerit. 
V.  Patr.  Emerit.  c.  4:  et  credo,  dum  fuero,  quod  infirma  pristinam 
recuperet  saliitem.,  c.  7:  die  quodam  puerum  familiärem,  suum  ad 
locum,  cui  Capsiana  vocabulum  est,  .  .  .  direxit  ac  praecepit  ei  suh 
omni  festinatione  reverti:  qui  cum  fuisset  et  eodem  die  reverti  non 
occurrisset,  ibidem,  mansit,  c.  8:  Ite  et  percutite  cum,  quia  iussio 
domini  est  adimplenda  .  qui  cum  fuissent  nee  intrare  potuissent, 
revertentes  Herum  dixerunt.  Vgl.  auch  die  Beispiele  bei  Löfstedt, 
Komm.  z.  Peregrin.  Aetheriae  p.  171  f.  und  Kaulen,  Sprachl.  Handb. 
z.  bibl.  Vulgata  p.  243.  Gesichert  scheinen  mir  noch  folgende 
Beispiele:  Itala  Tob.  V  8:  e^  in  Mediam  fui  saepius,  Petronius  42: 
fui  enim  hodie  in  funus,  CIL  XI  3614,  13:  in  curiam  fuerunt. 
Vgl.  Rönsch  Itala  u.  Vulg.  p.  411.  Auch  in  der  Freisinger  Itala 
Paul.  ep.  ad  Cor.  I  2,  3:  et  ego  in  infirmitate  et  timore  et  tremore 
multo  fui  ad  vos  (xayw  sv  aa&svELCc  y.al  sv  cpoßit)  v.al  ev  tqoi-io) 
tioXKm  eysvciiii^v  TtQog  vf.iag)  kann  der  Übersetzer  seine  Vorlage  in 
dem  Sinne  von  "ich  bin  zu  euch  gekommen"  aufgefaßt  haben, 
wenngleich  sich  nicht  bestreiten  läßt,  daß  er  ad  auch  wie  apud  == 
bei  gebraucht.  —  Daß  dem  Volke  das  Gefühl  für  diesen  besonderen 
Gebrauch  von  fui  usw.  vollständig  abhanden  gekommen  war,  be- 
weisen die  Übertragungen  der  Konstruktion  von  fui  mit  in  c.  acc. 
auf  Fälle,  wo  von  einer  Bewegung  gar  keine  Rede  sein  kann,  son- 
dern die  Bedeutung  "sein"  zutage  tritt,  vgl.  z.  B.  Lex  municip. 
Salpens.  21:  qui  in  potestatem  parentium  fuerint,  Cic.  pro  lege 
Manil.  12:  in  praedonum  fuisse  potestatem.  Aber  auch  mit  den 
Formen  von  der  W.  es  hat  früh  ein  Ausgleich  stattgefunden,  da 
sich  ja  der  Stamm  fu-  mit  dem  St.  es-  in  die  Bedeutung  "sein" 
teilte;  man  vgl.  nur  Beispiele  wie  Plautus  Bacch.  161:  ecquid  in 
mentemst  tibi  patrem  tibi  esse?  Terentius  Heaut.  986:  Ego  dicam, 
quod  mi  in  mentemst,  Adelph.  528:  Nilne  in  mentemst?  Aus  später 
Zeit  stammen  dann  Orelli  Inscr.  3787:  esse  in  curiam,  2446:  esse 
in  palatium.  [Coripp.  Just.  II  267  in  caelum  mens  omnis  erat, 
falls  richtig  überliefert.  W.  K.]  Vgl.  noch  die  Beispiele  bei  Schmalz 
Syntax  §  147  und  Rönsch  a.  a.  0.     Ob  von  hier  aus  ein  weiterer 


218  Joh.  Compernass 

Einfluß  auf  Konstruktionen  wie  Itala  Genes.  40,  13:  in  mentem 
hahebit  Pharao  principatum  tuum,  ev.  Joh.  8,  35:  manet  in  dommn, 
ibid.  10,  23:  ambulabat  in  porticum,  ev.  Marci  2,  15:  cum  accum- 
beret  in  dommn  u.  a.  stattgefunden  hat,  läßt  sich  nicht  mit  Sicher- 
heit ausmachen. 

Das  Verschwinden  des  Stammes  fu-  in  der  Bedeutung  "gehen, 
kommen"  ist  nur  dem  allmähhchen  lautlichen  Zusammentreffen  mit 
dem  Perf.  ftigi  bzw.  fugii  "ich  bin  enteilt"  (vgl.  vulgärgr.  (pEvyo) 
"ich  gehe  weg,  reise  ab")  zuzuschreiben.  Letzteres  hat  überall 
mit  Ausnahme  des  iberischen  Sprachgebietes  den  Sieg  davonge- 
tragen '). 

5.  Bei  Schmalz  Syntax  §  257  Anm.  lesen  wir:  "Während 
verum  sich  zur  adversativen  Konjunktion  ausgebildet  hat,  ist  dieser 
Prozeß  bei  tnagis  nicht  zum  Abschluß  gekommen".  Daß  in  Wirk- 
lichkeit 7nagis  bereits  im  4.  bis  5.  Jahrb.  völlig  die  Bedeutung  des 
mais  im  Französ.  usw.  hatte,  beweisen  ganz  evident  zwei  Beispiele 
aus  einer  erbaulichen  Schrift  des  fünften  (oder  noch  vierten)  Jahrb., 
der  Apparitio  Jacobi  (Anal.  Bollaud.  VIII,  123.  124).  Es  heißt 
dort  p.  123,  20:  magis  enim  daemon  me  temptavit,  ut  egrediar  hac 
de  cellula  et  meam.  perdam  mercedem,  und  p.  124,  8:  sed  magis 
volens  egredere  de  cella  talia  adinvenis.  In  dem  ersten  Satz  steht 
magis  enim  für  das  bekannte  sed  enim  (Schmalz  Synt.  §  274),  im 
zweiten  ist  es,  wie  so  oft  in  der  griech.  und  latein.  Vulgärsprache 
geschieht,  seinem  Synonymon  sed  pleonastisch  hinzugefügt,  das  es 
dann  später  als  überflüssig  abstieß. 

6.  Sin  hatte  schon  in  alter  Zeit  in  Sätzen,  in  welchen  eine 
Bedingung  in  Gegensatz  zu  einer  anderen  gesetzt  wird,  die  Bedeu- 
tung von  "wo  nicht,  sonst,  andernfalls,  widrigenfalls".  Das  geht 
hervor  aus  Cic.  ad  fam.  XII  6,  2:  Brutus  enim  Mutinae  vix  iam 
sustinebat:  qui  si  conservatus  erit,  vicimus;  sin  (quod  di  amen  aver- 
tant),  omnis  omnium  cursus  est  ad  vos.  Daß  diesem  sin  noch  zur 
schärferen  Hervorhebung  des  Gegensatzes  ein  autem  hinzugefügt 
werden  konnte,  beweisen  Beispiele  wie  Cic.  ad  Att.  X  7,  2:  ad 
eum  misi  Philotimum  libertum  cum  litteris;  si  vir  esse  volet,  prae- 
clara  ovvoöia,  sin  autem,  erimus  nos  qui  solemus.  Alt  ist  ebenfalls 
die  Verbindung  sin  minus,  sin  aliter,  sin  secus.  —  Die  lat.  Volks- 
sprache hat  an  dem  Gebrauch  von  sin  autem  treu  festgehalten,  wie 
die  Beispiele  bei  Rönsch  'Itala  u.  Vulgata'  p.  405  beweisen.     Zur 

1)  [Vgl.  Scboendoerffer,  De  genuina  Catonis  libri  forma.  Königsb.  1885 
S.  31.  Degering  Beitr.  zur  bist.  Syntax.  Erlangen  1893  S.  25.  Eotbstein 
zu  Properz  III  9,  60.     Kroll,  Ebein.  Mus.  LH  589.     W.  K.] 


Vulgaria  219 

Vervollständigung  möchte  ich  noch  die  folgenden  Belege  hinzufügen: 
Passio  s.  Carpofori  et  soc.  c.  12:  pocius  quae  agitis  dhnittite  et 
diis  immortalibus  sacrificate  et  tura  incendite  eosque  variis  ceri- 
tnoniis,  si  vultis  vivere,  atque  honoribus  honorate;  sin  autem,  variis 
tormentis  et  penis  affligemus.  Passio  s.  Pontii  mart.  c.  10:  praeses 
dixit:  Audientes  de  te  domini  mei  principes  Valerianus  et  Gallienus, 
eo  quod  nohili  familia  sis  ortus,  praeceperunt,  ut  diis  immoles;  sin 
autem,  cum  personis  dedecoris  et  vilibus  diversis  afficiaris  poenis. 
Cyrillus  ep.  ad  Augustinum  c.  4:  in  fine  sie  ambo  parlier  statue- 
runt,  quod,  si  usque  in  subsequentis  diei  horam  nonam  beatus  Hie- 
ronymus  hoc  opus  falso  compositum  evidenter  ostenderet,  ptraedictus 
haeresiarcha  capite  puniretur;  sin  autem,  archiepiscopus.  Mulo- 
medicina  Chironis  §  573:  sie  curabis,  sicut  armos,  tarnen  si  recens 
causa  fuerit;  sin  autem,  non  expromittes  hoc  fieri  posse.  —  Statt 
sin  autem  ist  im  späten  Vulgärlatein  auch  sin  alias  in  Gebrauch, 
vgl.  Benedicti  reg.  monach.  c.  60,  9;  Paulus  Emeritanus  vita  Patr. 
Emerit.  c.  5.  Historia  Apollonii  c.  5:  Reversus  dum  fueris  et 
quaestionis  meae  solutionem  inveneris,  accipies  ßliam  meam  in 
matrimonio;  sin  alias,  legem  agnosces.  ibid.  c.  31:  tantum  fac 
quod  iubeo  .  sin  alias,  sentias  esse  contra  te  iratos  dominum  et 
dominum,  [An  der  ersten  Stelle  hat  Cod.  ß  sin  autem.  Hinzu 
kommt  c.  41  p.  89,  11  wo  die  Version  P  sin  aliter,  die  von  b  ß 
sin  aliud  hat.  Vgl.  übrigens  Priap.  31 :  do7iec  proterva  nil  mei 
manu  carpes,  licebit  ipsa  sis  pudicior  Vesta.  sin,  haec  mei  te 
ventris  arma  laxabunt.  Dazu  Vahlen  Monatsber.  d.  Berl.  Akad. 
1878  S.  347.     Wackernagel  Idg.  Forsch.  I  402.     W.  K.] 

Bekannt  ist  die  kondizionale  Bedeutung  von  alias  in  der  Ver- 
bindung non  alias  nisi  =  "unter  keiner  anderen  Bedingung  außer 
wenn".  Es  berührt  sich  also  in  dieser  Verbindung  alias  mit  aliter 
"andernfalls,  widrigenfalls,  sonst"  in  der  Verbindung  sin  aliter. 
Man  erkennt  leicht,  daß  so  sin  alias  für  sin  aliter  eintreten  konnte. 

7.  Vulgär  ist  der  Gebrauch  von  aut  non  für  annon  bezw. 
nectie  in  der  Doppelfrage.  Schmalz  notiert  in  seiner  Syntax  §  208 
aus  Cassian  Nest.  III  6,  2:  credis  apostolo  aut  non  credis?  Ich 
füge  hinzu  Paulus  Emer.  de  vita  Patrum  Emerit.  c.  7:  hoc  ut  vi- 
disti,  iam  alicubi  dixisti  aut  non?  Als  echt  vulgär  wird  dieser 
Gebrauch  bestätigt  durch  das  Altportugisische;  vgl.  z.  B.:  Nos 
achämos  esta  saia:  vee,  se  e  esta  a  saia  de  teu  filho  ou  non? 
Nunes  Chrestom.  arch.  p.  85.  [Reiche  Sammlungen  im  Thes.  II 
1575,  34.  Vgl.  Gruber,  Studien  zu  Pacianus.  München  1901,  30. 
W.  K.] 


220  J<^^-  Compernass,  Vulgaria 

8.  Vel  hat  im  Vulgärlatein  unter  anderen  Bedeutungen  auch 
die  von  Wenigstens',  vgl.  Reichenauer  Gloss.  38:  Saltim  :  vel\ 
so  namentlich  bei  Zahlen;  vgl.  z.  B.:  Itala  Regg.  I,  21,  3:  nunc 
ergo,  siquid  habes  ad  manum,  vel  quitique  panes,  da  mihi  aut 
quidquid  inveneris,  Paul.  Emer.  de  vita  Patr.  Emer.  c.  2:  con- 
sidera  etiam  annos  aetatis  tuae  et  sie  tandem  mores  commuta  in 
melius,  et  vel  uno  die  ante  mortem  tuam  corrige  vitam  tuam. 
Ähnlich  ist  auch  Itala  Matth.  14,  36:  et  rogahant  emn,  ut  vel 
fi/mbriam  vestimenti  eius  tangerent.  Vgl.  ferner  Curt.  Ruf.  VI  10,  12. 
Mit  einer  Negation  nimmt  vel  die  Bedeutung  von  "nicht  einmal" 
=  ne-quidem  an:  Itala  ludith  VII  11:  ita  ut  non  esset  intra  civi- 
tatem,  unde  satiarentur,  vel  una  die,  ibid.  V,  13:  in  quo  loco, 
dum  innumerabilis  exercitus  Aegyptiorum  eos  persequeretur ,  ita 
aquis  coopertus  est,  ut  non  remaneret  vel  unus,  qui  factum  posteris 
nunciaret,  Passio  Montani  et  Lucii  c.  20:  non  est  passus  probati 
martyris  corpus  tormenti  alicuius  vel  levi  laceratione  j^ulsari. 

Die  Bedeutung  "wenigstens"  kommt  zum  Ausdruck  besonders 
nach  negativem  Vordersatz  in  konzessiven  Hauptsätzen,  z.  B.  Passio 
Montani  et  Lucii  c.  7:  ut,  etsi  non  iustitia,  vel  laboribus  adae- 
quari  possimus;  ferner  Justin,  epit.  XII  8,  15:  tandem  orare,  ut 
reliquias  saltim  suas  paternis  sepulcris  reddat  .  .  .  ac,  si  non  mi- 
litibus,  vel  ipsi  sibi  parcat,  Vita  Hugberti  c.  10:  Si  tion  quantum 
debeo,  vel  quantum  possum,  commoneo;  nach  affirmativem  Kon- 
dizionalsatz  Ovid.  raet.  IV  75:  aut  hoc  si  nimium  est,  vel  ad  oscula 
danda  pateres;  in  diesem  Falle  verbindet  sich  naturgemäß  vel  mit 
den  Partikeln  saltem  und  sed,  wie  z.B.:  Paul.  Emer.  c.  13:  eamque 
deprecatus  est,  ut  quia  non  erat,  unde  sibi  victum  emeret  et  de  ipso 
quod  fenerabatur ,  saltem  vel  unum  tremissem  redderet,  Cyrillus 
ad  Augustin.  ep.  (=  ep.  19)  c.  "d:  ut  vel  tantarum  poenarum  ter- 
rore  a  pravis  cessarent,  si  nollent  amore  gloriae,  Fredeg.  Schol. 
c.  16:  postulans,  si  aliud  de  sacris  vasis  recipere  non  inereretur, 
saltem  vel  urceum  illum  reciperet,  Sidon.  Apoll,  ep.  9,  16:  sponsio 
impleta  est,  non  quidem  exacte,  sed  vel  instanter. 

Im  Vulgärgriechischen  entspricht  -nav  "wenigstens",  negativ 
Ol)  ...  Y,av,  ovTe  vmv,  ovöe  xäv  —  "nicht  einmal";  vgl.  z.  B.:  Ni- 
cephorus  vita  Andreae  c.  118:  xaV  eva  ovXijoai  elg  r^v  £7tid^v(.iLav 
avT^g,  ib.  c.  208:  TtoirjoaL  iv  avsoei  accv  ttjv  ixiav  zavTTiv  eßdof-idda, 
c.  150:  OTTwg  xaV  xov  TtaQadsiy/xaTioOrjvaL  avzqj  /xr  yivTtixcti  effodog, 
c.  122:  fjzrjoaTO  öi  zov  kvqiov  ö  ayysXog  b  (fvXaaaoJv  avTOi  trjv 
ipvxriv  doOijvai  avxiZ  oqov  /neTavoiag  ytav  eva  yiaigov.  —  Nicephor. 
c.  190:  TL  iGTaauL  cügtveq  ^qjdiov  aipvxov,  TalaiTtwQe,  xat  ov  Ttoieig 


Elia  Lattes,  Etrusca  221 

xav  T'qv  0<pQayXöa  tov  öeotiotov  Oeov  sv  rq.  TiQoaioTtqt  aov;  c.  102: 
TLCcv  r^v  evTeXij  oOoviqv  ov%  sxaqioio  xm  oi6(xaxL',  c.  220:  idov,  ool 
ti  eyiai-iov,  y.al  ovyi  rjdvvrjdrjg  /.av  TQL%6g  (xov  aipaaOai,  c.  30:  ogag 
Tiooov  El  a/naQTiolog,  ozi  y.al  ol  y,vv€g  ÖQaTVETSvovGiv  /.al  ovte 
'/.av  (bg  Of-ioiov  avxwv  xvva  aov  df^xovxaL;  c.  58:  xaXaiTtwQE,  o  (.ir 
ßXeTiwv  xotg  cc'/.xlvag  xrjg  xwv  ovQavaJv  ßaoiXEiag,  o  (x^  löcov  xrjg 
yEEvvrjg  xr^v  dygioxi^xa  xijv  ÖQi(.ivxdxriv ,  ovxe  vjxv  xbv  ayyEhov  ai- 
axvvrj  xov  '/.aOccnsQ  y^QLOXLavio  d%oXov6ovvxd  gol;  c.  238:  exegcij  ds 
ZIVI  OVXE  Y-av  xpiXov  Xoyov  tieqI  ygacpiig,  ^-  ^^^-  '^^^  ^^  ^*'^S  '^^^ 
ovde  Aav  l'ariv  xrjg  yqd'Cdog  iTtEÖEi^io  EvlaßEiav;  Acta  s.  Carterii 
Cappadocis  p.  21,  13:  tj  ds  Ttvgd  TieQixELxioaaa  xov  ayiov  tog 
QdXafiog  xig  lysvExo  tzeqI  >ti;xA^  avxov  '/.al  ov%  Tjipaxo  ovöi  /av 
xwv  xQLxiov  avxov.  Vgl.  jetzt  auch  Brinkmann,  Rhein.  Mus. 
LXVII,  610  f. 

Zürich  Joh.  Compernass 


Etrusca 


I.   Vi  ebbero  in  etrusco  verbi  in  -sa  e  nomi  in  -s  plvirali? 

Da  un  pezzo  cerco  persuadere  i  compagni  di  studio  che  le 
voci  verbali  etrusche  in  -sa  spettano  al  numero  plurale  (Saggi  e 
Appunti  144.  148,  St.  ital.  filol.  class.  X  9  ecc):  ora  essendomi 
accaduto  di  osservare  alcuni  nuovi  documenti,  credo  utile  ritrat- 
tare  la  questione  distesamente;  tauto  piü  che  il  Torp  Etr.  Beitr. 
Zw.  Reihe  11  sentenziö  essere  ,, durchaus  falsche"  l'opinione  del 
-sa  plurale  senza  discutere  le  prove  da  me  allegate. 

Che  si  diano  in  etrusco  dei  -sa  verbali,  dopo  Pauli  e  Bugge, 
divenuti  poi  esitanti,  ammisero  meco  recisamente  Torp  e  Skutsch 
e  consentirono  anche  trattarsi  all'  incirca  di  verbi  attivi  alla  terza 
persona  e,  quanto  allo  Skutsch,  di  perfetti  (Indice  lessic.  31  s.  v. 
acnanasa):  per  contro  con  molto  mio  dispiacere  mi  trovai  sempre 
solo  finora  riguardo  al  numero,  singolare  per  tutti  salvoche  per  me ; 
al  quäle,  l'associazione  di  acnanasa  coi  plurali  clenar  zal  e  ci  e 
papalser  VI  (Fabretti  Terzo  Suppl.  318  lin.  4—5  e  327  lin.  1  e  4) 
parve  dimostrare  che  pur  -sa  fosse  plurale,  quando  la  Mummia 
ci  diede 

XII  12 — 13  caperi  zamti-c  svem  d-umsa 
VII  9 — 10  caperi  zam&i-c  ecc.  sacnisa 
VI  6  d-eusnua  caper-c  ecc.  tind^asa 


222  Elia  Lattes 

dove  due  vocaboli  congiunti  dalla  particola  -c  vedonsi  associati 
con  uno  in  -sa.  Similmente,  benche  asindetico  (Correzioni  Giunte 
Postille  p.  IV— V  e  157), 

Fab.  436  lar-t)'i  viscesa  (e)  arnt  arntle  d-ecsa 
confermato  dal  -r  (cf.  sup.  clenar  papalser  cou  acnanasa)  di 
3436  ur  tecsa  (cf.  Correz.  cit.  141  e  Ind.  less.  aur). 
Di  nuovo  nella  Mummia 

VII  6 — 7  trind-asa  .  sacnitn  .  an  .  cild-  ce%ane  sal  (cf.  XII 

11  sg.  ce^a  sal  ecc.  ^umsa) 
fa  riscontro  a  zal  acnanasa.  qui  sopra.     Cosi  ancora 

Pauli  Inscb.  Nordetr.  Alpb.  33  p.  16   niyßsiu  pikutiu  tisa  yrvil 
dove  a  -sa  precedono  immediati  due  omioteleuti,  da  cui  riceve  luce 
il  -sa  deir    epigrafe   etrusca   con   alfabeto   venetico    della   paletta 
enea  di  Padova  (Studi  ital.  di  filol.  class.  X  9 — 17) 
et  sua  leutiku  kaial  \  na  kina  tarisa  kvil 
Finalmente  (cf.  Danielsson  ap.  Torp  Etr.  Beitr.  I  30)  ancbe 

Fab.  2335  zivas  .  ceriyu  |  tesamsa  .  siid-id-  .  atrsr-c  .  escuna  . 
calti  sud^iti  mund-  zivas  mursl  XX,  dove  a  -sa  posto  fra  due 
zivas,  forse  congiunti  dal  -c  di  atrsr-c  (cf.  in  contrario  Torp.  Etr. 
Beitr.  I  46  Lemnos  59  Etr.  Notes  44),  segue  uua  cifra  plurale, 
mi  da  sospetto  cbe  sia  verbo  plurale  eziandio  esso  -sa\  tanto  piü 
che  bene  andrebbe  tesamsa  atrsr  se  mai,  con  acnanasa  clenar  e 
papalser  (cf.  Fab.  Pr.  Suppl.  419  sg.  con  Deecke  Etr,  Forsch.  V  4 
sacnisa  ecc.  acazr). 

Un  solo  fatto,  per  quel  ch'io  vedo,  sembra  contraddirmi  e  giu- 
stificare  l'avversa  sentenza  del  Torp:  l'associazione  cioe  di  acna- 
nasa con  arce  in  due  fra'  luoghi  citati  {clenar  zal  arce  acnanasa 
e  papalser  acnanasa  VI  manim  arce),  perche  arce  rendesi  dai  piü 
pur  sempre  'fecit'  secondo  propose  il  Deecke  Ann.  Inst.  1881 
p.  163  per  l'epigrafe  del  vaso  di  Tragliatella  mi  amnu  arce,  inter- 
pretando  'hoc  Amnon  fecit':  ma  di  tale  interpretazione  dubitarono 
Pauli  e  Schaefer  (Etr.  St.  V  174  s.  v.  contro  72,  e  Pauli's  Altit. 
St.  III  67),  il  Torp  Etr.  Beitr.  I  79  II  55  pure  accettandola  la 
giudicö  solo  ,,fast  sicher",  ed  io  poi  sempre  la  rifiutai  (cf.  Correz. 
284  a  4746  ecc.  e  giä  Iscr.  paleol.  16  n.  32),  perche  mi  parve  in- 
credibile  che,  posta  quella,  in  nessun'  altro  dei  tanti  e  tanti  pro- 
dotti  deir  arte  etrusca  a  noi  pervenuti,  fuori  del  misero  fittile  di 
Tragliatella,  non  occorresse  siffatto  vocabolo,  ed  anzi  manchino  af- 
fatto,  fuori  dei  noti  sogni  corsseniani,  epigrafi  di  artefici  etruschi, 
sieche  noi  „kein  etruskisches  Kunstwerk  mit  Kunstinschrift  kennen" 
(Furtwängler  e  G.  Körte   in  Pauly-Wissowa  Etrusk.  15  estr.).     A 


Etrusca  223 

me  manim  arce,  e  perö  (manim)  arce,  richiamo  sempre  sud^i  ma- 
nalcu  (cf.  il  nome  della  dea  res^ualc  e,  se  mai,  ipa  ma .  ani  in- 
sieme  con  ipa  cerurum  e  sud^i  cerixu  e  sud^i  hind-iu),  e,  congiunto 
con  clenar  zal  o  papalser  VI  acnanasa,  parve  significare  che  '  figli 
tanti  0  nepoti  VF  resero  al  defunto  nel  suo  sepolcro  gli  onori 
dovutigli  nella  loro  qualitä  di  acna-  (cf.  sud^i  ecc.  a^naz,  acnesem 
ipa,  loc.  sg.  hilari^une  eterti-c  caS-re  e  S'ene  'in  Siena'). 

Per  contro  alla  mia  persuasione  dei  verbi  -sa  plurali,  nem- 
meno  in  apparenza  sembrami  ostare  Fab.  2340  che  allegasi  a  rin- 
calzo  della  consueta  interpretazione  'figli  tanti  generö  [ej  lasciö' 
e  'nepoti  VI  lasciö',  perchi  ivi  ci  clenar  precede  ad  avence,  come 
clenar  ci  ad  acnanasa  e  clenar  zal  ad  arce  acnanasa:  nemmeno  in 
apparenza,    dico,    perche  trattasi   di  ce  .  .  .  .  s  .  ci  clenar  .  m  .  \ 

a avence,   ossia  di  testo  lacunoso   in   un  contesto  os- 

curo  e  controverso  dal  principio  alla  fine. 

Ora  sacnisa,  che  vedemmo  associato  con  due  voci  congiunte 
per  via  della  particola  -c,  al  pari  di  d^umsa  e  tin^asa  e  paralle- 
lamente  all'  associazione  ripetuta  di  acnanasa  con  un  plurale  in 
•r,  trovasi  associato  due  volte  con  voci  in  -s,  e  lo  stesso  fenomeno 
osservasi  di  tritanasa.     Abbiamo  infatti: 

ClE.  5176  aseies  :  ha  \  sacti .  isa  sopra  ossuario  volsiniese,  dove 
Fordinaria  emendazione  in  a(ule)  seies  (v.  Danielsson  ad  1.)  sem- 
brami escclusa  da  51G8  s.  asil :  sacni,  di  cui  non  si  tien  conto, 
forse  perche  precede  tifiia  :  tinscvil  e  trattasi  di  un  „saxum  qua- 
dratum  intus  per  totam  altitudinem  foramine  rotundo  pertere- 
bratum";  ma  entrambi  i  cimelii  sono  volsiniesi,  e  ben  va  l'epi- 
grafe  di  un'ara  sepolcrale  con  quella  di  una  tomba,  tanto  piü  che 
questa  si  dice  appunto  Fab.  2182  =  2131  sud-i  sacniu  (cf.  sud'i 
hind-iu  0  manalcu  o  atrenu  ecc.  e  asilm): 

Fab.  2169  atwu  \  sacni  |  sa  .  aturs  da  una  parte  della  stele 
vulcente,  che  reca  dall'  altra  [r]avn  \  S-u  sei  \  tiS-i,  dove  ativu  con- 
viene  alla  donna  ravnd^u  seitiS-i  come  atiu  a  CIE.  2767  lar&i 
seianti  fraunisa  piutes  e  aitu  a  3908  fa(sti)  hustnei  arznal;  quindi 
sacnisa  aturs'  di  per  se  parmi  risponda  egregiamente  a  aseies  sacnisa; 

Mumm.  XI  3  di  .  dapnests  .  tritanasa  .  handin  .  celi 
dove  la  condizione  plurale  del  -sa,  e  pero  conseguentemente  del  -s, 
sembrami  risultare  confermata  dal  doppio  -r  di  III  19  e  VIII  y  4 
dar  di  ecir  (Krall  58  frai  ,,ganz  zweifelhafte  Gruppen"),  a  guaren- 
tigia  del  quäle  sta  non  solo  VIII  12  dar  tei,  ma  si  CIE.  5167  di 
sviser  e  Cap.  3  ci  tar  tir  ia  cim-c  leva  (o  cim  cleva),  16  ci  tar  tir 
ia  ci  fir  (Torp  tur)^    21  tim  ecc.  tir  (cf.   tem  amer  sul  Cippo  di 


224  Elia  Lattes 

Perugia),  26  tqr  tir  Hai  (Torp),  28  sal-c  ecc.  tar  tiria,  33 — 34 
Xud^  tar  x^^  ci  sa  sine  (cf.  Mumm.  VIII  1  eis  saris). 

Come  pertanto  piü  sopra  i  figli  e  i  nepoti  avrebbero  fatto  la 
cosa  significata  da  acnanasa,  e  gli  altri  quelle  espresse  da  d^unisa 
sacnisa  tin^asa  d-ecsa  tecsa  tisa  tarisa  e  forse  tesamsa,  cosi  qui 
gli  aseies  e  aturs  e  d-apnests  la  cosa  indicata  con  sacnisa  e  tri- 
tanasa  :  la  quäle,  quant'ai  due  primi,  conghietturo  essere  stata 
all'  in  circa  la  consecrazione  dcUa  tomba,  e  quant'agli  ultimi  la 
celebrazione  della  libazioni  dovute  a  questa;  perche  dall'  un  canto 
aseies  sacnisa  e  asil  sacni  mi  ricbiamano  CIE.  5097  asilm  tul  insieme 
con  tular  sepolcro^  e  (Correz.  143)  tul  man  e  nesl  man  e  nesl  man 
e  tular  nesl  e  sud^i  manalcu  e  sud-i  sacniu  e  3754  sud-i  acil  (cf. 
ainl  si  e  avil-s  eis,  useti  uceti,  mamerse  mamerce  ecc.) ;  d'altro  canto, 
mentre  d-afna  ^ahvna  (cf.  ^upld-as  d-ufitld-as,  d-epri  d-efri  ecc.) 
sappiamo  omai  avere  significato  'tazza'  (Correz.  32  n.  2  e  95  a 
num.  1618  confermato  da  Danielsson  Sertum  pbilol.  ecc.  Johansson 
oblatura  103  sg.),  nel  rigo  precedente  a  d-apnests  leggiamo  vinum 
santists  celi  e  analogamente  Mumm.  X  /  1  sentic  vinum  d-ui  S^apd-ni. 

TL.  L'aceusativo  sg.  etrusco  usci  forse  in  -in  o  -n? 

Secondo  la  trascrizione  del  sig.  prof.  0.  A.  Danielsson,  per 
sommna  di  lui  cortesia  comunicatami  a  mezzo  del  dott.  B.  Nogara 
(Seguito  del  Saggio  Ind.  lessic.  etr.  177  s.  v.  anu),  nell'  arcaica 
epigrafe  della  fibula  chiusina  Fab.  806,  vuolsi  leggere  omai,  se 
mal  non  vedo: 

mi  arand-ia  velavesnas  zam  ad-im  anu  rhem  fevein  ketursi  kina 
(cf.  Danielsson  a  CIE.  5053  halasasnas,  Fab.  2279.  5  ad-is  &nam 
e  CIE.  5097  atim,  76  cana  ecc.  zanl  e  Mumm.  X  18  zanes  vuvnics)', 
dove,  ricordati  (Rendic.  Ist.  Lomb.  1894  XVII  638)  tinsin  tins, 
d-esnin  d^esan,  cesasin  (o  cesasin)  cesa,  hin&d-in  hind-a,  favin  faviti, 
■d-axsein  o  &axsin  ecc,  troverä,  parmi,  zam  ad-im  rkem  feve  ris- 
contro  in  CIE.  5093  tenve  mexlum  e  zilaxnve  pulum,  Mumm.  II  12 
ecc.  cletram  srencve  o  srenxve  (dieci  volte),  Cap.  28  ilucve  .  (isvei . 
tuleti .  nunus  .)  sed-utn  .  (sal-c  .  iliicu,  Torp.  nunu  .  s  .  e  sai  .  s  .), 
perche  in  tutti  cinque  codesti  incisi  sta  -ve  associato  con  -tn.  Ma 
accanto  a  tenve  mexlum  e  zilaxnve  pulum,  abbiamo  Fab.  2339  zi- 
laxnce  mei^lum,    e   cosi  verisimilmente  anche  CIE.  5097  [zilaxjnce 

med-lum   (apparente ice   o    T^ce)^    come   Fab.    Pr. 

Suppl.  399  (Mon.  ined.  Inst.  ecc.  Deecke  Etr.  Forsch.  VII  2  num.  1) 
zilace  ucntum  hece;  abbiamo  inoltre  quasi  di  sicuro  CIE.  5093 
m,azce  (Deecke)  allato  a  52  B  10  masve   (cf.  tnasu  mazutiu,   d-izu 


Etrusca  225 

d^isu  ecc):  puo  adunquö  esso  -ve,  associato  con  -m,  pareggiarsi  a 
-ce  di  uguale  compagiiia,    quäle  abbiamo,    oltre  ai  citati   esempli, 

in  Fab.  2598  atrum  i)  fier^rce,  2340  ....  avence  lupum,  2279 

erce  a&is  d^nam,  2340  puiam  amce  e  Mumm.  VII  19  anice  etnam^); 
e  puö  tenersi  quindi  per  un  esponente  verbale  come  -ce,  salvo, 
ben  s'intende,  che  il  contesto  lo  vieti  o  consigli  diversamente.  Con- 
fermano,  se  non  m'illudo,  siffatta  deduzione  Fab.  2754  limurce  sta 
pruxum  (Pauli  Etr.  St.  III  54  ecc.  'Limurce  weiht  den  JtQoxovg)  e 
Mumm.  XII  12  sg.  svem  d-umsa  tnatan  cluctras,  con  cui  sembra 
convenire  a  capello  (-m  con  -n)  l'etruscheggiante  Novilara  2  sg. 
polem  uvlhi  partenns  e  polem  iSairon  tet,  essendo  verbi  sicuri  sta  ^)  e 
&umsa  (v.  I)  e  per  lo  meno  probabile  tet;  e  s'aggiuuge  aversi 
CIE.  52  B  10  masve  ceicnei  allato  a  A  9  piiUace  ceicna  (cf.  A  11 
eure  malave  jmltace),  come  5033  insieme  tenve  zilaynve  e  mazce. 
Allato  poi  a  svem  d^umsa  matan,  avendosi  nella  Mummnia  stessa 
matam  e  celucn  celucum  e  forse  tutin  tutim,  vorremo  porre  Fab.  78 
tn  turce  ramd^a  (Pauli  Etr.  St.  III  68.  218  ecc.  Mies  schenkte 
Ramtha',  cf.  Fab.  2614  ter  tn  turce,  apparente  in  turct),  CIE.  1552 
(Correz.  81)  vel  sapu  ^n  turke  ed  Heibig  Bull.  Inst.  1881  p.  14 
kal  sta  tes  laie  d^n.  —  Ora,  considerato  essere  Limurce  soggetto  no- 

1)  Cosi  Torp  Zfvs.  1912,  45,  100  conforrae  al  disegno,  in  luogo  del 
solito  a^rum,  di  che  altrove:  non  mi  persuade  peo  la  siia  scomposizione 
del  gruppo  seguente  in  ßer^h  rce,  perche  abbiamo  CIE.  447  ßeres  turce 
e  301  turce  ßeres,  e  Fab.  2613  (autopsia  del  Pauli  Altit.  St.  III  19 sg.) 
trce  per  turce,  e  9 — 10  volte  ßer  nella  Mummia,  laddove  non  conosco  un 
solo  eserapio  di  rce  (Torp  per  arce  erce) ,  ma  soltanto  rc  e  rke-m  ancora 
enimmatici. 

2)  Per  etna-m,  cf.  itna  delle  grande  epigrafe  capuana,  dove  anche  viltur 
idvei  per  veltur  esvi-,  come  p.  es.  itruta  fem.  di  etru  (Pauli)  al  modo  che 
lauttüta  del  quasi  sinonimo  lautni;  Herbig  Leinwandr.  39  inclina  pero  alla 
novissima  opinione  del  Torp  che  si  tratti  di  una  particola  indeclinabile 
significante  'deinde'  ecc.  (cf.  Bemerk.  11  sg.  appunto  circa  itna  e  v.  qui  p.  233). 
Quanto  ad  amce,  a  me  non  pare  tuttodi  impossibile  vada  con  ....  avence 
(cf.  p.  es.  ramft^u  ravnS-u)  e  sia  un  verbo  attivo  passato  poi  a  dire  in  carte 
frasi  'e',  sieche,  se  mai,  p.  es.  puiam  amce  vada  all'incirca  con  lat.  nxorem 
duxit  (cf.  qui  avanti  p.  234). 

3)  Per  veritä  contro  Pauli  Torp  ecc.  ritornö  Herbig  Eh.  Mus.  1908, 
64,  133  sg.  all'interpretazione 'Stati  f.'  del  Corssen  e,  un  tempo,  delDeecke: 
ma  io  non  so  finora  seguirlo,  perche  sta  occorre  quasi  sempre  sopra  ana- 
temi  ceramici  e  quasi  mai  nelle  formole  onomastiche  degli  epitaffi ;  inoltre 
H.  tace  appunto  di  vuisinei  sta  inseparabile  forse  d'altronde  da  stas  stes  (cf. 
Correz.  68 sg.);  e  s'aggiunge  che  sta  tes,  finora  dimenticato,  ben  va  con 
tez  turce,  mina  tiurke,  mena^e  e  simili  verbi,  come  altra  volta  diffusamente 
cercherö  mostrare. 

Glotta  V,  3.  15 


226  Elia  Lattes 

minativo  di  sta  pru^um,  e  Vel  Lecates  A.\  tenve  meylum  e  züaynve 
pulum  e  mazce,  e  Surhiqs  züad-  purd^  di  zilace  ucntum,  e  Ramtha 
di  tn  turce  e  Vel  S'apu  di  d^n  turke,  io  non  so  quasi  dubitare  che 
codesti  -m  o  -n  siano  l'accusativo  oggetto  del  verbo  -ce  o  -ve,  cui 
vedonsi  associati,  tanto  piii  che  vel  sapu  i^n  turke  selvansßj  fa  il 
paio  p.  es.  con  lard-ia  :  ateinei :  fleres  :  tnuantrnsl  :  turce  (Herbig 
Die  etr.  LeinwaudroUe  39  'Lar-^ia  Ateinei  weihte  das  fleres  dem 
Muantrns').  Di  che  consegue  potersi  fondatamente  ricercando  per 
es.  nei  dieci  testi  di  cletram  srencve  o  srenyve  il  soggetto  nouii- 
nativo  probabile,  od  almeno  possibile,  scomporre  omai  con  qualche 
probabilitä  gli  squarci  nei  quali  occorrono  in  proposizioni  compiute 
ed  uniformi  e  distinte. 

m.  Etr.  sii-d^i  e  lena,  -al  -ale  -aia,  aisna  hifi'&u 

Giustamente  G.  Herbig  (Glotta  IV  1912  p.  177)  osserva  nelle 
sue,  come  sempre,  tanto  acute  e  caute,  quanto  istruttive,  con- 
siderazioni  sopra  'die  etruskischen  -a^-Formen'  che  la  mia  pro- 
posta  d'interpretare  arand-ia  e  hirminaia  ""(sede  sepolcrale)  di 
Arunte  ed  Herminia',  conae  aggettivi  (cf.  W.  Schulze  ZglE.  512. 
514  lat.  etr.  Crania  iixor  ecc.)  di  un  sottinteso  sud^i  'sepolcro'  ^) 
in  caso  nominativo,  si  fonda  sulla  conghiettura  che  esso  sud-i  fu 
„generis  feminini",  conghiettura  ch'egli  attribuisce  all'  influsso 
della  „alte  gänzlich  unbegründete  Etymologie  sud-i  =  lat.  *^sedes' 
(sc.  sepulcralis)":  per  contro  la  mia  persuasione  del  genere  femmi- 
nile  si  fonda,    indipendentemente  da  qualsiasi   supposizione  etimo- 

1)  Secondo  Rosenberg  Glotta  cit.  IV  1912  p.  52  cf.  63  „Pauli  die  Be- 
deutung 'Eigentum'  nachgewiesen  hat"  per  la  voce  sud-i  (cf.  68  su&  »all- 
bekannt« nei  senso  69  di  'gehören'),  e  cita  „Etr.  Studien  III  24 ff.":  ma  il 
Pauli  medesimo  V  67.  71  ecc.  156  interpreta  'sepulcrum',  come  tutt'i  periti 
e  prima  e  poi.  Mi  compiaccio  per  contro  che  auch'  egli  meco  (p.  52.  65) 
separi  nell'  iscrizione  di  Magliano  d-anra  da  mlax  (Torp  dietro  a  Milani 
mlax^anra),  ma  non  intendo  come  lo  stacchi  dal  congiunto  calus-e  (cf.  74 
nun&en  &esan  Uns  d^esan  'nunS-en  die  Morgenröte,  tins  die  Morgenröte',  mentre 
segue  aiseras  seus  e  quindi  d^esan  Uns  apparisce  parallelo  di  d-esan  eiseras 
seus);  ne  raeglio  intendo  come  egli  disgiunga  p.  64  aisna  hind^u  (per  lui 
'deus  animalis',  cf.  Herbig  Leinwr.  46)  dal  seguente  vinmn,  malgrado  eisna 
pevax  vinum  ed  eisna  hinO^u  heturn  (cf.  spurtn  eisna  hin&u  con  heci  spurta 
he/z  e  con  hexz  hetum).  Di  rimpatto  assai  mi  compiaccio  che  meco  al 
Eosenberg  71  sg.  ripugni  il  -m  congiuntivo:  quant'  alla  sua  opinione  che  sia 
esso  „das  etruskische  Eelativpronomen",  confesso  sembrarmi  essa  per  ora  non 
guari  meglio  fondata,  di  quella  del  Torp  che  siffatta  funzione  assegna  a 
etr.  ipa.  II  punto  di  partenza  delle  sue  dotte  indagini  concorda  d'altronde 
col  mio. 


Etrusca  227 

logica,  sul  fatto  (v.  da  ultimo  Indice  lessic.  s.  v.  atrenu  e  ceriyru 
e  cf.  Ind.  fönet.  Rendic.  Ist.  Lomb.  1908  p.  844  ii  :  a  q  385  a  :  u) 
che  il  nome  sud^i  trovasi  associato  con  parole  in  -u,  verisimilmente 
aggettivali,  cioe  atrenu,  ceri^u,  hin-9-iu  o  he(n)d^u,  manalcu,  sacniu, 
uspu  e  cosi  pure  su^ic  ceritiu;  sieche  mi  parve  potersi  spiegare  la 
non  casuale  costanza  di  codesto  -u,  allineandolo  con  quello  (cf.  anche 
CIE.  2403  furce  lard-i  led-anei  alpnu  anzichi  alpan  turce)  dei  noti 
femminili  ativu  atiii  aitu  velicu  d-anicu  ramd^u  vilenu:  cf.  -u  da  -un 
diminutivo,  oppure  col  Pauli  -u  da  -ui  -uia  e  sud^i  cen'xund^e  con 
-e  da  -ei  come  p.  es.  Ind.  fönet.  Rendic.  Ist.  Lomb.  1908  p.  814 
velia  caine,  lard^ia  velczne  (forse  solo  per  caso  coincidente  coli'  -u 
-0  femm.  umbro  osco^). 

Non  meno  giustamente  osserva  poi  Herbig  1.  c.  che  nell'  iscri- 
zione  mi  ma  lena  lard-ia  puruhenas  la  conghiettura  del  femminile 
„ganz  zu  versagen  scheint"  quant'  a  lena,  perche  -na  o  -a  „im 
Etruskischen  höchst  wahrscheinlich  ein  männliches  ist":  ma 
„scheint"  soltanto,  perche  abbiamo  pure  -a  -na  da  -ia  -nia  in  d'ana 
dea  e  donna  e  Correz.  96.  116  d^ana  atina  e  Tanusa  Atina,  d-a(na) 
vatina,  S^fana)  velid-ana  e  scansna;  e  cosi  io  sospetto  nei  matroni- 
mici  (Herb.  175)  vipin-al  ^mmpun-al  -petm-al  e  altri  simili  -n-al 
(cf.  Aclinal  Uclnial,  Aninal  Äninial  ecc.  Ind.  fönet.  Rend.  Ist.  Lomb. 
1908.  381),  direi,  da,*-n-i-al  (Herb,  propone  ,* vipinai-al,  jüngerer 
Nomin.  vipinei,  ^ vipina-aV-)  ^  sieche  sembrano  quasi  richiamare  le 
antiche  forme  toscane  (Ind.  fönet.  Rendic.  Ist.  Lomb.  1908  p.  380 
n.  36)  Tarquino  Lavina  e  simili.  D'altronde  non  so  tacere  il  dub- 
bio  che  l'antica  interpretazione  'Spiegel',  dall'  Herbig  conservata 
pel  suo  lena,  a  lui  suggerito  dalla  Mummia  (Agr.  Lwdr.  31  n.  2), 
non  convenga  al  contesto  di  quella,  e  che  il  confronto  con  mal- 
stria  scritto  sopra  un  simiie  aggetto,  e  con  male  malavisx,  e  se  mai 
m(q)lax  m(a)laka-s  etr.  lat.  Malacia,  pur  sempre  raccomandi  la 
precedente  lezione  malena  (che  fu  forse  nome  di  deitä,  al  pari, 
sospetto  io  oggi  ancora,    che  mal-str-ia),  e,  se  mai,   lo  stesso  lena. 

Altresi  giustamente  chiama  Herbig  „eine  verschrobene  Aus- 
drucksweise" (p.  178)  la  mia  traduzione  di  arnd-al  yuryles  d^anx- 
vilus-c  cracial  clan  ,,der  Arnthalische  (Sohn)  des  Churchle  und  der 
Tanaquil  Cracialischer  Sohn":   ma,    mentre   simiie  difetto  non   mi 


1)  II  sufF.  -u(n)  diminutivo  e  pero  servile  (v.  Ind.  lessic.  s.  v.  auliu 
aulu  e  cf.  inoltre,  insieme  con  lat.  ecc.  -on,  etr.  velu  d^epru,  tutti  laut- 
(ujn-i,  ossia  circa  'liberti',  quali  appunto  le  donne  Velicu  Oanicu),  per  ciö 
appunto  convenne,  penso,  al  genere  femminile,  anche  connesso,  se  mai,  col 
neutro  (Umbri  e  Osci). 

15* 


228  Elia  Lattes 

apparisce  decisivo  rispetto  a  lingua,  quäle  si  reputa  (cf.  Herb.  178 
Skutsch  ib.  188.  191)  l'etrusca,  affatto  diversa  dalla  latina  e  affini  tutte 
quante,  sta  pur  sempre  che  colla  interpretazione  da  me  immaginata 
sul  fondamento  dell'  -al  qui  ancora  nominativo,  io  volli,  non  sa- 
pendo  meglio,  evitare  la  grave  difficoltä  che  alla  dottrina  dell'  -al 
genitivo  proviene  dall'  uscire  in  -l  anziehe  in  -s,  come  appunto  il 
genitivo  usuale,  anche  quando,  come  qui,  segua  appunto  -s;  e  ciö 
in  una  lingua  appunto  amica  degli  omioteleuti,  specie  congiunti, 
come  qui,  mediante  la  particola  -c.  E  ben  riconosce  colla  con- 
suetä  lealtä  l'Herbig  medesimo  che  la  predetta  difficoltä  nel  modo 
da  me  immaginato  si  evita,  laddove  altrimenti  „das  Verhältnis  der 
-fa)l-  zu  den  -s-Genetiven  bleibt  auffallend":  ma  oppone  che  ,,die 
Beschränkung  der  -fa^Z-Bildungen  auf  bestimmte  Funktions-Kate- 
gorien ist  auch  dann  unerklärt,  wenn  wir  mit  Lattes  das  -(a)l- 
als  Wortbildungssuffix  auffassen".  Ne  io  lo  nego:  ma,  primiera- 
mente,  un'  interpretazione  che  di  due  enimmi  (l'avvicendamento  in- 
giustificato  di  -s  con  -al  e  l'ingiustificata  limitazione  dell'  -al  a 
certe  categorie)  sembra  nell'  ignoranza  nostra  risolverne  uno  (l'avvi- 
cendamento giustificato  dalla  diversitä  morfologica  dei  due  espo- 
nenti),  io  non  so  abbandonarla  solo  perche  non  risolve  insieme 
anche  l'altro.  In  seconde  luogo,  pur  questo,  cioe  la  limitazione 
deir  -al,  parmi  ricevere  qualche  lume  dall'  opinione  del  nominativo : 
sta  invero  il  fatto,  gia  piü  volte  accennato,  che  p.  es.  nel  caso  fre- 
quentissimo  dei  prenomi  arnd^  lard-  il  -s  genitivo  dove  riuscire 
incomodo,  malgrado  occorrano  cild-s  murss  (cf.  Herbig  179  n.  1), 
di  cui  nememeno  sappiamo  aneora  se  furono  per  avventura  vera- 
mente  genitivi  del  singulare;  quindi  l'opportunitä  di  surrogarvi  un 
„Wortbildungssuffix"  equipollente,  il  cui  uso  pote  poi  ognor  piü 
allargarsi  per  obbedienza  alla  legge  universa  del  minimo  mezzo  e 
della  semplificazione  grammaticale  conseguente,  al  modo  che  ac- 
cadde  fra  l'altro  nel  latino  volgare  e  nelle  lingue  romanze  appunto 
al  lat.  -ali-s.  Chiede  perö  a  ragione  Herbig  l.  c.  „Wie  stellt  sich 
aber  Lattes  das  Verhältnis  vor  in  Wortverbindungen  wie  Agramer 
Leinwandrolle  V.  22  f. 

sacnicla  \  cild--l  .  spur-al  .  med-lum-es-c?'-'- 
Ebbene,  queste  „Wortverbindungen"  non  solo  formano   anche   per 
me  come  per  H.  „eine  syntaktische  Einheit",  ma  questa  comprende 
eziandio  per  le  meno  la  voce  precedente  e  le  due  seguenti,  sieche 
la  particola  -c  congiunge  due  da  (cf.  Ind.  lessic.  s.  v.  -c): 

a&elis  .  sacni-cla  \  cilS^-l  .  spur-al. 

med-lumes-c  .  enas  da. 


Etrusca  229 

II  che  posto,  rimane  bensi  sgraziatamente  pur  sempre  „unerklärt", 
perche  s'abbia  me&lumes-c  anziehe  -mal-c,  alla  maniera  dei  pre- 
mesai  cüM  spural,  come  soprae  „unerklärt"  perche  cracial,  anziehe 
-das  equidesinente  del  premesso  &anyvilus:  ma,  giustificato  omai, 
secondo  mi  si  chiedeva,  pur  qui,  io  spero,  1'  -al  nominativo,  forse 
mi  si  permetterä  di  rifugiarmi  nella  supposizione  che  la  preferenza 
si  debba  a  ragioni  metriche  o  sintatticofonetiche  per  ora  sottratte 
alla  nostra  analisi.  In  ogni  caso  un  terzo,  per  quanto  piccolo, 
vantaggio  mi  sembre  ottenersi  coli'  opinione  dell'  -al  pur  qui  nomi- 
nativo (cf.  Herbig  op.  cit.  172  n.  3  circa  rescial  hind-ial  truial  e 
truials),  il  vantaggio  cioe  di  liberare  la  nostra  povera  grammatica 
etrusca  da  uno  dei  tanti  doppioni  morfologici,  di  cui  la  si  carica, 
quando  appunto  due  altri  felicemente  cadrebbero,  qualora  trovi 
seguito  la  concessione  dell'  Herbig  (op.  cit.  181),  non  tornare  di 
per  se  illecito  (,,es  steht  auch  freilich  nichts  im  Wege")  che  lemn. 
holaiezi  cpokiasiale,  e  perö  ancora  etr.  lar&iale  hulyniesi,  corri- 
spondano  a  lat.  -alis  e  -sivs  e  1'  -ale  si  confronti  „mit  unserem 
Nominativ  arad-iale". 

La  persuasione  che  gl'inevitabili  doppioni  desinenziali  si  deb- 
bano  in  una  lingua  ignota  supporre  col  piü  grande  riserbo  e  solo 
costretti  da  assoluta  necessitä  (cf.  ora  Rosenberg  Glotta  cit.  73  la 
„Annahme"  di  ,,ein  Wort  mit  zwei  Bedeutungen  ist  methodisch  ein 
letzter  Ausweg,  wenn  es  aus  sachlichen  Motiven  nicht  anders  geht"), 
m'  impedisce  altresi  di  separare  (Herbig  op.  cit.  176)  hirminaia 
lariceia  ecc.  da  helenaia  ecc.  e  teuere  questo  nominativo  per  „Re- 
flex" del  gr.  i^d^rivaia  e  stimar  quelli  dei  genitivi,  se  bene  intendo, 
in  -ai-a(l)  o  -ei-a(l).  S'aggiunge  poi  qui  la  vecchia  obbiezione 
(cf.  Bugge  Etr.  u.  Arm.  143),  che  non  si  possa  col  Pauli  reputare 
-a  un  resto  di  -al  in  tempi  nei  quali  questo  apparisce  ancora  tanto 
rare;  mentre  la  difficoltä  opposta  (Herbig  177)  alla  conghiettura  dell' 
-aia  -eia  -ia  agettivale  femminile,  che  ,,das  mi  in  solchen  Typen 
auf  sehr  verschiedenartige  Dinge  bezieht",  sembrami  di  non  grande 
peso,  giacche  trattasi  sempre  di  „Dinge"  sepolcrali  {su9-i  o  sud-ina). 

Ne  meglio  che  hirminai-a,  mi  capacita,  il  confesso  con  titu- 
banza,  che  in  ara&iale  e  simili  (cf.  marale  velcialu  trepalual)  sia 
(Herbig  183)  „die  erstarrte  -aZ-Form  durch  das  so  häufige  nomi- 
nativische -e  noch  besonders  gekennzeichnet  worden,  gerade  so 
wie  wir  neben  arnd^,  lard^,  laris  die  vom  Standpunkt  einer  theo- 
retischen Sprachökonomie  überflüssigen  Formen  arnd--e,  arut-e, 
arvnd--e,  lard--e  (s.  oben  S.  167),  laris-e  besitzen  oder  erschließen 
können".     Io  non  so  invero  separare  arad-iale  lardiale  da  arnd^iali- 


230  Elia  Lattes 

-sa  lard-iali-sa  e  da  trnials  truial  o  frilials  trilial  (v.  Ind.  lessic.  s. 
V.  axsi)  e  simili,  considerato  che  -s  cade  sovente  giä  negli  arcaici 
epitaffii  orvietani  e  che  -e  si  avvicenda  per  varie  cause  con  -i  in 
fase  fasi,  ilucve  ilucui,  ave  avi,  nulad^e  nuld^i,  zile  zili,  purd^ne 
eprd-ni  ecc.  (cf.  Ind.  fönet.  Rendic.  Ist.  Lomb.  1908  p.  518.  11); 
ne  mi  spaventano  le  possibili  analogie  latine  (cf.  Herbig  186  n.  1), 
meno  pericolose,  oso  sospettare,  delle  preoccupazioni  anticorsseniane, 
alle  quali  soltanto  nella  povertä  del  mio  ingegno  („es  wird  eine 
Schwäche  meiner  Denkweise  sein"  per  usar  le  parole  del  nostro  la- 
grimatissimo  Skutsch)  io  so  attribuire,  con  grande  peritanza  e  non 
senza  qualche  dolorosa  vergogna,  la  tenace  fede  nei  genitivi  -al  e 
-sa,  nel  genetivus  genetivi  -sla  (per  me  diminutive  del  nominativo 
-sa),  nel  mi  'hoc'  e  d-u  'non  due'  (cf.  Herbig  186  con  Skutsch 
lingua  etr.  156)  e  altrettali. 

rv.    Aneora  di  alcune  voei  etrusehe  in  -m  o  -n 
(cf.  Cxlotta  IV  4  p.  224—226) 

Accanto  a  zilay^nve  zilayjnce  e  masve  mazce  abbiamo  zilayjiu 
e  masu  (CIE.  4538  A  14):  cosi  ilucu  e  tenu  accanto  a  ilucve  e 
tenve ;  mi  uasce  quindi  sospetto  che  nella  stessa  relazione  stiano 
anu  e  feve-  della  fibula  chiusina  secondo  la  riferita  revisione  del 
Danielsson,  e  che  quindi  zam  ad^im  anu  rkem  feve-in  ketursi  kina 
dica,  per  figura,  all'  incirca  'splendidam  fibulam  dedit  auream  do- 
navitque  Cetrii  cina'  (cf.  lat.  Cinna  con  W.  Schulze  Lat.  Eigeun. 
268  etr.  ced-urna  e  lat.  Ceternius  Cetrius,  e  con  Danielsson  CIE.  28 
tüesi  calesi  cina).  A  conferma  del  quäle  sospetto  sta  poi  primiera- 
mente,  che  come  qui  anu  feve-,  cosi  CIE.  301  turce  anu:  cf.  438 
tez  turce  e  1546  mina  tiurk[e],  insieme  con  Partiunus  Partunus  e 
simili,  e  436  menayß  den  ceya  di  contro  a  Fab.  2613  trce  den  ceya,  e 
CIE.  4538  A  23  scuna  mena  e  B  10  turune  scune  e  Garn.  Append. 
906  menu  turu,  secondo  giä  per  molta  parte  avverti  Torp.  Etr. 
Beitr.  I  22.  26.  41.  89  II  25.  98;  inoltre  cf.  Fab.  Primo  Suppl. 
399  (Deecke  Etr.  Fo.  VII  2  e  Danielsson  ap.  Torp.  Etr.  Notes 
20.  1)  zilace  hecce  o  hence,  ed  a  Narce  CIE.  8413  ziyuye  zinace,  e 
forse  Fab.  2228  mimi  avue  (Danielsson  Berl.  Phil.  Woch.  1906. 
594  „zweifellos"  avle),  come  teste  menu  turu  e  mina  tiurkfej,  e 
tantosto  mulue-  e  d^ance  sca  e  d^ra  sce.  In  secondo  luogo,  come 
turu  turce,  ziyu  ziyuye,  menu  (fninu  mine  mina)  menaye,  hard-na 
fard^ana  fard^naye,  cosi  allato  ad  anu  pare  abbiasi  ance  (Fab. 
Terzo  Suppl.  322  autopsia,  contro  Torp.  Etr.  Notes  20  num.  25 
„my  own    copy"),   di   cui  nuovamente   qui  avanti,    al  modo   forse 


Etrusca  231 

di  hecce  o  hence  allato  a  feve-.  Terzo,  couie  anu  trovammo  asso- 
ciato,  al  pari  di  feve-  züaxnve  tenve  ilucve,  con  voci  in  -7n,  cosi 
l'equidesinente  d^ucu  ben  tre  volte,  secondo  pare,  nella  Mummia: 
X  4  vacl  ar  ratum  x^^^  peS^ereni  d-ucu,  ib.  13 — 14  [sulsjle 
ca&naim  elf  ad  d-imitle  unu&  [sjuzeri  ipa  ^ucu,  XI  y  4 — 5 
streta  satri  enac  d-ucu  hamcped^es  rinus  d^ui  aras  mucum.  — 
Quanto  poi  all'origine  della  -u  di  turu  e,  se  mai,  di  anu  e  simili, 
insieme  con  ilucu,  oltreche  ilucve  abbiamo  Cap.  29  ilucui  (cf.  aS^nu 
ad-nui,  vecu  vecui,  rani^u  ranö^ui),  mentre  allato  a  Cap.  18  mulu 
(cf.  Rendic.  Ist.  Lomb.  1900  p.  525  sg.  fansina  mulu  e  tre  volte  mi 
mulu),  possiamo  porre  mulue-  di  CIE.  2334  mulue-v(e)neke  (cf.  mul- 
veneke  muluvanike  ecc),  che  richiama  lat.  etr.  Begoe  rimpetto  ai  teste 
ricordati  vecu  vecui  (cf.  Vecuvia  e  lat.  etr.  Vegoia  e  v.  Herbig  ap. 
Thulin  Rom.  Mitteil.  1907  XXII  263);  d'altro  canto  perö  allato 
a  zixu  sta  Cap.  61  zixun,  che  richiama  aplu  aplun  e  afu  afun, 
e  meglio  mulu  mulune  insieme  con  turu  turune  turunke  turuce 
turce,  e  zixuxe  allato  a  zixu  zixun  e  d-apicun  slapixun  (cf.  Rendic. 
cit.  560  sg.). 

Come  d'altronde  svem  d-umsa  matan  e  tn  turce  o  d^n  turke 
prima  veduti  (Glotta  1913  IV  4  p.  225),  cosi  CIE.  24U3  ecn  turce  e 
Fab.  Pr.  Suppl.  449  ecn  füre  (cf.  ta  e  eca  avauti  suS-i  'sepolcro'): 
ora  Don  diversa  condizione  penso  di  presente  offrire  sren  d-ra  sce 
del  famoso  specchio  con  Ercole  allattato  da  Giunone.  Invero  oltre 
a  turu  iure  turce,  conosciamo  tura  trce  e  d^rce  o  meglio  flerd-rce 
(cf.  Mumm.  II  10.  IV  9  raxO^  tura  con  VI  15  rax  ture,  e  Fab. 
2613  fleres  trce  e  2598  flerd-rce  con  CIE.  447  fleres  turce  e  301 
turce  fleres);  e  sta  sce  a  sca  (cf.  Ind.  lessic.  16.  175  =  205  d^ance 
sca  numnal  acil  e  laucanes  sca  e  d-amce)  ed  a  scune,  come  ture  a  tura 
0  d^ra  e  turune  teste  allegati,  sieche  d-ra  sce  congiuntamente  ap- 
paiono  ridare  turune  scune  congiunti.  Inoltre,  confrontati  eca  sren 
tva  ix  nac  dell'epigrafe  specolare  predetta  con  CIE.  4593  (Correz. 
277)  Ica  hv  ic  sre  nac  di  un  epitaffio  perugino,  prima  sospetto,  ma 
omai  quindi  sincerato,  apparisce  stare  sre-n  a  sre  come  t(a)-n 
ec(a)-n  a  ta  eca:  che  se  poi  qui  abbiamo  eca  sren  dra  e  lä  ecn 
ture  0  turce,  sara  il  caso  di  da  per  clan  e  di  aclxa(n)  spurta(n) 
allato  a  aclx(a)n  spurt(a)n  (cf.  Mumm.  V.  17  sg.  trinum  hetrn 
aclxa  ais  cemnac  con  X  9  sg.  trinum  hetrn  aclxn  eis  cemnac, 
e  X  /  4sg.  heci  spurta  ecc.  hexz  con  XI  10  favin  ufli  spurtn  eisna 
e  con  nacum  hind-u  vinuni  e  hinü-u  hetum  e  etnam  esa  ecc.  tan- 
tosto,  ed  eim  ein  ei,  in  i,  an  a  q  celucum  celucn,  matam  matan, 
le&am  letem  led-n-s  led-a  e  leta,    cexam  cexa).    Poste  le  quali  cose, 


232  Elia  Lattes 

l'iscrizione  dello  specchio  non  accennerebbe  al  contenuto  del  di- 
segno,  se  non  colla  parole  Herde  Unial  clan,  che  mancano  ap- 
punto  all'epitaffio;  e  lo  specchio  dovrebbe  tenersi  dedicato  da  tale 
che  avesse  avuto  ragione  particolare  di  rendere  a  quello  ouoranza, 
mentre  poi  il  nome  suo  qui  taciuto,  chiaro  e  certo  risultava  dal 
nome  e  luogo  del  sepolcro;  e  andrebbe  sre-n  S^ra  (cf.  sup.  iura  scuna, 
mena  mina)  collo  sta  pru^um  registrato  in  principio  di  quest'in- 
dagine. 

Nella  stessa  fainiglia  grammaticale  di  sta  d-ra,  e  cosi  fard^ana 
hard^na  e  simili  verbi  finiti  in  -a,  inclino  io  poi  a  coUocare  pur 
sempre  (Saggi  e  Appunti  45  sg.  Ultima  colonna  3.  8  sg.)  eziandio 
aisna,  che  sette  volte  occorre  nella  Mummia  per  cinque  volte  eisna, 
entrambi  per  lo  piii  associati  anch'essi  con  voci  in  -m  o  -n:  X 
19 — 20  ratum  aisna  leitrum;  IX  y  1  nacum  aisna  hind^u  vi- 
num  e  IV  22  eisna  pevax  vinum  e  XII  7  eisna  hind-u  hetum  e 
XI  10  spurtn  eisna  hind-u;  XII  9  etnam  aisna  ix  matam  e  XII 
1 — 2  etnam  aisna  ix  nac  reusce  e  XI  15  sg.  etnam  aisna  esa  ix 
hud^is  zad^rumis  flerxve  trfinj  e  VI  12  etnam  eisna  ix  fleres 
crapsti;  XI  12  etnam  aisna  ceial  o  cesal.  Ben  dieci  volte  pertanto 
ripetesi  detta  associazioue  in  esemplari  piii  o  meno  analoghi,  e 
perö  tali  che,  come  l'associazione  prima  studiata  di  voci  in  -m  o 
-n  con  verbi  in  -ce  o  -ve  o  u  o  -sa  o  -a,  mal  puö  presumersi  in 
tutti  fortuita,  e  ben  puö  conghietturarsi,  almeno  in  alcuni,  non 
diversa  da  quella  di  sta  pruxum.  Fortuita  per  contro  e  l'associa- 
zione delle  voci  in  -m  -n  con  eisna  nella  Mummia  IX  y  2  dem 
cialxus  lauxumneti  eisna  d-axsein,  si  perche  il  numerale  dem  suona 
sempre  tale  in  qualsiasi  compagnia,  e  si  perche  d-axse-in  (cf.  VI  5 
ham(pe&i  etnam  laeti  anc  d-axßin)  va  verisimilmente  con  tins-in 
fav-in  e  simili  soprallegati  per  feve-in:  pote  perö  trovarsi  uno  -m 
-n  vero  nel  seguente  rigo  omai  illeggibile,  mentre  poi  eisna  daxse- 
in torna  forse  parallelo  a  anu  feve-in  (cf.  etnam  ecc.  daxs-in  con 
etnam  aisna).  Manca  invece  affatto  la  compagnia  di  -m  o  -n  in 
M.  VII  11  heda  aisna  clevana  (Herbig  etr.  Leinwandr.  18  vanS): 
ma,  a  tacer  qui  d'altro  (p.  es.  acc.  plur.  e  simili),  led-a  leta  per 
leS-am  (cf.  ledn-s)  e  da  per  dan  ecc.  sopra  citati  per  eca(n)  sren 
d^ra  sce  di  contro  a  ec(a)n  e  t(a)n  turce  ture,  c'insegnano  tornar 
lecito  il  sospetto  che  l'uno  o  l'altro  dei  due  -a,  fra  cui  sta  aisna, 
debbasi  compire  in  -a(tn)  o  -a(n);  inoltre  cf.  X  y  4  sg.  hed  spurta 
ecc.  hexz,  che  suggerirä  forse  per  heda  a  suo  tempo  spiegazioue 
diversa.  Qui  perö  giova  subito  avvertire,  che  leda  ledam  e  da 
dan  e  simili  consigliano  il  sospetto  in  ogni   caso    molte  piü  essere 


Etrusca  233 

per  avventura  nei  testi  riferiti  di  aisna  le  parole  in  -in  o  -n,  che 
non  appaiano,  specie  se  si  consideri,  come  di  frequente  cadde 
pure  in  etrusco  il  -s,  quando  due  tali  insieme  concorrano:  p.  es. 
Fab.  2621  suris  ei  per  suris  eis  del  piombo  di  Magliano,  acs  pri- 
umne  Fab.  2514  bis  per  ac7is  priumnes  Fab.  305,  vel  anes  clauce 
CIE.  1725  (Danielsson)  sopra  ossuario  chiusino  per  vel  anes  clauces 
Not.  d.  Scavi  1900.  215  (Gamurriui)  sopra  base  figurata  del  pari 
chiusina;  e  giä  fra  gli  arcaici  epitaffii  volsiniesi  p.  es.  4955  mi 
larice  mulvenas  su&i  allato  a  4986  mi  larices  tela&uras  sud-i; 
inoltre  cadde  appunto  -m  nel  vinu  talina  trinaxe  della  situla 
Tridentina,  in  coufronto  col  vinum  trinum  deila  Mummia,  oltreche 
in  ei  Uta  cexa  confrontati  con  eim  le^am  cexam;  quindi  probabil- 
mente,  con  aisna  eisna,  come  ratum  leitrum,  cosi  nacum  hind-u(m) 
vinum  o  hetum,  spurtn  hind-u(m),  e  forse  etnam  reusce(m)  e  esa(m), 
qualora  si  mandi,  giä  dissi,  etna-m  con  Cap.  6  itna  (cf.  nella  mede- 
sima  isc.  Capuana  p.  es.  viltur  isvei  per  veltur  esvis-c),  secondo  pro- 
pose  un  tempo  il  Torp,  Bemerk.  (1905)  p.  11.  Egli  perö  dappoi,  KZ. 
1907  XLI  190,  cercö  per  contro  dimostrare,  che  fosse  esso  etnam 
una  congiunzione  indeclinabile  significante  'darnach'  o  'deinde', 
incontrandosi  senza  saperlo  col  Deecke  (lettera  8  XII  1893  ^,et- 
nam  möchte  ich  für  eine  Konjunktion  halten  =  'und'"):  il  che  posto, 
sarebbene  il  -m  indipendente  affatto  dalla  compagnia  di  aisna, 
quanto  quello  qui  sopra  di  dem.  E  per  veritä  i  contesti,  da  lui 
al  nuovo  suo  intento,  raggruppati  parvero  anche  a  me  di  primo 
acchito  „sehr  beachtenswert"  (Herbig  etr.  Leinwandr.  39):  ma 
osta  alla  deduzione  del  Torp  primieramente  itna  (cf.  tantosto  l'in- 
certo  etna-x  insieme  con  tesi-m  celucu-m  celuc-n  ad-umit-n  ecc), 
di  cui  egli  a  proposito  del  suo  secondo  etnam  tace  affatto;  ora  a 
vacil  itna,  come  si  ha  nella  tavoia  fittile  capuana  lin.  6,  risponde 
preciso  Mumm.  VIII  16  sg.  vacl  etnam,  con  cui  verisimilmente  va 
VI  10.  VIII  1.  XII  9  vacltnam  (fra  l'altro  cf.  VII  5  etnam  ecc. 
CD  con  XII  9  e  VII  12  =  XI  15  vacltnam  e  cntnam  entrambi 
preceduti  dalla  cifra  JMJJ,  e  con  X  y  3  putnam  ^u  calatnam  e 
XI  13  tuxla-c  ed^ri  suntnam).  In  secondo  luogo  manca  alle  col. 
IV  6  IX  della  Mummia,  pervenutci  quasi  integre,  si  etnam  e  si 
vacl,  e  occorre  etnam  nelle  col.  VII  e  XI  ben  16  e  10  volte  rispet- 
tivamente,  dove  anche  vacl  rispettivamente  6  e  3  volte.  Terzo, 
codesto  etnam,  il  vocabolo  piü  frequente  della  Mummia  (40  volte), 
mai  finora  non  si  incontrö  altrove:  fenomeno  inesplicabile,  se  fu  una 
congiunzione  per  dire  semplicemente  'deinde',  ma  facile  a  intendere 
se,  col  Krall  e  con  me  e  col  Torp  medesimo  un  tempo  (Etr.  Beitr. 


234  Elis,  Lattes 

I  59.  82  II  28),  vi  si  ravvisi  il  nome  di  alcuna  cosa  sacra,  con- 
forme  alla  sua  associazione  appuuto  con  aisna  e  altresi  con  als 
aiseras  aisunal  celucum  (cf.  cel  e  turniucas  e  lat,  etr.  Caelius)  tesiin 
fari^an,  e  per  via  di  ix  con  fleres  e  ftery^ve.  E  si  aggiuuge  che 
allato  a  etna-m  forse  vuolsi  porre  Gam.  804  lin  2  etnay^^  pure  dal 
Torp  Etr.  Beitr.  I  82  registrato  come  „Nebenform"  di  quelle, 
quando  ancora  niente  sapevasi  del  cimelio  d'  itna:  a  me  piace  perö 
piuttüsto  leggere  aunet  nay  (e  in  ogni  caso  etna-x,  perche  secondo 
l'autopsia  dell'  Undset  ap.  Bugge  Beitr.  I  109  non  segue  ceyam 
arce,  me  ceya  mi  arce).  —  Checche  sia  tuttavolta  di  ciö,  e  parimeute 
di  itna,  per  lo  meno  quanto  ai  contesti  di  aisna  eisna  con  ratum 
leitrum,  vinum,  hetum,  spurtn,  fleres-,  non  mi  persuade  finora  la 
comune  opinione  che  si  tratti  di  un  aggettivo  derivato  da  ais  'dio', 
oppure  di  un'ampliazione  sinonima  di  questo,  sieche  aisna  InnS-u  valga 
'deus  animalis'  (cf.  Torp.  Etr.  Beitr.  I  82  II  74  Monatsdat.  15,  con 
Herbig  etr.  Leinw.  32  n.  1  circa  'den  Aiser  angehörig'  o  'gött- 
lich', 42  'deus  animalis'  e  cosi  e  Etruscan  Rel.  in  Hastings  Encycl. 
V  535.  20,  di  che  v.  per  ora  Glotta  IV  4  p.  226  n.);  e  continuo  a 
sospettare  (Saggi  App.  45  sg.)  che  come  sta  pruyum  circa  'stat'  o 
'statuit',  cosi  aisna  eisna  circa  'sacrat'  o  'sacravit'. 

Qualora  poi  si  rannodi  etna-m  con  itna  e,  se  mai,  con  etna-x, 
bene  per  me  andra  VIII  19  cepar  nac  amce  etnam  (cf.  sup.  etnam 
aisna  ix  nac  reusce)  con  Fab  2340  puiam  amce,  specie  se  con- 
fronto  dall'un  canto  zilad-  amce  mexl  con  zilace  ucnt{u)m  hecce  e 
zilaxnve  pulum  e  tenve  meylum,  e  dall'  altro  puia  ame  o  am(e); 
giacche,  mentre  mi  nasce  dubbio  che  in  questi  ultimi  esemplari 
(v.  Ind.  lessic.  s.  v.)  si  tratti  di  piiia(m) ,  mi  domando  quäle  sia 
stata  l'originaria  significazione  di  amce  ame,  da  cui  nacque  (cf. 
....  avence  insieme  con  ravnd-u  ramd-u)  quella  di  'fu'.  Quanto 
alla  persuasione  di  quasi  tutti  i  periti  che  puiam  amce  debbasi 
rendere  'uxorque  fuit',  deploro  di  non  essermeue  acora  potuto 
capacitare  (cf.  sup.  225  n.  2). 

Pareggiato  a?nce  in  se  e  per  se  a  turce  zilaxnce  e  simili,  si 
conferma  la  conghiettura  proposta  qui  sopra  che,  come  a  quelli 
tum  zilaynu,  cosi  stia  anu  ad  ance  (Torp.  Etr.  Notes  22  nuni.  25 
amce  ,,my  own  copy");  cf.  zilai^  tarxnal^i  ance  con  zilc  paryis 
amce  e  d^ance  d^amce,  le&n-s  led-am,  celucn  celucum  ecc. 

Con  sta  pruxum^  e  meglio  con  nacum  aisna  hin&u(m)  vinum 
e  eisna  hind^u(m)  hetum  e  spurtn  eisna  hind^u(rii),  vuolsi  anche 
mandare,  a  parer  mio  (cf.  Saggi  e  App.  15.  17)  la  formola  ed^rse 
tinsi(m)    tiurim   avils  x^^p    otto   volte    incontrata    nella  Mummia, 


Etrusca  235 

primache  l'Herbig  scoprisse  il  nuovo  frammento  che  ci  da  la  nona 
(Leinw.  7).  Circa  la  quäle  formola  posso  io  compiacermi  che  il 
Torp.  Etr.  Beitr.  II  21  concordi  meco  (Saggi  e  App.  11  sg.), 
senz'  avvedersene,  in  quanto  reputa  verbo  finito  la  parola  princi- 
pale  ed-rse  e  la  rannoda  a  e^^n ;  insieme  perö  la  rannoda  egli  bensi 
ai  verbi  in  -sa,  ma  vi  scorge  la  1  *  persona  sg.  del  preterito,  laddove 
ne  scorge  p.  es.  in  iituse  la  3*  persona  (Etr.  Beitr.  II  106  Bemerk. 
12  'gegeben  hat')  e  in  acnanasa  sacnisa  e  simili  la  3*  del  presente 
(Etr.  Beitr.  I  20  Zw.  Reihe  12);  per  contro  a  rae  i  contesti  sembrano 
dimostrare  che  tanto  i  -se,  quanto  i  -sa,  sono  terze  persone  del 
preterito,  e  difieriscono  solo  pel  numero,  plurale  nei  -sa,  secondo  mi 
studiai  ridimostrare  precedentemente  (p.  221),  e  singulare  nei  -se,  al 
modo  di  iure  turce  sce  menaxe  turune  scune  e  tanti  altri  -e.  Quanto 
poi  all'  originazione  di  esso  -se,  penso  doversi  oltre  ai  -sa,  ricordare 
etr.  lat.  arse  verse  e  etr.  arse  due  volte,  pare,  nella  Mummia,  dove  X 
18  d^ui  uceti,  pare,  sta  allato  a  XI  9  d^ui  useti,  come  altrove  eiceras 
■d-ußi^i  allato  di  aiseras  (Ind.  lessic.  s.  v.)  d^ufld'icla,  e  inversamente 
mamerse  di  mamerce  e  q)uhiise  di  cpulnices,  sieche  non  mi  torna 
impossibile  che  sia  -se  mera  Variante  fonetica  di  -ce.  —  L'intera 
formola  interpreta  il  Torp.  Etr.  Beitr.  II  21  'ich  habe  ge  -  -  t  für 
den  Tag  und  für  den  Monat'  (cf.  I  100  'des  Tages  und  des  Mo- 
nates des  Jahres'  e  Skutsch  La  lingua  etr.  tr.  Pontrand.  48),  con 
tre  maniere  diverse  di  genitivo  {-si  -ri  -s),  quali  da  lui  si  giudi- 
cano,  cioe  tin-sl,  tiu-ri-m  e  avil-s,  senza  che  veggasi  la  ragione 
della  diversitä,  ne  intendasi  come  da  avil-s  possa  staccarsi  il  suo 
costante  equidesinente  compagno  x^-*'-  Dalla  quäle  costante  com- 
pagnia  pare  a  me  appunto  doversi  muovere  il  passo,  ossia  dalla 
condizione  di  avil-s  ^i-s  genitivi  del  numero  singolare  certissimi, 
perche  cosi  esce  questo  infinite  volte  ne'testi  etruschi  onomastici, 
i  quali  insieme  ci  danno  cento  e  cento  avil-s  o  avil-s  di  pari  con- 
dizione (Pauli  Etr.  St.  V  91.  121.  154  'anni',  Torp.  EB.  I  100 
'des  Jahres'):  che  se  talvolta  si  rese  con  'anni'  plurale,  ciö  pro- 
venne  in  parte  dal  paragone  coli'  annos  annorum,  degli  analoghi 
epitaffii  latini,  paragone  punto  decisivo,  come  bene  avverte  lo  Skutsch 
(lingua  etr.  tr.  Pontrand.  49),  per  la  morfologia  etrusca;  in  parte 
dalla  societä  con  cifre  spettanti  al  numero  dei  piü,  quantuuque 
gia  il  Pauli  (V  126)  ammonisse  „daß  die  mit  avils  und  tivrs  ver- 
bundenen Zahlwörter  in  der  Tat  als  Ordinalia  aufzufassen  sind", 
ed  io  avessi  ricordato  lat.  volg.  'LXVII  aetatis  anu'  e  simili  (Saggi 
e  App.  206  ecc.  Ind.  lessic  s.  v.  n.  51):  documento  per  avventura 
d'uso  antichissimo,  secondo  sappiamo  di  piü  volgarsimi  (cf.  etr.  cian- 


236  Elia  Lattes,  Etrusca 

tinei  clantinei,  mamerse  mamerce  ecc),  e  in  ogni  evento  di  uso 
tanto  meiio  sorpendente  per  i  piü  fra  gli  studiosi,  quanto  piü  dis- 
costo  dal  romano.  Ne  meno  certa  si  e  la  condizione  del  nome 
appellativo  tiurim,  che  precede  immediato  ad  avils  xis,  e  vuolsi  credere 
lino  a  prova  contraria  lo  governi,  conforme  alla  relazione  consueta 
fra  i  nomi  di  caso  genitivo  e  quelli  con  essi  associati  di  uscita  di- 
versa;  infatti  Fab.  2119  (Pr.  Suppl.  p.  113)  avils:  XX:  tivrs  sas 
'(morto)  del  (suo)  anno  vigesimo  (e)  del  mese  sesto'  (cf.  Skutsch 
Glotta  III  344),  insegna  essere  tiu-ri-m,  corae  tiv-r(i)-s,  derivato 
col  suffisso  di  d^an-r  ais-era-s  hap-re  ecc.  (cf.  d-ana  S^an-xv-il  e 
^anra  d-anura  d^anur-si,  ais  aes-ar,  fapi  lat.  Fahius  Faberius)  da 
tiv-s  tiu  'luna';  mentre  mauca,  parmi,  di  giusto  fondamento  la 
conghiettura  (cf.  Torp.  Etr.  Beitr.  I  69.  94)  che  fa  di  tivrs  un 
gen.  plur.  di  tiv-s,  nessun  certo  o  probabile  genitivo  siffatto  in  -s 
di  un  plurale  in  -r  essendosi  mai  finora,  a  mia  notizia,  incontrato. 
Riesce  quindi  ed^rse  tiurim  analogo  di  zilace  ucntum,  [zilaxjnce 
meMum,  zilaxnve  pulum,  sta  pruxum;  e  resta  ancora  a  determinare 
tinsi,  che  il  Torp  (Etr.  B.  I  99  sg.)  stima  „einen  entschiedenen 
Genetiv"  significante,  secoudo  gli  suggeri  il  Bugge  'giorno':  ma 
velsi  navesi  e  simile  voci  in  -si  nessuno  dubita  essere  nominativi, 
e  di  0-anursi  giä  l'arcaico  epitaffio  volsiniese  CIE.  4947  da  il  ge- 
netivo  d-anursiefsj  (cf.  Correz.  111  pupanasi-s  con  lat.  Pomponisius 
e  urnasi-s);  quindi  tinsi(m)  tiurim  bene  andrä  con  sup.  hind-u(m) 
vinum  o  hetum  (cf.  vinu  vinuni,  Uta  lei^atn,  ei  eim  ecc),  e  accanto 
ai  mesi  etruschi  Ermius  e  Caelius  (cf.  il  nome  del  dio  cel)  poträ 
Stare  il  'mese  Giovio'  (se  mai,  cf.  ven.  tineh  mesneh). 

Come  e&rse  tiurim,  sta  pruxum,  ec(a)n  ture  e  simili,  cosi  poi, 
amio  avviso,  cisum  pute,  che  sette  volte  (Saggi  e  App.  39  sei  e  Herbig 
Leinw.  7  la  settima)  segue  nella  Mummia  immediatamente  a 
tiurim  avils  xi^,  ed  una  quasi  immediamente,  laddove  a  tre  altre 
manca  la  compagnia  immediata,  e  pare  cisum  pute  star  quasi  da 
se  (Saggi  e  App.  30.  37):  il  Torp,  Etr.  Beitr.  II  21  sg.  30,  esclude 
per  veritä  che  pute  sia  verbo,  quantunque  non  dubiti  che  tali  si- 
ano  iure  ame  mele  mene  e  altri  somiglianti  vocaboli  in  -e,  dai  quali 
separa  pute  solo  perche  ne  separa  altresi  il  nove  volte  congiunto 
cisum,  e  pensa  che  ,, vielleicht  ist  pute  das  idg.  poti-s  'Herr',  ent- 
weder entlehnt  oder  urverwandt".  Manca  bensi  pute  a  M.  V  21 
fasei  cisum  (cf.  III  21  fasei  ecc.  eifrse  ecc.  cisum  pute) ^  e  sarä  forse 
il  caso  di  cntratn  cltral  sinonimi  di  cletram  e  mancanti  dello 
srencve  che  sempre  accompagna  questo  (v.  Ind.  lessic.  s.  vv.);  d'altro 
canto  per  Fab.  2339  lin.  2  cisum  tame[ra]  (Saggi  e  Sta  App.  34), 


Gust.  Herbig,   Die  faliskieche  Kasusendung  -oi  237 

cf.  aisna  mena  mina  scuna  iura  far^ana  e  simili  verbi  finiti 
in  -a,  sieche  ben  puö  tamera  tenersi,  fino  a  prova  contraria,  pa- 
rallele di  pute  reggente,  come  questo,  l'accusativo  oggetto  cisum. 

Elia  Lattes 


Die  faliskische  Kasusendung  -oi 

1.   Dative  auf  -oi 

Daß  die  faliskische  Grabinschrift  aus  Caprarola 
uoltio  folcozeo  zextoi  fi 
(j.  CIE.  8358)  nicht 

Voltius  Folcosius  Sexti  filius,  sondern 
Voltius  Folcosius  Sexto  filio 
übersetzt  werden  muß  (der  Vater  setzt  dem  Sohne  die  Grabschrift), 
hat  uns  J.  Schmidt  in  seinem  postumen  Aufsatz  'Zur  Geschichte 
der  Langdiphthonge  im  Griechischen'  K.  Z.  38,  1905,  31  gelehrt. 
Inzwischen  sind  noch  ein  paar  -02-Formen  im  Faliskischen  aufge- 
taucht, die  J.  Schmidts  Vermutung  bestätigen.  Ihre  Beweiskraft 
ist  freilich  nicht  gleichartig:  so  wird  es  sich  empfehlen  sie  hier 
kritisch  durchzusprechen,    Inedita  sind  mit  einem  Stern  bezeichnet. 

*1)  Patera  (ciotola)  aus  rotem  Ton;  die  Buchstaben  (m.  0,005 
— 0,01  hoch)  sind  außen  am  Rand  eingeritzt,  ein  paar  Ritzer  im 
Innern  lassen  sich  vielleicht  als  Zahlzeichen  ansprechen.  Das  Ge- 
fäß wurde  in  der  Gegend  des  Ponte  Lepre  bei  Civita  Castellana 
gefunden  und  gelangte  aus  der  Sammlung  Feroldi  (vgl.  CIE,  8567 
— 8584,  dazu  Idg.  Forsch.  32,  71  ff.)  vor  kurzem  in  die  Villa  Papa 
Giulio  nach  Rom  (Inv.-Nr.  18774c);  die  Erlaubnis  zur  Kopierung 
und  Veröffentlichung  verdanke  ich  der  bewährten  Güte  G.  A.  Colinis. 

Die  linksläufige  Inschrift  lautet  nach  einer  Abschrift  von  mir 
und  nach  einer  Durchpausung  von  0.  A.  Danielsson  vom  Oktober  1912: 

tiroi  •  colanioi 

*2)  Patera  {ciotola  a  vernice  rossa),  sonst  wie  unter  1;  Inv.- 
Nr.  18774e;  die  Buchstaben  (m.  0,006—0,01  hoch)  sind  am  äußeren 
Rande  eingeritzt;  auf  der  inneren  Fläche  steht  deutlich  das  Zahl- 
zeichen für  X. 

tiroi  '  colanioi 

*3)  Patera  (ciotola)  wie  unter  1;  Inv.-Nr.  18774f;  die  Buch- 
staben der  Inschrift  a  (m.  0,004 — 0,006  hoch)  sind  außen,  die  der 
Inschrift  b  in  etwa  doppelter  Höhe  innen  eingeritzt. 


238  Gust.  Herbig 

a)  tiroi  •  colanioi 

h)  tulom 
Ich  finde  für  das  schwierige  tulom  keine  evidente  Erklärung^)  und 
betrachte  hier  bloß  das  dreimal  wiederkehrende 

tiroi  '  colanioi 
Die  3  paterae,   welche  die  Inschrift  bringen,    gehören  offenbar  zu 
einer  Garnitur  von  10  Stück  (s.  Nr.  2),    die  man  dem  Toten    mit 
ins  Grab  gab.     Wir  haben  also  den  Namen  des  Toten   im   eigent- 
lichen c.  dativus  {dandi  casus)  vor  uns. 

Der  Nom.  sg.  des  Praenomens  lautet  falisk.  tiro  d.  h.  lat. 
Tirrus;  W.  Schulze  hat  ZGLE.  519  aus  der  praenestinischen  Grab- 
inschrift Tirri  •  Craisli  •  Tir '  f  CIL.  XIV  3110  eine  andere  Form 
des  Vornamens:  Tirrius  wohl  mit  Recht 2)  erschlossen.  Deeckes 
Lesung  und  Ergänzung  [t]iri  (Fal.  n.  14a  =  CIE.  8214a)  bleibt 
bei   dem   schlechten  Überlieferungszustand    der  Inschrift   unsicher. 

1)  Aus  dem  kärglichen,  aber  wirklich  überlieferten  faliskischen  Sprach- 

raaterial  erklärt  könnte  tulom  einem    lateinischen  Tullum  entsprechen,    wie 

falisk.  tulo  CIE.  8250  gleich  lat.  Tullus  ist ;  aber  in  dieser  Bedeutung  wäre 

tulom  sowohl  als  isoliertes  Wort,  wie  im  syntaktischen  Zusammenhang  mit 

tiroi  colanioi  unverständlich.     Stünde  ein  solcher  Zusammenhang  fest,  d.  h. 

also:  wäre 

tiroi  colanioi  tulom 

als  eine  kontinuierlich  geschriebene  Inschrift  zu  betrachten  trotz  der  Ver- 
teilung der  mit  verschieden  großen  Buchstaben  geschriebenen  zwei  Hälften 
der  Inschrift  auf  die  Außen-  und  Innenseite  des  Gefäßes,  so  würde  ich  in 
tulom  am  liebsten  eine  Verbalform  sehen.  Ein  tulom,  älter  *tetulom  (vgl. 
tuli,  älter  tetuli,  e-nid-ov,  hom.  n^nid-ov)  ließe  sich  nach  Wurzelablaut  und 
Endung  als  eine  1.  sg.  aor.  II  begreifen  und  würde  unmittelbar  zu  den  neu 
aufgetauchten,  hocharchaischen  Formen  Jifiked,  *feßket,  f[i/]iqod,  *feßqont 
{*nint,&tT,  *7imi&ovi)  treten,  die  ich  Idg.  Forsch.  32,  71  ff.  als  2.  Aoriste 
erklärt  habe,  tiroi  colanioi  tulom  wäre  also  'ich  habe  (die  patera)  dem 
Tirrus  Colanius  (dar)gebracht';  der  Name  des  Stifters  wäre  dabei  contra 
usum  verschwiegen.  Ist  die  Form  als  isoliertes  Wort  zu  betrachten,  so 
wird  man  am  ehesten  ein  nomen  appellativum  wie  'donum,  dvK&i^jua  oder 
einen  Gefäßnamen  darin  sehen;  im  ersteren  Fall  brauchte  das  Wort  ety- 
mologisch vom  Verbum  tulo,  tetuli  nicht  getrennt  zu  werden  und  wäre  etwa 
als  *tl-öm  'Geschenk',  eig.  'das  Dargebrachte'  anzusetzen. 

2)  Tirri  Craisli  könnte  an  und  für  sich  auch  ein  Genetiv  zu  einem 
Nominativ  Tirrus  Craislius  sein.  Aber  praenestinische  Inschriften  wie  CIL. 
XIV  3187.  3188  L  •  Oppi  •  L-  f\  Flacus  \  patr  und  L  ■  Oppi  •  L-  f\  Flacus  | 
ßlius  machen  es  wahrscheinlich,  daß  jene  Typen  auf  -i  einheitlich  und  zwar 

als  Nominative,  gleich  jenen  auf  -ios,  -io,  -ius,  zu  erklären  sind,  vgl.  noch 
Ernout,  Le  parier  de  Preneste  d'apres  les  inscriptions,  Memoires  de  la  So- 
ciete  de  Linguistique  de  Paris  13,  342.  Zu  den  Praenominal-Typen  auf  -us 
und  -ius,  etr.  -e  und  -ie,  -i  s.  W.  Schulze  ZGLE.  262 f.  464 ff.  519. 


Die  faliskische  Kasusendung  -oi  239 

Die  faliskische  Form  des  von  Uro  abgeleiteten  Gentilnamens  tirio 
steht  CIE.  8202,  die  lateinische  Tirrius  ist  CIL.  XI  3132  auf  fa- 
liskischem  Sprachgebiet  zwischen  Civita  Castellana  und  S.  Maria 
di  Falleri  (=  Falerii  veteres  und  novi)  aufgetaucht.  Auch  Tiro  : 
Tironius  (also  etr.  *tiru)  und  ein  paar  weitere  Ableitungen  (W. 
Schulze  ZGLE.  304)  werden  zur  Sippe  gehören. 

Der  scheinbar  so  fremdartige  Gentilname  colanio  läßt  sich 
gleichfalls  mit  Bekanntem  verknüpfen;  das  Vergleichsmaterial:  Colus, 
Colins  (Caulius,  Golius),  Colianius,  etr.  caule,  culni  (etr.  au  :  u  s. 
Glotta  2,  86ff.)  hat  W.  Schulze  ZGLE.  18.  155.  172.  295  besprochen. 
Ob  colänio  oder  colanio  zu  messen  ist,  wissen  wir  nicht;  colänio 
würde  sich  ohne  Weiteres  in  die  Gleichung 

Colus  :  Colins  =  colanio  :  Colianius^) 
einfügen;    colänio  würde  sich  unmittelbar   zu  etr.  culni  CIE.  2022 
(Clusium)  stellen. 

4)  CIE.  8002.  Patera-Inschrift  aus  Civita  Castellana,  von  B. 
Nogara  aus  den  Akten  der  Villa  Giulia  notiert;  das  Original  haben 
wir  nicht  gesehen. 

caisioi  Caesiö 

5)  CIE.  8246.  Fragment  einer  Ziegel-Grabinschrift  aus  Civita 
Castellana;  die  Kasusendung  -oi  scheint  trotz  der  schlechten  Über- 
lieferung gesichert  zu  sein  (vgl.  das  Gliche  zu  CIE.  8246). 

[tcjoltioi             Voltiö 
-   -   -  oi  ö 

6)  CIE.  8078.  Halbzerstörte  und  sehr  schwer  lesbare  Fels- 
Inschrift  aus  Civita  Castellana;  die  verschiedenen  Lesungen  von 
Thulin  und  mir  stimmen  wenigstens  in  der  Kasusendung  -oi  überein. 

q  haloi  Quintö  Halö 

teti  qtroni  Tettius  Atronius  (tituliim  posuit) 

7)  CIE.  8361.  Sehr  flüchtig  aufgemalte  Ziegel-Inschrift  aus 
Caprarola;  die  Endung  -oi  scheint  sicher,  der  syntaktische  Zu- 
sammenhang der  Inschrift  ist  bei  der  Unsicherheit  fast  aller  Le- 
sungen im  einzelnen  nicht  zweifellos  festzustellen. 

ce  holcosio         Caesius  Holcosius 

lou  titoi  Lud  (filius)  Tito  (filio  titulum  posuit)^) 

8)  CIE.  8381  e.  Becher-Inschrift  aus  Corchiano,  von  B.  No- 
gara aus  den  Akten  der  Villa  Giulia  abgeschrieben;  das  Original 
scheint  verschollen  zu  sein. 


1)  Oder  ist  auch  hier  schon  ein  etr.-lat.  Colianius  anzusetzen,  das  noch 
nicht  in  den  lat.  Typen  auf  -ünus,  -änius  untergegangen  ist? 

2)  Vgl.  indes  auch  S.  238  Anm.  1. 


240  G^ust.  Herbig 

Statt  des  in  den  Akten  stehenden  Textes 

lOKII'SkADOJ  habe  ich  schon  im  Corpus  selbst 
lOKHI^AIDOj  vermutet. 
Aus  der  Akten-Fassung  könnte  etwa  ein 
lociae  titoi 
(mit  auffallendem  lociae  statt  zu  erwartendem  lociai)  herausgelesen 
und  als 

Luciae  Titovi  (filiae) 
zur  Not  erklärt  werden.     Ist  meine  (palaeographisch   sehr  leichte) 
Verbesserung  richtig,  so  ergibt  sich  die  Lesung 

locia  eimoi  Lucia  Aemö  (dedit) 

eimoi  wäre  als  altfaliskischer  Dativ  zu  einem  Vornamen  eimo,  lat. 
*Aimos  (von  W.  Schulze  ZGLE.  295  aus  den  Gentilnamen  Aimus, 
Aemtis,  Aemius,  etr.  eimi,  Aemilius  nach  Pauli  Etr.  Stud.  o,  83 
erschlossen)  ohne  Weiteres  begreiflich. 

9)  CIE.  8036  sqq.  Fragmente  etrusko- kampanischer  paterae 
mit  aufgemalten  Inschriften,  zu  der  stips  votiva  eines  Tempels  ai 
Sassi  Caduti  bei  Civita  Castellana  gehörig,  in  3  Fassungen: 

a)  titoi  niercui  efiles 

b)  titoi  mercui 

c)  tito  mercui  efile 

Thulin  hat  bei  der  Erstausgabe  erklärt:  \  .  .  titoi  mercui  sind 
.  .  .  unbedingt  Dative  und  zwar  nötigen  die  .  .  .  Fundumstände  zu 
der  Annahme,  daß  sie  den  Namen  des  Gottes  enthalten,  dem  der 
Tempel  geweiht  war.  Und  dieser  Gott  war,  wie  die  gefundene 
Statue  beweist,  Mercurius'  (Mitteil.  d.  K.  D.  Archäol.  Inst.,  Rom. 
Abt.  22,  1907,  300).  Aber  in  einer  Anmerkung  auf  derselben  Seite 
äußert  er  leise  Zweifel  und  meint:  'In  einer  lateinischen  Inschrift 
aus  dem  dritten  Jahrhundert  hätte  man  freilich  mercuei  (senatuei 
CIL.  I  201)  erwartet.  Vgl.  Marx  zu  Lucilius  IX  367'.  Jacobsohn 
gibt  in  einer  Besprechung  meiner  Habilitationsschrift  BphW  1911 
Sp.  464  diesem  Zweifel  entschiedeneren  Ausdruck  und  bemerkt, 
"^daß  mercui  Dativ  eines  w-Stammes  nicht  sein  kann,  und  ebenso- 
wenig ein  alter  Lokativ  mercou,  an  den  kurzes  i  nach  Analogie 
der  ursprünglichen  Endung  der  konsonantischen  Stämme  angetreten 
wäre'.  'Von  einer  Analogiebildung  nach  dem  Dativ  der  o-Stämme  , 
fährt  er  fort,  'kann  erst  recht  nicht  die  Rede  sein'.  Bartholomae 
hält  die  Möglichkeit  einer  solchen  Analogiebildung  durchaus  auf- 
recht und  sagt  in  den  Sitz.-Ber.  d.  Heid.  Akad.  d.  Wiss.,  Philos.- 
histor.  Kl.  1910,  5.  Abb.  9  Anm.  1 :  'Der  Dat.  Sing,  mercui  ist  dem 
auf  -oi  der  o-Deklination  nachgebildet.    Das  beweist  die  Üblichkeit 


Die  faliskische  Kasusendung  -oi  241 

der  o/-Formen\  Auch  Solmsen  scheint  Idg.  Forsch.  30,  1912,  10,  wo 
er  den  Namen  des 'Gottes  Titos  Mercus  als  das  italische  Gegenstück 
oder  die  italische  Nachbildung  des  griechischen  ithyphallischen 
Hermes  (Herodot  2,  27.  Paus.  6,  26,  5)  zu  begreifen  sucht,  an  einem 
Dativ  titoi  mercui  keinen  Anstoß  zu  nehmen.  Ich  selbst  habe 
Glotta  II,  1910,  184  auf  Grund  des  ardeatischen  titoio  =  lat.  Ti- 
tovius  ==  etr.  titui  den  Dativ  und  den  Götternamen  titoi  mercui 
angezweifelt,  ohne  positiv  weiter  zu  kommen:  ich  habe  zu  CIE. 
8049  meine  Zweifel  de  duobus  dei  Mercurii  (si  Mercurii  sunt) 
nominihus  wiederholt  und  von  neuen  Ausgrabungen  am  Mercur- 
tempel  oder  von  einem  genaueren  Bericht  über  die  bisherigen  neue 
Aufschlüsse  erwartet.  Einen  solchen  Bericht:  Sulla  scoperta  del 
Tempio  di  Merciirio  ai  '^  Sassi  CadutC  [Falerii]  hat  nun  R.  Men- 
garelli  im  Bull.  d.  Commissione  Archeol.  Comun.  di  Borna  39,  1911, 
62 — 67  geliefert;  obwohl  er  für  unsere  Zwecke  nicht  allzu  viel 
Neues  bietet,  gab  er  mir  doch  Veranlassung  die  Frage  noch  einmal 
vorzunehmen.  Meine  Untersuchung  folgt  in  Abschnitt  2;  hier 
nehme  ich  nur  die  uns  zunächst  interessierende  negative  Seite 
meines  Resultates  voraus:  titoi  und  tito  haben  als  Belege  faliskischer 
-oi-  und  -o-Dative  auszuscheiden. 

Ob  die  übrig  bleibenden  altfaliskischen  Dative  auf  -oi,  denen 
-ö-Formen  nun  nicht  mehr  zur  Seite  stehen,  Bartholomaes  be- 
stechender Hypothese  (1.  c.  3 ff.),  daß  die  Ausgangsverschiedenheit 
des  arischen  Dativs 

-äi  (awest.  ahuräi):  -äia  (ai.  dsuräya) 
sich  in  den  italischen  Endungen 

-öi  (altosk.  hürtüi):  -5  (lat.  hortö) 
widerspiegele,  günstig  sind  oder  nicht,  steht  hier  nicht  zur  Debatte. 

2.  ■Weibliehe  üSTominative  auf  -oi,  -o,  griech.  -cot,  -cd 

Wer  die  tito(i)  mercui -Inschriften  CIE.  8036ff.  erklären  will, 
muß  zuerst  eine  archäologische  Vorfrage  erledigen :  handelt  es  sich 
bei  den  Trümmern  des  Tempels  ai  Sassi  Caduti  wirklich  um  ein 
Merkur-  Heiligtum  ? 

Mengarelli  antwortet  darauf  belThulin  1.  c.  297:  ''Che  il  tempio 
sia  di  Mercurio  non  c'  e  dubhio,  perche  si  trovö  la  statua  fittile  di 
tale  divinita.  Di  questa  statua  manca  la  parte  superiore;  ma  si 
conserva  tuttavia  benissimo  la  parte  inferiore;  sieche  si  vedono  i 
calzari  alati  che  caratterizzano  il  messagero  degli  Dei  .  Und  in 
dem  neuen  Bericht  S.  QQ  werden  unter  den  aufgefundenen  Trüm- 
mern  von  Tonstatuen   an    den    ersten    beiden   Stellen  aufgeführt: 

Glotta  V,  3.  16 


242  Gust.  Herbig 

^1)  Parte  inferiore  di  una  statua  di  Mercurio,  a  circa  due  terzi 
del  vero,  comprendente  le  gatnbe  appoggiate  ad  un  tronco  d'  albero, 
ed  il  lembo  inferiore  della  clamide,  la  quäle  discende  lungo  il  ßanco 
sinistro.  Mancano  i  piedi:  perö  sono  conservate  le  ali  caratteristiche 
degli  alti  calzari.  La  carnagione  e  colorita  in  rosso.  2)  Fram- 
menti  di  un  braccio  e  dl  una  coscia,  forse  della  medesima  statua^. 
Die  Zuweisung  des  Tempels  an  Merkur  gründet  sich  also  in  der 
Hauptsache  auf  ein  paar  beflügelte  Beine,  die  unter  andern  Frag- 
menten von  Götterstatuen  an  Ort  und  Stelle  gefunden  wurden:  hier 
darf  der  Wunsch  nach  Mehr  Licht  durch  weitere  Grabungen,  den 
auch  Mengarelli  S,  67  äußert,  billig  erneuert  werden.  Immerhin 
dürfen  für  ein  Merkurheiligtum  noch  ein  paar  Beobachtungen  an- 
geführt werden,  die  ich  in  der  Villa  Giulia  vor  den  Fragmenten 
machte.  Obwohl  zu  den  beflügelten  Beinen  die  Geschlechtsteile 
mit  der  ganzen  oberen  Figur  fehlen,  scheint  die  straffe  Muskulatur 
der  Beine  auf  eine  männliche  Gottheit  hinzuweisen,  vielleicht  auch 
die  rote  Färbung  des  Fleisches,  da  die  weibliche  Hautfarbe  gern 
weiß  dargestellt  wird.  Wenn  wir  die  beflügelten  Beine  zu  einer 
ganzen  Figur  ergänzen,  so  wird  diese  größer  als  alle  andern  Re- 
konstruktionen aus  den  sonst  gefundenen  Fragmenten  von  Ton- 
statuen; nach  der  ganzen  Art  der  gefundeneu  Trümmer  ist  es  nicht 
unwahrscheinlich,  daß  die  Figur  mit  den  geflügelten  Beinen  den 
Mittelpunkt  eines  Giebelfeldes  bildete. 

Mag  so  die  Frage  nach  der  Tempelgottheit  vorläufig  offen 
bleiben:  wenn  die  titoi  mercw?- Aufschriften  Dative  sind  und  auf 
Votivgegenständen  stehen,  die  in  einem  Tempel  gefunden  wurden, 
so  können  sie  kaum  etwas  anderes  als  die  Gottheit  bezeichnen,  der 
sie  geweiht  sind.  Aber  haben  wir  wirkhch  Dative  vor  uns?  Wenn 
wir  die  Formen  grammatisch  als  Nominative  zu  erklären  ver- 
mögen, kann  ohne  Weiteres  die  Person  gemeint  sein,  welche  die 
paterae  der  Tempelgottheit  geweiht  hat. 

Daß  mercui  nicht  der  lautgesetzliche  Dativ  eines  «-Stammes 
ist,  haben  Thulin  und  Jacobsohn  schon  betont;  daß  er  eine  ana- 
logische Neubildung  nach  den  -o?"- Dativen  der  o- Stämme  sein 
kann,  hat  Jacobsohn  ohne  Grund  geleugnet,  Bartholomae  mit 
Recht  festgehalten.  Wenn  wir  hier  auf  Bartholomaes  Seite  treten, 
schlüpft  uns  freilich  der  negative  Nachweis,  der  Nachweis  also,  daß 
es  sich  nicht  um  Dative  handeln  kann,  aus  den  Fingern.  So 
bleibt  nichts  übrig  als  positiv  die  Möglichkeit  aufzudecken,  daß 
wir  Nominative  vor  uns  haben. 

Daran  hat  unter  anderm  auch  Jacobsohn  gedacht.     Ich  führe 


Die  faliskische  Kasusendung  -oi  243 

seine  Erklärungsversuche  in  der  Reihenfolge  an,  wie  er  sie  BphW 
1911,  464f.  vorträgt. 

1)  (Dem  Gott)  Titus  (weiht  dies)  *  Mercuvius  Epülius. 

2)  (Dem  Gott)  Titus  (D^t)  *  Mercuvi  (Gen.)  (weiht  dies)  Epülius. 

3)  (Eigentum)  des  (Gottes)  Titovitis*  Mercuvius  (Gen.).  Epillius 
(hat  es  geweiht). 

4)  Titovius  *  Mercuvius  (Name  des  Gottes  im  Nom.).  Epillius 
(Name  des  Weihenden  im  Nom.). 

Die  sachlichen  Schwierigkeiten,  die  allen  diesen  Erklärungen 
anhaften,  hat  auch  Jacobsohn  keineswegs  verkannt:  sie  liegen  wie 
bei  Thulins  Erklärung  'dem  Gotte  Titos  Mercus\  in  dem  ad  hoc 
angenommenen  neuen  faliskischen  Gott  und  seinen  merkwürdigen 
Namen;  dazu  kommt  für  alle,  die  das  Heiligtum  als  einen  Merkur- 
tempel ansehen,  die  weitere  Schwierigkeit,  diesen  neuen  Gott  und 
seinen  Doppelnamen  mit  dem  Begriff  und  dem  Namen  des  Merkur  zu 
verknüpfen.  Mag  man  mit  Solmsen  Idg.  Forsch.  30,  10  falisk.  titos  zu 
gr.  Tixvg  oder  Tuvog  stellen  oder  mit  Jacobsohn  einen  Götternamen 
titos  (=  Taube,  s.  Walde  ^  s.  v.  titidus)  mit  dem  Götternamen  Picus 
(Specht)  verbinden  oder  einen  Titus  Mercuvi(us)  mit  dem  Picus 
Martins  vergleichen  oder  in  Tito(v)ius  Mercu(v)ius  eine  Gentil- 
Gottheit  der  aus  Ardea  bekannten  gens  Tito(v)ia  {titoio,  lat.  Ti- 
tovius, etr.  titui,  s.  Herbig  Glotta  II,  184)  erblicken:  die  sachlichen 
Schwierigkeiten  werden  dadurch  nicht  wesentlich  gemildert.  Dazu 
kommen  die  sprachlichen.  Ein  isoherter  Gentilname  Epillius  wäre 
im  Inschriftenstil  des  3.  Jahrhunderts^)  zum  mindesten  auffallend; 
mercui  von  titoi  zu  trennen  und  mit  efiles  enger  zu  verbinden 
{"^Mercuvius  Epillius),  ist,  wie  Jacobsohn  selbst  465  sehr  richtig 
beobachtet  hat,  schon  aus  äußern  Gründen  ausgeschlossen.  Mit 
dem  Genetiv  in  der  Verbindung  Titus  *  Mercuvi  weiß  ich  syntak- 
tisch nichts  anzufangen.  Ein  Genetiv  Titovi  *  Mercuvi  oder  ein 
Nominativ  Titovius  *  Mercuvius  ist  deswegen  unmöglich,  weil  tito 
neben  titoi,  also,  wenn  männliche  Nominative  anzunehmen  wären, 
Titus  neben  Titovius,  wenigstens  in  einer  Inschrift  (8031)  trotz 
Jacobsohns  Versuch  es  wegzuemendieren  ganz  sicher  überliefert  ist, 
und  daher  beide  Formen  gleichheitlich  erklärt  werden  müssen. 
Weitere  syntaktisch-stilistische  Schwierigkeiten  deute  ich  nur  an: 
der  Name  des  Gottes  im  Nominativ  und  der  Name  des  Weihenden 
im  gleichen  Kasus  {Titovius  *  Mercuvius.  Epillius)  wären  ganz  un- 

1)  Unsere  Inschriften  dürfen  aus  archäologischen  Gründen  kaum  höher 
datiert  werden,  s.  Mengarelli  bei  Thulin  1.  c.  297  und  in  seinem  neuen  Be- 
richt 66  f. 

16* 


244  Gust.  Herbig 

gewöhnlich;  der  Genetiv  des  Gottes  {THoiii  * Mercuvi)  und  der 
Nominativ  des  Weihenden  {Epillius)  fänden  zwar,  wie  Jacobsohn 
selbst  feststellt,  an  griechischen  Inschriften  wie  I.  G.  XIV  597  eine 
Parallele,  sind  aber  innerhalb  des  Italischen  m.  W.  gänzlich  unbelegt. 
Mit  Götternamen  sind  wir  nicht  zum  Ziele  gekommen;  sollte 
es  nicht  möghch  sein  die  drei  Worte  der  Inschrift  als  Personen- 
namen zu  betrachten?     Ich  vergleiche 

tito(i)  mercui  efile(s) 
unmittelbar  mit  etruskischen  Formeln  wie 

i^ana  ■  petnii  •  afles  CIE.  4002 1) 
und  übersetze 

TitofiJ  *  Merconia,  Epillii  uxor 
genau  nach 

Thana  Fetronia,  Afillii  uxor 
Oder  mit  andern  Worten:  die  Inschrift  ist,  wie  so  viele  faliskische 
z.  B.  CIE,  8206.  8384£f.,  fast  ganz  etruskisch,  oder  nur  ganz  ober- 
flächlich faliskisiert;  wenn  wir  noch  die  Endung  des  Vornamens 
etruskisieren,  liegt  eine  glatte  etruskische  Inschrift  in  faliskischen 
Buchstaben  vor: 

titi(a)  mercui  efiles 

mercui  ist  das  übliche  etr,  Femininum  zu  einem  Masculinum  auf 
-u,  wie  peirui  :  petru,  vetui  :  vetu,  mnsui  :  tnasu  usf,^).  Über  das 
Verhältnis  von  falisk.  efiles  zu  lat.  Ep-il(l)ius,  "^  Ep-il(l)iSj  etr.  ep-le, 
*ep-ile,  *ef-le,  *ef-ile,  lat.  Ep-urius,  Ef-iirius  habe  ich  Mitteil.  d. 
K  D.  Arch,  Inst,  Rom.  Abt,  22,  300,  Glotta  II,  193  und  im  CIE. 
zu  8049  gesprochen;  wenn  efiles  (einmal  8037  efle  mit  graphischer 
Vernachlässigung  des  Schluß-5,  vgl.  Glotta  II,  181  ff.)  der  nach- 
gesetzte Genetiv  des  Gattennamens  ist,  begreift  sich  leicht,  warum 
das  efiles  gelegentlich  (8040 ff,)  auch  fehlt:  der  Vater-  oder  Mädchen- 
name (mercu-i)  hat  in  diesem  Fall  der  Stifterin  genügt. 

Nur  die  weiblichen  Vornamen  titoi,  tito  sind  vom  etruskischen 
Standpunkt  aus  nicht  verständlich.  Der  dem  Etruskischen  fremde 
o-Laut  könnte  zwar  zur  Not  eine  Faliskisierung  eines  etr.  u  sein; 
aber  etr,  Vornamen  auf  -in  sind  überhaupt  nicht  bekannt^),    und 

1)  Weitere  Beispiele:  CIE.  2720.  3623.  3697.  3713.  3787.  3896.  3918. 
4281.  4415  und  sonst;  vielleicht  auch  die  etruskisch-faliskische  Inschrift 
8339  caui  :  tertinei :  posticnu  'Gaia  Tertia,  die  Gattin  des  Posticnu'. 

2)  Etr.-falisk.  vllvi  CIE.  8031  =  etr.  *vel&ui  scheint  hierher  zu  ge- 
hören; mit  dem  unsicher  überlieferten  octui  CIE.  8204  läßt  sich  nicht  viel 
anfangen. 

3)  Die  weiblichen  Gentilnamen  auf  -ui  (wie  oben  mercui)  stehen  auf 
einem  andern  Blatt;    das  CIE.  3408 ff.  überlieferte  titui  ist   ein  männlicher 


Die  faliskische  Kasusendung  -oi  245 

ein  feminines  titu  fände  an  dem  ganz  isolierten  Vornamen  ravnd^u 
oder  an  dem  deminuierten  Vornamen  vel-icu  oder  an  den  seltenen 
Göttin en-Namen  wie  culsu,  vecu  kaum  eine  Stütze;  außerdem  sind 
die  wirklich  etruskischen  Femininbildungen  des  Vornamens  Ute 
mehrfach  als  titi  und  titia  bezeugt  (Deecke  Etr.  Forsch.  3,  344 ff.). 
Aber  das  lateinische  Corpus  bringt  uns  aus  Dalmatien  ein 
paar  Belege  eines  weiblichen  Vornamens  Tito: 

CIL.  III  2757  =  s.  9817   T.  Anrelius  Panes  Ciasicianus  Titoni 
et  Sextoni  sororibus  .  .  . 

III  s.  9929a  .  .  .  Tito  Buzetia  .  .  . 

III  s.  8319  .  .  .  Aureliae  Tittoni  qiiae  v.  a.  XLV .  .  . 
W.  Schulze  stellt  ZGLE.  37  ff.  fest,  daß  Feminina  wie  Tito,  Dito, 
Sexto,  Turo,  Lavo,  Paio  neben  Masculinformen  wie  Titus,  Ditus, 
Sextus,  Turus,  Laviis,  Paiiis  charakteristisch  sind  für  das  illyrische 
wie  für  das  gallische  Sprachgebiet.  Eine  vollständige  Sammlung 
und  Untersuchung  dieser  Typen  steht  noch  aus;  sie  wird  vor  allem 
zu  zeigen  haben,  ob  eiuzelsprachhche  oder  indogermanische  Bil- 
dungen vorliegen  und  insbesondere  auch,  ob  hier  wirklich  lauter 
alte  ^«-Stämme  auf  -o,  -onis  anzusetzen  sind.  Ich  kann  vorläufig 
der  Versuchung  nicht  widerstehen  einen  Teil  dieser  weiblichen  Vor- 
namen auf  -0  an  griechische  Frauennamen  auf  -w,  -toi,  also  an 
alte  o?-Stämme,  anzuknüpfen,  zumal  einzelne  wie  Tito  und  Turo 
Laut  für  Laut  mit  griechischen  Göttinen-  und  Heroidennamen  wie 
Tltco^)  und  TvQcu^)  identisch  sind,  und  der  Übergang  von  grie- 
chischen Götter-  und  Heroidennamen  zu  illyrischen,  gallischen  und 
lateinischen  Individual-  und  später  Vornamen  (falls  nicht  im  einen 


Gentilname,    der  genau  zu  ardeatinisch  titoio   und  lat.   Titovius  stimmt,    s. 
oben  S.  240. 

1)  TtTCü  heißt  die  Eos  oder  die  Hemera  bei  Kallim.  fr.  206,  Lykophr. 
941,  vgl.  Tzetzes  zur  Lykopbron-Stelle,  Hesycb  und  Suidas  s.  v.  Im  Et.  M. 
8.  V.  wird  ausgeführt:  Ttroi  •  oitw  h'yiTca  i]  rj/A^Qu  •  ttkqcc  yccQ  xo  Tirctv  ti- 
Tttvog  yCvtTui,  Tnavig  •  xal  ixH&ev  vnoxoQiaTixov  Titüj,  wg  YxpvnvXr]  Yipw, 
Eiöo»^a  EiSü).  Auch  Gruppe  betrachtet  Griech.  Myth.  421  Anm.  3  Tltü, 
als  eine  hypokoristische  Kurzform  zu  Tix{av)oyiviic(.  In  der  Tat  scheint 
die  Ausbreitung  der  sonst  überall  untergehenden  -oj-Stämme  im  Griechi- 
schen, die  sich  in  der  Hauptsache  auf  Eigennamen  beschränkt,  mit  ihrem 
sekundären  Charakter  als  Kurzform  zusammenzuhängen. 

2)  Tvqw,  der  vielfach  bezeugte  Name  der  Tochter  des  Salmoneus.  Etr. 
turia  =  TvQü)  lehrt,  wie  die  Etrusker  sich  diese  -oi-Stämme  mundgerecht 
machten,  Verf.  zu  CIE.  8003—8008;  Trombettis  Gleichsetzung  etr.  -uj-Gen- 
tilicia  mit  griech.  -oz-Vokativen  {TvqoI)  habe  ich  Idg.  Forsch.  26,376  Anm.  1 
schon  aus  andern  Gründen  abgelehnt. 


246  Grußt.  Herbig 

oder  andern  Fall  Urverwandtschaft  vorliegt)  auf  mehr  als  eine 
Weise  erklärbar  ist.  Unser  falisk.  titoi^)  neben  tito,  das  die  grie- 
chischen Nominativdoubletten  auf  -wi  :  -w  sehr  hübsch  wieder- 
spiegelt, wäre  ein  weiteres  Glied  in  der  Kette  dieser  Wahrschein- 
lichkeiten. Sie  würde  sich  noch  enger  schließen,  wenn  es  gelänge 
die  Tatsache  dieser  Doubletten  und  den  Übergang  von  oz'-Stämmen 
zu  w-Stämmen  begreiflich  zu  machen. 

W^eibliche  oi-Nominative  sind  uns  ja  auch  von  den  lateinischen 
Inschriften  her  nicht  ganz  unbekannt.  Aug.  Zimmermann  hat  im 
Philologus  70,  1911,  313f.  und  in  K.  Z.  44,  1911,  368f.  ein  paar 
Fälle  gesammelt: 

CIL.  VIII  9954  .  .  .  Valeria  Sardoi  . . . 

15779  Sisoi  Missmies  ß(ia)  (vgl.  auch  VIII  6426) 
II  1750  AemUia  L.  f.  Summoi .  .  . 
Die  afrikanischen  und  spanischen  Namen  Sisoi  und  Summoi  (vgl. 
.  .  .  C.  f.  Summa  CIL.  V  7778)  weiß  ich  freilich  nicht  weiter  zu 
erklären;  Sardoi  wird  doch  wohl  formell  dem  griech.  Nominativ 
^^agöcüi  (=  2aQÖw  1)  griech.  Name  der  Insel  Sardinien,  2)  Name 
einer  illyrischen  Stadt,  j.  Serdica  Sozom.  h.  e.  3,  11)^)  oder 
dem  griech.  Vokativ  ^agdot  entsprechen.  Ebenso  wären  faliskisch 
titoi  zum  Nominativ  *TiTi6i^)  oder  zum  Vokativ  TltoT,  faliskisch 
und  illyrisch  Tito  zum  Nom.  Titw  zu  stellen.  Daß  Vokative 
auch  sonst  als  Nominative  fungieren,  ist  bekannt;  daß  die  Vokativ- 
typen auf  -Ol  erst  die  Nominativtypen  auf  -coi  neben  denen  auf  -lo 
hervorgerufen  haben,  wird  von  Bartholomae  Ar.  Forsch.  30,  Da- 
nielsson  Grammatiska  Anmärkningar  II  (Upsala  Universitets  Ärs- 
skrift  1883),  Job.  Schmidt  K.  Z.  27,  1885,  377  wohl  mit  Recht 
aus  der  namentUch  von  Danielsson  festgestellten  Tatsache  gefolgert, 


1)  CIE.  8361  =  oben  S.  239  Nr.  7  könnte  titoi  nach  faliskischer  Weise 
(8.  ZU  CIE.  8174)  der  den  Namen  des  Gatten  nachgesetzte  Vorname  der  im 
gleichen  Grab  beigesetzten  Gattin  sein. 

2)  Bücheier  macht  Neue  Jahrbb.  f.  Philol.  Jahrg.  42  Bd.  105,  1872, 
572  f.  darauf  aufmerksam,  daß  auch  sonst  Namen  von  Ländern  und  Städten 
■wie  Italia,  Asia,  Corinthus,  Si/baris,  Ztnyrna  die  Funktion  weiblicher  Cog- 
nomina  übernommen  haben;  zum  Verhältnis  von  Personen-  und  Ortsnamen 
überhaupt  vgl.  W.  Schulze  ZGLE.  522 ff. 

3)  Bei  Hesych  scheinen  nach  Mor.  Schmidts  adnotationes  zu  1001  die 
Lemmata  rtrw  •  r^wg  fj  avQiov  und  tI  tü>  •  rivC  handschriftlich  zu  dem  un- 
verständlichen tCtw  •  ndüg  '  tj  avQiov  ■  i]  tlvC  durcheinander  geraten  zu  sein. 
Die  Verwirrung  wird  begreiflicher  durch  die  Annahme,  daß  als  Form  des 
Götternamens  ursprünglich  rtrw  mit  t  ad-  oder  subscriptum  (=  falisk.  titoi) 
im  Texte  stand. 


Die  faliskische  Kasusendung  -oi  247 

daß  Nominative  auf  -lo  neben  solchen  auf  -ml  schon  existierten, 
ehe  griechisch  -coi  lautgesetzlich  zu  -w  geworden  ist.  Daß  falis- 
kische -o?'-Formen  neben  den  -o-Formen  lebenskräftig  blieben,  hat 
vielleicht  seinen  Grund  darin,  daß  in  diesem  Dialekt  weibliche 
Formen  auf  -o  (=  -w)  und  männliche  auf  -o  (=  lat.  -os,  -us,  vgl. 
tito  =  Titus  CIE.  8196.  8203.  8346.  8362)  schHeßlich  graphisch 
zusammenfielen. 

Auch  daß  die  illyrischen  femininen  Nominative  auf  -o  von  der 
-01-  in  die  -w- Deklination  (Titoni  et  Sextoni  sororibus,  s.  oben) 
übergingen,  ist  schon  auf  griechischem  Boden  nicht  ohne  Analogien. 
Gust.  Meyer  nimmt  Gr.  Gr.  ^  422  an,  daß  neben  älteren  Akkusa- 
tiven  auf  -aiv  (Job.  Schmidt  K.  Z.  27,  377 ff.)  neue  Akkusative 
auf  -wva  {nv^wva  B  519  neben  nv&ol  I  405.  ^  80.  nv^code 
l  581)  gebildet,  und  daß  von  hier  aus  die  -o?-Stämme  in  die  Flexion 
der  -w-Stämme  hinübergeführt  wurden:  zunächst  entstand  ein  No- 
minativ Tlvd^iov,  und  von  diesem  aus  nach  dem  häufigen  -wv,  -ovog 
weitere  Deklinationstypen  wie  FoQyoveg,  /.ioQf.i6va.  Schließlich  finden 
wir  nach  dem  Verhältnis  Ilvd^iov:  üvd^ovg,  TlvS-ov  auch  umgekehrt 
das  Deklinationsschema  dtjdo'v:  ar]dobg,  dridol  d.  h.  also  bei  der 
Vermischung  der  beiden  Deklinationen  wurden  auch  ursprüngliche 
-w-Stämme  gelegentlich  wie  -o/-Stämme  flektiert.  Auch  die  zahl- 
reichen Fälle,  wo  sich  weibliche  Namen  auf  -w  und  männliche  auf 
-(üv  (Typus:  ^A/.mti  :  ^A/laoiv)'^)  gegenüberstehen,    zeugt  von   dem 

1)  Ich  stelle  eine  Anzahl  dieser  Typen  ohne  Vollständigkeit  zu  er- 
streben nebeneinander: 

^Axt<S(xi  —  Irixfabjv  KXfCü  —  KXsiov 

l4X(^w  —  l4Xf^(DV  KTTjaiö  —  KT^a(av 

IdQiaTbj  —  l4Q(aT(üv  Nixw  —  Nixcov 

LiQTf^cü  —  ^AQr^fi(x)v  S(V(ö  —  Sevwv 

BoitJ    BoCoiV  HctTQW    TIl'iTQWV 

^afica  —  ^äfiwv  IlXovTtj  —  JTXovtwv 

'EguTCj  —  'EqÜtcjv  ITv&w  —  ITv&wv 

'HqÜ  —  "Hqcov  'Poöüi  —  'PöSwv 

&r]Q(ü  —   G^QWV  2!aw  —  2ice(tn> 

^laaw  —  ^Iciacov  Ttfiw  —   TCfxwv 

^Innü  —  "Innwv  Tqitio  —   TqCtwv 

KaXXiaTw  —  KaXXioiwv  fpikw  —   <PO.(av 

KaXXüj  —  KäXXbrv  tpcvTCj  —  <PCvtwv 

KXanw  —  KXfCrcav  Xctgirci  —  Xckqitiov. 

Ob  wir  darnach  auch  faliskische  und  illyrische  Feminina  wie  tito{i),  Tito, 
Trio,  Aplo  zu  raasculinen  -w-Stämmen  wie  griech.  *  Tirwr  (überliefert  ist  Ti- 
T(ov\  illyr.  Trio,  griech.  TqCon',  \\\-^r.  Aplo,  tbe8sal."-47rAoi;i',  griech.  'AnoXXcov 
in  ähnliche  Beziehungen  setzen  dürfen,  ist  nicht  ganz  sicher  (die  illyrischen 
Belege  bei  W.  Schulze  ZGLE.  37—40). 


248  Gust.  Herbig 

engen  Verhältnis,    das   sich   zwischen  der  -oi-  und  -w  -  Deklination 
entwickelt  hat. 

Zum  Schluß  noch  ein  Exkurs,  der  durch  die  bisherigen  Ver 
suche  das  mercui  unserer  Inschriften  mit  dem  Namen  des  als  Tempel- 
gottheit vorausgesetzten  Mercurius  zu  verknüpfen  veranlaßt  wird. 
Wenn  Mercurius  nicht  der  Tempelgott,  und  mercu(i)^)  ein  einfacher 
Gentilname  ist,  müssen  wir  dann  auch  die  Verbindung  des  lateini- 
schen Götternamens  Mercurius  mit  dem  etruskischen  Gentilnamen 
mercu  aufgeben  und  die  grammatisch  so  schwer  begreifliche  Ver- 
knüpfung von  Mercurius  mit  merx,  merces,  mercari  wieder  von 
neuem  versuchen?  Ich  meine  der  Göttername  ilfercwriws  ist  sprach- 
lich und  sachlich  nicht  anders  zu  erklären  als  der  Göttername 
Mamiirius   Veturius.     Es  verhalten  sich 

Vet(t)urius      :  etr.  veS-ura  :  etr.  vetu,  -ui  wie 

Mamur(r)ius  :  etr.-lat.  Mamurra  :  etr.  '^ynamu,  -ui  und  wie 
Mercurius        :  etr.  '^mercura  :  etr.  mercu,  -ui 

oder  mit  andern  Worten :  wenn  wir  mit  W.  F.  Otto,  Wiener  Studien 
34,  1912,  328 — 331  Mamurius  Veturius  als  den  echt  menschlichen 
Namen  eines  ursprünglichen  Gentilgottes  betrachten,  dürfen  wir 
auch  in  Mercurius  nichts  anderes  sehen  als  die  ursprüngliche  Gentil- 
gottheit  der  etruskischen  gens  mercu.  Wenn  dieser  etruskische 
Gott  später  von  den  Römern  dem  griechischen  Handelsgott  Hermes, 
den  die  Etrusker  selbst  als  turms  bezeichneten,  gleich  gesetzt  wurde 
(Wissowa  Rel.  u.  Kultus  d.  R.2  304ff.),  so  hat  vielleicht  der  sprach- 
liche Anklang   des    etruskisch-lateinischen   Namens   Mercurius   an 


1)  Auf  einer  Hydria,  die  bei  Marcianise  zwischen  Suessula  und  Capua 
zusammen  mit  einer  kleinen  weiblichen  Statue  und  einem  Schmucke  ge- 
funden wurde,  steht  die  kampano-etruskische  Inschrift  mirik  ui  (nach  Aut- 
opsie), nicht  mirik  *  ui  (wie  Weege  Vascul.  Camp,  inscript.  italicae  unter 
Nr.  33  schreibt).  Zwischen  k  und  u  ist  die  Tonoberfläche  schon  von  An- 
fang an  nicht  beschreibbar  gewesen  (vgl.  CIE.  8171 /r  inio):  es  fehlt  also 
nichts.  Fällt  zudem  Weeges  oskischer  Schlußbuchstabe  -«',  dann  braucht 
die  Inschrift  trotz  des  oskischen  Vokalismus  der  Stammsilbe  (Solmsen,  Stud. 
z.  lat.  Lautgesch.  140  Anm.  1)  nicht  mehr  rein  oskisch  zu  sein  und  noch 
weniger  zu  einem  oskischen  Aequivalent  von  lat.  Mercurio  ergänzt  zu  werden. 
Ich  halte  sie,  wie  so  viele  dieser  Art,  für  kampano-etruskisch  und  setze  sie 
gleich  unserm  gemeinetruskischen  mercui.  Ein  weiblicher  Gentilname  wird 
auch  durch  die  zugleich  gefundenen  Gegenstände  (s.  ob.j  wahrscheinlich  ge- 
macht. Daß  er  so  isoliert  steht,  fällt  auch  hier  (s.  S.  244)  auf.  Für  fa- 
iiskisch,  wie  mir  Jacobsohn  BphW  1911,  465  zuschiebt,  habe  ich  die  In- 
schrift nie  gehalten. 


Zur  Mouillierung  des  l  im  Vulgärlateinischen  249 

lateinisch  merx,  merces,  mercari,  also  eine  falsche  Etymologie,  da- 
bei eine  entscheidende  Rolle  gespielt. 

Rostock  i.  M.  Gust.  Her  big 


Zur  Mouillierung  des  /  im  Vulgärlateinischen 

Lindsay,  Sommer  und  Meyer-Lübke  erörtern  Lat.  Spr.  103  f, 
106f.,  Hdb.  181  f.,  Gröbers  Grdr.  l^,  475  die  Nachrichten  der  la- 
teinischen Grammatiker  über  die  Aussprache  des  l,  vor  allem  die 
Angaben  des  älteren  Plinius  bei  Prise.  I  38.  Was  die  Alten 
unter  l  plenus  und  pinguis  verstanden,  wird  aus  ihren  physiologisch 
ungenügenden  Beschreibungen  nicht  ganz  klar  ^).  Jedenfalls  waren 
sie  aber  auf  die  besondere  Aussprache  des  /  in  Stellungen  auf- 
merksam geworden,  wo  es  sich  in  einer  Reihe  romanischer  Sprachen 
tatsächlich  verändert  hat,  sei  es  durch  Velarisieruug  (^),  sei  es 
durch  Palatalisierung  (Mouillierung)  (/').  Am  Silbenende  vor  Kon- 
sonanten zeigen  französ.  autre  (Velarisierung)  und  toskan.  aitro 
(Palatalisierung)  gegenüber  lat.  aiter  und  al'ter,  in  Lautverbindungen 
wie  fl,  cl  italien.  finme,  chiaro  gegenüber  lat.  fi'umen,  cl'arus  das 
Endziel  der  Entwicklung.  Dies  und  anderes,  sagt  Lindsay  S.  104, 
weist  darauf  hin,  daß  in  Wörtern  wie  cläriis  und  alter  das  l  mit 
einem  sog.  Abgleit-,  bezw.  Aufgleitlaut  gesprochen  wurde  (cl'arus, 
a'lter),  durch  dessen  immer  stärkeres  Hervortreten  der  ^-Laut  in 
den  romanischen  Sprachen  reduziert  bezw.  gänzlich  aufgehoben 
wurde.  Da  im  sardinischen  Dialekt,  der  das  Vulgärlateinische  in 
seiner  ältesten  Gestalt  wiederspiegelt,  das  l  nach  Konsonant  in 
weitem  Umfang  unverändert  geblieben  ist,  z.  B.  klont,  plenu,  flumen, 
so  wird  die  Verwandlung  des  l  im  Vulgärlateinischen  nicht  vor 
200  V.  Chr.  begonnen  haben'.  Das  mag  im  ganzen  richtig  sein: 
die  chronologische  Festlegung  der  Ausgangspunkte  und  Richtlinien 
dieser  Entwicklung  im  einzelnen  liegt  noch  sehr  im  Argen.  Wir 
sprechen  im  folgenden  nur  von  der  Mouillierung.  'Irgend  ein  pri- 
vater Anhaltspunkt  zur  Altersbestimmung  der  mouillierten  Laute 
fehlt',  sagt  Meyer-Lübke  S.  474  und  führt  dann  auf  der  nächsten 
Seite  aus:   *^Auf  dem   ganzen   romanischen  Gebiete   mit  Ausschluß 


1)  Lindsay  und  Sommer  nehmen  wohl  mit  Eecht  an,  daß  die  Gegen- 
sätze plenus,  pinguis  und  exilis,  tenuis  sich  nicht  mit  velarer  und  palataler 
Aussprache  des  l  decken.  Meyer-Lübke  denkt  in  diesem  Punkt  anders :  ich 
schreibe  oben  die  Stelle  aus. 


250  <^ü8t.  Herbig 

des  Rätischen  und  eines  Teils  des  Nord-  und  Südfranzösischen  ist 
cl,  gl  über  kl' ,  gl'  zu  ky,  gy,  auf  einem  kleineren  pl^  bl,  fl  über 
pl',  bl',  fl'  zu  py,  by,  fy  geworden.  Das  Alter  ist  schwer  zu  be- 
stimmen. Nach  Plinius  bei  Priscian  I  38  spricht  man  in  clarus 
das  l  voll,  in  ille  dünn  .  .  ,,  in  locus  mittel,  sodaß  also  wohl 
eine  Aussprache  mit  dünnem  /,  die  die  Vorstufe  der  ro- 
manischen Entwicklung  ist,  auch  Priscian  noch  unbe- 
kannt war.  Deutlich  liegt  l'  vor  in  der  Schreibung  conodea  (ital. 
conocchia)  C.  GL.  L.  V.  365,  57  [=  vulg.-lat.  colucula],  Monte  Cas- 
sino,  10.  Jahrb.'  Wenn  also  dieser  Lautwandel  nach  Lindsay  nicht 
vor  200  V,  Chr.  einsetzt  und  nach  Meyer-Lübke  auch  in  seiner 
Vorstufe  Priscian  noch  unbekannt  war  und  erst  im  10.  Jahrhundert 
n.  Chr.  deutlich  auch  in  der  Schreibung  hervortritt,  wird  es  nicht 
unerwünscht  sein  an  örtlich  und  zeitlich  festlegbaren  P]inzelbei- 
spielen  Ausgangspunkte,  Richtlinien  und  Tempi  dieses  Wandels  oder 
richtiger  gesagt:  seines  auch  orthographischen  Hervortretens  etwas 
genauer  zu  verfolgen.  Ein  paar  neue  und  ein  paar  nicht  immer 
richtig  beurteilte  Beispiele  verschiedenartiger  MouiUierung  des  lat.  l 
seien  im  folgenden  besprochen.  Wir  können  vorläufig  kaum  viel 
mehr  tun  als  sie  zur  Kenntnis  nehmen ;  für  weitergehende  Schlüsse 
ist  das  Material  noch  zu  spärlich. 

1.  Ein  sehr  schätzbarer  Beleg,  weil  wir  ihn  genau  datieren 
können,  ist  ganz  neuerdings  aufgetaucht.  A.  J.  B.  Wace  und  M. 
S.  Thompson  haben  im  Annual  of  the  Brit.  School  at  Athens,  No. 
XVII,  Session  1910 — 11  S.  193 — 204  eine  neugefundene,  27  zeilige 
lateinische  Inschrift  aus  Perrhaebia  (in  Thessalien)  veröffentlicht. 
Neben  TRAIIIANO  Traeiano  für  Traiano  (Z.  9,  vgl.  Sommer  Hdb. 
§  63)  und  ein  paar  mir  nicht  verständlichen  Schreibungen 
(Z.  15  Fl  IN  IIS  fenes  für  fines,  Z.  17  PATRAII  patrae  für  patre) 
steht  Z.  19  klar  und  deutlich  (vgl.  das  Faksimile  auf  S.  194) 
PI  ACUT  piacet  für  placet.  Die  Inschrift  stammt  aus  dem  Jahr,  da 
Kaiser  Trajan  zum  4.  Mal  und  mit  ihm  der  wenig  bekannte 
Quintus  Articuleius  Konsuln  waren.  Das  ist  das  Jahr  101  n.  Chr. 
Der  Verfasser  und  Schreiber  (scriba  quaestorius?)  der  Inschrift  trägt 
den  gut  lateinischen  Namen  Caelius  Niger;  der  Steinmetz,  der  den 
Text  in  eine  Marmorstele  einmeißelte,  soll  nach  der  Ansicht  der 
Herausgeber  wegen  der  oben  angeführten  Schreibungen  (^peculi- 
arüies")  nicht  Latein  gekannt  haben:  das  ist  jedenfalls  zu  viel 
gesagt.  Immerhin  können  wir  nicht  sicher  entscheiden,  ob  die 
vulgäre  Form  piacet  auf  das  Konto  des  römischen  Beamten  oder 
des  vielleicht  lokalen  Steinmetzen  zu  setzen  ist. 


Zur  Mouillierung  des  l  im  Vulgärlateinischen  251 

2.  Auf  keltisch-lateinischen  Münzen  des  1.  oder  2.  Jahrhunderts 
V.  Chr.,  die  aus  Südfrankreich  stammen,  steht 

iailkovesi  neben  ialikovesi  Mes  lalikovesus  . 
Ich  habe  Glotta  III  284f.  über  das  Verhältnis  der  beiden  For- 
men zu  einander  gesprochen,  einen  Prägefehler  bei  iailkovesi  nicht 
für  wahrscheinlich  gehalten  und  zur  Erklärung  der  merkwürdigen 
Schreibung  an  die  irische  und  britannische  Vokalinfektion  (air.  ailey 
cymr.  ail  :  lat.  alius)  und  an  das  französische  1  mouilie  (in  ailleurs  : 
lat.  aliorsum,  ail :  lat.  älium)  erinnert. 

3.  CIE.  8 196 ff.  habe  ich  nach  einer  Abschrift  G.  Magliulos 
ein  paar  faliskische  Grabinschriften  auf  Tonziegeln  des  3.  Jahrb. 
V.  Chr.  veröffenthcht;  sie  stammen  aus  der  Nekropolis  Valsiarosa 
bei  Civita  Castellana  und  sind  jetzt  leider  verschollen. 

Die  erste  lautet: 

tito  polafio 
Ich    habe   im  Corpus    hinzugefügt:    'De   nomine  gentilicio  dubito; 
quomodo  emendandum  sit,   non  video'.     Ich  nehme  jetzt  an,    daß 
zu  lesen  ist 

tito  pola  fio 

Das  wäre  lateinisch 

Titus  Pola  filius 

Die  Formel  der  Inschrift  ist  die  gleiche  wie  CIL.  XIV  3188 
(Praeneste)  L.  Oppi  L.  f  \  Flacus  j  ßius  (im  Gegensatz  zu  3187 
L.  Oppi.  L.  f  I  Flacus  \  patr.).  Der  männliche  Gentilname  Pola 
ist  aus  Cicero  ad  Q.  fr.  2,  11  [13],  2  ad  fam.  8,  12,  2  bekannt, 
vgl.  W.  Schulze  ZGLE.  366.  437,  Verf.  zu  CIE.  8346.  Das  falis- 
kische ßo  entspricht  genau  der  vulgärlateinischen  Schreibung  fius  etc. 
auf  späten  Inschriften  und  in  Handschriften,  Belege  bei  Schuchardt 
Vok.  d.  Vulgärl.  2,  486ff.^).  fius  ist  wohl  sicher  über  *ßüus  aus 
*firius  entstanden  und  stellt  eine  noch  weitere  Stufe  der  /-Mouil- 
lierung dar,  als  sie  in  Italien,  figlio  vorliegt;  ob  albanesische,  nach 
Dialekten  verschiedene  Schreibungen  wie  biJ9,  bil'd  'Tochter  die 
beiden  gleichen  Entwicklungsstadien  darstellen,  wie  fius  und  figlio, 
hängt  vor  allem  auch  davon  ab,    ob  das   albanesische  Wort   trotz 


1)  Das   älteste  Beispiel   findet    sich    auf  einer   etr.-lat.  Ziegelinschrift 
aus  Montepulciano 

CIE.  724   Tahnia  •  Anainia  ■  \  Comlniai  •  ßa. 
Beachte  auch  die  Mouillierung  von   falisk.  d  in  foied  CIE.  8179.  8180   aus 
*hö-d{ed;    latinisch  d  und  l   sind  ja  auch    sonst  phonetisch  verwandt,    vgl. 
Sommer  Hdb.  193. 


252  Gust.  Herbig 

bir  "^Sobi/  wirklich  mit  lat.  film  identisch  ist,  vgl.  H,  Pedersen  K. 
Z.  33,  536.  540 f.,  weitere  Literatur  bei  Walde  ^  291. 

Unsere  faliskische  Inschrift  gehört  zu  einer  Gruppe,  die  me- 
chanisch und  flüchtig  (s.  zu  CIE.  8198 — 8204)  von  jetzt  nicht  mehr 
kontrollierbaren  Originalen  abgeschrieben  ist;  wäre  aber  filio  und 
nicht  fio  dagestanden,  dann  hätte  der  Abschreiber  dieses  auf  falis- 
kischen  Inschriften  häufige  Wort  sicher  erkannt  und  nicht  das 
W^ortmonstrum  polafio  aus  pola  fio  erst  geschaffen. 

4.  Die  Identität  von  umbr.  tioisiener  (lat.  Volsieni,  umbr.  In- 
schrift aus  Asisium,  v.  Planta  Nr.  296)  und  lat.  Volsiemis  ist  durch 
CIL.  XI  5389  sq.  (ebenfalls  aus  Asisium)  gesichert.  Man  darf 
weder  mit  Schulze  ZGLE.  105  f.  Anm.  6  die  Bezeugung  für  Vol- 
sienus  als  'doch  wohl  nicht  über  jeden  berechtigten  Zweifel  er- 
haben"*  ansehen,  noch  mit  Aufrecht-Kirchhoff  Umbr.  Sprachd.  2, 
391,  Stolz  Wiener  Stud.  3,  309  das  lat.  Volsiemis  nach  umbr. 
uoisiener  zu  Voisienus  umkorrigieren.  Daß  die  auch  im  Umbrischen 
einsetzende  Mouillierung  des  l  nur  einmal^)  graphisch  bezeugt 
wird,  ist  auffallend,  aber  nicht  auffallender  als  die  ebenfalls  ganz 
vereinzelten  Bezeugungen  der  gleichen  Erscheinung  in  den  älteren 
Phasen  anderer  vorlateinischer  und  lateinischer  Sprachen  und  Dia- 
lekte. Ob  etr.  vuisinei,  vuisi^  etr.-praenest.  Voesiiis  (Belege  bei 
Schulze  1.  c.)  ohne  weiteres  mit  dem  aus  Voisienus,  etr.  velzna, 
velsina  erst  sekundär  entstandeneu  umbr.  uoisien-  zu  verknüpfen 
und  somit  (auch  wegen  des  vui-  aus  v-ul-  für  wirklich  etr.  v-el-)  2) 
als  umbr.-etr.  Formen  anzusprechen  sind,  oder  aber,  ob  etr.  vuisinei 
und  velsina  ganz  verschiedene  Stämme  sind,  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden. 

5.  V.  Planta  1,  300  und  Mohl,  Introduction  a  la  chronol.  d. 
latin  vidg.  278  nehmen  umgekehrt  an,  daß  umbr.  uoisiener  sein  1 
mouille  von  etr.  vuisinei  bezogen  habe,  und  Mohl  schließt  tos- 
kanische  Lauterscheinungen  wie  aittro,  caiddo,  coippo  (Montalese) 
für  alfro,  caldo,  colpo  und  aitro,  aito  (Grosseto)  für  altro,  alto 
direkt  an  Etruskisches  an.  Das  ist  für  den  Ausgangspunkt  uoisien- 
aus  vuisin-,  wenn  die  Stämme  überhaupt  zusammengehören,  nicht 
eben  wahrscheinlich,  weil  dann  das  für  vui-  vorauszusetzende  ital.- 


1)  Bei  Fluusasiais  neben  Fluusai  auf  der  oskischen  Tafel  von  Agnone 
(v.  Planta  Nr.  200  Z.  20.  24)  ist  der  Schrägstrich  des  J  (wie  auch  öfters 
im  Etr.,  s.  oben)  beinahe  oder  ganz  unkenntlich,  doch  glauben  ihn  G.  Meyer 
u.  H.  Schuchardt,  Zeitschr.  f.  roman.  Philol.  6,  611  noch  gesehen  zu  haben. 

2)  Vgl.  dazu  Osthoff,  Dunkles  und  helles  l  im  Lateinischen,  Transactions 
of  the  Am.  Philol.  Assoc.  24,  1893,  50 ff. 


Zur  Mouillierung  des  l  im  Vulgärlateinischen  253 

etr.  v-ul-  statt  eines  reinetr.  v-el-  (und  daher  wohl  auch  vui-  statt 
vei-)  seinerseits  erst  wieder  aus  dem  v-ol-  eines  italischen  Dia- 
lektes entlehnt  sein  müßte.  Aber  belegt  ist  die  Mouillierung 
des  l  auch  im  Etruskischen:  von  den  durch  Corssen,  Spr.  d.  Etr. 
2,  109 f.,  Müller-Deecke,  Etr.  2,  388  f.,  Schulze  ZGLE.  280 f.  zu- 
sammengetragenen Fällen  sind  zum  mindesten  die  Gleichungen 
piute  :  plute,  plaute  GIE.  2583  ff.  900.  3626.  4425  und  ciantinei  : 
clantinei  ClE.  2439 — 40  als  gesichert  zu  betrachten,  und  eine  syste- 
matische Durcharbeitung  des  Materiales  wird  neue  Beispiele  zu  Tage 
fördern :  nur  müßte  sie  auf  Grund  genauer  Faksimiles  oder  der  In- 
schriften selbst  vorgenommen  werden,  nicht  nach  transkribierten 
Texten,  da  etr.  l  und  j  graphisch  zu  leicht  verwechselt  werden. 

Die  unter  1 — 5  zufällig  vereinten  Belege  scheinen,  was  ja  auch 
die  verschiedenartige  Ausdehnung  der  Mouillierung  des  l  in  den 
verschiedenen  romanischen  Sprachen  und  Dialekten  (Meyer-Lübke, 
Gramm,  d.  roman.  Spr.  1,  345! Ö\)  ohnedies  nahe  legt,  darauf  hin- 
zudeuten, daß  diese  Lautentwicklung  durchaus  keine  einheitliche 
und  gleichmäßige  war,  daß  sie  vielmehr  in  verschiedener  Laut- 
umgebung an  verschiedenen  Stellen  des  lateinischen  Sprachgebietes 
zu  verschiedenen  Zeiten  eingesetzt  hat  und  zum  Teil  wenigstens 
auf  Einwirkung  vorlateinischer  Sprachen  zurückzuführen  ist. 

Rostock  i.  M.  Gust.  Herbig 


Zu  Glotta  IV  168  ff. 

Statt  Trevisio,  wie  ich  in  Anlehnung  an  das  Register  von 
Andrees  Allg.  Handatlas  1899^  S.  162  "Trevisio  {b.  Sondriof  irr- 
tümlich schrieb,  ist  mit  Pauli,  Giussani  und,  wie  ich  bei  genauerem 
Zusehen  bemerke,  auch  mit  Andree  auf  der  Karte  selbst  (Blatt 
57/58)  überall   Tresivio  zu  lesen.  G.  H. 


Der  italische  Pronominalstamm  eo- 

Der  in  lat.  eum  usw.  vorliegende,  lautlich  am  bequemsten  auf 
ein  älteres  *eio-  zurückzuführende  Pronominalstamm  ist  nur  im 
Italischen  belegt^);   ihn  aus  dem  Italischen  auch  zu  erklären, 

1)  Auf  die  von  Meillet  MSL  XV,  197  angedeutete  Möglichkeit, 
kret.  ioc  aus  *  iot  herzuleiten,  brauche  ich  nicht  einzugehen.  —  Über  got. 
ija  s.  unten. 


254  Ferdinand  Sommer 

muß  demnach  bei  seiner  etymologischen  Interpretation  zu  allererst 
versucht  werden.  —  In  seiner  lehrreichen  Abhandlung  „Pronominale 
Bildungen  der  indogermanischen  Sprachen"  (Ber.  d.  Kgl.  sächs.  Ges. 
d.  Wissensch.  1908  S.  llff.,  speziell  S.  41ff.)  hat  Brugmann  diesen 
allein  richtigen  Weg  zur  Deutung  betreten.  Ich  weiche  darin  von 
ihm  ab,  daß  ich  den  Ausgangspunkt  nicht  wie  B.  im  Instr.  sg.  f. 
idg.  *  eiä  =  ai.  ayä  suchen  kann  (die  Dualform  *etous  kommt  noch 
weniger  in  betracht).  Zunächst  ist  mir  zweifelhaft,  ob  ai.  ayä  als 
femininer  Kasus  wirklich  ein  idg.  *eiä  und  nicht  vielmehr  ein 
*a/ä  oder  *3m  vertritt  (vgl.  dazu  übrigens  auch  Brugmann,  Kurze 
vgl.  Gramm.  S.  405  §  503,  4).  Aber  selbst  zugegeben,  daß  der 
Kasus  wirklich  *em  lautete,  so  ist  auf  keinen  Fall  sehr  wahrschein- 
lich, daß  er  fürs  Italische  das  Muster  abgegeben  haben  sollte:  Es 
hat  immer  etwas  Bedenkliches,  für  eine  einzelsprachliche  Neubil- 
dung von  einer  Form  auszugehen,  die  in  dieser  Sprache  selbst  nicht 
nachzuweisen  ist,  und  das  gilt  beim  Italischen  nicht  nur  speziell 
für  unsere  Pronominalform,  sondern  für  den  Instrumentalis  über- 
haupt. Wollte  man  sich  aber  auch  darüber  hinwegsetzen  und  es 
weiter  passieren  lassen,  daß  gerade  der  für  das  Paradigma  gewiß 
nicht  sehr  bedeutungsvolle  Instr.  sg.  fem.  den  Ausgangspunkt  ge- 
bildet haben  sollte,  so  bleibt  als  Hauptschwierigkeit  die  tatsäch- 
liche Verbreitung  des  Stammes  *ew-  im  Italischen  zurück: 
Brugmann  meint  a.  a.  0.  S.  59,  daß  sich  an  den  I.  *eiä  in  urita- 
lischer Zeit  leicht  D.  *emi,  L.  *(?m?'^  Ab.  ^eiäd  anschließen  konnten, 
und  daß  weiter  Formen  wie  eam,  eärurn  Umgestaltungen  aus  *äm; 
'^äsöm  etc.  unter  dem  Druck  der  vorerst  genannten  Kasus  darstellen 
könnten.  —  Das  Paradigma  des  Oskisch-Umbrischen  ist  dieser 
Hypothese  nicht  günstig:  der  Stamm  eo-,  eä-  kommt  hier  nur  vor 
im  Acc.  sg.  m.  (o.  ionc),  N.  pl.  m.  (o.  ^wsc),  N.  A.  pl.  n.  (o.  ?'oc), 
N.  sg.  f.  (o.  wk),  A.  sg.  f.  (o.  iak),  A.  pl.  f.  (u.  eaf).  Nicht  be- 
legt sind  Acc.  pl.  m.  und  N.  pl.  f.,  von  denen  so  gut  wie  sicher 
anzunehmen  ist,  daß  auch  sie  vom  Stamm  eo-,  eä-  gebildet  waren. 
—  Alle  übrigen  Kasus  —  mit  Ausnahme  des  D.  sg.  u.  esmei  (m. 
n.)  zu  ai.  asmai  —  gehören  zu  einem  Stamm  eiso-,  der  seinen  Ur- 
sprung im  G.  pl.  *eisöm  =  ai.  esäm  genommen  hat  (v.  Planta, 
Gramm.  II  215,  Vf.  Handb.  472  Anm.  1). 

Diese  geringere  Ausdehnung  macht  dem  lateinischen  Tatbestand 
gegenüber  den  Eindruck  der  größeren  Altertümlichkeit:  Ganz  sicher 
hat  im  G.  pl.  o.  eisunk  und  im  D.  sg.  u.  esmei  das  Ostitalische 
am  alten  Zustand  festgehalten,  das  Lateinische  eine  Neuerung  vor- 
genommen.    Da   der  G.  sg.    des   Lateinischen   immer  noch   seiner 


Der  italische  Pronominalstamra  eo-  255 

Aufklärung  harrt  [auch  Brugmann  Ber.  1908  S.  61  überzeugt 
mich  nicht,  mir  am  wahrscheinlichsten  ist  er  nach  wie  vor  in  letzter 
Instanz  auf  ein  idg.  "^esio  zurückzuführen  (s.  jetzt  Wackernagel 
IF.  XXXI  268  fr.)],  so  kann  allein  im  Ab.  sg.  und  D.  Ab.  pl.  die 
Prioritätsfrage  zwischen  lat.  eo-  und  osk.-umbr.  eiso-  aufgeworfen 
werden.  Für  den  Plural  wird  durch  altlat.  ihus,  das  so  gut  zu 
ai.  ebhyah  stimmt,  wahrscheinlich  gemacht,  daß  weder  *e{ois  noch 
*eisois  alt  ist.  Ob  im  Ab.  sg.  die  Sache  ähnlich  liegt,  das  heißt, 
ob  etwa  im  Uritalischen  hier  überhaupt  noch  die  dem  ai.  asmät 
entsprechende  indogermanische  Form  gestanden  hat,  läßt  sich 
nicht  ausmachen.  Auf  keinen  Fall  hat  man  ein  Recht,  lat.  eö,  eä, 
das  dem  Osk.-Umbr.  fremd  ist,  gemein -italischer  Zeit  zuzu- 
weisen. Wie  im  G.  pl.,  so  kann  auch  hier  das  Lateinische  den 
Stamm  über  sein  ursprüngliches  Gebiet  haben  hinausdringen 
lassen. 

Dem  sei  wie  ihm  wolle,  man  geht  am  sichersten,  wenn  man 
die  engere  Verbreitungssphäre  der  östlichen  Dialekte  zugrunde 
legt.  Gelingt  es,  aus  dieser  heraus  eine  Erklärung  zu  finden,  so 
darf  sie  ein  größeres  Maß  innerer  Wahrscheinhchkeit  beanspruchen 
als  die  Zuhilfenahme  einer  sonst  im  Italischen  verschollenen  Form. 
Gehen  wir  somit  vom  Nominativ  oder  Akkusativ  aus! 

Der  gotische  Acc.  sing.  fem.  ija,  Acc.  pl.  f.  ijos  und  N.  pl.  n. 
ija  allerdings  kommen,  so  verführerisch  sie  auf  den  ersten  Blick 
zum  Vergleich  locken,  nicht  ernstlich  in  Frage;  so  auch  jetzt  Brug- 
mann S.  50,  dessen  Argumentation  aber  insofern  nicht  unmittelbar 
anspricht,  als  er  von  vornherein  mit  dem  uritalischen  Instr.  *em 
als  einer  gegebenen  Größe  rechnet.  Da  *eio-  nur  fürs  Italische 
gesichert  ist  und  die  gotischen  Formen  sich  ungezwungen  an  ander- 
weitig .^Bekanntes  anreihen  lassen,  ist  eben  dieser  letztere  Weg 
unbedingt  vorzuziehen.  Dabei  kommt  nicht  allzuviel  darauf  an, 
wie  man  ihn  sich  in  allen  Einzelheiten  denkt.  Brugmann  legt 
dem  Acc.  sg.  f.  ija  ein  *imm  (Schwesterform  von  *tam  =  lit.  jq 
zu  einem  N.  *l)  unter.  Das  scheint  mir  sehr  wohl  möglich.  Die 
durchgehende  «'-Flexion  des  Masculinums  und  Neutrums 
legt  aber  auch  den  Gedanken  nahe,  daß  der  N.  pl.  n.  ija  die  regel- 
mäßige Bildung  des  Stammes  i-  ist,  wie  prija  zu  pri-.  Ob  man 
dann  für  den  Acc.  sg.  f.  bei  Brugmann  s  Vermutung  stehenbleiben 
oder  aber  eine  Analogiebildung  vom  neutralen  Plural  aus  nach 
dessen  sonstiger  formaler  Gleichheit  mit  dem  Acc.  sg.  f.  (vgl.  ßo) 
annehmen  will,  mag  dem  subjektiven  Empfinden  überlassen  bleiben, 
das  sich  bei  mir  mehr  zugunsten  einer  Kombination  beider  Aus- 


256  Ferdinand  Sommer 

gangspunkte  neigt,  —  Der  plur.  fem.  ijos  macht  unter  keinen  Um- 
ständen Schwierigkeiten.  — 

Auf  Grund    der   einzeldialektischen  Verhältnisse   läßt  sich   im 
Uritalischen  —  und  nur  hier  —  für  unsern  Stamm  erschließen  ein 
m.  f.  I  m.  f.  n. 

sg.  N.      —        ^eiä  I       pl.  '*eioi       '^eiäs       *eiä 

Ä.  *etom     *eiäm  I  '^  eions     ^eiäns     *em. 

Die  Mittelstellung,  die  ein  Pronomen  vom  Schlage  des  lat.  is 
zwischen  Personal-  und  Demonstrativpronomen  einnimmt,  recht- 
fertigt es,  wenn  man  sich  zur  Deutung  seiner  Flexion  auch  bei 
ersterem  umsieht.  Nun  scheint  mir  die  morphologische  Überein- 
stimmung zwischen  osk.  ionc  =  *eom-c(e)  und  osk.  siom  „se'-,  umbr. 
tiom  ,,te*''  groß  genug,  um  sie  nicht  unbeachtet  zu  lassen.  Daß 
siom  und  tio7n,  welch  letzteres  (in  der  Gestalt  tiium,  tiü)  im  Os- 
kischen  auch  nominativisch  fungiert,  nicht  wohl  auf  Possessiv-Pro- 
nomina beruhen  können,  haben  —  trotz  Brugmann  IF  XXIII, 
312  —  Bugge  Altital.  Stud.  S.  33  und  nach  ihm  v.  Planta  Gramm. 
II  231  f.  zur  Genüge  gezeigt.  Der  Vergleich  mit  ai.  ta-am  (tvam) 
usw.  liegt  denn  doch  auch  gar  zu  nahe.  Gewiß  hat  J.  Schmidt 
Pluralbildg.  S.  220  recht,  wenn  er  die  arischen  Formen  als  Ana- 
logieschöpfungen nach  '^•e§(h)om  „ich"  betrachtet,  von  dem  aus  die 
ganze  „Pronominalpartikel"  -om  ihren  Ausgang  genommen  hat.  Im 
Gegensatz  zu  desselben  Gelehrten  Behauptung  KZ  XXXVI,  469 
muß  ich  es  aber  für  falsch  halten,  wenn  man  die  entsprechenden 
Formen  der  dritten  Person  hier  losreißen  will:  daß  aijam  „er", 
iyam  „sie"  (und  danach  idam  „es")  mit  aham  „ich",  tii-am  „du" 
bildungsgleich  sind,  davon  wird  a  priori  jeder  Unbefangene  über- 
zeugt sein,  und  ebenso  gehört  natürlich  im-am  „ihn"  mit  mäm 
„mich",  tväm  „dich"  aus  *mä  +  am,  *tvä  +  am  zusammen.  Brug- 
manns  Anschauung  (Ber.  1908,  S.  48),  der  imam  in  *im  +  *em 
(Acc.  eines  Stammes  e-)  zerlegt,  kann  ich  sonach  nicht  beitreten, 
wie  ich  auch  für  lat.  em  unbedingt  daran  festhalte,  daß  es  den 
Acc.  von  iSy  wie  quem  zu  quis,  darstellt.  —  Nach  J.  Schmidt 
(s.  auch  Thurneysen  KZ  XXVII  175)  sollen  freilich  lat.  emem 
und  idem  für  ai.  imam  und  idam,  weiter  auch  für  ayam  und  iyam 
idg.  '"-em,  nicht  *-07n  beweisen,  womit  die  Trennung  vom  Pronomen 
der  1.  und  2.  Person  sicher  vollzogen  wäre.  Zu  unrecht;  denn 
emem  zunächst  braucht  nichts  anderes  zu  sein  als  eine  reduphzierte 
Bildung  des  Typus  meme,  tele,  sese.  Für  idem  aber  fällt  ins  Ge- 
wicht, daß  die  vielberufene  „Pronominalpartikel"  im  Ostitalischen 
auch    beim    geschlechtigen   Pronomen    durchweg   o- Vokalismus 


Der  italische  Pronominalstamm  eo-  257 

zeigt,  wie  die  nahe  Zusammengehörigkeit  von  osk.  isldum  mit  lat. 
Idem  und  weiter  pid-um  beweist.  Nichts  leichter  tatsächlich  als 
die  Annahme  einer  speziell  lateinischen  Umwandlung  des  alten 
*idom  zu  idem  auf  Grund  der  Proportion  em  :id  =  em-em  :  id-em^). 
So  legt  auch  das  Italische  der  morphologischen  Gleichsetzung  des 
-am  von  ayam,  idam  mit  dem  von  aham,  tuam  keinen  Stein  in  den 
Weg,  und  ich  hoffe  den  Entwicklungsgang  seiner  analogischen  Aus- 
breitung fürs  Indoiranische  IF  XXX  397 ff.  im  wesentlichen  richtig 
gekennzeichnet  zu  haben.  Daß  dieser  nicht  ur sprachlich  ge- 
wesen sein  muß,  ist  trotz  der  teilweisen  Harmonie  der  italischen 
Formen  klar,  denn  er  konnte  sich  in  jeder  Einzelsprache  leicht 
einstellen,  und  die  Übereinstimmung  ist  um  so  weniger  von  Be- 
lang, als  Kretschmer  Einleitg.  S.  125 ff",  eine  Anzahl  bemerkens- 
werter Gleichungen  speziell  zwischen  Arisch  und  Italokeltisch  auf- 
gedeckt hat,  denen  man  nach  Belieben  die  Ausdehnung  des  -om 
anreihen  kann.  Das  Prinzip  ist  hier  wie  dort  das  gleiche,  wenn 
auch  der  ursprüngliche  „Wurzel"-Vokalismus  der  osk.-umbr.  For- 
men noch  nicht  sicher  steht.  Ob  der  oskische  N.  sg.  tiium  wirk- 
lich auf  eine  Verdrängung  der  alten  Nomiuativform  durch  den  Ac- 
cusativ  {*te-om)  schließen  läßt,  ist  mir  noch  nicht  ausgemacht. 
Wenigstens  könnte  ich  mir  denken,  daß  nominativisches  tnom  im 
letzten  Grunde  auf  ein  von  *tü  gewonnenes  *tü-om  zurückginge, 
mit  jenem  Übergang  von  ü  zu  z,  der  auch  fürs  Oskische  nach 
Ausweis  des  Ab.  sg.  castrld  zum  Stamme  castni-  anerkannt  werden 
muß,  einstweilen  ohne  in  seinem  Umfange  genau  umschrieben  zu 
sein  (v.  Planta  Gramm.  I  129 f.  Bück  Grammar  41),  Man  mag 
dann  weiter  das  accusativische  Uom  und  siom  auf  die  analogischen 
Gebilde  *te-om,  *se-om  zurückführen  oder  zunächst  tiom  als  accu- 
sativisch  verwendeten  Nominativ  wie  dor.  tv  ansehen.  Das  ein- 
malige unibr,  teio  entscheidet  nichts,  da  es  ebenfalls  ein  aus  *fl-om 
hervorgegangenes  tiiojn  repräsentieren  kann,  [Ganz  anders  über 
tiom,  aber  mich  nicht  überzeugend,  Brugmann  Grundr,  II  2  I  2 
S.  388,]  Genug,  das  Italische  zeigt  in  dem  einen  Zweig  eine  mit 
dem  Arischen  harmonierende  Weiterbildung  des  Personalpronomens 

1)  Vom  emphatischen  em-em  aus  versteht  man  dann  auch  die  Bedeu- 
tung des  lat.  idem  und  seiner  Nachkommenschaft  besser.  Daß,  wie  prin- 
zipiell möglich,  idem  überhaupt  nur  eine  lat,  Neuschöpf  ung  nach  em-em 
wäre  und  mit  ai.  idam  nichts  zu  tun  hätte,  glaube  ich  nicht;  ich  würde 
dann  eher  ein  *idid  erwarten.  Existierte  ein  *ido?n,  so  begreift  man  erst 
recht,  wie  idetn  auf  dem  oben  angegebenen  Weg  als  Umbildung  daraus 
hervorging. 

Glotta  V,  3.  17 


258  Ferdinand  Sommer,  Der  italische  Pronorainalstamm  eo- 

der  2.  sg.  (und  des  Reflexivums),  die  dem  Lateinischen  wieder  ab- 
handen gekommen  ist. 

Dann  aber  ist  die  Vermutung  gerechtfertigt,  daß,  wie  dort, 
auch  italisch  beim  Pronomen  der  dritten  Person  eine  dem  ai. 
ayam  aus  *eiom  entsprechende  Form  vorhanden  war,  d.  h.  eine 
nach  der  1.  und  2.  Person  erfolgte  Umbildung  des  alten  N.  *e^ 
„er",  der  in  sigmatisch  erweiterter  Gestalt  *eis  wohl  in  ir.  he  ^), 
vielleicht  auch  in  umbr.  er-e  und  altlat.  eis  auftritt;  wenigstens 
kann  dies  bei  seinem  überwiegenden  Vorkommen  in  der  Kanzlei- 
sprache etwas  Altes  sein,  wie  ich  meiner  früheren  Auffassung  gegen- 
über (Handb.  448)  zugeben  muß.  Wie  die  uritalischen  Vorformen 
von  tiom  und  siom  mußte  ein  solches  *eiom  zugleich  auch  als 
Accusativ  dienen,  und  diese  Form  ist  es,  die  sich  unschwer  in  lat. 
eum,  osk.  ion-c  wiederkennen  läßt.  Warum  aber  ist  sie  schon  [frühe 
auf  den  Accusativ  spezialisiert  worden  und  nicht  mehr,  wie 
tiom,  auch  im  Nom.  zu  belegen?  Einfach  aus  dem  Grunde,  weil 
"^eiom  als  Kasus  der  dritten  Person  in  den  Bannkreis  der  formell 
und  semasiologisch  nächstverwandten  Accusative  der  übrigen  ge- 
schlechtigen Pronomina,  "^tom  etc.,  geraten  mußte.  Eine  Ein- 
buße brachte  diese  Neuordnung  insofern  nicht,  als  man  im  casus 
rectus  die  nur  nominativische  Form  is,  eis  stets  weiter  zur  Ver- 
fügung hatte. 

Der  Zusammenklang  mit  den  Demonstrativa  etc.  verhalf  denn 
auch  dem  Acc.  '*ew7n  zur  Produktivität:  Zuerst  wurde  wohl 
zum  Mascul.  *eiom  ein  Acc.  fem.  *euim  geschaffen,  desgleichen  die 
Plural- Accusative  "^eions,  '*eiäns\  im  Anschluß  daran  auch  das  neu- 
trale *et*ä.  —  Die  formale  Übereinstimmung  des  Stammes,  die 
zwischen  Nom.  und  Acc.  gegenüber  den  andern  Kasus  beim  itali- 
schen Pronomen  herrscht  (man  vergleiche  beispielsweise  quis  und 
quem  mit  quoius,  qiioi  oder  im  Fem.  hai-c(e)  und  han-c(e)  mit 
huius,  hiiic),  bewirkte  dann  zum  Acc.  *eiäm  den  neuen  Nom.  *m7; 
endlich  im  Plural  *eioi  und  *eiäs. 

Diese  Auffassung  der  Entstehung  von  *eto-  wird,  wie  man 
sieht,  der  im  Oskisch-Umbrischen  deutlich  hervortretenden  Be- 
schränkung auf  den  Acc.  und  Nom.  am  besten  gerecht,  und 
darin  scheint  mir  ihr  Hauptvorzug  zu  liegen.  Das  Lateinische  hat, 
wie  so  oft,  den  ursprünglichen  Zustand  durch  weiteren  Ausbau  des 
Paradigmas  verändert. 

Jena  Ferdinand  Sommer 


1)  Anders  Thurneysen,  Handb.  d.  Altir.  S.  269. 


Paul  Kretschmer,  Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  259 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911 

Griechisch 

Allgemeines 

Hoffmaun^  Otto.  Geschichte  der  griechischeD  Sprache.  I. 
Bis  zum  Ausgange  der  klass.  Zeit.  Samml.  Göschen.  Leipzig  1911. 
159  S.  Unter  Sprachgeschichte  versteht  H.,  wie  üblich,  die  äußere 
Sprachgeschichte,  die  Entwicklung  der  Dialekte  und  der  verschie- 
denen Typen  der  Literatursprache;  er  behandelt  daher  ungefähr 
denselben  Stoff,  wie  Thumb  in  seinem  Handbuch  der  griech.  Dia- 
lekte oder  ich  in  Gercke-Nordens  Einl.  I^  522 — 548,  nur  daß  er 
die  Literatursprachen  viel  ausführlicher  als  die  Dialekte  darstellt. 
Meines  Erachtens  muß  eine  Sprachgeschichte,  die  diesen  Namen 
verdient,  umfassender  sein,  muß  auch  das  ganze  innere  Leben  einer 
Sprache  im  Zusammenhang  mit  der  Kulturgeschichte,  dem  geistigen 
Leben  des  Volkes  zur  Darstellung  bringen,  worüber  ich  mich  bald 
einmal  auszusprechen  gedenke.  An  den  Verfasser  eines  Abrisses 
für  die  Sammlung  Göschen  können  jedoch  solche  weitergehenden 
Anforderungen  gewiß  nicht  gestellt  werden.  Seine  Aufgabe  konnte 
es  nur  sein,  für  die  weiteren  Kreise,  au  die  sich  diese  Sammlung 
wendet,  eine  Zusammenfassung  der  wichtigeren  Ergebnisse  der 
Forschung  zu  geben,  und  dies  ist  H.  vortrefflich  gelungen.  Er 
hat  den  zum  Teil  doch  etwas  spröden  Stoff  in  einer,  denke  ich, 
auch  für  Fernerstehende  anregenden  Weise  und  in  lebendiger  Dar- 
stellung gestaltet.  Daß  nicht  alle  seine  Ansichten  unbedingte  Zu- 
stimmung finden  werden,  ist  im  Umfange  des  Gegenstandes  und 
der  Fülle  der  Probleme,  die  er  einschließt,  begründet.  So  weist 
H.  S.  15  zwar  mit  Recht  den  Versuch,  väog  ^^Tempel'  mit  Hilfe 
von  vavg  Schiff'  zu  erklären,  zurück,  erwähnt  aber  die  Deutung 
des  Wortes  aus  *j'a(jfc'g 'Wohnung'  nicht  und  ist  ohne  genügenden 
Grund  geneigt,  ihm  nichtgriechischen  Ursprung  zuzuschreiben. 
Die  Sprache  des  Epigramms  (S.  87  ff.)  muß,  meine  ich,  noch  etwas 
anders  charakterisiert  werden.  Für  Xenophon  lag  dem  Verf.  das 
unten  angezeigte  Buch  von  Gautier  noch  nicht  vor.  Die  „Um- 
schrifttheorie" schwächt  H.  stark  ab  (S.  77),  kann  sich  aber 
noch  nicht  entschließen,  sie  ganz  fallen  zu  lassen. 

Glotta  V,  4.  18 


260  Paul  Kretschmer 

Meister,  Rieh.  Kyprische  Syllabar-Inschriften  iu  nichtgrie- 
chischer Sprache.  Sitzgsber.  Berl.  Akad.  1911,  S.  166—169.  M. 
entdeckte  im  J.  1909  im  Ashmolean-Museum  in  Oxford  zwei  Steine, 
die  Inschriften  in  kyprischer  Silbenschrift,  aber  in  einer  unbe- 
kannten Sprache  tragen.  Über  die  Herkunft  dieser  Steine  und 
die  Zeit  ihrer  Aufnahme  in  das  Museum  herrscht  ein  völliges 
Dunkel.  Über  ihre  Echtheit  kann  jetzt  um  so  weniger  ein  Zweifel 
bestehen,  als  Vendryes  MSL.  XVIII  (1913)  S.  271ff.  zwei  analoge 
Inschriften  des  Louvre  mitgeteilt  hat,  die  aus  einem  Grabe  in 
Amathus  stammen.  Sie  liegen  schon  seit  1896  unbeachtet  im 
Museum  des  Louvre,  hätten  uns  also  schon  längst  bekannt  sein 
können.  Dadurch  ist  nicht  nur  eine  vorgriechische  Bevölkerung 
von  Cypern,  sondern  auch  das  Fortbestehen  ihrer  Sprache  bis 
mindestens  ins  V.  Jahrhundert  v.  Chr.  gesichert,  ähnlich  wie  das 
der  eteokretischen  Sprache  auf  Kreta  durch  die  Inschriften  von 
Praisos,  Nach  M.  hätte  sich  die  autochthone  Bevölkerung  von 
Cypern  ,,der  Schrift  der  Griechen  ihres  Landes  bedient".  Der  um- 
gekehrte Sachverhalt  ist  aber  doch  wohl  wahrscheinlicher,  daß 
nämlich  die  Griechen  die  Silbenschrift  bei  ihrer  Ankunft  auf  der 
Insel  vorgefunden  und  von  den  einheimischen  Kypriern  übernommen 
haben.  Dafür  läßt  sich  geltend  machen,  daß  diese  Schrift  am 
besten  für  eine  Sprache  paßt,  die  keine  oder  wenige  Konsonanten- 
verbindungen, vokalischen  Wortauslaut,  sowie  nur  eine  Reihe 
von  Verschlußlauten  (Tenues  oder  Mediae)  hat,  und  das  ist  eine 
Eigentümlichkeit  der  ueuentdeckten  Sprache,  die  Wörter  wie  ali- 
rani,  asonatukaiminona,  talejapakuke,  anotitasoti  bietet  und  in  nicht 
allzuvielen  Wörtern  die  Annahme  einer  Konsonantengruppe  zuläßt. 
Dagegen  paßt  diese  Schrift  für  das  Griechische  mit  seinen  vielen 
Konsonantengruppen  und  auslautenden  Konsonanten  sowie  der 
Unterscheidung  von  Mediae,  Tenues  und  Aspiratae  sehr  schlecht. 
M.  hält  mit  Recht  Verwandtschaft  der  kyprischen  mit  der  klein- 
asiatischen Urbevölkerung  für  wahrscheinlich,  findet  aber  nur  einen 
lautlichen  Anklang:  panamo  =^  Panammu  Ilavaf.iv'iqs.  Mich  er- 
innert der  zweite  Teil  des  Wortes  apunumatiteiie  bei  Vendryes 
an  lyk.  Furihitneti-ti,  der  erste  Teil  apunu-  (nu-  unsicher)  an  lyk. 
Apnnätama  (Eigenname)  oder  an  ebenne  (Demonstrativum),  weiter 
das  4  mal  iu  diesen  Texten  vorkommende  mana  an  die  häufige  lyk. 
Partikel  mene.  In  der  2.  Inschrift  Vendryes'  kommt  zweimal  der 
griechische  Name  onasakora  =  ^OvaoayoQag  vor,  der  auf  der  großen 
Inschrift  von  Edalion  GDI.  60  ^  1  begegnet.  Das  zweite  Mal 
folgt,    durch  ein  anderes  Wort   getrennt,   vanakoso,    worin  V.  gr. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  261 

ßavaS  erkannt  hat^).  Auch  dies  hat  seine  Analogie  auf  den  In- 
schriften von  Praisos,  wo  gr.  ^^qxokUjq  und  vo/iiog  vorzukommen 
scheinen.  Aber  noch  ein  weiterer  Gräzismus  ist  auf  den  kypri- 
schen  Steinen  zu  erkennen,  der  den  beiden  Herausgebern  ent- 
gangen ist.  Dreimal  lesen  wir  auf  ihnen  die  Lautfolge  enemina: 
das  ist  offenbar  sv  rjfxiva,  das  durch  die  Hesychglosse  Iv  'tjf^lvcc 
(cod.  Ivif-iiva)'  ev  ij/^iiaei  (cod.  sv7}^iiao)  als  kyprisch  oder  arkadisch 
gekennzeichnet  ist;  vgl.  Meister  Gr.  Dial.  II  210.  Hoffmann  I  116 3). 
-^liiiva  'Hälfte'  begegnet  oft  im  Gesetz  von  Gortyn  und  sonst 
(GDI.  5011,  13),  ist  also  wahrscheinlich  ein  altpeloponnesisches 
Wort.  Bei  Meister  Nr.  2  steht  puenemina,  bei  Vendryes  Nr.  1 
Z.  4f.  maipu  tako  enemina  oite  taravo  enemina  d.  i.  offenbar:  ^^tako 
zur  Hälfte  und  taravo  zur  Hälfte".  Vgl.  etwa  GDI.  5011,  13  idv 
laev  T^fxlvav  tcol  viy.aoavTt  öovTCOv,  rdv  ö  rn-iivav  rat  TtoXi.  Es 
wird  wahrscheinlich,  daß  oite,  das  noch  2 mal  auf  dieser  Inschrift 
wiederkehrt,  *^und'  bedeutet  (lyk.  se).  Denn  es  ist  doch  wohl  nicht 
entlehntes  gr.  ol  de.  kavalija  bei  M.  2,  4  erinnert  an  den  Namen 
der  lykischen  Landschaft  Kaßalia,  doch  kann  dies  Zufall  sein. 
Da  drei  von  den  Inschriften  mehrere  Wörter  mit  einander  gemein 
haben,  so  ist  zu  vermuten,  daß  sie  zusammengehören  oder  den- 
selben Gegenstand  betreffen, 

Meillet,  A.  Differentiation  et  unification  dans  les  langues. 
Scientia,  „Rivista  di  Scienza"  IX  (Anno  V,  1911)  S.  402—419, 
handelt  von  dem  Problem  der  Entwicklung  von  Dialekten  und  der 
Entstehung  einer  Gemeinsprache. 

Becker,  P.  Lautes  Lesen.  Rhein.  Mus.  (56,  480  führt  ein 
neues  Zeugnis  Apostelgesch.  8,  27ff.  für  die  antike  Sitte,  laut  zu 
lesen,  au.  Die  Tatsache  ist  auch  sprachwissenschaftlich  wichtig, 
z.  B.  für  die  Frage  des  (.ieta%aQayariQLOf.i6g.  Wenn  die  homerischen 
Epen  seit  ihrer  ersten  Niederschrift  immer  laut  gelesen  worden 
waren,  dann  mußte  auch  eine  mündliche  Tradition  über  die  Aus- 
sprache des  Geschriebenen  sich  bis  zur  Zeit  der  Umschrift  fort- 
erhalten, während  die  Umschrifttheorie  voraussetzt,  daß  man  da- 
mals ganz  von  den  Handschriften  abhängig  war,  die  man  daher 
falsch  entziffern  konnte.     Vgl.  Glotta  IV  308. 


1)  Das  auslautende  -o  scheint  darauf  zu  henihen,  daß  die  Sprache  ini' 
Auslaut  nur  Vokale  kannte. 

2)  Zuletzt  hierüber  Baunack  Philol.  70,  377.  Aus  yj/aIvk  lat.  hemina 
der  halbe  Sextarius,  von  Videbantt  Real-Enc.  XV  249  unrichtig  aus  rjfiifj.vK 
erklärt. 

18* 


262  Paul  Kretschmer 

Altgriechische  Dialekte 

KovQOVVKjorrjg,  Kojvot.  'EgergiKal  eTtLyqaqiaL  ^E(p.  agx-  1911, 
1 — 38.  S.  9 ff.  Nr.  2  Liste  der  drji.wTaL  von  Eretria,  über  1500 
Personennamen  einschließlich  der  Vatersnamen.  Ich  hebe  nur 
einige  hervor:  Auf  Seite  A  Ilodojvviuog  <S,  ^tylcov  13,  KTiJTog  20, 
'iXlvog  24  (wie  der  att.  Vasenmaler  Klein  Meistersign.  134),  'i^^w- 
filvrjg  29,  KTrjQiyiQaTiqg  31,  Oavojvdtjg  37,  QaQQtag  (mit  qq)  38, 
KoidccQOv  52,  ^OvrjQidrig  6ß,  KxriQiag  74,  Bovlr^yileldrig  75,  "l/Mvog  80, 
2(jL)(.irilog  81,  JoQ07iidy]g  82,  Uolvo-^/ixog  85.  88,  "^vvißdoidog  Gen. 
90,  (DQvvwvdrjg  92,  ^^QQiTSvg  105,  ^Aq/itq^Qiov  115  (mit  Dissimilation), 
TQOvd-inTtog  121,  .B  6  (=  2rQovd-i7t7tog?),  ^OvriQi(.iog  130,  ^'Oravog 
132,  2/.vh'jcpov  135,  nQiq^wvdrjg  138,  iCAewvd/^g  142,  Bqiy/.ov  143. 
Auf  Seite  B  Tvnwvog  12,  ^^ifirJKTov  18,  QiofAiyycovog  23,  ^Eiri&dQ- 
Qtjg,  '^vTilay-og  25,  ^agycov  27,  '^/rd^rj^fg  28,  ^AgY-ECfilov  33,  '^p- 
v.E(fiov  34,  ylvqaviag  39,  "Ageoig  43,  To'AAoü  65,  FevvdQijTog  70, 
Bovlvf/lrjg  83,  Bvßa/Mg  Gen.  86  (vgl.  Bvßtov  auf  dem  vielleicht 
euböischen  Wurfstein  aus  Olympia  IGA.  370),  AioxQvßrig  111, 
'Ovjj^favJ^og  112,  ^lohyevtjg  114,  Kgoidtovog  Gen.  120,  Mii,l.di]i.iog 
123,  .^i7/Ad(Joi!  124,  2iyyldör]g  125,  2woiyiidt]g  ÜQUiovog  126, 
Jifxiov  127.  —  S.  17  ff.  Nr.  3:  ein  Demotenverzeichnis  wie  Nr.  2; 
auf  Seite  A:  4  KojiucjdtoQog,  5  u4iöXQvßrig,  16  Kti]QißcoTog,  13 
2ü)rMÖov  (aus  ^(oor/Jdov),  47  2yiv9^7]g,  83  Mvj^f-iaQdQog,  81  Met- 
^Id-eog.  B  7  Klsa^,  23  JvqaTtcooTog.  —  Nr.  4 — 6  Fragmente  ähn- 
licher Verzeichnisse.  —  S.  35  Nr.  24:  archaische  Inschrift  auf  dem 
Rand  eines  Thongefaßes  ....  dpog  Tot  '^HqüaIü  7toLe\oag\.  Der 
Herausgeber  ergänzt  Ttoieoe,  was  nur  bei  metrischer  Fassung 
möglich  wäre.  —  S.  35  Nr.  25.  Weihinschrift  in  ion.  Alphabet: 
JTat'aw  Äd^€<.  —  S.  37  f.  Nr.  32—46.  Grabschriften.  Nr.  32.  Ar- 
chaische Grabstele:  ^^Trt  MevicpQOvi  eif-u.  Die  Fassung  mit  em 
ist  phokisch,  boiotisch  und  aiolisch. 

Wilhelm,  Ad.  Attische  Urkunden.  I.  Teil.  Sitzgsber.  d.  Wien. 
Akad.  165.  Bd.  6.  Abhaudl.  Aus  diesem  epigraphisch-histori- 
schen Aufsatz  ist  hier  nur  ein  neues  attisches  Zeugnis  für  die 
Form  des  Namens  der  makedonischen  Stadt  TIvTva  mit  r,  wie 
sie  auch  in  kret.  'isQarrvTva  vorliegt,  zu  erwähnen.  Vgl.  noch 
MaTihr^g  :  Mayteövög   (aber   auch   Mazsdwv),   TTeliTvög  :  Ttehdvog. 

Fick,  A.  Äoler  und  Achäer.  KZ.  44,  1—11  stellt  die  an- 
tiken Zeugnisse  für  diese  Völkernamen  zusammen  und  kommt  zu 
dem  Ergebnis,  daß  der  Äolername  im  Osten,  der  Name  der  Achäer 
im  Westen  und  Südwesten  Thessaliens  herrschte,  beides  aber  Sam- 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  263 

melnaraen  waren,  die  verschiedene  Stämme  umfaßten.  Als  ein 
sprachliches  Merkmal  der  Achäer  im  Gegensatz  zu  den  Aolern 
sieht  er  die  Bewahrung  von  vg  im  Argivischen,  Arkadischen  und 
Kretischen  an  (thess.  rcävocc,  XsitoQeiaavoa,  aTre^evd^eQeod^tvoa, 
in  denen  freilich  g  erst  aus  t/  entstanden  war,  berücksichtigt  F. 
nicht);  denn  der  äolische  Dialekt  haibe  zövg  zu  ro/g  gemacht;  auch 
el.  ToiQ  sei  ein  äolisches  Element.  Was  F.  am  Schluß  bemerkt, 
ist  mir  nicht  ganz  klar  geworden.  Er  fragt,  ob  das  Achäische 
mit  dem  Urgriechischen  identisch  sei,  will  ihm  noch  andere  große 
Altertümlichkeiteu  zuschreiben  und  auch  den  Dual  und  den  Gen. 
auf  -äo,  -010  im  Epos  als  achäisch  ansprechen.  Dann  wäre  der 
Achäername  doch  kein  distinktives  Ethnikon  mehr. 

Arvauitopoullos,  A.  S.  Inscriptions  inedites  de  Thessalie. 
Revue  de  phil.  35,  123—139.  282—305.  S.  123  Nr.  26  Stele  aus 
Larisa.  Da  die  Schrift  nicht  älter  als  das  1.  Jahrh.  v.  Chr.  scheint, 
aber  noch  thessalischer  Dialekt  angewendet  ist,  so  sieht  der  Her- 
ausgeber hier  ,,eine  archaisierende  Nachahmung": 

....  aia  [^^]l£^[t]yiQd[TOvg  q)v- 

aei  de  ^AXs^dvdQov  XeLTO^gev- 

oavoa  Tccv  jrstQOSzriQi- 

öa  ra.  z/a/Lij-idvegL  tcc   (DvXa- 
5  xa  xat  tov  Jlovvgov  tov 

Kagniov. 
Ja^f.idrriQ  mit  zwei  fj.  wie  IG.  IX  2,  1235.  572.  TteTQOsTiqQlg 
=  T€TQa€TtjQig  zcigt  zum  ersten  Mal  das  aiol.  yr  in  diesem  Zahl- 
wort und  Qo  für  Qa  wie  im  Boiotischen.  —  Aus  der  agonistischen 
Koiue-Inschrift  Nr.  27  S.  124ff.  erwähne  ich  die  Namen  'Alxoizag 
Z.  15  und  ytaTtai.iog  (auch  in  Krannon  IG.  IX  2,  745,  ein  Tagos 
AaTTa(.ivag  Plut.  Camill.  19),  bemerkenswert  wegen  tt,  aus  Nr.  29 
S.  127  Tdlog  (vgl.  thess.  Tdlwv,  TalovQog).  —  S.  132 ff.  Nr.  36: 
Kaufurkunde  der  Stadt  Homolion,  ca.  III.  Jh.  v.  Chr.,  gefunden 
im  Tempetal,  in  Koine.  Bemerkenswert  7cile^Qa  Z.  5.  72.  81. 
83.  131  neben  häufigem  tzU&qov,  TtUd^qa,  vgl.  TrsXed^Qalog  IG. 
IX  2,  1014.  Die  dreisilbige  Form  scheint  aiolisch  (vgl.  hom.  7te- 
lEd-QOv).  Der  Herausgeber  zieht  '^o^/.ala7riddag  und  ngr.  Ttiviyo) 
=  Ttviyo)  usw.  heran.  uXed-Qov  wird  aber  vielmehr  aus  jttled^QOv 
entstanden  sein.  Neue  Ortsnamen  KlaTioig,  Iloizeiq),  Bavd^siaig 
{i(x  Bav^eiaig  Z.  90  =  6>  Ilavd-eiaig?),  QQivmsl  (kret.  ^gma 
Hesych),  Koaio);  Personennamen  OaXagii^ag,  Toßdld-iog  (?),  2da- 
ßvUeog  Gen.  (?). 

Derselbe  setzt   die  Publikation   der   thessalischen  Inschriften 


264  Paul  Kretschmer 

in  der  ^E(pr]i.i.  dqx-  1911  S.  123—149  fort.  Dialektisch  ist  nur 
Nr.  61  S.  127  (aus  Gonnoi):  MeveTtolilo]  Maf-talkaia  "Evvoöia 
6v€&£r/.s.  A.  vergleicht  Ma/^alXaia  mit  BldXlog  auf  der  thess, 
Inschrift  IG.  IX  2,  1098  und  ^fA(.iala  auf  einer  unedirten  Grab- 
stele von  Pagasai.  —  S.  127  Nr.  62:  JiAaiOTtdzQa  Evdaf.ieia  ^Aq- 
Ts/Ludi  (von  Pringsheim  Athen.  Mitt.  1911,  S.  127  falsch  Anato- 
Tiäxqa  Evdaf-iayoQa  gelesen).  —  S.  129  Nr.  64:  Psephisma  über 
die  diAaooTai  (sie)  und  ßoXifxodL-KaöTai  von  Pherai  mit  den  Namen 
Mäviy[xog\  =  Mavi^og  Nr.  69,  12,  l\Idoav.og,  ^^Qi.dag.  Die  Form 
ßolif-iog  'Blei'  auch  in  Nr.  68  S.  133;  sie  ist  noch  aus  Epidauros 
und  Syrakus  belegt  (Solmsen  Beitr.  I  59).  Nr.  60,  12  der  EN. 
MöloTog  wie  IG.  IX  2,  553.     Nr.  67,   15  MavipLxidr]g  (?). 

Hiller  v.  Oaertriugen,  F.  Epigramm  aus  Pharsalos.  Berl. 
phil.  Woch.  1911  Sp.  62.  Eine  aus  zwei  Distichen  bestehende 
dialektische  Grabschrift  ca.  des  IV.  Jahrhunderts  v.  Chr.  aus  der 
Nähe  von  Pharsalos.  Sie  beginnt  l^X/uvoag  -/.ovQav  levaas,  ^€V£, 
■Aal  MeveyioQQOv,  |  Tiixavögav.  Wichtig  ist  der  neue  Name  Me- 
vs'/.oQQog,  weil  er  das  Element  v.oqq-,  das  in  mak.  KoQgdßcov, 
Koggärag,  Koggalog,  Koggayog  vorliegt,  in  einer  Zusammensetzung 
zeigt.  Koggayog  ist  jetzt  auch  aus  einer  thess.  Inschrift  ^Ecp.  dgx- 
1911,  147  belegt.  Solmsen  Rhein.  Mus.  59,  487.  Beitr.  z.  gr.  Wortf. 
151  und  Hoffmann  Mak.  105  stellten  diese  Namen  zu  Kogoä  /.oggä 
Schläfe,  Kopf  ,  aber  Meve-Aoggog  weist  nun  auf  eine  andere  Be- 
deutung des  Namenelements  /.ogg-,  und  auch  Koggayog  wird  nicht 
makedonisch  =  Kogoaxog  sein,  sondern  -ayog  "^Führer'  enthalten. 
-•/Mggog  mit  ■Kogßog  gleichzusetzen  ist  lautlich  bedenklich,  da  die 
thessalischen  Inschriften  (außer  ep.  -/.ovga)  nur  /.oga  haben  und 
Koggalog  jedenfalls  mit  lak.  Kogoalog  identisch  scheint.  Man 
kann  noch  an  -xogoog  in  e/vUovgog  aus  *e7tiyMgaog  denken,  das 
Solmsen  KZ.  30,  600  als  '  Zuläufer  (lat.  curro) ,  zu  Hilfe  eilend' 
gedeutet  hat. 

Wilhelm,  Ad.  Neue  Beiträge  zur  griechischen  Inschriften- 
kunde. I.  Teil.  Sitzgsber.  d.  Wien.  Akad.  166.  Bd.,  1.  Abhandl. 
S.  13  liest  eine  in  Granitsa  gefundene  Grenz- Inschrift  Bull.  corr. 
hell.  26,  570,  durch  die  die  Grenze  der  ^Elfx,a)vidg  ya  von  Leba- 
deia  gegen  Koroneia  festgesetzt  wird: 

Ogta  ''Eli-/.]ioviddog  yag 
7toXi  yii,ßa\8EirjW[i  tcoxI 
Kogcov^ag  log]  Bouoxol  wgiTzay 

V  ig  Täfx  Ttaydtov 

5 wg     T«  aY.ga  tag  v- 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  265 

dtOQ    Q££l    £7tl    t\ÖiJ.    ßC0f.lÖv    TCO    Jl- 

Mit  coQLTzay  vgl.  oQiTxdvTwv  auf  der  Felsinschrift  am  Kopais- 
see  IG.  VII  2792.  Übrigens  bedeutet  der  slavische  Dorfname 
Granitsa  'Grenze':  es  muß  hier  also  auch  noch  im  Mittelalter  eine 
Grenze  gelaufen  sein. 

Hiller  von  Gaertriiigen,  F.  und  H.  Lattermann:  Arkadische 
Forschungen.  Aus  dem  Anhang  zu  den  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1911. 
4°.  44  S.  13  Taf.  Die  Abhandlung  enthält  unter  anderm  die 
epigraphischen  Ergebnisse  einer  Studienreise  m  Arkadien,  die  Hiller 
1911  für  das  Inschriftenkorpus  unternahm,  dessen  arkadischer 
Band  IG.  V  2  inzwischen  (1913)  erschienen  ist.  Ich  habe  das 
wichtigste  davon,  die  Revision  des  Gottesurteils  von  Mautineia, 
schon  in  der  Glotta  III  293  f.  kurz  besprochen  und  komme  hier 
nur  auf  das  in  der  Namenliste  neben  Böd^tg  geschriebene  Wort 
fayiXagog  zurück.  An  der  Erklärung  aus  f^'^y.luQog  nimmt  H.  An- 
stoß, weil  er  dann  ßi^/.lccQog  erwarte.  R.  Meister  Ber.  Sachs.  Ges. 
63,  199  deutet  tov.laqog  als  t^y.XaQog,  was  ich  auch  erwogen,  aber 
wegen  des  h-  bedenklich  gefunden  habe.  Meister  meint,  das  h- 
sei  unrichtig  gesetzt  worden,  weil  es  schon  nicht  mehr  gesprochen 
wurde,  also  sogen,  umgekehrte  Schreibung.  Ich  möchte  doch  lieber 
nach  einer  lautlichen  Berechtigung  suchen  und  finde  eine  Parallele 
in  arkad.  kolög  (GDI.  1200,  4)  aus  sod-log:  hier  ist  das  d-  ausge- 
fallen, aber  erst  nachdem  es  seine  Aspiration  in  den  Anlaut  ge- 
worfen hat.  So  kann  auch  f'oyiXaQog  aus  exoyiXaQog  entstanden 
sein,  indem  die  Aspiration  des  selbst  verloren  gehenden  /,  das  in 
^  steckt,  auf  den  vokalischen  Anlaut  überging.  Zur  Übertragung 
der  Aspiration  in  den  Anlaut  vgl.  cpaQ&evog  =  nagd-ivog  auf  un- 
serer Inschrift  und  e{f.i)7tQ0VQ0£  auf  der  Bronze  von  Ligurio  Glotta 
III  158  =  £f.i(fQOVQOi.  —  Auf  einem  der  thönernen  Theaterbillets 
aus  Mantineia  ergab  sich  die  Lesung  ßgiiplöag  (st.  "Egi^idag)  'Equ- 
Tiav,  sodaß  Fqitciw  nunmehr  beglaubigt  ist,  auf  einem  anderen 
fioFödafxog,  wodurch  das  kret.  ßioFog  auch  für  das  Arkadische 
bezeugt  ist. 

Meister,  Richard.  Beiträge  zur  griechischen  Epigraphik  und 
Dialektologie  X.  Kyprische  Inschriften  (mit  einem  Exkurs  über 
die  altphryg.  Arezastis-Inschrift).  Berichte  d.  Sachs.  Ges.,  phil.- 
hist.  Kl.  63  S.  17 — 38.  Inschrift  der  Gilozama  auf  einer  steinernen 
Bank  aus  der  Nähe  von  Athienu.  M.  datiert  sie  wegen  ihres  Dia- 
lekts und  wegen  des  Stils  des  auf  der  Vorderseite  der  Bank  ein- 
gemeißelten Reliefs  ins  VI.  Jahrh.  v.  Gh.,   sie  wäre  also   eine  der 


266  ^^^^  Kretschmer 

ältesten  kyprischen  Inschriften,     Sie  ist  oroixridov  in  66  Vierecke 
geschrieben,  die  durch  ein  Liniensystem  gebildet  werden. 
rilotäfxa  ßova  Ich,  Gilozama,  Weib 

Ollltjßo,  yaiAL[Ta  des  Philles,  eheliche  Gattin 

öe,  eTLxvv  —  aber,  gebar  — 

—  •  0  fXL{v)  7tag  [xa  — ;  mein  Vater  und 

5  d  cci.i{(.i)ia  ^(xj  GM  meine  Mutter  lebend  und  gesund 

ioi-  7Cb'A0)  ix'iG-  sind;  ich  kremple  Wol- 

Xfi«  i(i')d-oßdCü)  le;  ich  fertige  dabei  schnell 

//[Aijjua  Ttdoä  f.a6-  Tuch  mit  aller  Kunst, 

Gcc,  dia{v)9-Eitco  ich  sticke  und 

10  GtiKco  }'{v)Qa7r-  punktire  eingenäh- 

Ta  ■/.aG{o)v(.iaTa.  te  Lederstücke. 

Ist  M.s  Lesung  richtig,  so  stünde  diese  inschriftliche  Erzählung 
einer  Frau  von  ihrem  häuslichen  Leben  im  Griechischen  einzig 
da.  Ist  Gilozama  eine  Phönizierin?  M.  will  den  Namen  aus  ysXdto 
und  yctfxog  erklären ;  mich  erinnert  er  an  phön .  TiXkh.a  auf  kypri- 
schen Inschriften,  karthag.  FiXlrAag,  Polyb.  36,  3,  8,  babyl.  Gil- 
games  riXyafxog  {FiXotafxa  kann  im  Kypr.  aus  rikoyöcfxa  entstanden 
sein).     Ich    denke   auch   an  Od.  o  417 f    yvvrj  Oolvioa'   Ivl   olkoj, 

dyXad  t'qya  Idvla.     Der  Name  des  Vaters  beweist   nichts, 

weil  er  gräzisiert  sein  kann,  wie  die  phönizisch-kyprischen  Bilinguen 
beweisen,  und  weil  auch  die  Väter  der  FiXlr/Mg  griechische  Namen 
tragen  (Hoffmann  I  nr.  128.  173).  ßovä  =  boi.  ßavd,  phryg.  ßovoy., 
ßavE-/.og  (kypr.  sonst  yvvd)  ist  im  Vokalismus  wohl  mit  kypr.  6v- 
=  dva-  zu  vergleichen,  jucijoa  =  Movoa  so  früh  von  der  Webe- 
kunst gebraucht  ist  sehr  bedenklich.  —  Kyprische  Siegelsteine  und 
Gemmen.  1.  Zwor/.Qf.ßo(v)Tog.  2.  Oav to.  3.  IIvvxoviy.o}  r^fii  (2. 
und  3.  nach  dem  Stil  aus  dem  VI.  Jahrh.  v.  Ch.).  4.  ^^Qiozo/.Xtjog 
(um  500  V.  Gh.).  5.  üiygr^ßo  (dgl.).  Vgl.  OiXhjßo,  Ti^aGiqv 
(?  Glotta  III  303).     6.  Zcofö^ei-tig  (ca.  V.  Jahrb.). 

Meister,  Rieh.  Inschriften  aus  Rantidi  in  Kypros.  Sitzgsber. 
d.  Berl.  Ak.  1911,  XXVIIL  S.  630—650.  In  den  Sachs.  Ber. 
1910  (s.  Glotta  IV  318  f.)  hatte  M.  bereits  6  kypr.  Inschriften  aus 
Rantidi  publiziert.  Durch  die  Grabungen  von  Zahn  sind  132 
weitere  Stücke  hinzugekommen,  aber  größtenteils  ganz  kurze  In- 
schriften und  Fragmente.  Nr.  15  Kv7tQ0/,QeTrjg  'AQioTodd(.i(jD  ^^jtol- 
Xtovi  ov8^rj-/.e  Iv  zvxca  dtaS-di.  16  Twl  '^rtoXkiovi  dvxl  jagäg. 
39  ^  d^sd  a  IdffQodixa.  40.  41  '^(fqüöirag  r]^ii.  61  '^Podoo/MQq)a. 
02   Qallwi  rli-ti.     63  Qed  d  fxolnodi'jQa.     Kaloßlßw.      64  Evdija. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  267 

74  naaiTificD  r^f.ii.  75  Tifxag  rj(.d  JiFEog.  76  ....  rml  Poöev  (?). 
85  (Dd^ia  KXeFodafxio.     86   Tärta  Mof^iAOj. 

Ormerod,   H.  A.,   and  Robinson,   E.  G.  S.     Notes  and  In- 

scriptions  from  Pamphylia.  Annual  of  the  British  School  at  Athens 
XVII  215 — 249.  Die  meisten  dieser  pamphyHschen  Inschriften 
sind  jung.  Nur  S.  246 f.  werden  einige  Grabschriften  nach  Zeich- 
nungen und  ohne  Lesung  mitgeteilt,  die  denen  bei  Lanckoronski 
Städte  Pamphyliens  I  (KZ.  33,  258 ff.)  analog  sind  und  ins  II. 
Jahrh.  v.  Ch.  zurückgehen  mögen.  Nr.  32  ^AQTL(xiöoQig  Fexi- 
daf.iv.  Zum  ersten  Namen  vgl.  pamph.  ^^QTtfuöoQV,  ^AQTifiLÖtoQig 
KZ.  33,  261  f.  "Agcif-ttg  für  "AQTSf.ug  scheint  „kleinasiatisch": 
AQTLf-iig  sagt  der  Asiate  in  Timotheos  Persern  v.  172,  und  eine 
lydische  Inschrift  hat  aQvi/u{i)  Denkschriften  d.  Wien.  Ak.  53  (1908), 
II,  102 1.  Der  Name  ßexiöafxog  ist  sehr  merkwürdig:  das  erste 
Element  ■Fex'^-  kann  doch  nur  zu  pamph.  ßex^u  ^ fahre'  gehören, 
paßt  aber  dann  nicht  recht  zum  zweiten  Gliede.  Es  mag  also 
noch  andere  Namen  mit  ßex-  in  Pamphylica,  wie  etwa  FixiTtnog^ 
/e/fixA^g,  gegeben  haben  und  danach  FExiöon.ing  geformt  sein;  vgl. 
meine  Bemerkungen  Idg.  Anzeiger  V  39.  —  Nr.  33:  ATTEAAV\PV\IZl 
MEIAKAETYZ.  Der  erste  Name  ^^7teX{X)aWQWig  ist  in  Nr.  34 
^A/ceXawQiig  geschrieben  und  lautet  auf  der  Lanckoronskischen 
Inschrift  KZ.  33,  262  n.  77  UeXXavQvig.  Der  Anfang  erinnert  an 
^ArtelXcov,  der  Schluß  sieht  ungriechisch  aus.  Der  zweite  Name 
scheint  verschrieben  oder  verlesen  für  den  Gen.  Msidlervg  =  Me- 
{y)dl7jTog,  vgl.  MeydlsiTvg  KZ.  33,  262,  vgl.  S.  260.  —  Nr.  34 
M[6/a]A[fct]t;  ^ATtelaiVQvig.  Den  ersten  Namen  ergänze  ich  nach 
KZ.  33,  261  n.  56.  —  Nr.  37  (DLloTtarga  IleXaöcoQOv  (=  ^^/tsX- 
laöcoQov?  Zur  Aphärese  des  !^-  vgl.  pamph.  (HoqdLOLa  =  ^Aq^go- 
öiola). 

Walter,  Otto.  Inschriften  aus  dem  argivischen  Heraion. 
Jahresh.  Ost.  Arch.  Inst.  XIV,  Beibl.  Sp.  139—150.  I.  Inschrift 
des  V.  Jahrh.  von  einem  Weihgeschenk: 

T]dg  higag  e[fil  hia- 

qÖv  ex  10  hidi[ö 

^A^QXey.QaTeg  :  ^(.io\log  : 

.  QECfiöv  :  2vXiy\og. 
Auffällig  ist  lÖLOv,  wofür  wir  auf  einer  so  alten  Inschrift  ßiöiov 
erwarten.  Hellenist.  xat9-'  löiav  hat  seine  Aspiration  von  /.ad^' 
havxöv  bezogen.  Die  Herleitung  aus  *oßidiog  würde  zu  \.diov  stim- 
men, aber  nicht  zu  att.  YÖLog.  Den  dritten  Namen  ergänzt  der 
Herausgeber  zu  Bgeipicov  oder  ^EgstfLcov  =  ^Egcq).    Näher  liegt  viel- 


268  Paul  Kretschmer 

leicht  2TQeg)itiJv  oder  Tgecpicov.    —    IL   Basis  mit  archaischer  In- 
schrift: 

Toi  laQOf^va/xoveg  T6v[de]  xö  h[irt]- 
ögöf-iö  ave^Ev  :  KQid^vlo[g  :  "yi?]ßa7iTo[g  : 
Oi?Jag  ':  Fväd^Lg  : 
Die  Ergänzung  des  2.  Namens  ist  unsicher:  etwa  E/axToc:  =  Evax- 
Tog  (vgl.  Evdycoyog)?    —    IV.    Liste  von  Hieromuemonen  der  Hera 
vom  J.   146  V.  Chr.    in   jungdorischem  Dialekt:    Z.  23  SiqvayoQag; 
25  KXijyoQa. 

Reiuach,  Adolphe  J.  Inscriptions  d'Itanos.  Revue  des  et. 
gr.  XXIV  377—425.  Der  dorische  Dialekt  dieser  Inschriften  von 
Itanos  zeigt  keine  spezifischen  Merkmale.  I.  Vertrag  zwischen 
Hierapytna  und  Praisos  um  260  v.  Chr.  Z.  10  d^ivcov  =  &euov, 
38  y,wQL  für  yoiqig  (vgl.  Solmsen  Beitr.  z.  gr.  Wortforsch.  176f.). 
Z.  52  al  de  yia  Xtji.  54f.  avloatazev:  vgl.  evavloaraciji  Syll.  929. 
70  Gvyyioivog  st.  y.oivog.  IL  Z.  15  y.oaf.iriT^Q,  dessen  q  der  Her- 
ausgeber S.  398  natürlich  unrichtig  mit  dem  von  /.ÖQi-tog  =  y.6o/.wg 
vergleicht.  IV.  Z.  6  tvaqov  te  yial  evoqvmv.  Vgl,  Hesych.  svagog. 
V.  Z.   12  LQrjvai. 

XaßiaQäg,  Miy.  /.al  Nr/.i^Tag:  ^E7tLyQaq)ai  ÜE^aiag  tvjv  "^Po- 
öicov.  ^Eq>.  agy.  1911,  S.  52 — 69.  Diese  Inschriften  aus  der  rho- 
discheu  Peraia  bieten  nur  wenig  Dialektisches.  Nr.  23:  UQi]a 
^^Qcai-iiTog.  38  (D?^avvidog  Kvidt\ag.  40  ^^yrjvay.xog.  44  '^HXo- 
'/.qaQiqg  Evdvogog.  51  2]ifxiovdag.  52  B  a  y.zoiva  d  ^zgaTnazüv. 
63  Grabepigramm  mit  d^driaai,  no%a.  Nr.  37  Grabschrift  ^te^ - 
7iidog  =  EviXrciöog.  Die  Herausgeber  lesen  irrig  Ai{qrik'iov)  'Eq- 
/tidog.  Es  handelt  sich  hier  um  den  spätgriechischen  Wandel  von 
Ev  >  av:  in  Thera  ^viJ!.iEQOg,  avvoiag,  avEQyexag  IG.  XII  3,  458, 
530,  3.  865,  5,  im  NT.  sgawccv  =  eQEuväv.  Auch  der  Wandel  von 
X  y  Q  vor  Kons,  ist  spät-  und  neugriechisch. 

Pomtow,  H.  Delphica  HL  BerL  phiL  Woch.  1911,  Sp. 
1518 — 83,  Die  Inschrift  einer  Standplatte  in  Delphi,  die  man 
früher  IIoTEijddv  ergänzen  wollte,  hat  sich  als  vollständig  erwiesen, 
ist  also  Jdv  =  Zsvg  zu  lesen.  Vom  Ethnikon  ist  nur  uqi  er- 
halten, das  ^^Xl]aQi[ioTäv,  0]aQi[Twv  oder  noch  anders  ergänzt 
werden  kann.  Schade,  daß  nicht  mehr  erhalten  ist,  da  die  dia- 
lektische Herkunft  der  Form  Jdv  zu  wissen  von  Wert  wäre.  He- 
rodian  I  394  schreibt  ^dv  den  Boiotern  zu,  kretisch  ist  der  Akk. 
Tccva,  Tijva  (vgl.  Einl.  in  d.  klass.  Altert.  I^  540),  —  Sp.  1641 
— 1648.  Das  sogen.  Thebanerfundament  trägt  zahlreiche  Graffiti 
und  von  Steinmetzen  eingehauene  Namen  in  archaischem  Alphabet 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  269 

des  V.  Jhs.:  2d^og  (vgl.  ^ccfAf-iog  IG.  VII  2751),  ^ayiglreg,  2aß6- 
ßiy,og,  Exi .  rolag,  'Pal^og,  "^Pt^ig,  ^^yeaiag,  ^AQioraQxog,  BQ6xvX{l)og, 
ExeTif4og,  2vßog  od.  Mvßog,  A . .  olmog,  ^azQivsi,  TeLaavoQi[öag\, 
[II]avdoy.og,  Xago/tiag,  ^Ayaai[o]d-€V£g,  OalÖQog,  Hvlaog.  P.  nimmt 
Zugehörigkeit  des  Fundaments  zu  einem  Schatzhaus  der  Boioter  an. 
Wilhelm,  Ad.  Die  lokrische  Mädcheninschrift.  Jahreshefte 
d.  Ost.  Arch.  Inst.  XIV  163—256.  Schon  im  J.  1895  wurde  diese 
Inschrift  auf  einem  Acker  bei  Vitrinitsa,  dem  antiken  Toloq>t6v, 
gefunden.  Die  Stadt  heißt  auf  delphischen  Steinen  Tolcpcov,  wieder 
ein  Beispiel  jenes  Dissimilationsgesetzes,  das  in  oQoyvia  :  ooyvia, 
OKOQodov  :  oxoQÖov,  BsQevUrj  :  BeQviy.r^  usw.  gewirkt  hat.  Die  In- 
schrift der  Hauptseite  lautet: 

Ayad^äi  [[vxcti 
Eitl  tdiaöe  Alavveioi  y.al  a  ^co'kig  NaQV/.aiiov  ^oy.QÖig  dveöe^avto 
Tag  xo(>a[g*  Alavxeiovg  dovlovg  ei/.i£v  \  xjat  ccQvoiovg  -/.al  TtoMfxov 
y,al  eiQTjvag  y.al  s(p  at/naTi  f-ir^  ircLAijjXveiv  vmI  TCQodiy.ia\v  eif.tsi> 
Toig  TS  Idiwraig]  \  /ml  avTai  Tai  7c6Xet.  SevUov  i.u]  d7ieXad^ri(.iev 
"/.axa  ^eviag  eXd-övTa.  ^^jco  öafxoai[a)v  |t/r  iQx^tif-ieu'  ai  Ö8  /.i^,  niv-  \ 
5  t\e.  dQaxf.idg  xov  aqxovra  anoreiöai'  al  ds  öiy.at  dXoir],  o  aqyov 
TQidy.ovTa  ÖQayjidlg  aycoTSioccTw  tov  de  eX-]  \  S^ovTa  xard  'Ca(.iiav 
atdfAiov' eif.iEv.  Al  tvjv  ^lavTEicov  Qvaid'Coi  yiaTaeidcjg,  TQidy,oi'ta 
dQaxiiid[g  a/voT€Ladzio'  oi  ös  ag-  \  [x]ovT£g  t«  qvoiayßevia  df.i- 
TtQa^avTeg  aTcodovTco  avi)^af.i€QOv  rj  tccl  voTsgaiac'  sl  [di  /.lij  ano- 
doiev,  tÖ  QVOiax^'iv  di-\7T]Xovv  aTtOTEiadvTü).  Ai  de:  tcov  ^lav- 
Teitüv  ytaTaÖTJaaL  döi/Liog  iq  eq^ai,  Ixaiov  OTaTTJQlag  aTtoxEiodTio 
Tag  dnEQag\  \  vmI  Tag  vv/.Tog  aXXovg  f-xdaTag  tvxE  xa  d(f}].  Tqo- 
(fEla  Toig  yovEVGi  tSv  xogäv  i--/,aTEQ[oig  öidöf-iEv  /.al  T6iv\  10  /.Öquiv 
exaTegai  TiEVTE/MLÖE/a  f^väg  ev  y.6ö(xov  -/.al  TQOcpdv  naqtxELv  svte 
xa  \ev  avÖQog  eXd^iq?  AldvTEiov  XvTQto-]\d-^f.i£v  if.i  noXEf.iiovg  aXovra. 
Ot/.iag  Qrj^novog  yiara/MEiaag  Cfcoiag  y.a  Tai  tc6Xe\^l  qtgd^iqL  dvoi- 
Y.odofxrid^TJi.iEv.  01/.eIv\  \  navTsl  ylov.Qiöv.  AlavTtuov  au  Tig  y.a  iX 
^io'/Qoig  oIkeIv  ÖEiXrixai,  uTiXEiav  ei/liev  xa^[o)g  tiqoteqov.  MEZoydv 
Tdv\  I  d^oivdv  Eif-iEv  Toig  AlavvEioig,  si/iiEv  ytdvTOig,  /al  tcoi  ieqeI 
ra  deQiiiaTa  dnoöido^Ev  %al  xd  [dXXa  ytQEa.  QvEiv\  \  de  Tovg  yio- 
■KQOvg  Ttdvcag  xdi  yioy.Qidi  ^lavTiai  ev  Naovyai'  dyiovod^exag  de 
EL(j.ev  lSlaQv/.a[iovg.  yloKqoig  NaQvy,ai-\  \  15  ovg  naidag  Ofu'jQOvg 
(.lij  do/xEv  aey,ovTag  ev  Tag  yogag.     Nagv/aloig  aTeXEiav   Eif-iEv   xäg 

e(x  [ iTVTTOTQoqiiag']  |  eI  de  Tig    ya  dvayyd^Tji  TQtcpEiv  %n- 

Tcovg  rj  bfxriQOvg  naidag  didof-iev,  Tovg  yloyqovg  Tag  dandva\g  d6/.iEv. 
^A  TtoXig  NaQv]\yaiwv  (.irj  TTE/inl^idTCü  oi-iriga  tlov  Alavxiwv  /.itj^^eva. 
z/i'/av  TOV  dqxovTa  dofiev  dfXEQccv  TQid[KOVTa ]  | 


270  Paul  Kretschmer 

yial  l-AKTiQa^ai  Sex  n/uegav.  Td  yiava  ^ivov,  (.lij  arroyvco/Liev  f^dg- 
Ti'()a  7taQexoi-iEv[ov  a]^ioxQ[^ova'  ai  de  Tig  xa  anoyviood-ij  ttqoteqov, 
tav  divMv  ei/iisv  ev  rdlg  avrolg  öi/iaGtaig  a  xa  aliai.  Td{f.i)  {.läg- 
TVQ\a  ov  Tid  Ti]g  f[Arj  xpevdea  {.laQxvQrjoavxci,  £7r-|20t]o^x/«t 
iyßOTio  ~/,ai  a/toreioaTO)  öinloav  xdv  divMv.  ^i  de  xa  /.iij  nqä^Tq  c 
d[QXiov,  rot  eXovteg  xdv  dr/,av  avxoi  /p(»a-]^]aVrw  oxivd  ym  Xdßrj 
x(~jv  ex  xäg  uoXiog  e^  dg  xa  xo  eKAlt^j-ia  ^.  Tat  öi[y.ai  e7ttof.i6xag 
eXea&ai  7tAovxlvdav  (oder  agiarivöav?),  al'  xa  rj  7t?J]\ov  xQiaytovxo- 

ÖQaxf-iov  eröeyM  dvögag,  ev  de  Nagvy.ai  e^  aTvdvxwv  [ xalg  de 

fXEiövoLg ]  1  ri  diytdCeiv.     Tdlv  yiogaiv  eTtidi- 

'/{.r^aai  xolv  frQ6a&[e]v  xar  xo  dv[vax6v .     Tdv 

de  uoliv  NaQvJUaiwv  di/.av  doj-isv  xar  raj;Ta  vmI  exTtQd^ai.  '^'Oqy.og' 
hcl  xo[vTOLg  dialvoiiied'a  nox  d.XkdXovg  -aal  eiLi/^ievoti/iiev  ev  xdi]  j 
25  ovv&rf/.ai,  -/Mi  ev  xolg  ogy-Oig'  EvoQ%e6viotg  7toX\Xd  /.al  dyad^d, 
ertiOQ'/Eovxoig  de  xctvavxla.    y[oy.Qcov  of-woai  dv-\  \  dgag  nEVTrj-/.ovxa 

TtXovzh'dav    Of.iv\vEiv —  — — — ]  |  '/.oqav  xav 

7x:Ef.icpd^Eiüav  —  —   —  —  —    —  —  —  —  —  —  —  —  — 

Auf  der  Schmalseite  sind  zwei  Gruppen  männlicher  Personennamen 
mit  den  Überschriften  nEQi'/.vf.iaouov  und  ^laoaiiov  angebracht.  — 
W.  hat  zu  dieser  in  mehreren  Beziehungen  höchst  interessanten 
Inschrift  mit  bekannter  Gründlichkeit  und  Sachkenntnis  einen  aus- 
führlichen Kommentar  geliefert,  der  auch  das  Sprachliche  be- 
handelt. Er  datiert  die  Inschrift  275—240  v.  Chr.  Ihr  nordwest- 
griechischer Dialekt  zeigt  schon  nicht  mehr  alle  die  lokrischen 
Idiotismen  der  älteren  Bronzen.  Lautlich  bemerkenswert  ist  die 
Dissimilation  in  va/x  aus  vayK  in  oj'axxa'ci^t  16  (vgl.  Glotta  I  41). 
Hier  lesen  wir  freilich  auch  e/yi.h](.ia  Z.  21  für  eyy.hj(.ia,  wo  der 
zweite  Nasal  etwas  weit  absteht.  Diese  Form  dürfte  also  eine 
andere  Erklärung  fordern,  ohne  jene  von  dva/v.dtiji,  fxExiqveic/a 
usw.  umzustoßen.  Umgekehrt  ngr.  pont.  ey/Xriaia,  in  Otranto 
englisia  altfranz.  englise  (Schuchardt  Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  35,  91  ^). 
Die  Verdopplung  des  x  von  ex  in  eK/rrgd^ai  belegt  W.  S.  245  mit 
Parallelen:  sie  wird  in  der  Aussprache  begründet  gewesen  sein. 
Z.  17  ist  Of.i'qga  prädikativ  von  einer  Person  gesagt,  während 
vorher  ndidag  oi-itjgovg  steht.  W.  S.  228  erinnert  an  Tiaidr/d  und 
J.  Schmidt  Plur.  d.  Ntr.  22ff.  /axd  'gemäß'  ist  einmal  noch  mit 
Gen.  verbunden.  Im  Übrigen  sei  auf  des  Herausgebers  reichhal- 
tigen Kommentar  selbst  verwiesen. 

Saloiiius,  A.  H.  De  dialectis  Epirotarum  Acarnanum  Aeto- 
lorum  Aenianum  Phthiotarum.  Helsingfors,  J.  Simel.  1911.  180  S. 
Von  Dialekten  dieser  Volksstämme  kann  man  beinahe  nicht  reden: 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  271 

SO  wenig  originell  ist  die  Sprache  ihrer  inschriftlichen  Denkmäler, 
wie  sie,  von  den  Epiroten  abgesehen,  jetzt  in  den  IG.  IX  1  und  2  ge- 
sammelt vorliegen.  Die  Sprache  der  Aitoler  bezeichnet  der  Verf. 
als  aitolische  -/.olviq,  die  der  Epiroten  und  Akarnanen  als  dorische 
Y,Oivri',  beide  werden  auf  den  jüngeren  Steinen  von  der  attischen 
Y.OLvri  abgelöst.  Innerhalb  dieser  wohlbekannten  Sprachtypen,  deren 
Einzelheiten  der  Verf.  übersichtlich,  aber  etwas  breiter  als  nötig 
registriert,  haben  sich  nur  wenige  bemerkenswertere  altdialektische 
Reste  erhalten:  Feldvg,  Faxxidag  (in  Epirus),  das  nordwestgriechische 
tx  =  Go,  naqä  c.  acc.  statt  c.  dat.,  die  Flexion  Gen.  Sg.  IleiaXog, 
^'OficfaXog,  Nom.  PI.  ^'0(.t(faXeg  u.  a.  Ciiarakteristisch  für  dieses 
Gebiet  scheint  auch  die  frühe  Vereinfachung  der  Geminaten:  Oi- 
hn:og,  rhiTtog,  Melavlna,  MoXoool  u.  a.  (S.  114  f.).  Vgl.  Ref. 
in  Gercke-Nordens  Einl.  in  d.  klass.  Alt.  I^  538.  Hierher  würde 
auch  ni-ualog  gehören,  wenn  S.  (120)  diesen  Namen  mit  Recht  = 
ller^aXog,  OeTzalög  setzt:  man  würde  dann  aber  ^Ilex^alog  er- 
warten; Wralog  kann  auch  als  Spitzname  =  vcEtaXog  sein.  Epir. 
ßarxidag,  das  der  Verf.  nicht  erklärt,  erinnert  an  boi.  ßaaiagy 
ßäaavÖQog,  ßaaidaf^og  und  müßte  dann  mit  nordwestgr.  tt  für 
*ßaooidag  stehen.  S.  18  Anm.  1  hat  der  Verf.  meine  Behandlung 
des  Namens  ^mir^TriQ  Wien.  Stud.  XXIV  523£f.  übersehen. 

Xat^tSdHig,  F.  Kai  jiaXiv  Ttegl  tov  'Elh]viG(.iov  xtov  aq^aitov 
Maytsöovcüv.  ^ETtexriQig  xov  IIave7tiarrjf.iiov  1911.  S.  87 — 134. 
Ausführliche  Erwiderung  auf  G.  Kazarows  Aufsatz  in  der  Revue 
des  etudes  grecques  1910,  243ff.,  gegen  den  X.  seine  Ansicht  vom 
griechischen  Charakter  der  Makedonier  vertritt. 

Elter,  A.  Epigraphica,  Rhein.  Mus.  G6,  199—225,  schlägt 
für  mehrere  bekannte  archaische  Inschriften  neue  Lesungen  und 
Erklärungen  vor.  1.  Säule  von  Faros,  IG.  XII  5,  225  =  GDL 
5427  liest  E.  Bdvwi  Jojqiiji  ov  S-a(^i[g  ovvtElelv?]  \  ovöe  d[ov]l(oiy 
a  KovQfjt  aoTq)  e[oTi  reXsiv].  —  2.  Wurfstein  aus  Olympia  IGA. 
370  (scheint  in  den  GDI.  zu  fehlen!):  Bvßwv  Texigst  x^Q^  ("lit 
der  linken  Hand)  vTiig  /.ecpaXäg  vTteqtßale.  In  den  Zeichen  am 
Schluß  TOOO.A  sucht  E.  einen  Gedanken  wie  ro  ot;  qpo[^£'otg,  ohne 
ihn  mit  den  erhaltenen  Schriftzügen  vereinigen  zu  können.  — 
3.  Stele  von  Sigeion  IGA.  492  =  GDI.  5531.  Nach  E.  handelt  es 
sich  hier  um  den  Grabstein  des  Phanodikos;  seine  Brüder  haben 
ihn  in  Sigeion  errichtet,  in  dem  ionischen  Text  die  Schenkung 
eines  Service  (x^rjT^^a  usw.)  an  das  Prytaneion  von  Sigeion,  die 
Ph.  testamentarisch  angeordnet  hatte,  als  objektive  Tatsache  mit- 
geteilt, in  der  attischen  Inschrift  mit  seinen  eigenen  Worten  nach. 


272  Paul  Kretschmer 

seinem  Testament.  —  4.  Auf  der  Columna  Naniana  aus  Melos 
IGA.  412  =  GDI.  4871  sieht  E.  in  Ekphantos  den  Stifter,  in 
rgocfcov  den  Bildhauer.  —  G.  Das  parische  Epigramm  IG.  XII  5, 
215  =  GDI.  5430  ist  nach  Versfüßen  abgeteilt,  der  eine  Penta- 
meter so: 

ev^äfXEvoL  avrjaav  naq- 

Nach  der  Praxis  der  Alten  hatte  also  der  Pentameter,  wie  schon 
sein  Name  besagt,  fünf  Füße  und  die  Silbe  nach  der  Cäsur  kann 
keinen  Versiktus  getragen  haben. 

Sammlung  der  Griechischen  Dialektinschrifteii,  herausg. 
von  H.  Collitz  und  0.  Hoffmanu.  IV.  Bd.,  4.  Heft.  1.  Abteil. 
Nachträge,  Grammatik  und  Wortregister  zum  1.  und  2.  Heft  der 
2.  Hälfte  des  III.  Bdes.  von  0.  Hoffmann.  Gott.,  Vandenhoeck 
&  Ruprecht  1911.  S.  677—848.  Die  Register  zu  den  Inschriften 
von  Lakonien,  Messenien,  Thera,  Kyrene,  Melos  sind  wieder  in 
Form  von  registrierenden  Grammatiken  angelegt.  Dankenswert 
sind  die  Nachträge  zu  den  Inschriften,  zahlreich  besonders  die  zu 
den  lakonischen  und  theräischen.  Für  die  lak.  Knabenagon-In- 
schriften  scheint  dem  Verf.  mein  Aufsatz  Glotta  III  269 ff.  noch 
nicht  vorgelegen  zu  haben:  er  ist  in  der  Deutung  von  yiaoev  als 
y.aS'  fV  mit  mir  zusammengetroffen,  faßt  aber  axQOTräixnaig  mit 
Woodward  als  hEQorrdf.inaig  statt  als  adQonäfXTiaig. 

Literatursprachen 
Scott,  John  A.  Two  Linguistic  Tests  of  the  Relative  Anti- 
quity  of  the  Iliad  and  the  Odyssey.  Class.  Phil.  VI  156—162. 
S.  schließt  aus  einer  Statistik  der  Belege  für  den  Gebrauch  von 
o  als  Artikel  und  für  die  Verwendung  des  Perfekts  auf  -xa,  daß 
llias  und  Odyssee  in  dieselbe  Periode  der  Sprachgeschichte  fallen. 
In  der  II.  verhält  sich  der  demonstrative  Gebrauch  von  6  zu  dem 
als  Artikel  wie  14  :  1;  Od.  13  :  1 ;  Hesiod  7:1;  Hom.  Hymn.  4  :  1. 
In  der  II.  kommt  ein  xa-Perfekt  auf  261,  in  der  Od.  auf  258  Verse, 
wenn  wir  von  ßeß?^rf/.£i,  fGirj-Kst  absehen,  die  in  den  Schlachtbe- 
schreibuugen  der  II.  so  oft  (25 mal)  vorkommen.  Der  Verf.  macht 
hierbei  die  Voraussetzung,  daß  die  Entwicklung  dieser  Neuerungen 
eine  gleichmäßig  fortschreitende  war.  Der  Zeitraum,  in  dem  o  so 
wie  in  II.  und  Od.  gebraucht  wurden,  kann  aber  sehr  lang  gewesen 
sein.  Vorsichtiger  ist  es  jedenfalls,  zu  solchen  chronologischen 
Schlüssen  nicht  bloß  zwei  Spracherscheinungen  zu  benutzen,  son- 
dem  den  gesamten  Sprachgebrauch  heranzuziehen. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  273 

Fick^  A.  Homerika.  KZ.  44,  141—152,  bespricht  eine  Reihe 
homerischer  Wortformen  und  Namen.  Feidiog  soll  auf  ^ßeßidiog 
zurückgehen,  weil  ei  ausschließlich  dem  Praesens  zukomme;  aber 
das  Part.  Perf. 'macht  eine  Ausnahme,  got.  weitwöd-  *^ Zeuge  er- 
weist das  ei  von  feiötog  als  uralt,  vgl.  auch  herakl.  eggriyela.  Zu- 
letzt hierüber  Solmsen  Rhein.  Mus.  66,  142.  Fraenkel  IF.  28,  249. 
y.ea/.ETO  soll  falsche  Umschreibung  von  aEoasto  aus  /.esayiSTO 
(aus  ^■/.H€0'/.eTo)  sein.  Diese  Auffassung  ist  jedenfalls  nicht  zwin- 
gend. Ich  glaube  wir  müssen  anerkennen,  daß  /.ssoyiero  lautlich 
zu  'ASG-AETO  wurde,  ob  man  nun  den  Vorgang  Hyphaeresis  oder 
Kontraktion  nennt.  Auch  Solmsen  Untersuch.  90.  250  war  dieser 
Ansicht  und  verweist  weiter  auf  OTiiooi  aus  auieooi,  cj&eay.s  aus 
d)&a£oy.€.  Ich  erinnere  noch  an  BooTtoQog  aus  Booonoqog.  —  Die 
Namen  nt]Xevg,  Nr^Xevg,  Tvösvg,  KazQevg  erklärt  F.  als  Ethnika. 
Das  Zitat  von  HeeXevg,  Kumanud.  ^Att.  euL-yq.  eTTiTVfAß.  n.  2310, 
das  F.  vermißt,  hat  er  selbst  GDI.  1352  gegeben. 

V.  (1.  Brelie,  Wilh.  Dictione  trimembri  quomodo  poetae 
graeci  imprimis  tragici  usi  sint.  Diss.  Göttingen  1911.  64  S. 
Der  Verf.  geht  einem  Gedanken  Fr.  Leos  nach,  daß  die  Heiligkeit 
der  Dreizahl  auch  zu  der  Wahl  dreigliederiger  Ausdrücke  und 
Sätze  geführt  habe,  und  bringt  hierfür  ein  reiches  Material  aus 
der  griechischen  Poesie  bei.  Er  ordnet  es  nach  Adjektiven,  Sub- 
stantiven, Verben  und  Sätzen.  M.  E.  wäre  er  am  besten  von  den 
Fällen  ausgegangen,  wo  dasselbe  Wort,  sei  es  Nomen  oder  Ver- 
bum,  dreimal  wiederholt  wird;  das  ist  die  älteste  und  volkstüm- 
liche Weise:  ich  erinnere  nur  an  Mephistos  I)u  mußt  es  dreimal 
sagen  und  unser  dreimaliges  Unberufen!  Diese  W^iederholung  wird 
von  den  Dichtern  angewendet,  wo  ein  Begriff  nachdrücklich  her- 
vorgehoben werden  soll:  z.  B.  Eur.  Hek.  1092  ßoav  ßodv  avTto 
ßoav ,  Soph.  Ai.  396  e'Xead^,  sleod-8  (.i  orA.'qroqa  "Xsod-e  (xe.  Die 
Fälle  hat  der  Verf.  S.  27  ff.  gesammelt.  W^o  eine  solche  Wieder- 
holung zu  pathetisch  wäre,  wird  der  Begriff  variiert,  wie  II.  I  63 
aq)Q7jzcoQ  ad^sf-iLOTog  avsariog;    Aisch.  Prora.  937    aeßov  tvqoosvxov 

d-ÖbTtZE    TOV    y.QaTOVVT     OEl. 

Bruhn,  Christian.  Über  den  Wortschatz  des  Menander.  Diss. 
von  Kiel.     Jena  1910.     75  S. 

Kerkidas.  The  Oxyrhynchus  Papyri  VIII.  ed.  Arth.  Hunt 
(London  1911).  S.  20 — 59.  Cercidae  cynici  meliambi  ed.  Paul 
Maas.  Berl.  phil.  Woch.  1911,  S.  1011—1016.  H.  v.  Arnim 
Wien.  Stud.  34  (1912),  1 — 27.  Von  Kerkidas,  dem  kynischen 
Dichter  aus  Megalopolis,  dem  Schöpfer  von  f.iEXiafißoi,  hatten  wir 


274  Paul  Kretschmer 

bis  1911  nur  ganz  wenige  kurze  Bruchstücke.  Der  aus  dem  2.  Jh. 
stammende  Oxyrhynchus-Papyrus,  der  leider  in  viele  Stücke  ge- 
brochen ist,  gibt  zum  ersten  Male  größere  Stücke  von  zwei  Ge- 
dichten dieses  Dichterphilosophen.  Der  erste  Herausgeber  identi- 
fiziert den  Dichter  mit  dem  Staatsmann  und  Gesetzgeber  von 
Megalopolis  und  datiert  ihn  in  die  2.  Hälfte  des  IH.  Jahrb.  v.  Chr. 
Kerkidas  schreibt  eine  Doris,  die  Hunt  S.  24  behandelt:  wir  lesen 
ox«  und  0"/t/a,  Tcöv.a^  l^dv  xiv,  Ttoxl,  Xf]g,  rjg  (neben  sov.e),  '/.Qccyvov, 
ra/xog,  7tBTia(.Uvoi,  /.aggov.  Der  Papyrus  schwankt  zwischen  w 
und  ov,  iq  und  sl  :  y.avd-ovg  mit  darüber  geschriebenem  w,  also 
•/iav&iog,  Eif-iev  mit  darübergeschriebenem  tj,  also  rji.i£v,  im  Inf.  -stv 
und  -r]v.  Mit  der  Doris  sind  epische  Elemente  gemischt,  wozu 
man  die  Nachricht  des  Ptolemaios  Hephaistion  (Phot.  Bibl.  190 
p.  151  Bekk.)  halte,  daß  Kegy-iöag  owracpr^vai  avTOJ  rö  a  Aal  ß 
Trjg  ^Ilidöog  yiekevosisv:  so  a(.i(.iiv  neben  ci^ie,  Twöageoio ,  e'ayisv, 
ay.ovd,  av.  Hunt  findet  kein  arkadisches  Merkmal  in  Kerkidas' 
Sprache,  doch  kann  solag  hier  genannt  werden  (ark.  wXög  GDI. 
12ÜÜ,  4,  iod-löv  .  .  .  KIeltoqiwv  Hesych),  wennschon  aucb  Pindar 
diese  Wortform  gebraucht  (vgl.  noch  Glotta  III  299).  Im  Übrigen 
zeichnet  sich  Kerkidas'  Stil  durch  zahlreiche  drastische  Bildungen 
und  Komposita  aus:  QvrtoAißdoTÖ'Atov  (vgl.  Arnim  a.  a.  0.  10 f.) 
aus  qvTiog  schmutziger  Geiz,  y.ißdo-  wohl  für  yußdiqlo-  und  TO'Mg 
Zins;  die  Bildung  auf  -lov  kehrt  in  XeßijToyagtov  und  dxQaoicüv 
wieder.  TsS^va/MxaX-^^idag  einer,  bei  dem  das  Geld  tot  im  Kasten 
liegt.  ev.%vf.ieviTag  'Verschwender'.  ovon'kovTOGvva  'Schweinereich- 
tum. l7tizaöeoTQCoy.Tag,  KOivoy.Qarr^Qoa'/ivcpog,  7tLiiieloaceo/.ocpaycov, 
/ueteioQoyiOTcog,  y^vavomtQvyog,  a'Moi^QBTZTog,  darrawlla  (Hunt  ver- 
gleicht (fd^ivvXXa),  oxoiTcxikkLO  .  . 

Kallimachos.  The  Oxyrhynchus  Papyri  VII.  ed.  Arth.  Hunt, 
London  1910.  S.  15—82.  Nr.  1011.  Vgl.  H.  v.  Arnim,  Zum  neuen 
Kallimachos.  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  ph.-hist.  Kl.  164.  Bd.,  IV, 
Abb.  Der  Kallimachos-Papyrus,  den  Hunt  veröffentlicht  hat,  ent- 
hält Stücke  aus  dem  III.  und  IV.  Buch,  auch  den  Schluß  von 
Kallimachos'  ^Ina,  den  Anfang  und  sonstige  Fragmente  von  seinen 
laf.ißoL  und  von  trochäischen  Tetrametern,  die  nach  Arnim  mit 
den  Jamben  nicht  zusammengehören.  Die  Verszählung  läuft  bei 
Hunt  durch  den  ganzen  Papyrus  durch.  leb  bebe  hier  nur  einige 
sprachliche  Einzelheiten  heraus.  Die  Pronomina  zeigen  die  x- 
Form:  xore  v.  4.  18  (^IVm),  6x[o//^]v  234,  xwg  278.  dsie'kivTqv 
V.  12  (wie  Theokrit  13,33).  vLctöig  23.  /.lolißi^  30.  rrjixovTog  44: 
wie  Hesiod  Werke  578:  der  Dichter  bekennt  am  Schluß  der  ^ma, 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  275 

daß  er  in  den  Spuren  Hesiods  wandele  (Arnina  a.  a.  0.  8).  oiq^- 
fiBvog  56:  vgl.  Herodian  II  252  aQx/,tevog  ....  cocpeiXe  ds  ccQyfxevog' 
q)vXd^av  di  ro  %  ^onel  ^hovixbv  eivai.  rcai^viov  395:  vgl.  ion. 
TtQrjxi-icc,  iQXf^ta  Hoffmanu  Gr.  Dial.  III  604.  Bir]g  138  bezweifelt 
der  Herausgeber,  aber  außer  Diog.  Laert.  I  88  beweist  das  Be- 
stehen des  «-Stammes  Blä-  neben  Biavr-  die  korinthische  In- 
schrift IG.  IV  245  Ti(X(Dvidag  sygaipE  Blcc.  ■/.geoGiov  253,  /neCcuv 
254.     ^  awTtri  255. 

Diels^  H.  Über  einen  neuen  Versuch,  die  Echtheit  einiger 
Hippokratischen  Schriften  nachzuweisen.  Sitzgsber.  d.  Berl.  Akad. 
1910.  S.  1140 — 1155,  sieht  den  Versuch  von  Herrn.  Schöne 
(Deutsche  Medizin.  Wochenschr.  1910  Nr.  9.  10),  die  beiden  großen 
Werke  über  die  Knochenbrüche  (UeqI  ay/uiov)  und  die  Einrichtung 
der  Gelenke  (UeQl  agd^QOJv)  als  von  Hippokrates  selbst  herrührend 
zu  erweisen,  als  mißlungen  an,  stimmt  aber  seiner  Ansicht  zu,  daß 
beide  Schriften  denselben  Verfasser  haben  und  ein  einheitliches 
Ganze  bilden.  Ihrer  Sprache  eigentümlich  ist  die  Verwendung 
von  Ttozi  (außer  de  fract.  3)  in  der  Verbindung  norl  /mI  im  Sinne 
von  'zumal  auch'.  Die  Glossen  des  Galenlexikons  rcorr  Ttore  und 
^cQog'  TtQog  dt  sind  nach  D.  in  rtorh  TtQog,  Ttqbg  da  zusammen- 
zuziehen; ^tore  ist  Variante  der  Hds.  für  tvoti  [vgl.  auch  die  He- 
sychglosse  ytotl  de'  jcote  de~\.  Diese  der  neuen  las  fremde  Form 
und  die  Dorismen  Ttie^ig  nETciii^ai  rcuid^rivai,  aöslcpi^ig,  xeiQi^igy 
q)Xav  st.  d-läv  scheinen  D.  nach  Knidos  oder  Kos  zu  weisen.  Da 
aber  nur  unsere  koischen  Inschriften  Ttori,  die  knidischen  dagegen 
TTQog  bieten,  so  fällt  Knidos  wohl  weg.  Allerdings  sind  unsere 
knidischen  Inschriften  jung,  aber  ttotI  hielt  sich,  wo  es  üblich 
war,  ziemlich  lange;  die  knidische  Verfluchungsinschrift  GDI.  3539 
hat  die  3.  PI.  7tQOoy.aTalaXovvTt,  also  jtQog  neben  -vri.  Es  ist 
jedenfalls  möglich,  daß  ttoti  hier  früh  dem  Ttgog  gewichen  ist.  — 
Schönes  Ansicht,  daß  der  Verfasser  jener  beiden  medizinischen 
Werke  auch  die  Schrift  IJegl  aöhiov  geschrieben  habe,  bestreitet 
D.,  weil  in  dieser  der  Dual  vorkommt,  der  ersteren  ganz  fremd  ist. 

Fraeiikel,  E.  Spuren  des  heimatlichen  Dialekts  in  den  hippo- 
kratischen Schriften.  Idg.  F.  28,  239 — 242.  F.  weist  das  in  den 
hippokr.  Schriften  häufige  aiol.  ovara  Ohren'  auch  aus  einer  In- 
schrift von  Kos  und  aus  Epicharm  nach;  doch  äußert  er  sich  nicht 
darüber,  wie  der  Äolismus  nach  Kos  gekommen  ist. 

Diels,  H.  Hippokratische  Forschungen  I — III.  Hermes  45 
S.  125—150.  46  S.  261—285.  In  einem  Galenzitat  aus  der  um 
400  V.  Chr.  verfaßten  ionischen  Schrift  üegl  öiaixrig  ist  ?}  TQvycg, 

Glotta  V,  4.  19 


276  P^ul  Kretschmer 

V.  1.  azQvyig  in  oTQvyrj  zu  verbessern.  Die  Grammatiker  zitierten 
dieses  alte  ionische  Wort  aus  einem  Archilochosverse  mit  oTQvytj- 
(fdyov  und  erklärten  otQvyri  =  xQvytf.  zJrifxr^TQiaKog  ytaguSg;  ZQvyTj 
Hymn.  Apoll.  55.  D.  faßt  das  c-  als  prothetisch  wie  a-  in  aora- 
Xvg  :  OTccxvg,  doTacpig  :  oracpig  (anders  Hoifmann  Gr.  Dial.  III  276). 
Diese  prothetischen  Vokale  sind  freilich  alle  noch  nicht  recht  er- 
klärt und  die  Wörter  selbst  etymologisch  dunkel.  —  Zu  der  von 
Nelson  herausgegebenen  Schrift  Regl  (fvaitov  steuert  D.  (46,  273 ff.) 
verschiedene  grammatische  Bemerkungen  bei:  S.  274 f.  ovrjiazoi 
beim  Fem.;  S.  276f.  ^vvov  —  /.olvüv;  S.  279:  ufjv  —  Co'eiv;  S.  283: 

€7T€lTa   STteiTSV. 

Nelz,  Carl  Franz:  De  faciendi  verborum  usu  Platonico.  Diss. 
Bonn  1911.  90  S.  Die  fleißige  Arbeit  gehört  zu  denen,  die  die 
Entwicklung  des  platonischen  Sprachgebrauches  untersuchen  und 
mit  dem  Problem  der  Abfassungszeit  der  einzelnen  Dialoge  Piatos 
verknüpfen.  N.  hat  die  Verba  des  Machens,  ttoieIv,  Ttgarreiv, 
ÖQav,  egyaCead-ai  und  Komposita,  aTtoTEXelv  ins  Auge  gefaßt  und 
kommt  zu  dem  Ergebnis ,  daß  ögäv  mit  dem  Alter  Piatos  immer 
mehr  zunimmt,  was  er  daraus  erklärt,  daß  dgäv  ein  mehr  poe- 
tisches Wort  war  und  Plato  in  seiner  späteren  Zeit  poetische 
Ausdrücke  liebte.  Auch  drteQydCsod-aL  und  ccTtoTeXeiv  sind  nach 
N.  in  den  späteren  Dialogen  häufiger.  Phaidros  und  Theaitet  er- 
weisen sich  ihm  als  ungefähr  gleichzeitig  mit  dem 'Staat',  Sophistes, 
Politikos,  Philebos  als  den 'Gesetzen'  nahe  stehend,  also  als  spätere 
Dialoge.  Sprachgeschichtlich  sind  diese  Untersuchungen  des  pla- 
tonischen Sprachgebrauchs  von  großem  Interesse,  wenn  schon  sie 
bekanntermaßen  der  Gefahr  des  Zirkelschlusses  unterliegen;  sie 
wären  viel  bedeutsamer,  wenn  die  Zeitfolge  der  Dialoge  objektiv 
feststünde,  d.  h.  überliefert  wäre. 

Gautier,  Leopold.  La  langue  de  Xenophon.  These  presentee 
ä  la  Faculte  des  lettres  et  des  sc.  soc.  de  l'univ.  de  Geneve.  Genf, 
Georg  &  Co.  1911.  215  S.  Der  Verf.  hat  den  dankenswerten 
Versuch  unternommen,  die  in  letzter  Zeit  öfter  berührte  spracli- 
geschichtliche  Stellung  Xenophons  durch  eine  genauere  Unter- 
suchung vornehmlich  seines  Wortschatzes  festzustellen.  Indem  er 
die  richtige  Ansicht  vertritt,  daß  vieles,  was  man  für  dichterisch 
hält,  vielmehr  als  dialektisch  anzusehen  sei,  unterscheidet  er  in 
der  Sprache  Xenophons  eine  beträchtliche  Zahl  von  Dorismeu  und 
lonismeu.  Der  Nachweis  des  dialektischen  Charakters  eines  Wortes 
ist  oft  schwierig,  namentlich  ohne  einen  vollständigen  Thesaurus, 
und  ich  weiß  nicht,  ob  der  Verf.  immer  alles  Material  beisammen 


Literaturberioht  für  das  Jahr  1911  277 

hat.  Z.  B.  hätte  (S.  55)  zu  d-iyydvoj,  das  er  als  unattisch  ansieht, 
die  Inschrift  &iyrjig  auf  zwei  attischen  Vasen  Gr.  Vaseninschr.  91 
erwähnt  werden  sollen  (öv^  oßelio  Y.al  fArj  d^iyt]ig  nach  Naber 
Mnemos.  22,  231).  Im  Wesentlichen  ist  aber  das  Resultat,  zu  dem 
er  kommt,  gewiß  richtig.  Eine  Reihe  poetischer  Ausdrücke  er- 
kennt G.  bei  Xenophon  an,  bemerkt  aber  mit  Recht  (S.  142),  daß 
was  für  den  einen  Griechen  dialektisch  war,  für  den  einer  andern 
Stadt  poetisch  sein  konnte.  Nicht  anders  ist  es  ja  auch  im  deut- 
schen Sprachgebiet,  wo  z.  B.  Boss  für  den  Berliner  ein  dichte- 
risches, für  den  Wiener  ein  vulgärdialektisches,  in  gehobener 
Sprache  aber  auch  ein  poetisches  Wort  ist.  Ein  weiteres  Kapitel 
stellt  die  unattischen  Ausdrücke  zusammen,  die  Xenophon  mit  der 
hellenistischen  Prosa  gemein  hat.  Diese  Elemente  sowie  die  Dia- 
lektmischung kennzeichnen  den  Schriftsteller  nach  G.  als  einen 
Vorläufer  der  Kolv^:  freilich  ist  dabei  zu  bedenken,  daß  der  inter- 
nationale Charakter  seiner  Sprache  durch  seine  besonderen  Schick- 
sale, seine  lange  Abwesenheit  von  Athen  und  seinen  Aufenthalt  in 
ionischem  und  dorischem  Gebiet,  bedingt  ist.  Daß  dieser  Vor- 
läufer der  Koiviq  so  viele  unattische  und  besonders  dorische  Ele- 
mente in  seiner  Sprache  zugelassen  hat,  stimmt  gewiß,  wie  auch 
G.  anerkennt,  nicht  schlecht  zu  meiner  Theorie,  die  den  Misch- 
charakter der  hellenistischen  Sprache  betont.  Wenn  der  Verf., 
ohne  die  nötige  Begründung,  behauptet,  daß  ich  einen  zu  großen 
Unterschied  zwischen  schriftlicher  und  mündlicher  Koiviq  annehme, 
so  berücksichtigt  er  wohl  zu  wenig  die  neugriechische  Volkssprache: 
wer  die  heutige  ,,Diglossie"  kennt  und  überlegt,  wie  viel  von  den 
ngr.  Spracherscheinungen  bereits  antik  ist,  wird  jenen  Unterschied 
nicht  für  ganz  klein  halten.  —  Nach  einer  Würdigung  des  xeno- 
phontischen  Stils  beschließt  der  Verf.  seine  anregende  Arbeit  mit 
verschiedenen  lexikalischen  Verzeichnissen. 

Mahlstedt,  Christian.  Über  den  Wortschatz  des  Aineias  Tak- 
tikus.  Diss.  von  Kiel.  Jena  (Frommann)  1910.  90  S.  Dem 
Xenophon  steht  zeitlich,  sprachlich  und  fachlich  nahe  der  Militär- 
schriftsteller Aineias.  Ist  jener  ein  ins  Ausland  verschlagener 
Athener,  so  dieser  ein  attisch  schreibender  Ausländer,  wenn  auch 
seine  Identität  mit  dem  Feldherrn  Aineias  von  Stymphalos  von  Ed. 
Schwartz  (RE.  u.  Aineias)  bestritten  worden  ist,  und  auch  er  ist 
von  Behrendt  als  T»jg  yioivrjg  praenuntius  bezeichnet  worden.  In 
der  Tat  zeigt  M.,  daß  Aineias  zahlreiche  ionische  Ausdrücke  ge- 
braucht und  eine  Anzahl  unattischer  Wörter  mit  der  späteren 
KoivT]  gemein  hat.     Von  solchen  Wörtern   teilt   er   mit  Xenophon 

19* 


278  Paul  Kretschmer 

ayga  dygevco,  dccTtedov,  deofielv  (X.  öeoi-isiio),  doXcofxa  (X.  dohoaigy 
6ol6(o),  ^jAEQOO-'A.orcog,  ■Klwif.i,  yioirTj,  y.QV(pa,  '/.rvTiog,  laq^vQa,  lei]kaT(Jt), 
'Kev'/.ovv,  oxvQog,  ndf-iTtav,  ftaoavdhj,  Ttoöto/.yjg,  ^oqgvvm,  TtoziCiOy 
TtoTiixog,  nvQaevw,  Qv/iiiq,  arduo,  Texvaaf-ia,  (ftyyog,  xeXiovri,  y^ogog. 
Auch  die  Dorismen  vaog  und  loyayog  finden  sich  bei  Aineias  wie 
bei  Xenophon.  Der  Verf.,  der  mit  Recht  bemerkt,  daß  Vorläufer 
der  Koivri  wie  Aineias  damals  wohl  in  großer  Zahl  vorhanden 
waren,  hätte  dies  —  wenigstens  für  Xenophon  —  näher  ausführen 
sollen. 

Behrendt,  Curtius.  De  Aeneae  Tactici  commentario  polior- 
cetico  quaestiones  selectae.  Diss.  Königsberg  1911.  137  S.  Die 
Hauptaufgabe,  die  sich  B.  gestellt  hat,  ist  zu  zeigen,  daß  Herchers 
und  Hugs  umfangreiche  Athetesen,  Mosbachs  Kapitelumstelluugen 
im  Text  des  Aineias  unbegründet  seien.  Der  zweite  Abschnitt  be- 
handelt etwas  ungeordnet  Sprache  und  Stil  des  Schriftstellers, 
hauptsächlich  Syntaktisches;  das  Lexikalische  ist  durch  die  Arbeit 
von  Mahlstedt  überholt.  Über  Lautliches  und  Flexivisches  ist  an 
verschiedenen  Stellen,  S.  69f.  125 f.  134,  Auskunft  gegeben:  auch 
hier  zeigen  sich  viele  lonismen,  offene  Formen  wie  7zd&sa,  teI- 
Xsog,  EiÖEog,  ^Evyacov,  aslgsiv,  78  Fälle  von  aa  (yhoooa,  e^eXioaeiv 
usw.)  gegen  24  von  tt,  der  Aor.  Tzoviaai  3,  2  (Fraenkel  KZ.  43, 
194),  der  Imperativ  auf  -loaav  (l'oTioaav  10,  25,  öiairdoi^cooav  13,  3),, 
ovd-Eig  (xyjd^Eig,  -ctqyrß  {qvf.Kxqyt^g  3,  4). 

Koine  und  "Vulgärgriechisch 

Hindenlaiig,  L.  Sprachliche  Untersuchungen  zu  Theophrasts 
botanischen  Schriften.  Straßburg,  Trübner  1910  (Dissert.  philoL 
Argentoratenses  XIV  2).     200  S. 

Kalteiitoerg,  H,  Zu  Polyb.  II  23.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Präposition  Ell.  Rhein.  Mus.  66,  473 — 477,  betont,  daß  der 
Gebrauch  von  elg  für  Bewegungen  zu  einem  Flusse  oder  dem  Meere 
hin  bei  den  LXX,  Appian  (z.  B.  Mith.  45  sg  xiv  Evqitvov),  den 
Byzantinern  (Prokop,  Zosimos)  vulgär  sei  und  die  Stelle  Pol.  II  23 
elg  %bv  nddov  verderbt  sein  müsse.  Es  scheint  mir  doch  sehr 
fraglich,  ob  man  nicht  Polybios  einen  solchen  Vulgarismus  zutrauen 
darf. 

Auerbach,  M.  De  nonnullis  vocibus  peregrinis  in  Veteris 
Testamenti  Alexandrina  versione  obviis.  Progr.  d.  Elisabeth-Gym- 
nasiums in  Sambor  für  1910/11,     28  S. 

Johannessohii,  Martin.  Der  Gebrauch  der  Kasus  und  der 
Präpositionen    in    der   Septuaginta.     Teil  I.     Dissert.   Berlin  1910. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  279 

82  S.  Die  Syntax  der  Septuaginta  hat  noch  wenig  Bearbeiter  an- 
gezogen, wohl  weil  sie  außer  der  Kenntnis  des  Griechischen  auch 
Beherrschung  des  Hebräischen  erfordert.  Der  Verf.  stellt  überall 
die  griechische  Übersetzung  neben  das  hebräische  Original  und 
konstatiert  die  Übereinstimmungen  oder  Abweichungen.  Sein  Ma- 
terial ist  aus  Gen.,  Exodus,  einem  Teil  der  Psalmen  und  den  vier 
Makkabäerbüchern  geschöpft.  Der  vorliegende  I.  Teil  der  Arbeit 
behandelt  nur  die  Kasuslehre,  der  II.  soll  die  Lehre  vom  Artikel, 
dem  Possessivpronomen,  oXkiqXoiv  und  den  Präpositionen  bringen. 
Es  fehlt  daher  auch  noch  eine  Zusammenfassung  der  Ergebnisse 
sowie  eine  allgemeine  Beantwortung  der  Frage,  wie  weit  sich  die 
Übersetzung  auf  dem  behandelten  syntaktischen  Gebiet  an  die 
Sprache  des  Originals  anschließt. 

ßadermacher,  Ludw.  Neutestamentliche  Grammatik.  Das 
Griechische  des  Neuen  Testaments  im  Zusammenhang  mit  der  Volks- 
sprache. Handbuch  zum  NT.  I.  Bd.  1.  Teil.  Tübingen,  Mohr. 
1911.  207  S.  Vor  etwa  zwanzig  Jahren  war  der  im  Schnecken- 
tempo fortschreitende  VViner-Schmiedel  die  einzige  Grammatik  der 
neutestamentlichen  Sprache,  dann  kam  Blaß  in  mehreren  Auflagen, 
in  Italien  gleichzeitig  Spada  und  Boatti,  in  England  Moulton,  in 
Amerika  außer  dem  bei  uns  wenig  gekannten  S.  G.  Green  Robertson, 
und  im  Berichtsjahr  sind  nicht  weniger  als  drei  Grammatiken  des 
NT.,  die  neue  von  Radermacher  und  die  deutschen  Bearbeitungen 
von  Moulton  und  Robertson,  erschienen.  So  ist  es  begreiflich,  daß 
R.,  um  seinem  Gegenstand  eine  neue  Seite  abzugewinnen,  sich  über 
das  NT.  hinaus  auf  die  hellenistische  Volkssprache  ausgedehnt  hat, 
im  Zusammenhang  mit  der  die  neutestamentliche  Sprache  gewür- 
digt werden  muß.  Alle  drei  Grammatiken  haben  den  Vorzug  mit 
einander  gemein,  daß  ihre  Darstellung  mehr  ausführend  und  er- 
zählend als  registrierend  ist;  daß  auch  bei  allen  das  Hauptgewicht 
auf  der  Syntax  liegt,  ist  in  der  Natur  der  Sache  begründet.  Bei 
R.  finden  wir  manch  feine  selbständige  Beobachtung  und  viel  neues 
Material  aus  hellenistischen  Texten,  aber  daneben  freilich  auch 
überraschende  Bemerkungen.  So  werden  S.  50  die  Neutraiformen 
auf  -IV  wie  to  tiot^qiv  als  Kurzformen  von  denen  auf  -lov  mit 
unorganisch  angehängtem  -v  erklärt  und  die  ngr.  Endung  -t  (to 
&sdq)i)  dafür   geltend  gemacht.      Die    historische  Reihenfolge   der 

Endungen  ist  durchaus  -lov  —  -lv 1.     zäyvQi  'to  ilaxiorov   bei 

Eupolis,  auf  das  sich  R.  beruft,  wird  bei  Herodian  I  354  unter 
lauter  Neutren  der  III.  Deklin.  genannt  mit  dem  Zusatz  ovx  "^El- 
Irivr/id,  If'm  öL     Der  älteste  sichere  Beleg  für  -i  =  -lov  ist  pam- 


280  P'^"^  Kretschmer 

phyl.  igei^tvl  GDI.  1260;  im  Pamphylischen  ist  aber  eben  der  Abfall 
von  auslautendem  Nasal  überhaupt  alt. 

Moultoii,  J.  H.  Einleitung  in  die  Sprache  des  Neuen  Testa- 
ments. Auf  Grund  der  vom  Verf.  neu  bearbeiteten  3.  engl.  Aufl. 
übersetzte  deutsche  Ausgabe.  Heidelberg,  Winter.  1911.  Idg.  Bibl. 
I  1,  9.  416  S.  Das  Buch  ist  uns  schon  durch  das  englische  Ori- 
ginal als  eine  geschickte  und  lebendige  Darstellung  der  neutesta- 
menthchen  Sprachfragen  bekannt.  Die  Prolegomena  to  the  Grammar 
of  New  Testament  Greek,  die  1906  in  1.,  1908  in  3.  Aufl.  erschienen, 
waren  eigentlich  als  Einleitung  zu  einer  englischen  Übersetzung  von 
Winers  Grammatik  des  neutest.  Sprachidioms  gedacht,  die  der  Vater 
des  Verfassers,  W.  F.  Moulton,  geplant,  aber  nicht  ausgeführt  hat. 
In  Wirklichkeit  sind  sie  nicht  eine  bloße  Einleitung,  sondern  eine 
für  Theologen  berechnete  Grammatik.  Einleitend  sind  nur  die 
beiden  ersten  Kapitel,  ,, Allgemeine  Charakteristik"  und  „Geschichte 
des  'gemeinen'  (jriechisch"  betitelt.  Im  1.  setzt  sich  M.  mit  der 
Hebraismenfrage  auseinander,  in  der  er  einen  vermittelnden  Stand- 
punkt einnimmt.  Im  2.  behandelt  er  die  Koine,  ihr  Wesen  und  ihre 
Entstehung.  In  dieser  Frage  zeigt  er  sich  aber  nicht  ganz  selbst- 
ständig und  urteilsfähig.  Denn  er  beruft  sich  gegen  meine  Theorie 
auf  das  Urteil  der  ,, Fachmänner",  zu  denen  er  sich  selbst  nicht 
zu  rechnen  scheint,  und  er  übersieht  wieder,  daß  ich  den  attischen 
Ursprung  und  Charakter  der  Literaturkoine,  zu  der  auch  die  Sprache 
des  NT.  gehört,  ausdrücklich  anerkannt  habe  und  sich  meine  Theorie 
auf  die  gesprochene  Gemeinsprache  der  hellenistischen  Zeit,  die 
„Mutter  der  neugriechischen  Volkssprache",  bezieht.  Er  meint, 
mein  Argument  gründe  sich  namentlich  auf  die  Aussprache.  ,, Wen- 
den wir  uns  aber  zu  Zügen,  die  in  der  Schrift  im  Gegensatz  zu 
bloß  schwankender  Aussprache  desselben  gesprochenen  Wortes  zum 
Ausdruck  kommen,  so  wird  die  Sache  weniger  auffallend."  Was 
geht  uns  die  Schrift  an,  wenn  wir  das  Wesen  einer  gesprochenen 
Sprache  gerade  im  Gegensatz  zur  Schriftsprache  feststellen  wollen? 

Robertson,  A.  T.  Kurzgefaßte  Grammatik  des  Neutestament- 
lichen  Griechisch  mit  Berücksichtigung  der  Ergebnisse  der  ver- 
gleichenden Sprachwissenschaft  und  der  Koivri-Forschung.  Deutsche 
Ausg.  von  Herrn.  Stocks.  Leipzig,  Hinrichs  1911.  312  S.  Robert- 
sons Short  Grammar  of  the  Greek  New  Testament,  die  in  Amerika 
seit  1908  drei  Auflagen  erlebt  hat,  ist  von  Stocks  nicht  nur  über- 
setzt, sondern,  namentlich  in  der  Laut-  und  Formenlehre,  auch  neu 
bearbeitet  worden.  Viel  Sorge  haben  dem  Herausgeber  die  sprach- 
vergleichenden Abschnitte  gemacht.     Er  sieht  darin  mit  Recht  eine 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  281 

Eigenart  des  Buches,  aber  es  ist  eine,  die  bei  dem  Kundigen  eine 
gewisse  Verwunderung  erregen  muß.  Mau  könnte  es  sich  ja  ge- 
fallen lassen,  daß  die  Theologen,  an  die  sich  das  Buch  hauptsäch- 
lich wendet,  bei  dieser  Gelegenheit  in  einige  Ergebnisse  der  Sprach- 
vergleichung eingeweiht  werden,  von  denen  sie  sonst  vielleicht  nie 
etwas  hören  würden,  aber  man  fragt  sich  doch  unwillkürlich,  ob 
hier  nicht  ein  gewisser  Mangel  an  Einsicht  vorliegt.  In  der  Tat 
machen  verschiedene  Abschnitte  und  Bemerkungen  einen  etwas 
laienhaften  Eindruck.  Z.B.  S.  51  A.  2:  „.5"e  stammt  von  re  (urspr. 
tuey\  —  S.  58:  ,,lm  älteren  Griechisch  besteht  starke  Neigung, 
die  Personendungen  abzuschleifen",  was  mit  der  Verminde- 
rung der  Verba  auf  ilil  erläutert  wird.  —  S.  75:  ,,Der  Imperativ 
ist  ein  Lückenbüßer,  der  sich  aus  dem  Ind.  und  dem  Injunktiv  ent- 
wickelt zu  haben  scheint".  —  S.  95:  ,,An  Fähigkeit,  Wörter- 
zusammensetzungen zu  bilden,  steht  das  Griechische  allerdings 
hinter  dem  Deutschen  zurück,  doch  mangelt  auch  ihm  dieser  Trieb 
nicht  ganz".  Diese  Ausdrucksweise  gegenüber  einer  Sprache,  die 
sich  durch  ihre  Fülle  von  Kompositen  auszeichnet  und  noch  heute 
zur  Bildung  zusammengesetzter  technischer  Bezeichnungen  ver- 
wendet wird,  muß  in  Erstaunen  setzen.  Vom  Pronomen  heißt  es 
S.  101,  daß  es  in  den  idg.  Sprachen  eine  bemerkenswerte  Konsis- 
tenz der  Form  zeige.  „Daraus  darf  man  wohl  schließen,  daß  die 
Sprache  ursprünglich  persönlich-sozialen  Charakter  trug,  und  daß 
die  Schriftsprache  etwas  Späteres  ist."  S.  104  wird  dem  Neu- 
griechischen der  unbestimmte  Artikel  abgesprochen. 

Cremer,  Hermann.  Biblisch -theologisches  Wörterbuch  der 
Neutestamentlicben  Gräzität.  10.  völlig  durchgearbeitete  und  viel- 
fach veränderte  Aufl.,  herausg.  von  Jul.  Kögel.  2.  Lief  ^AqEiiq  bis 
JUaiog.     Gotha,  Perthes  1911.     S.  161—304. 

Weiss,  Bernh.  Der  Gebrauch  des  Artikels  bei  den  Gottes- 
namen. Exegetische  Studien  zur  neutestamentl.  Grammatik.  Theol. 
Stud.  u.  Kritiken  1911. 

Roufflac,  Jean.  Recherches  sur  les  caracteres  du  Grec  dans 
le  Nouveau  Testament  d'apres  les  inscriptions  de  Prione.  Bibl.  de 
l'Ecole  des  Hautes  Etudes.  Sciences  religieuses  XXIV  2.  Paris, 
Leroux.  1911.  104  S.  Der  Titel  der  Abhandlung,  der  freilich  an 
Thiemes  Schrift  Die  Inschriften  von  Magnesia  a.  M.  und  das  Neue 
Testament  eine  Analogie  hat,  klingt  zunächst  etwas  sonderbar. 
Wenn  neue  Denkmäler  der  Koine  wie  die  Inschriften  von  Priene 
zu  Tage  kommen,  dann  sollten  sie  im  allgemeinen  und  nicht  bloß 
in  Hinblick  auf  ein  anderes  Denkmal  der  Koine  grammatisch  be- 


232  Paw]  Kretschmer 

handelt  werden,  wie  dies  auch  Dienstbach  für  die  Lautverhältnisse 
dieser  Inschriften  getan  hat  und  Th.  Stein  für  die  Formenlehre  in 
einem  Artikel  des  zweiten  Heftes  von  Glotta  VI  tun  wird.  Wir  stehen 
ja  nicht  mehr  in  den  Anfängen  dieser  Studien,  wo  man  noch  exem- 
phfizieren  konnte  und  z.  B.  die  Inschrift  von  Sestos  und  Polybios 
verglich.  Aber  bei  näherem  Zusehen  zeigt  sich,  daß  in  R.s  Schrift 
das  Grammatische  ganz  zurücktritt  und  das  Lexikalische  etwa 
sechsmal  so  viel  Raum  darin  einnimmt,  und  nach  dieser  Richtung 
läßt  sich  allerdings  der  Wert  der  neuen  Inschriften  sehr  gut  da- 
durch zeigen,  daß  man  Deißmanns  bekanntes  Verfahren  fortsetzend 
aus  ihnen  Parallelen  für  auffällige  W^ortverwendungeu  der  neu- 
testamentlichen  Gräzität  gewinnt.  Das  hat  der  Verf.  für  eine  Reihe 
von  Ausdrücken  getan.  Bei  der  Besprechung  von  /MxlvavTL  und 
(XTiivavzt  (S.  34 f.)  sind  ihm  Wackernagels  Hellenistica  entgangen 
(was  übrigens  bei  einer  Gelegenheitsschrift  verzeihlich  ist),  und 
daher  hat  er  auch  übersehen,  daß  arttvavxL  schon  bei  Polybios 
auftritt. 

Dienstbach,  Emil.  De  titulorum  Prienensium  sonis.  Dissert. 
Marburg  1910.  108  S.  Die  von  Hiller  v.  Gaertringen  1909  her- 
ausgegebenen Inschriften  von  Priene  luden  zu  einer  grammatischen 
Darstellung  nach  dem  Muster  von  Schwyzers  und  Nachmansons  be- 
kannten Arbeiten  ein.  D.  hat  eine  eingehende  Lautlehre  dieser 
Inschriften  geliefert,  die  größtenteils  in  Koivri  abgefaßt  sind.  Viel 
Überraschendes  bieten  sie  in  lautlicher  Beziehung  nicht  außer  etwa 
der  Form  JiEOxovQiÖTjg,  auf  die  ich  schon  Wiener  Eranos  (Wien. 
Stud.  1909),  123  hingewiesen  hatte  (Glotta  III  327).  Aber  die 
entsagungsvollere  Arbeit,  für  bekannte  Erscheinungen  den  lokalen 
Tatbestand  festzustellen,  muß  eben  auch  gemacht  werden. 

Schulte,  A.  De  ratione  quae  intercedit  inter  Polybium  et 
tabulas  publicas.     Dissert.  Halle  1910. 

Keil,  Josef.  Mysterieninschrift  aus  dem  äolischen  Kyme. 
Jahreshefte  des  Ost.  arch.  Inst.  XIV  Beibl.  Sp.  133—140.  Die 
vom  Herausgeber  in  das  1.  Jahrhundert  n.  Chr.  gesetzte,  in  Koirrj 
abgefaßte  Inschrift  bezieht  sich  auf  das  Heiligtum  eines  klein- 
asiatischen Feuergottes  Kalwv  MdvÖQog,  wenn  Keils  Lesung  der 
5.  Zeile  richtig  ist.  Es  wäre  die  erste  Bezeugung  des  von  Letronne 
aus  Personennamen  und  aus  dem  phrygischen  Stadtnamen  Man- 
dropolis  erschlossenen  Gottesnamens.  Z.  51  ist  ^laea  für  f.iaia  ge- 
schrieben, ae  statt  at  ist  nicht,  wie  K.  meint,  auf  Boiotien,  ge- 
nauer Tanagra  und  Plataiai,  beschränkt.  Zu  den  von  mir  Gr. 
Vaseninschr.  33.  126  behandelten  Fällen  sind  noch  hinzugekommen 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  283 

fxaeag  =  fxaiag  auf  einer  Inschrift  von  Karpathos  IG.  XII  1,  1029 
Z.  4,  ^idurjg  in  Samos  Athen.  Mitt.  31,  151  ff,  yeviazae,  slvae, 
Sivaero  auf  einer  Inschrift  aus  Rom  IG  XIV  1215  beruht  auf  Ein- 
fluß des  Lateinischen.  Andererseits  ist  auf  dem  Stein  von  Kyme 
Z.  49  TeTvauog  geschrieben. 

Keil,  J.  Marmorgiebel  mit  Commodusbüste.  Jahresh.  d.  Ost. 
arch.  Inst.  XIV  Beibl.  45 — 48.  Aus  dieser  in  das  Jahr  176  n.  Chr. 
fallenden  Inschrift  hebe  ich  hervor  die  Form  iqyeßLOxdxai;  zu 
spätgr.  eßi  =  ETti-,  vgl.  Glotta  II  319.  IV  310f.  K.  erinnert  auch 
an  „die  gewaltige  Attika-Inschrift  des  Mithridatestores  in  Ephesos 
mit  imb(erator)  statt  imp(erator)'\  Z.  12  Movoalg  st.  Movaaiog. 
Für  die  Namenkunde  ist  anzumerken,  daß  unter  vielen  Personen, 
die,  wie  gewöhnlich,  mit  Namen  und  Gen.  des  Vatersnamens  ge- 
nannt sind,  vier  statt  des  Vatersnamens  einen  Beinamen  führen: 
Movaaiog  Xal'/.evg,  MiqTQodwQog  ^cdrjQitüv,  Movaaiog  BoXmg,  '^Eq- 
IxoyevTqg  Xavögtov.  Xalyievg  könnte  auch  Appellativum  sein,  ist 
aber  eher  Beiname  oder  ein  zum  Beinamen  gewordenes  Appella- 
tivum, da  ja  sonst  die  Berufe  nicht  angegeben  sind. 

Rubeiisohii,  0.  Neue  Inschriften  aus  Ägypten.  Arch.  f.  Papyr. 
V  156 — 169.  Aus  Nr.  1  (Zeit  des  ersten  Ptolemäers)  ist  die  Schrei- 
bung Qv/iiwtöi^g,  aus  Nr.  7  (Sonnenuhr  des  II. — I.  Jh.  v.  Chr.) 
^Hqioiöov  bemerkenswert.  '^HqwLdrig  auch  in  Priene  (9 mal)  Dienst- 
bach De  tit.  Prien.  sonis  59.  Nr.  5  (Ptolemaios  VIII)  rührt  von 
Mväoig  Jlovvolov  ^^gyeiog  her,  der  also  seinen  Namen  in  dorischer 
Form  bewahrt.  In  Nr.  16  (spätröm.  Zeit)  braucht  der  Weihende, 
Tvgavvog  'HXioöcoqov,  die  ionische  Form  IriVQog.  Nr.  20  (Kaiser- 
zeit) (pi?,ü7riX£  =  cpiX6g)iXe. 

Zereteli,  G.  Griechische  Ostraka  in  der  Kaiserl.  Ermitage  in 
Petersburg.  Arch.  f.  Papyr.  V  170  —  180.  Zwei  Ostraka  derselben 
Hand  vom  J.  75  und  77  n.  Chr.  haben  wydcoov  =  oydoov  und 
iüy'/.TCü  =  oy.Tio. 

Oxyrhynchus  Papyri.  VII.  VIII.  London  1910.  1911.  Der 
VII.  Band,  der  Kallimachos  ^LTia  brachte,  enthält  nur  eine  kleinere 
Anzahl  nichtliterarischer  Papyri  aus  der  röm.  und  byzantin.  Zeit, 
der  VIII.  von  Nr.  1100 — 1165  eine  Reihe  offizieller  und  privater 
Urkunden  aus  demselben  Zeitraum.  Namentlich  die  letzteren  bieten 
viele  Beispiele  vulgär-sprachlicher  Grammatik  und  Diktion.  Z.  B. 
Nr.  1155  (104  n.  Chr.),  5  sf.iel/.s  st.  (.lEf-dXrjAe;  10  TiavTsg  zovg 
<piXovg.  1158  (3.  Jh.  n.Chr.),  18  aoXsiv  =  aohov  (?);  da7taCo/.i€v. 
1160  (um  300  n.  Chr.),  16  OEavXX'riya  =  avveilTjx^- 

Griechische  Papyri    im   Museum    des    Oberhess.  Geschichts- 


284  Paul  Kretschmer 

Vereins  zu  Gießen.  Im  Verein  mit  0.  Eger  her.  u.  erkl.  von  E. 
Kornemann  und  Paul  M.  Meyer.  Bd.  I,  Heft  2  von  P.  M.  Meyer. 
Urkunden  Nr.  36—57.  Leipz.,  Teubner  1910.  gr  4°.  104  S.  Die 
Papyri  reichen  von  der  Ptolemäerzeit  bis  ins  6.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Papyrus  de  Thi^adelpliie  edites  par  Pierre  Jouguet.  Paris, 
Fontemoing  &  Co.  1911.  266  S.  Diese  Privatpapyri  stammen  alle 
aus  dem  Archiv  des  Sakaon,  Sohnes  des  Satabus  in  Theadelphia 
(Fajum),  und  fallen  in  die  Jahre  280 — 342  n.  Chr. 

Epistulae  privatae  graecae  quae  in  papyris  aetatis  Lagi- 
darum servantur,  ed.  Stanisl.  Witkowski.  2.  Aufl.  Leipzig,  Teubner 
1911.  194  S.  Die  neue  Auflage  dieser  nützlichen  Ausgabe  der 
Privatbriefe  aus  der  Ptolemäerzeit,  auf  deren  Wert  für  die  Sprach- 
forschung schon  Glotta  1  358  kurz  hingewiesen  wurde,  ist  um  die 
seit  1906  bekannt  gewordenen  Briefe  bereichert.  Die  Zahl  der 
Stücke  ist  dadurch  von  öS  auf  72  gestiegen.  Angehängt  sind  die 
beiden  ältesten  Briefe,  die  auf  Bleitafeln  stehen,  der  des  Mnesiergos 
und  des  Artikon  (Glotta  III  300). 

Wünsch,  Richard.  Aus  einem  griechischen  Zauberpapyrus. 
Lietzmanns  Kleine  Texte  84.  Bonn,  Marcus  &  Weber  1911.  31  S. 
W.  hat  als  Probe  der  griechischen  Zauberrezeptbücher  V.  2441 — 
2707  des  von  Wessely  herausgegebenen  Pariser  Zauberpapyrus  aus- 
gewählt. Sein  dankenswerter  Kommentar  erläutert  die  magischen 
Ausdrücke  und  erstreckt  sich  auch  auf  Grammatisches. 

KovKOvXeg,  Oalöcov:  IlaQarrjQijoeig  /mI  diOQd^coasig  elg  rovg 
'^ElXnjvi/.ovg  Tta/tvQOvg.  Athen,  UeTQdxrig.  1911.  27  S.  Daß  für 
den  Koine-Forscher  die  Kenntnis  des  Neugriechischen  unentbehrlich 
ist,  das  ist  eine  schon  viel  gepredigte  Wahrheit,  die  sich  auch 
unsere  Papyrusforscher  merken  müssen.  Dem  Verf.,  der  sich  durch 
seine  Olvovviia/M  (Glotta  II  336)  als  Neogräzist  bekannt  gemacht 
hat,  gelingt  es  mittels  des  Neugriechischen  und  mit  Hilfe  des 
Hesych  leicht,  eine  große  Reihe  rätselhafter  Ausdrücke  in  Papyrus- 
texten, an  denen  sich  die  Herausgeber  bisher  vergebens  versucht 
haben,  überzeugend  zu  erklären.  Ich  hebe  hier  nur  einige  be- 
achtenswerte Etymologien  hervor.  Das  viel  erörterte  ngr.  y.vvzdCio, 
wie  dieses  Verbum  gewöhnlich  geschrieben  wird,  'anblicken,  schauen' 
setzt  Ä.  mit  /.oiTcctio  'lege  schlafen,  bringe  zur  Ruhe'  gleich.  Der 
Bedeutungswandel  erklärt  sich  dadurch,  daß  das  Wort  aus  dem 
Hirtenleben  stammt,  -/.onaof-wg  TtQoßdrtov  bedeutet  in  einem  Lon- 
doner Papyrus  'Schaf hütung',  eigentlich  'das  zur  Ruhe  bringen  der 
Schafe',  ngr.  ^oivaCw  7toif.ivia  'Herden  hüten',  auch  'pflegen'  von 
Kranken.     Also  über  den  Begriff  des  'Beaufsichtigens'  hinweg   hat 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  285 

sich  der  des 'Schauens'  entwickelt.  Ich  halte  diese  Etymologie  für 
die  beste,  die  bisher  vou  dem  ngr.  Wort  vorgetragen  worden  ist, 
denn  xotra'Cw  ist  das  einzige  altgr.  Wort,  mit  dem  sich  das  ngr. 
Verbum  lautlich  deckt,  das  dann  also  xoitccKco  zu  schreiben  ist. 
—  Ngr.  xo TT« 'Huhn'  deutet  der  Verf.  richtig  mittels  der  Hesych- 
glossen  y.oTtög,  -noTziytoi  vou  y.oTTog  Hahn  als  'Kammträger'  (xor- 
Tig'  y.€(paXri,  Ttgonovrig-  tj  xaizj])  und  verweist  auf  das  analoge 
'kevAOf.iiTiOTtoi  'Hähne'  eines  Papyrus.  Auch  ngr.  yiovxög  'dumm' 
setzt  er  =  xotrCg  'Hahn  mit  Rücksicht  auf  nsTsivof.iva'kog  'der 
das  Gehirn  eines  Hahns  hat,  dumm'. 

Truuk,  J.  De  Basilio  Magno  sermonis  Attici  imitatore.  Progr. 
d.  Gymn.  Ehingen  a.  D.  Stuttgart,  Metzler  1911.  gr.  4.  70  S. 
Eine  ausführliche  Syntax  der  echten  Schriften  Basilios  des  Großen. 
Dieser  Kirchenvater,  der  zu  den  Attizisten  strengster  Richtung  ge- 
hört, schreibt  ein  an  Pluto  und  Demosthenes  gebildetes  Attisch, 
das  nur  wenige  Vulgarismen  wie  Yöiog,  olx€~iog  statt  Pron.  refl., 
f.iov  für  if.iavrov,  og  sdv  st.  dg  av  enthält. 

Mittelgriechisch 
Compernass,  J.  Denkmäler  der  griechischen  Volkssprache 
für  sprachwissenschaftliche  Übungen  und  Vorlesungen  herausgegeben. 
Heft  1.  Straßburg,  Druck  von  M.  Du  Mont  Schauberg.  69  S. 
Die  Sammlung,  deren  1.  Heft  vorliegt,  soll  ein  Lesebuch  zur  Ein- 
führung in  die  mittel-  und  neugriechische  Sprache  sein.  Das 
1.  Heft  enthält  6  Texte  historischen  und  theologischen  Inhalts  aus 
Kantakuzenos,  Johannes  Kananos,  dem  Mystiker  Symeon  und  eine 
Schilderung  des  Erdbebens  in  Kephallenia  im  J.  1637.  Eröffnet 
wird  es  durch  ein  sachlich  und  sprachlich  interessantes  Anekdoten, 
ein  Schreiben  vom  Hofe  des  Kaisers  Romanos  I.  (919 — 44)  an  den 
Emir  von  Damaskus,  das  in  einer  Moskauer  Handschrift  unter  den 
Schriften  des  Erzbischofs  Arethas  von  Kaisareia  steht,  eine  Apo- 
logie des  Christentums  und  Schmähung  des  Islams.  Ein  Glossar 
zu  den  Texten  beschließt  das  Bändchen.  In  den  folgenden  Heften 
der  Sammlung  sollen  sprachlich  wichtige  Papyri  und  Inschriften 
Aufnahme  finden.  Das  dankenswerte  Unternehmen  kommt  einem 
Bedürfnis  des  Universitätsunterrichts  entgegen,  ist  aber  nicht  so 
praktisch  angelegt  wie  Lietzmanns  Kleine  Texte.  Das  Format 
könnte  kleiner,  der  Druck  viel  ökonomischer  sein,  und  den  Texten 
sollte  eine  kurze  hterargeschichtlich  und  sachlich  orientierende 
Einleitung  vorhergehen,  zumal  diese  Chrestomathie  nicht  nur  mit 
den   noch   sehr  spärlichen  Vorlesungen   und  Übungen   auf  diesem 


236  Paul  Kretschmer 

Gebiet,  sondern  auch  mit  autodidaktischen  Benutzern  rechnen  müßte. 

Wolf,  Karl.  Studien  zur  Sprache  des  Malalas.  I.  Teil:  For- 
menlehre. Progr.  d.  Ludwigs -Gymnasiums  in  München.  München, 
Druck  von  Straub.  1911.  80  S.  Von  den  Denkmälern  der  Koivrj, 
vom  Neuen  Testament  und  den  Septuaginta,  von  den  hellenistischen 
Inschriften  und  Papyri  beginnt  jetzt  die  Literatur  der  „Einzel- 
grammatiken" zum  byzantinischen  Mittelalter  fortzuschreiten.  W.s 
Untersuchung  der  Flexionsformen  in  der  Chronik  des  Malalas  stellt 
einen  vortrefflichen  Beitrag  zur  Kenntnis  des  frühmittelalterlichen 
Vulgärgriechisch  und  einen  Vorläufer  der  sämtliche  Chronisten  um- 
fassenden Grammatik  der  byzantinischen  Chroniken  von  Psaltes 
(Göttingen  1913)  da)'.  Von  hervorstechenden  Vulgarismen  bei 
Malalas,  die  durch  diese  Studien  zu  Tage  kommen,  erwähne  ich  die 
Differenzierung  rraTcag  Papst  —  Ttauäg  Pfarrer,  die  Flexion  6  -/.vgig  : 
zoi  '/.vgov,  'Tj  y.vQd,  Akk.  PI.  ßogelg,  Jüallitov  =  Manlius,  tj  ^/tccQ- 
zog.  Die  Deklination  avyysvevs,  ovyyevitog  ist  vom  PI.  avyyevelg 
ausgegangen,  der  sich  in  der  Endung  mit  yovelg  deckte  und  einen 
Dat.  GvyyevevOL  nach  yovsvot.  erzeugte,  f'va  st.  h'v,  ziTtove  'nichts', 
a7toy.Qvßco  =  -y.QV7tTiü;  eiyov  vmvoccl  'sie  hätten  verbrannt  (S.  71) 
ist  das  ngr.  eiyav  y.aipei,  dessen  -si  auf  Vermischung  mit  dem 
Inf.  Praes.  auf  -si{v)  (ngr.  noch  in  to  cpayel  das  Essen)  beruht. 

Merz^  L.  Zur  Flexion  des  Verbums  bei  Malalas.  Progr.  d. 
K.  Gymn.  in  Pirmasens  1911.  42  S.  Daß  der  seit  Bentleys  Epi- 
stola  ad  Millium  gründlich  verachtete  Malalas  innerhalb  2  Jahren 
drei  grammatische  Bearbeiter  gefunden  hat,  zeugt  gewiß  für  die 
wissenschaftliche  Wertschätzung,  die  jetzt  allen  vulgärgriechischen 
Autoren  zu  Teil  wird.  Inhaltlich  deckt  sich  natürlich  diese  Pro- 
grammabhandlung mit  der  entsprechenden  Partie  von  Wolfs  Studien, 
nur  daß  sie  etwas  ausführlicher  ist. 

Gakli,  Mar.  La  lingua  e  lo  stile  del  Ducas.  Neapel,  Tip. 
S.  Morano  1910.     71  S. 

Doctriiia  Jacobi  nuper  baptizati,  herausg.  von  N.  Bonwetsch 
Abb.  Gott.  Ges.  XII  3  (1910).  Diese  judenchristliche  Schrift  aus 
der  Mitte  des  7.  Jahrhunderts  muß  wegen  ihrer  vulgären  Sprache 
hier  genannt  werden.  Ihre  Verfasser  sind  zwei  getaufte  karthagische 
Juden,  Joseph  und  sein  Sohn  Symeon,  die  von  einem  aus  Kon- 
stantinopel nach  Karthago  gekommenen  Judenchristen  Jakob,  Sohn 
des  Thanumas,  bekehrt  wurden  und  über  dessen  Tätigkeit  nun  in 
dieser  JidauKaXia  ^laxojßov  vsoßaTtTiorov  berichten.  Über  die 
Sprache  der  Schrift  handeln  der  Herausgeber  S.  XVI f.  und  P.  Maas 
Byz.  Z.  XX  577.     Ich  erwähne  die  Komparative   y.alXozsQa  i-ieiLo- 


Literaturbericbt  für  das  Jahr  1911  287 

Tegav,  y-vgig,  aXlo  arca^  noch  einmal,  ccY.fxiqv  noch,  ßayf.U'Qo)  prügele, 
svogSiviog  hintereinander,  Ttgaidevco,  f.io  v  log  "^Molo'  wie  bei  Theo- 
phanes,  worüber  ich  Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  29,  456  gehandelt  habe, 
ixsiißgaiva  Handschriften,  vAaßav.a  =  vulgärlat.  clavaca  ==  cloaca, 
■/.agaßiov  Schiff,  odvdaXog  eine  Art  Schiff  (Maas  zitiert  dazu  die 
Form  aavddliv),  oiaivio  oividtco  mißhandeln,  giay-ioXiov  Turban, 
ipocfCü  krepiere., 

Greek  Papyri  in  the  British  Museum.  Vol.  IV.  The  Aphro- 
dito  Papyri  ed.  by  H.  I.  Bell.  London  1910.  648  S.  Dieser  Band 
enthält  nur  Papyri  des  Ortes  Aphrodito,  früher  ^Aq^QOÖictig  y.oj/iirj 
genannt,  der  durch  den  Fund  des  Menauder-Papyrus  berühmt  ge- 
worden ist.  Sie  fallen  größtenteils  in  die  Jahre  709 — 711  und 
bieten,  soviel  ich  bei  einer  vorläufigen  Durchsicht  bemerkte,  mehr 
in  lexikalischer  als  in  grammatischer  Hinsicht  Bemerkenswertes: 
z.B.  Nr.  1384,  26  fiayXdßia  {=  i-iay^laßia  lat.  manclavium  aus 
manus  und  clavus)  Peitschenschläge,  vtoTi^to  auf  den  Rücken 
schlagen,  ^vlo/.idyyavov  Block  als  Strafinstrument  zum  Fesseln, 
Z.  51  oiyilhov  'official  Order'.  Nr.  1392,  4  TtQOAovQadQioi  'Kor- 
saren'(?),  Z.  6  ßoiTVQOv.  Nr.  1369,4  u.  ö.  7T7jGaci.i€vov '^'^ageV 
von  w^aoco  =  Ttr^yvviui. 

Poemes  Prodromiques  en  grec  vulgaire  edites  par  D.  C. 
Hesseling  et  H.  Pernot.  Verh.  d.  K.  Akad.  te  Amsterdam.  Afd. 
Letterkuude  XI  1.  Amsterd.,  J.  Müller  1910.  274  S.  Diese  neue 
Ausgabe  der  Prodromos- Gedichte  kann  hier  nicht  als  philo- 
logische Leistung  gewürdigt,  sondern  nur  wegen  ihrer  großen 
sprachgeschichtlichen  Wichtigkeit  erwähnt  werden.  Besondere  Her- 
vorhebung verdient  der  nützliche  164  Seiten  füllende  Wort-Index. 
Nicht  praktisch  scheint  mir  die  auch  in  anderen  griechischen  In- 
dices  befolgte  Sitte,  die  Flexionsformen,  statt  sie  für  jedes  Verbum 
zusammenzuordnen,  in  die  alphabetische  Folge  einzureihen,  so  daß 
z.  B.  Isyio  und  elsyov  an  ganz  verschiedenen  Stellen  stehen.  — 
Die  Herausgeber  verdienen  für  ihre  große  Mühe  den  Dank  auch 
der  Linguisten. 

Le  siege  de  Malte  par  les  Turcs  en  1565  publies  en  Frangais 
et  en  Grec  par  Hubert  Per  not.  Coli  de  monum.  IIL  Serie,  No.  2. 
Paris,  H.  Champion.  1910.  198  S.  Nach  einem  Druck  von  1571 
veröffentlicht  der  rührige  französische  Byzantinist,  der  den  neu- 
gegründeten Lehrstuhl  für  Neugriechisch  an  der  Sorbonne  einnimmt, 
die  aus  2541  Versen  bestehende  Dichtung  des  Kreters  ^AvTcoviog 
^AiiXTqg  aus  Rhethymnos,  welche  die  türkische  Belagerung  von 
Malta   im   J.    1565   erzählt.     Vorausgeschickt    ist    die    zu   Grunde 


288  Paul  Kretschmer 

liegende  französische,  auch  in  itahenischer  Sprache  erschienene 
Schrift  vom  J.  1567,  die  unter  dem  Namen  des  G.  Gentil  de  Ven- 
dosme  oder  des  Marino  Fracasso  geht.  Als  eine  neue  Probe  der 
kretischen  Literatursprache  des  16.  Jahrhunderts  sei  das  Werk  hier 
genannt.  In  einem  Anhang  sind  die  wichtigsten  grammatischen 
Tatsachen  registriert.  Ein  Glossar  meist  ohne  Bedeutungsangaben 
bildet  den  Schluß. 

Kovyeag,  — .  Varia  graeca  sacra  ed.  A.  Papadopulos-Keramefs. 
Petersburg  1909.  ^aoyQccipla  III  277  fi".,  behandelt  in  seiner  An- 
zeige dieses  Werkes  unter  anderm  die  Sprache  der  von  Tl.-K.  aus 
Handschriften  des  11.  und  14.  Jhs.  herausgegebenen  Ji^yr]aig  tc~v 
d^avfj.dztov  zov  ayiov  Aqtb(.ilov,  die  aus  der  Mitte  des  7.  Jhs.  n.Chr. 
stammt.  Sie  scheint  ihm  grammatisch  betrachtet  dem  Leontios  v. 
Neapolis  ebenbürtig.  Von  vulgären  Erscheinungen  sei  z.  ß.  er- 
wähnt ßolrjv  =  q^oQcev,  i^eL'CÖTBQoq,  veioTSQog  Tig,  Vermischung  der 
Verba  auf  -dw  -eto  -oco,  a^ced-ava,  Umschreibungen  wie  et^tu  ßovlr^g, 
t^v  kaliov,  l'x^ig  el&elv,  l'xio  d/taiTrjd^rjvat ,  dg  neben  äcpeg'.  dcpsg 
low,  ag  l'do),  ag  cpäyto,  Voranstellung  von  XLg\  rlg  vavTtjg,  rig  yw^'y, 
(pogaaco,  y.dd^€Tai  wie  im  Ngr. 

AQayovfiTjg,  2Tsq)avog:  Xqovi'/.(ov  MoQtcog  TOTttovvi.iL'A.(x.  Ad^iqva. 
XXIII  396 — 431.  Diese  historisch-geographische  Abhandlung,  die 
eine  Reihe  von  Ortsnamen  der  Chronik  v.  Morea  zum  Gegenstand 
hat  {NUliv  —  ^Af.ivy,h  —  Mndi,  "Of-irvlog  ■ —  Perhiga,  Arrula, 
JrnidxQa  u.  a.),  sei  hier  erwähnt,  weil  auch  die  Formen  der  Namen 
erörtert  werden. 

AQayovfiTjg,  ^vscp.  Xqovlaov  lov  Mogicog  Xe^sig.  ^&^va. 
XXIII  73 — 87,  bespricht  eine  Reihe  von  Wörtern  der  Chronik  v. 
Morea,  dvayai.iw,  dcpLQwvco,  ßiaaTrjgi,  ddov,  lao/vvQa,  TtagiTtTtia  u.  a. 

Schwab,  Un  cantique  de  liturgie  juive  en  langue  grecque. 
Rev.  d.  et.  grecques  XXIV  152—167,  teilt  aus  einer  Handschrift, 
die  der  jüdischen  Gemeinde  in  Chalkis  gehört,  einen  in  hebräischer 
Schrift,  aber  vulgärgriechischer  Sprache  geschriebenen  jüdischen 
Hymnus  mit.  Hub.  Pernot  hat  den  Text  griechisch  transkribiert. 
Der  Dialekt  scheint  nordgriechisch:  Aadiof-itvi  =  /.ad^ioijive,  ovov/.ia 
=  öwi-ia.  Eine  in  Oxford  befindliche  Version  derselben  Hymnen 
zeigt  nach  P.  den  Dialekt  der  Ionischen  Inseln:  oqdvia,  Osyog, 
yiöeg  =  löe,   ^i^lxo,   f.ide  =  fxrjdä,    aß6r]d-a,    dvi/.7]0r]  =  vr/.7]m],    0% 

==   S/.,    TtLQtTtEl    =    TCqItTEL. 

üe^ÖJtovXog,  E.  ^Avale^xa  (piXoXoyixd.  ^Ad"Yivcc  XXIII  103 
— 139,  bespricht  36  Wörter,  meist  technische  Termini  der  spät- 
griechischen und  byzantinischen  Literatur,  ooxä  (poivrMov,  vof.wdcü- 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  289 

Tr]g,  /.ivGTokeyiZTig,  TteTQslaiop,  Y.Lyi€a,  KQOTwvia,  Xid^oocogeia,  aqido- 
6d(pvtj  u.  a. 

Neugrie  chisch 
Xar^iSdxig,  F.     (DiKoloyr/.al  egewai.     ^ETtexrjQlg   xov    Ilave- 

moTfif-iiov  1911  — 12  (Athen  1911).  S.  1 — 51.  1.  IIsqI  Ttjg  Uovxl- 
y,7Jg  diaXt/aoc  ytal  löla  ueql  tcov  hv  avrfj  avaXoyr/.cüv  oxrj(.iaxLaf.uov. 
Zu  den  empfindlichsten  Lücken  in  der  ngr.  Dialektkunde  gehört  der 
Mangel  einer  einigermaßen  vollständigen  Darstellung  des  pontischen 
Dialekts.  Oekonomides  hat  nur  eine  Lautlehre  geliefert,  Mela- 
nophrydes,  dessen  Buch  ich  Glotta  IV  331  angezeigt  habe,  gibt  nur 
einen  ganz  kurzen  Abriß.  Wie  dankbar  eine  Behandlung  der 
Flexion  dieses  singulären  Dialekts  ist,  zeigen  die  Ausführungen  von 
H.  Sie  beginnen  mit  einem  bekannten  Problem  der  ngr.  Etymo- 
logie: 6  r^liog  ßaoilevsi  *^die  Sonne  geht  unter'.  Im  pontischen 
Oinoe  bedeutet  diese  Wendung  nach  H.  noch  '6  ijhog  i,ieaovQavel\ 
die  Sonne  steht  im  Zenith:  hier  ist  also  der  Ausdruck  ßaailevei 
'herrscht'  begreiflich.  H.  nimmt  an,  daß  eine  zeitliche  Verschie- 
bung stattgefunden  habe  unter  dem  Einflüsse  des  Anfanges  des  am 
Abend  gesungenen  Kirchenliedes  „'0  Kvqloq  eßaoilEvaev,  svTVQi- 
Ttuav  evedvaeTo",  den  man  früher  allein  für  den  Bedeutungswandel 
verantwortlich  gemacht  hat.  Mir  ist  die  Annahme  eines  solchen 
Einflusses  immer  sehr  phantastisch  vorgekommen.  Ich  möchte  für 
die  Möglichkeit  einer  zeitlichen  Verschiebung  vielmehr  eine  Parallele 
geltend  machen:  es  ist  eine  Spezialität  des  hessischen  Sprach- 
gebrauches, daß  der  Ausdruck  Mittag  auf  den  Nachmittag  ausge- 
dehnt wird,  so  daß  z.  B.  5  Uhr  Nachmittags  von  den  Hessen  als 
Mittags  bezeichnet  wird,  also  schon  eine  Stunde,  in  der  im  Winter 
die  Sonne  untergeht.  Ferner  braucht  die  Wendung  ßaoilsvst  6 
TJliog  sich  nicht  gerade  überall  auf  den  Augenblick  des  höchsten 
Sonnenstandes  bezogen  zu  haben,  sondern  kann  auch  auf  die  Zeit 
ihrer  größten  Wärmewirkung  gehen,  welche  bekanntlich  nicht  auf 
den  Mittag,  sondern  durchschnittlich  auf  3  Uhr  Nachmittags  fällt. 
—  H.  untersucht  sodann  die  Deklination  im  Pontischen,  die  sich 
durch  ungemein  zahlreiche  und  merkwürdige  analogische  Umge- 
staltungen auszeichnet.  Z.  B.  flektiert  6  Ztxov  ""der  Wolf'  (Akk. 
statt  Nom.):  Gen.  tI  }.v'/.ovog,  was  H.  aus  Einfluß  von  yehcov  :  ysi- 
tovog  erklärt.  Der  Nom.  PI.  von  ruxiqa  lautet  xa  rjf.i€Qag,  man 
sagt  ferner  TtoXXd  ^äxxsg  'viele  Katzen',  xo/.idv  ■^  (.idwa  'meine 
Mutter ,  worin  sich  ein  Übergreifen  des  Neutrums  über  seine  ur- 
sprünglichen Grenzen  ofi"enbart.     Die  Nomina  auf  -mg  (altgr.  -evg) 


290  Paul  Kretschmer 

z.  B.  6y.v£ag  haben  ihren  Plural  oxvecxq  von  Wörtern  wie  TtsQßoXa- 
QoioL,  ßaQ/MQoioi  bczogen  (vgl.  dazu  in  Kappadokien  ixvÖQag,  na- 
Ttdg  :  PI.  dvÖQccQ  jiaTväQ  Dawkins  JHSt.  XXX  123).  Eine  Analogie- 
wirkung sieht  H.  auch  in  der  Form  der  Pronomina  i\.i  ig  statt  .«oü 
oov  nach  Konsonanten:  av&Qtonog  ii-i,  t6  §vlov  ig:  er  leitet 
das  i  hier  aus  Fällen  wie  x6  ')^eQi  fi,  tö  %eQi  o  gegenübei 
ro  yßq  ab.  Die  Annahme  einer  svarabhaktischen  Vokalentwick- 
lung avd^QiOTtog  /.i  >  avd^QioTiog  -i  -fx  lehnt  er  ab,  aber  ohne 
Begründung.  Ich  glaube,  daß  die  pontischen  Fälle  von  denen 
der  übrigen  nordgriechischen  Dialekte  nicht  getrennt  werden 
können,  und  daß  hier  vor  Nasalen,  die  durch  den  uordgriechi- 
schen  Schwund  von  unbetontem  i  und  u  sonantisch  geworden 
waren,  Vokalentwicklung  eingetreten  ist,  habe  ich  Lesb.  Dial.  105ff. 
gezeigt.  In  Fällen  wie  yQdq)Tiv  aus  yQd.(pT{ov)v ,  Qi^ivg  aus  qL- 
Xv{£L)g,  oxäffiv  aus  GTdq)v[if\),  ogiv'S^a  aus  OQv{i)&a  ist  sie  unleugbar. 
In  TO  x^Q^  h{^^)^  ^^  df-iTzeli  i-i{ov)  konnte  ja  das  i  nach  nord- 
griechischen Lautgesetzen  garnicht  bleiben:  es  ist  auch  hier,  wenn 
nicht  neuentwickelt,  erhalten  durch  svarabhaktischen  Einfluß  des 
Nasals.  Diejenigen  nordgriechischen  Dialekte,  welche  die  Vokal- 
entwicklung nicht  kennen,  also  6  qjilog  f.i  sagen,  haben  auch  tö 
%EQ  (.1,  o\  (fix'  jt<.  Bei  der  2.  Person  des  Pronomens  t6  ^v?.ov  ig 
braucht  das  l  nicht  notwendig  auf  Vokalentwicklung  zu  beruhen, 
sondern  kann  von  der  1.  Person  to  ^vlov  tu  herstammen. 

2.  nsQL  Tov  eTv(.iov  Ttjg  Xe^Etog  Oiliargd.  H.  zeigt,  daß  der 
merkwürdige  Ortsname  OiXiaTgd  von  einem  Personennamen  Oi- 
XiazQog  herstammt.  Der  Plural  erklärt  sich  nach  ihm  daraus,  daß 
das  Gut  des  Philiatros,  ^OiIiuzqÖv  genannt  (eine  nachträgliche 
Bestätigung  für  den  Sing.  s.  bei  Hatzidakis  '^EXXtjv.  fieXeTUL  1913 
S.  11),  durch  Erbschaft  in  mehrere  Teile  ging,  die  nun  CDiXiazQd 
hießen.  Ich  möchte  hier  an  den  Ortsnamen  OiXiTtTtoi,  Plural  des 
Personennamens  OlXiJZTvog,  erinnern.  Daß  schon  so  viele  alt- 
griechische Ortsnamen  Pluralia  sind  (^d-r^vai,  IlXaiaiai ,  Qtjßao 
usw.),  hängt  doch  wohl  auch  mit  der  Vielheit  von  Grundstücken, 
Häusern  und  Höfen  zusammen,  aus  denen  sich  eine  Ansiedlung  zu- 
sammensetzt. 

3.  ^^vofxoitooig  iv  rf^  Nia  'EXX'qvL/.f].  Gemeint  ist  der  Gegen- 
satz ßotöt,  aber  ßodta,  aus  ßdidia  dissimiliert.  Nach  Analogie 
solcher  Fälle  soll  auch  vd  diw  aus  vd  löcö  entstanden  sein.  Ich 
glaube  indessen  Lesb.  Dial.  121  ff.  gezeigt  zu  haben,  daß  es  sich 
hier  um  einen  lautmechanischen  Vorgang  handelt.  Sprachen,  die 
keine  Diphthonge  haben,  entledigen  sich  ihrer,  wenn  sie  ihnen  se- 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  291 

kundär  zukommen,  durch  Vokalumstellung:  ngr.  yadiagog  aus  yat- 
dagog,  baQiafx  aus  türk.  bairam,  f.iaXa/.iaTiviog  aus  /.laXa/^aTuvogy 
ital.  balto  aus  bailo  usw. 

MjiovtovQag,  ^&avdaiog:  0covr]tiy,a  y.ai  OQ^o-yQUcprA-o.  rrjg 
NsoelXrjvixijg.  Athen,  2a-/,elldQiog.  1911.  6(3  S.  Der  Verf.  stellt 
für  das  Neugriechische  das  Lautgesetz  auf,  unbetontes  u  sei  zu  i 
geschwächt  worden.  S.  18  formuliert  er  sein  Gesetz  genauer:  un- 
betontes II  und  0  (über  u)  seien  im  Südgriechischen  sporadisch, 
besonders  in  der  Nachbarschaft  von  Liquiden  und  Nasalen,  ge- 
schwächt worden  gewöhnlich  zu  s,  selten  zu  i,  noch  seltener  ge- 
schwunden, im  Nordgriechischen  entweder  geschwunden  oder  zu 
einem  Mittellaut  zwischen  u  und  i  geworden,  der  entweder  ge- 
schlossen blieb  oder  zu  offenerem  i  wurde,  besonders  wo  Kon- 
sonantengruppen den  Schwund  verhinderten,  seltener  als  e  erscheint 
bei  Liquiden  und  Nasalen.  Einen  Wandel  von  unbetontem  o  zu  £  in 
der  Nähe  von  Liquiden  haben  bereits  Hatzidakis  Einl.  in  d.  ngr. 
Gramm.  333 f.  und  ich  Lesb.  Dial.  99 ff.  festgestellt;  Hatzidakis 
führt  dafür  an  TlgeyiÖTti,  cpQsvifxog,  ßQSx^,  cxXeyov,  ävrideQO  =  ccvtl- 
SioQOv  u.  a.,  ich  agdsTtog,  aXeitov,  y.ad-Qeg)Trjg  u.  a.  Da  in  den 
nord griechischen  Dialekten  jedes  unbetontes  «  zu  t  wird,  so  lautet 
südgr.  ad-Qsnog  nordgr.,  z.  B.  lesb.,  a&QL7tovg.  Der  PI.  ad^QüTt  aus 
dvd-QioTioi  beweist,  daß  nur  unbetontes  o  in  ß  überging.  Das  ist 
vollkommen  klar.  Was  aber  B.  eigentlich  beweisen  will,  ist  mir 
nicht  völlig  klar  geworden.  Denn  der  Untertitel  seiner  Schrift 
O  VTToXavd^dvcüv  vcfiog  trjg  e^aad-evwaeiog  tov  ov  elg  t  ttqo  rijg 
dfroauoTti^aecog  '/.al  sytßoX'^g  avtov  hv  tdlg  ßoQeioig  cdiw/uaai  deckt 
sich  nicht  genau  mit  dem  S.  18  formulierten  Gesetz,  und  die  Fälle, 
die  er  zum  Beweis  dafür  vorlegt,  stimmen  teilweise  nicht  dazu. 
Ist  denn  in  tiQiy.a  =  togiyca,  eivog  =  iovxog,  yiiteXi  =  xoi/'reAo, 
xtVxag  =  xot'Ttxag,  Xlqog  =  IwQog,  vlf.iog  =  cof-iog,  Ttieze  =  Ttovete, 
rtQifxvva  =  TtQOfxvxa,  Toit/io  =  xaovtco  usw.  unbetontes  u  oder  o 
zu  i  geschwächt?  —  Es  herrscht  in  dieser  Schrift  so  wenig  Klar- 
heit, daß  es  mir  nicht  möglich  ist,  mich  mit  ihr  in  dem  be- 
schränkten Raum,  der  mir  hier  zur  Verfügung  steht,  auseinander- 
zusetzen. 

Sxidg,  ^^vöq.  Ilegl  diaowaeiog  tov  diy(Xf.if.ia  ev  tlvl  veosK- 
Xtjviyifj  Xs^ei.  ^ErtsTrjQig  tov  navsTtiOTrjixiov.  Athen  1911  S.  217 
— 224,  führt  den  im  heutigen  Olympia  und  Pylos  üblichen  Aus- 
druck der  Alpheiosfischer  ßoX-A,6g  'ein  röhrenförmiges  Netz'  auf 
ein  altgr.  ßoX-/,6g  zurück  und  erkennt  hier  ein  bewahrtes  Digamma. 
Ich  bin  nicht  überzeugt.     ßoXxog  erinnert  an   den  Fischerterminus 

Glotta.  V,  4.  20 


292  Psiul  Kretschmer 

ßclog  das  Werfen  des  Netzes  (vgl.  Glotta  IV  335).  Also  ßol'/.6g 
aus  ßohxc'g?  Der  Schwund  von  unbetontem  l  ist  allerdings  nord- 
griechisch.  Doch  gibt  es  auch  südgriechische  Ausnahmefälle  {gtccqi, 
OAiöviü,  KoQd^o  =  KoQLvd-og),  oder  man  kann  an  Entlehnung,  z.  B. 
von  den  Ionischen  Inseln,  denken. 

Xax^iödHigf  F.:  naQEytTeTaf.i6va  (.logia  r^g  vmg  '^EXXiqvLyiijg. 
^E-rtBTriQLg  Tov  UavenLG'ciqfi.iov.  Athen  1911.  S.  80 — 84.  Gegen- 
stand des  Aufsatzes  sind  die  Erweiterungen,  die  ngr.  Partikeln 
durch  analogischen  Einfluß  anderer  Partikeln  erfahren  haben :  oxpeg 
Tozeg  nach  /reg;  xd%aTB  st.  ra/a  nach  TLTtoze,  tote;  8f.i7tQ0OTc 
nach  x^oQLOTa',  xara^t^eff^g  u.  a.  nach  /.arayrjg',  näXe  st.  jiccXl  nach 
tOTE  usw. 

MjtovTOVQag,  ^^.  IIeqI  irg  yiaTalrj ^scog  -haa,  -itol  ev  rrj 
NEOElXt]vi/.i].  Aaoyqacfia  III  611 — 614.  B.  will  die  gewöhnlich 
auf  slav.  -ica  zurückgeführte  ngr.  Endung  -Ltoa  (cpcovlroa,  ipvxixoa), 
-iroi  {-KoglTai),  da  sie  sich  schon  in  byzantinischer  Zeit  findet 
(oTavQitKia,  QEOcfiXiTl^fjg,  'la-MoßiTtrjg  u.  a.),  aus  dem  Griechischen 
erklären:  -ivai  sei  durch  Tsitazismus  aus  -ly-LOv  {/tEQÖlynov,  ölöug- 
nallyiiov,  xfigpaAotrmoy)  entstanden,  bjz.  -ir^rig  aus  -/xf(o)g.  Er 
beruft  sich  für  das  x-Suffix  auf  pont.  UavXUag  neben  JJavXixorig, 
fxrÄQiy.og,  dXiyiyiog,  kypr.  ^AvÖQiKxog  neben  ^Avöghaog,  pont.  ^eg- 
TtoivUa  neben  JEOTtoLvtToa,  gemeingr.  jökas  zu  viog.  Dann  müßte 
der  Wandel  von  xt  in  xöi  bis  in  die  frühbyzantinische  Zeit  zurück- 
gehen, was  auch  Thumb  D.  griech.  Sprache  191  annimmt;  vgl.  noch 
toi%ka  =  xlxXcc  Corp.  gloss.  lat.  III  28,  44  KovKOvXgg  Byz.  Z.  XX 
394.  Der  Verf.  müßte  seine  erwägenswerte  These  —  denn  die  Her- 
leitung des  Suffixes  aus  dem  Sla vischen,  außer  in  den  slavischen 
Lehnwörtern  und  Ortsnamen,  hat  ihre  Schwierigkeiten  —  ausführ- 
licher darlegen,  was  er  in  der  Tat  beabsichtigt. 

Kovorjg,  EXevS^.  JIeqI  zwv  ev  TgaTtE^ovvTi  Elg  la  ovo/xariov. 
^A&Tqvä  XXIII  51 — 53.  Der  Verf.  bezeichnet  seinen  Artikel  als 
Bruchstück  aus  einer  unedierten  lexikalischen  Untersuchung  des 
trapezuntischen  Dialekts.  In  diesem  enden  die  Substantiva  auf 
-ovvia  statt  auf  -ovvrjx  (.lEyaXo-,  cdEXcpoovvia,  ebenso  tj^xaZta, 
aväyyii.a,  (.ioiqjxx  =  ayvMXiq  usw.  K.  vermutet,  daß  die  Plurale  ay- 
■ndXsg,  eXirjfxoovvEg  usw.  von  dyKdXri,  eX.  als  ay7.ccXiEg  aufgefaßt  und 
dazu  als  Nom.  Sg.  äynäXia  gebildet  wurde.  Ebenso  sei  die  ngr. 
Endung  -tqu  der  fem.  Nomina  agentis  (TtQo^EvtTQa,  tcXvotqo)  statt 
-TQLa  entstanden.  Mir  ist  nicht  klar,  inwiefern  „o/xaAeg  .  .  .  ev 
xfl  duayyEXia  '^y.ovovxo  dyycaXiBg".  -xqa  für  -XQia  hat  Hatzidakis 
rXwao.   fxEXexm  I   181  f.    aus  Vermischung   mit    dem   Suffix   -xqa, 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  293 

-d^Qu  der  ein  Werkzeug  oder  eine  Örtlichkeit  bezeichnenden  No- 
mina wie  Y,vXiaTQ(x  erklärt. 

UeQQTJg,  271.  ^E^ih^ig  xov  ovo/iiaTog  ^Icodvvrig  -  Fiawr^g  - 
Fidy-Aog  slg  ol/.oyeveiayM  STtld^sTa.  ^A&rjvä  XXIII  450 — 461.  P. 
hat  aus  Adreßbüchern,  Zeitungen,  Wählerlisten  nicht  weniger  als 
1431  verschiedene  Familiennamen  gesammelt,  die  von  dem  Namen 
'Icüävvrig  abgeleitet  sind,  wie  ''AyyeXc'yiavrog,  Baßayidvvyg,  Fayio- 
yidvvrig,  riavva/.ovldxog,  riavvnooyXovg. 

Xax^iödxiq,  F.  ^Exvf.ioloyLv.d  {Ai^sig  '^Ellrjvr/.al  vof.iLt6(.ievai. 
^€vat).  ^E7VioT7][.wvi/.r  sTteTrjQig  VI  (1909 — 1910).  Athen,  2a/.€l- 
Idqiog.  1911  S.  90—94.  G.  Meyer  und  Thumb  hatten  ngr. 
[X7tX6d-og  'unreife  Feige'  aus  ital.  biotto  abgeleitet.  H.  weist  mittels 
der  dialektischen  Formen  f.wvlv9^ag,  fxovld^ag:  PL  /liIvS^ol  sehr 
hübsch  nach,  daß  wj-wXvvd-og  oder  lOfioXov&og  =  (^f.iög  olwS-og 
{öXovd^og)  zu  Grunde  liege,  lox^]  'Flamme'  führt  H.  (statt  auf  d. 
Lohe,  it.  hioja)  auf  Ao/^rj  Lanze  zurück:  Ao/eJw  wird  vom  Stechen 
der  Biene,  übertragen  von  der  Fieberhitze  gebraucht.  avyaTco 
*^ wachse',  richtiger  dßyario  wird  einleuchtend  von  ßyardg  =  hcßa- 
Tog  abgeleitet  (statt  von  lat.  augeo).  Dagegen  erscheint  mir  etwas 
kompliziert  des  Verfassers  Erklärung  von  i^iovtqo  Schnauze,  Nase, 
Gesicht  (speziell  mürrisches  Gesicht,  xd^vo  ixovtqu  das  Maul 
ziehen).  Er  verbindet  es  mit  dem  synonymen  f-iovQ)],  [.lovQiovca 
vermummen,  davon  /.locgcoTOv,  (.wvqtov,  mit  Umstellung  (.loirgo. 
(xovQTi  selbst  wird  von  G.  Meyer  Idg.  Forsch.  III  69  f.  Ngr.  Stud. 
IV  54  zu  dem  roman.  murru  Schnauze,  genues.  müro  gestellt. 
Körting  Lat.-rom.  W^b.  610  zitiert  dazu  ital.  mütria  'musoneria', 
mürrische  Laune  (vgl.  zur  Bedeutung  span.  morro  Flunsch,  katal. 
murria  Niedergeschlagenheit).  Vielleicht  hat  also  ^ovtqo  doch  ein 
italienisches  Prototyp.  —  S.  94  —  96  yte^iloyrm.  H.  stellt  hier  die 
lexikalische  Ausbeute  aus  Johannes  Kamateros'  Elaayioyrj  dozQO- 
vofAiag  (herausg.  von  Weigl,  Würzburg  1907)  zusammen. 

IlajiayscoQyiov,  nlxQog:  zlvo  MaxeöovLxal  Xe^eig.  '^d^r^vd 
XXIII  92 — 95.  1.  P.  weist  das  im  heutigen  Makedonien  noch 
lebende  Y.vv6oxof.io  'die  Spanne'  (Zwischenraum  zwischen  der  Spitze 
des  Daumens  und  der  des  Zeigefingers,  altgr.  lixdg)  bei  Heron 
nach.  2.  Pantazides  hat  das  nur  in  Serrai  übliche  dvoiyaio  'un- 
gebraucht, neu  (von  einem  Kleide  gesagt)  auf  das  homer.  vt^ydrsog 
zurückgeführt.  Nach  Pap.  wäre  dvolyaro,  auch  dvolyavTO,  dvoi- 
yo)TO  so  viel  wie  dvoiy.TO  =  dvdvoLvao  'ungeöffnet,  noch  nie  ent- 
faltet'. 

Helmreich,   G.      Gaitanus   —   Faixavog.      Philol.    69,   569 f. 

20* 


294  Vanl  Kretschmer 

weist  das  ngr.  yairdvi  'Schnur'  in  der  Form  gaitano  bei  Mar- 
cellus  8,  27,  rairavcov  bei  Galen  X  942  K  nach.  Da  letztere  ex 
Ttjg  T(xJv  Kslzwv  xioQag  kamen,  vermutet  H.  ein  gallisches  Wort. 

'Afiävxoq,  K.  IloixiXa  yXioaoiytä.  ^^d-r^va  XXIII  479 — 490. 
Beiträge  zur  ngr.  Wortkunde.  1.  A.  weist  nach,  daß  der  Ortsname 
^'E/xßoXog,  ^Ef.ißolri  (Kalymnos,  Chios,  Syros)  'Gasse'  bedeutet  und 
das  Appellativum  bei  Eustath.  und  heute  im  nördlichen  Chios  vor- 
kommt. 2.  Der  chiische  Ortsname  AvyöcoTtä  gehört  zu  Ivydog 
Suid.,  jetzt  alvydag  Name  eines  Steins.  Der  Verf.  gibt  Belege  für 
die  Ortsnamenendung  -w/rog.  3.  yiaraßlaTiag  bei  Theod.  Prodrom. 
'Verkäufer  von  /tardßXaTTa,  purpurnen  Gewändern.  4.  Nomina  auf 
-hrjg  im  Ngr.  5.  Verschiedene  ,, mittelalterliche  Sprachreste".  Chi. 
ßdilag  Amme  :  ßdyvXog  'Lehrer'  Theoph.  aus  lat.  bajulus.  ßoQ- 
dtovaQi  :  lat.  burdo  (vgl.  zu  diesem  Wort  E.  Richter  Sitzgsber. 
Wien.  Akad.  156,  V,  S.  56 f.).  Ngr.  yaQdovf.ivia  Eingeweide,  Hesych 
u.  v.6Xl^  :  yaQdovf-ievov  :  ital.  caldmne  Kaidaunen.  -/.ovT^ovQlva  im 
mgr.  Fischbuch  kommt  noch  heute  auf  Chios  vor.  yiay,Kdßi  Kessel 
aus  y.a/.A.dßi]  Athen.,  -/.aKxdßi  Prodrom.  y,ovy.ovf^dpi  Krug  :  lat. 
cucuma.  Weiter  werden  noch  ymqovx^  '-  l^t.  carrtica,  Ttgaidevo)  ; 
lat.  'praedari,  ^dyi  :  lat.  exngium  aus  gr.  h^ddiov  behandelt.  Bdro, 
e^dto,  d^dro  'Balkon,  Söller'  führt  A.  auf  ein  mgr,  zo^drov,  Du 
Gange  xo^dza  zurück.  Aber  die  Nebenform  s^diro,  d§dyiTO  kann 
nicht  einfach  i-iev    dvarrTv^stog  dicpd^oyyov  erklärt  werden. 

EöayysXiSijg,  J.  nQoaco7ir/.d  6v6f.iaxa  tioiov.  ylaoyQacpia  III 
672.  Sammlung  von  ngr.  Namen  von  Haustieren,  Kühen,  Schafen, 
Ziegen.  Lesbische  Schafnamen  habe  ich  Lesb.  Dial.  403  mitgeteilt 
und  weitere  Literatur  verzeichnet. 

Rouzevalle,  Louis,  S.  J.  Les  emprunts  turcs  dans  le  grec 
vulgaire  de  Roumelie  et  specialement  d'Andrinople.  Journ.  Asia- 
tique  XVIII  257—336. 

MnovtovQag,  ^Ad^avdoiog:  nQoXey6f.uva  sig  tu  NeosXhjvrÄOv 
Ae^iytöv.  Athen,  Tv7t.  '^Paqtrdvtj.  1911.  76  S.  Der  Verf.  gibt 
einen  Bericht  über  die  Vorbereitung  des  großen  von  der  griechi- 
schen Regierung  unternommenen  Wörterbuches  des  Neugriechischen, 
insbesondere  über  die  Anlage  des  Zettelarchivs,  an  welchem  B. 
früher  tätig  war  und  aus  dem  er  infolge  Differenzen  mit  dem 
wissenschaftlichen  Leiter  des  Unternehmens,  Hatzidakis,  ausge- 
schieden ist. 

Lautlehre 

Naclimaiison,  Ernst:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  altgriechischen 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  295 

Volkssprache.  Skrifta  utgifna  af  K.  Human.  Vetensk.-Samf.  i  Upp- 
sala  XIII  4.  87  S.  N.  hält  eine  grammatische  Nachlese  in  der 
epigraphischen  Literatur  und  den  Papyri.  Zahlreiche  Erscheinungen, 
die  die  Herausgeber  einfach  als  Schreibfehler  brandmarken,  sucht 
er  für  die  Lautlehre  zu  retten.  Es  handelt  sich  um  dissimilatori- 
schen  Schwund  von  Konsonanten  (HoyiQiv  =  nQOKQiv,  ^^vcpiglta 
=  '^liiq^iTQiTa,  ^ojTQaTog  =  ^ajOTgazog),  Fernassirailation  von  Kon- 
sonanten (Mrji^iocpiXog  =  Mr^vocpiXog) ,  Verzweifachung  von  Konso- 
nanten (d^QvyaTQeaiv,  XQrjOVQiq),  Angleichung  von  Vokalen  an  Di- 
phthonge (EKairalog  =  ^EKazaiog),  Epenthese  (rai/niag  =  tafxiag, 
eini  =  sul).  Daß  die  Grenze  zwischen  Schreibfehler  und  laut- 
lichem Vorgang  schwer  zu  ziehen  ist,  erkennt  N.  selbst  an.  Es 
ist  dies  eine  Frage,  die  ich  auch  in  meinen  Griech.  Vasen-Inschriften 
beständig  vor  Augen  hatte.  N.  scheint  mir  bis  an  die  äußersten 
Grenzen  des  noch  grammatisch  Verwertbaren  gegangen  zu  sein. 
Ein  interessanter  Exkurs  gibt  zahlreiche  Belege  für  die  Präposition 
7t  6  g  auf  griechischen  Inschriften  aus  Phrygien  und  Pisidien  {jtoo- 
oiaei,  TTog  syieivovg  u.  a.)  und  bringt  sie  mit  dem  kypr.  Ttog  zu- 
sammen. 

Calder,  W.  M.  The  Pronunciation  of  Unmetrical  Greek  Verse. 
Class.  Rev.  XXV  139  f.  Eine  Grabschrift  aus  Kerpishli  an  der 
Grenze  von  Lykaonien  und  Galatien  schließt  mit  dem  Vers 

Tig  ÖS  cpQOvsX  ^eiv^  dvrJQ  f-ivrji-ioavvrig  yvey.ev. 
Derselbe  Pentameter  kehrt  auf  einer  Grabschrift  aus  Kozanli  (JHSt. 
1899  p.  120 f.  Nr.  123)  wieder:  hier  ist  ^elvog  geschrieben.  Das 
völlig  deutliche  ^eivi^  der  ersten  Inschrift  steht  für  eine  kurze 
Silbe  und  soll  nach  C.  die  Verschleifung  wiedergeben,  mittels  deren 
^eivog  in  das  Metrum  gepreßt  wurde,  wobei  in  Betracht  zu  ziehen 
ist,  wie  häufig  metrische  Fehler  auf  den  Inschriften  dieser  Gegenden 
sind.     Der  Fall  ist  ganz  singulär. 

Solmseii,  Felix:  Zur  Beurteilung  der  epischen  Zerdehnung. 
KZ.  44,  118 — 122,  sieht  in  hom.  eltö  slcd^iev  elwoi,  eYao%ov  ein 
neues  Argument  für  Wackernagels  Erklärung  der  Zerdehnung;  mui 
sei  zunächst  zu  Iw  kontrahiert  und  dann  das  metrische  Manko 
durch  Ersetzung  von  B  durch  EI  statt  durch  Vokalwiederholung 
(ßoöw)  getilgt  worden.  Aber  dieser  Fall  steht  vereinzelt  und  kann 
nichts  für  die  anderen  beweisen.  S.  kann  weder  erklären,  warum 
es  nicht  auch  eiag,  ela  (stets  idag,  ed<jc)  heißt,  sondern  es  fehlt 
auch  *ßovw,  *ovQü)  u.  dgl.  für  ßoaco,  oqdo).  Also  hat  es  eben  mit 
eitü  eine  besondere  Bewandtnis. 

Hermann,  Ed.     Die  Länge   geschlossener  Endsilbe   im  Grie- 


296  P^^^  Kretsclimer 

chischen,  Idg.  Forsch.  28,  298 f.,  stellt  sechs  Thesen  hierüber  auf, 
deren  Begründung  er  später  geben  will. 

Hudson- Williams,  T.  K-  and  J7-forms  in  the  Early  lonic 
Poets.  Amer.  Journ.  of  Phil.  XXXII  74 — 84.  Die  schwierige  Frage, 
wie  es  mit  der  Verbreitung  der  y.-  und  TT-Formen  des  Pronomens 
im  Ionischen  bestellt  ist,  entscheidet  der  Verf.  dahin,  daß  darin 
hinsichtlich  der  vor  Herodot  fallenden  ionischen  Dichter  keine  Regel 
zu  erkennen  sei  und  die  Herausgeber  sich  nach  den  Handschriften 
richten  müßten.  Er  bestreitet  insbesondere  Wilamowitz'  Theorie 
(Hom.  Unters.),  daß  x  nur  dem  östlichen  Ionisch,  tt  den  ionischen 
Inseln  zukomme.  Die  zwei  inschriftlichen  Belege,  onöla  auf  einem 
Stein  von  Erythrai  (Glotta  III  299)  und  das  zweifelhafte  aiol. 
o-Koaoov  (ebd.  301),  waren  dem  Verf.  noch  unbekannt. 

Schucliardt,  H.  Zum  Nasaleinschub.  Zeitschr.  f.  roman.  Phil. 
35,  71 — 92.  Seh.  behandelt  hauptsächlich  den  Nasaleinschub  der 
slavischen  und  romanischen  Sprachen,  kommt  aber  S.  85 — 87  auch 
auf  das  Griechische  zu  sprechen.  Neu  ist  namentlich  sein  Gedanke, 
daß  ein  Nasal  in  seiner  Nachbarschaft  vor  einem  Konsonanten 
einen  neuen  Nasal  hervorruft.  Vgl.  den  Vorklang  der  Liquida  in 
frz.  trSsor  =  tliesmirus.  So  erklärt  er  ^Avdgdixvg,  ^u4vdQiav67tohg, 
\' f.ißQif.iog,  MvQQtvovvra  u.  a.  Daß  auch  ßlavTi  =  ßluTTi  sein  v 
dem  ursprünglich  auslautenden  Nasal  des  Neutrums  {ßlaviiv)  ver- 
danken soll,  will  mir  nicht  einleuchten.  Es  wäre  doch  wunderbar, 
daß  von  den  unzähligen  Neutren  auf  -v  nur  eines  diesen  Vorklang 
des  Nasals  aufwiese. 

Tendryes,  J.  L'assimilation  consonantique  ä  distance.  Mem. 
soc.  lingu.  XVI  53 — 58,  handelt  von  den  Prinzipien  der  Nah-  und 
Fernassimilation  und  bespricht  von  griechischen  P'ällen  die  spät- 
griech.  Fernassimilation  von  ß — v  zu  (x — v,  die  er  gegen  die  Be- 
denken von  K.  Dieterich  verteidigt. 

Schrijneii,  Jos.  Zum  anlautenden  Konsonantenwechsel  im 
Griechischen.  KZ.  44,  17 — 22,  erörtert  von  neuem  das  Problem 
des  Wechsels  von  anlautendem  nt  :  rt,  xr  :  x,  x^  :  %,  ohne  es  in- 
dessen zu  fördern.  Er  findet  den  Hauptgrund  für  die  bisher  er- 
folglosen Versuche  es  zu  lösen,  in  dem  ,, methodischen  Fehler",  daß 
die  Frage  nicht  beantwortet  wurde,  in  welchem  Umfang  die  Er- 
scheinung auf  dem  gesamten  idg.  Sprachgebiet  begegnet,  und  er 
stellt  dann  nur  dasselbe  Material  zusammen,  das  schon  längst, 
z.  B.  KZ.  31,  423  ff.,  beigebracht  worden  ist. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  297 

Flexionslehre 

Solmsen,  F.     Zur  Geschichte   des  Dativs   in  den  indogerm. 
Sprachen.    1.     Kypr.  JißdcpiXog  und  der  idg.  Dat.  Sing.  KZ.  44, 
161 — 169.     Die  Abhandlung,   die  sich  über  alle  idg.  Sprachen  er- 
streckt, geht  aus  von  der  Form  JL^eLcpllo)  der  von  Meister  heraus- 
gegebenen neuen  kypr.  Sakral-Inschrift  (s.  Glotta  IV  316).     S.  sieht 
dadurch  die  Dativendung  -ei  der  konsonantischen  Stämme  als  er- 
wiesen an  und  entscheidet  die  alte  Streitfrage,  ob  -ei  oder  -ai  als 
Dativendung  dieser  Stämme  zu  betrachten  sei,  dahin,  daß  von  der 
doppelten  Funktion,    die  man  dem  Dativ  zuzuschreiben  pflegt,   die 
eine,  nämlich  die  Bezeichnung  dessen,  dem  die  Handlung  gilt,  dem 
Kasus  auf  -ei  (Jifel  dem  Zeus)  zukam,   die  andere,    die  Bezeich- 
nung des  Zieles  oder  Zv^eckes  der  Handlung   dem  Kasus  auf  -ai: 
doi-ievai  "^zum  Gebend    ygccipat-    zum  Schreiben',    %ai.iat  'zur  Erde', 
Ttaqal  'längs  hin'.     Diese  Lösung   der  Schwierigkeit   ist  jedenfalls 
sehr  scharfsinnig,    wenn  sie  auch  auf  einer  etwas   schmalen  Basis 
ruht,   wie  S.  selbst  nicht  verkennt.     Die  Sache  liegt  eigentlich  so, 
daß  die  Annahme,   doi^evai  %a(.iai  seien  Dative,   sich  als  unrichtig 
herausgestellt  hat,   dies  vielmehr  Reste  eines  im  Übrigen  unterge- 
gangenen Finitivs  sind.     Bei  den  vokalischen  Stämmen  fielen  beide 
Kasus  zusammen.     Aus  den   folgenden  Paragraphen  des  Aufsatzes, 
die  sich   mit   dem  Dativ   im  Lituslavischen   und  Lateinischen   be- 
schäftigen,   erwähne  ich,    daß  S.  (S.  205  2)   g^hr   energisch   meine 
Erklärung  von  lat.  hüc  aus  *hoi-ce,  das  ich  mit  gr.  /rot  ol  'wohin 
usw.   verglichen   habe   (KZ.  31  [1890],   462),    gegen   Skutsch   ver- 
teidigt, nur  schreibt  er  sie  Conway  IF.  IV  (1893)  214,    der  eben- 
falls meinen  Vorgang  übersehen  hatte,   und  Brugmann  Kurze  vgl. 
Gramm.  (1904)  425  zu.   —   Das  3.  Kapitel  des  Aufsatzes  (S.  209 
—223)  ist  betitelt:  Der  Nom.  und  Dat.  PI.  der  Personalpronomina 
im  Griechischen.     Hom.  rif-islg  viAslg,    die  durch   ihr  kontrahiertes 
-eig  gegenüber  offenem  aollhg  Tcqrivieg  usw.  auffallen,  will  S.  durch 
*7j(X€g  vf-ieg  ersetzt  wissen.    Dann  versucht  er  eine  neue  Erklärung 
der  doppelten  Quantität  des   t  von   '^(mv   v[mv  :  rjf.iiv  v(.av.     Auf 
Grund  des  ark.  Dat.  PI.  ocpsig  und  des  Nebeneinanders  von  rtQiiv : 
/r^tj' :  kret.  tcqblv  setzt   er  als  Grundformen  "^afxELv  v^blv  an,   die 
aus  afXB-  vf.ie-  +  -iv  bestehen  würden,   und  läßt  a/xlv  v(mv   durch 
Annäherung  jener   Grundformen   an   af^tv   v/mv,    die   daneben   be- 
standen, zu  Stande  kommen,   wie  deUvvf.ii.  für  -vevßi  =  skr.  -nömi 
durch  Ausgleichung  mit  dem  PI.  -vvfxeg   eingetreten  sei.     Indessen 
ist  hier   nicht  bv  mit  v   zu  v   kontaminiert,    sondern   deUvv^i   zu 


298  Fanl  Kretschmer 

öeUvv/iieg  nach  dem  Vorbild  von  ddfxväf.u  :  ddf.ivai.ieg,  Ti^tjui  :  zi- 
d-Ef-iev,  diöioi-ii  :  öidoj-tsi'  u.  a.  geschaffen.  Eine  Kontamination  von 
*cfxeiv  und  af-uv  zu  a^iTv  ist  undenkbar.  Ferner  muß  eingewendet 
werden,  daß  das  1  malige  ttqeiv  neben  8 maligem  TtQiv  auf  dem 
Gesetz  von  Gortyn  eine  etwas  unsichere  Grundlage  der  Hypothese 
ist  und  auch  die  Annahme,  die  Konjunktion  rtQiv  sei  nach  dem 
Personalpronomen  *df.4{Aeiv  :  dfxixiv  zu  txqelv  umgeformt  worden, 
nicht  eben  wahrscheinlich  ist. 

Osthoff,  Hermann:  Morpholog.  Untersuchungen  VI  (Leipzig, 
Hirzel  1910),  S.  1 — 350.  Die  von  0.  hinterlassenen  Abhandlungen, 
die  in  diesem  letzten  Bande  der  M.  U.  von  Sütterhn  veröffentlicht 
werden,  betreffen  die  idg.  Komparativ-  und  Superlativbildung.  Auf 
das  Griechische  beziehen  sich  namentlich  die  Artikel  „OtQioTog  und 
cpiQTEQog,  (UlTEQog  und  ßslrnov,  (pilrEQog^^.  Ferner  „Gr.  xeiqmv,  att. 
V.QEITTOJV,  ji/e/Cwv,  oXeiCcov'^  S.  70 ff.  und  ,,Gr.  dfieiviov  und  (.ieUov;  Gr. 
Xolod-og''  S.  303  ff.  Der  erste  Aufsatz  vertritt  die  von  Justi,  Fick, 
J.  Schmidt,  Delbrück  (IF.  XIV  4G)  u.  a.  aufgestellte  Gleichung 
q)EQiorog  =  avest.  bairisto  und  die  alte  Verknüpfung  des  Wortes 
mit  (piqu)  und  sucht  den  Bedeutungswandel  aufzuklären  {(f.  =  der 
ertrags-,  leistungsfähigste),  (figregog  wird  ansprechend  als  Um- 
formung von  *(pEQUov  nach  vTitQTEQog  aufgefaßt  und  ähnlich  ßtX- 
TEQog  statt  * ßelitov  (skr.  bdlam  Kraft)  und  cfiXxEQog  erklärt.  Der 
1.  Artikel  des  Bandes  ,,Die  Sippe  leicht'^  behandelt  unter  anderm 
auch  gr.  slaootov,  d-aootov  und  wendet  sich  hier,  wie  auch  in  der 
Beurteilung  von  ■kqeittiov  nEitcov  gegen  Lagercrantz'  Dehnungs- 
theorie. Interessant  ist  sodann  besonders  O.s  Deutung  von  dfiEivcov. 
Mit  Brugmann  sieht  er  in  a(.iELvov  einen  alten  o-Stamm  und  Positiv 
und  faßt  ihn  als  'nicht  minder'  auf  nach  Analogie  von  skr.  ä-hallyän 
schwächer  =  nicht  stärker,  lat.  nimius  sehr  groß  =  nicht  minder, 
dßtlxEQog  dumm,  eig.  schwächer  =  nicht  stärker,  (xeiiov  als  Um- 
gestaltung von  * fiEivojv  nach  tcXeuov. 

Lautensach,  0.  Die  Aoriste  bei  den  attischen  Tragikern  und 
Komikern.  Forschungen  zur  griech.  und  latein.  Grammatik  her- 
ausgegeben von  P.  Kretschmer,  F.  Skutsch  und  J.  Wackernageh 
1.  Heft.  Göttingen,  Vandenhoeck  &  Ruprecht.  1911.  309  S.  Für 
ein  wichtiges  Kapitel  der  griechischen  Flexionslehre,  die  Bildung 
des  Aorists,  ist  hier  das  Material  aus  der  attischen  Tragödie  und 
Komödie  mit  großem  Fleiß  registriert.  Der  Verf.  geht  die  ver- 
schiedenen Bildungsweiseu  des  Aorists,  den  einfachen  und  redupli- 
zierten Aor.,  die  asigmatischen  Aoriste  (rjveyyia,  eiTta,  g'dwxa  usw.), 
den  sigmatischen  Aor.    und  den  Aor.  Pass.,    durch   und    stellt   die 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  299 

Belege  aus  dem  attischen  Drama  mit  kritischer  Prüfung  der  Über- 
lieferung zusammen.  Der  Philologe  wie  der  Sprachforscher  wird 
diese  reichhaltige,  wenn  auch  auf  das  rein  Formale  beschränkte 
Stoffsammlung  mit  Dank  benutzen. 

Cakot,  Johannes:  De  graecorum  tertio  quod  vocatur  futuro. 
Diss.  Breslau  1911.  120  S.  Eine  eingehende  und  fleißige  Unter- 
suchung des  griechischen  Perfektfuturums  oder  dritten  Futurums 
(die  Bezeichnung  Futurum  exactum  vermeidet  C.  als  unpassend). 
Der  Verf.  handelt  in  drei  Abschnitten  über  Bildung,  Bedeutung 
und  Geschichte  dieses  Tempus  und  gibt  zum  Schluß  ein  ausführ- 
liches Verzeichnis  der  Fälle.  Am  interessantesten  ist,  was  er  über 
den  Gebrauch  des  III.  Fut.  innerhalb  der  griechischen  Sprach- 
geschichte feststellt.  Bei  Homer  ist  es  verhältnismäßig  häufig  (29 
Fälle  der  einfachen  Form  ßeßQwoexai,  ösde^oixai,  Tezev^STai  usw., 
15  Umschreibungen  xsTeXeGfxevov  eorai,,  eoofxead^a  dedarjxozeg), 
seltener  bei  den  Lyrikern,  beliebt  bei  den  att.  Tragikern,  besonders 
Euripides  (36  Fälle),  auch  bei  den  Komikern  (Aristophanes  35  mal). 
Dagegen  ist  es  in  der  Prosa  viel  seltener.  Thukydides  hat  10  Fälle, 
aber  keine  Umschreibung,  Xenophon  dagegen  18  einfache  und  23 
umschriebene  Formen,  Plato  32  -f  28,  die  Hippokratischen  Schriften 
43  +  6.  Bei  den  Rednern  ist  es  nicht  selten  (Demosthenes  18  +  27). 
Aristoteles  braucht  nur  elgriOExai  und  sorrj^sraL  je  einmal,  dagegen 
die  Umschreibung  109  mal.  In  der  hellenistischen  Prosa  stirbt  der 
Gebrauch  ganz  aus,  die  Dichter  dieser  Zeit  kennen  es.  Die  Sep- 
tuaginta  bietet  nur  xex^a'^o^t/at ,  dies  freilich  ca.  50mal.  In  den 
Papyri  kommen  die  Umschreibungen  vor,  die  einfache  Form  (nag- 
eoTTJ^ETai)  nur  auf  dem  Stein  von  Rosette.  Bei  den  Attizisten  lebt 
es  dann  von  neuem  auf,  Dionysios  v.  Hai.  De  comp.  verb.  VI  43 
empfiehlt  es  ausdrücklich,  und  so  verwenden  es  noch  die  Byzan- 
tiner. 

Solmsen,  Felix:  Hom.  TtEtpvtoTag  und  Verwandtes.  Rhein. 
Mus.  QQ^  140 — 146.  Das  merkwürdige  Perf.  -rcetpvtozeg  hat,  im 
Unterschied  von  TiecpevyoTeg,  dem  Perfekt  des  erreichten  Zustandes, 
*  entronnen,  in  Sicherheit',  eine  iterativ-intensive  Bedeutung  '^ge- 
scheucht, verängstigt'.  S.  nimmt  daher  an,  daß,  um  diese  Bedeu- 
tungsnuance zum  Ausdruck  zu  bringen,  neqivtoTEg  im  Anschluß  an 
q)vLa  'Angst'  gebildet  worden  sei.  Ähnlich  lehxi^oTsg  'züngelnd' 
Hes.  Th.  826  statt  leloixozeg  im  Anschluß  an  Xixf^cctto. 

Solmsen,  F.  Noch  einmal  ark.  dilisvdr^cov.  Rhein.  Mus.  66, 
319  f.,  verteidigt  seine  und  Schulzes  Auffassung  dieser  Form  als  1.  Sg. 
Conj.     Vgl.  Glotta  III  304. 


300  Paul  Kretschmer 

Fraenkel,  E.  Grammatisches  und  Syntaktisches.  VI.  Eine 
neue  suffixlose  2.  Sing.  Imperat.  eines  ursprünglich  athematisch 
flektierenden  griech.  Verbums.  Idg.  F.  28,  2420".  Gemeint  ist  ev- 
TteXa  'nahe  dich'  auf  der  Inschrift  von  Selinus  GDI.  5213,  4  von 
einem  alten  Praes.  *7t€la-(.iL.  VII.  Zum  dor.  Refiexivum.  F.  wendet 
mit  Recht  gegen  Wackernagels  Erklärung  von  avravTov  =  avxog 
avTov  aus  Verallgemeinerung  eines  fem.  avzävv-  ein,  daß  sonst  der 
mask.  Nom.  aurog  verallgemeinert  zu  werden  pflegt.  Er  erklärt 
avTovTov  durch  Proklise.  Ich  bezweifle  nach  wie  vor,  daß 
Tonlosigkeit  bei  einer  im  Wesentlichen  musikalischen  Betonung 
solche  verheerenden  Wirkungen  hervorbringen  konnte,  und  bleibe 
bei  meiner  Annahme  von  Haplolalie  (Glotta  I  56),  gegen  die  F. 
nichts  vorzubringen  weiß,  als  daß  er  nicht  überzeugt  sei.  IX.  Das 
von  F.  KZ.  43,  216  3  erschlossene  Tvqioßiov  ist  auf  einer  chiischen 
Inschrift  jetzt  wirklich  zu  Tage  gekommen.  Zu  del.  7tE7Tov^y/.6xaL 
erkennt  F.  eine  Parallele  in  aXXti'kodiodoxai  •  aXXr^XoßcQOi  Hes. 

Kövxog,  K.  IlavToia  (pLXoXoyiy.a.  ^Ad^r^vä  XXIII  161 — 263. 
Aus  dem  Nachlaß  von  K.  gibt  sein  Schüler  XaQiTcovlörig  eine  große 
Reihe  von  Bemerkungen  und  besonders  Belegsammlungen  zur  grie- 
chischen Formenlehre  heraus:  sie  handeln  von  yMvaXid-ovv  :  -Xi- 
■d'ovod^ai,  {■aaTa)XevELv  :  -XeveaS^ai,  Xi^^oßoXw,  Xtd-aCto,  den  Formen 
von  Gtög,  TtXscog  dem  II.  Aorist  auf  -ov  (eKTsiva  :  txravov,  erceiaa : 
ercid-ov  usw.),  öedoQ/.a  und  a/toXcoXa. 

Wortbildung 

Herrmann,  Erwin:  Die  Liquidaformantien  in  der  Nominal- 
bildung des  ionischen  Dialekts.  Diss.  Tübingen  1911.  90  S.  Die 
Arbeit  ist  eine  auf  den  ionischen  Dialekt  sich  beschränkende  Ma- 
terialsammlung für  die  ein  q  oder  X  enthaltenden  Suffixe.  Der 
Verf.  behandelt  die  Stämme  auf  -7jq,  -rriq,  -twq,  -tqo-,  -uq  -ioq, 
-Qo-,  -d^Qo-  -d^Xo-,  -Xo-,  -aXeo-.  In  der  Untersuchung  der  Nomina 
agentis  auf  -ti^q  war  ihm  schon  Fraenkel,  in  der  der  Adjektiva 
auf  -aXiog  Debrunner  IE.  XXIII  Iff.  vorangegangen.  Die  Disser- 
tation bildet  den  Teil  einer  akademischen  Preisschrift  über  die 
Nominal-  und  Adverbialbildung  des  Ionischen,  deren  weitere  Ka- 
pitel bald  erscheinen  sollen. 

Sturtevant,  E.  H.  Studios  in  Greek  Noun-Formations.  La- 
bial Terminations.  Class.  Quarterly  VI  197—215.  450—476. 
Fortsetzung  der  Glotta  IV  342  angezeigten  Studien  über  die  Wörter 
auf  -cpri,  -q)rjg,  -cpog  und  -cpov. 

Scholia  ou  Iliad  YII.      The   Oxyrhynchus  Papyri   VIII    ed. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  301 

Hunt,  (Lond.  1911).  Aus  den  neuen  Ilias-Scholien  zum  2.  und 
7.  Buch,  die  H.  S.  77 — 110  aus  Papyri  veröffentlicht,  hebe  ich 
hier  heraus  die  Liste  von  naQiovvi-ia  (S.  103 ff.),  die  zu  hom.  (^(xq- 
TVQog  =  /uccQTvg  mit  zahlreichen  neuen  Zitaten  gegeben  wird:  der 
Scholiast  verzeichnet  als  parallele  Bildungen  Tgol^ijvog  Gen.  Tqoi- 
l^tqvoio,  XQvodoQog  Pindar,  Xdqonog  XaQinoLO,  XdXvßog  Eurip.  im 
Temenos,  TawTtxsQvyog  Simonid.,  ÖLdxTOQog,  ctQTtayog  Aischyl.  und 
Soph.  im  Phineus,  Ißnjqog,  7toXv7tida-/,og,  TQayorrcdywvog  Kratin  ev 
Mald-anolg,  dzfÄBvog  Archilochos;  Xäog  Simonides:  ^hXa  xat  läovg 
emßdXliov  (Hunt  verweist  noch  auf  Soph.  0.  Kol.  195,  Hesiod  fr. 
115,  3),  "EgvKog  Xenophanes,  ^'^tdog  Akk.'^tdoj^  Antimachos  ev  d  Qri- 
ßa'idog,  Kdiovog  Leandrios,  gtipdofttdog  Eupolis,  iLd-axog  Stesichoros 
iv  OgsoTalag  ß',  KoQvd-og,  aTtdrcogog  PI.  aTtaviogoL  iv  tcZ  Kr^vY-og 
yd/^up,  w-üKvyog  Alkaios,  di.iüog  Hesiod  und  Leukon  ev  WQazEQai, 
Tgcoog  Hesiod,  aco'krjvog  Ananios,  aywvog  Akk.  aycovov  Eurip.  Aigeus. 
Zum  Schluß  wird  Yy,TLVog  mit  diesem  Accent  angefügt. 

Etymologie  und  ^Wortforschung 
KovHOvXeg,  Oaidtov:  IlaQaTriQ/jasig  y.al  diagd-waeig  elg  xb 
Corpus  glossariorum  latinorum.  Byz.  Z.  XX  388 — 419,  emendirt 
und  erklärt  zahlreiche  griechische  Glossen  dieses  Corpus.  Er  ge- 
winnt so  wertvolle  Zeugnisse  für  verschiedene  vulgärgriechische 
Wortformen  z.  B.  ovja  (ouyia)  '^ytovia  el/xaTiov,  poligronm  porti- 
nacia  =  /voXvyQOJviov  zu  yQwva  ngr.  yQOvva  'Schwein  .  dXXr]yoQO) 
OQd^QL^co  vigilo  lies  yXir^yoQio. 

Bauuack,  Joh.  Hesychiana.  Philol.  70,  353—396.  448—491, 
behandelt  100  Hesychglossen  hauptsächlich  nach  der  sprachlichen 
Seite.  ÖQtiXol'  g)oßsiTai  =  dßeiXol  mit  q  st.  /.  IvQaßcZg'  iy- 
ygdxpag:  damit  meinte  nach  B.  ein  Ausländer  unredupliziertes  ly- 
yeyqacpMg.  Mich  hat  die  Form  an  die  Deutung  von  Hgacpa  .... 
als  hQaipavTi  =  ygciliarvt  auf  der  boiotischen  Vase  'Ecp.  dgx-  1896, 
Sp.  244  (vgl.  Thumb  Idg.  F.  VIII  228)  erinnert.  Die  lautliche 
Ratio  des  Vorganges  bliebe  dennoch  fragwürdig.  —  ßiovlrag  faßt 
B.  als  ßcüFiTag  und  will  auch  das  lak.  Qwßidag  (Glotta  III  269) 
als  ßcoßiöag  =  ßwßlöag  erklären,  yeqiovia  sieht  er  wie  yeQMxiot, 
als  Schreibungen  von  lak.  yeQtohla  =  ysQOvoia  an.  OTtsQyvg' 
Ttgeaßvg,  vgl.  lak.  Tregyovv,  setzt  B.  =  to-Treqyvg  d.  i.  '^s^rCQeoßvg 
wie  e^-dyyeXog.  Die  Aphaerese  des  e-  soll  nach  vokalischem  Wort- 
auslaut erfolgt  sein.  Ich  erinnere  hier  an  lak.  ^ayiJTag  Athen. 
Mitt.  XXII  339,  ^avd-lCea^aL  Hesych  ==  s^av^lCead-ai.  Da  e^- 
dyyelog  postverbale  Bildung   zu  k^ayyello)  ist,    so   müßte  oneqyvg 


302  Paul  Kretschraer 

von  einem  Verbum  *{e.)a7reQyeL'iü  =  att.  *SK7tQEaßevco  ausgegangen 
sein.  Aber  ein  solches  Verbum  ist  nicht  belegt.  Sollte  nicht 
(T7r£'(»;^i;g  vielmehr  auf  Metathesis  des  o  in  "^/teQayvg,  das  durch 
Umstellung  des  q  aus  TVQeoyvg  entstanden  war,  beruhen?  Die 
Metathesis  war  durch  die  Konsonantenhäufung  -gay-  bedingt.  Vgl. 
etwa  ^eoTQi^'  jy  e^darixog.  KvIölol  aus  *e§-OTQi^  oder  * oe^-axQi^ 
(Brugmann-Thumb  Gr.  Gr.  159). 

Fick,  A.  Hesychglossen  VII.  KZ.  44,  336 — 353.  ctf-iiöto' 
u  (.lOTtlmaL  schreibt  F.  den  Indern  (skr.  amsäu)  zu ;  unsicher  wegen 
des  -£-  und  weil  noch  andere  Möglichkeiten  (z.  B.  illyr.  Herkunft) 
bleiben.  yiXlai'  Tllai  zu  lat.  vello.  Tax  ytlovigov  =  ßtlvigov 
und  ellvo)  hätte  F.  natürlich  Schulzes  Qu.  ep.  336  nicht  ignorieren 
dürfen.  Erwägenswert  ist  seine  Kombination  von  Javlig  mit  Qavha, 
Gavliog  (s.  S.  308  unter  Gavliog):  d  =  ^,  weil  Daulis  Sitz  der  „my- 
thischen Thraker"  war;  zur  Bedeutung  vgl.  die  Glosse  Javlig' 
eoQTTi  ev^-Agyei,  iA.L(xrif.ia  rrig  Uqoltov  7rQdg^^/.Qioiov  /itdx^g.  JavXig 
hieß  also  in  Argos  ein  Fest,  auf  dem  die  „Schlacht"  zwischen 
Akrisios  und  Proitos  mimisch  dargestellt  wurde.  Zur  Hesychglosse 
BiQLg  (cod.  tigr])  vgl.  Bechtels  spätere  Bemerkung  Glotta  IV  350 f., 
mit  der  sich  Ficks  Auffassung  deckt.  S.  345ff.  behandelt  F.  die 
Glossen  yuQxog,  -kiqxoi  und  deutet  Kiqvj],  die  Tochter  des  Helios, 
kühn  als  Göttin  des  Tierkreises. 

Weckleiu,  N.  Über  Mißverständnisse  älterer  Wendungen  und 
Ausdrücke  bei  den  griech.  Dichtern,  insbesondere  bei  den  Tragikern. 
Sitzgsber.  d.  Bayer.  Ak.  phil.-hist.  Kl.  1911,  3.  Abb.  48  S.,  be- 
spricht eine  Reihe  homerischer  Wörter  die  von  späteren  Dichtern 
mißverstanden  sind  und  unrichtig  gebraucht  werden.  So  hat  So- 
phokles Ai.  887  hom.  df.ievrjv6g  im  Sinne  von  'unstät'  verwendet, 
als  wenn  es  aus  a-  +  /.isvw  bestünde.  alyiXiip  wurde  bekanntlich 
aus  OL^  und  leiTtn)  erklärt;  Aischylos  Hik.  802  verwendet  das 
Wort  in  der  Bedeutung  'unzugänglich'.  W\  bestreitet  Prell witz 
Deutung  %on  Ziegen  erklettert'  und  erklärt  es  als  \vassertriefend 
aus  aiysg'  xv(.iara  und  leißco  mit  Hinweis  auf  II.  1  16:  rjze  xar 
alylXiTtog  ntxqrig  dvocpegov  %eei  vdwq.  Die  P]tymologie  ist  in  der 
Tat  erwägenswert.  —  Soph.  Phil.  2.  300  denkt  an  Homers  Bezeich- 
nung von  Lemnos  als  d(.iixd^aX6EOoa,  das  die  athenische  Schule 
als  dfiiKTog  erklärte.  W.  zieht  die  Verknüpfung  mit  oi-iixh]  vor 
und  bezieht  das  Beiwort  auf  den  Rauch  des  Vulkans  Mosychlos, 
der  die  Insel  einhüllte.  Die  Schwierigkeit  liegt  hier  in  der  Bildung 
des  Wortes.  Das  rätselhafte  hom.  dxQvyexog  will  W.  mit  Rück- 
sicht auf  Bakchylides  ev  cctqvtci)  xdei,  wofür  fr.  47  Bgk.  uTQvyixw 


Literaturbericlit  für  das  Jahr  1911  303 

Überliefert  ist,  als  azQVEvog  (wie  axieioq  neben  arixog)  erklären, 
das  durch  Volksetymologie  (zu  TQvyrjzog,  als  ob  es  äxagTCog  be- 
deutete) zu  ccTQvysTog  entstellt  worden  sei.  yai7joxog  d.  i.  o  rrjv 
ytjv  oycov  (vgl.  lak.  Faidfoxog)  nach  der  Vorstellung,  daß  die  Erde 
auf  dem  Meere  ruhe,  wurde  als  yalav  e'xcov  gedeutet.  W.  berührt 
hier  ein  Problem,  das  noch  wenig  erörtert  und  jedenfalls  noch  nicht 
gelöst  ist.  Gegen  seine  Auffassung  habe  ich  das  Bedenken,  daß 
jene  geographische  Vorstellung  kaum  mit  der  Religion  etwas  zu 
tun  hatte  und  daher  auch  nicht  einem  alten  Kultbeinamen  zu 
Grunde  liegen  kann.  Poseidon  war  ja  auch  von  Haus  aus  nicht 
Meergott,  sondern  Erdgott:  yaidßoxog  heißt  er  auch  im  Binnen- 
lande (Sparta,  Therapne).  Auch  alle  früheren  Deutungsversuche 
sind  unbefriedigend:  so  die  antike*^ Wagenfroh',  'Erdhalter  ,  'über  die 
Erde  hinfahrend'.  Noch  eine  Möglichkeit  bleibt  zu  erwägen.  Der 
Gott  heißt  yaidßoxog  auf  der  Stele  des  Damonon  als  Beschützer 
von  Pferderennen,  also  als  iTtniog.  Nach  der  Kultlegende  von 
Thelpusa  aber  (Paus.  VIII  25,  4 ff.)  hat  Poseidon  iTiTtiog  in  Ge- 
stalt eines  Hengstes  die  in  eine  Stute  verwandelte  Demeter  d.  h. 
die  Erdgöttin  besprungen  und  mit  ihr  das  Pferd  ^AqUov  erzeugt 
{%6v  ....  avrii  yai  dvidcov.B  Antimachos  bei  Paus.).  Das  Pferd 
war  bei  den  Griechen  ein  chthonisches  Tier,  die  Erdgottheiten 
wurden  ursprünglich  selbst  in  Roßgestalt  gedacht  und  ihr  yocf.iog, 
der  das  erste  Pferd  erzeugt,  ist  das  göttliche  Vorbild  der  Pferde- 
zucht. Sollte  also  Faidfoxog  Fdlav  oxsvcov  oder  Faia  oxovf^evog 
in  erotischem  Sinne  bedeuten?  —  ^Ev  ytaQog  al'ai]  deutet  W.  mit 
Clarke,  Pape  von  v.8iqco  als  flocci  facere  :  xa^  soviel  als 'Schnitzel', 
wertlose  Sache  und  sieht  in  dem  Sprichwort  sv  xw  Käql  KLvdvvevsiv 
ein  Mißverständnis  der  homerischen  Wendung. 

Ebert,  Friedr.  Fachausdrücke  des  griechischen  Bauhandwerks. 
I.  Der  Tempel.  Progr.  d.  Gymn.  in  Hof.  Würzburg  1911.  65  S. 
Aus  den  Bauinschriften  und  Vitruv  stellt  diese  Programmabhand- 
lung die  technischen  Termini  der  Architektur  des  Tempels  zu- 
sammen und  untersucht  ihre  Bedeutung.  Die  Ausdrücke  variieren 
teilweise  dialektisch,  z.  B.  arg.  otoißd  =  att.  aTQcof.ia  'Stereobat'. 
Die  technische  Erläuterung  von  Wörtern  wie  f.iEa6f4viq,  Ttagaaraöeg 
hat  natürlich  auch  für  den  Etymologen  Interesse. 

Robert,  Fritz:  Les  noms  des  oiseaux  en  Grec  ancien.  Etüde 
semantique.  I.  partie.  Diss.  von  Basel.  Neuchatel  1911.  137  S. 
Eine  etymologische  Studie  über  die  griechischen  Vogelnamen.  Der 
Verf.  untersucht  zuerst  die  auch  in  den  verwandten  Sprachen  nach- 
weisbaren vorgriechischen  Vogelnamen,  sodann  von  den  ausschließ- 


304  Paul  Kretschmer 

lieh  griechischen  1)  die  von  physischen  Eigenschaften  des  Vogels 
wie  seiner  Farbe  abgeleiteten  (z.  B.  xIuiquov,  ccTtovg),  2)  die  auf 
seinen  Flug-  oder  andere  Bewegungen  bezüghchen  Namen  (z.  B. 
Uga^,  ouooTtvyig).  Damit  bricht  dieser  erste  Teil  ab.  Der  zweite 
Teil  soll  die  onomatopoetischen  (a^dwV,  y.oxnt)^),  die  von  der  Le- 
bensweise abgeleiteten  {d/.av&ig,  ahdeTog),  die  ethnischen  Vogel- 
namen ((paatavog),  die  nach  Personen  benannten  Vögel  (dle^TQvwv) 
und  die  Fremdnamen  (Ißig)  behandeln.  Die  etymologische  Unter- 
suchung ist  vorsichtig  und  besonnen.  Zu  weit  geht  der  Verf., 
wenn  er  auch  die  Gleichung  yioga^  Kogiov)!  :  lat.  corvus  cornix  umbr. 
curnaco  von  den  vorgriechischen  Vogelnamen  ausschließt,  weil  es 
sich  um  „formations  onomatopeiques  independantes"  handele.  Ver- 
mißt habe  ich  vorläufig  oliovog. 

Sittig,  Ernst:  De  Graecorum  nominibus  theophoris.  Diss. 
Halle  1911.  167  S.  Der  Verfasser  dieser  vortrefflichen  Dissertation 
hat  ein  religionsgeschichtliches,  nicht  ein  grammatisches  Ziel  im 
Auge.  Er  zieht  aus  der  Verbreitung  der  mit  Götternamen  zu- 
sammengesetzten oder  davon  abgeleiteten  Personennamen  Schlüsse 
auf  die  Verbreitung  der  Kulte  und  kombiniert  sie  mit  den  An- 
sichten, die  er,  in  der  Schule  0.  Kerns,  über  den  Ursprung  und 
die  Wanderung  dieser  Kulte  auf  Grund  anderweitiger  Erwägungen 
gewonnen  hat.  Im  einzelnen  freilich  hatte  er  vielfach  Veranlassung, 
sprachliche  PVagen  zu  berühren.  Ich  kann  hier  nur  weniges  er- 
wähnen. S.  28  vertritt  er  mit  mir  und  anderen  die  Ansicht,  daß 
die  Göttin  Athene  nicht  ihren  Namen  der  Stadt  Athen  verdankt, 
die  vielmehr  nach  der  Göttin  genannt  ist,  und  er  nimmt  an,  daß 
Boioter  den  Athenakult  nach  der  Akropolis  gebracht  haben,  wo 
der  Kult  des  Poseidon  älter  war,  ein  Zusammentreffen,  das  sich 
in  dem  auf  dem  Westgiebel  des  Parthenon  dargestellten  Mythus 
vom  Streit  das  Poseidon  und  der  Athena  um  das  attische  Land 
niedergeschlagen  hat.  Ich  möchte  hier  daran  erinnern,  daß  der 
attische  Dialekt  wahrscheinlich  sein  tt  =  aa  und  qq  =  qo  den 
Boiotern  verdankt.  Das  führt  zu  dem  Schluß,  daß  die  Boioter, 
die  aus  Thessalien  in  Boiotien  einwanderten,  an  den  Grenzen  Attikas 
nicht  Halt  gemacht  haben,  sondern  einzelne  Schwärme  auch  in 
Attika  eingefallen  sind  und  daß  insbesondere  die  bedeutendste  hel- 
lenische Stadt  auf  der  boiotischen  Okkupation  einer  altattischen 
oder  altionischen  Ansiedlung,  die  den  ionischen  Gott  Poseidon  ver- 
ehrte, zu  beruhen  scheint.  —  S.  101  bringt  S.  den  kret!  Gottes- 
namen J^eXxctvog,  kypr.  FoXyctviog  mit  etrusk.  velxanei  und  lat.  Vol- 
canus  zusammen.     Den  Aufsatz    von  Kannengießer   über    die  An- 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  305 

klänge  eteokretischer  Namen  an  etruskische,  den  ich  Glotta  IV 
311  f.  besprochen  habe,  kennt  er  noch  nicht.  In  dasselbe  Kapitel 
gehört  der  Wechsel  von  Tenuis  und  Aspirata  in  Tagy^hog  :  Qag- 
yi^Xiog,  den  auch  ich  wie  der  Verf.  S.  57  f.  zu  beurteilen  geneigt 
bin,  d.  h.  aus  vorgriechischen  Lautverhältnissen  erkläre ;  vgl.  Glotta 
a.  a.  0.  312. 

Lambertz,  Max:  Zur  Doppelnamigkeit  in  Ägypten.  Jahresber. 
d.  Elisabeth-Gymn.  in  Wien  1911.  30  S.  Vorläufer  des  Aufsatzes 
in  der  Glotta  IV  78—143. 

Tuckey,  Ralph  Hermon:  The  Stoic  Use  of  Is^ig  and  (pgccoig. 
Class.  Phil.  VI  444—449,  bestreitet  gegen  Striller  De  Stoicorum 
stud.  rhet.,  daß  die  Stoiker  im  Gegensatz  zu  den  Peripatetikern 
Xi^ig  nur  im  Sinne  von  "^  Wort'  verwendeten.  In  der  Definition  des 
Diogenes  von  Babylon,  Diog.  Laert.  VII  38.  56,  bedeutet  Xe§ig 
Sprache  ohne  Rücksicht  auf  den  Inhalt:  der  löyog  ist  immer  otj- 
[xavTiyiog,  die  Xi^ig  ist  auch  datjfxavTog.  cpQaoig  als  rhetorischer 
Ausdruck  scheint  stoischen  Ursprungs:  Aristoteles,  Anaximenes, 
Demetrios  gebrauchen  es  noch  nicht. 

Boisacq_,  Emil:  Dictionnaire  etymologique  de  la  langue  grecque. 
6.  7.  Lieferung  (x,aAwg  —  Xavy.avir]).  Heidelberg,  Winter.  1911. 
S.  401—560. 

daeAyrjg:  W.  Havers  IF.  XXVIII  194—202  sieht  als  Grund- 
bedeutung des  Wortes  'wahnsinnig'  an  und  erklärt  es  als  Lehn- 
wort aus  dem  Boiotischen:  aaelyrjg  sei  gleich  *d&Ely7']g,  dies  aus 
a-,  der  Schwundstufe  von  sv,  und  ^elyco  zusammengesetzt,  s.  v.  a. 
'geschlagen  ,  'durch  Schlag  verwirrt'.  Der  erste  Teil  dieser  Er- 
klärung wäre  glaublich,  aber  die  Präposition  a-  =  sv,  über  die  H. 
kurz  hinweggeht  (Schulze  KZ.  29,  264,  Solmsen  Unters.  297  u.  a. 
operieren  mit  ihr),  scheint  mir  noch  eine  sehr  zweifelhafte  Größe 
und  die  Etymologie  der  eigentlichen  Bedeutung  von  a.  nicht  ge- 
nügend gerecht  zu  werden. 

'Ä(pQoöizij:  Ernst  Maass,  Aphrodite  und  die  heil.  Pelagia.  N. 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Alt.  XXVII  457—468,  stellt  Belege  für  cccfQodirri 
als  Appellativum  im  Sinne  von  'Schönheit'  zusammen:  das  Wort 
komme  so  schon  in  der  Poesie  des  V.  Jahrhunderts  vor:  Aisch. 
Ag.  402,  Eur.  Phoin.  397.  Iph.  Aul.  1264,  Pind.  fr.  90  Bgk.  {Xa- 
QLTSGOL  /.ai  avv  ^^(pQoöitq),  dann  in  der  späteren  Prosa,  Dion.  v. 
Hai.  comp.  verb.  III  17,  Lukian  Skythes  11.  Philostr.  V  21 
S.  180  K.  Nach  M.  kann  hier  schon  wegen  des  Alters  der  Belege 
keine  Metonymie  vorliegen,  wogegen  auch  das  sehr  alte  Adjektiv 
S7taq)Q6diTog  spreche,    d.  i.  'der,   an  dem  ag)QodlTrj  Schönheit  ist'. 


306  Taul  Kretschmer 

Trotzdem  schließt  sich  M.  der  Etymologie  von  L.  Meyer  u.  a.  an: 
'u4(fQodiTrj  aus  dcpQog  +  *dTcä  "^glänzend'  zu  skr.  -dtti-  in  su-dlti 
von  schönem  Glanz,  so  daß  also  '^.  die  Schaumglänzende  bedeuten 
würde.  Ich  verstehe  zunächst  nicht,  wie  man  bei  dieser  Auffassung 
um  die  Annahme  einer  Metonymie  herumkommt.  Wenn  acfgodi-uri 
die  Schaumglänzende  bedeutete,  so  konnte  sich  doch  daraus  das 
Appellativum  'Schönheit'  nur  über  dem  Namen  der  Göttin  hinweg 
entwickeln.  Weiter  aber,  wodurch  wird  denn  bewiesen,  daß  im  V. 
Jahrhundert  in  der  Poesie  eine  Metonymie  unmöglich  war?  Es 
genügt  doch  schon  die  Tatsache,  daß  ^Aq^Qodht]  als  Name  der 
Göttin  uralt  ist  d.  h.  schon  bei  Homer  auftritt,  als  Appellativum 
aber  erst  in  der  Poesie,  nicht  der  Prosa  des  V.  Jhs.  und  dann  erst 
in  später  Prosa  begegnet,  um  zu  beweisen,  daß  das  Appellativum 
sekundär  ist.  M.  verlangt  Analogien  für  die  angenommene  Me- 
tonymie. Die  nächstliegende  ist  KvuQLg  im  Sinne  von  'Liebes- 
genuß': Eurip.  Bakch.  (iSS.  Aristoph.  Ekkl.  122  (rtjv  tcIjv  elsvd-eQtov 
vq)aQrcdCeLv  Kvjiqlv).  Thesm.  205  {v(paQTtdtELv  xe.  ^r^leiai'  Kvtcqlv). 
Gerade  ^^(pQodnri  und  Kvttqiq  konnten  sehr  leicht  zu  Appellativen 
werden,  weil  die  in  ihren  Kreis  gehörigen  ^'Eqcoq,  Xdgig,  Tlsid^a 
zugleich  Gottheiten  und  Abstrakta  waren;  daß  in  diesen  Fällen 
das  Appellativum  das  primäre  war,  tut  nichts  zur  Sache.  Wenn 
STtr/agig  auch  ursprünglich  den  bedeutete,  bei  dem  Anmut  ist,  so 
konnte  es  doch  auch  aufgefaßt  werden  als  'der,  bei  dem  Xdgig 
steht',  und  ein  analoges  STtacpQodizog'^ der ^  bei  dem  ^AifQodixri  steht', 
erzeugen.  Übrigens  war  den  Griechen  schon  durch  hom.  '.Agr^g  = 
'Krieg'  und  Name  des  Gottes  diese  doppelte  Funktion  eines  Nomens 
vertraut.  Für  die  Etymologie  von  'AcpQoölrTj  ist  also  die  Verwen- 
dung als  Eigenschaftswort  belanglos.  Meine  Deutung  des  Namens 
aus  dqiQog  und  bdlxä-  'die  über  den  Schaum  wandelnde'  KZ.  33, 
267  hat  vor  der  obigen  den  Vorzug,  daß  sie  nur  griechische 
Wörter  heranzieht.  Griech.  ^dixä  'glänzend'  dagegen  ist  rein  hy- 
pothetisch. Der  Einwand  von  Prellwitz  Et.  Wb. ^  68,  daß  das 
Fem.  von  oölirjg  auf  -ig  ausgehen  müßte,  ist  unberechtigt.  Ich 
hatte  schon  auf  xafxia  :  xaf.uag  hingewiesen:  wie  der  Stamm  xat^uä- 
wird  auch  oöixä-  ursprünglich  Commune  gewesen  sein.  Bei  dieser 
Deutung  ist  ^AcpQodiTri  synonym  mit  dem  Namen  einer  verwandten 
Gestalt,  der  ^evAod-ta  oder  visw-ad^ia  d.  h.  der  über  den  weißen 
(Schaum)  laufenden,  die  auch  KaXiq  genannt  wurde. 

ßaatXevg:  Edw.  Fay,  Ciass.  Quarterly  V  119—122.  ß.  soll 
'viam  muniens'  {ßdaig  'Gang')  oder  'cateruam  resoluens'  bedeuten. 
Wertlos. 


Literaturbericbt  für  das  Jahr  1911  307 

Fayjiag,  Fäy/cov:  F.  Bechtel  KZ.  44,  354  stellt  die  Namen 
arg.  Faipiag,  delph.  Faipiov  zu  yaTcelelv,  a(.ieXeiv  Hes.  :  angls. 
ceaflas  Kinnladen,  y.  eigentlich  'oscitari,  Maulatfen  feil  halten'. 
Neben  dem  vorausgesetzten  *yayrrw  steht  xa/rrw  herunterschlucken, 
Y.äipig  das  Schlucken,  ferner  ndd.  ndl.  happen  'schnappen,  wohl 
alles  laut  nachahmende  Wörter,  daher  auch  die  Variation  des  An- 
lautes. 

yfj.,  yaXa:  K.  Brugmann  Idg.  Forsch.  29,  200—209.  Ich  habe 
Wien.  Stud.  24,  523 ff.  dor.  da  'Erde'  in  Jä}.iaT7jq  für  einen  ur- 
alten Lallnamen  der  Erdgöttin  erklärt.  B.  faßt  in  analoger  Weise 
yä  auf.  Diese  Annahme  habe  ich  seiner  Zeit  auch  erwogen,  aber 
mich  gescheut  sie  auszusprechen,  weil  mir  neben  da  und  f.ia.  ein 
dritter  Lallname  yä  für  Mutter,  Mutter  Erde  etwas  bedenklich 
vorkam  und  g  in  Lallwörtern  mindestens  selten  sein  dürfte,  wenn 
es  nicht  ganz  fehlt.  B.  will  zwar  an  dem  Terminus  *^ Lallnamen 
nicht  unbedingt  festhalten.  Aber  dann  bliebe  das  Wort  etymo- 
logisch dunkel,  und  wir  kämen  über  Danielssons  Auffassung  von 
ycc  als  Wurzelwort  nicht  hinaus.  Denn  nicht  klar  ist,  was  wir 
uns  unter  Wörtern,  die  oft  mit  besonderer  Gefühlsartikulation  ge- 
sprochen werden,  vorstellen  sollen.  —  yala  und  ixaia  erklärt  B. 
als  Zusammenrückungen  von  ya,  f.iä  -\-  cua  <  *«//«  =  lat.  avia 
^Urmutter'.  Aber  dann  müßte  {.lala  'Mutter  Großmutter'  od.  dgl. 
bedeuten,  was  nicht  einleuchtet.  Auch  wäre  die  Kürzung  der  drei- 
morigen  Länge  in  *f.iäia  aus  jt/a  aia  nicht  weniger  auffällig  als 
die  bei  Entstehung  von  (.lala  aus  f^ia  +  Suffix  -la  (wie  in  noivia) 
anzunehmende,  die  B.  beanstandet.  Daß  ,i<a7a  sich  zu  ^<a  ver- 
halten könne  wie  avay/.al'ti  :  avay^tjj  usw.,  bestreitet  B.,  weil  dann 
^ [la'iä  zu  erwarten  wäre.  Allein  der  mit  dem  Appellativum  iden- 
tische Name  der  Mutter  des  Hermes  lautet  an  der  ältesten  Beleg- 
stelle Hesiod  Th.  938  tatsächlich  Mairi,  und  f.iala  ist  da,  wo  es 
zuerst  vorkommt,  in  der  Odyssee  an  allen  zwölf  Stellen  Vokativ, 
kann  sich  also  zu  Mail]  verhalten  wie  hom.  Vok.  vv(.icfa  :  vvincpi], 
und  der  viel  gebrauchte  Vokativ  hätte  dann  später  nominativische 
Geltung  erlangt.  Die  Bildung  von  *uaiä  zu  f.iä  hat  eine  genaue 
Parallele  an  ^em  Tante,  i^elog  Onkel  zu  *d^rj,  redupliziert  rrj^rj, 
Ttjd^ig,  lit.  dede  Onkel,  ksl.  dedü  Großvater,  auch  ein  Lallwort. 
Auch  an  skyth.  Zsvg  nanalog  Herodot  IV  59  vom  Lallwort  Harca 
*  Vater    sei  erinnert,  falls  es  indogermanisch  ist. 

öovkoqi  K.  Brugmann  Morph.  Unters.  VI  365 — 67  hält  an 
seiner  Verbindung  von  d.  mit  got.  taujan  'machen'  (IF.  V  342f.) 
fest  und   erklärt  dor.  dcolog  aus   einer  Grundf.   *döul  >  döl   die 

Glotta  V,  4.  21 


3Qg  Paul  Kretschmer 

Werktätigkeit.     Mir   scheint  die  Etymologie  begrifflich   zu   wenig 
zwingend. 

iXiHrj:  Em.  Boisacq  Mem.  Soc.  Lingu.  XVI  261 — 263  tritt 
gegen  die  Gleichung  elUtj  =  ir.  sali,  gall.  Scilicilla,  ahd.  salaha, 
nhd.  Saliveide  und  für  Hoops  Verknüpfung  mit  angls.  uielig,  neu- 
engl.  willow  Weide  ein.  Wenn  der  Name  des  '^Elimov  "^Weiden- 
berg"*  bedeutet,  was  nicht  sicher,  aber  allerdings  wahrscheinlich 
ist,  so  ist  F  für  fA/xtj  durch  FeXtMiv  in  dem  neuen  Korinna-Pa- 
pyrus  und  damit  auch  Hoops  Etymologie  erwiesen.  B.s  Kombi- 
nationen haben  in  der  Tat  viel  Einleuchtendes.  Doch  bleibt  der 
Spiritus  asper  von  e?Jxij  zu  erklären.  Fick  KZ.  44,  338  vermutet 
zwei  Wörter:  eXUri  =  lat.  salix  und  ßeliKa  =  engl,  willow. 

evLoc:  K.  Brugmann  Idg.  Forsch.  28,  355—358  knüpft  e.  mit 
Curtius  5  310  an  tv-q  der  dritte  Tag,  Ivo-  jener  an.  svioi  f.iev  .  .  ., 
evLOL  dt  'diese  .  .  .,  jene'  'die  einen  .  .  .  die  anderen'  habe  zur 
Gleichsetzung  mit  TLveg,  oXi'yoL  geführt. 

'Enaviöag:  F.  Bechtel  KZ.  44,  355  leitet  diesen  lak.  Namen 
von  einem  Adjektiv  *S7tävi^g  ab,  das  mit  dor.  jXQOOävrß,  att. 
TtQävTQg  zusammengehört. 

eafiög:  K.  Brugmann  Idg.  Forsch.  28,  354f.  hält  au  der  Ab- 
leitung von  irji-ii  (bei  Aristot.  aq)E0i.i6g)  fest  mit  Vergleichung  von 
lat.  exämen  zu  exigo. 

svxO'Qiotia,  evxO'Qi'OxeXvi  Th.  Schermann:  EvxaQiOTia  und 
EvxaQioieiv  in  ihrem  Bedeutungswandel  bis  200  n.  Chr.  Philol. 
69,  375  —  410.  svxaQiorog  begegnet  schon  bei  Harodot  und  Xe- 
nophon,  evyaQioiia  evxccQKJTsiv  erst  bei  Menander  und  in  der  hel- 
lenistischen Literatur.  Den  Verf.  interessiert  das  Wort  besonders 
als  liturgischer  Ausdruck  der  christlichen  Literatur.  Schon  Philo 
braucht  ihn  im  Sinne  von  'Dankopfer  (und  von  'Wohlwollen), 
Paulus  für  das  liturgische  Dankgebet.  Seh.  verfolgt  ihn  weiter 
durch  die  urchristliche  Literatur  hindurch. 

OavXiog:  F.  Hiller  v.  Gaertringen  Hermes  46,  154—156  teilt 
eine  Altar-Inschrift  aus  der  Gegend  von  Pharsalos  Jiog  Gavliov 
mit  und  vergleicht  Qav(.iog  i]  Qavlog'  "^Qr^g  Maytedoviog  Res.,  das 
Fest  der  Qavlia,  den  attischen  Qavliov,  der  dem  Zeus  Polieus 
den  Stier  opfert.  F.  Solmsen  Herrn.  46,  286—291  stellt  den  Namen 
ansprechend  zu  dem  zweiten  Teil  von  Kavdavh^g  d.  i.  y.vidxYijg, 
ksl.  daviti  würgen  und  erinnert  an  die  alte  Art  der  Stieropferung, 
bei  der  das  Tier  zunächst  gewürgt  wird. 

'Io<pcöa<ja:  F.  Bechtel  KZ.  44,  355  bringt  diese  Namensform 
als  Parallele  zu  mel.  KXucpMöoa  (Glotta  II  355)  bei. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  309 

KaXki'd'veaaa'.  F.  Bechtel  KZ.  44,  356  erkennt  in  -^vsaaa 
das  F'em.  zu  mask.  -&vtvzg  —  lat.  furens,  idg.  dhushifs  (ai.  VI. 
Klasse). 

xatrj^TJg:  W.  Prellwitz  KZ.  44,  123  f.  verteidigt  die  antike 
Etymologie  /.ara  +  cpäog  ,,mit  niedergeschlagenen  Augen",  -ri-cprjg 
vergleicht  er  speziell  mit  skr.  ä-bhä-  'Glanz,  Licht'  und  sieht 
dieses  -rj-,  dor.  -ä-  =  skr.  ä  auch  in  u7isQrj(pavog,  f-TtaßoXog,  f-y.d- 
ßolog,  rjßoXov  Hesych.  Unbekannt  scheint  P.  die  Etymologie  von 
Schwyzer  (vgl.  Glotta  II  354),  der  die  seinige  nach  der  begriff- 
lichen Seite  vorzuziehen  ist. 

neXeög:  F.  Bechtel  KZ.  44,357  stellt  diesen  Namen  des  Grün- 
spechts zu  lit.  külti  'dreschen',  da  ihn  Aristoteles  als  ^vkoxoTtog 
beschreibt.  Nicht  sicher,  weil  das  Verbum  im  Griechischen  nicht 
nachweisbar  ist. 

KEQaaog:  E.  Boisacq,  Mem.  Soc.  lingu.  XVII  58 f.  vermutet  in 
■KSQaoog,  d-vQOog,  Ttiaog,  A.äqnaoog  eine  giftige  Pflanze,  nv^og  Ent- 
lehnungen aus  dem  Thrakisch-Phrygischen;  doch  fehlt  eine  hin- 
reichende Begründung  dieser  Annahme. 

xoafiog'.  K.  Brugmann  Idg.  Forsch.  28,  358—363  aus  *y.6Q7t- 
ffjuog  zu  skr.  kalp-  'ordnen',  krp-  Gestalt,  lat.  corpus.  Etymologien, 
die  so  starke  lautliche  Entstellungen  voraussetzen,  sind  immer  nur 
Möglichkeiten,  zumal  in  diesem  Fall,  wo  das  Wort  anderweitig  im 
Griechischen  nicht  vorkommt. 

HQdvog:  E.  Boisacq,  Mem.  Soc.  lingu.  XVII  56f.  schließt  sich 
Niedermanns  Vergleichung  mit  lit.  Kirnis  'Schützer  der  Kirsch- 
bäume' an  und  trennt  daher  x.  von  alb.  S-arie  Kornelkirsche,  dessen 
^-  auf  Palatal  zurückgeht. 

XoZa'9-og:  H.  Osthoff  Morph.  Unt.  VI  314-326  aus  urgr. 
^loihiG-d-F-o-g  'der  schwächer  laufende'  aus  ^Xoüua-  =  germ. 
*lais-iz-  'weniger'  +  d^oog.     Nicht  überzeugend. 

XvaixeXeXv:  Lorenz  v.  Straub,  Philol.  70,  157  — 160,  verteidigt 
die  alte  Auffassung  von  Xvaizeh'jg  als  *^die  Kosten  einbringend, 
lohnend'  (Ivelv  tcc  Tilt]).  Das  Wort  gehört  ursprünglich  dem 
Geschäftsleben  an. 

vöGog'.  nach  K.  Brugmann  Idg.  Forsch.  28,  363 — 366  aus 
^voQToFog  zu  lit.  narsas 'Loxxi^  ^-nartinti  zornig  machen.    Zweifelhaft. 

'OfißQiag:  F.  Bechtel  KZ.  44,  357 f.  Sklavenname  auf  einer 
Inschrift  von  Phigaleia  neben  XotgoS-viov  zu  o/ußgiov  xoiqiölov 
Hes.,  das  Nauck  =  oßgiov  setzt.  Also  wieder  eine  rätselhafte 
Nasalierung. 

ojiXöreQog:    H.  Osthoff  Morph.  Unt.   VI   326—336   verbindet 

21* 


310  Paul  Kretschraer 

das  Wort  mit  vTrsgorclog  'übermäßig'  und  schließt  auf  ein  Subst. 
*07tlov  'Ende',  ortltj  Huf  =  Eudpartie,  vuegoTtlog  ■=  v/cegrel^g, 
OTtloreQog  =  mehr  am  Ende  befindhch. 

dQ'd'oyQdq)oq'.  Th.  Birt,  Rhein.  Mus.  G(3,  147  —  149,  weist  gegen 
Mitzschke  nach,  daß  OQd^oyQacpcov  auch  auf  der  attischen  Grabstele 
des  Timokrates  (-Bacrijg  ^^d-iqvä  XVIII  57.  XXIII  150)  einen  Lehrer 
der  Rechtschreibung  bedeutet. 

ö^vQvyxog:  iV7x.  -Bitjg,  Rhein.  Mus.  66,  636 — 640,  tritt  für 
Wilckens  Auflassung  von  6§vQvyxog  xaqayiiy^Q  als  'Majuskelschrift' 
(weil  sie  spitz  zulief)  ein. 

TQvionaxQeXg'.  G.  Lippold  Ath.  Mitt.  36,  105—109.  Wie  L. 
über  diese  problematischen  Gestalten  attischen  Glaubens  urteilt, 
ist  sachlich  recht  einleuchtend.  Die  Athener  opfern  den  Tqlto- 
TtazoQEg  oder  TgironaTgslg  nur  vor  der  Hochzeit  vttsq  yereoecog 
naidcüv.  Ihr  Gebet  lautete:  rtaXg  f-ioi  TQLToysvr^g  el'rj,  [xrj  tqito- 
yivEia.      Die   Ehe    des    Atheners    diente    aooTO)    Ttaidcov    yvTqaUov. 

Diese  Tatsachen,  zu  denen  noch  die  Hesychglosse  TQiroxoi'Qri 

yviqala  uaQd-evog  kommt,  weisen  auf  ein  Adjektiv  *  iQiTog  =  yvrjaiog 
'echt'.  TQiTOTtaroQsg  also  die  'echten  Väter',  Athena  TQtroyeveia 
als  echte  Tochter  des  Zeus.  Leider  fehlt  die  etymologische  Be- 
stätigung dieser  Deutung. 

vvvTj:  K.  Brugmann  Idg.  Forsch.  28,  366 — 369.  Schon  Plu- 
tarch  leitet  v.  von  vg  ab.  Die  Schwierigkeit  liegt  im  zweiten  Be- 
standteil, das  'Schnauze'  oder  'Nase'  bedeutet  haben  muß  (vgl. 
ir.  socc  Schnauze,  Pflugschar).  B.  zieht  verschiedene  mit  sn-  an- 
lautende german.  Wörter  heran,  die  Schnüffeln,  Schnauze  u.  dgl. 
bedeuten. 

^'d'ia:  A.  Cuny  Mem.  Soc.  Lingu.  XVI  323 — 326  will  den 
Ortsnamen  0^fä  mit  QEaoaXoi  zusammenbringen.  QeooaXog  boi. 
OETiaKog  thess.  neri^alög  sei  redupliziertes  '^quhe-  quthjaJos,  Od^ia 
mit  f-Suffix  von  der  Schwundstufe  guhdh-  abgeleitet.  Diese  sehr 
künstlichen  Kombinationen  sind  nichts  weniger  als  einleuchtend. 
Daß  der  nach  verbreiteter  Ansicht  westgriechische  in  Thessalien 
eingedrungene  Stamm  der  Thessalor  mit  dem  Namen  des  Ortes 
oder  der  Landschaft  OS^ia  etwas  zu  tun  habe,  wird  durch  nichts 
erwiesen  oder  nur  nahe  gelegt.  Griechische  Ortsnamen  können 
ferner  nicht  durch  indogermanische  Laut-  und  Bildungsgesetze 
erklärt  werden,  sondern  nur  durch  griechische.  Drittens  erweist 
faväaoo)  nicht,  daß  y,xj  zu  oo  wurde.  Denn  wenn  * ßavdy.zjcü  zu 
*ßava^to  wurde,  fiel  es  mit  dem  Futurum  zusammen  und  es  ist 
begreiflich,  daß  das  Praes.  "^ßavä^to  deshalb  nach  agcaaio  :  agd^w 


Literaturbericbt  für  das  Jahr  1911  311 

USW.  durch  ßavdooto  ersetzt  wurde.  Ebenso  wäre  ein  * Fdva'S,ä  aus 
"^ FdvaAxjd  singulär  gewesen.  Ich  habe  Glotta  IV  307  Q)dia.  als 
Reich  der  08^1  eg  d.  i.  der  Toten  gedeutet.  Dr.  Rud.  Hensel 
(Liegnitz)  weist  mich  darauf  hin,  daß  Plato  Kriton  44  B  bei  dem 
Namen  Od^lrj  ebenfalls  au  'Totenreich'  gedacht  habe.  Dort  er- 
zählt Sokrates,  daß  er  auf  den  Tag  seines  Todes  aus  einem  Traum 
schließe,  den  er  gehabt  habe:  eine  schöne  Frau  in  weißen  Ge- 
wändern sei  ihm  erschienen  und  habe  zu  ihm  den  homerischen 
Vers  gesprochen: 

^laxi  /.ev  rgiTaro)   (Ddlr]v  tQi'ßtoXov  r/.oio. 
XaXHodQag:  F.  Bechtel  KZ.  44,  125 f.  aus  yalKog  +  'occq  „der 
mit  Erzwaffeu  vertrauten  Umgang  hat".     Einleuchtend. 

Syntax 

(jildersleeve,  Basil  Lanneau:  Syntax  of  Classical  Greek  from 
Homer  to  Demosthenes.  II.  Part.  With  the  Cooperation  of  Gh. 
W.  E.  Miller.  New  York,  Amer.  Book-Company  (s.  a.)  S.  191—332. 
Der  I.  Teil  dieser  auf  fünf  Bäudchen  berechneten  Syntax  des 
klassischen  Griechisch  ist  bereits  1900  erschienen  und  die  Anlage 
und  Darstellungsweise  des  vortrefflichen  Werkes  daher  bekannt. 
Der  II.  Teil  enthält  die  Fortsetzung  der  Lehre  vom  einfachen  Satz 
und  die  Syntax  des  Artikels  von  Miller. 

Fraenkel,  E.  Grammatisches  und  Syntaktisches.  Idg.  Forsch. 
28,  219—251.  I.  Zur  Verblassung  der  einem  Wort  ursprünglich 
innewohnenden  Spezialbedeutung.  Der  Hauptgegenstand  des  Ar- 
tikels sind  eigentlich  nicht  jene  kontradiktorischen  Wortverbin- 
dungen wie  vr/.raQ  soivoxdsi,  XQvoal  ccQyvQideg,  die  der  Titel  im 
Sinne  hat,  sondern  ,,der  Akkusativ  der  Intensität",  wie  man  den 
Akk.  in  v.qayov  /.e/.qct^Eiai ,  Ttlvvov  /rXvveaS-ai,  £7tr/.X^v  yiaXelv 
nennen  kann.  Dazu  gehören  auch  die  Adverbia  auf  -ö6v,  -drjv. 
Das  -ö-  war  nach  F.  zunächst  bei  den  vokalisch  auslautenden 
W^urzeln  wie  fcela-  :  £{.iTtelaö-6v,  ftsldtsiv  berechtigt.  II.  Behand- 
lung von  ersten  Kompositionsgliedern  als  selbständige  Noraina  z.  B. 
yiQsrjcpayiri  ßoeiiov,  wo  x^er^-  =  x^ewv  gedacht  ist.    Analog  im  Äoli- 

schen  rogyiviög  i^/.u /.alw,  wo  das  Adjektiv  syntaktisch   = 

roQylvio  gesetzt  ist.  III.  Fälle  von  patronymischem  Gen.  statt  des 
zu  erwartenden  Adjektivs  in  den  äolischen  Dialekten.  Nach  F. 
tritt  der  Gen.  ein  bei  patronyraisch  gebildeten  Eigennamen  wie 
Juovvaioq,  2aiovöag  und  bei  Frauen:  Milaaia  Kalli/,Qiz7j.  IV.  ovös 
nach  dem  Komparativ  im  Sinne  von  tJ. 

Havers,  Wilhelm:    Untersuchungen  zur  Kasussyntax   der  in- 


312  Paul  Kretschmer 

dogerm.  Sprachen.  Untersuch,  z.  idg.  Sprach-  u.  Kulturwiss.  3. 
Straßburg,  Trübner  1911.  335  S.  Das  Werk  beschränkt  sich  auf 
ein  enges  syntaktisches  Gebiet,  es  untersucht  den  mit  dem  Genitiv 
in  Austausch  stehenden  Dativ  des  persönlichen  Anteils  (z.  B.  jn  177 
eiagoioiv  Iti  ovava  7iäaiv  aleiipa  —  |M  47  sraigiov  '/.iqQOv  deilirjoag)^ 
dies  aber  in  sehr  umfassender  und  gründlicher  Weise.  H.  ver- 
folgt den  Gebrauch  dieses  Dativs,  für  den  er  den  Namen  Dativus 
sympatheticus  vorschlägt,  durch  das  ganze  Gebiet  der  indo- 
germanischen Sprachen  und  will  namentlich  feststellen,  wie  sich 
in  ihnen  die  dativische  und  possessive  Ausdrucksweise  zu  einander 
verhalten.  Für  das  Griechische  führt  er  diese  Untersuchung  S.  02 
— 169  von  Homer  an  bis  auf  Polybios  und  die  Koine  durch  und 
findet  hier  ein  beständiges  Zurückgehen  des  symp.  Dativs,  der  zu- 
letzt im  Gen.  formell  aufgeht.  Ursprünglich  sei  dieser  Dativ  nur 
beim  Personalpronomen  üblich  gewesen  und  erst  von  diesem  auf 
die  übrigen  Pronomina  und  auf  die  Nomina  übergegangen,  im 
Griechischen  dies  in  geringem  Umfang.  Er  macht  wahrscheinlich, 
daß  /.loi,  TOI  von  Haus  aus  Dative,  nicht  Gen.  oder  Lok.  waren. 

Stahl,  I.  M.  Intransitives  ßdXksiv,  weist  nach,  daß  dies 
(außer  dem  singuläreu  ßahop  y.d&evde  'schlafe  drauf  los'  Epiktet. 
Diss.  H  20,  10.  IV  10,  9)  nur  in  Verbindung  mit  eig  (ältester 
Beleg  slg  aXa  ßdllwv  II.  11,  722),  selten  anderen  gleichbedeutenden 
Präpositionen  vorkommt. 

Kluge,  Heinrich:  Syntaxis  graecae  quaestiones  selectae.  Diss. 
Berlin  1911.  61  S.  Von  diesen  Beiträgen  zur  Syntax  handelt  der 
erste  vom  ,, emphatischen  Imperativ",  der  durch  dye,  (f^QS,  l'^i, 
idov  eingeleitet  wird,  und  vom  Imperativischen  Infinitiv,  der  zweite 
von  der  Syntax  der  Iterativa.  Der  Verf.  geht  hier  von  einer  Hy- 
pothese aus,  die  sein  Lehrer  W.  Schulze  Qu.  ep.  63^  nur  kurz 
angedeutet  hat,  daß  nämlich  I6߀0/.s  aus  ^' laßer  +  Partikel  xe 
hervorgegangen  sei,  also  von  Haus  aus  keine  iterative  Bedeutung 
hatte,  und  stützt  sie  durch  homerische  Stellen  wie  P  423  i^g  olqu 
Tig  UTIBO/.S  'so  sagte  wohl  mancher ,  yi  637  aXlog  (.liv  /.loysiov 
a7io'KtvrjoaOY.£  TQa7te^i]g  =  dyrty.ivr^a£v  ap. 

Kieckers,  Ernst:  Die  Stellung  des  Verbs  im  Griechischen  und 
in  den  verwandten  Sprachen.  I.  Teil.  Die  Stellung  des  Verbs  im 
einfachen  Hauptsatze  und  im  Nachsatze  nach  den  gricch.  Inschriften 
und  der  älteren  griech.  Prosa,  verglichen  mit  den  verwandten 
Sprachen.  Straßburg,  Trübner  1911.  156  S.  Die  Wortstellung 
im  Griechischen  ist  eine  bisher  ziemlich  vernachlässigte  syntak- 
tische Frage,    für   die   die    nun   von  K.    untersuchte  Stellung    des 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  313 

Verbs  eine  zentrale  Wichtigkeit  hat  (ich  habe  gelegentlich  das- 
selbe Thema  einem  Schüler  zur  Bearbeitung  vorgelegt).  Daß  der 
Verf.  die  Prosa  zu  Grunde  legt  und  besonders  die  Inschriften 
heranzieht,  um  eine  von  der  Metrik  und  rhetorischen  Faktoren 
wie  dem  Rhythmus  der  Kunstprosa  unabhängige,  „natürliche" 
Wortstellung  zu  ermitteln,  ist  gewiß  zu  billigen.  Sein  wesentliches 
Ergebnis  ist,  daß  im  einfachen  Hauptsatz  Mittelstellung,  im  Nach- 
satz Anfangsstellung  des  Verbs  habituell  ist,  andere  Stellungen 
okkasionell  d.  h.  durch  besondere  Verhältnisse  bedingt  sind.  Die 
Art,  wie  K.  die  verwandten  Sprachen  zum  Vergleich  heranzieht, 
wirkt  etwas  störend  und  verwirrend.  Bei  der  Schwierigkeit,  Re- 
geln nur  für  eine  einzelne  Sprache  aufzustellen,  ist  es  wohl  rich- 
tiger, zuerst  für  jede  Einzelsprache  den  Tatbestand  festzustellen 
und  dann  zur  Vergleichung  zu  schreiten.  Nicht  einverstanden  bin 
ich  ferner  mit  der  Disposition  des  Stoffes.  K.  beschränkt  seine 
Ausführungen  im  I.  Kapitel  über  die  Stellung  des  Verbs  im  ein- 
fachen Hauptsatz  auf  die  Aussagesätze:  die  Fragesätze  und  Be- 
fehlssätze sollen  nach  S.  4  später  (also  wohl  im  H.  Teil  des  Werkes) 
an  die  Reihe  kommen.  Zuerst  hätte  doch  wohl  die  Stellung  des 
Verbs  im  einfachen  Satz  vollständig  dargestellt  werden  müssen, 
ehe  die  im  Nachsatz  behandelt  wurde.  K.  jedoch  untersucht  die 
Stellung  des  Imperativs  Futuri  auf  -tw(j'),  -o&co{v)  im  Nachsatz,  bevor 
er  uns  über  dieselbe  im  einfachen  Satz  belehrt  hat.  Vom  Imper. 
fut.  geht  er  sogleich  zum  Verbum  finitum  im  Nachsatz  über,  ohne 
die  übrigen  Imperativischen  Satzarten  —  2.  Sg.  i)  und  PI.  Imper., 
imperativischer  Infinitiv  und  imperativisches  Futurum,  wie  es  z.  B. 
im  Gesetz  von  Gortyn  häufig  ist  —  erledigt  zu  haben.  Eine  Recht- 
fertigung dieses  Vorgehens,  das  ein  abschließendes  Urteil  über 
seine  Ergebnisse  nicht  erlaubt,  gibt  der  Verf.  nirgends. 

Paul  Kretschmer 


Italische  Sprachen  und  lateinische  Grammatik 

Die  Frage  der  Verwandtschaft  der  Etrusker  mit  Völkern 
des  ägäischen  Kreises  behandelt  A.  Kannengießer  Klio  1 1,  26 — 47 

1)  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auf  den  seltenen  Fall  von  Zeugnissen 
für  die  Stellung  'des  Verbums  in  der  Urzeit  hingewiesen:  es  sind  dies  die 
Komposita  vom  Typus  uQx^xaxo?,  (ffQsoixog,  iXxsxirwves  und  die  Analyse  von 
(fSQf'TW  in  *bhere  töd.  Sie  zeigen,  daß  die  2.  Sg.  Imper.  in  der  Zeit,  in  der 
diese  Bildungen  entstanden,  vor  das  Objekt  und  vor  adverbiale  Bestim- 
mungen gesetzt  wurde. 


314  Felix  Hartmanu 

(schon  Glotta  IV  311  besprochen).  —  Arbeitet  dieser  Aufsatz  mit 
gesichertem  Material  und  gründlichen  Kenntnissen,  so  führen  da- 
gegen die  folgenden  wieder  auf  sehr  schwankenden  Boden.  —  Fr. 
von  den  Veldeu  nimmt  Pol.  anthrop.  Rev.  1911  (10)  26ff.  die  An- 
sicht Thomseus,  der  Verwandtschaft  mit  kaukasischen  Sprachen 
vermutete,  wieder  auf  und  glaubt  im  Lesghischen  besondere  Ähnlich- 
keiten zu  finden.  Die  Ergebnisse  sind  aber  sehr  dürftig  und,  da  nur 
auf  Äußerlichkeiten  bezüglich,  nicht  überzeugend.  V.  hat  auch  das 
Surselvische  nach  Spuren  etruskischer  Wörter  durchsucht,  ohne 
Resultat,  nach  eignem  Zugeständnis;  dagegen  glaubt  er  einige  räto- 
romanische Wörter  mit  kaukasischen  vergleichen  zu  können  und 
sieht  darin  eine  Bestätigung  seiner  und  Thomsens  Ansicht.  Viel- 
mehr spricht  grade  dies  ,, Ergebnis"  gegen  die  Methode  des  Vfs. 
—  Ganz  ohne  Methode  und  Sachkenntnis  beurteilt  0.  Hauser  die 
Frage  Pol.-authr.  Revue  10,  158  ff. 

Die  Frage  des  Matriarchats  bei  den  Etruskern  berührt  Elia 
Lattes,  Ath.  e  Roma  1910,  1 — 11.  Durch  Vorlegung  des  Ma- 
terials sucht  er  zu  beweisen,  daß  erst  verhältnismäßig  spät  und 
vielleicht  unter  ägyptischem  Einfluß  die  Hinzufügung  des  Metro- 
nymikons  häufiger  wird,  daß  dies  aber  immer  dem  Vaternamen 
folgt;  er  bezeichnet  daher  die  auf  die  Angabe  des  Mutternamens 
gegründete  Schlußfolgerung,  bei  den  Etruskern  habe  Mutterrecht 
gegolten,  als  un  grave  e  frequente  errore. 

Von  einzelnen  Denkmälern  behandelt  Gustav  H erbig  aus- 
führlich die  etruskische  Leinwandrolle  des  Agramer  National- 
museums Abb.  der  Kgl.  Bayr.  Akad.  25  (4)  45  S.  Er  lehnt  dabei 
alle  früheren  Deutungs versuche  von  Lattes,  Torp,  Bugge, 
Skutsch  ab  und  betont  den  funeraren  Charakter,  der  bei  allen 
Einzeldeutungeu  zu  Grunde  gelegt  werden  müsse.  Dies  Ergebnis 
wird  durch  die  sehr  vorsichtige  und  genaue  Prüfung  der  Fund- 
umstände und  die  Vergleichuug  des  Textes  der  Fule)ia-Ro\\e  ge- 
wonnen. —  Eine  etruskische  Münzlegende,  die  sich  vielmehr  als 
einem  norditalischen  keltischen  Dialekt  zugehörig  zu  erweisen 
scheint,  behandelt  derselbe  Gelehrte  Glotta  HI,  2810'.  —  Zwei 
Einzelwörter  deutet  0.  A.  Danielsson  überzeugend  in  der  Fest- 
schrift für  K.  F.  Johansson  S.  81  ff.,  qutmi  wird  als^Krug',  ifahvna, 
d^afna  als  '^Becher'  erwiesen.  Die  augeblichen  Genetive  auf  -al 
und  -ia,  -aia,  -eia  deutet  E.  Lattes  Glotta  HI,  164 — 170  als  ad- 
jektivische Bildungen.  —  Die  etruskische  Glosse  aQif.iog,  'Affe  be- 
handelt J.  En  dz  elin  Glotta  HI,  275.  —  Der  Vollständigkeit  halber 
sei  der  Aufsatz  von  ° George  Hempl,  Early  Etruscan  Inscriptions 


Literaturbericbt  für  das  Jahr  1911  315 

(Fabretti  2343—2346)  im  Matzke  Memorial  Volume  published  by 
the  Stanford  University,  California,  1911,  18  S.  erwähnt,  über  den 
Glotta  III  S.  344  und  E.  Vetter,  ZöGy.  1912,  1074f.  zu  ver- 
gleichen ist. 

Ein  Hilfsmittel  von  außerordentlicher  Bedeutung  für  das  Stu- 
dium des  Etruskischen  hat  Elia  Lattes  vorbereitet  und  beginnt 
seine  Veröffentlichung  in  den  Memorie  della  r.  accademia  di  ar- 
cheologia  .  .  .  Napoli  1911,  einen  lexikalisch  geordneten  Index  aller 
etruskischen  Wörter,  bei  dem  die  Möglichkeiten  der  Deutungen 
sorgfältig  erwogen  und  die  versuchten  registriert  werden.  Der 
Buchstabe  a  umfaßt  die  Seiten  1—78  und  109—209  in  großem 
Quartformat,  das  Werk  enthält  nach  den  Worten  des  Vf.  das  Er- 
gebnis vierzigjähriger  Arbeit;  möge  es  ihm  vergönnt  sein,  die 
Publikation,  die  kein  andrer  wagen  dürfte,  zum  Abschluß  zu 
bringen. 

Verhältnismäßig  lebhaftes  Interesse  hat  sich  dem  TJmbrischen 
zugewendet.  Bei  weitem  die  wichtigste  der  Arbeiten,  die  sich  mit 
ihm  beschäftigen,  ist  die  von  K.  Brugmann,  Berichte  der  sächs. 
Ges.  der  W.  phil.-hist.  Kl.  64,  153—175.  Auf  Tafel  5,  lOff.  deutet 
B.  in  Anschluß  an  Wackernagel  KZ.  43,  295ff.  kastruvuf  als 
'fundos',  nurpener  als  nu  +  arpener,  übersetzt  et  nu  'und 
zwar',  verbindet  vepurus,  vepuratu  mit  Isißw  (v  =  /,  p  fürt), 
felsva  mit  ocpellu)  'das  Schuldige'  und  übersetzt:  'wer  das  Flamen- 
amt hat,  soll  nebst  den  gottesdienstlichen  Spenden  die  pflicht- 
mäßigen Geldabgaben,  nach  dem  gutachtlichen  Befinden  der  Atie- 
dischen  Brüderschaft  darüber,  beschaffen  und  zwar  mit  Verteilung 
der  Leistungen  auf  die  einzelnen  Grundstücke'.  —  Mit  Isißoj  wird 
ferner  vestigia  uestisiam,  vestikatu  uesticatu,  vestis  verbunden, 
indem  ein  Stamm  *vepur-  =  '*leihös  zugrunde  gelegt  wird.  Für 
vestis  wird  persnis  aus  -it(o)s  als  Partiz.  der  «-Konj.  verglichen. 
Fragend  zieht  B.  auch  vesklu-  iiesclo-  'Libationsgefäß'  hierher, 
das  kaum  zu  väs  gehören  wird.  —  Bei  der  Besprechung  der  Re- 
lativpartikel  *-e  (-i,  -e,  -/;  -ei,  -e)  führen  die  verschiedenen  Schrei- 
bungen auf  ursprüngliches  -oi,  das  mit  der  litauischen  Pronominal- 
partikel ai  verglichen  wird  (?).  Ferner  erklärt  ß.  die  Erhaltung 
des  -s  im  Nom.  sing,  pisi  neben  -pis  daraus,  daß  auch  sonst  der 
Nom.  sing,  nur  -s  aufweise;  Atiersir  7  b,  3  sei  Dat.  pl.,  arsir  6a,  7 
sei  nicht  alius  sondern  sanctis;  ere(k)  'is'  spreche  nicht  dagegen, 
weil  die  unerweiterte  Form  aufgegeben  war.  —  Während  von 
diesen  Ausführungen  das  Meiste  überzeugt,  enthalten  die  Noterelle 
umbre  von  F.  G.  Fumi  in  den  Saggi  di  Storia  antica  e  di  archeo- 


316  Felix  Hartmann 

logia  a  Giulio  Beloch  S.  255 — 267  manche  recht  luftige  Vermutung, 
urnasie  wird  als  '^ veniariae  aufgefaßt,  zu  semenie  dequrie  ver- 
gleicht F.  ferkle  semoniae',  in  Sehmeniaf  sieht  er  den  Namen  einer 
Ortschaft.  2  a  15  schlägt  er  vor  ^erfiaru  zu  lesen,  indem  er 
auf  die   Cerfia  Prestota   und   Tursa   der   siebenten  Tafel   verweist. 

—  eitipes  (S.  257)  zerlegt  er  in  e  =  lat,  ex,  -it-  für  ind,  wozu 
er  and-  in  andersafust  vergleicht;  -ip-  zu  apere,  -es  Endung  der 
3.  PI.  Ind.;    Bedeutung:  'assecuti  sunt  =  iusserunt,   decreverunt\ 

—  Tesva  (S.  258)  soll  Uerreoja  ,  mersta  =  *meß-dies-toja  'meri- 
dionale'  bedeuten;  anglar  soll  'altumbrische  Metathesis'  für 
'canulae,  Singvögel'  sein.  Für  trebeit  wird  trebest  geschrieben  und 
'^triverit'  übersetzt,  hebetraf-e  wird  'ad  herbetum'  gedeutet,  vasir- 
slom-e  soll  eine  Ortschaft  'la  fornace'  bezeichnen;  combifiatu  über- 
setzt der  Vf.  'confidito',  combifiarigiust  'fidem  dederint';  disleralin- 
sust  wird  zu  laedo,  ahd.  sHzan  gestellt;  orer  ose  soll  'orantibus 
adsis'  heißen,  orto  wird  zu  overto  gestellt,  heritu  mit  %biq,  alat.  hir 
verglichen,  arvio-,  aruvio-  wird  zu  (caro)  arvina ,  arvilla, 
ferine,  ferime  dagegen  zu  frumen  gezogen;  difue  gehöre  nicht  zu 
öicpvsg,  sondern  zu  densus,  daavg.  Auf  S.  259  wird  das  templum 
auspicale  beschrieben  und  gezeichnet.  —  Wie  unsicher  noch  unser 
Verständnis  der  Tafeln  bleibt,  zeigt  der  Umstand,  daß  P.  Linde 
Glotta  III  170f.  das  oben  erwähnte  urnasier  'ordinariis'  übersetzt, 
während  E.  Fay  (s.  u.)  das  erwähnte  disleralingust  'de-lira-liquerit' 
deutet.  —  Die  Imperativendungen  im  Umbrischen  behandelt  K. 
Brugmann  IF.  29,  243ff.,  er  hält  mit  Wackernagel  (KZ.  41,  318f.) 
umbr.  -ta  -tu  -to  für  die  dem  lat.  -te  der  Bedeutung  nach  ent- 
sprechende Personalendung,  deutet  sie  aber,  im  Gegensatz  zu 
Wackernagel,  als  die  dem  Baltisch-Slawischen  entsprechende  Dual- 
endung -tä  und  begründet  diese  Auffassung  durch  den  Hinweis 
auf  andre  Fälle,  in  denen  eine  Vermischung  von  Dualis  und  Plu- 
ralis  angenommen  wird. 

Mit  den  Namen  und  Sprachresten  der  norditalischen 
Stämme  beschäftigt  sich  Richard  Wellington  Husband  Gl.  Philol. 
6,  o85  — 401;  er  hält  daran  fest,  daß  das  meiste,  was  ligurisch 
genannt  werde,  gradezu  gallisch  ist,  was  aber  nicht  zum  Gallischen 
paßt,  nicht  idg.  ist.  Er  knüpft  daran  den  Versuch,  die  Zeit  der 
gallischen  Wanderungen  und  die  Marschstraßen  zu  bestimmen. 

Pälignisch  pes  pros  in  der  Inschrift  no.  255  v.  Planta  über- 
setzt K.  Brugmann  in  dem  oben  genannten  Aufsatz  (Ber.  Sachs. 
Ges.  64)  S.  174  f.  'ante  pedes'  (?). 

Zu  den  faliskischen  Formen   macht  Hermann  Jacobsohn 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  317 

BphW.  1911,  463 — 4(36  einige  Bemerkungen.  Nicht  überzeugend  ist 
die  Vermutung,  daß  i)afo,  pipafo  kurzes  a  wie  dare  enthalten;  da 
die  Wurzel  "^pöi  mit  pi  ablautet,  ist  das  schwer  zu  glauben.  In 
loifertato  (Herbig  8010,  8011)  sieht  er  wohl  mit  Recht  den  Namen 
der  Göttin  Libertas;  titoi  mercui  efiles  überträgt  er  Tifo  Mercuvi 
(oder  Mercuvius)  Epillius,  was  zweifelhaft  bleibt. 

Mit  der  Duenos-Inschrift  beschäftigen  sich  drei  ameri- 
kanische Arbeiten,  von  denen  zwei  mehr  als  sonderbar  sind.  Miß 
Florence  M.  Beunet  liest  Trans,  and  Proceed.  of  the  Am.  phil. 
Ass.  41  (1910)  xxi— xxiiij  die  Inschrift  hexametrisch  und  übersetzt: 
^Jupiter  of  the  Sky.  He  who  seuds  me  (prays):  May  the  Maiden 
(Proserpine)  be  not  kind  to  thee,  unless,  indeed,  thou  art  willing 
thus  safely  to  placate  Ops  (to  be  at  peace  with  Ops).  Duenos 
made  me  for  Manos.  Ou  the  ninth  day  thau  let  Manos  dedicate 
me  to  her  (Ops)\  Wegen  des  Verses  könne  die  Inschrift  nicht 
älter  als  200  n.  Chr.  sein.  Im  folgenden  Bande  lehnt  eine  andre 
Dame,  Mary  Bradford  Peaks,  S.  xxxix— XLJ  diese  abenteuer- 
liche Deutung  verständigerweise  ab.  Aber  in  der  Wochenschr.  f.. 
kl.  Phil.  1911,  986—991  behandelt  Edwin  W.  Fay  die  Inschrift 
sogar  als  Fälschung,  dabei  faßt  er  cosmis  als  y(.6of.iiog,  manomeinom 
heiße  i.iaip6f.iei'0v,  cömis  gehöre  zu  civis  u.  dgl.  Auch  die  alt- 
lateinische Inschrift  CIL.  XV  6158  Amor  med  Flaca  dede  findet 
keine  Gnade  vor  seinen  Augen. 

Die  Fixierung  der  klassischen  Latinität  bespricht  J.Marouzeau 
in  einer  interessanten  Studie  Mem.  de  la  Soc.  de  ling.  17,  266 ff.; 
nach  einer  Einleitung,  die  auf  das  Schwanken  der  Orthographie 
in  der  klassischen  Zeit  hinweist,  hebt  er  drei  Punkte  hervor,  in 
denen  diese  Periode  eine  Art  Abschluß  der  Entwicklung  herbei- 
führt: Die  Diphthonge,  im  Oskischen  erhalten,  im  Umbrischen 
monophthongisiert,  nehmen  eine  Zwischenstellung  ein;  die  Aspiration 
wird  neu  eingeführt,  das  wechselnde  uji  der  mittleren  Silben  wird 
in  i  fixiert.  In  diesen  Ergebnissen  sieht  er  den  Sieg  der  urbanitas 
über  die  Aussprache  der  rustici;  zweifelnd  fügt  er  viertens  dazu 
die  Wiedereinführung  des  auslautenden  -s. 

Wichtige  und  fördernde  Bemerkungen  über  vulgärlateinische 
Wörter  und  Schreibungen  enthält  Max  Niedermanns  Besprechung 
von  Ernst  Diehls  Vulgärlateinischen  Inschriften  (Lietzmanns 
Sammlung  Heft  62)  in  der  BphW.  1911,  1431—1436. 

Während  K.  Brugmann  in  einer  verdienstlichen  Schrift  'Der 
Gymnasialunterricht  in  den  beiden  klassischen  Sprachen  und  die 
Sprachwissenschaft,    Straßburg,    Trübner  1910,   32  S.'    vergeblich 


318  Felix  Hartmann 

Über  die  Zurücksetzung  der  Sprachwissenschaft  in  den  deutschen 
Schulen  klagt,  haben  die  Schulen  Belgiens  sich  die  Einleitung 
F.  Skutschs  zum  Stowasserschen  Lexikon  in  einer  Übersetzung 
zugänglich  gemacht:  Elements  d'etymologie  latine,  Bull,  du  Musee 
Beige  105—116,  234—239,  401—414.  —  Immerhin  seien  die, 
welche  dem  Gegenstand  Interesse  entgegenbringen,  auf  Paul  Lindes 
Programm,  Königshütte  (no.  277,  24  S.),  die  Fortbildung  der  la- 
teinischen Schulgrammatik  nach  der  sprachwissenschaftlichen  Seite 
hin,  aufmerksam  gemacht.  Die  Bemühungen  der  Holländer,  ihre 
Aussprache  des  Lateinischen  zu  verbessern,  schildert  H.  Canne- 
gieter  N Jahrb.  28,  175 f. 

Akzent.  Die  Annahme  vorhistorischer  Anfangsbetonung  des 
Lateinischen  verteidigt  Herrn.  Jacobsohn  XäQixsg  S.  423 f.  in 
einer  Anmerkung  —  Edgard  Howard  Sturtevant  bemüht  sich  in 
den  Trans,  and  proceed.  of  the  Am.  phil.  Ass.  42,  45 — 52  zu  zeigen, 
daß  der  lateinische  Akzent  der  klassischen  Zeit  musikalisch  war 
und  daß  die  Nachrichten  der  lateinischen  Grammatiker  über  den 
Circunifiex  keinen  unbedingten  Glauben  verdienen. 

Das  Jatnheifikür Zungsgesetz  behandelt  E.  A.  Sonnen- 
schein, Gl,  Philol.  9,  1  —  11.  Er  glaubt  nicht  an  eine  tatsächliche 
Kürzung  langer  Silben,  sondern  nur  an  eine  metrische  Übung,  die 
er  durch  Analogien  des  altgermanischen  und  speciell  des  englischen 
Verses  zu  begründen  sucht,  wo  die  Wortbetonuug  im  Verein  mit 
dem  Metrum  ähnliche  Erscheinungen  hervorrufe;  zum  Beweise  führt 
er  die  Ergebnisse  der  Klauseluntersuchungen  an,  wonach  in  nhi, 
mihi,  ego,  lego  nicht  tatsächliche  Kürzungen  stattgefunden  haben. 
Daß  die  Dauer  des  Gesetzes  nur  zeitlich  begrenzt  war  und  daß  es 
in  der  klassischen  Zeit  nicht  mehr  wirkte,  ist  nie  bestritten  worden; 
anderseits  erklärt  es  aber  eine  große  Zahl  nicht  bloß  metrischer, 
sondern  überhaupt  sprachlicher  Erscheinungen  so  vorzüglich,  daß 
es  durch  die  Bemerkungen  des  Vfs.  nicht  erschüttert  werden  kann. 
Die  sprachhistorische  Betrachtungsweise  ist  ihm  aber  überhaupt 
fremd.  —  Auch  Herrn.  Osthoff,  Morph.  Unters.  6.  S.  250  Anm. 
lehnt  das  Gesetz  ab.  —  Die  Frage,  ob  im  Lateinischen  a  einem 
wurzelhaften  e  anderer  Sprachen  entsprechen  könne,  wie  in  quattuor 
gegenüber  osk.  petora,  umbr.  petur-  usw.,  erörtert  K,  Brugmann 
IF.  28,  369 ff.  im  verneinenden  Sinne;  vgl.  dazu  auch  Herm.  Ost- 
hoff, Morph.  Unters.  6,  209 ff.  —  Über  den  Diphthong  td  handelt 
Richard  Wellington  Husband,  Trans,  and  proceed.  of  the  Am. 
phil.  Ass.  41  (1910),  19—23;  er  berichtet  über  die  Angaben  der  alten 
Grammatiker,  gibt  Belege  für  ein-  und  zweisilbige  Aussprache  von 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  319 

cui  und  huic  in  der  nachaugusteischen  Poesie  sowie  für  die  kurze 
und  lange  Messung  des  i.  quoiei  habe  nicht  zu  quoi  werden  können, 
es  sei  die  Grundform  für  zweisilbiges  cui,  aus  proklitischen  quoi 
hätte  *qui  werden  müssen,  dies  sei  unter  der  Einwirkung  des  Gen. 
zu  cui  umgestaltet  worden. 

Die  Aphärese  von  est  behandelt  Otto  Brinkmann  in  einer 
Marburger  Dissertation  (109  S.).  Nach  Vokalen  lassen  die  Plautus- 
Handschriften  und  die  Inschriften  überwiegend  das  e  von  est  fort; 
auslautendes  m  pflegte  in  den  Inschriften,  oft  auch  in  den  Hand- 
schriften fortzufallen  {scriptust,  Hidest),  bei  Plautus  ist  indes  meist 
-umst,  zuweilen  -iinst  geschrieben,  woraus  der  Vf.  auf  nasale  Aus- 
sprache schließt.  Bei  -us  est  geben  die  Inschriften  -ust,  für  similis 
est  u.a.  hat  die  Plautus-Überlieferung  auffälligerweise  similest.  Die 
beiden  letzten  Fälle  deutet  der  Vf.  gewaltsam  und  nicht  überzeugend, 
indem  er  einmal  den  Ausfall  des  e  in  enklitischem  (?)  est,  das  andre 
Mal  Erhaltung  des  hypothetischen  Nominativs  ^simil  (?)  annimmt. 

Sein-  auffällig  sind  die  Ergebnisse,  zu  denen  J.  Marouzeau, 
Mel.  Chatelain  (Paris,  Honore  Champion  1910,  XVI  665  S.),  durch 
eine  Prüfung  der  Schreibungen  mit  ei  =  ^  im  Plautus-Palimpsest 
geführt  worden  ist.  Nur  in  drei  Stücken,  Menaechmi,  Mercator  und 
Poenulus,  ist  die  Schreibung  mit  ei,  den  Inschriften  der  frühen 
Kaiserzeit  entsprechend,  häufiger  erhalten,  auch  hier  aber  nur  in 
bestimmten  Abschnitten  durchgeführt.  Die  andern  Stücke  weisen 
nur  sporadische  ei  auf.  M.  meint,  ein  Korrektor  habe  hier  und 
da  eingegriffen,  aber  ganze  Seiten  übersprungen.  —  Lucilius'  Angaben 
über  ei  und  i  prüft  Roland  G.  Kent,  Am.  J.  of  philol.  32,  212ff. 
Er  sucht  die  Überlieferung  zu  sanieren  und  zu  deuten;  danach  er- 
gibt sich  die  Notwendigkeit  miles  von  meille  "^tausend'  und  pilum 
"^Mörserkeule'  von  jjei^Mm 'Spieß'  zu  trennen.  —  Die  Unterscheidung 
der  römischen  Vokale,  die  sich  aus  den  romanischen  Sprachen  er- 
gibt und  derzufolge  die  Kürzen  offen,  die  Längen  geschlossen  ge- 
sprochen wurden,  glaubt  Amerindo  Camilli,  Class.  e  Neol.  1911, 
149 — 152  schon  der  Zeit  des  Plautus  zuschreiben  zu  können.  — 
Übergang  von  n  in  /  belegt  F.  Solmsen  Glotta  III,  245 ff',  in 
XiTQOv  neben  vitqov  'Natron',  lepfis  neben  neptis,  vespertilio  aus 
"^-tlnio.  —  r  schwindet  lat.  vor  stimmlosem  s  +  Konsonant,  stimm- 
haftes z  dagegen  in  gleicher  Stellung  assimiliert  sich  dem  r;  poscö 
aus  ^porscö,  gegen  perna  aus  ^perzna,  K.  Brugmann  IE.  28,  361. 
Stimmloses  s  wird  dann  später  vor  m,  n,  l  usw.  stimmhaft  und 
fällt  aus:  dlmoveö,  cena  aus  *kertsna,  *kersna,  cesna,  ebenda.  — 
A.  M ei  11  et,   Le  groupe  -vo-,   Mel.  Chatelain  S.  33 f.   schließt  sich 


320  Felix  Hartmann 

ungefähr  der  Ansicht  Niedermanns  an,  der  zufolge  -ini-^  das  für 
das  erste  Jahrhundert  vor  Chr.  durch  Varro  bezeugt  ist,  schon  ge- 
sprochen wurde,  als  -vo-  noch  lange  in  der  Schrift  erhalten  blieb. 
—  Auf  den  Wechsel  von  anlautendem  prfi-  mit  plü-  (pelü-J  weist 
Wilhelm  Schulze  KZ.  44,  376  hin,  er  belegt  ihn  aus  Handschriften 
und  Inschriften  für  den  Namen  der  Stadt  Prusias  und  erinnert  an 
das  Verhältnis  von  prünum  zu  Pflaume.  Gleichzeitig  erwähnt  er, 
daß  für  das  heutige  Brussa  (IlQnvoa  s/il  tc[)  ^0Xvf.i7tuj)  die  an- 
lautende Media  schon  früh  bezeugt  ist. 

Eine  fleißige  Darstellung  der  Geschichte  der  ti- Deklination 
und  deren  Vermischung  mit  der  o-Dekliuation  bis  zum  Ende  der 
republikanischen  Zeit  gibt  Wolfram  Geisler  in  dem  Schulprogramm 
von  Hall  (no.  40)  1910.  —  Auf  Spuren  einer  Nominalflexion  auf 
oi  (öi,  ö)  im  Lateinischen  weist  Aug.  Zimmermann  KZ.  44,  368 f. 
hin  und  findet  sie  nicht  bloß  bei  griechischen  Lehnwörtern,  für  die 
er  die  seltenere  Nominativform  auf  -ovg  auch  in  Bahbiis  für  den 
Thesaurus  nachträgt,  sondern  auch  in  echtlateinischen  Namen: 
Sunimoi  CIL.  V  7778.  Von  Mamo(i)  leitet  er  Mamoena  X  5532, 
Mammona  X  4213  ab  und  vermutet  daher  die  Zugehörigkeit  von 
amoenus  zu  einem  voraussetzenden  *amoi  neben  osk.  amma.  Auch 
die  Glosse  C.  gl.  V  464,  27  mamoni  lectmn  miptiale  zieht  er  in 
diesen  Zusammenhang.  —  Über  die  Geschichte  des  Dativs  (sing.) 
in  den  idg.  Sprachen  handelt  Felix  Solmsen  ausführlich  KZ.  44, 
161 — 223.  Er  geht  dabei  auf  die  im  vorigen  Bericht  besprochene 
Ansicht  von  Bartholomae  über  die  Bildung  der  Dative  in  der  ersten 
und  zweiten  Deklination  ein;  obgleich  er  ihre  Möglichkeit  zugibt, 
stimmt  er  ihr  doch  nicht  zu,  sondern  verbleibt  bei  der  früheren, 
die  von  ursprünglichem  Ausgang  -ai,  -oi  ausgeht  und  die  daneben 
erscheinenden  -ä,  -ö  als  Pausaforraen  erklärt.  Daß  die  Wahl  in  der 
ersten  Deklination  anders  als  in  der  zweiten  ausfiel,  sucht  er  aus 
der  Rücksicht  auf  das  Gesamtparadigma  zu  erklären,  deren  Wirken 
er  auch  an  andern  Kasus  belegt.  Von  Einzelheiten  aus  dem  Auf- 
satz sind  noch  wichtig  die  Annahme  einer  Verschmelzung  zweier 
Kasus  im  Dativ  der  dritten  Deklination,  eines  Richtungskasus  auf  -ai, 
erhalten  in  prae,  und  eines  echten  Dativs  auf  -ei,  belegt  in  regei  der 
Forum-Inschrift;  ferner  die  Annahme,  daß  -es  des  Nom.  plur.  der 
dritten  Deklination  von  den  ^-Stämmen  übertragen  sei,  weil  der 
Nom.  plur.  der  konsonantischen  Stämme  mit  dem  Gen.,  zum  teil 
auch  mit  dem  Nom.  sing,  zusammengefallen  wäre.  Endlich  sei  der 
Hinweis  auf  diejenigen  Stellen  erwähnt,  an  denen  bei  Plautus  und 
Ennius  ein  Nom.  sing,  auf  langes  -«  gesichert  erscheint. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  321 

Schwierige  Fragen  der  Konjugation  erörtert  A.  Meillet 
in  den  Mem.  de  la  societe  de  ling,  17,  GOff.  und  193 ff.  In  beiden 
Aufsätzen  bemüht  er  sich  zu  zeigen,  daß  auffällige  Lücken  in  der 
Entsprechung  der  einzelnen  Zweige  des  idg.  Sprachstamms,  z.  B. 
bei  innigere,  necäre,  secäre  übet,  auf  ursprünglich  athemathische 
Flexion  hinweisen,  ebenso  namentlich  auch  die  Nasalierung  des 
Präsens,  wie  bei  linquo,  imigo,  pinso,  tundo.  Bei  fero  vermutet 
Meillet,  daß  im  Idg.  nur  der  Indikativ  (und  Imperativ)  athema- 
tisch konjugiert  worden  sei,  während  das  Lateinische  feram  gegen 
sim,  velim,  edim  auf  ursprünglicher  thematischer  Bildung  beruhe. 
—  F.  di  Capua  belegt  Boll.  di  fil.  class.  18,  256  aus  der  Prosa 
numerosa  eine  Anzahl  von  Formen  des  Konj.  Perf.  und  des  Fut. 
exaktum  auf  -Imus,  -itis  und  fordert  verständiger  Weise  die  Durch- 
führung dieser  allein  bezeugten  Prosa-Aussprache  für  die  Schule. 
Die  wenigen  Beispiele  für  -t-  begegnen  bei  daktylischen  Dichtern 
und  ergeben  sich  aus  metrischem  Zwange.  —  Das  Perfektum,  be- 
sonders die  dritte  Pers.  Plur.  dieses  Tempus,  behandelt  K.  Brugmann 
IF.  28,  379 ff.  Er  gibt  eine  ausführliche  Begründung  der  Deutung 
des  e,  die  in  der  Kurzen  vgl.  Grammatik  vorgetragen  ist.  Danach 
erklärt  sich  e  wie  die  auffälligen  awest.  cd  in  änhäire  und  mraväire 
als  etwas  Uraltes,  nämlich  als  die  erhaltene  Vollstufe  der  zweiten 
Silbe  einer  zweisilbigen  Basis  auf  e(i),  wie  dies  Bartholomae  schon 
angenommen  hatte.  Das  Fehlen  entsprechender  altertümlicher 
Formen  im  Osk.  und  Umbr.  läßt  aber  die  Deutung  als  recht  pro- 
blematisch erscheinen.  —  Über  das  Vorkommen  der  Endungen  -ere 
und  -erunt  im  daktylischen  Hexameter  gibt  R.  B.  Steele  eine 
brauchbare  statistische  Übersicht  im  Am.  J.  of  philol.  32,  328ff. 
unter  Berücksichtigung  der  Versstelle;  die  Formen  mit  -erunt  sind 
besonders  aufgeführt. 

Auf  dem  Gebiete  der  Wortbildung  ist  vor  allem  die  zweite 
Lieferung  des  zweiten  Teils  von  K.  Brugmanns  Grundriß  Band  II 
in  der  neuen  Bearbeitung  zu  erwähnen.  Er  behandelt  überwiegend 
Fragen  der  vergleichenden  Syntax  und  enthält,  wenn  auch  in  ver- 
kürzter Fassung  und  oft  veränderter  Disposition,  so  doch  in  größerer 
Vollständigkeit  das  gesamte  Material  des  ersten  Bandes  von  B.  Del- 
brücks vergleichender  Syntax.  Mit  der  Wortbildung  befassen  sich 
vor  allem  die  Kapitel  über  die  Adverbia  und  die  Präpositionen, 
von  denen  namentlich  das  zweite  vielfach  Neues  und  das  Alte  in 
einer  bisher  nicht  erreichten  übersichtlichen  Anordnung  bringt, 
während  für  die  Adverbia  und  die  Kasuslehre  vorbereitende  Auf- 
sätze in  den  Idg.  Forsch,  erschienen  waren.    Auffälligerweise  werden 


322  Felix  Hartmann 

die  von  Verben  stammenden  Adverbia  sehr  stiefmütterlich  behandelt 
(vier  Zeilen  auf  S.  741,  darunter  die  verfehlte  Ehrlichsche  Erklärung 
von  actutum  (=  age  tu  tum).  —  Die  Frage  der  primären  Kompara- 
tiv- und  Superlativbilclung  behandelt  Herm.  Osthoff  mit  großer 
Ausführlichkeit  in  einem  nachgelassenen,  von  L.  Sütterlin  heraus- 
gegebenen Aufsatz  Morphologische  Untersuchungen  Bd.  6,  S.  70  —  302. 
Für  das  Lateinische  wichtig  sind  dabei  besonders  die  Ausführungen 
über  tnagi.s,  minus,  nimis,  plus,  die  sich  zwar  großenteils  an  die 
Darlegungen  Job.  Schmidts  KZ.  38,  1  ff.  anschließen,  aber  doch  zum 
Teil  sehr  gewagte  Annahmen  enthalten.  —  Zur 'Stammbildung  der 
Nomina  im  Lateinischen  und  Indogermanischen'  nennt  Hermann 
Jacobsohn  einen  kleinen  Aufsatz  über  tPÜus  und  einen  größeren 
über  die  Tatpurusa  XciQLTEg  407 — 452.  iellns  hält  er  für  den 
Namen  der  Göttin,  der  dann  poetisch  auf  die  Erde  übertragen  sei; 
eine  Etymologie  gibt  er  nicht,  hält  aber  auch  die  Brugmannsche 
Deutung  nicht  für  überzeugend.  —  Der  zweite  Aufsatz  geht  davon 
aus,  daß  Tatpurusa,  d.  h.  determinative  Komposita,  im  Idg.  fast 
nur  mit  verbalem  Hinterglied  vorhanden  waren,  und  nimmt  das 
Gleiche  für  das  Lateinische  an.  Echtlateinische  Wörter  mit  nomi- 
nalem Hinterglied  gibt  es  nur  wenige,  so  manupretium,  das  durch 
die  handschriftliche  Überlieferung  bei  Cic.  Verr.  2,  1,  147  als  Zu- 
sammenrückung aus  manüs  pretium  erwiesen  wird,  naustibulum,  in 
dessen  zweitem  Teil  ein  Adjektivum  *stahidus  "^stützend'  vermutet 
wird.  Ebenso  seien  mnscipula  und  die  bei  Plautus  und  Novius  vor- 
kommenden Adjektiva  auf  -gerulus,  -figuhis,  -pendulus  gebildet. 
Von  den  dem  Griechischen  nachgebildeten  Wörtern  dieser  Art  hat 
die  Volkssprache  nur  a?rubaUista  und  caprificus  aufgenommen;  alt 
überkommen  ist  nur  hospes,  bei  dem  der  Vf.  betont,  daß  potis  im 
Lateinischen  sonst  nur  in  adjektivischer  Funktion  vorliege.  Bei 
verbalem  Hinterglied  sind  Zusammensetzungen  wie  aiispex,  artifex 
lind  deren  Ableitungen  wie  aedificium,  Stipendium  alt.  Daher  deutet 
schließlich  J.  muscerda,  sucerda,  ovicerda  im  Gegensatz  zu  J.  Schmidt 
Pluralbild.  178  nicht  als  Tatpurusa,  sondern  als  substantivierte 
Bahuvrihi  zu  einer  idg.  Wurzel  *skerd-,  ai.  chard-  'ausspeien  ,  vgl. 
lat.  screare,  exscreare.  —  Die  kopulativen  Komposita  im  Lateini- 
schen behandelt  Friedrich  Slotty  in  dem  Programm  des  Viktoria- 
Gymnasiums  zu  Potsdam  (No.  47)  40  S.  Nach  einer  Einleitung 
über  die  Komposita  im  allgemeinen  erwähnt  er  zuerst  die  spär- 
lichen Entsprechungen,  die  den  aind.  Dvandva  in  andern  idg. 
Sprachen  gegenüberstehen,  wie  ^iavTS,  sacerdos  Cererum,  Castores 
für  Kastor  und  Pollux,   Veneres  Cupidinesque  (s.  u.)  und  sucht  den 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  323 

Unterschied  zwischen  Kompositum  und  zweigliedrigem  Asyndeton 
festzustellen,  indem  er  für  das  Kompositum  annimmt,  daß  es  die 
Einheit  der  Glieder  bezeichne.  Dadurch  läßt  er  sich  aber  verleiten, 
Wörter,  die  deutliche  Tatpurusa  sind,  wie  austroafricus,  euronotus 
als  Dvandva  aufzufassen.  Trotz  dieses  Einwandes  ist  die  Zusammen- 
stellung wegen  der  Heranziehung  des  ganzen  Materials  und  der 
Scheidung  adjektivischer  und  substantivischer  Komposita  dankens- 
wert. —  F.  Skutsch  weist  Glotta  III,  386 f.  darauf  hin,  daß  Novo- 
comensis,  Foroiulianus  u.  ä.  im  ersten  Gliede  Ablative  aufweisen, 
wie  durch  Hipponeregimsis  bestätigt  wird.  —  Die  von  Adjektiven 
abgeleiteten  und  mit  ad-  zusammengesetzten  Verben  stellt  Franc. 
Stabile  Class.  e  Neol.  1911,  156 — 170  zusammen;  die  Einteilung 
der  Sammlung  ist  nicht  unbedenklich;  die  Frage,  ob  die  Ableitung 
von  dem  mit  ad-  komponierten  Adjektivum  oder  vom  Simplex  er- 
folgte, das  dann  zusammengesetzt  wurde,  wird  nur  gestreift.  — 
Über  Fehler  in  der  Schreibung  der  Komposita  handelt  A.  Grenier, 
Melanges  Chatelain  180—192.  Bei  Plautus  Cure.  204  soll  aedi- 
tmnus  gegen  die  Handschriften  geschrieben  werden,  Trin.  252  ent- 
scheidet sich  der  Vf.  gegen  Leo  für  vestispica  des  Palimpsests; 
legerupa  der  Handschriften  sei  richtig;  aber  legirupio  verlange  i 
wie  iuridictio;  terricola,  servilicola,  umhraticolus  seien  Ableitungen 
mit  -Cialis,  die  schon  im  Altertum  gelegentlich  mißverstanden 
wurden;  Aulul.  525  soll  nugivendis  für  nugigerulis  geschrieben 
werden,  Bacch.  381  wird  gerulifigulos  als  Interpolation  aufgefaßt; 
Pseud.  255  wird  '^inanis;  logi  istaec  eingesetzt  und  das  Kompositum 
inanüogista  gestrichen,  ebenso  soll  Most.  5.  exi,  inquam,  nidor,  e 
culina;  em  quid  lates?  für  das  überlieferte  nidoricupius  eingesetzt 
werden;  nidor  soll  dabei  ein  Schimpfwort  sein.  Endlich  wird 
magnisonans  Non.  463,  15  und  das  ebendort  vorgeschlagene  me- 
visona  oder  svavisona  beseitigt,  indem  merga  für  magna  eingesetzt 
wird.  Die  Zusammenstellung  ist  erwünscht,  obwohl  einzelne  Fälle 
anders  zu  beurteilen  sein  werden,  da  der  Vf.  die  Fragen  der  Sprach- 
geschichte zu  stark  hinter  die  der  Textkritik  zurücktreten  läßt.  — 
Die  mit  dem  Suffix  -aneo-  gebildeten  Wörter  behandelt  Hellmuth 
Eisinger  in  einer  Freiburger  Dissertation  (1910,  48  S.).  Er  nimmt 
an,  daß  -afieo-  aus  der  Kombination  von  -äno-  und  -eo-  entstanden 
sei,  und  erweist  aus  den  Belegen,  daß  die  Bildungen  mit  -aneo-  in 
der  Hauptsache  der  Vulgärsprache  angehören. 

Zahlreich  sind  Arbeiten,  welche  entweder  den  ganzen  Sprach- 
schatz oder  den  Wortvorrat  einzelner  Schriftsteller  darzustellen 
unternehmen.     Vom  Thesaurus  berichtet  J.  B.  Hof  mann  Idg.  Anz. 

Glotta  V,  4.  22 


324  Felix  Hartmann 

28,  85 f.;  erschienen  sind  im  Berichtsjahr  die  Lieferungen  8  des 
dritten  und  o  des  fünften  Bandes.  Einige  ^Randbemerkungen'  über 
seltene  Namen  und  Flexionen  steuert  Aug.  Zimmermann  Philol. 
70,  3 13  ff.  bei.  —  Von  Heinichens  Schulwörterbuch  ist  im  Teubner- 
schen  Verlage  eine  verkürzte  Bearbeitung  (XXIV  635  S.)  zum  Preise 
von  5  M.  erschienen,  die,  wie  die  größere,  eine  kurze  Darstellung 
der  Lehre  vom  Bedeutungswandel  und  einen  Abriß  der  Laut-  und 
Wortbildungslehre  enthält.  —  Von  dem  °  Vergil-Lexikon  von  H. 
Merguet  war  der  Anfang  1909  erschienen;  inzwischen  ist  es  voll- 
ständig geworden  (Leipzig,  Rieh.  Schmidt  1912,  786  S.  50  M.). 
Es  hat  das  Erscheinen  eines  gleichen  Werkes  von  Monroe  Nichols 
Wetmore  verhindert,  der  in  seiner  Dissertation  1904  den  Plan 
eines  ausführlichen  Wörterbuchs  entwickelt  und  die  Ausarbeitung 
begonnen  hatte.  W.  hat  sich  nun  darauf  beschränkt,  einen  Index 
Verborum  Vergilianus  (New  Haven,  Yale  University  Press,  London 
Henry  Frowde  X  554  S.,  4  Doli.)  herauszugeben,  der  auch  die 
Appendix  umfaßt  und  den  er  durch  die  Art  der  Einteilung  und 
durch  Verweisung  auf  Grammatisches  möglichst  wertvoll  und  selbst- 
ständig zu  gestalten  gesucht  hat.  --  Einen  Index  Lucretianus  hat 
Johannes  Paulson,  Göteborg,  Wald.  Zachrisson  &  Co.,  VI,  177  S. 
veröffentlicht.  Der  schwerkranke  Vf.  weist,  da  er  die  Arbeit  nicht 
selbst  zum  Druck  fertig  stellen  konnte,  seiner  Nichte  Esther 
Nielsson  den  größten  Teil  des  Verdienstes  an  der  mühsamen 
Arbeit  zu.  Er  verzeichnet  die  Lesarten  der  Ausgaben  von  Lach- 
mann, Bernays,  Munro,  Brieger  und  Giussani.  —  Den  Schluß  seines 
Index  verborum  quae  Tertulliani  Apologetico  continentur  veröffent- 
licht Paulus  Henen  im  Musee  beige  15,  35—48  {T — Z,  addenda 
et  corrigenda);  einen  vierten  Abschnitt  eines  Index  zu  Solin  {dis- 
pereo  bis  dux)  enthält  das  Bayreuther  Programm  (1910)  von  Fr. 
Le derer  (30  Spalten).  —  Eine  Zusammenstellung  von  Wörtern, 
die  nur  oder  beinahe  nur  bei  Donat  belegt  sind,  gibt  Paulus 
Tschernjaew  im  Zurnal  ministerstva  narodnavo  prosvescenija  1910 
(27)  211 — 222.  Er  weist  ferner  darauf  hin,  daß  Donat  scheinbar 
unbewußt  Ausdrücke  des  Terenz  verwendet,  und  bespricht  die  Stelle, 
an  der  Donat  über  den  tragischen  Stil  in  den  Adelphö  handelt.  — 
Etiam  bei  Plautus  erörtert  Charles  Knapp,  Trans,  and  proceed. 
of  the  Am.  phil.  Ass.  41,  115—137,  eine  ältere  Arbeit  von  W.  H. 
Kirk,  Am.  Journ.  of  Phil.  18,  26 — 42  ergänzend  und  berichtigend. 
Die  zeitliche  Bedeutung  gilt  ihm  als  die  ursprüngliche ;  er  gruppiert 
1)  noch,  2)  auch,  3)  wiederum,  4)  steigerndes  etiam,  5)  ja. 

Auf  den  Wechsel  der  Wortbedeutung  im  Zusammenhang   mit 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  325 

der  Erweiterung  des  politischen  Horizonts  weist  eine  Bemerkung 
von  L.  Radermacher,  Zföstr.  Gymn.  1911,  1—4  hin;  er  erklärt 
das  Fehlen  der  Präposition  bei  Städtenamen  wie  bei  domtis,  rus 
aus  der  anfänglichen  Kleinheit  der  Verhältnisse  und  vermutet  ent- 
sprechend, daß  otium  und  negotium  im  Munde  der  alten  römischen 
Bauern  etwas  ganz  anderes  bezeichnet  haben  als  beim  Stadtrömer 
der  Zeit  Ciceros.  —  Die  Bedeutung  von  religio  und  superstitio  be- 
handelt W,  F.  Otto  noch  einmal  im  Archiv  für  Religionswissen- 
schaft 14,  406 — 422.  Er  ergänzt  seine  früheren  Ausführungen  (vgl. 
Glotta  IV,  369),  indem  er  über  die  Abhandlung  von  W.  Warde 
Fowler,  The  latin  history  of  the  word  'Religio',  transactions  of 
the  third  intern,  congr.  for  the  history  of  religions  Oxford  1908, 
169  ff.  berichtet.  F.  sieht  in  religio  in  erster  Linie  ein  Angstgefühl, 
das  von  etwas  Außergewöhnlichem  im  menschlichen  Geiste  hervor- 
gerufen wird.  Auch  er  neigt,  wie  der  von  ihm  befragte  Conway 
dazu,  religio  von  relegere  abzuleiten.  Sodann  bespricht  0.  die 
Dissertation  von  Max  Kobbert  (Glotta  IV,  368),  an  der  er  mancherlei 
Mängel  hervorhebt;  berechtigt  ist  namentlich,  was  er  über  den 
Übergang  vom  Abstraktum  zum  Konkretum  sagt,  denn  leider  be- 
gegnet man  noch  immer  der  Anschauung,  daß  die  abstrakte  Be- 
deutung aus  der  konkreten  hervorgehen  müsse,  während  der  um- 
gekehrte Vorgang  in  allen  Zeiten  der  Sprachgeschichte  einer  der 
allergewöhnlichsten  ist.  Aber  bewiesen  hat  0.  damit  ebensowenig 
seine  Ableitung  von  religio  wie  seine  Erklärung  von  superstitio,  und 
nichts  kann  weniger  zu  ihrer  Verteidigung  geltend  gemacht  werden, 
als  das,  was  Cicero  de  nat.  deor.  2,  72  über  den  Zusammenhang 
von  religio  und  relegere  sagt.  Vor  allem  die  häufige  Verbindung 
des  Wortes  mit  den  Ausdrücken  des  Bindens  und  Lösens  zeigt 
deutlich,  daß  auch  dem  römischen  Sprachgefühl  der  Zusammenhang 
mit  religare  noch  nicht  völlig  undeutlich  geworden  war.  Derselbe 
Cicero  verbindet  ganz  unbefangen  religio  mit  obligare  pro  domo 
106,  124,  pro  Balbo  34,  viele  Jahre  ehe  er  über  die  Bedeu- 
tung des  Wortes  zu  spekulieren  beginnt,  und  selbst  noch  de  leg. 
II  58 1).  Sollten  nicht  vittae  und  arc'jUjwara  äußere  Symbole  der 
religio  sein? 


1)  Feinsinnig  und  fördernd  ist  Ottos  erneute  Heranziehung  der  Sippe 
aißofjicu  aißug,  doch  versäumt  er,  auf  die  durchaus  klare  Etymologie  des 
Wortes  weiter  einzugehen.  Im  Aind.  ist  tyajati  'verläßt,  verzichtet,  entsagt, 
opfert'  noch  durchaus  lebendig,  und  daraus  erklärt  sich  das  griechische 
G^ßb)  (zuerst  txhriv,  (fiXov,  ökl^övwv  'iSri,  ra  tüv  r^swv,  dann  d^eovs  usw.)  und 
besonders  a^ßouai   ganz   ungezwungen.     Das    dem    gr.   aißets  nahestehende 

22* 


326  Felix  Hartraann 

Wie  die  Toponomastik  die  Epigraphik  gelegentlich  fördern 
kann,  zeigt  Federigo  Eusebio  in  den  Saggi  di  Storia  antica  e  di 
archeologia  a  Giulio  Beloch  .  .  S.  255 — 267.  Aus  der  Ähnlichkeit 
der  Inschriften  CIL.  VI  2649  und  VIII  1839  hatten  Mommsen  und 
andre  geschlossen,  daß  die  dort  genannten  Q.  Manlius  und  Q.  Mantins 
identisch  seien.  Nun  liegen  aber  in  der  Nähe  von  Alba  Pompeia, 
woher  die  Genannten  stammen,  die  Gemeinden  Magliano  und  Man- 
zano,  woraus  sich  ergibt,  daß  in  der  Stadt  Manlii  und  Mantii  ge- 
wohnt haben  können. 

Etymologie.  Das  im  vorigen  Jahresbericht  geschilderte 
Übel  tritt  im  Jahre  1911  noch  stärker  in  die  Erscheinung.  Zum 
Glück  ist  die  Zahl  der  Urheber  neuer  Etymologien  nicht  sehr  groß. 
Indes  sei  doch  zusammenfassend  auf  die  methodischen  Bedenken 
hingewiesen,  zu  denen  gewisse  Arbeiten  Anlaß  gaben.  Der  ameri- 
kanische Gelehrte  Edwin  W.Fay,  der  nicht  ohne  Verdienst  um  die 
etymologische  Wissenschaft  ist,  macht  sich  jetzt  die  Sprachwurzeln 
so  zurecht,  daß  sie  sich  schließlich  zu  allem  mißbrauchen  lassen; 
er  vergleicht  außerdem  deduktiv,  während  das  induktive  Verfahren 
das  einzige  ist,  das  wissenschaftlichen  Wert  hat.  So  stellt  er  im 
Am.  Journ.  of  Phil.  32,  403—420  die  Ableitungen  einer  angeblichen 
Wurzel  *bltc(i/)-  ^to  strike,  bind'  zusammen.  Da  finden  sich  denn 
q)iXvQa,  lorum,  Iura,  (fii.i6g,  filiim,  fmiis,  Bilsen -kraut,  das  zum 
'Binden  böser  Geister  dient,  germ.  binden,  aind.  bhayate  'metuit\ 
abg.  bici  *^Peitsche\  engl,  bent,  ahd.  binut  'Binse'  aus  *b]ii-nochis, 
germ.  hast,  lat.  fascia,  fiscus,  fenestra  zusammengestellt;  umbr.  kom- 
bifia,  Tieid^co,  fibra,  germ.  beide  und  lat.  ambi-  werden  in  diesen 
Zusammenhang  gebracht.  Ohne  daß  die  Berechtigung  bestritten 
werden  soll,  weitergehenden  Wurzelverzweigungen  und  Erweiterungen 
nachzugehen,  muß  man  doch  so  leichtherzigen  Anknüpfungen  gegen- 
über sagen:  wer  zuviel  beweist,  beweist  nichts.  Das  gilt  noch  in 
erhöhtem  Maße  von  einer  zweiten  Arbeit  desselben  Vfs.,  A  Word- 
miscellany,  Trans,  and  proceed.  of  the  Am.  phil.  Ass.  41  (1910), 
25 — 53.  Die  Absicht  dieses  Artikels  geht  hauptsächlich  dahin,  die 
W'örter  in  Einzelbestandteile  zu  zerlegen,  z.  B.  verbena,  das  nach 
Plinius  Nh.  22,  5  'gramen  ex  arce'  bedeute,  wird  in  ver-  'arx'  und 


tyajas  dagegen  begegnet  auch  im  Aind.  nur  noch  als  ritueller  Aasdruck  im 
Kig  Veda  und  ist  noch  nicht  ausreichend  erklärt  (vgl.  Oldenberg, 
Zdraorgenl.  Ges.  55,  281);  im  Altbaktrischen  ist  nur  i&i/ejah-  in  der  ent- 
sprechenden Bedeutung  erhalten,  das  Verbum  ist  untergegangen.  Offenbar 
hat  also  schon  vor  der  Sprachtrennung  die  Sippe  in  sakraler  Verwendung 
gestanden. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  327 

bena  'herbä*  geteilt,  averruncare  'ab  arce  rimcare^  übersetzt,  wobei 
für   runcare   'jäten     als    Bedeutung    angenommen   wird,    auch    in 
Auruncus.     Shakespeare-Stelleu,  in  denen  vom  Jäten  die  Rede  ist, 
sollen   die  Bedeutungsentwioklung  belegen,     indigetare  soll  'digitis 
invocare',  fetialis,  *fetolu  -yak-s-li-s  (zu  iaccre),  'Pflanzen  (!)  werfend' 
heißen;    sagmina  wird   in  s-  ('co-')  +  agmina  a  cognate  of  ayvog 
'withy'  zerlegt;  noch  schlimmer  sind  Kunststücke  wie  sextus  =  co- 
ex-stans,  sopit  aus  su-  +  apere  "^ligare',  suavis  aus  su  +  ädu- '^edit. 
Einundzwanzig   Seiten   behandeln   die   Wurzeln   ne§h  j  nek    vincire, 
figere',  denen  bei  der  Dehnbarkeit  der  Lautvertretungen,  die  der  Vf. 
annimmt,  kaum  ein  Stamm  der  lateinischen  Sprache  entgehen  kann; 
so  treften  sich  hierbei  angit,  anguis,  egestas,  osk,  egmo-  'negotium', 
tiecesse  (Lok,  pl.  auf  -essil)  vsyiQog,  nancisci,  pangit,  pingit,  pungit, 
angiilus,  ancus,  iuncus   und   viele  andere.    —    Dieselbe  Auffassung 
von  der  idg,  Wortbildung   hat   auch   der  Aufsatz  Fays   The  latin 
confixes  -edon-,  -edno-  'eating'  Gl.  Phil.  6,  315— o24,    hier  werden 
u.  a.   oscedo,  cuppedo   und    cupido,   formido   behandelt;    Dossennus 
wird  zu  dorsum  oder  doQjtov  gestellt  und  'a  back  or  supper  eater  , 
sociennius  'qui  socium  edit'   gedeutet.     Ein   solches  phantastisches 
Spielen  mit  unbegrenzten  Möglichkeiten  muß  die  wissenschaftliche 
Etymologie,    die  noch  immer  ihre  Existenz   gegen   mancherlei  An- 
feindungen zu  verteidigen  hat,  diskreditieren.  —  Aber  ich  halte  es 
auch  nicht  für  methodisch  unbedenkHch,  wenn  Brugmannin  seinen 
„Wortdeutungen"  dem  Leser  mehrere  Erklärungen  desselben  Wortes 
zur  Wahl  stellt  und  die  Entscheidung  überläßt  (vgl.  unten  castrare); 
dies  Verfahren  enthält  zwar  das  Zugeständnis,  daß  eine  Deutung  noch 
nicht  gefunden  ist,  erweckt  aber  den  leicht  trügerischen  Anschein,  als 
ob  unter  den  vorgeschlagenen  eine  wenigstens  das  Richtige  enthalte, 
und  befördert  die  Neigung  zum  Grübeln  und  Tifteln,  die  das  Ver- 
derben der  historischen  Wortforschung  ist.     Eine  weitere   bedenk- 
liche Neigung  tritt   in   den   unten  verzeichneten  Etymologien   von 
L.  Sütterlin  hervor,  der  vielfach  ganz  isolierte  Wörter  aus  lebenden 
germanischen  Dialekten   mit  uraltem  Sprachgut  vergleicht.      Über 
die   Gefahren    dieser  Methode    sind    besonders    die   Aufsätze    von 
A.  Brückner  in  KZ.  43,  44,  45  zu   vergleichen.    —    Hier  folgen 
die  Besprechungen  einzelner  Wörter, 

adulare  behandelt  George  Meason  W  hie  her  Transactions 
and  proceedings  of  the  Am.  phil.  Ass.  41,  169—174;  er  sucht  in 
der  Stelle  Cic.  Tusc.  Disp.  2,  10,  24  pinnata  cauda  nostrum  adulat 
sanguinem  einen  ironischen  Sinn. 

adulterare  ist  nicht  von  adulter,  sondern,  wie  auch  der  The- 


328  Felix  Hartmann 

saurus  annimmt,  aduUer  von  dem  Verbum  gebildet;  aber  die  Grund- 
bedeutung ist  "^fälschen,  verderben',  die  naive  Deutung  des  Festus 
sollte  niemand  mehr  verführen.  So  zweifellos  richtig  Francesco 
Stabile  Classici  e  Neolatini  7,  101  ff. 

aeternus,  aetas  behandelt  Francesco  Stabile  Classici  e  Neo- 
latini 7,  101  ff.;  er  sieht  in  dem  Suffix  -terno-  eine  Kontamination 
von  -tino-  und  -erno-. 

sub  alapa  bei  Petron,  Cen.  Trim.  38  erklärt  W.  Havers  IF. 
28,  190  abweichend  von  Heraus  und  wohl  richtig  'er  ist  unter  dem 
Eindruck  einer  von  einer  mala  manus  erhaltenen  oder  drohenden 
Ohrfeige,  er  ist  verrückt  oder  drauf  und  dran,  es  zu  werden'. 

alienus.  Niedermanns  Anknüpfung  an  *alies-nos  sucht  H. 
Ehrlich  BphW.  1911,  1574  durch  den  Hinweis  auf  den  ags. 
Komparativ  elra  aus  *aliza  zu  stützen. 

anioenus  verbindet  Aug.  Zimmermann  KZ.  44,  368 f.  mit 
osk.  amma  und  amare,  indem  er  von  einem  Lallwort  '*am(m)oi 
ausgeht  und  auf  die  Ableitungen  Mamoena,  Mammona  von  Mai.a6 
verweist.     S.  oben  S.  320. 

atitplus,  niatula,  manus  behandelt  H.  Osthoff,  Morph.  Unt. 
6,  336ff. 

anijytruare.  Die  Glosse  truant  :  moventur  bei  Paulus  Dia- 
konus hält  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  für  Grammatikerfiktion 
und  verweist  auf  seine  Ausführungen  Zur  idg.  Sprachgeschichte 
S.  73 ff.,  wo  das  Verbum  mit  tri-umphus  und  long-inquus  zu  aind. 
'^anc-  'gehen    gezogen  wird. 

änus  'Fesser  vereinigt  E.  W.  Fay  Trans,  and  proceed.  of  the 
Am.  phil.  Ass.  41,  52  f.  mit  avS-og  durch  Annahme  einer  Wurzel 
*ened/i-  'binden'.     Nicht  glaublich. 

Ai'ianine  für  Ariadne  vermutet  Alfred  Klotz  Glotta  HI,  276  f. 

arlsta  'Rachel  der  Ähre  will  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574 
mit  urruncum  zu  irisch  err  'Ende'  stellen.     Unwahrscheinlich. 

atigur  erklärt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  aus  "'avi-vigur, 
das  zu  vigil  gehören  und  'Vögel  beobachtend'  heißen  soll.  Un- 
wahrscheinlich. 

auguriutn  salutis  behandelt  Giovanni  Costa,  Bull,  della  com. 
arch.  communale  di  Roma  38,  118 — 140,  vgl.  Boll.  di  filol.  cl.  17,  256 f. 
und  M.  Cagnat,  Comptes  rendus  de  l'ac.  des  inscr.  1911,  49ff.: 
auf  Grund  einer  neu  gefundenen  Inschrift  wird  bei  Tacitus  Ann. 
12,  23  statt  der  Vulgata  LXXV  wieder  die  ursprüngliche  Lesart 
XXV  (Cagnat  Rev.  arch.  18,  215  schreibt  XXI)  hergestellt. 

aulla.     Neben    den    von  Walde    verglichenen   Wörtern    führt 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  329 

H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  noch  l'ifjo)  aus  ßeq^oio  au,  dessen 
erste  Silbe  Ablaut  wie  augeo  neben  vegeo  zeige.     Unsicher. 

blandus  trennt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  wohl  mit  Recht 
von  lit.  balandis  Taube,  das  er  vielmehr  zu  q)dXavdog,  (paltog  stellt. 

cano  trennt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  von  t]r/Mv6g 
*Hahn',  das  er  vielmehr  mit  lit.  visztä  'Henne'  und  lytrlvog  Hühner- 
geier   vereinigen  will. 

capsaHus  'Lazarettgehilfe'  behandelt  Job.  Klinkenborg, 
Röm.-germ.  Korr.blatt  14,  69  f.  bei  Gelegenheit  einer  Inschrift  aus 
Niederbieber. 

Caput  und  germ.  *haubida-  vereinigt  L.  Sutterlin  IF.  29, 
123,  indem  er  Silbentausch  annimmt:  *kapowet-  :  kawopet.  Nicht 
überzeugend. 

carus  'liebend':  Carl  Weymann,  Glotta  HI,   191. 

castrare  trennt  K.  Brugmann  IF.  28,  369ff.  von  aind.  4a- 
s^ram' Messer',  mit  dem  man  es  bisher  zu  vergleichen  pflegte,  und 
stellt  drei  andre  Anknüpfungen  zur  Wahl,  capo  'Kapaun',  caro 
'Fleisch'  und  carpo,  vMQTtog,  ohne  sich  für  eine  zu  entscheiden; 
vgl.  oben  S.  327. 

caurtis  'Nordwestwind'  stellt  H.  Ehrlich  zu  xa/w  BphW. 
1911,  1574.     Nicht  überzeugend. 

causa  stellt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1576  zu  lit.  skundä 
*Klage,  Anklage',  'AvöaCw,  -Avdog  'üble  Nachrede',  ay.vd/iiaivco  zürnen. 
Nicht  überzeugend. 

clandestinus  behandelt  K.  Brugmann  IF.  28,  296 f.  die  Er- 
klärung von  Lindsay  bestätigend,  als  Ableitung  nach  dem  Vorbild 
von  mtestinus.  Die  Erweiterung  *clande  (Heraus  clancle)  sucht 
er  in  der  Placidus-Glosse:  clade-  clam  vel  occulte. 

colei:  coluni:  F.  Skutsch,  Glotta  III,  384f. 

colobodactilus,  y.oXoßoödyiTvlog  belegt  Eb.  Nestle  BphW. 
1911,  1080  dreimal  mit  verschiedenen  Erklärungen  als  Beinamen 
des  Evangelisten  Marcus. 

comis  'freundlich'  soll  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574 
auf  *koksmis  oder  *quoksmis  zurückgehen  und  zu  altbulg.  kochati, 
griech.  Tiinov  gehören.     Wenig  wahrscheinlich. 

coxa  soll  nach  L.  Sutterlin  IF.  29,  127  mit  westf.  hidge 
'Weichen',  mhd.  hegedruose  zusammenhängen.     Nicht  glaublich. 

crates  Hürde,  Rost'  stellt  J.  Endzelin  mit  lett.  krätins 
'Käfig,  Gefäß  womit  Fische  geschöpft  werden',  lit.  krotai  zusammen. 

credo  behandelt  A.  Ernout,  Melanges  Sylvain  Levi  S.  85ff., 
er   bezweifelt    die  Bedeutung  'Herz'    für    das    erste  Element    des 


330  Felix  Hartmann 

Wortes  und  sieht  darin  eine  schon  idg.  Zusammenrückung,  kein 
Kompositum.  Das  ist  für  die  vorlateinische  Zeit  zutreffend;  im 
Lateinischen  aber  ist  die  Komposition  und  die  Vereinigung  unter 
einem  Akzent  vollzogen,  wie  bei  vendo  gegen  venumdo,  was  vor 
allem  durch  die  Flexion  des  zweiten  Elementes  erwiesen  wird.  — 
Ciaudo,  fendo,  frendo  usw.  als  Komposita  zu  deuten,  wie  Job,  Le 
present  et  ses  derives  dans  la  langue  latiue  s.  224 ff.  tut,  lehnt 
E.  mit  Recht  ab. 

crucitnissio,  das  nur  einmal  belegt  ist,  ist  nach  einer  zweifelnd 
vorgetragenen  Vermutung  von  Ed.  Nestle,  BphW.  1911,  919  viel- 
leicht mißverstandene  Wiedergabe  von  (sjtaurobolia. 

cunique  =  qiiandocmtique :  Carl  Wey mann,  Glotta  III,   193. 

cunctor  soll  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1572  aus  *con- 
citor  'ich  lasse  mich  treiben'  zu  erklären  sein.     Nicht  glaublich. 

cuniciilus  soll  nach  E.  W.  Fay  Trans,  and  proceed.  of  the 
Am.  phil.  Ass.  41,  28 f.  zu  aind.  gunya-s  *^leer'  gehören.  Nicht 
glaublich. 

cydoniunif  cotoneum  tnaluni:  F.  Solmsen  Glotta  III,  241  ff. 

defensio  und  definitio  in  der  Bedeutung  großer  Komplexe  von 
silvestria  und  palustria,  die  als  Einheiten  behandelt  werden,  weist 
M.  Rostowzew  KHo  11,  387 f.  an  einer  Felseninschrift  des  Libanon 
nach;  vgl.  desselben  Studien  zur  Geschichte  des  römischen  Kolo- 
nats,  Melanges  de  la  Faculte  Orientale  de  Beyrouth  4  (1910),  209ff". 

deliherare  in  der  Bedeutung  'liberare'  belegt  Th.  S  tan  gl 
Wschr.  1911,  965f.,  er  fügt  damit  einen  fünften  Beleg  zu  den  vier 
des  Thesaurus. 

desputare  '^verabscheuen':  Carl  Wey  mann  Glotta  III,  193  f. 

eliniinare  ist  transitiv  und  intransitiv,  vgl.  F.  Skutsch  Glotta 
III,  387. 

emendare  von  Krankheiten  'heilen'  belegt  Einar  Löfstedt 
BphW.  1911,  1423. 

Etruria,  Etrusci  bespricht  K.  Brugmann  IF.  28,  297 f.  Er 
nimmt  Corssens  Erklärung,  die  au  umbrisch  etro-  'der  andre'  an- 
knüpft, auf  und  deutet  -üs-  in  Anlehnung  an  seine  Erklärung  von 
tellus  als  verwandt  mit  öra  'Rand',  Stamm  '^öiis-,  *ös-,  *aiis-;  er 
erwägt  auch  Zusammensetzung  mit  rüs. 

esse,  est  belegt  F.  Skutsch  Glotta  III,  385 f. 

evocare  erleidet  in  der  silbernen  und  späteren  Latinität  eine 
Bedeutungserweiterung  'zu  sich  rufen,  berufen,  herausfordern'  nach 
Einar  Löfstedt  BphW.  1911,  1422f. 

JExsuperatorius  als  Titel  des  Kaisers  Commodus,  das  Cumont 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  331 

auf  den  syrischen  Bei  bezog,  deutet  A.  von  Domaszewski,  Archiv 
f.  Religionsgesch.  14,  313  im  Zusammenhang  mit  den  von  Com- 
modus  ersonnenen  Monatsnamen  aus  der  Leidenschaft  des  Kaisers 
für  die  Gladiatorenspiele. 

fratigere  belegt  Einar  Löfstedt  BphW.  1911,  1422  in  der 
Bedeutung  'etwas  mit  Kraft  treffen'. 

frmnea  berührt  Ed.  Nestle  BphW.  1911,  447,  der  es  mit 
QOfxq)aia  verbinden  möchte. 

frigo  'rösten'  sucht  v.  d.  Osten-Sacken  IF.  28,  150ff.  mit 
cpQvyio,  irisch  hruighim,  aind.  bhrjjdti  "^rösten'  und  gleichzeitig  mit 
frigo  'quietschen',  fringulio  'zwitschern',  fringilla  'Fink'  zu  ver- 
binden. 

fulcire  honore:  Carl  Weymann  Glotta  III,  194 f. 

furere  soll  nach  L.  Sütterlin  IF.  29,  127  zu  elsässisch  hörig 
'wütend,  wild'  gehören.     Nicht  glaublich. 

gaitanus  oder  (linum)  gaitanuni,  Marcellus  Empir.  8,  27, 
eine  besondre  Schnur,  die  anscheinend  aus  Gallien  kam,  behandelt 
G.  Helmreich  Ph.  69,  569f.  Galen  erwähnt  sie  und  das  Wort 
lebt  im  Neugriechischen  yaixdvL  fort. 

gerres  'ein  Seefisch'  vergleicht  L.  Sütterlin  IF.  29,  127  mit 
ahd.  cresso  'Gründling'. 

gliscere  'gestire':  Carl  Weymann  Glotta  III,  395 f. 

ging  Iva  vergleicht  L.  Sütterlin  IF.  29,  126  mit  westf.  kinkel 
(f.)  'Speckstreifen,  Doppelkinn'.     Nicht  überzeugend. 

glüria  will  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  mit  aind.  grnäti 
'lobt',  lit.  giriti.  'rühme'  vereinigen. 

gnavus  zu  genu:  Ernst  Hasse  Glotta  III,  276f. 

helluo  gehört  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1572  zu  eluere 
'sich  durch  Badeluxus  zugrunde  richten'.     Nicht  glaublich. 

icio,  ico  trennt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  von  IxTag,  das 
er  an  vTteQiytzaivoi^ai,  aind.  yaks-    eilen    anknüpft. 

inius  deutet  K.  Brugmann  IF.  29,  2 10 ff.  als  Superlativ  des 
Pronominalstammes  i-  nach  Bronischs  Vorgang. 

ingens  will  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1572f.  als  *in-egens 
deuten.     Nicht  glaublich. 

ingruere,  congriiere  stellt  Jarl  Charpentier  IF.  28,  155 f. 
mit  fcxpaoi' 'überfiel,  bedrängte',  avest.  zrvan-,  zrün-  'Zeit'  zu  einer 
Wurzel  *ghreu,  *ghrü  'eilen . 

Intestinus  erklärt  K.  Brugmann  IF.  28,  295 ff.  aus  *entero- 
stmo-  entsprechend  aind.  antara-stha-  'im  Innern  befindlich'. 

invidere    deutet   R.  Wünsch   BphW\  1911,   77    'ich    besehe 


332  Felix  Hartmann 

einem  etwas  (in  übler  Absicht)'  und  bringt  es  mit  dem  bösen 
Blick  in  Beziehung. 

involare  'envoler'  erklärt  Arthur  B.  Myrick  Am.  J.  of  Philol. 
32,  446 f.  mit  Recht  aus  in  +  volare  ""fliegen'  unter  Ablehnung  der 
Deutung  von  Donatus  und  Servius    in  vola  includere'. 

ligo  *^Hacke'  verbindet  L.  Sütterlin  IF.  29,  127  mit  ae.  slican 
'percutere',  engl,  to  lick  'durchprügeln'.  (?) 

linies  behandelt  Wilhelm  Gebert  Bonner  Jahrb.  1911,  IGlff. 
Die  alte  Etymologie,  die  an  obliquus  anknüpft,  findet  auch  seine 
Zustimmung,  die  Bedeutung  entwickelt  er  auf  grund  einer  Unter- 
suchung früherer  Ansichten  und  einer  sorgfältigen  Prüfung  der 
Belege:  freie  Bahn  auf  ebener  Erde,  ohne  künstliche  Aufschüttung, 
schnurgerade,  oft  von  beträchtlicher  Breite,  quer  durch  das  Ge- 
lände verlaufend. 

liftius  'Schlamm',  nhd.  slim  leitet  L.  Sütterlin  IF.  29,  127 
von  einer  Grundform  *slujmo-  ab,  zu  der  auch  ahd.  s^^cÄ 'Schlick' 
gehört. 

lippus  vergleicht  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  157G  mit  alt- 
kirchenslav.  sUpü  'blind'. 

locus  will  L.  Sütterlin  IF.  29,  129  mit  deutsch  fleck  ver- 
mitteln.    Nicht  glaublich. 

löcusta  und  lacerta  will  Ludw.  Pschor  BphW.  1911,  1206 
mit  Atts,  Arjxatu  in  Verbindung  bringen.  So  schon  Walde,  aber 
schwerlich  richtig. 

luptt  'meretrix'  will  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  mit  vo- 
luptas  vereinigen.     Ganz  unwahrscheinlich. 

Lupercalia,  luperciis  zu  lupus  und  arcere,  was  schon  vorher 
nicht  zweifelhaft  war,  bestätigt  Ludwig  Deubner,  Archiv  f.  Re- 
ligionsgesch.  13,  481—508  glänzend  durch  die  Darlegung  der  Kult- 
gebräuche.    Vgl.  die  Berichtigung  ebenda  14,  305. 

Iura  soll  nach  L.  Sütterlin  IF.  29,  128  auf  '-iRgra  zurück- 
gehen und  zu  ahd.  loh  *^Loch'  gehören.  (?) 

luxus,  Inxari  stellt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574  zu  ai. 
vrksa-  'Baum';  nicht  glaublich. 

maceria  'Mauer  aus  Lehm'  erklärt  L.  Sütterlin  IF.  29,  127 
aus  einer  W^urzel  ^tmäg-,  von  der  er  auch  got.  pähö,  mhd.  tähe 
'Ton'  ableitet.     Ganz  unwahrscheinlich. 

Mars  und  Marcus  behandelt  0.  A.  Danielsson  in  der  Fest- 
schrift für  K.  F.  Johansson  Göteborg  1910,  S.  81ff.;  er  leitet  Mars 
über  Mävors  von  Mämers  ab,  indem  er  den  Übergang  von  m  zu 
V  als  Dissimilation  auffaßt.     Die  Formen  des  Arval-Liedes  werden 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  333 

ziemlich  gewaltsam  als  durch  mehrmaliges  Versprechen  oder  Ver- 
lesen zustande  gekommen  gedeutet,  Mamers  sei  der  Name  eines 
voritalischen,  sicher  aber  keines  etruskischen  Gottes. 

Mercurius,  das  im  ersten  Teil  zu  merx  gehört,  soll  nach 
H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1574f.  ein  Suffix  -iies,  -us  ""gehörig  zu' 
enthalten,  dessen  Vollstufe  in  primores  aus  *  primovezes  vorliege. 
Ganz  unglaublich. 

ineta,  metari  verbindet  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  mit 
lit.  mataii  matyti  'blicken',  altbulg.  sü-motriti  'blicken .  Nicht 
überzeugend. 

niiles  ist  nach  R.  G.  Kent,  Transactions  and  proc.  of  the 
Am.  phil.  Ass.  41,  5—9,  unter  Ablehnung  früherer  Deutungsver- 
suche aus  *smeid-  oder  ^smeit-  'werfen'  gebildet;  * smit-slos,  lat. 
*mUos  heiße  'a  smiter'  oder  'a  driver  away',  sei  aber  durch  den 
Einfluß  von  eques  oder  durch  Volksetymologie  als  'mile-goer'  zu 
mlles  umgestaltet  worden. 

niille  behandelt  Roland  G.  Kent,  Transact.  and  proceed.  of 
the  Am.  phil.  Ass.  42,  69£f.;  er  gibt  eine  Darlegung  der  bisher 
versuchten  Etymologien,  die  er  ablehnt,  und  knüpft  selbst  an  mis- 
cere  an.     Ganz  unannehmbar. 

mirus  stellt  F.  Solmsen  Jagic-Festschrift  580 fi'.  zu  ai.  mäya- 
'Kunst,  Wunderkraft',  vgl.  a.  H.  Ehrlich,  Zur  idg.  Sprachgeschichte 
75,  BphW.  1911,  1574. 

mittere  erklärt  K.  Brugmann  IF.  28,  3741f.  als  ^-Präsens 
einer  Wurzel  *smeid-  'schmeißen',  von  "^smidetö  ausgehend,  und 
zeigt,  wie  sich  damit  das  ei  des  Perfektums  {comproynesise  CIL 
1,  196)  und  das  ss  des  Supinums  vereinigen  lassen,  läßt  aber  die 
Vergleichung  mit  ixirog  'Faden'  offen. 

necto  erklärt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  aus  *Jcnek-  und 
stellt  es  zu  aind.  kaotc-  'binden',  lit.  kinkyti  'anspannen'. 

nenia  'Totenklage'  soll  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1576 
als  *necsma  zu  nex  gehören.     Wenig  glaubhaft. 

niger  knüpft  L.  Sütterlin  IF.  29,  123  an  ai.  nlla-,  das  für 
*nighla-  stehen  soll.     Unwahrscheinlich. 

Odium  mit  o'Cw,  olere  zu  verbinden,  wie  Skutsch  in  der 
Glotta  II,  230  ff.  vorgeschlagen  hatte,  lehnt  A.  Walde  IF.  28,  396  ff. 
unter  Berufung  auf  armen,  ateam  'hasse',  ags.  atol  häßlich',  odvo- 
GOfiac  'zürne'  ab. 

olivae  colunihares  erklärt  Max  Niedermann  BphW.  1911, 
1433 f.  schlagend  als  Entlehnung  und  Verdrehung  aus  e'kcai  xo- 
Ivixßddeg.     Der  Thesaurus  schwankt. 


334  Felix  Hartmann 

opinari  erklärt  K.  Brugmanu  IF.  29,  234 ff.  aus  *op-isnä- 
und  vergleicht  aind.  api  +  Ütiäti;  entsprechend  soll 

omen  über  "^opsmen  aus  *opismen  von  derselben  Wurzel  ab- 
geleitet sein.     Beides  ist  wenig  überzeugend. 

pallere  verbindet  W.  Schulze  Sitzungsb.  der  Berliner  Ak. 
1910,  788  mit  Ttrilog. 

palüs  'Sumpf ,  palumhes  behandelt  W.  Schulze,  Sitzungsb. 
d.  Berl.  Akad.  1910,  788,  indem  er  die  Benennungen  als  von  der 
Farbe  ausgehend  (ahd.  falo,  falauuer)  auffaßt. 

patriam  aut  parentes  Sali.  lug.  3,  2  behandelt  A.  Kornitzer 
ZföGym.  61,  593,  der  auf  Plato,  Kriton  51c  ßia^ea^at  di  ovx 
OOLOV  ocTE  juriTaQa  ovre  ytaiiQa,  7toXv  de  rovriov  evi  )]Ttov  tr^v 
TtaxQida  und  auf  Cic.  ad  fam.  1,  9,  18  verweist,  um  für  parentes 
die  Bedeutung  Eltern  zu  erweisen. 

pereiidie  erklärt  K.  Brugmanu  MoriDh.  Unters.  6,  351  ff.  als 
Kasus  eines  Kompositums  * per(i)no-die ,  wobei  er  in  *  perno-  ein 
dem  umbrischen  perne  verwandtes  Adjektivum  sieht. 

Planta  'Fußsohle'  deutet  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1573  als 
pläno-ta  mit  gleichem  Suffix  wie  iuventa. 

poples  stellt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  mit  palpebra  und 
papilio  zu  der  Wurzel  '-^pel  'sich  bewegen'. 

populus  deutet  K.  Brugmaun  IF.  28,  377fi\  als  Ableitung 
von  pellere  mit  der  Präposition  po-  'Abtrieb  und  verbindet  damit 
populärlj  indem  er  einen  Gedanken  von  E.  Fay  aufnimmt  und  an 
Solmsens  Erklärung  von  dorisch  a'jTeAAa' Volksversammlung'  er- 
innert. Wenig  überzeugend.  —  Vgl.  dazu  S.  Pantzerhjelm- 
Thomas  Glotta  III,  19Gff.,  F.  Skutsch  ebenda  201  f.,  Th.  Nöl- 
deke  ebenda  279. 

praeacutus  in  der  Verbindung  mit  falces  bei  Cäsar  b.  Gall. 
3,  14,  5  heißt  'sehr  scharf'  nach  J.  C.  Rolfe,  Glass.  Journ.  6, 
133—135.     Vgl.  F.  W.  Wright,  ebenda  7,  79. 

praegnans  trennt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1573  von  gnatus 
und  stellt  es  zu  ai.  ä-hanas  'strotzend'.     Nicht  überzeugend. 

praesto  esse,  praestolarl:  F.  Solmsen  Glotta  III,  245 ff.,  vgl. 
P.  Kretschmers  Zusatz  S.  252f. 

promulgare  sucht  A.  Meillet  Mem.  de  la  soc.  de  ling.  17, 
60ff.  mit  mulgere  zu  vermitteln:  'faire  sortir,  extraire,  mettre  en 
evidence';  die  Berufung  auf  altirische  Glossen  durinmailc  'promul- 
gavit'  ist  aber  trügerisch;  es  liegt  Entlehnung  und  Weiterbildung  vor. 

provincia.  H.  Ehrlich  tritt  für  Kellers  Deutung  aus  ^'pt^o- 
vindicia  ein  BphW.  1911,  1572. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  335 

ptidet  enthält  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  die  Tief- 
stufe zu  paveo,  nxoiw.     Nicht  überzeugend. 

pulcher  :  placare:  Ernst  Hasse  Glotta  III,  27Gf. 

puleoc  verbindet  L.  Sütterlin  IF.  29,  123  mit  germ.  ^flauJia-, 
indem  er  Silbenumstellung  von  *powelek-  zu  poleivek-  annimmt. 
Unglaublich. 

pullus  =  gallus  weist  Th.  Stangl  aus  Leidener  Glossen  nach, 
Wschr.  1911,  1348f.;  er  verweist  auf  K.  Meister,  RM.  64,  380,  der 
es  aus  dem  Itinerar  der  Ätheria  belegt. 

p^mgere  verbindet  L.  Sütterlin  IF.  29,  127  mit  westf.  spuckt 
(m.)  '^Stange,  schmächtiger  Mensch'.     Nicht  glaublich. 

quadrigenti  belegt  Th.  Stangl  Wochenschrift  1911,  271  ff. 
viermal;  C.  Wagen  er  ebenda  421  ergänzt  die  Belege  und  weist 
auf  die  Ansichten  von  Skutsch  und  Lindsay  über  die  Form  hin. 

Quirites  will  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1572  nach  F.  Stolz' 
Vorgang  mit  curia,  *co-viria  in  Zusammenhang  bringen. 

recens  erklärt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  als  *vrecens 
und  stellt  es  zu  aind.  varcas  'Tatkraft'.    Nicht  überzeugend. 

renes  'Lenden  stellt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  157G  zu  lit. 
strenos  'Kreuz,  Lenden'. 

repere  verbindet  L.  Sütterlin  IF.  29,  128  mit  tirol.  refen, 
refein  'kriechen'.  (?) 

respiritus:  F.  Skutsch  Glotta  III,  384. 

rinia  Spalte  kann  nach  L.  Sütterlin  IF.  29,  127  mit  deutsch 
riss,  ritz  verwandt  sein,  Grundform  '^ivrJdma. 

rubeta  'Kröte'  verbindet  W.  Schulze,  Sitzungsb.  der  Berl. 
Akad.  1911,  807  f.  mit  lit.  ivarle,  lett.  vjarde  ""Frosch'  unter  gleich- 
zeitiger Behandlung  des  Suffixes  (vgl.  alsxog)  und  Ablehnung  der 
Verbindung  mit  rubere.  Ein  Zusammenhang  mit  ruhiis  (s.  u.)  ist 
dagegen  möglich. 

ruhus  deckt  sich  nach  W.  Schulze,  Sitzungsb.  d.  Berl.  Akad. 
1910,  807  mit  altiran.  ^'vrda-,  npers.  gul,  armen,  vard  'Rose ,  aus 
dem  griechisch  qoöov^  äol.  ßgodov  entlehnt  ist. 

salebra  'holprige  Stelle'  trennt  H.  Ehrlich  BphW.  1911, 
1573  von  salire  und  vergleicht  aind,  skhalate  'strauchelt',  aq)dl- 
lof^ai;  dazu  nimmt  er  vorlat.  Umstellung  zu  qushale-  an.  Ganz 
unwahrscheinlich. 

saliva  und  salix  behandelt  W.  Schulze,  Sitzungsb.  d.  Berl. 
Akad.  1910,  795f.,  und  erklärt  ihre  Benennungen  aus  der  Farbe 
des  Salzes. 


336  Felix  Hartraann 

saltiis  'Schlucht'  vergleicht  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575 
mit  augelsächsisch  slced,  engl,  slade  Tal.     Abzulehnen. 

sälvus  soll  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  auf  *salovos, 
demnach  salüs  auf  ^salovots,  salüber  auf  *salovober  zurückgehen. 
Nicht  glaublich. 

scapulae  verbindet  L.  Sütt erlin  IF.  29,  127  mit  westf.  hidwe 
'Hüfte'.     Nicht  überzeugend. 

secespita  hält  W.  Prellwitz  KZ.  44,  358  für  eine  Zusammen- 
setzung aus  secare  und  *spata,  das  aus  OTräd^iq  entlehnt  wäre  und 
im  Romanischen  fortlebe.     Unwahrscheinlich. 

secufs  'hinter  stellt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  zu  sequor 
und  sieht  darin  einen  erstarrten  Nominativ;  secus  'anders'  ver- 
gleicht er  mit  {-xdg,  hierzu  gehöre  sequior  und  Sequester  'der  Neu- 
trale'.    Lautlich  und  begrifflich  nicht  überzeugend. 

söliis  deutet  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  157'3  aus  *sovolos  zu 
suus.     Nicht  glaublich. 

spatimn  nach  M.  Breal  Revue  pol.  et  lit.  1911,  28.  X  ent- 
lehnt aus  oraÖLov.     Nicht  glaublich. 

stirps  verbindet  L.  Sütterlin  IF.  29,  127 f.  mit  ahd.  strüben, 
üTQV^vog  durch  den  Ansatz  einer  Wurzel  '^sterup(h). 

stiva  gehört  nach  L.  Sütterlin  IF.  29,  128  vielleicht  zu  ahd. 
stecko,  OTi'Cio,  aind.  tigmd-  'spitz'.  —  K.  Brugmann  dagegen  IF. 
2S,  369  vermutet  Zusammenhang  mit  stlpes,  stipida,  oricpQog,  indem 
er  von  *sttps-vä  ausgeht.  —  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1576  ver- 
gleicht aind.  flvra-    scharf  . 

sub  aus  *ks-upo  K.  Ostir  Wörter  u.  Sachen  3,  208,  so  schon 
Osthoff.  Morph.  U.  4,  266. 

superciliufn,  das  älter  als  ciliuni  und  wohl  dessen  Stamm- 
wort sei,  will  Francesco  Stabile  Classici  e  Neolatini  7,  lOlff.  mit 
oculus  verbinden,  was  zwar  verlockend,  aber  lautlich  nicht  möglich  ist. 

tarnies  'Holzwurm'  gehört  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911, 
1573  zu  torqueo.     Nicht  überzeugend. 

taurus  behandelt  L.  Sütterlin  IF.  29,  123;  er  nimmt,  um 
altir.  tarb  vermitteln  zu  können,  eine  Urform  *tewero-,  *tawero- 
an,  die  durch  Silbenumstellung  zu  der  keltischen  Form  führt. 

tetnplum  ist  nach  L.  Sütterlin  IF.  29,  127  Deminutiv  zu 
TtixEvoq,  geht  also  auf  '*tem(ene)lum  zurück.  —  Die  Lautverhältnisse 
sind  wohl  anders  zu  beurteilen.  —  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1576 
vergleicht  lit.  isi-temyjii  'beobachten ,  T^^jueAcw. 

tenvpus  nach  M.  Breal  Rev.  pol.  et  lit.  1911,  28.  X  Neutrum 
zu  tepor.     Nicht  glaublich. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  337 

testa,  'Topf,  Schale,  Scherbe  stellt  Meringer  Wörter  u.  Sachen 
3,  52,  Waldes'  Etym.  bestätigend,  zu  texere  ""flechten,  weben'. 

tifata,  das  bei  Paulus  Diak.  'iliceta'  glossiert  wird,  deutet 
Christ.  Huelsen,  Hermes  46,  305ff.  als  Eichenhain,  demnach  Curia 
und  Manciua  tifata  als  Haine  in  der  Stadt  Rom.  Er  vermutet 
samnitischen  Ursprung  und  lehnt  etruskischen,  vielleicht  mit  Un- 
recht, ab. 

tinea  vergleicht  G.  Ciardi-Dupre  mit  Givof.iai,  07jg,  slaw. 
tilja.     (Privatdruck,  s.  1.  e,  a.  4  S.) 

truncHs  und  mhd.  Strunk  sucht  L.  Sütterlin  IF.  29,  127 
mit  ahd.  drum  'Endstück,  Splitter'  durch  Annahme  einer  Grund- 
form *troinoko-  zu  verbinden. 

umbra  erklärt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575  aus  *onbh-ra 
und  vergleicht  es  mit  nehula.     Nicht  glaublich. 

Veneres  Cupidinesque,  Catull  3,  1  und  13,  12,  an  letzter 
Stelle  vielleicht  Selbstzitat,  meinen  nach  K.  Meister  vielleicht 
plastische  oder  bildliche  Liebesgötter,  vgl.  '^Eq/lioI,  Priapi,  die  vom 
Volksglauben  und  von  der  Dichterphantasie  persönlich  aufgefaßt 
worden  sind.     Vgl.  ZfGymnw.  65,  537.  (?) 

verber  'Peitsche'  stellt  E.  W.  Fay  Trans,  and  proceed.  of  the 
Am.  phil.  Ass.  41,  26  zu  aind.  vardhra-s  'a  strip  of  leather'. 

verpus  stellt  L.  Sütterlin  IF.  29,  128  zu  frühnhd.  würfet 
'porcus  castratus'.     Nicht  wahrscheinlich. 

vestibuhini  erklärt  Herm.  Jacobsohn  abweichend  von  Brug- 
mann  als  eine  Ableitung  von  verrere  'der  Ort,  wo  man  fegt',  unter 
Verweisung  auf  die  lex  Julia  munic.  Zeile  20  ff.  Xagireg  S.  431  *. 

vexillum,  ovrj^lXlog,  ßt]^lllog,  daher  auch  einmal  vexülus''Fahne, 
eigens  gebildete  Truppenabteilung,  persönliche  Auszeichnung',  ve- 
xillatio  'Detachement',  vexillarius  behandelt  Max  Meyer  in  einer 
Freiburger  Dissertation  i). 

vitulari  'jubeln  gehört  nach  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1575 
zu  Pia  'Stimme',  ßiofxajQog  'im  Kampfruf  tüchtig'.  Das  heißt  doch 
wohl  X  durch  y  erklären. 

Volsci  deutet  A.  Cuny,  Rev.  des  etudes  anc.  13,  176ff.  als 
Bewohner  von  *  Volla  und  erinnert  an  die  Stadt  Volae,  BoXai, 
BwXa  der  Äquer.  Volsci  neben  Vulcinus,  Vulcatius  wie  Osci, 
Opsci  neben  ^Otii-aol. 

volttis  'Miene'  stellt  H.  Ehrlich  BphW.  1911,  1576  zu  got. 
Ittdja  'Gesicht'.    Nicht  überzeugend, 

1)  Unrichtig  S.  30  Anm.  leg.  X  statt  'eine  zehnte  Legion',  Scipios 
statt  Ciceros. 


33g  Wilhelm  Kroll 

vomis  "^Pflugschar  verbindet  L.  Sütterlin  IF.  29,  128  mit 
ahd.  waganso  und  oq)viQ  durch  Annahme  einer  Grundform  '^tvogho- 
mis-  und  vergleicht  weiter  lit.  vagis  'Keil*,  ahd.  weckt  Keil,  keil- 
förmiges Brot. 

Felix  Hartmann 

Syntax  ^) 
1.   Verbum. 
R.  Methner,    Bedeutung   und  Gebrauch   des  Konjunktivs    in 
den  lateinischen  Relativsätzen  und  Sätzen  mit  cum  (Berlin,  Weid- 
mann),   knüpft,    wie  schon  der  Titel  verrät,    an  Gardner  Haie  an, 
daneben  an  Gaffiot.    Aber  er  bekämpft  Haies  Herleitung  der  quali- 
tativen Relativsätze  aus  den  konsekutiven  und  seine  Neigung,  dem 
Konjunktiv  alle  möglichen  Bedeutungen  zuzuschreiben,    außer  der 
jussiven  z.  B.  die  der  ideellen  Gewißheit,  die  konsekutiv-qualitative, 
die  kausal-adversative  usw.     Statt  dessen  geht   er   vom  Poteutialis 
aus  und  findet  in  einem  Satze  wie  ea  est  Romana  gens,  quae  victa 
quiescere  nesciat  (Liv.  9,  3,  12)   die  Erwartung   ausgedrückt.     Ein 
Fortschritt  über  Haie   hinaus   ist    unverkennbar,    namentlich   wird 
der  Lehrer  für  die  Erklärung  einzelner  Konjunktive  bei  den  Schul- 
autoren richtige  und  praktische  Winke  finden.     Auch  ist  für  einen 
Satztypus  die  zweifellos  richtige  (übrigens  schon  von  mir  Gl.  HI  6 
vorausgesetzte)  Erklärung   gegeben,    wenn   7ie}no   est  qui  clicat   aus 
der  ursprünglichen  Parataxe   hergeleitet   wird  (S.  10):    „sollte  das 
jemand  sagen?    Nein,  es  gibt  niemand".     Daß  auf  diesem   schwie- 
rigen Gebiete  manches  bleibt,    was  nicht  jedem   einleuchten  wird, 
ist  unvermeidlich;  ich  will  nur  einiges  prinzipiell  hervorheben.     Es 
empfiehlt  sich  im  Lateinischen  zunächst  von  der  Willensbedeutung 
des  Konjunktivs  auszugehen  und  zu  sehen,  wie  weit  man  mit  dieser 
kommt.      Wenn  M.    den  Satz    da   Uli  quod   bibat   als    konsekutiv- 
qualitativ auffaßt  „gib  ihm  was  von  der  Beschaffenheit,   daß  er  es 
trinken  kann"  (S.  37),    so  wird  man  sich   lieber  an  das  daneben- 
stehende  da  Uli  bibat   erinnern   und   von    der  Bedeutung   ,,er  soll 
trinken"  ausgehen.     So   einfach   ist  freilich   die  Erklärung   in   bei 
weitem  den  meisten  von  M.  behandelten  Fällen  nicht,  weil  sie  der 
ursprünglichen  Parataxe  und  (namentlich  soweit  es  sich  um  Livius 
und  Tacitus  handelt)  dem  ursprünglichen  Sprachempfinden  zu  fern 
stehen.     M.  erklärt  S.  26  A.  2,  in  der  Regel  nur  Plautus,  Terenz, 


1)  Ich  habe  einige  Schriften  nachgeholt,  die  im  Bericht  .über  1910  nicht 
besprochen  waren.     Einige  Notizen  rühren  von  F.  Hartmann  her. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  339 

Cicero,  Cäsar  und  Horaz'  Sat.  und  Epist.  berücksichtigen  zu  wollen, 
„weil  von  diesen  Schriftstellern  nicht  anzunehmen  ist,  daß  sie  in 
ihrem  Stile  irgend  welche  Tendenzen  befolgen"  —  ein  sehr  zu  bil- 
ligender Vorsatz:  aber  auch  schon  bei  diesen  Autoren  spielen  allerlei 
Momente  mit,  die  sie  vom  Ursprünglichen  scheiden,  so  der  Einfluß 
des  Metrums  (an  den  M.  S.  30  freilich  einmal  erinnert),  wegen 
dessen  ich  z.  B.  Plaut.  Cas.  194  qui  mihi  ancülulam  postulet,  qiiae 
meast,  quae  meo  educta  sumptu  siet,  vilico  se  suo  dare  (S.  53)  lieber 
ausschalten  würde,  zumal  die  Formen  siem  usw.  nur  dem  Versmaße 
zuliebe  angewendet  zu  werden  scheinen  (vgl,  eine  demnächst  er- 
scheinende Münsterer  Dissertation  von  Runte).  Auch  daß  M.  den 
Einfluß  der  modalen  Attraktion  für  Nichts  achtet,  halte  ich  nicht 
für  richtig,  ebensowenig  seine  Annahme  einer  Ellipse  in  amo  hercle 
opino  iit  pote  quod  pro  certo  sciam  (S.  58:  ein  dico  id  quod  sciam 
soll  zugrunde  liegen;  auch  Gustafson  a.  0.  56  ist  damit  nicht  ein- 
verstanden). In  Rud.  313  ecquem  adulescentem  .  .  qui  tres  secum 
Jiomines  duceret  .  .  vidistis?  will  M.  einen  direkten  Fragesatz  er- 
kennen und  qui  als  quomodo  erklären  ,,wie  er  führte":  in  dieser 
Form  kaum  annehmbar,  aber  wohl  das  Richtige  enthaltend.  Es 
wird  Anlehnung  an  Fragesätze  vorliegen,  und  mit  Anlehnung 
wird  man  auf  diesem  ganzen  Gebiete  mehr  rechnen  müssen  als  M. 
tut.  Vorläufig  aber  darf  man  sich  über  seine  ernsthafte  und  in  so 
vieler  Hinsicht  erfolgreiche  Behandlung  des  schwierigen  Problems 
freuen. 

°0.  Tescari,  Uso  del  congiuntivo  Potenziale  (concessivo,  de- 
siderativo)  in  latino  (Napoli,  Pierro). 

°J.  P.  Behn,  The  Subjunctive  in  Latin  (Syracuse,  34  S.). 

E.  Rodenbusch,  Praesentia  in  perfektischer  Bedeutung  (Indog. 
Forsch.  28,  252 — 285),  richtet  sein  Augenmerk  auch  aufs  Lateinische. 
Zwei  Gebrauchsweisen  kommen  in  Betracht:  1)  im  Gespräch  wird 
das,  was  ein  noch  Anwesender  gesagt  (seltener  getan)  hat,  als 
gegenwärtig  behandelt,  also  gewissermaßen  die  Gegenwart  der  Hand- 
lung und  der  Person  verwechselt.  Außer  Stellen,  wie  sie  Blase 
Hist.  Gramm.  107  nennt,  gehören  hierher  z.  B.  Plaut.  Trin.  80 
Non  potest  utrumque  fieri.  Quapropter?  Rogas?  Ebd.  990  vap)U- 
labis  meo  arhitratu  et  novorum  aedilium.  At  etiam  maledicis?  2)  Ge- 
wisse Verben  drücken  Vorgänge  aus,  deren  Übergang  in  einen 
dauernden  Zustand  unmittelbar  sinnfällig  ist,  sodaß  sie  von  einer 
progressiven  zur  resultativen  Bedeutung  fortschreiten.  So  bedeutet 
complecti  erst  „umschlingen",  dann  „umschlungen  halten",  concedere 
erst   zurückweichen,    dann   zurückstehen.      Hierher   gehören   z.  B. 

Glotta  V,  4.  23 


340  Wilhelm  Kroll 

alligare  destinare  cingere  circumdare  (die  gern  im  Präsens  erscheinen, 
wo  wir  das  Perfekt  brauchen:  urhe  portus  cingitur  „ist  umgeben", 
ebenso  bei  cogi  inscrihi  relinqui)  nasci  (vorkommen  —  doch  wohl 
anders  aufzufassen)  längere  attingere  tendere  procurrere  „vorsprin- 
gen". Nicht  Alles  ist  überzeugend,  z.  B.  wenn  R.  mit  Stellen  aus 
Tibull  und  Properz  beweisen  will,  daß  sedere  und  sidere  ihre  Be- 
deutung tauschen.  Auch  daß  stare  ursprünglich  progressive  Be- 
deutung gehabt  habe,  ist  mit  stanf  littore  pnppes  und  ähnlichen 
Vergilstellen  nicht  bewiesen.  R.  tut  gut  daran,  sich  meistens  nicht 
an  Dichter,  sondern  an  Cäsar  zu  halten. 

J.  H.  Schmalz,  Über  den  Gebrauch  des  Part.  Fut.  act.  im 
archaischen  und  im  klassischen  Latein  (Berl.  phil.  Woch.  31,  350 
— 352),  will  zeigen,  daß  das  Partie.  Fut.  bis  auf  Cicero  nur  in  der 
Coniugatio  periphrastica  vorkomme.  Enn.  A.  573  carbasus  alta 
volat  pandam  ductura  carinam  beruht  auf  einem  nicht  ganz  zu- 
verlässigen Gewährsmann,  Gracch.  bei  Gell.  11,  10,  4  qui  prodeunt 
dissuasuri  soll  fast  =  sunt  dissuasiiri  sein  (?).  Bei  Cic.  ad  Qu.  2, 
15,  3  hat  Sjögren  jetzt  aderam  defensurus  hergestellt;  häufig  werden 
solche  Fälle  erst  bei  Sallust  und  den  Cäsar-Fortsetzern.  Der  Abi. 
absol.  dieses  Part,  findet  sich  zuerst  bei  Asinius,  Lucil.  567  rau- 
suro  tragicus  qui  carmine  perdit  Oreste  ist  unrichtig  oder  anders 
aufzufassen. 

2.  Nomen. 

Auf  dem  Gebiete  der  Kasussyntax  sind  die  bedeutendste 
Erscheinung  W.  Havers'  Untersuchungen  zur  Kasussyntax  der 
indogermanischen  Sprachen  (Straßburg,  Trübner).  Sie  erstrecken 
sich  auf  den  Gebrauch  desjenigen  Dativs,  mit  dem  der  Genitiv  ab- 
wechselt und  dem  H.  den  Namen  „Dativus  sympatheticus"  gibt. 
Er  scheidet  sechs  Kategorieen  dieses  Gebrauches,  je  nachdem  sich 
die  Tätigkeit  auf  Leib  oder  Seele  oder  Besitz,  auf  Wegnehmen  und 
Abwehren  oder  Beziehungen  der  Menschen  zu  einander  bezieht,  oder 
endhch  bei  Verben  der  Bewegung  der  Dativ  neben  lokaler  Fügung 
angewendet  wird,  und  verfolgt  diese  Ausdrucksweise  durch  alle 
indogerm.  Sprachen.  Das  Lateinische  und  Romanische  wird  auf 
S.  170 — 239  mit  guter  Kenntnis  der  einschlägigen  Literatur  und 
zutreffendem  Urteil  behandelt.  Es  zeigt  für  die  dativische  Aus- 
drucksweise eine  deutliche  Vorliebe  und  dehnt  sie  über  die  Per- 
sonalpronomina, wo  sie  ererbt  war,  nicht  unerheblich  aus:  Plautus 
sagt,  um  bei  der  ersten  Kategorie  zu  bleiben,  nicht  bloß  pectus 
mihi  pedibus  percutit,  sondern  auch  ut  ego  illic  oculos  exurani  und 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  341 

qui  pugnis  os  exossas  hominibus.  Er  hat  in  den  ersten  vier  Kate- 
gorien auf  280  Fälle  des  Dat.  symp.  140  mit  Genitiv  oder  Possessiv- 
pronomen, und  zwar  überwiegt  das  letztere  (109  Fälle),  nominale 
Genitive  finden  sich  nur  11  gegen  70  nominale  Dative.  Die  Pos- 
sessiva  stehen  oft  am  Versschluß  wie  in  qui  aedis  spoliis  opplebit 
tuas;  es  ist  aber  nicht  richtig  (S.  189),  daß  sie  aus  metrischen 
Gründen  statt  der  entsprechenden  Dative  stehen,  da  diese  auch  an 
diese  Stelle  passen,  vielmehr  bevorzugen  die  Dative  nach  H.s  Be- 
obachtungen die  Stellung  vor  dem  Verbum.  Es  entwickelt  sich 
sogar  ein  adnominaler  Dativ,  z.  B.  Mil.  271  illic  est  Phüocomasio 
ciistos.  1431  quid  erat  igitur?  Philocomasio  aniator  (noch  Ps.  Quint. 
decl.  mi.  44,  4  pater  huic).  Die  klassische  Prosa  zeigt  die  Ten- 
denz, den  Dat.  symp.  auf  die  Pronomina,  besonders  der  1.  und 
2.  Person,  also  auf  sein  ursprüngliches  Geltungsbereich,  einzu- 
schränken, wofür  H.  S.  213  bei  Cicero  stilistische  Rücksichten  und 
vielleicht  auch  das  Studium  der  griechischen  Literatur  verantwort- 
lich machen  will:  ich  glaube,  daß  die  Ursache  in  seinem  Purismus 
zu  suchen  ist,  der  eine  möglichst  gleichförmige  Ausdrucksweise  an- 
strebt. Ein  ganz  anderes  Bild  zeigt  auch  hier  Sallust,  bei  dem 
Dativ  und  Genitiv  (kurz  ausgedrückt)  sich  die  Wage  halten,  was 
H.  mit  Recht  aus  der  Anlehnung  an  archaische  Muster  herleitet. 
Für  die  spätere  Umgangssprache  erweist  sich  Petron  als  eine  nicht 
ungetrübte  Quelle  (die  eigentliche  Erzählung  ist  auch  garnicht 
vulgär,  wie  man  unter  dem  Eindruck  der  Dialogsprache  in  der 
Cena  oft  annimmt),  als  eine  bessere  Inschriften,  besonders  Defixionen, 
Vegetius  (warum  nicht  Chiron?)  und  Muscio,  die  das  Fortleben 
der  Konstruktion  bezeugen,  das  durch  die  romanischen  Sprachen 
bestätigt  wird.  Bedenken  habe  ich  gegen  die  Heranziehung  der 
Dichter  nach  Terenz,  die  unter  der  Herrschaft  des  Metrums  stehen: 
wenn  Lukerz  zweimal  arhoribus  gebraucht,  so  kann  es  sehr  wohl 
deshalb  sein,  weil  arborum  sich  nicht  in  den  Vers  fügte.  Für  die 
Fälle  mit  dem  oxijf^cc  xa^'  olov  y.al  xara  i^egog  wie  Bacch.  1009 
iam  ego  te  hie  .  .  exurgebo  quicquid  umoris  tibist  verweise  ich  auf 
Cl.  Otto  De  epexegeseos  in  Latinorum  scriptis  usu,  Münster  1912. 
H.s  Umsicht  zeigt  sich  auch  darin,  daß  er  auf  abweichende  Aus- 
drucksweisen geachtet  hat,  so  auf  die  Weglassung  des  Pronomens 
z.  B.  Ter.  Ht.  764  quam  seile  in  mentem  venerit  (sc.  mihi) :  er  findet 
darin  den  feineren  Umgangston  gegenüber  der  vulgären  Abundanz 
des  Pronomens  (S.  196),  später  aber  bei  Besprechung  von  Ciceros 
Briefstil  (z.  B.  ad  Att.  2,  6,  1  a  scribendo  prorsus  abhorret  animus) 
schreibt  er  gerade  die  Ellipse  des  Pronomens  der  Umgangssprache 

23* 


342  Wilhelm  Kroll 

ZU  (S.  210).  Das  Letztere  wird  im  Allgemeinen  richtig  sein:  man 
denke  an  die  zahlreichen  Fälle  bei  Plautus  wie  Most.  272  etiamne 
unguentis  unguendam  censes  (sc.  me)?,  s.  Lorenz  zu  V.  633.  821, 
meine  Anm.  zu  Cic.  orat.  103. 

°J.  P.  Waltzing,  Syntaxe  de  hoc  genus  (Musee  Beige  15,  221  f.). 

W.  Sc  hink,  De  Romanorum  plurali  poetico  (Diss.  Jena),  be- 
handelt das  neuerdings  so  beliebte  Thema  des  poetischen  Plurals 
gründhch  und  verständig.  Aus  der  allgemeine  Fragen  behandelnden 
Einleitung  sei  hervorgehoben,  daß  Seh.  gegen  Maas  auch  solche 
Plurale,  zu  denen  es  ein  prosaisches  Korrelat  im  Singular  nicht 
gibt,  für  poetisch  erklärt:  in  den  von  ihm  genannten  Fällen  (caeli 
templa,  limina  soUs,  marmora  pelagi)  gewiß  mit  Recht.  Die  eigent- 
liche Arbeit  besteht  aus  einer  alphabetischen  Liste  der  poetischen 
Plurale  von  der  ältesten  Zeit  bis  auf  Ovid  mit  vollständiger  Stellen- 
angabe: die  vorhandene  Spezialliteratur  ist  gewissenhaft  verwertet, 
entgangen  ist  dem  Verf.  die  Dissertation  von  E.  Schmidt  (Glotta 
III  375).  Die  griechischen  Entsprechungen  sind  angegeben,  wo  es 
in  Betracht  kommt, 

3.  Pronomina. 
C.  L.  Meader,  The  Usage  of  idem,  ipse  and  words  of  related 
meaning  (New  York,  Macmillan  1910),  stellt  sich  als  eine  Fort- 
setzung der  früheren  Arbeit  über  die  lateinischen  Pronomina  dar, 
die  bei  uns  besonders  durch  die  Bearbeitung  in  Arch.  Lex.  11,  12 
bekannt  ist.  Die  Schrift  zerfällt  in  zwei  Kapitel,  das  eine  über 
die  lateinischen  Ausdrücke  für  Identität,  das  andere  über  idem  als 
anaphorisches  Pronomen  und  im  adverbialen  Gebrauche.  M.  spricht 
ausführlich  über  die  verschiedenen  (7)  Begriffe  der  Identität  und 
die  Etymologie  der  verschiedenen  sie  in  den  indogermanischen 
Sprachen  ausdrückenden  Worte,  ganz  lehrreich  und  nachdenklich, 
aber  ohne  viel  Gewinn  für  das  Lateinische.  Daß  neben  idem  auch 
unus  und  2^(^^  gebraucht  werden,  ist  keine  Überraschung,  und  daß 
zwischen  omnes  idem  sentiunt  und  omnes  unum  sentiiint  ein  Unter- 
schied sein  soll,  nicht  richtig.  Die  Verwendung  von  unus  in  quae 
cogitatio  una  niaxime  molestias  omnis  extenuat  auf  das  Indoger- 
manische zurückzuführen  (S.  23)  ist  mindestens  überflüssig,  da  sie 
sich  aus  dem  Lateinischen  bequem  erklärt:  wenn  imus  hier  ein 
bestimmtes  Pronomen  ist,  dann  ist  es  auch  solus  in  ab  dis  solus 
diligere  Ter.  Phorm.  854  und  das  ähnlich  gebrauchte  griech. 
l-iövog  (vgl.  meine  Anm.  zu  Cic.  orat.  69).  Das  2.  Kap.  enthält 
eine   dankenswerte  Statistik  über   das  Vorkommen    von   idem    und 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  343 

allerlei  Hinweise  auf  die  Abschwächung  seiner  Bedeutung.  Verg. 
Aen.  4,  79  darf  man  freilich  nicht  dafür  zitieren  (S.  76),  denn  in 
nutic  eadem  latente  die  convivia  quaerit  bezieht  sich  eadem  nicht 
auf  Dido,  sondern  auf  convivia.  Interessant  ist  die  Erstarrung  des 
Nom.  idem,  der  dann  auch  die  übrigen  Kasus  vertritt  und  auch 
mit  item  verwechselt  wird,  worüber  sich  M.  mit  Sturtevant  Class, 
Phil.  2,  313  auseinandersetzt.  Vgl.  die  bekannte  Inschrift  CIL  6, 
27556  (Dessau  8473)  pupus  Torquatiamis  filius  honus  .  .  item  alius 
pupus  LaetianuSf  qui  idem  filius  bonus  et  obsequens  idem  parenti- 
bus  vixit. 

4.  Partikeln. 
Wenglein,  Neve  und  neque  im  älteren  Latein  (Diss.  Tübingen), 
bietet  als  wertvollsten  Teil  seiner  Arbeit  ein  vollständiges  Verzeichnis 
der  Fundstellen  bis  auf  Sallust  und  Nepos  herab  sowie  statistische 
Übersichten,  aus  denen  sich  ergibt,  daß  im  unabhängigen  Satze 
neque,  im  abhängigen  neve  überwiegt.  Doch  ist  bei  den  Dichtern 
der  metrische  Zwang  nicht  in  Anschlag  gebracht,  z.  B.  muß  zu 
PI.  Poen.  489  bemerkt  werden,  daß  in  faciat  ut  semper  sacruficem 
nee  umquam  litem  nur  neque  und  nicht  neve  möglich  ist.  Was  W. 
über  formale  Fragen  bemerkt,  ist  bedenklich:  denn  er  hält  ne  und 
ne  nicht  auseinander,  wohl  aber  neive  und  nive.  Auch  seine  Aus- 
lassungen über  die  Bedeutung  des  Konjunktivs  genügen  nicht: 
dieser  schwierigen  Frage  kommt  man  auch  mit  reichlichen  Zitaten 
aus  der  so  umfangreichen  Literatur  nicht  bei. 

5.  Wortstellung. 
H.  Ammann,  Die  Stellungstypen  des  lateinischen  attributiven 
Adjektivums  und  ihre  Bedeutung  für  die  Psychologie  der  Wort- 
stellung auf  Grund  von  Ciceros  Briefen  an  Atticus  untersucht 
(Indog.  Forsch.  29,  1—122),  liefert  einen  bemerkenswerten  Beitrag 
zu  der  neuerdings  viel  erörterten  Lehre  von  der  Wortstellung.  Wie 
schon  der  erste  Satz  zeigt  („Die  Typen  der  freien  Wortstellung 
sind  Typen  des  in  seiner  Richtung  wesentlich  durch  die  Absicht 
der  Äußerung  bestimmten  Vorstellungsverlaufes"),  geht  A.  von 
psychologischen  Gesichtspunkten  aus,  und  zwar  sucht  er  die  bisher 
allgemein  üblichen  Erklärungsprinzipien  „Betonung"  und  „Gegensatz" 
zu  verfeinern  und  zu  differenzieren.  Gewiß  ist  ihm  das  im  Ganzen 
gelungen,  wenn  man  auch  zweifeln  mag,  ob  seine  Terminologie 
durchweg  glücklich  und  seine  Erklärungen  im  Einzelfalle  durchweg 
zutreffend  sind.     Sieben  Kategorien  werden  aufgestellt:  1)  Empha- 


344  Wilhelm  Kroll 

tische  Stellung,  d.  h.  das  Vorantreten  von  Worten,  denen  eine  ge- 
fühlsmäßige Betonung  anhaftet,  z.  B.  Ausdrücke  des  Lobes  oder 
Tadels,  der  Quantität  und  Intensität.  2)  Thematische  Stellung 
von  Worten,  die  gewissermaßen  das  Thema  der  folgenden  Äuße- 
rung angeben,  z.  B.  10,  16,  5  Hortensius  venerat  .  .  sermo?ie  erat 
usus  honorifico  erga  nie  (wo  wir  uns  mit  ,,was  .  .  angeht"  helfen). 

3)  Epanaphorische  Stellung,  wenn  ein  kurz  vorher  genanntes  Sub- 
stantiv in  Verbindung  mit  einem  neuen  Attribut  wiederholt  wird 
(während  es  auch  fehlen  könnte),  z.  B.  1,  14,  3  qui  mihi  laudem 
illam  eo  minus  deberet,  quod  .  .  Pompeiana  laude  perstridus  esset. 

4)  Attraktionserscheinungen,  wenn  ein  Wort  an  sich  eine  Beziehung 
ausdrückt,  wie  alius  idem  ipse  similis,  oder  in  einer  Aufzählung 
oder  Gegenüberstellung  steht.  5)  Präventivstellung,  wenn  einer 
irrigen  Auffassung  des  Substantivs  von  vornherein  vorgebeugt  werden 
soll,  wie  4,  3,  2  habehat  ille  quidem  difficilem  manifestamque  causam, 
sed  tarnen  causam  (wo  Konkurrenz  mit  4)  nahe  liegt).  6)  Kon- 
struktive Stellung  d.  h.  Nachstellung  des  Adjektivs,  die  diese  als 
das  Resultat  einer  Überlegung,  Kombination,  Berechnung  erscheinen 
läßt.  Von  der  Berechtigung  dieser  Kategorie  habe  ich  mich  nicht 
überzeugen  können  i).  7)  Parenthetische  Stellung  d.  h.  nachträg- 
liche Zusätze,  die  natürlich  nachstehen  (wo  ich  lieber  Epexegese 
sage:  aber  A.  meidet  alle  grammatischen  Termini)  wie  4,  2,  3  kal. 
Oct.  habetur  senatus  frequens  „eine  Sitzung,  und  zwar  eine  stark 
besuchte".  —  Als  Probe  auf  das  Exempel  werden  eine  Reihe  von 
Spezialfällen  besprochen:  attributive  Partizipien,  die  vorangestellt 
sind,  von  Eigennamen  abgeleitete  Adjektiva,  emphatische  Adjektiva, 
die  nachgestellt  sind,  Zahlworte,  quidam  und  aliquis.  —  Man  weiß, 
wo  die  Klippe  bei  allen  solchen  Arbeiten  liegt:  in  dem  natürlichen 
Bestreben,  jeden  einzelnen  Fall  zu  erklären,  obwohl  bloße  Laune 
des  Schriftstellers  der  Grund  sein  kann.  Im  vorliegenden  Falle 
kommt  hinzu,  daß  A.  fast  nur  an  psychologische,  aber  nicht  an 
formale  Kriterien  gedacht  hat.  Er  hat  allerdings  ein  ganz  kurzes 
Kapitel,  in  dem  von  der  Voranstellung  einsilbiger  Substantive,  der 
Betonung  des  Satzschlusses  u.  dgl.  die  Rede  ist,  aber  das  genügte 
nicht.     Ich  will  nicht  behaupten,    daß  die  Beachtung  des   rhytmi- 


1)  Vgl.  S.  101  über  6,  1,  6  senatum  Salamine  obsederat,  ut  fame  sena- 
tores  quinque  morerentur  „wohl  konstruktive  Stellung  .  .  die  zeitliche  Suk- 
zession in  ihrem  allmählichen  (!)  Ablauf  andeutend".  13,  30,  2  und  32,  3 
steht  von  derselben  Sache  erst  quattuordecim  annis  post,  dann  aniiis  qtiattuor- 
decim  ante:  man  lese  bei  A.  S.  104  nach,  wie  er  einen  Unterschied  heraus- 
finden will. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  345 

sehen  Satzschlusses  in  diesem  Falle  nennenswerte  Resultate  gezeitigt 
hätte:  immerhin  hätte  der  Verf.  dazu  Stellung  nehmen  müssen. 
Ein  andrer  Gesichtspunkt  findet  sich  bereits  in  der  älteren  Lite- 
ratur, die  der  Verf.  zwar  zu  Anfang  teilweise  zitiert,  nachher  aber 
nicht  weiter  berücksichtigt:  längere  attributive  Glieder  stehen  gern 
nach.  Wenn  es  13,  42,  1  heißt:  quo  iter  instet  et  iter  ad  bellum 
idque  cum  periculosum  tum  etiam  turpe,  so  braucht  man  nur  die 
Voranstellung  versuchsweise  durchzuführen,  um  zu  erkennen,  daß 
sie  von  vornherein  unmöglich  ist:  A.  redet  von  konstruktiver  Stel- 
lung, die  den  begründenden  Satzteilen  eigne,  sofern  sie  das  Motiv 
eines  bestimmten  Verhaltens  als  ein  allgemein  maßgebliches  er- 
scheinen lassen.  „Konstruktiv"  soll  die  Stellung  auch  12,  38,  4 
sein:  Antisthenis,  hominis  acuti  magis  quam  ertiditi,  wo  ich  lieber 
sagen  würde,  daß  das  unbetonte  und  beinahe  nur  als  syntaktische 
Stütze  dienende  hominis  zwischengestellt  ist,  wie  derartige  Worte 
häufig:  solche  längst  gemachte  Beobachtungen  ignoriert  A. ,  um 
mit  der  psychologischen  Methode  ganz  von  vorn  anzufangen.  Sach- 
liche Unterschiede  bemüht  sich  A.  5,  20,  5  nachzuweisen:  aggere 
maximo,  vineis,  turre  altissima,  magna  tormentorum  copia, 
multis  sagittariis  .  .  negotium  confecimus.  „agger  vineae  und  turris 
sind  nicht  unbedingt  notwendige  Belagerungsrequisiten,  daher  ver- 
dient die  bloße  Tatsache,  daß  man  sich  ihrer  .  .  bedienen  mußte, 
besondere  Erwähnung  .  .  Dagegen  sind  tormenta  und  sagittarii 
kaum  zu  entbehren  .  .  bei  ihnen  kann  also  nur  die  Menge,  nicht 
aber  die  bloße  Tatsache  ihrer  Verwendung  den  Gegenstand  der 
Mitteilung  darstellen."  Das  ist  auch  sachlich  anfechtbar:  aber  ob 
Cicero  hier  nicht  bloß  dem  Prinzip  der  Variatio  gefolgt  ist?  A. 
spricht  S.  59  folgende  Hoffnung  aus:  „Eine  allgemeine  Psychologie 
des  Denkens,  die  wir  noch  nicht  besitzen,  dürfte  imstande  sein,  die 
auf  induktivem  Wege  gefundenen  Gruppen  systematisch  auf  letzte 
Gesetze  des  Vorstellungsablaufs  zurückzuführen  und  damit  ihre 
vielleicht  etwas  bunte  Mannigfaltigkeit  gleichzeitig  zu  vereinfachen 
und  organisch  zu  gliedern".  Mir  scheint,  hier  ist  ein  fruchtbares 
und  eben  durch  A.s  wohldurchdachte  Arbeit  als  fruchtbar  erwiesenes 
Prinzip  überspannt  und  in  seiner  Bedeutung  überschätzt:  es  wird 
vielmehr  nötig  sein,  auch  die  formalen  und  grammatischen  Kriterien 
zur  Geltung  zu  bringen. 

Axel  W.  Ahlberg  sucht  in  dem  Aufsatz  De  traiectionis 
figura  in  antiquissimis  inscriptionibus  italicis  adhibita,  Festskrift 
tillegnad  Karl  Ferdinand  Johansson,  Göteborg  1910,  39—51  in 
Anlehnung    an    Norden    zu    beweisen,    daß    1)   Relativsätze    und 


346  Wilhelm  Kroll 

Sätze  mit  siquis,  nequis  schon  im  alten  Latein  häufig  von  ihrem 
Beziehungswort  getrennt  werden,  ob  nur  wenige  oder  viele  Wörter 
dazwischen  geschaltet  werden,  z.  B.  Tab.  Bant.  Z.  8:  pis  pocapit 
post  exac  comono  haftest  meddix  \m  quandoque  post  hoc  comitia 
habebit  magistratus',  Tab.  Iguv.  6  A  26  persei  ocre  Fisie  pir 
orto  est  =  'qui  in  arce  Fisia  iguis  ortus  est';  2)  in  andern  Satz- 
arten in  ältester  Zeit  zusammengehörige  Wörter  nur  durch 
enklitische  Wörter  getrennt  werden,  danach  durch  solche,  die 
schwächer  betont  sind,  später  durch  Wortgruppen,  die  einen 
einzelnen  Begriff  ausmachen,  z.  B.  Lex  munic.  Tar.:  eiusque  pe- 
cuniae  magistratus,  quei  quomque  in  municipio  erit,  petitio  exactioque 
erit.  Erst  zuletzt  machen  sich  die  Grundsätze  der  Rhetorik  auch 
auf  den  Inschriften  bemerkbar. 

A.  W,  Ahlberg,  De  traiectionis  figura  ab  antiquissimis  prosae 
scriptoribus  latinis  adhibita  (Eranos  11,  88 — 106),  knüpft  an  seinen 
eben  erwähnten  Aufsatz  an  und  behandelt  Cato,  die  Annalisten  und 
Redner  und  Sallust.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  handelt  es  sich  um 
deutlich  enklitische  Worte:  hierher  rechne  ich  auch  Fälle  wie  Cato 
or.  40,  1  numquam  tacet  quem  morbus  tenet  loquendi,  während  agr. 
156,  7  aquam  defundito  noti  omnem  sich  aus  dem  epexegetischen 
Charakter  (oder  wie  man  es  nennen  will)  der  letzten  Worte  erklärt  : 
„du  sollst  das  Wasser  abgießen,  aber  nicht  alles".  Mehr  Schwierig- 
keiten macht  das  häufige  siquid  redemptoris  opera  domino  damni 
datum  erit  (agr.  144,  3),  wohl  dadurch  veranlaßt,  daß  damni  in 
enger  Beziehung  zu  dare  steht  und  von  diesem  attrahiert  ist.  Ob 
diese  Fälle  von  denen  in  den  Reden  prinzipiell  zu  sondern  sind, 
wie  A.  andeutet,  scheint  mir  nicht  ganz  ausgemacht.  Viel  kom- 
plizierter liegen  die  Dinge  bei  Sallust,  dessen  kühne  Hyperbata  A. 
aus  dem  Streben  herleitet  „ut  et  simplices  voces  sententiae  vin- 
ciautur  et  ipsa  seutentia  concludatur",  was  mir  offen  gestanden 
nicht  ganz  klar  ist:  und  sicher  sind  viele  der  angeführten  Beispiele 
anders  zu  erklären.  Z.  B.  ist  J,  65,  2  cui  Metellus  petenti  Metellus 
unbetont,  ebenso  H.  1,  32  quis  rebus  Sulla  suspectis  das  wahr- 
scheinlich im  Zusammenhange  selbstverständliche  Subjekt  Sulla. 
Dagegen  ist  J.  39,  1  Äulo  omnes  infesti  Aulo  betont  usw.  Fälle  wie 
J.  44,  1  exercitus  ei  traditur  .  .  ine^'s  inbellis,  neque  periculi  neque 
laboris  patiens  .  .  erklärt  A.  richtig  aus  der  großen  Ausdehnung  des 
Attributes,  die  dazu  zwang  es  ans  Ende  zu  stellen.  Die  Forschung 
wird  jedenfalls  bald  auf  A.s  anregenden  Aufsatz  zurückkommen. 

H.  Ottenjaun,  De  vocum  encliticarum  apud  Plautum  collo- 
catione  (Diss.  Münster  1910),  will  die  namentlich  von  Wackernagel 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  347 

ausgegangenen  Anregungen  für  die  Stellung  der  Enklitika  bei  Plautus 
weiter  verfolgen.  Das  Bentleysche  Gesetz,  wonach  die  logisch  be- 
tonten Worte  im  Verse  in  die  Hebung  gestellt  werden,  also  enkli- 
tische im  weitesten  Sinne  in  die  Senkung,  läßt  er  im  Prinzip  gelten, 
verkennt  aber  nicht  seine  häufige  Durchbrechung:  so  wird  in 
Gruppen  wie  per  deos  so  gut  wie  nie  die  zweite  Silbe  betont,  in 
inte?'  sacrum  immer  die  erste  und  zweite.  Aber  sed,  das  zweifellos 
enklitisch  ist,  steht  öfter  in  Hebung  als  in  Senkung,  mius  pater, 
meo  ^ja^ri  ist  die  gewöhnliche  Betonung.  Daher  achtet  0.  in  der 
den  Hauptteil  der  Arbeit  bildenden  Behandlung  der  einzelnen  En- 
klitika besonders  auf  ihre  Stellung  im  Satze,  nicht  im  Verse:  es 
sind  que,  ne,  ve,  enim,  igitur,  autem,  quidem,  quoque,  Beteuerungs- 
partikeln und  Vokative.  Er  berücksichtigt  dabei  besonders  die 
Fähigkeit  dieser  Worte,  feste  Verbindungen  zu  sprengen  d.  h.  Tmesis 
zu  bewirken,  wobei  er  auch  auf  die  Verschiedenheit  dieser  Verbin- 
dungen achtet  und  auf  die  Worte,  die  sich  dem  zwischentretenden 
Enklitikon  anschließen:  also  nicht  bloß  (und  zwar  regelmäßig) 
bonoque  aninio,  sondern  auch  bonoque  ut  animo,  nicht  bloß  quasque 
res  sondern  auch  quasque  incepistis  res:  wie  denn  das  Verbum  seine 
enklitische  Natur  durch  das  Zwischentreten  zwischen  Verbindungen 
oft  dokumentiert;  ebenso  tuan  ego  causa,  meamne  tue  amicam, 
erumne  ego  aspicio  meum.  Die  Frage,  ob  at  enim  einem  Worte 
gleichzusetzen  sei,  wird  eingehend  besprochen  und  in  negativem 
Sinne  entschieden.  Über  die  Stellung  von  igitur  und  quidem  sucht 
0.  zu  festen  Regeln  zu  gelangen,  die  der  Kritik,  wie  mir  scheint, 
nicht  recht  Stand  halten:  jedenfalls  aber  wird  seine  sorgsame  Unter- 
suchung zu  weiteren  Beobachtungen  auf  diesem  schwierigen  Ge- 
biete anregen.  Vgl.  auch  die  Besprechung  von  J.  B.  Hofmann, 
Indog.  Anz.  28,  69. 

6.  Satzbau. 
F.  Gustafs on,  Paratactica  latina  HI  (Progr.  Helsingfors),  setzt 
in  der  aus  seinen  früheren  Programmen  bekannten  Weise  seine 
Untersuchungen  über  die  Entstehung  der  Nebensätze  aus  Haupt- 
sätzen fort.  Diesmal  behandelt  er  das  Relativum  mit  allen  seinen 
Trabanten  und  versucht,  die  Relativsätze  im  Allgemeinen  aus  Frage- 
Coder,  was  im  Grunde  dasselbe  ist,  Ausrufungs-)sätzen  abzuleiten. 
Die  Entstehung  des  Relativums  aus  dem  Indefinitum  schließt  er 
nicht  unbedingt  aus,  verhält  sich  aber  im  Ganzen  skeptisch  dagegen. 
Ich  bin  in  dieser  Frage  Partei  (vgl.  Glotta  III  1)  und  will  mich 
darum  nicht  zu  entschieden  äußern.     Aber  wie  ich  einerseits  gern 


348  Wilhelm  Kroll 

zugebe,  daß  ich  in  meiner  Behandlung  des  Relativsatzes  das  in- 
definite Element  darin  etwas  stark  betont  habe,  um  die  Allein- 
herrschaft der  anderen  Erklärung  zu  brechen,  so  hat  anderseits  G. 
in  zu  vielen  Fällen  den  alten  Fragesatz  durchfühlen  wollen.  Darin 
ist  mir  überhaupt  seine  Methode  nicht  ganz  unbedenklich,  daß  er 
jedem  Plautinischen  Satze  die  ursprüngliche  Parataxe  anmerkt, 
während  mir  das  nur  bei  einem  Teile  als  möglich  erscheint.  G. 
druckt  Aul.  639  so:  quin  tu  eloquere,  quidquid  (quäle,  quäle!)  est, 
suo  nomine,  Ter.  Andr.  434  so:  quid  Davos  narrat?  aeque  quicquam 
(was  noch!)  nunc  quidem?  und  meistens  meint  er,  durch  ein  hinter 
das  Relativum  gesetztes  Frage-  oder  Ausrufungszeichen  den  ur- 
sprünglichen Sinn  des  Satzes  anzudeuten,  ohne  daß  der  Leser  ihm 
immer  folgen  kann.  Und  wenn  er  sogar  das  quis  von  aliquis  für 
das  fragende  erklärt,  wenn  er  bei  postquam  Spuren  von  Frage  oder 
Ausruf  entdeckt  —  er  druckt  Aul.  454  so;  temperi,  postquam  (? !) 
implevisti  fusti  fissorum  caput  — ,  so  geht  er  zweifellos  zu  w'eit. 
Für  Plautus  sind  die  Relativa  längst  Relativa  und  haben  als  solche 
eine  Reihe  von  neuen  Abarten  hervorgebracht,  die  als  Relativa  auf 
die  Welt  gekommen  sind  und  gar  keine  Züge  mehr  vom  Interro- 
gativum  oder  Indefinitum  tragen.  Aber  in  vielen  Fällen  hat  G. 
gewiß  Recht,  und  man  folgt  mit  Vergnügen  seinen  klaren,  immer 
auf  das  vollständige  und  behutsam  durchgearbeitete  Material  ba- 
sierten Deduktionen.  Um  noch  eine  Einzelheit  herauszugreifen,  so 
möchte  ich  mit  Löfstedt  (Komm,  zur  Per.  Aeth.  118)  in  Plaut. 
Asin.  52  equidem  scio  iam,  filius  quod  amet  mens  die  Ersetzung  des 
Acl  durch  q^uod  finden,  während  es  G.  S.  41  wieder  leugnet:  nur 
bei  jener  Erklärung  ergibt  sich  eine  unbefangene  Interpretation 
der  Stelle. 

A.  Gandiglio,  Della  interrogazione  disgiuntiva  latina  (Rivista 
di  Filol.  39,  422-426),  bemüht  sich  nicht  ohne  Erfolg,  eine 
schärfere  Definition  der  disjunktiven  Frage  zu  geben,  und  gelangt 
zu  folgender  Formulierung:  ,,In  der  disjunktiven  Frage  folgt  auf 
eine  erste  Frage  eine  zweite  und  manchmal  eine  dritte  usw.  von 
der  Art  daß  wenigstens  nach  der  Meinung  des  Fragenden, 
sobald  eine  davon  bejaht  ist,  die  andere  (oder  die  anderen)  ohne 
Weiteres  verneint  sind".  Es  kommt  ihm  dabei  mit  Recht  besonders 
auf  die  gesperrten  Worte  an. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  349 

Stilgeschichte  ^) 

I*latitiis.  °W.  L.  Keep,  The  Separation  of  the  attributive 
Adjective  from  its  Substantive  in  Plautus  (University  of  California 
Publications  in  Classical  Philology  2,  7).  Nach  Gustafson,  Woch. 
klass.  Phil.  1912,  261,  eine  konzentrierte  und  verständige  Ab- 
handlung. 

E.  Melander,  De  verborum  apud  Plautum  et  Terentium  el- 
lipsis  usu  (Diss.  Lund  1910),  behandelt  die  Verbalellipse  gründlich 
und  eingehend  nach  dem  gesunden  Prinzip,  sie  nicht  ohne  Grund 
anzunehmen,  aber  auch  ohne  falsche  Scheu  davor.  Fast  die  Hälfte 
der  Arbeit  handelt  über  die  Weglassung  von  esse,  wobei  der  Fort- 
schritt über  W.  Olsen  (De  verbo  substantivo,  Greifswald  1884)  we- 
sentlich in  der  Benutzung  der  neuen  kritischen  Ausgaben  besteht. 
M.  hat  alles  aufgenommen,  was  irgendwie  zu  seinem  Thema  ge- 
rechnet werden  kann:  so  ut  pote,  das  er  gleich  ut  pote  est  setzt, 
nimirum,  em  (über  dessen  Etymologie  er  zu  zaghaft  redet),  ecce. 
Die  Fälle  mit  fortführendem  Quid?  unter  die  Ellipse  eines  Verbi 
dicendi  einzuordnen  ist  nicht  unbedenklich:  gleich  das  erste  Bei- 
spiel (Epid.  561  filiam  quam  ex  te  suscepi  —  Quid  eam?  Eductam  per- 
didi)  fügt  sich  dieser  Auffassung  nicht,  und  M.  ordnet  auch  einen 
Teil  der  Beispiele  der  Ellipse  eines  Verbi  faciendi  unter  (S.  104). 
Übrigens  hätten  hier  auch  quid  quod?  und  quid  si?  (Seyffert,  Berl. 
phil.  Woch.  1896,  816.  Lindskog,  De  enuntiatis  condicionahbus) 
mitbehandelt  werden  müssen,  um  volle  Klarheit  zu  erzielen. 

G.  Ramain,  L'infinitif  d'exclamation  chez  Piaute  et  chez  Te- 
rence  (Rev.  de  Phil.  35,  28 — 33),  weist  darauf  hin,  daß  der  In- 
finitiv des  Ausrufes  immer  das  fragende  ne  bei  sich  hat  und  einige 
scheinbar  abweichende  Fälle  anders  zu  deuten  sind.  So  hängt 
Capt.  945  vae  misero  mihi,  propter  meum  caput  labores  homini 
evenisse  optumo  und  Bacch.  1102  perii,  hoc  servom  meum  .  .  facere 
esse  ausum  der  Infinitiv  von  der  einleitenden  Phrase  ab,  ebenso 
Capt.  783.  In  Terenz'  Phormio  nimmt  R.  vor  V.  502  eine  Lücke 
an,  in  der  das  den  Infinitiv  regierende  Wort  gestanden  habe,  ebd. 
884  läßt  er  tantam  fortunam  de  inproviso  esse  his  datam  von  dem 
vorhergehenden  gaudeo  abhängen,  das  jetzt  durch  die  Scenenüber- 
schrift  davon  getrennt  ist,  sehr  ansprechend. 

Terenz.  °E.  Bartel,  De  vulgari  Terentii  sermone  (Progr. 
Karlsbad). 

1)  Ich  habe  auch  einige  Ausgaben  erwähnt,  die  mir  aus  irgend  einem 
Grunde  beachtenswert  erschienen. 


350  Wilhelm  Kroll 

Lucrez.  Eine  sehr  nützliche  Arbeit  hat  J.  Paulson  mit 
seinem  Index  Lucretianus  (Göteborg,  Wettergren  &  Kerber)  ge- 
liefert. Zugrunde  gelegt  ist  der  Text  von  Bernays,  aber  die  Ab- 
weichungen von  Lachmann,  Munro,  Brieger  und  Giussani  sind 
notiert,  dagegen  die  Lesarten  der  Handschriften  nur  ausnahmsweise. 
Die  Anordnung  ist  übersichtlich:  auf  das  fettgedruckte  Lemma 
folgen  die  einzelnen  Wortformen  mit  Angabe  der  Quantität  und, 
wo  Zweifel  möglich  sind,  der  Funktion.  Man  wird  dem  Verf.  um 
so  dankbarer  sein,  als  er  die  Arbeit  unter  schwerem  körperlichen 
Leiden  vollendet  hat. 

°F.  Swau,  The  Use  of  the  Adjective  as  a  Substantive  in  the 
De  rerum  natura  of  Lucretius  (Univ.  of  Michigan  studies.  New  York, 
Macmillan.  36  S.). 

Catull,  R.  Lackner,  Dei  casi  e  dei  modi  verbali  uelle 
poesie  di  CatuUo  e  Tibullo  (Programm  Zara),  stellt  Autoren  zu- 
sammen, die  nicht  ohne  W^eiteres  zusammengehören,  zumal  er  das 
ganze  Corpus  TibuUianum  berücksichtigt,  und  nimmt  sich  die  heute 
keineswegs  mehr  mustergiltigen  Arbeiten  Drägers  zum  Vorbilde. 
Schlimmer  noch  ist,  daß  er  sich  nicht  die  Mühe  gibt.  Verschieden- 
artiges auseinander  zu  halten,  am  schlimmsten,  daß  er  sich  elemen- 
tare Verstöße  zu  Schulden  kommen  läßt,  die  einem  Gymnasiasten 
nicht  unterlaufen  dürften. 

Cicero.  Die  Oxforder  Ausgabe  der  Reden  liegt  jetzt  abge- 
schlossen vor.  A.  C.  Clark  hat  die  Reden  pro  TuUio,  Fonteio, 
Sulla,  Archia,  Plancio,  Scauro  ediert,  die  3.,  4.  und  5.  unter  we- 
sentlicher Bereicherung  der  Recensio,  während  sich  für  die  übrigen 
das  Material  nicht  vermehren  ließ.  W.  Peterson  hat  die  im 
Paris.  7794  überlieferten  Reden  (die  vier  post  red.,  p.  Sest.,  in 
Vatin.,  de  prov.  cons.,  p.  Balbo)  in  einem  Bande  zusammengefaßt 
und  im  Apparat  nicht  nur  die  maßgebende  Überheferung  des  Pa- 
risinus, sondern  auch  die  der  abgeleiteten  Handschriften  dargestellt. 
So  sind  wir  durch  das  Verdienst  der  beiden  Gelehrten  endlich  so 
weit,  die  Überlieferung  aller  Reden  bequem  überblicken  zu  können: 
daß  das  bis  dat  qui  cito  dat  auch  hier  gilt,  möchte  man  manchen 
Cunctatoren  ins  Album  schreiben.  —  Die  Briefe  an  Quiutus  hat 
Sjögren  auf  Grund  neuer  Kollationen  mit  ausführlichem  kritischen 
Apparat  herausgegeben  (Leipzig,  Harrassowitz),  der  jetzt  allein  be- 
nutzbar ist. 

An  ein  schwieriges  Problem  hat  sich  P.  Parzin ger,  Beiträge 
zur  Kenntnis  der  Entwicklung  des  Ciceronischen  Stils,  1.  Teil  (Pro- 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  351 

gramm  Laiidshut),  herangewagt  *).  Er  teilt  Cic.s  Schriften  in  vier 
Perioden,  die  durch  die  Jahre  66,  58,  51  und  43  nach  unten  be- 
grenzt werden,  und  untersucht  dann  die  Häufigkeit  gewisser  Fi- 
guren in  ihnen,  nämlich  der  Antithese,  Litotes,  Paronomasie  und 
Geminatio.  Die  auf  diesem  Wege  drohenden  Klippen  versucht  er 
zu  umschiffen,  indem  er  die  Schriften  ihrer  Art  nach  scheidet  und 
die  Verhältniszahlen  nach  Teubnerseiten  ausrechnet,  ja  seine  Re- 
sultate in  Kurvenform  darstellt.  Kleine  Mißgriffe,  wie  sie  hier  und 
da  unterlaufen,  haben  weniger  zu  besagen  als  das  Bedenken,  daß 
der  Gebrauch  dieser  Figuren  hauptsächlich  vom  Charakter  der  betr. 
Schrift  abhängt  (wobei  auch  nicht  alle  Briefe  usw.  in  denselben 
Topf  geworfen  werden  dürfen),  also  die  dankenswerten  Sammlungen 
P.s  mehr  für  die  verschiedene  Stilisierung  verschiedener  Schriften 
Ciceros  als  für  die  Entwicklung  seines  Stiles  ergeben. 

J.  K.  Schönberger,  Tulliana  (Diss.  Würzburg),  verfolgt  eigent- 
lich einen  textkritischen  Zweck:  er  untersucht  nämlich,  ob  Clarks 
Wertschätzung  des  von  ihm  aufgefundenen  Cluniacensis  von  Ciceros 
Reden  berechtigt  ist,  und  zwar  für  die  Reden  pro  S.  Roscio,  Clu- 
entio,  Murena,  Caelio,  Milone.  Dabei  fallen  aber  eine  ganze  Reihe 
sprachlicher  Beobachtungen  ab,  über  die  der  Index  eine  bequeme 
Übersicht  bietet:  ich  verweise  z.  B.  auf  die  vielen  Bemerkungen 
über  Wortstellung  oder  über  Nichtwiederholung  der  Präposition  in 
parallelen  Gliedern  (S.  49.  135). 

Tiro.  Nur  kurz  notieren  will  ich  den  Versuch  von  G.  L. 
Perugi,  Le  note  Tironiane  (Rom,  Bretschneider),  die  Tironischen 
Noten  aus  italischen  Alphabeten  abzuleiten,  was  mindestens  be- 
fremdlich klingt. 

Sallust.  Die  Probleme  der  Überlieferung  hat  Ahlberg  (Pro- 
legomena  in  Sallustium,  Göteborg)  eingehend  und  umsichtig  erörtert 
und  am  Schlüsse  auch  grammatische  Fragen  behandelt,  nämlich 
die  Frage  nach  dem  Numerus  des  Prädikates  bei  mehreren  Sub- 
jekten und  nach  dem  Umfange,  in  dem  das  Asyndeton  zugelassen 
ist.  Gleich  darauf  ist  auch  seine  treffliche  Ausgabe  der  Coniuratio 
Catilinae  erschienen  (Leipzig,  Harrassowitz),  die  nicht  bloß  die  di- 
rekte, sondern  auch  die  indirekte  Überlieferung  mit  musterhafter 
Sorgfalt  vorlegt,  so  daß  man  endlich  nicht  mehr  auf  die  bloß  als 
provisorisch  gedachte  Ausgabe  Jordans  angewiesen  ist. 

E.   Bolaffi,     De    Sallustii    dicendi    brevitate    (Forli    1910!), 

1)  Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  einmal  aussprechen  (was  sich 
ebenso  gut  bei  vielen  anderen  sagen  ließe),  wie  unbequem  solche  umständ- 
lichen Titel  für  den  sind,  der  sie  zu  zitieren  in  die  Lage  kommt. 


352  Wilhelm  Kroll 

kennt  die  Literatur  nicht  genügend  und  dringt  nicht  tiefer  ein, 
weil  er  keinen  Versuch  macht,  die  Erscheinungen  zu  erklären. 
Wenn  agrum.  colundo  aut  venando  .  .  intentum  (Cat.  4,  1)  zum  Abi. 
Gerund,  und  die  allergewöhnlichsten  Abi.  abs.  zu  den  Ellipsen  ge- 
rechnet werden,  so  hat  man  den  Eindruck  des  Dilettantismus. 
Interessant  ist  der  Hinweis  auf  das  bloß  fortführende  sed  (Schmalz 
499),  aber  eine  Ellipse  liegt  dabei  nicht  vor. 

Vergil,  A.  R.  Crittenden,  The  Sentence  Structure  in  Virgil 
(Diss.  Ann  Arbor),  geht  von  Wundtschen  Prinzipien  aus  und  unter- 
scheidet einen  apperzeptiven  und  einen  assoziativen  Periodenbau: 
der  alte  Aristoteles  nannte  das  Xeh^  sIqo/^isvt]  und  •/laxEOTQaf.ii.itvr^, 
womit  man  schließlich  auch  heute  noch  auskommen  könnte.  Er 
führt  im  Einzelnen  aus,  daß  Vergil  dem  assoziativen  Typus  folgt 
d.  h.  die  Parataxe  bevorzugt:  der  Vergleich  zwischen  Aeneis  und 
Georgica  ergibt  keinen  wesentlichen  Unterschied.  Als  älteren  Epiker 
zieht  er  Ennius  zum  Vergleiche  heran:  warum  nicht  Catulls  64. 
Gedicht,  das  (wie  manches  andere)  schon  in  der  dem  Verf.  leider 
unbekannt  gebliebenen  Arbeit  von  Slossarczyk,  De  periodorum 
structura  apud  dactylicos  Romanos  veteres  (Breslau  1908),  verwertet 
war?  Aus  den  statistischen  Angaben  hebe  ich  heraus,  daß  Vergil 
auf  1000  Worte  etwa  39  Subordinationen  hat,  während  in  Prosa 
das  Doppelte  üblich  ist.  Während  Folge-  und  g'wm-Sätze  so  gut 
wie  ganz  fehlen  und  Relativsätze  erheblich  seltener  sind  als  in 
Prosa,  sind  Fälle  von  cwm  inversum  häufig  (schon  von  mir  beob- 
achtet, Neue  Jahrb.  1908,  526).  Eine  kurze  Übersicht  über  die 
verbindenden  Glieder  wird  S.  50  gegeben.  C.  schwankt,  ob  er  den 
Grund  der  Erscheinung  in  Vergils  Temperament  suchen  soll  oder 
in  der  Rückkehr  zum  homerischen  Stil  (S.  40),  an  einer  anderen 
Stelle  (S.  48)  deutet  er  einen  mystischen  Zusammenhang  mit  der 
politischen  Entwicklung  an:  das  Richtige  glaube  ich  a.  a.  0.  und 
Neue  Jahrb.  1903,  23  durch  den  Hinweis  auf  den  Einfluß  der  Rhe- 
torik gesagt  zu  haben.  Lehrreich  ist  der  Vergleich  mit  den  spä- 
teren Epikern,  die  alle  unter  Vergils  Einfluß  stehen,  von  denen 
aber  Lucan  am  selbständigsten  ist,  noch  lehrreicher  der  mit  Ciris, 
Culex  und  Moretum.  Über  die  Ciris  sagt  C.  (und  manche  Urheber 
von  Hypothesen  werden  gut  tun,  das  zu  beachten):  ,,Wenn  Vergil 
die  Ciris  geschrieben  hat,  so  muß  er  seinen  Stil  bis  zur  völligen 
Unkenntlichkeit  entstellt  haben,  oder  sein  Stil  hat  sich  nach  dieser 
Dichtung  so  geändert,  daß  er  seine  unterscheidenden  Merkmale 
ganz  einbüßte"  (S.  64),  während  der  Satzbau  des  Culex  von  dem 
der  sicher  echten  Schriften  kaum  abweicht. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  353 

Rovaz.  F.  Teichmüller,  Das  Nichthorazische  in  der  Horaz- 
überlieferung  (Berlin,  E.  Hofmann),  hat  sich  vom  Geiste  Peerlkamps 
beseelen  lassen,  findet  aber,  daß  das  Maß  seiner  und  der  Lehrs- 
schen  Kritik  hinter  dem  Bedürfnis  (d.  h.  hinter  dem  Teichmüllers) 
erheblich  zurückgeblieben  sei.  Er  nimmt  Epoden  und  Satiren  vor, 
notiert  kurz  und  bündig  die  Fehler  des  Textes  und  legt  dann 
seinen  neuen  Text  vor,  dem  man  dieses  eine  Epitheton,  das  der 
Neuheit,  nicht  absprechen  kann.  Statt  vieler  Worte  setze  ich  den 
Anfang  der  1.  Epode  her: 

Ibis  Liburnae  creditus  sub  navium 

Turrita  propilgnacula, 
Curas  paratus  Caesaris  periculo 

Lenire  Maecenas  tuo. 
Quid  nos,  quibus  te  vita  currit  mellea 
Praesente,  diiuncto  gravis? 
Dazu  den  der  1.  Satire: 

Qui  fit  Maecenas,  ut  nemo,  quam  cata  sortem 
Seu  ratio  posuit  seu  fors  caeca  obtulit,  illa 
Contentus  vivat  dicatque  aliena  beata? 
Am  Schlüsse  erfährt  man,  daß  der  Verf.  durch  den  Tod  verhindert 
worden  ist,  dem  vorliegenden  Bande  einen  zweiten  folgen  zu  lassen. 
Sind  wir  sicher  davor,  daß  ein  Anderer  diese  Tollheit  fortsetzt? 

Die  Dissertation  von  W.  Leich,  De  Horatii  in  saturis  sermone 
ludibundo  (Jena,  1910),  sammelt  die  parod istischen  Stellen  aus 
Horaz'  Satiren,  wobei  die  spezielle  Parodie  eines  bestimmten  Autors 
und  das  Anschlagen  eines  höheren  Tones  ohne  nachweisbare  An- 
lehnung geschieden  werden.  Das  von  L.  vorgelegte  Material  ver- 
trägt eine  sorgfältige  Sichtung,  dies  gilt  namentlich  auch  von  dem 
für  uns  besonders  wichtigen  Teile  der  Arbeit,  der  Ennianische  An- 
klänge nachzuweisen  versucht.  Daß  Hör.  sat.  1,  2,  128  undique 
magno  pulsa  domus  strepitu  resonet  an  einen  bestimmten  enniani- 
schen  Vers  anklinge,  folgt  aus  ähnlichen  Vergilstellen  wie  Aen.  5, 
150  pulsati  colles  clamore  resultant  nicht  so  zwingend  wie  man 
möchte,  carpe  viam  mag  ennianisch  sein,  aber  deshalb  sat.  2,  6, 
93 ff.  und  Verg.  Aen.  6,  629 ff.  auf  eine  Ennianische  Stelle  zurück- 
zuführen geht  nicht  an. 

S.  Ruckdeschel,  Archaismen  und  Vulgarismen  in  der  Sprache 

des  Horaz  (Erlangen,   Mencke),    ist  eine  fleißige  Arbeit,   die  nach 

der  üblichen  Anordnung,  aber  mit  noch  einem  Anhang  zur  Stilistik: 

„Redensarten"  die  Erscheinungen  behandelt  i).     Die  grammatische 

1)  Das  mir  vorliegende  Exemplar  ist   in   überaus  wunderlicher  Weise 


354  "Wilhelm  Kroll 

Literatur  ist  in  ziemlichem  Umfange  benutzt,  doch  fehlt  es  nicht 
selten  an  Kritik  gegenüber  den  zitierten  Autoritäten:  am  ehesten 
werden  (meist  mit  Recht)  sprachliche  Erklärungen  von  Kießliug 
beanstandet.  Ich  muß  auch  hier  die  sonst  gemachte  Bemerkung 
wiederholen :  derartige  Untersuchungen  lassen  sich  an  einem  Dichter 
nur  anstellen,  wenn  man  den  Einfluß  des  Versmaßes  fortwährend 
in  Betracht  zieht.  Der  Verf.  hat  das  kaum  getan,  und  zum  Teil 
deshalb  ist  er  zu  keiner  recht  klaren  Meinung  über  die  Abgrenzung 
von  Archaismen  und  Vulgarismen  gelangt.  Die  Behauptung,  daß 
eine  reinliche  Scheidung  beider  Elemente  nicht  möglich  sei  (S.  4), 
ist  nicht  unbedingt  falsch,  aber  schief:  was  zu  Horaz'  Zeit  archaisch 
war,  hatte  in  der  lebendigen  Sprache  keinen  Platz,  war  also  nicht 
vulgär.  Um  aber  den  Umkreis  des  Vulgären  festzustellen,  ist  es 
meist  nötig,  auf  archaische  Autoren  zurückzugreifen,  und  zwar  nicht 
aus  inneren  Gründen,  sondern  wegen  des  Zustandes  unserer  Über- 
lieferung über  die  Volkssprache.  Warum  aber  verwendet  Horaz  in 
seinen  Sermonen,  die  sich  an  den  Umgangston  anschließen,  ar- 
chaisches Sprachgut?  Hauptsächlich  unter  dem  Zwange  des  Me- 
trums, das  oft  die  Wendungen  der  lebendigen  Sprache  ausschließt 
und  auf  Veraltetes,  namentlich  auf  Ausdrucksweisen  des  Ennius 
u.  a.  Dichter,  zurückzugreifen  zwingt  (vgl.  die  Breslauer  Dis- 
sertation von  A.Engel  1914).  Mit  der  Annahme  von  Vulgarismen 
in  den  Oden  wird  man  vorsichtiger  sein  müssen  als  der  Verf.: 
aber  wo  sie  sich  finden,  wird  man  zunächst  nach  dem  Einflüsse 
des  Metrums  fragen  müssen.  So  ist  evolsisque  truncis  Enceladus 
iaculator  audax  sicher  nicht  vulgär  trotz  tnanum  iniectio,  quid 
tibi  hunc  tactio  est?,  weil  diese  Ausdrucksweise  in  Horaz'  Zeit 
nicht  mehr  lebendig  war.  Horaz  hat  das  selbst  geprägt,  weil  evol- 
sorum  truncorum  nicht  in  den  Vers  ging  und  schlecht  klang,  und 
wenn  es  auch  an  Vorhandenes  angelehnt  ist,  wie  selbstverständlich, 
so  ist  es  doch  selbst  nicht  lebendig  —  ein  Unterschied,  den  man 
nicht  verwischen  darf. 

TibuU.  Richard  Bürger,  Beiträge  zur  elegantia  Tibulls, 
XciQiTeg  G.  Leo  dargebracht,  S.  371 — 394  erweist  Tibull  als  Ana- 
logetiker  strengster  Observanz  und  gibt  nützliche  Zusammen- 
stellungen über  die  Verwendung  oder  Vermeidung  bestimmter 
Formen  der  Partikeln,  der  Deklination  und  Konjugation,  aus  denen 
sich    der   enge  Anschluß   an  Caesars  Bücher    de   analogia    ergibt. 

verdruckt,  so  daß  einzelne  Teile  ganz  fehlen  und  andere  doppelt  vorhanden 
sind. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  355 

Interessant  sind  namentlich  auch  die  Nachweise  über  das  Fehlen 
oder  die  Umschreibung  bestimmter  Ausdrücke. 

Rabirius  behandelt  A.  G.  Back  ström  im  Zurnal  mini- 
sterstva  narodnavo  prosvescenija  28  (1910),  381—399;  er  weist 
auf  eine  ältere  Arbeit  ebenda  1902,  Juni — Juli— August  283—293, 
329 — 349  hin,  verzeichnet  die  seitdem  erfolgten  Veröffentlichungen 
und  sucht  den  Text  zu  konstituieren. 

Froperz.  H.  Hollstein,  De  monobibli  Properti  sermone 
(Diss.  Marburg)  bedeutet  für  die  Sprachgeschichte  keinen  Gewinn. 
Oder  wen  interessiert  es,  daß  dolor  sich  im  1.  Buche  des  Properz 
15-,  im  2.  10-,  im  3.  u.  4.  je  zweimal  findet,  jocundus  im  1 .  Buche 
fünf-  und  im  2.  einmal  usw.?  Man  wird  mit  genau  dem  gleichen 
d.  h.  negativen  Erfolge  das  1.  Buch  der  Aeneis  oder  der  Metamor- 
phosen in  Gegensatz  zu  den  übrigen  stellen  können. 

Ovid,  Von  den  Amores  hat  P.  Brandt  eine  kommentierte 
Ausgabe  geliefert  (Leipzig,  Dieterich),  deren  Hauptwert  in  der  (ohne 
jede  Prüderie  angefaßten)  Sacherklärung  liegt,  doch  geht  auch  das 
Sprachliche  nicht  leer  aus,  und  namentlich  der  neuerdings  mehr- 
fach behandelte  sermo  amatorius. 

Die  Halieutica  liegen  zusammen  mit  Grattius  Cynegetica  in 
einer  trefflichen  Ausgabe  von  F.  Vollmer  vor  (Leipzig,  Teubner), 
die  einen  Teil  seiner  sehr  erwünschten  Sammlung  der  Poetae  latini 
minores  bildet  (Vol.  2  fasc.  1). 

Silbernes  Latein,  F.  Rohde,  De  interiectionum  usu  apud 
aetatis  argenteae  scriptores  latinos  (Diss.  Königsberg),  stellt  sämt- 
liche Fälle  von  Gebrauch  der  Interjektionen  bei  den  Schriftstellern 
nach  Livius  bis  zum  J.  120  zusammen,  Florus  ist  anhangsweise  be- 
rücksichtigt. Eine  Tabelle  am  Schlüsse  gibt  einen  bequemen  Über- 
blick, aus  dem  man  z.  B.  entnehmen  kann,  daß  Seneca  in  seinen 
Prosaschriften  heu  ein-  und  en  zweimal  braucht,  in  den  Tragödien 
aber  jenes  18-  und  dieses  58 mal. 

Livius,  R.  B.  Steel e,  Gase  Usage  in  Livy  (Leipzig,  Brock- 
haus), behandelt  Livius'  Kasussyntax  in  einzelnen  Heften,  deren 
1.  (Genitiv)  schon  1910  erschienen  war,  während  das  2.  (Dativ) 
ins  Berichtsjahr  gehört.  St.  gibt  einen  Durchschnitt  durch  das 
ganze  Material,  das  er  völlig  selbständig  gesammelt  zu  haben 
scheint,  obwohl  er  natürlich  Fügners  Lexikon  u.  ä.  Hilfsmittel  auch 
heranzieht.  Raisonnement  schließt  er  so  gut  wie  ganz  aus,  ver- 
weist auch  kaum  auf  die  Stellen,  wo  solches  zu  finden  ist.  Auch 
scheidet  er  nicht  das  Gewöhnliche  vom  Auffallenden:  ein  omnia 
regionis  eins   steht  friedlich   neben   oppida   maritimae  orae,    über 

Glotte  V,  4.  24 


356  Wilhelm  Kroll 

nihil  boni  u.  dgl.  wird  ziemlich  ausführlich  berichtet.  Schlimmer 
ist,  daß  Verschiedenartiges  zusammengeworfen  wird:  stare  consilio, 
nee  Scipioni  stare  sententia  poterat,  multo  sanguine  Poenis  victoria 
stetit  werden  hintereinander  aufgeführt,  corpus  alteri  magnitudine 
eximium  steht  unter  „Person  interested".  Kurz  und  gut,  der  Spe- 
zialist wird  diese  Monographien  mit  Dank  (aber  auch  mit  Vorsicht) 
benutzen,  für  die  wissenschaftliche  Sprachgeschichte  geben  sie  kaum 
etwas  aus. 

Ähnliches  läßt  sich  von  desselben  Verfassers  Monographie  „Ut, 
ne,  quin  and  quo  minus  in  Livy"  (Leipzig,  Brockhaus)  sagen.  St. 
kennt  z.  B.  eine  Kategorie  der  erklärenden  w^-Sätze,  deren  erste 
Gruppe  die  bei  Substantiven  bilden,  die  wiederum  nach  ihrer  Be- 
deutung gegliedert  werden.  Als  eine  davon  erscheinen  „Mental 
attitudes"  und  hier  liest  man  Beispiele  wie  is  erat  ardor,  ut  vellent\\ 
da  die  Rechnung  schließUch  nicht  aufgeht,  so  erscheint  zuletzt  eine 
Rubrik  „Miscellaneous",  wo  man  unter  dem  Stichwort  copia,  vilitas 
lesen  kann:  ea  copia  rerum,  ea  vilitas  annonae,  ut  dono  data  sint. 
Nachher  kommen  als  zweite  Gruppe  die  Pronomina  mit  Fällen  wie 
id  quoque  accesser at,  ut  spes  esset,  als  dritte  Adjektiva  und  Adverbia 
mit  clarior  res  erat,  quam  ut  legi  posset  und  sogar  mit  auctores 
erant  quidam,  ut  protinus  inde  Cumas  duceret.  Mich  dünkt,  daß 
es  nicht  allzu  schwer  gewesen  wäre,  eine  etwas  bessere  Ordnung 
herzustellen,  für  die  freilich  der  von  St.  S.  14  angerufene  Dräger 
nicht  das  geeignete  Vorbild  ist. 

Manllius.  Das  zweite  Buch  hat  H.  W.  Gar r od  heraus- 
gegeben (Oxford,  Clarendon  Press).  Der  Apparat  erreicht  durch 
Benutzung  neuer  Kollationen  der  maßgebenden  Handschriften  die 
denkbar  größte  Zuverlässigkeit,  eine  Übersetzung  und  ein  Kom- 
mentar sind  beigegeben:  Alles  so  verdienstlich,  daß  man  dem  Heraus- 
geber die  Verständnislosigkeit,  mit  der  er  der  „Quellenforschung" 
(er  braucht  gern  das  deutsche  Wort)  gegenübersteht,  gern  verzeiht. 

Velleius.  E.  A.  de  Stefani,  De  Vellei  Paterculi  periodis 
(Studi  ital.  18,  19 — 31),  versucht  in  den  Perioden  des  Velleius  eine 
gewisse  Regelmäßigkeit  aufzuzeigen,  was  ihm  mindestens  für  einen 
Teil  dieser  Gebilde  gelungen  ist.  Lehrreich  ist  namentlich  der 
schematische  Bau  des  Kapitels  über  die  römischen  Kolonieen  (1,  14). 

JPhaedrus,  H.  v.  Sassen,  De  Phaedri  sermone  (Diss.  Mar- 
burg) ist  ohne  rechte  Einsicht  in  die  Sprachgeschichte  gearbeitet 
und  bietet  daher  trotz  des  aufgewendeten  Fleißes  wenig  Förder- 
liches. Phaedrus  soll  ein  wenig  begabter  Dichter  gewesen  sein, 
weil   er  nur  gebräuchliche  Metaphern   anwendete:    die  wahre  Ur- 


i 


Literaturbezicht  für  das  Jahr  1911  357 

Sache  liegt  im  Stoffe,  der  niedrige  Behandlung  verlangte  und  dem 
Dichter  jeden  höheren  Schwung  verbot.  Was  Alles  unter  der  Rubrik 
„Quomodo  assurgat  sermo"  erscheint,  verrät  vielfach  mangelhafte 
Kenntnis  der  Sprachgeschichte,  z.  B.  sollen  basium  und  sponda 
poetische  Worte  sein,  auch  capillos  legere  soll  der  poetischen  Rede- 
weise angehören:  aber  s.  z.  B.  Varr.  r.  r.  1,  32  legumina  .  .  dicta 
a  legendo,  quod  ea  non  secantur,  sed  vellendo  leguntur.  Senec.  cons. 
Marc.  22,  3  lacerationes  medicorum  ossa  vivis  legentium.  So  werden 
viele  Erscheinungen  falsch  beurteilt,  auch  der  Einfluß  des  Metrums 
wird  nicht  in  Betracht  gezogen. 

Persius,  °A.  Gustarelli,  De  graeci  sermonis  apud  Persium 
vestigiis  (Palermo,  Ando.  63  S.). 

Tacitus,  Von  den  Historiae  liegt  eine  dankenswerte  Aus- 
gabe von  C.  D.  Eis  her  vor  (Oxford,  Clarendon  Press),  für  die  der 
Mediceus  neu  verglichen  ist.  Die  Textgestaltung  ist  konservativ, 
der  kritische  Apparat  bietet  die  Abweichungen  von  M.  vollständig 
und  eine  genügende  Auswahl  von  Konjekturen. 

C.  W.  M ende  11,  Sentence  Connection  in  Tacitus  (Diss.  Yale 
University,  New  Haven),  ist  von  E.  P.  Morris  veranlaßt  worden,  die 
Satzverbindung  bei  Tacitus  im  Sinne  von  dessen  Buch  „On  Prin- 
ciples  and  Methods  in  Syntax"  (vgl.  DLZ.  1902,  1056)  zu  unter- 
suchen. Es  handelt  sich  weniger  darum,  die  üblichen  Verbindungs- 
worte (Konjunktionen,  Partikeln:  nur  licet  und  modo  werden  be- 
handelt) aufzuzählen,  als  vielmehr  in  solchen  Fällen,  wo  diese 
fehlen,  die  anderen  Mittel  aufzuzeigen,  durch  die  die  Verbindung 
der  Sätze  hergestellt  ist.  M.  unterscheidet  drei  Fälle:  1)  die  Ver- 
bindung ist  nicht  ausgedrückt,  2)  sie  ist  im  ersten,  3)  sie  ist  im 
zweiten  Satze  ausgedrückt.  Im  ersten  Falle  handelt  es  sich  um 
Asyndeta,  die  in  verschiedene  Gruppen  zerlegt  werden,  darunter 
auch  die  bei  den  durch  Bruns  in  ihrer  Bedeutung  erkannten  Nach- 
rufen auf  große  Männer  üblichen.  Einen  großen  Teil  der  zweiten 
Kategorie  bilden  direkte  und  indirekte  Reden,  Beispiele  mit  sane 
(Ann.  III  5,  9  sane  corpus  .  .  quoquo  modo  crematum:  sed  tanto 
plura  decora  mox  trihui  par  fuisse),  Imperativ  statt  hypothetischen 
Satzes  (Ann.  XI  2,  5  interroga  filios  tuos:  virum  me  esse  fatehuntur), 
Einleitung  eines  positiven  Satzes  durch  einen  negativen  (Ann.  II 
20,  1  nihil  ex  Ms  Caesari  incognitum:  consilia  locos  prompta  oc- 
culta  noverat).  Obwohl  Tacitus  diese  besonders  künstliche  Art  der 
Verbindung  sehr  liebt,  wird  sie  im  Allgemeinen  doch  im  zweiten 
Satze  (Kategorie  3)  ausgesprochen:  hierher  gehören  Rückweisungen 
mit  Demonstrativpronomina,   die  freilich  Tacitus  oft  umgeht  (Hist. 

24* 


358  Wilhelm  Kroll 

IV  62,  11  intra  vallum  deformitas  haud  perinde  notabilis:  de- 
texit  ignominiam  campus  et  dies  u.  dgl.).  Man  sieht,  daß  M.  den 
Begriff  Verbindung  etwas  weit  faßt:  wenn  er  Agr.  43,  G  die  hsliche 
Überlieferung  hält  (nobis  nihil  comperti  adfirmare  ausim,  wo  der 
Sinn  den  Zusatz  eines  ut  oder  dgl.  zu  ausim  verlangt)  und  be- 
hauptet, dies  sei  ein  schlagendes  Beispiel  für  Satzverbindung  durch 
Moduswechsel,  so  kann  man  ihm  nicht  beistimmen.  Auch  in  der 
Aufeinanderfolge  von  Partizipium  und  Verbum  finitum  kann  ich 
keine  Satzverbindung  mehr  entdecken,  ebensowenig  in  einer  Paren- 
these wie  Hist.  II  88,  G  incuriosos  milites  —  vernacula  utehantur  ur- 
banitate  —  quidam  spoliavere  (dieser  Fall  hätte  ins  1 .  Kapitel  gehört). 
Ich  vermisse  hier  und  sonst  die  Berücksichtigung  eines  wichtigen 
Gesichtspunktes,  der  doppelt  wichtig  ist  bei  einem  antiken  d.  h. 
für  den  mündlichen  Vortrag  bezw.  lautes  Lesen  schreibenden  Autor. 
Die  Satzverbindung  beruht  z.  gr.  T.  auf  lautlichen  Elementen,  die 
sich  in  der  Schrift  überhaupt  nicht  darstellen,  nämlich  der  Be- 
tonung, dem  Tonfall,  den  Pausen.  Wo  der  geschriebene  oder  ge- 
druckte Text  selbst  bei  der  Anwendung  von  Gewalt  keine  verbin- 
denden Elemente  aufzeigen  will,  da  ergeben  sie  sich  beim  Vortrag 
sofort.  Aber  im  Ganzen  kann  ich  die  Schrift  dem,  der  sich  mit 
moderner  Syntax  vertraut  machen  will,  sehr  zum  Studium  empfehlen  r 
es  wäre  wünschenswert,  daß  ähnliche  Untersuchungen  für  Autoren, 
mit  einem  weniger  raffinierten  Stil  angestellt  würden. 

Fronto.  Das  klar  und  hübsch  geschriebene  Buch  von  Do- 
rothy  Brock,  Studios  in  Fronto  and  bis  Age  (Cambridge,  Girton 
College  Studies  5)  enthält  u.  A.  Kapitel  über  Archaismus,  Gräcis- 
mus,  Frontos  Stiltheorie  und  literarische  Kritik,  seinen  Wortschatz 
und  Stil  und  last  not  least  (S.  161 — 261)  über  das  afrikanische 
Latein.  Überall  zeigt  die  Verf.  gutes  Urteil  und  Kenntnis  der  ein- 
schlägigen Literatur:  in  dem  Kapitel  über  die  Africitas  lehrt  sie 
in  übersichtlicher  Weise,  wie  die  als  afrikanisch  in  Anspruch 
genommenen  Eigentümlichkeiten  aus  anderen  Quellen  hergeleitet 
werden  können. 

Spätlatein.  H.  Bruhn,  Specimen  vocabularii  rhetorici  ad 
inferioris  aetatis  latinitatem  pertinens  (Diss.  Marburg),  handelt  über 
Ausdrücke  affektierter  Bescheidenheit  bei  christlichen  und  heidni- 
schen Schriftstellern  und  über  Worte,  die  zur  Bezeichnung  des 
„asianischen"  Stiles  dienen  sollen,  über  den  der  Verf.  wie  über  alle 
anderen  Fragen  nicht  eben  tief  nachgedacht  hat.  Die  Zusammen- 
stellung vieler  Fälle,  in  denen  fiumen  vom  Redestrom  gebraucht 
ist,    hat  geringen   Wert,    wenn  nicht  genauer   auf  das    zugrunde 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  359 

liegende  Bild   und   seine   verschiedenen  Erscheinungsformen   einge- 
gangen wird. 

H.  Bianchi,  Carmina  latina  epigraphica  Africana  (Studi  ital. 
18,  41 — 76)  gibt  allerlei  nützliche,  aber  in  dieser  Form  nicht  sehr 
verwertbare  Bemerkungen  zu  den  metrischen  Inschriften  aus  Afrika, 
sowohl  zu  den  bereits  in  Büchelers  Sammlung  stehenden  als  zu 
den  später  hinzugekommenen.  Er  macht  ferner  den  Versuch,  die 
Inschriften  nach  formalen  Kriterien  auf  vier  Perioden  zu  verteilen: 
welchen  Bedenken  das  unterliegt,  braucht  hier  nicht  ausgeführt  zu 
werden. 

Im  Berichtsjahr  hat  die  große  Ausgabe  des  Gaius  von  F. 
Kniep  zu  erscheinen  begonnen  (Gai  institutionum  commentarius 
primus,  Text  mit  Vorwort,  Erklärung  u.  Anhängen.  Jena,  Fischer). 
Er  sucht  hier  seine  Theorie  zu  beweisen,  die  in  dem  schon  1910 
erschienenen  Buche  „Der  Rechtsgelehrte  Gaius  und  die  Edikts- 
kommentare" entwickelt  war,  wonach  sich  einerseits  die  Vorlage 
des  Gaius,  anderseits  nachgaianische  Zusätze  ausscheiden  lassen. 
Dafür  werden  auch  sprachliche  Gründe  geltend  gemacht,  die  dem 
Philologen  meist  bedenklich  erscheinen,  ebenso  wie  der  wunderliche 
Glaube  K.s  an  das  hohe  Alter  der  Korruptelen  in  der  Veroneser 
Gaiushandschrift. 

St.  Brassloff,  Die  Archaismen  in  der  Sprache  des  Juristen 
Modestin  (Wiener  Stud.  33,  137—143),  wendet  sich  gegen  Kalb, 
der  den  Gebrauch  von  quando  in  kausaler  Bedeutung,  von  progigno, 
nequeo,  von  resolvo  im  Sinne  des  Simplex,  endlich  den  passiven  Ge- 
brauch von  utl  und  mentiri  für  Archaismen  des  Modestinus  erklärt 
hatte:  die  betr.  Stellen  stammten  teils  aus  den  Vorlagen  teils  seien 
sie  auf  spätere  Interpolation  zurückzuführen.  Die  Begründung  hat 
mich  nicht  durchweg  überzeugt  und  mir  will  scheinen,  daß  der 
fruchtbare  Gedanke  der  Pandekten-Interpolationen  allmählich  tot- 
gehetzt zu  werden  beginnt. 

Itala,  F.  Stabile,  II  Liber  Baruch  del  Codex  Cavensis  ine- 
dito  secondo  una  versione  antichissima  Antegerolomitana  (Riv.  di 
Fil.  39,  361—384),  handelt  über  die  in  einer  Handschrift  von  La 
Cava  saec.  9  stehende  Übersetzung  des  Buches  Baruch,  auf  die 
schon  Amelli  im  J.  1902  hingewiesen  hatte.  Leider  druckt  er  nicht 
den  Text  selbst  ab,  sondern  macht  nur  Mitteilungen  aus  seinen 
Kollationen.  Danach  handelt  es  sich  um  eine  vorhieronyraianische 
Übersetzung,  die  dem  1902  von  Hoberg  publizierten  Codex  Legio- 
nensis  ähnlich  ist  und  mit  den  von  Irenäus  und  Firmicus  aus  dem 
Buche  Baruch  zitierten  Stellen   sehr  übereinstimmt.     Für   die  Be- 


360  Wilhelm  Kroll 

hauptung,  daß  der  Übersetzer  ein  Afrikaner  gewesen  oder  „in  wei- 
terem Sinne  den  Vertretern  der  Africitas  zuzurechnen"  sei,  finde 
ich  auch  nicht  den  Schatten  eines  Beweises.  Dankenswert  sind  die 
vorläufigen  Mitteilungen  über  die  Sprache:  epulari  heißt  sich  freuen, 
epulatio  die  Freude,  spiritus  tedians  übersetzt  d/.riduov,  audive  do- 
minari  rememorari  werden  mit  Gen.,  misereri  mit  Dat.  konstruiert 
(vgl.  Klebs  Apollonius  von  Tyros  240),  pleonastisches  ibi  :  ubi  dis- 
pergam  illos  ibi.  Das  Meiste  sind  freilich  durch  das  Original  ver- 
anlaßte  Gräcismen,  die  kein  wirkliches  Interesse  für  die  lateinische 
Sprachgeschichte  haben. 

Claudiamis.  °S.  Gabe,  Die  Stellung  von  Substantiv  und 
Attribut  im  Hexameter  des  Claudian  (Primitiae  Czernovicieuses, 
2,  83—115).  Nach  Helm,  Woch.  klass.  Phil.  1912,  574  zeigt  G., 
daß  Claudian  die  ausgesprochene  Neigung  hat,  das  Adjektiv  nur 
vor  das  Substantiv  zu  setzen:  es  finden  sich  nur  drei  Stellen,  wo 
das  Metrum  diese  normale  Stellung  zuläßt  und  sie  doch  nicht  an- 
gewendet ist. 

Aetherla.  E.  Löfstedt,  Philologischer  Kommentar  zur 
Peregrinatio  Aetheriae.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  latei- 
nischen Sprache  (Upsala)  stehe  ich  nicht  an,  als  das  wertvollste 
der  im  Berichtsjahre  erschienenen  Werke  zu  bezeichnen.  Nicht 
wegen  des  zugrunde  gelegten  Textes,  betreffs  dessen  sich  L.  an 
Meister  1)  anschließt  und  zu  dessen  Datierung  und  Sacherklärung 
er  Nichts  beitragen  will,  sondern  weil  sein  Buch  endlich  einmal 
die  ebenso  ausgedehnten  wie  zerstreuten  Forschungen  der  letzten 
Jahrzehnte  über  das  Spätlatein  zusammenfaßt  und  schon  deshalb 
ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  für  jeden  Philologen  bildet,  der  sich 
mit  dieser  Sprachperiode  beschäftigt,  weil  es  ferner  die  Einseitig- 
keiten der  rein  statistischen  Methode  vermeidet  und  überall  die 
ganze  lateinische  Sprachgeschichte  ins  Auge  faßt,  also  namentlich 
die  Brücke  von  Plautus  zum  Spätlatein  zu  schlagen  sucht.  L.  hat 
vermöge  seiner  ausgezeichneten  Sprachkenntnis  seinem  Kommentar 
eine  ganze  Reihe  von  Monographieen  einverleibt,  die  bei  aller  Kürze 
meist  richtige  und  genügende  Aufklärung  über  sprachliche  Probleme 
bieten.  Obwohl  auch  Laut-  und  Formenlehre  berücksichtigt  werden, 
so  entfällt  doch  der  Löwenanteil  auf  Bedeutungslehre  und  Syntax. 
Eine  Übersicht  über  den  Inhalt  zu  geben  ist  so  gut  wie  unmöglich 
(L.  hat  drei  Indices  beigegeben):    wenn  ich  ein  paar  Einzelheiten 

1)  Übrigens  bestreitet  E.  Weigand  Byzant.  Zeitschr.  20,  1 — 26  aus 
sacbliclien  Gründen  den  Meisterschen  Ansatz  der  Peregrinatio  ins  6.  Jalirh. 
und  tritt  wieder  für  die  letzten  Jahrzehnte  des  vierten  ein. 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  361 

herausgreife,  so  tue  ich  es  hauptsächlich,  um  wenigstens  auf  diese 
Weise  eine  Vorstellung  von  dem  Stoffreichtum  des  Werkes  zu  geben. 
—  S.  43    bei   dem  Pleonasmus    (im  Grunde   ist   es  wohl   eine  Art 
Kontamination)  ea  hora  fit  missa  vigiliarum,  qua  hora  et  apud  nos 
hätte  ich  gern  einen  Hinweis  auf  das  Griechische  gesehen,  obwohl 
ich  L.  Recht  gebe,   wenn  er  mit  der  Annahme  direkten  Einflusses 
vorsichtig   ist   (vgl.  Bruhn  Anh.  zu  Soph.  83,  27).    —    S.  44.     Zu 
potest  ut  verweise  ich  auf  Sternkopf  zu  Cic.  ep.  127.  Hartel  Patrist. 
Stud.  2,  46.    Hist.  Apollon.  31,  10    non  potest  melius,   non  potest 
dulcius.      Für   die  Weglassung   des   Subjektes    „man"    gibt    reiche 
Sammlungen  C.  F.  W.  Müller  Progr.  Breslau  1888,  11,   vgl.  Synt. 
d.  Nom.  1.    Sorof  zu  Cic.  de  orat.  1,  30.    Krumbiegel  De  Varron. 
scrib.  gen.  62.  Thomas  De  Velleiani  voluminis  condicione  35.  Spal- 
ding  zu  Quint.  2,  15,  12.    16,  19.    Uhl  Quaest.  crit.   in  Senec.  43. 
v.  Wilamowitz  Herm.  34,  213  A.  2.  Cic.  part.  46  deredo  igitur  (ad 
fidem  spectat  argumentum),  cum  proposuit  aliquid  quod  proharet  usw. 
Für   das   Griechische    s.  Bruhn  Lucubr.  Eurip.  268  A.  23.    Sonny 
Anal,  ad  Dionem  167.    —    S.  49   omnibus  „durchaus"   steht   auch 
Apul.  met.  7,  17  puerque   mihi  praefectus   imponitur  omnibus   ille 
quidem  puer   deterrimus,    wo    die   Herausgeber   Allerlei    zusetzen 
(Helm  z.  B.  ex).    Man  wird  an  das  griechische  zoig  uäaiv  erinnern 
müssen,  vgl.  Menand.  rhet.  89,  2.  Marc.  diac.  71,  11.  Geop.  103,  16. 
234,  16  ol  ocpoÖQoi  %al  XdßQoi  avef.i0i  rolg  ttccolv  evavTioi.  —  S.  105 
zu  dicere,  commemorare  de  vgl.  Ter.  Andr.  211  de  amore  hoc  com- 
perit.    Lebreton  152,  meine  Anm.  zu  Cic.  Brut.  251,  Badstübner  De 
Sallust.  die.  gen.  12  (auch  hier  Beispiele  aus  dem  Griech.  z.  B.  Inschr. 
V.  Priene  15,  9  efiq)aviCovTeg  Ttegl  xrjq  evvoi'ag,  ebd.  64,  4).  —   S.  121 
verteidigt  L.  (wie  schon  Lachmann)  Plaut.  Capt.  171  hoc  illum  me 
mutare  conßdo  fore  mit  Recht:  vgl.  Klußmaun  Emend.  Fronton.  12 
Sallust  J.  110,  3  fuerit  mihi  eguisse  aliquando  tuae  amicitiae.   — 
S.  179  zu  dem  zufügenden  sed  (etwa  ,,und  zwar")  vgl.  außer  dem 
gewöhnlichen  sed  et  (Hartel  Arch.  Lex.  3,  32)  noch  Plaut.  Cas.  691 
sed  etiam  habet  nunc  Casina  gladium?  Habet,  sed  duos.   Rud.  799. 
Truc.  531.  Cic.  orat.  97  gentes  eloquentiam  .  .  plurimum  valere  passae 
sunt,  sed  hanc  eloquentiam  quae  .  .     Apul.  de  Plat.  2,  22  sapientia 
amatorem  boni  adulescentem  facit,  sed  eum,  qui  probitate  ingenii  sit  ad 
artes  bonas  promptior.  —  S.  203  primus  „hervorragend"  ist  nicht  zu 
bezweifeln,  vgl.  Friedländer  zu  Martial  1,  51.  Apul.  met.  2,  12  sunt 
prima  huiusce  divinationis  experimenta  (von  den  früheren  Heraus- 
gebern verdorben,  jetzt  von  Helm  durch  Hinweis  auf  4,  7  geschützt). 
Flor.  12  p.  17,  2  nostri  prima  duritia.     Unter  Apuleius'  Einfluß 


362  Wilhelm  Kroll 

auch  Hist.  Apoll.  22,  12  piscator  ut  vidit  primam  speciem  iuvenis. 
—  S.  229.  Daß  nur  Bonnet  den  pleonastischen  Gebrauch  von  in- 
quit  nach  einem  vorhergehenden  Verbum  des  Sagens  konstatiert 
habe,  ist  nicht  richtig.  Schon  Plaut.  Mil.  61  ist  ähnlich:  Rogi- 
tabant:  „Meine  Achilles  est?"  inquit  mihi.  Anderes  sammelt  Bährens 
zu  Catull  63,  78,  der  auf  Ruhnken  zu  Rutil.  20  verweist,  und  Hilde- 
brand zu  Apul.  1,  262.  Vgl.  Filastr.  15,  2  irati  exclamant  dicentes: 
ex  quo  Uli,  inquit,  Fortunae  .  .  non  sacrificant.  42,  1  dicit  enim 
ita:  viginti  quattuor,  inquit,  litterae  sunt.  Augustin.  ep.  118,  2  ita 
scripsisti:  possem  te,  inquis,  plus  .  .  exorare.  Hist.  Apoll.  13,  5. 
Ferner  Forbiger  zu  Verg.  G.  4,  499.  Helm  Festschr.  für  Vahlen  342. 
Magnus  Herrn.  40,  211.  Man  muß  dazu  wissen,  daß  inquit  auch 
ohne  eigentliches  Subjekt  unsere  Anführungsstriche  vertritt,  wofür 
ich  z.  B.  auf  Reisig  Vorles.  ^  39  f.  Friedländer  zu  Juv.  3,  153  ver- 
weise: es  kann  auch  bei  pluralischem  Subjekt  stehen,  wie  Cic. 
parad.  37  at  sumus,  inquit,  principes  civitatis  (dazu  Piasberg).  Die- 
selben Erscheinungen  finden  sich  bei  fprjolv  (W.  Schmid  Bursian 
129,  274),  —  S.  269  spricht  L.  über  Präpositionen,  die  keinen 
Kasus,  sondern  einen  adverbialen  Ausdruck  regieren:  ich  notiere 
Beispiele  aus  Gebhardts  Acta  martyrum.  79,  2  hoc  tisque  in  pridie 
muneris  egi.  192,  27  dissensionem  ipsam  de  inter  vos  amputem. 
193,  14  depost  orcam  eam  deiecit.  Lex  met.  Vipasc.  (Dessau  6891) 
intra  pridie  kalendas.  Hist.  Apoll.  75,  3  Stranguillio  de  longe 
perrexit  (die  andere  Version  hat  a  longe,  das  auch  sonst  häufig  ist: 
vgl.  ixa'AQod^Bv  und  tioqqco&sv).  Griech.  aTvö  Tttqvoi  Deißmann  Neue 
Bibelstudien  48.  —  S.  293  wird  omne  genus  richtig  als  Apposition 
erklärt,  wofür  ich  jetzt  auf  Gl.  Otto  De  epexegeseos  usu,  Münster 
1912  S.  13  verweisen  kann.  —  Daß  die  Bemerkungen  über  Juristen- 
latein, über  wirkliche  und  angebliche  Imitationen,  über  den  Stil 
des  Petronius  und  Tacitus  usw.  den  Nagel  auf  den  Kopf  treffen, 
will  ich  hinzufügen,  um  recht  vielen  das  Studium  des  Werkes  nahe 
zu  legen. 

Jfulgentius.  0.  Friebel,  Fulgentius  der  Mythograph  und 
Bischof.  Mit  Beiträgen  zur  Syntax  des  Spätlateins  (Paderborn, 
Schöningh),  sieht  die  Identität  der  beiden  Fulgentii  namentlich  nach 
Skutschs  Artikel  bei  Pauly-Wissowa  als  erwiesen  an,  richtet  aber 
kluger  Weise  seine  Arbeit  so  ein,  daß  sie  weitere  Beweise  dafür 
liefert.  Abgesehen  von  der  kurzen  Einleitung  ist  die  Arbeit  rein 
sprachlich:  der  erste  Teil  behandelt  die  Syntax,  der  zweite  den 
Stil,  der  dritte  den  Wortschatz.  Fulgentius  gehört  nicht  eigentlich 
zu  den  sprachgeschichtlich  interessanten  Autoren:   was  jedoch  der 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  363 

Monographie  F.s  ihren  bleibenden  Wert  verleiht,  ist  außer  der 
musterhaften  Sorgfalt,  mit  der  sie  gearbeitet  ist,  die  Reichhaltig- 
keit der  Literaturangaben  in  den  Anmerkungen,  vermittelst  deren 
man  jede  einzelne  Erscheinung  in  den  richtigen  Zusammenhang 
einordnen  und  namentlich  die  Abhängigkeit  des  Fulgentius  von 
Apuleius  bequem  konstatieren  kann  (v.  Geisau,  De  Apulei  syntaxi 
poetica,  konnte  leider  noch  nicht  benutzt  werden).  F.  hat  auch 
auf  die  Klausel  geachtet,  und  man  erkennt  aus  seinen  Bemerkungen, 
wie  Fulgentius  aus  der  quantitierenden  Klausel  durch  gelegentliche 
Entgleisungen  in  die  akzentuierende  hineingerät. 

Mustio,  J.  Medert,  Quaestiones  criticae  et  grammaticae 
ad  Gynaecia  Mustionis  pertinentes,  Gießen  1911,  behandelt  die  aus 
dem  5.  oder  6.  Jahrh.  stammende  Übersetzung  von  Sorans  Heb- 
ammenbuch, deren  Verfasser  Mustio  zu  heißen  scheint,  in  sehr 
gründlicher  Weise.  Für  die  Grammatik  fällt  dabei  vieles  ab;  ich 
notiere  aus  der  Formenlehre  ohsetrix  und  ipsud,  namentlich  auch 
Erscheinungen,  die  durch  das  Romanische  bestätigt  werden:  vessica, 
congustia  (aus  coang-),  quagulare,  connus,  frigdor  und  infrigdare, 
gengiva,  grassus,  pulegium.  Das  rätselhafte  acrudus  will  M.  ganz 
beseitigen  und  aus  einer  Verschreibung  von  lavacro  erklären.  Aus 
der  Wortbildung  micina  (Deminut,  von  7nica)  und  titina,  wohl 
Deminut.  von  Uta  (xitd-rj).  Aus  der  Semasiologie  sinus  =  cunnus, 
pes  „Bein"  und  manus  ,,Arm",  mittere  im  romanischen  Sinne  ,, her- 
einstecken", vel  „wenigstens"  (vgl.  Compernass  o.  S.  220).  Ein 
sorgfältiger  Index  ermöglicht  diese  Einzelheiten  rasch  aufzufinden. 

Virgiliiis  JMLavo.  Auf  die  gekünstelte,  das  Übliche  absicht- 
lich verdrehende  Ausdrucksweise  des  Grammatikers  Virgilius  Maro 
macht  H.  A.  Strong  The  Class.  Rev.  25,  70 f.;  201  f.  aufmerksam; 
er  belegt  z.  B.  canitus  'in  alter  Zeit',  moda  statt  modus,  emulis 
"^nützlich'  (zu  emolumentum?),  sapido  "^sapientia',  offendire  'finden*, 
atramentare  "niederschreiben  ,  spirido  'spiritus',  cow^o^an's 'Besitzer', 
uxorari  'verheiratet  sein',  plania  'planities'.  Die  etymologischen 
Bemerkungen  aber,  die  er  S.  248 f.  daran  anschließt,  sind  größten- 
teils phantastisch. 

Prosodie  und  Metrik 

Nur  mit  einigen  Nebenbemerkungen  streift  unser  Gebiet  Lund- 
ström  in  einem  kritische  Bemerkungen  zu  Plautus  enthaltenden 
Aufsatz  „Plautina"  (Eranos  11,  107—130).  Er  bricht  eine  Lanze 
für  Sudhaus'  Buch  über  den  Aufbau  der  plautinischen  Cantica  und 
wendet  sich  gegen  einige  Bemerkungen  Leos  in   seiner  Rezension 


364  Wilhelm  Kroll 

dieses  Buches  Gott.  Gel.  Anz.  1911,  65 — 104,  namentlich  dagegen, 
was  Leo  über  das  Dipodiengesetz  sagt  (so  nenne  ich  es  der 
Bequemlichkeit  halber).  Leo  nimmt  nämlich,  indem  er  Friedländer 
(Rh.  Mus.  62,  74)  Recht  gibt,  seine  frühere  Meinung  zurück,  daß 
dieses  Gesetz  sich  aus  einer  Reminiszenz  an  die  griechische  Ein- 
teilung der  Verse  nach  Metra  erkläre.  Lundström  wendet  ein: 
falls  man  das  Dipodiengesetz  aus  der  Rücksicht  auf  den  Wort- 
akzent herleite  (und  das  muß  man,  wenn  man  auf  die  Herleitung 
aus  den  griechischen  Metra  verzichtet),  so  sei  nicht  abzusehen, 
weshalb  nicht  die  gleiche  Rücksicht  in  den  äußeren  Senkungen  ge- 
nommen werde.  Ich  glaube,  daß  er  im  Unrecht  ist  und  daß  eine 
Erklärung  von  dem  Standpunkte  Leos  sehr  wohl  möglich  ist.  Auch 
in  den  lateinischen  Versen  des  genus  duplex  lagen  die  Hauptikten 
auf  den  ungeraden  Hebungen:  daher  waren  die  auf  diese  folgenden 
(inneren)  Senkungen  die  tonschwächsten  und  die  römischen  Dichter 
vermieden  es  daher,  betonte  Silben  an  diese  Stelle  zu  setzen.  Von 
der  Einteilung  in  Metra  wußten  sie  nichts  oder  kümmerten  sich 
nicht  darum,  aber  die  Iktierung  der  Verse  war  trotzdem  dieselbe 
geblieben  und  ergab  von  selbst  jene  Rücksicht  auf  den  Wortakzent. 

E.  Wallstedt  kommt  in  seinem  Spicilegium  Plautinum (Eranos  11) 
auf  Bacch.  806  zu  sprechen:  per  sycophantiam?  CH.  egone  istuc 
dixi?  NL  ita,  und  erörtert  die  Frage,  ob  der  Hiatus  hinter  syco- 
phantiam  oder  dixi  anzusetzen  sei,  und  trägt  allerlei  spinöse  Be- 
obachtungen über  die  Siatirsige  vor,  die  ich  für  nicht  recht  för- 
derlich halte. 

H.  Mirgel,  De  synaloephis  et  caesuris  in  versu  hexametro 
latino  (Diss.  Göttingen  1910),  behandelt  hauptsächlich  die  Frage, 
ob  die  Cäsiir  durch  Elision  gestört  wird  oder  nicht.  W.  Meyer 
und  Norden  hatten  solche  Cäsuren  angenommen,  L.  Müller  und 
Birt  nicht.  Er  erkennt  ohne  Weiteres  solche  Cäsuren  an,  bei  denen 
die  Elision  in  demselben  Fuße,  also  hinter  der  Cäsur  liegt,  wie  in 
Verg.  Aen.  2,  745  quem  non  incusavi  \  amens  hominumque  deorum- 
que?  Die  Elision  eines  langen  Vokales  an  dieser  Stelle  (in  der 
Penthemimeres)  vermeidet  Ovid  ganz,  die  einer  auf  -m  ausgehenden 
Silbe  so  gut  wie  ganz,  während  sich  in  Vergils  Aeneis  der  erstere 
Fall  .55 mal  findet,  bei  Lukrez  7  mal:  doch  meidet  dieser  die  Elision 
eines  kurzen  Vokales  nicht.  Schwieriger  liegt  die  Frage,  wenn  die 
Elision  zwischen  dem  2.  und  3.  Fuße  liegt:  hier  unterscheidet  M. 
drei  Fälle.  1)  Die  Silbe  nach  der  EHsion  ist  ein  einsilbiges  Wort 
wie  in  Aen.  1,  28  et  genus  invisum  et  \  rapti  Ganymedis  honores, 
und  es  tritt  von  selbst  Cäsur  ein.  —  2)  Die  Silbe  nach  der  Elision 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  o65 

ist  die  erste  eines  Kompositums:  dann  tritt  in  der  Kompositions- 
fuge Cäsur  ein,  also  in  Horaz  sat.  1,  1,  76  an  vigilare  metu  exa- 
nimem  nodesque  diesque  nach  ex,  Aen.  6,  100  obscuris  vera  invol- 
vens  nach  in.  Auf  Grund  dieser  Erkenntnis  verbessert  M.  die  für 
manche  Dichter  aufgestellte  Statistik,  z.  B.  sollen  von  den  47  Fällen, 
in  denen  Manilius  die  Penthemimeres  durch  Trithemimeres  +  Hept- 
hemimeres  ersetzt,  13  in  Wegfall  kommen,  die  wie  2,  463  gebaut 
sind:  centauro  femina  accedunt  (hier  soll  die  Cäsur  hinter  ac-  liegen). 
Es  ist  aber  nicht  abzusehen,  was  mit  der  Frage  nach  der  Berech- 
tigung dieser  Cäsur  die  Elision  zu  tun  haben  soll:  ist  sie  über- 
haupt anzuerkennen,  so  natürlich  auch  in  Versen  wie  Aen.  6,  149 
praeterea  iacet  ex\animum  tibi  corpus  amici  oder  12,  144  magna- 
nimi  lovis  ingratum  ascendere  cubile.  Eine  Nötigung  dazu  kann 
ich  aber  nicht  anerkennen,  da  eben  doch  zahlreiche  Fälle  ohne 
Cäsur  im  3.  Fuße  übrig  bleiben.  —  3)  Die  Silbe  nach  der  Elision 
gehört  zum  Stamme  eines  Wortes  wie  Aen.  6,  53  attonitae  magna 
ora  domus,  und  Cäsur  ist  ausgeschlossen.  Dann  sei  das  Wort  aber 
stets  so  gebaut,  daß  Cäsur  nach  dem  3.  Trochäus  oder  der  4.  He- 
bung eintrete.  Auch  das  hat  mit  der  eigentlichen  Frage  nichts 
zu  tun,  sondern  hängt  mit  anderen  bekannten  Dingen  zusammen. 
—  Weiter  behandelt  M.  die  Frage,  ob  que  von  dem  Worte,  an  das 
es  angehängt  ist,  losgelöst  werden  dürfe  (vgl.  Norden  Aeneis  421), 
ob  Worte  wie  inter  und  interea  als  Komposita  aufgefaßt  worden 
seien,  ob  auf  -m  endende  Silben  zu  den  kurzen  oder  langen  ge- 
rechnet worden  seien  (es  empfiehlt  sich,  wie  das  auch  vielfach  be- 
reits geschehen  ist,  aus  ihnen  eine  besondere  Kategorie  zu  machen). 
Für  diese  und  andere  metrische  Fragen  (z.  B.  auch  für  das  Ver- 
hältnis von  Daktylen  und  Spondeen)  wird  man  in  der  —  leider 
nicht  leicht  zu  lesenden  —  Arbeit  schätzenswertes  Material  finden. 
A.  Siedow,  De  elisionis  aphaeresis  hiatus  usu  in  hexametris 
Latinis  ab  Ennii  usque  ad  Ovidii  tempora  (Diss.  Greifswald),  gliedert 
seine  Arbeit  in  Tabellen  und  Anmerkungen  dazu.  Für  jeden  einzelnen 
Dichter  bis  Ovid  inkl.  wird  angegeben,  wie  viele  Elisionen  usw.  er 
hat  und  an  welchen  Versstellen,  wobei  kurze  und  lange  Vokale  und 
Silben  auf  m  geschieden  werden.  Dann  folgen  Tabellen,  welche 
alle  die  vorher  einzeln  betrachteten  Dichter  zusammenfassen  und 
ihre  Verschiedenheiten  bequem  erkennen  lassen.  In  den  An- 
merkungen werden  die  zweifelhaften  und  die  irgendwie  ungewöhn- 
lichen Fälle  kurz  besprochen.  S.s  Monographie  bietet  jetzt  die  be- 
quemste Übersicht  über  die  Elisionstechnik  der  älteren  römischen 
Dichter. 


366  Wilhelm  Kroll 

Verszivang  behandelt  Ernst  Bednara  in  einem  Leobschützer 
(280)  Programm ;  er  schildert  die  Schwierigkeiten,  die  die  Prosodie 
namentlich  den  Daktylikern  macht,  und  zeigt,  wie  dieser  Umstand 
auf  die  Wortwahl  einwirkt,  an  afrium  neben  aiila  und  peristylmm, 
an  amho  —  uterque  und  cassis  —  (jalea.  Er  erinnert  an  Schlüsse,  die 
Skutsch  daraus  auf  die  Benutzung  des  Horaz  durch  Vergil  ge- 
zogen, zeigt,  daß  man  entsprechend  über  das  Verhältnis  von  Ovid 
zu  Livius  urteilen  könne,  geht  auf  die  Behandlung  unbequemer 
Eigennamen  ein  und  verfolgt  die  Erscheinungen  weiter  bei  gewissen 
Schriftstellern  des  Mittelalters. 

JKJaitsel,  Den  Hexameterschluß  untersucht  L.  Lau r and, 
Les  ßns  d'hexametre  dans  les  discours  de  Ciceron  (Rev.  de  Phil. 
35,  75 — 88).  Er  zählt  in  Ciceros  Reden  nach  Aussonderung  aller 
irgendwie  unsicheren  Stellen  71  Beispiele  am  Satzende,  von  denen 
41  auf  das  erste  Drittel  (d.  h.  den  ersten  MüUerschen  Band)  ent- 
fallen. Namentlich  in  den  späteren  Reden  findet  sich  dieser  Schluß 
oft  in  Kommata  oder  kurzen  Kola,  die  Cicero  vielleicht  garnicht 
rhythmisch  schließen  wollte.  Auch  ist  zu  beachten,  daß  nur  der 
kleinere  Teil  dieser  Klauseln  wirkliche  Hexameterschlüsse  sind,  da 
Cicero  diese  in  seinen  Gedichten  gewöhnlich  aus  zwei-  und  drei- 
silbigen Worten  bildet.  Oft  handelt  es  sich  um  fünfsilbige  Worte 
wie  discruciatur  und  transigeretur,  nicht  selten  auch  (worauf  L. 
nicht  eingeht)  um  solche  Hexameterschlüsse,  die  nur  bei  sprach- 
widriger Betonung  herauskommen,  wie  legem  recitari,  vivom  tenuisti, 

was  man  auch  als  j-  _  üu  _j (minderwertige  Abart  von  Kretikus 

4-  Trochäus)  auffassen  kann. 

Hingewiesen  sei  auch  auf  V.  Brugnolas  Bemerkungen  „Sulla 
clausola  Ciceroniana  esse  videatur^  (Riv.  di  Fil.  39,  558 — 563)  zu 
der  bekannten  Tacitus-Stelle  (Dial.  23)  über  diese  angeblich  von 
Cicero  in  jedem  dritten  Satze  verwandte  Klausel.  B.  zählt  im 
Ganzen  86  Fälle  in  den  Reden  und  weist  darauf  hin,  daß  sich 
Tacitus'  Kritik  nicht  auf  den  Rhythmus  der  Klausel,  sondern  auf 
die  Zusammenstellung  der  nichtssagenden  Worte  bezieht. 

°F.  W.  Shipley,  The  Treatment  of  dactylic  Words  in  the 
rhythmic  prose  of  Cicero  (Transact.  of  the  Amer.  Phil.  Assoc.  41, 
139—156). 

Die  Klauseln  der  Panegyriker  untersucht  W.  Bährens  in  der 
Praefatio  seiner  Ausgabe  „Panegyricorum  latinorum  editionis  novae 
praefatio  maior  (Diss.  Groningen  1910).  Er  wendet  sich  mit  Recht 
gegen  die  Redereien  von  einem  Anfangsrhythmus  und  gegen  die 
von  Zielinski   als  obligatorisch  angenommene   kretische  Basis   und 


Literaturbericht  für  das  Jahr  1911  367 

fordert  Übereinstimmung  des  Klauselakzentes  mit  dem  Wortakzent. 
In  der  Bezeichnung  der  Klauseltypen  schließt  er  sich  leider  dem 
etwas  umständlichen  System  der  guten  Bonner  Dissertation  von 
Hofacker  (De  clausulis  PUnii  Secundi)  an  und  gelangt  von  A  an- 
fangend schließlich  bis  zu  I  (_  |  w  -^),  einem  rätselhaften  und  von 
ihm  nicht  weiter  erklärten  Gebilde.  Während  die  Klauseln  selbst 
bei  Plinius  und  den  Jüngeren  dieselben  sind,  wendet  jener  sie  nur 
an  den  Perioden-,  diese  auch  an  den  Kolaschlüssen  an.  B.  gibt 
die  Zahlen  für  alle  einzelnen  Reden,    wobei   sich   das  Überwiegen 

der  drei  Hauptformen  A,  B,  C  (_  u  _  |  _  u,  _  u  _  w,  _  u ^  —) 

deutlich  zeigt.  Der  Gewinn  für  die  Kritik  ist  nicht  unerheblich, 
jedenfalls  erweist  sich  die  Überlieferung  als  ziemlich  zuverlässig. 

Von  größerer  Bedeutung  ist  die  ausgezeichnete  Untersuchung 
von  A.  M.  Harmon,  The  Clausula  in  Ammianus  Marcellinus  (Trans- 
actions  of  the  Connecticut  Academy  16,  New  Haven  1910).  H. 
führt  die  von  W.  Meyer  im  J.  1893  gegebenen  Anregungen  weiter 
aus  und  weist  bei  Ammian  den  durchgeführten  akzentuierenden 
Satzschluß  nach,  indem  er  die  Satzschlüsse  von  neun  Büchern  und 
sämtliche  (d.  h.  auch  die  Kolaschlüsse)  von  B.  21  analysiert:  der 
in  Kola  zerlegte  Text  von  B.  21  wird  vollständig  abgedruckt.  Die 
beinahe  ausschließlich  gebrauchten  Formen  (3212  gegen  60  ab- 
weichende) sind  die  folgenden :  1)  ~i  -^  ^  ^  -^,,  2)  <^  ^  ^  -^  ^  -^, 
o)  ^  -^  ^  ^  -^  -^,  4)^^^-^-^^^^.  Also  auch  hier  das  von 
W.  Meyer  für  die  spätere  griechische  Prosa  erwiesene  Prinzip,  die 
beiden  letzten  Akzentsilben  durch  mindestens  zwei  unbetonte  zu 
trennen.  Form  1  hat  meist  ein  drei-,  seltener  ein  zweisilbiges  Wort 
am  Schlüsse,  also  nosse  confingit  oder  confluxerit  Romam.  Form  2 
schließt  meist  mit  einem  vier-,  seltener  mit  einem  dreisilbigen  Wort, 
vertuntur  indaginem  oder  opifex  callidus.  Form  3  hat  gewöhnlich 
ein  viersilbiges  Wort  am  Ende,  also  collibus  ahdiderunt,  selten  ein 
fünfsilbiges  wie  monstrare  pollicehatur.  Die  normale  Klausel  be- 
steht durchaus  aus  zwei  Worten,  ^/s  aller  Klauseln  sind  so  gebaut. 
Die  abweichenden  Fälle  erklären  sich  z.  gr.  T.  aus  Enklise,  z.  B. 
ist  dimicans  inter  primos  =  collibus  ahdiderunt,  hactenus  super 
Alpibus  =  tristium  clamitantibus.  Das  Herrschende  ist  durchaus 
der  Akzent,  aber  es  ist  doch  nicht  zu  verkennen,  daß  sich  diese 
Klausel  aus  einer  quantitierenden  entwickelt  hat:  denn  Ammian 
vermeidet  Positionslänge  bei  der  ersten  unbetonten  Silbe  und  sucht 
sie  bei  der  zweiten:  also  nosse  confingit,  aber  nicht  prodest  per- 
multis  (was  in  der  quantitierenden  Klausel  Molossus  statt  Creticus 
wäre)  und  semper  innocui,    aber   nicht   semper  abisse  (Hexameter- 


368  Wilhelm  Kroll,   Literaturbericht  für  das  Jahr  1911 

Schluß).  Als  die  quantitierenden  Grundtypen  ergeben  sich  die  von 
Zielinski  für  die  spätere  Zeit  als  allein  giltig  nachgewiesenen  Klau- 
seln mit  kretischer  Basis,  auf  die  ein  Trochäus,   ein  Kretikus,   ein 

Doppeltrochäus    oder    ein  Hypodochmius    folgt,    also   _  u u, 

_u u_,  _u w_u,  _u w_w_,  woraus  die  ak- 
zentuierenden Formen  1 — 4  bequem  abgeleitet  werden  können. 
Wenn  man  Cyprians  metrisch  gebaute  Klauseln  rhythmisch  mißt, 
so  entsprechen  88  °/o  den  von  Ammian  gebauten  Klauseln:  der 
Übergang  ist  also  ganz  unbewust  gewesen,  wie  man  gegen  W.  Meyers 
Vorstellung  von  einem  Ordner  betonen  muß,  und  erklärt  sich  aus 
dem  Unsicherwerden  der  Quantitäten,  das  wir  an  der  späten  Poesie 
deutlich  erkennen  und  für  das  H.  auf  den  Servius -Traktat  De  fina- 
libus  (GL.  4,  449)  verweist.  —  H.  zieht  endlich  die  Folgerungen 
für  Betonung  und  Prosodie,  die  meist  durch  direkte  Zeugnisse  oder 
anderweitige  Beobachtungen  bestätigt  werden :  adhüc,  aber  sübinde 
dSinde,  deinceps,  plerdque,  teldque,  indeque,  coSperunt,  füere,  pard- 
vere.  Griechische  Worte  werden  fast  durchweg  griechisch  betont 
mit  Ausnahme  der  Oxytona,  also  cylindris  und  architecti,  aber 
chöros  und  mystica.  Synkope  findet  sich  einmal  bei  valida,  Synizese 
bei  negotium  usw.,  auch  promiscue.  Das  Auffallendste  ist  Vokali- 
sierung  von  i  und  u:  a'iunt,  e'ius,  Tra'/'anus,  aqüis  und  sogar  usqüe 
uhiqile,  qüaedam,  qüiete.  H.  erinnert  gut  an  die  Transskription 
KoivTog  und  das  altlateinische  aqua  larüa,  das  doch  nicht  recht 
zur  Erklärung  der  auffallenden  Erscheinung  ausreicht.  Auch  für 
die  höhere  Kritik  läßt  sich  die  Klausel  verwerten:  es  läßt  sich 
zeigen  (was  freilich  nicht  überrascht),  daß  Ammian  fremde  Schrift- 
stücke (z.  B.  den  Brief  des  Procopius  an  Ursicinus  18,  6,  18)  um- 
stilisiert. —  Die  Resultate  der  trefflichen  Untersuchung  sind  in  der 
jetzt  allein  benutzbaren  Ausgabe  von  Clark  bereits  verwertet. 

Wilhelm  Kroll 


Zu  Glotta  V  252 

Nach  V.  Planta  Idg.  Forsch.  8,  1898,  316  lehrt  die  Autopsie 
auf  den  ersten  Blick  die  Unmöglichkeit  der  Lesung  Fluusasiais. 
Wir  dürfen  also  Fiuusasiais  als  Beispiel  einer  osk.  /-Mouillierung 
heranziehen;  ein  'Versehen  des  Graveurs'  anzunehmen  ist  nicht 
mehr  notwendig.  G.  H. 


369 


Indices 

von  H.  Ottenjann 


I.   Autoren-Register 

für  den  griechischen  und  lateinischen  Literaturbericht 


Ahlberg  345 f.  351 
l4/uc'(VTos  294 
Ammann  343  ff. 
V.  Arnim  273  ff. 
ArvanitopouUos  263  f. 
Auerbach  278 

Bäckström  355 

Bährens  366  f. 

Bartel  849 

Baunack  301  f. 

Bechtel  307.  308. 309.311 

Becker  261 

Bednara  366 

Bitjs  310 

Behn  339 

Behrendt  278 

Bennet  317 

Bianchi  359 

Birt  310 

Boisacq  305.  308.  309 

Bolaffi  351  f. 

Bouwetsch  286  f. 

Brandt  355 

Brassloff  359 

Breal  336 

V.  d.  Breiie  273 

Brinkmann  319 

Brock  358 

Brückner  327 

Brugmann  307.  308.  309. 

310.    315.    316.    317  f. 

319.    321.     327.    329. 

330.  331.  333.  334.  336 
Brugnola  366 
Bruhn,  Ch.  273 
Bruhn,  H.  358 f. 
Bürger  354  f. 

Cagnat  328 


Cakot  299 
Calder  295 
Camilli  319 
Cannegieter  318 
di  Capua  321 
XaßiaQds  268 
Charpentier  331 
XarCK^äxig     271.     289  ff, 

292.  293 
Ciardi-Dupre  337 
Clark  350 
Compernass  285 f. 
Conway  325 
Costa  328 
Cremer  281 
Crittenden  352 
Cuny  310.  337 

Danielsson  314.  332 
Deubner  332 
Diels  275  f. 
Dienstbach  282.  283 
V.  Domaszewski  331 
^QCcyov/iiTjg  288 

Ebert  303 

Ehrlich   328.    329.    330. 

331.    332.    333.    334. 

335.  336.  337 
Eisinger  323 
Elter  271  f. 
Endzelin  314.  329 
Ernout  329  f. 
EvayyfXi(^r]S  294 
Eusebio  326 

Fay  306.  316.  317.  326. 

328.  330.  337 
Fick  262  f.  273.  302 
Fisher  357 


Fraenkel  275.  300.  311 
Friebel  362  f. 
Fumi  315  f. 

Gabe  360 
Galdi  286 
Gandiglio  348 
Garrod  356 
Gautier  259.  276  f. 
Gebert  332 
Geisler  320 
Gildersleeve  311 
Grenier  323 
Gustafson  347  f. 
Gustarelli  357 

Harmon  367  f. 

Hasse  331.  335 

Hauser  314 

Havers  305.   311  f.    328, 

340  ff. 
Helmreich  293  f.  331 
Hempl  314  f. 
Henen  324 
Hensel  311 
Herbig  314 
Hermann  295  f. 
Herrmann  300 
Hesseling  287 
Hiller     v.     Gaertringen 

264.  265.  308 
Hindenlang  278 
Hoffmann  259.  272 
Hofmann  323 
Hollstein  355 
Hudson-Williams  296 
Huelsen  337 
Hunt  273  ff.  300  f. 
Husband  316.  318 


370 


H.  Ottenjann 


Jacobsohn     316  f. 

322.  337 
Johannessohn  278  f. 
Jouguet  284 


318.     Myrick  332 


Kaltenberg  278 
Kannengießer  313  f. 
Keep  349 
Keil  282.  283 
Kent  319.  333 
Kieckers  312  f. 
Klinkenborg  329 
Klotz  328 
Kluge  312 
Knapp  324 
Kniep  359 
KövTog  300 
Kornitzer  334 
Kovye'ag  288 
Kovxoviieg  284 f.  301 

KOVQOVVIWTT]?    262 

Ko6ar}s  292 f. 
Kretschmer  311.  334 
Kroll  347  f. 

Lackner  350 
Lambertz  305 
Lattes  314.  315 
Laurand  366 
Lautensach  298  f. 
Lederer  324 
Leich  353 
Leo  363  f. 
Linde  316.  318 
Lippold  310 

Löfstedt  330.  331.  360  ff. 
Lundström  363  f. 

Maas  273  f.  286  f. 
Maass  305  f. 
Mahlstedt  277  f. 
Marouzeau  317.  319 
Meader  342  f. 
Medert  363 
Meillet  261.    319  f.    321. 

334 
Meister,  K.  337 
Meister,  E.  260  f.   265  ff. 
Melander  349 
Menden  357  f. 
Meringer  337 
Merz  286 
Methner  338  f. 
Meyer,  M.  337 
Meyer,  P.  M.  284 
Miller  311 
Mirgel  364  f. 
Moulton  279.  280 
MnovTovQag  291.  292.294 


Nachmanson  294  f. 
Nelz  276 

Nestle  329.  330.  331 
Niedermann  317.  333 
Nielsson  324 
Nöldeke  334 

Ormerod  267 

V.  d.  Osten-Sacken  331 

Osthoff    298.    309.   318. 

322.  328 
Ostir  336 
Ottenjann  346f. 
Otto  325 

ITanayiWQyiov  293 
Parzinger  350 f. 
Paulson  324.  350 
Peaks  317 
Pernot  287  f. 
ntQQTJg  293 
Perugi  351 
Peterson  350 
risConovXog  288  f. 
Pomtow  268  f. 
Prellwitz  309.  336 
Pschor  332 

Eadermacher  279 f.  325 
Earaain  349 
Eeinach  268 
Eobert  303  f. 
Eobertson  279.  280 f. 
Kobinson  267 
Eodenbusch  339  f. 
Eohde  355 
Eolfe  334 
Eonzevalle  294 
Eostowzew  330 
Eouffiac  281  f. 
Eubensohn  283 
Euckdeschel  353  f. 

Salonius  270  f. 
V.  Sassen  356  f. 
Scherraann  308 
Schink  342 
Schmalz  340 
Schönberger  351 
Schöne  275 
Schrijnen  296 
Schuchardt  296 
Schulte  282 
Schulze  320.  334.  335 
Schwab  288 
Scott  272 
Shipley  366 


Siedow  365 

Sittig  304  f. 

Sjögren  350 

Zxtäg  291  f. 

Skutsch  318.    323.    329. 

330.  334.  335 
Slotty  322 

Solmsen  295.  297  f.   299. 

308.    319.     320.     330. 

333.  334 
Sonnenschein  318 
Stabile    323.    328.    336. 

359  f. 
Stahl  312 
Stangl  330.  335 
Steele  321.  355  f. 
de  Stefani  356 
Stocks  280  f. 
V.  Straub  309 
Strong  363 
Sturtevant  300.  318 
Sütterlin  322.  327.   329. 

331.  332.    333.    335. 
336.  337.  338 

Swan  350 

Teichmüller  353 
Tescari  339 
Thoraas  334 
Trunk  285 
Tschernjaew  324 
Tuckey  305 

von  den  Velden  314 
Vendryes  260 f.  296 
Vetter  315 
Vollmer  355 

Wagener  335 
Walde  333 
Wallstedt  364 
Walter  267  f. 
Waltzing  342 
Wecklein  302  f. 
Weiss  281 
Wenglein  343 
Wetmore  324 
Weyman  329.  330.  331 
Whicher  327 
Wilhelm  262.  264  f.  269  f. 
Witkowski  284 
Wright  334 
Wolf  286 
Wünsch  284.  331 

Zereteli  283 

Zimmermann   320.    324. 
328     - 


Indices 


371 


n.   Wörterverzeichnis 


Altindisch. 

ayä  254 
ayarn  256  ff. 
asmai  254 
asmät  255 
aham  256  f. 
idam  256  f. 
imam  256 
ijara  256 
ebhyah  255 
esäm  254 
tuam  256  f. 
tyajati  325  ^ 
tyajas  325» 
tväm  256 
mäm  256 

Avestisch. 

I»häire  321 
ii^yejah-  325' 
mraväire  321 


Griechisch. 

dyad-^Gi  36 
ciya&olo,  -ov  32 
dyad^oToc  34 
'AyäS^conog  73 
Kyaiofiivov  45 
fiyaxkiiTOv  45 
dyavfjOt  36 
{cyKVCüTirjg  72 
"Ayaaiali^iviLg  269 
l4yaaTQ6(fov  10 
tlyavov  29 
«yyelirjac,  -tjg  26 
IdytaCag  269 
Idyrivaxrog  268 
dyrivoqCrjiOt  46 
^Ayxaioio  12 
i\yy.aU3eaai  49 
äyxCaTQoiai  22 
flyxoivTjai  26 
tlyXäwip  70 
clyoQrjGi  36 
«yp«  278 
(lyQavkoio  12 
clyQfvai  278 
flyoiov  10 
tlyQiwnög  70 
clyQoTo,  -ov  37 
tlyooTSQoiai  22 
<'j'/fi««/o<ö'f,  -o(?  24 
14yj(u'(i.oi,o  11 

Glntta  V,  4. 


«Jf/J?  194.  195 
«rfa«  194.  195 
ßj^yiiffc  275 
«Jfj'oi'  32 

IdöfiriTOio,  -ov  18.   19 
Ldfd'p^ffToto,  -01/  16 
«(fiiroto  31 
^^«;;»jf  283 
ded-Xoiai,  -otg  29 
de»Xov  29 
ddxfkiov  45 
detxsaai  55 

«CWTTf?   72 
dd-KvÜTTiai,  -rig  26 
d&KVccToiai,  -oig  23 
l4d^r]vyai,  -i^g  30 
-f«  297 
^t«VTf  322 
AittVTdaai  49 
aiyavii^ai.  26 
aiytiQoio  12 
tilytßi  55^ 
«f>'/;.ti/;  302 
cdyÜMxp  71^ 
{ctyi6j(0t,o,  -ov  13 
Alyiad^oio,  -ov  16 
^r^/Awr  262 
aiyoTToöacoTiog  69.   71* 
afyvTiioi'ai  22 
Atyvmoio,  -ov  16 
cctycjTiög  71 
uiöoCriai,  "5?  26 
cdöoCoio  12 
atdoioiai  22 
di6Qeh]ac  46 
Alöüinog  73 
tdiiyiv^Trjat  45 
tderov  10 

Ai&LÖTTiGGl    49 

^t'^tl  76 

ai&o^evot,o,  -ov  13 
cd&ofx^voiai,  -oig  24 
cd&ovariai  26 
tdjXÜ)M\p  71 
cdjUccTwnög  70 
ccl/uvlioiai  22 
cdv^ai  40 
cdrouöooiac  22 
«iroi;  38 
tdnokCoiai  22 
Aiarjnoco  12 
cdaxQolai,  -oTg  39 
AiaxQvßrjg  262 
AtacoTTog  73 
dxcikküJTnaTog  71 ' 
^AxtaaauEvoio  45 


axfiod^iroio  11 
«xoi'«  274 

«XOWOJTffffft    53 

«xoKff^wj^  274 
uxQoiac  38 
dxQonöXoiat  22 
«xr^f  40 
dxTivaaai  49 
dxTtai  49 
«Aßoi;  20.  33 

«AßCÖTTtf    70 

dkdwip,  -nög  72 
ciXyeai  55 

J^Af^ftj'd'poto,  -Ol;  45 
ciXsaai  52 
äA/j/ff(  36 

tikCoLO   31 

lAXiaiov  10 
liXxivöoio,  -ov  12 f. 
l4Xxo(Tag  263 
«AA?5A>;fff  26 
«AA»;Ao(J'cü(5'dT«f  300 
«AA/jAotfft,  -Off  23.  24 
«AAj^fft  40 
dXXoScinoTai  22 
(iXXoiai,  -oig  39 
dXXoTott^ai  26 
dXXoTQioiac  22 
«AAoi;  38 
HXjUdjnia  72 
«Ao/ofo,  -Ol/  33 
«Ad/o«Tt  34 
AXifiioTo,  -ov  18.  19 
dX(ft]aTrjat  26 
ducid-oto  31 
duccX^ai  36 
dfiu^rjOi  46 
d/jßXvcüTitiv  70.   71 
KU/SAi'W7rd?  69^.  70.  71 
d^ßXwnög,  -(aip  70 
df^ßgoairjOt  26 
dfißooaiov  16.  22 
«,«*  274 
dfmXi^ov  10 
d/jeivwv  298 
dfxsfii]v6g  302 
d/uf'acj  302 
Iduiauidc'tQov  10 
d^i^rS^aXöioau  302 

C(fl/LlCV   274 

24fj,(fifj,ä/oio  11 
l-t/u'fivöfuoio,  -ov  14 
ducfiTTÖXoiai  22 
duifinöXov  16.  22.  23 
d/ii(f>ino6acü7iog  69 
d/n(fia(t)7i6g  70 

25 


372 


H.  Ottenjann 


dfiffOTSQuac,  -ijg  26 
dfi(fortQoiai  22 
dfXüJ/uijTOto  45 
m'  274 
uvaiStai  55 
KVKxy.üCl''  270 
dväxTfai  55"^ 
dviiXTOQir^ai  46 
dvttXxiCr\ai  46 
dvu^ciCojUSVoio  44 

«l'J'pKTTod'ffffft    49 

ilväga/x^eac  55 
ctvÖQtaat  52 
Ki'Jpftfft  52 
ttvägo/xtoLO  11 
«j'J'(J07ryd(TCü7ro?  69 
ch'ÖQO(f>c(yoio  11.  21 
tlv^Qoifovoio  11.  21  f. 
dve^oio,  -ov  31 
äv^fioiai  34 
dviftai  55 
t(v&QwnoLo,  -ov  16 
dv&Qwnoiai,  -oig  24 
äv&gwTTog  69 
dvinroiai  29 
AvTißäaiSog  262 
dvTißCoiai,  -oig  25 
dvTi&toio,  -ov  13 
dvTi&ioiat.,  -oig  24 
l4vrÜMxog  262 
'AvTiXö^oio,  -ov  13 

l47'Tlfld^OlO    11 

dvTi/ii8Tü)nog  69 
^4rTffoo{o,  -01/  14 
dvTiTTQoaconog  69 

fivTQOlO,    -ov    37 

«i'Tw;r6?  70 
drojTTiK  70® 
i^l/oi;  9 
aotJoii  29 
'^  . .  oAc«o?  269 
doXkf'ai  55 
doQTiiQtoai  53 
'AnuLaov  29 
«TTctAoro  31 
dndai  50 
^AnfXuioQvig  267 
dntXtvd^iQta&ivaa  263 
^AntXXawQicig  267 
dnh'KVTi  282 
dneoyä^taUai,  276 
dn^Qunög  70 
uTTf^x'i^o^uiVoiai  46 
dnoi/o/uh'oio,  -ov  45 
dnoxTUiusvoio  45 

'^TToA/^i^tf   262 

«TidAwA«  300 
dnoTelfiv  276 


dnoTfAov  29 
dno(f&i/Li^voio,  -ov  45 
«patTjfft  30 
dQyaketjot  26 
dQycilioco,  -ov  14.  20 
'AQyfioiai,  -oig  23 
«()}'frj'>)fft,  -j/?  26 
dgyvQftjai  26 
dQyvQioio   11 
K^yiipoTjAof  31 
äpj/jjpoii  10.  20 
'Agsd-oiaa  57  f. 
'Agsi^ovacc  57  f. 
''Ag^&wv  57  f. 
"AQtaig  262 
'Agsaxtur  57  f. 
dQSTFjai  36 
^Aqstwv  57  f. 
^AQriid-öoio,  -ov  45 
'A())}iki<xoio,  -ov  45 
dQr]i(filov  45 
^AQr'iroio  12 
^A()if.ioiai,  -oig  35 
'AQiarciQxog  269 
«^taT/jf(T(7t  53 
dgiaroig  29 
'AgiOToxlrjog  266 

dQlOTOV    29 

'ÄQxitaiov  10 
' AQxtq ilov  262 
'AQxt(fi(j(i)v  262 
^A(jxi(fwv  262 
cig/Liccoi  50 
^Aqfxiag  264 
dQ/xoi'itjai  26 
dQVfioiai,  -oTg  24 
apyftoj}  17 
agoToiai  34 

dQQfVCJTtOg    71 

'AQQiTfvg  262 
'Aqoivöov  18.  20 
dQTff-iffaai  56 
^AQTif-iiSoQig  267 
"AQTi/uig  267 
dg/fXKXog  313^ 
7«?/'2?  278 
aQx^ivog  21b 
^Ayoxh)g  261 
doafxivd^ov  30 
«fffA/^?  305 

dorifAUVTOlGl    46 

^Aaiov  9 

^ AaxaXan idSug  263 
^ Aaxakäifov  18.   21 
'Aax).r]7iiov  10 
dandCo^iv  283 
daniOi  50 
dßTCi^^vtaai  49 
«ffr5ow7?df  70.  71 


^A(TTSQW7iog  73 
doToToi  38 
«ffrp«j/«Aotö't  22 
ußTQuai  50 
KffrpcüTrd?  70  f. 
^Aaiöniog  72 

^AaiüTTOtO    12 

"AacüTTÖg  72.  73 
"AacoTTog  73 
dictlfjai  36 
drctqniTOV  10 
dTKOTTjQoiai,  -otg  46 
dTKad^akirjai  46 
driOTTov  29 
arrjUi  40 
driuiijai  46 
^ATQiiSrjai,  -t)g  26 
uTQondjUTiKig  272 
ttTQvyaroio  11 
«roL'j'fTo?  302  f. 
«i;}/j}(Tf,   -^?   40 
Avloniöog  268 
aiiyai  40 
avkiii]at  26 
ßj;A«/'öi;  18.  20 
avkoiai  38 

CCvkoOTUTSV    268 

avköjTTig,  -TTiag  69  f. 
uvrctvTÖv  300 
aiTrjdi  40 
avToio,  -ov  37 
avTOiGi,  -oTg  39 
Avrokvxoio,  -ov  14  f.  20 
Ai'Toifiövoio  11 
d(favQov  29 
d(fiVtioio,  -ov  16 
d(fiQc(6üjai,  -rjg  26 

^A(fQ0ÖlTTl   305 f. 

d(f>viXoioi  29 
'A/cciixov  10 
'A/aiolai,  -otg  29 
dyttaai  56 
dyvvfjf'voKJi,  -oig  25 
d\fJtvSr](ijj'  299 
'Ai(ji']XTOv  262 
dxpiai  49 
dipod()6ov  10 
«wroi/  29 

ßaOtit]Gi  30 

ßKxf^VQQOOV    10 

ßdUtiv  (intrans.)  312 
ßaD.o^ivoio  11 
Bav&tiaig  263 

ßaQVÜJJT^W    72 

ßaadivg  306 
ßaaiXivai  53 
ßißkrjXH  272 
ßelseaai  56 


Indices 


373 


ßsltai  55 
ßilsaai.  54 
ßareQog  298 
ßslTiwv  298 
ß^v&sac  55 
ße'v&faai  55 
ßeoi»oov  29 
yS>;>loi5  38 
ßriaai]ai,  -j;?  40 
ßnidlog  337 
ß^»j?  275 

ßcoio,   -ov  41 

ßlOTOlO,    -OV    31 

ß).6(fc'(Qoiai  34 
ßXi]uivov  10 
ßX^TQoiai  38 
ßi.oovgrjoi  36 
ßkoavQolOi  34 
ßXoavQcÜTiig  70 
ßkoavQODTiög  72 
BoayQtov  10 
ßo^r^Oi,  -ijg  36 
ßoeoiai  34 
ßoeov  33 
ßoeaai  52 
ßö&Qoiat  38 

ßÖd-QOV    38 
Boivwna  73 
ßohjai  42 
ßöXifxog  264 
/Sor«  266 
ßoQQug  195 
ßoTolai,  42 
ßovlavTijat  26 
BovkfjxXiiörjg  262 
Bovlriy.h)g  262 
ßovXyat  40 
BovnQuaCoio,  -ov  15 
/Soi/fft  52 
ßoconig  70 
BQlyxov  262 
ßQOToTo,  -ov  41 
ßQOTolat,  42 
ßQOTolocyov  30 
BgoxvUog  269 
Bvßaxog  262 
^j^/Söw  262 
ßo)fj.oioi,  -olg  39 
ßwfxov  38 
ßwvlrag  301 
BwQov  38 

yä  307 
j/Ki«  307 

raidfo/og  303 
ycarjo/og  303 
j/ßA6pa»;^d?  72 
yafißQoio,  -ov  87 
yafjißqoiai  38 


yci^uoio,  -ov  41 

yc(fi(fi]X)jai,  -jj?  26 

yandiiv  307 

FcxpCag  307 

r«i//tür  307 

yiXlai,  302 

yilovTQov  302 

yevstov  29 

yfv^arcts  283 

y^vvu  195 

j/fi'^'«rof  195 

yfrvay  195 

rfvvctQTjTog  262 

yavvoai  51 

y^Qovat  50 

yeQwvCa.  301 

j/7]  307 

FiynvTtaGt,  50 

riloCcifia  266 

riavxov  38 

D.uvy.ii'm lov  72 

yXavy.öJnig,  -cov  70 

y}.c((fVQrjai,  -rjg  36 

yXacfivQoTo  31 

yXc((fVQoTai  34 

yXvy.SQolo,  -ov  33 

yAojffaj/fft  40 

yvKQ-fxolo  37 

yvad^^uoiat  38 

yvc(y.nT^at  40 

yvafXTiToiai,  -oTg  39 

yofKfoiai  38 

j'droto  41 

ydoto,  -ou  41 

Fonyamag,  -mg  72.  73 

j'o^f^'Cürrd?,  -wntg,  -Mijj  70 

yovvaai  52 

yovvsaao  52 

j'i'«Aoto  31 

yiifUotfft  34 

yvfAVOv  38 

yvvai^Cv  50 

yvntaai,  52 

FvQtjai  40 

da  307 

(yttttyKAsoto,  -Oll  15.  21.  23 
öuidaX^oiGi  22 
Saifxoat,  50 
äuLvvfxivoiai  22 
öaiTi^at,  40 
ÖKiTvfAÖvsaai  49 

ÖKXQVOlOl    34 

ziaiu/nttTrjQ  263 
z/«!'  268 
^ctvccoTai  34 
<y«7r«ri^AA«  274 
Jf^TifJoi'  278 
zldQÖävov  9 


/]uQSctvo)nCSrig  73 
^«i/A/ff  302 
ddifvi^ai  40 
äa(fiotv6g  74 
J^Joox«  300 
rfetf  Atr^'y  274 
ÖH'xvvfii  297  f. 
SsiXoio  37 
rfftAGtoft  38 
6sivoio,  -ov  37 
öeivoTai  38 
/jeivwnag  73 
rfftrwTrd?,  -cüiit/  70 
ätCnvoio,  -ov  37 
(hiQrjat  40 
(^(Qy.ou^voio   11 
öeQxofji^voiat,  22 
S^qfxaai,  50 
ötQ^arCvoiao  22 
asaf.iHv  278 
Sia/Aoio  37 
öeofxoTai,  -otg  39 
S8^i,rsQoTo  11 
Sr]io(,ai[v)  11  ^ 
d'jj/'ou  10* 

^TfKfoßOlO    11 

Zlr\f.iod6y.ov  17 
Srifj.01,0,  -ov  37 
-d'ijv,  Adverbia  auf  311 

SlKXTOQOV    10 

ötävjuoioi  34 
/IttaxovQiärig  282 
/liFtiifiXog  297 
Sirjvfxseaat  56 
öiTjVfyJcn  55 
(Sixtjat  42 
z//^wi'  262 
öCvatTo  283 
()Yr/jfft  40 

SlVOiTOlOi   22 

^lovvdov  30 
öioToeifäiGat  56 
Jt'oi;  38 

JtTrodffWTTo?  69 
öiaxoiai  38 
öiaxov  38 

3l(f)Q0lO,    -ov  37 

6i(f'Qoiac  38 
^Kovvaoco  45 
Öfxüjsaat,  52 
J^cij/jfft  40 
SfxojoC  52 
SoLoioi,  -olg  39 
Jozorfft  42 
^oXCoio,  -ov  33 
SoXioiai,  -oig  35 
SoXiyriQiTf.101,0  4A 
doXt/TjQer^oiac  44 
JdAotfft  42 

25* 


374 


H.  Ottenjann 


^oXöneaac  50 
döXov  41 

SokoifQoavvriOc  46 
66)iOj/uct  278 
SoXüinig  70 
66/iioio,  -ov  41 
SöfioiGt,  -ois  42 
-Jw,  Adverbia  auf  311 
SoQolai  42 
JoQonCSrig  262 
SÖQTIOIO,   -ov  37 
^ovXi/ioio,  -ov  15 
JoifAo?  807 
öovQaai  52 
SovQarsov  17 
SovQsaac  52 
Jpax-  276 
^QrjXoi  301 

SQÖflOV  41 

J'()i^(T/  52 
(5'()wV  71=* 
6vvc(/uh'oio  11 
^vQKTTbiaTog  262 
(yi;(T;{6A«{J'oii  18.  20 
Sva/xeve'iaai,  56 
dva/nfv^at  55 
Svao/jtvov  18.  21 
SvanQÖaionos  69 
(TyffT/ji'Ofo  12 
(}'i;ffr;;i'otfff  22 
äva/ei/u^Qov  10 
övawn^ü}  71 
/Ivatojiog  72 
(5~a};.o?  307 
&(i)/jaai  50 
rftupoKT«,  -ot?  39 
SwTivrjOi  26 

f«yoi}  20.  29.  33 
fyxccai.  50 
iyxscfc'cloio  11 
iyyjCriat.  26 
iy/tat.  55 
i^ävoiat,  29 
idxoaoQoio  45 
f^fft  42 
l{>etgrjai  30 
(faQivfjac  26 
fiaQivoTai  22 
f?«(7xoj'  295 
tiXu7Tiv[]Oc  26 
(iXtcTiroiat,  22 

ffAtTToJ'ffffft    49 

i'tfxaac  50 
*?r«f  283 
fh'o6ioi.ai,  -015  25 
iiQrjafTKi,  299 
f?(>t?  302 
etooTröyoiai,  -oig  24 


ff?  278 
liatjac,  -7JS  30 
iiacüTTog  69 
f/w  295 
ituifAtv  295 
f?wfft  295 
IxftffToi;  29 

ixKTTjßÖXoV    10 

ixctToio  31 
ixccTÖv  196 
^xd~6^?  194.  195 
*x(F««  194.  195 
Ixfivov  29 
ixrjßöXov  10 
(XxXrjjiiK  270 

ixXTTQK^Kt    270 

ixnciyXoiai,  -uig  24 
'ExTOQSoiai,  -oig  24 
IxxvfiivCTag  274 
Ixxvfj^voio  11 
iXüaawv  298 
lX(i(foio  31 
iXäifoiai  34 
IA«T{jffi  36 
'EXtvoio  31 
iXioiai  34 
lAi'x»?  308 
■^AtxüJt'  308 
iXixconög  72 
kXCxbixp,  -wnig  70 
iitltj'  51 
iXxixir^i'^S  313* 
iXxrjd^fxoTü  12 
kXxofxh'oio  12 
iXXföavoTac  22 
*>fA;;f  283 
IjuTjOi,  -ijg  43 
l^h'  274 
i^oto,  -ov  41 
ifioiai,  -olg  42 

fUTlQOVQOe   [—    SfX(fQOVQOl) 

'  265 

fV«pof  268 
^yd^fr;?  194.  195 
fj'<y««  194.  195 
ivioocGt  34 
IvfTijai  36 

ivtCCVTOV    30 

f'r'fot  308 
ivvtairjai  26 
ivvecÖQoio  12 
IvrttÖQoiai  22 
^t'TTiA«  300 
irgaßwg  301 
evTiai  55 
^EvvaXCoLO  45 
IrwTTftJ'to?  70 
^rwTTJj  70 
hüniov  70.  70«.  72 


ivojTTiog  70 
tvtüTiLog  72 
i^eXxoju^i'oio  44 
^E'iwniog,  -läSrjg  72 
loto,  -oi»  41 
ioiai,  -otg  42 
lovGt,  50 
'EnavCSag  308 
^ncufQÖÖLTog  305  f. 
Inteaai  56 
(TieiTK  276 
(TzeiTiv  276 
fTiffft  55 
f 71  saai  54 
inrjyxevtdeaai  53 
l7iid'r]/n(ov  10 
^Eni&ÜQQTjg  262 
InlxovQog  264 
imaacoTgoig  46 
fnioacüTQov  45 
imacfVQioiai,  -otg  46 
iTTiTuSfoTQwxrag  274 
in^x^Q^S  306 
Inix^ovioiai  46 
inrctnvXoio  11.  21 
InovQcn'ioiac  46 
^EnainfTi^g  72 
'Enwnevg  72 
inwnr]-,  doj  70 
^Enwnri  72 
iQyäC^G&Ui  276 

iQyfßlOTÜTKl   283 

tQyoiO,  -ov  37 
fQyoiai,  -oig  39 
l(j(Trj(yi  36 
iotT/uoig  29 
IgißwXov  30 
Iqi^ovttov  30 
igcyöovTToio,  -ov  45 
igCd^oiai  29 
'Egcvvai  50 
igtoio  31 
igtrfuoio  30 
igi(foiai  34 
igiwnecc  (-td"«?)  70 
'Egiwnig  72 
igxeiov  18.  20 
'igxiOL  55 
'Egucct  337 
fgvog  193 
f'^j'o?  193 
^gyo^ivoLO  12 
^g/o^ivotOi,  -otg  25 
^aff^XoTai,  -oTg  39 
^ff^AoJ}  38 
iffxA«po?  265 
fff;<fj'  274 
^ffA«?  274  . 
iaAo?  265 


Indices 


375 


iafxög  308 
iaaofxiv)jai,  26 
iGaofj,svoiai  22 
iaTY.H  272 
iari^^sTKt  299 
iraiQoiai  29 
ircdQov  29 
irtxQoio,  -ov  31 
iTC(Qoiac,  -otg  35 
itseaai  56 
iriQoio,  -ov  33 
iTSQocai  34 

fTJ/(Tfc   42 

irvfxoiai  34 
fvyvufinToiGi,  -ois  46 
fi5rf£ffAoi;  10 
Evöiju  266 
evSfiriToco,  -ov  45 
^i/fdoü  10 
ivCvyov  10 
ivCcüVoio  45 
Eiir]voto  12 
ivxeÜToio  11.  21 
fi;zi;zAoi'  17 
iv/nsrsTrjOi,  26 
Ev/biriXoio,  -ov  16 
tv'^ttfxevoio,  -ov  15 
iv^e'artjg  46 
iv'^earov  45 
fi;d()|Moi^  30 

fl'TTjJzTOL'   30 

evnXoxc'cfxoiac,  -ocg  46 
ivnon^Toiai  44 
eiiTTQÖacüTiog  69 
EvQoCa  67 
ivQQctifeeaai  56 
EvQvXöxoLo  11 

EvQVfKi^OV    17 
fVQVUfTÜJTlOg    69 

tvQvona  63 
ivQvnÖQoio  11.  21 

EVQVTOV    9.    34 

fy()ii;fdpoto   11 
fi}pwj';2?  64  ff. 
fi)()wf(?  64  ff. 
EvQCüTir]  63  ff. 
ivQwnicc,  -nög,  -nt]  70 
EvQwnta  74  ^ 
fi;pw;idf  64  ff. 
EvQwnog  72 
«i;pw?  64 ff. 
Evoüjrag  67 
«i;pcüTt«w  65 
EvQCüxp  72 
ivoa^XfAoio,  -ov  45 
ivaasXfioiai  46 
'EvaawQov  45 
ivaaÜTQov  45 
ivaT((f('ivov  45 


ivOTQ^TlTOCat   46 

svawnia  72^ 
ivTfj.rjToiao  46 
ivTQTJroiai  46 
ivifQoavvrjoi  46 
f();f«Azoi'  30 
tvXUQiatttv  308 
ev/aoiaTia  308 
tv/ügißTog  308 
evx^ai  40 
fv/ouivoiat,  22 
av/ouevov  17.  23 
si'XwXrjat,  -^g  26 
Evwnrj  72 
EvwnCSrig  73 
Evtöniov  72 
Eviäniog  73 
liCSnig,  -w»//,  -W7i6g  70 
Ei'ÜTiig  72 
i(fsXxojuivoiai  46 
'Ex^Tijuog  269 
^E^Coto  31 
%t .  TdA«f  269 
«>"  329 

ßaX^üvLog  804 
ßüva'i  261 
ßKvciaaui  310  f. 
ßarriSag  271 
^^rjf?  271 
^ffJw?  273 
.--f;«;;^^  308 
siX^KVog  304 
ßS/iöa^og  267 
sidßog  265 
^qItito}  265 

Cu&ioiai  34 
Zctxvv&ov  29 
CecfvQoio,  -ov  31 
Z^&oio  37 
qv  276 
Cöcfiov  41 
Cvyov  41" 
fwftv  276 
Zw^öd^s/xig  266 
fw/;ffi  40 
Ccjoiai  38 
fcüoi;  38 
ZuaixQi^ovTog  266 

riyEfxövaaai  49 
Tjtfi^Trdroto  11.  21 
TjeXCoio,  -ov  13  ) 

?}(drfffö't  49 
^HXiioiai  22 
TjAfxrpotfft  22 
TjA^xrpoi;  18.  20.  23 
V^rff  297 


rifXBQoaxönog  278 
iq/U€T^Ql]ac,  -rjg  26 

^fiiT^QOlO,    -ov    13 

rifxsT^Qoiai,  -oig  23 

^t>  297  f. 

|u<v  297  f. 

TjjU/i^a  261 

rjjuiövotai,  -otg  24.  25 

rifxiövov  17 

rivi6}(oio  11 

riVLÖxoiat  22 

tjtisCqoio,  -ov  16 

rjniov  10 

rjQcieaai  49 

"HQü)iSr]g  283 

^\  274 

-  /;fft,  -;j?,  Kasusausgänge 

J8£F.' 

jyfft,  f)?,  rel.  43 

r/(Tt,  j/f,  poss.  44 

Tjvxöfioio  11.  22 

'H(fa(aToio,  -ov  14 

^«jjo-at  268 
x^aXä^oio,  -ov  31 
O^uXsQoto  31 
&c(XfQtj}7i6g  72 
S^dfiroiac,  -oig  39 
S^Kvaroio,  -ov  31 
©«pj'TjAtof  305 
GccQQlag  262 
S-äaaojv  298 
©«i^Ato?  308 
;9^fftou  29 
S^erjat,  -i'jg  43 
^fl'ß  307 
d-tfoio,  -ov  32 
^ao?  307 
{hff^SQiiJnig  70 
&foTo,  -ov  41 
^soTat,  -oig  42 
x^eaneaioio  11 
©fffffaAd?  310 
OeaaaXov  10 
er]ßtiCov  18.  20 
Qi^ßrjai,  -jjff  40 
&r]Xvj4Q^at  26 
Q-riQsaat  52 
d^rjQEVTrjai  26 
^Tjpff^  52 
d^iyych'io  277 
^^y»j(?  277 
,9^^j'wr  268 
^vrjTolai  39 
S-vi]Tov  38 
^ojjfft,  -jj?  43 
^oÄoto,  -Ol»  41 
&Ql]x6aai  52 
d'Qtyxotai  38 


376 


H.  Ottenjann 


&QivvKsT  263 
»Qc^i  52 

^Qovoiat,  -oig  42 
^qövov  41 
S^vyaT^geaat  49 
S^vsfcfGi  56 
S^vjuciXcüip  71 
^ü^^/It;  60  ff. 
Ov^oßoQoio,  -ov  15 

xf^VflOV    38 

&v/ii(üi6rjg  283 
OojfzCyywvos  262 

^IkqSkvov  10 

"luaaCwv  270 

rJio?  285 

Wtoi;  267 

'ifQunvTva  262 

iSQOiOi,  -oTg  35 

/»jr()o?  283 

i,')^cccytvi(aai  56 

"Ixavog  262 

^IxttQioio,  -ov  11.  13  f.  20 

Ix^rrjai  36 

txTivog  301 

7A/>o?  262 

'/At'oi;  10 

ikküat  50 

^'iXoio,  -ov  37 

"if^ßQOV   38 

-«' ,    Neutralformen    auf 

279 
tT'fff«  55'^ 
frioy  10 
"ivcüTTog  73 
/^«Aoi;  10 
?oro-t  38 
'loXtyävTjg  262 
^Io(f(i5(J(Tcc  308 
' InnaaCSriac  26 
'iTTTTciaov  10 

ITTTTSirjai    26 
ITTTTSioV    17 

Inn^taai  49 

ITtTTtJVGl    49 

InnoßüToto  11.  22 
Innoöctf^oio,  -ov  14 
iTTTToSd/uoKn,  -oig  23 

ITTTTOtO,    -ov    37 

iTiTToiai,  -Oig  39 
tnnoxö/uov  17 
"'Innoko/oio  11 
fQrivca  268 
iQiaaiv  50 
"Tqov  38 
ioo/j.(TW7Tog  69 
loTccfiivoio  12 
tffroi;  38 
laxaXioio  11 


tifd^i/uoco,  -ov  16.  23 

i(f)&C[j.oiaL  22 

' f(f)ixi.oio,  -ov  16 

^/(flTOV    10 

/■/^tiffi  50 
«"cüi/^  71 

;f-   Formen   des  Pron.   i. 

Ion.  296 
-X«  Perfekt  272 
KaßaUa  261 
KaSfXiioiai  22 
Ä^Kd~;t<oi.  38 
xaiofihnpi  26 
xaiofi^voio  12 
xaxrjai,  -ijg  43 
XKXoTo,  -ov  41 
xttxoTOi,  -oTg  42 
xaxofiti^dvov  10 
xc(xoQQa(f>(tjai  46 
xaXrjGi  40 
Kcdhdvsaacc  309 
xuXXixöfxoio  11.  21 
xakkmkoxä^oio,  -ov  44 
ZßAAfpöoto  11 
xalki(f(fivQov  10 
xaXkiyoQov  18.  21 
xakkojTliCtaxhcct  71 
xakoToi,  -oi'g  39 
xakov  38 
xukvxwTTig  70 
XKixu'^i  51 
xccfichoio  31 

z«r  (=  wenigstens)  220 
KavSavkrig  308 
xav^oio,  -ov  33 
xav^oiat  34 
;{aj'oJ'ffffft  50 
xänrjai  42 
xantTOLo  31 

XK7TV0V   38 
xänqoiat.  38 
xcingov  38 
x«p  303 
KÜQvwip  73 
xaQnak(fi.oiaL  22 
xtiQQov  274 
xaQTiOTotac,  -oig  24 
x«orfy  (z«5-'  fV)  272 
xaortj/r»2rj;(T(  46 
xaGiyvrjToio,  -ov  45 
xaaiyvrjToiGi,  -oig  46 
x«ff(?  274 

xaaaiTiQoio,  -ov  15 
Kdaawmg  72 
z«rä  270 
xaTtt&VTjToTai  46 
xaTakeißofiivoio  44 
xartikevfiv  300 


xctTctksvead^ai  300 

XKTakldovV   300 
XKTakl&Ova(hKl    300 

xazKTTQrjviaai  55 
xaruipxhifxh'oio  45 
xciTC((fd^ijii^roiai  46 

XKTiVCtVTl   282 
XKTtt'CÜTTCC    70 

xKT)](f>iig  309 
KaTQtvg  273 
xaTbj/uaSioio  45 
XKTConidüj  71 
xKTcoQvyttaai  56 
KavarqCov  10 
xsävoTo  37 

X8lfl^V0V    10 

xsivoißi,  -oig  39 
xeCvov  38 

XiXQK^O/JKl    299 

KtxQorp  728 

xskaivcarp,  -öinig,  -cöny^g  70 

xfAfo?  309 

xtk8v»ov  29 

xf(r)  56  f. 

XfTTUVQOiai   22 
XSI'TQOIO    37 

xiQc.oog  309 
xfQd'aksoiGi  22 

X^QdfGl  55 

x^gdov  38 
KsQxriCg  72  ^ 
KtQxojneg  72 

XfQXU)7T7]    71 

KtQxwxp  73« 
xfQTo/nioiai,  -otg  25 
x^axtTo  273 
xsi'j&iai  55 
Kttfcikrivtaai  53 
xsifxxkfiGi  36 
X  >;<)"*  (Tt  55 

xTjgiaaicfoorjTovg  49'' 
xr]QoTo  37 
xi]Qvxtocsi  49 
xYjTtai  55 
Kr](fiaoTo  12 
xixvojip  72 
Kixövtaai  51 
AYAfxf?  76 
KikCxeoai  51 
xivvjuivoio  12 
xivdönerov  72 
Kivüjnr]  72 
X^^x»?  302 
xiQxoi  302 
xiQxog  302 
Kkniloig  263 
xknv&fioTo,  -ov  37 
Al^«|  262 
KksKfßaaa  308 


Indices 


377 


KXsoqoivi^  77 
KXam'^rjg  262 
KXrjyoQU  268 
xXriidtaai  49 
xlriiav  49 
y.XriQov  38 
xA^Twp  60 
xXiaitjat,,  -t^g  36 
xXta/j.uiac  38 
KXvßivoio  31 
KXvTioio  31 
zAiToi!  41 
xAcüi/^  278 
xvrj/xrjai  40 
xvrjuoiai  38 
xvovnsvg  72 
KvamiKg  73 
Kvwnog  73 
xvwxp  72 
Kottiio  263 
Ko&wn(c  72 
KotSccQov  262 
xoiXtjai,  -yg  40 
xoiXoco  37 
xoÜMTTig,  -jjf  72 

ZOtAwTTO?    71 

xoivoxnarr]Qoaxv(fiog  274 
xofroj'  276 
KöivTog  268 
xotT«fw  284  f. 
xoiTtta^ög  284 
zotT?;  278 

XOITOLO,    -ov   37 

xoXfoTo  31 
xoXXriTitai  26 
xoXXrjToTai  22 
Ko/ui.üj&ioQog  262 
xovirjai,  -rjg  36 
xönoov  38 
zdp«  264 
xop/-o?  264 
xoQVwnCdeg  72 
xöovcDip  72 
KoQQc'(ß(i)v  264 
KöoQuyog  264 
KoQouTog  264 
KooQKTKg  264 
xoQvd^taai  51 
xoQvffriat  36 
xoQCüvtjai  30 
KoQ(i)Vov  29 
xooixriTriQ  268 
xoG/nog  309 
zoTf  274 
xovvovntg  72 
zoi'«»jfff,  -j;?  40 
xovQiSioio,  -ov  15 
xovQoiai  38 
xovooTsgocai  22 


xgdyvov  274 
xQcccm'oTai  38 
zp«i'o?  309 
xQnal  52 

XQCCTUIOV    29 

xQcaegrjai.  36 

XQKTSQoio,    -ov    33 
XQKTfQotai   34 

xQsaaiv  51  f. 

XQSlTTCüV    298 

xpf'fffjwi'  275 

XQ1]UVOiO,    -OV    37 

KQi]TiGat  52 
xorjTrjQat,  49 

XQlOTlQÖaCüTlOg    69 

Kgoiöwvog  262 
Kooiauov  38 

XQÖfMfXVOV    194 
XQOUVOIO   31 
XQOflVOV    194 

Koövolo,  -ov  41 

XQOTCtifOLO    31 

xQOTc<(fotai,  -ücg  35 
KQOTcjTiog  73 
XQveooTo  31 
xQitfa  278 

'xTUfxh'OlO   31 

xTUfxivoiOi  34 
xTfchtaai  50 
Kt(ktov  33  f. 

XTriflCiOL   50 

KrrjQiKg  262 
KTT]o(ßwTog  262 

KTTjQlXQKTTjg   262 

ä^tjJto?  262 
xTiarag  201  f, 
XTVTTog  278 

XTV7T0V    41 

xvnv^rjai  26 
xvciVOftSrjg  70* 

Xl'«2'OtO    31 

xvccvoTTTtQvyog  274 
xvavontoQoio  44 

Zl'«l'Cü7r>Jff,    -TTOff    72 

xvc<V(unig  70 
xv6c(Xi/Lioio  11 
xvSaXijuoiai  22 
xvöoi/jov  29 
Kvd-r^Qoiai,  29 
zL'x^.oii  38 
KvxX.wntaai  49 
xvxXwnioj'  71 
KixXwxp  70 
xi'iiaat,  50 
xiivfaai  52 
;fi'j'07r()dffcü7ro?  69 
;«woi'7rf j  72 
xvvwna,  -djnig  70 
xvi'wxp  71 


xvTieXXoig  29 

KVTIQOV  38 

zi;<7^  52 
Kv(fov  41 

XCJXVTOV    17 
KtüVWTTBlOV    73' 

Küivünr]  72 
Kbivoiniwv  72 
zcüj/cüi/;  70.  71.  72 
zw?  274 

A  enthaltende  Suffixe  300 
Xccßeaxi  312 
A«6fft  55'^ 
A«£crfft  52 

XutiprjQoiai,  - oTg  24 
ActxQivti  269 

^KflOV  41 

Xauno^ai  40 
XdfxnQoiat  38 
XaoTai,  -otg  39 
Akoi;  38 
Xaatoiat  34 
^dÜTTCi^og  263 
Xtt(fVQc(  278 
Af/S»jotf  196.  197 
Xsßr]ToyüoMV  274 
Af7jA«rd5  278 
AftTOpft'fffn'ff«  263 
X^XTQOIO   37 
XsXTQOlOl    38 

AtXiytaav  51 
XeXiyj^ÖTtg  299 
Asitf  305 
Xiovai  50 
Afu^KAf/jfft  26 
^fi'j'fdfoto  11 
XtvyaXioiai,  -oig  24 
ylivxo&sa,  -xa-  306 
XevxoTo  37 
Xevxovv  278 

AfVXlüTTivg    72 

Xs/^eaai  56 
Xix^Gi  54 
Angola  37 
AJ;^ol'  10 
XrjiarrjQai  50 
yli]fxvoto,  -ov  37 
Ar)?  274 
At^'i'p/Jfft  36 
ltyv<f&6yyot,ai  46 
Xi&ttStaat,  51 
;i«5^«f(ü  300 
XidoßoXdJ  300 
XCd-oio,  -ov  41 
Xid-oiai,  -oig  42 
Xtfxfvtaao  51 
Xi/niOi  51 
Xiroco,  -ov  41 


378 


H.  Ottenjann 


liTiKQoiac  34 

XlTTKQOTTloy.ci/LlOlO    44 

kiTTaoüJTia  70 
XCoTQüiat  38 
XiTt~jGi  42 
XCt'qov  319 
loßolat  42 
Ao^of  196.  197 
löyotai,  -ot-s  42 
Aorö^of  298.  309 
Xo^ayös  278 
Xö^ov  41 
Xvyoiai  42 
XvyQotai,  -015  39 
AvxCoiai  34 
Xvxoio  41 
yivxovQyov  29 

yivXTOV    38 

u4vxu)7i7]  72 
^vxwTTTjg  73 
yivxwnig  72 
Avxwnog  72 
^vQavCag  262 
-4vQvr]aaov  17 
XvOiTfXatv  309 
XvoiteXrig  309 
Aojroro  37 
^CüTO(ficeyoiai,  22 

iU«  307 
;u«f«  282 
jUttsag  283 
fiK^oTo  37 
jU«r«  307 

MccucvSqov  18.  20 
TV/««/?  307 
f^aivoufvt^ai  26 

f^CClVO/Uit'OlO    12 

/xcixägtaai,  51 
/LucxQtjai,  -rjg  40 
/LiuxQoTai  38 
/LiccXccxoiai,  -oTg  35 
f^KXtgov  33 
Ma^ciXXuCa  264 
M«j7}'/o?  264 
Mavipi^iörig  264 

flKQfAUQOJTlig    72 

fXKQuctoconög  71 

f^CKQVU/XSVOlO    12 

fj.aovuf.iivoiai  22 
^ccQTvgOjat  26 

/Hc'tQTVQOg  (=    lUCCQTVg)  301 

Maaaaxog  264 
fJHya&vfxov  30 
MtyaXng  267 
|Wf)'«A/]fft  36 
/j.tyc(Xoio,  -ou  32 
fXfyc'iXoiat,  34 
fifydXov  20 


fifyccQoio,  -ov  31  f. 
/iifyKQoiac,  -oig  35  f. 
^^fwr  275 
/usf^TjfioavvrjGi  46 
MaittXiTvg  267 
^ffCüw  298 
fxii,Xi}(Coiac,  -oig  24 
MsiiC&tog  262 
juf/wj/  298 

/LlfXcc&QOV    29 

jLifXctirrjai  30 
jUiXccvvönov  30 
MeXnv(ü7iog,-(6ntvosl2.13 
fuiXitaai  56 
/LitXfoac  54 
/LisXi}jat  36 
fxeXivov  34 
fjiiXno^hnpt,  26 
Miv^xoQQog  264 
MfvfXdov  30 
JVhrocTiov  10 
/ufQoneaai  51 
fiaarjai  42 
fxiaoiat,  42 
fxtaaai'Xoio  12 
/bieaarjat,  -)jg  41 
fxsaaoiat  38 
^eaaov  38 

fl€TCC(fQeVOV    10 

fjiTSCüQoxonog  274 
MiTovnog  72 

MfTCVTTT]    72 
/UiTlüJTOV    69 

MiTwnog  73 
ju»;x'>6/'?  278 
fxt]Xoiai  38 
/nrjXwip  70 
fir}QCvd-oio  12 
/j.r]Qov  38 
/Liia&oTo,  -oij  37 
MiTvXrjVT)  196 
Mt^YJ/j/zof  262 
Mvi]f.iccQ6Qog  262 
uvr]ac(/.iivoiGi,  -oig  24 
/uvrjaTJ] 08001  49.  50 
fj.vt]aTfjQOi.  49.  50 
fi6&ov  4l 
^o(  312 
jUoA^/Sw  274 
MoAoro?  264 
iWoAoi;  41 
[AÖvog  343 
f^övcjip  70 
/uoQinoQionög  71 
juoo/oioi  38 
jUoi'  (für  i/LiavTOv)  285 
[xoirov  38 
iV/ouff«/-?  283 
/uo^Xotoi  38 


ikTt^z-of  269 

flvd^OLO,    -OV   37 

juv&oiot,  -Oig  40 

flVXT}&fXOV    17 

fivXciXfoai  51 
/uvXrjifaTov  10 
juvvijOi  40 
f^vQiwnög  70 
JVIvQ/uiSövioac  49 

flVCUTTÜC    70® 

/^i'tüV  70.  71 
Mi'wi/;  72 
fxüXwxp  71 
fiüjoa  266 

r«o?  259.  278 
Nuvot-x^öov  17 
vavOixXsiTOto  44 
»'«iTi^fft  40 
v^aooi  52- 
rfrjxfat  55 
vuoio  37 
rtxüSeoOi  51 
rexooio,  -ov  37 
rsxQoToi,  -oTg  39 

TtXTCtQiOV   18.    20 
TfXViOOl   51 
ViXVOt    51 

väoio,  -ov  41 
vtonQloTov  45  f. 
NiOJiToXs/uoio  45 
veooGoToi,  29 

V80TSVXTOV    30 

7'foi/rftroi;   10 
vsTOjnov  71^ 
rufitooL  56 
rsffs'Xyjoi  36 
väiftoai  54 

VfOJTSQOV    10 

vTjSvioioc  22 
i'^fCTi  55'^ 
r>jffffft  52 
iV^/jAiiV  273 

T)^7TC8ljOt,    26 

vrjnvTioiat,  22 
vriooiac  38 
Trjoov  38 
vrjvoi  52 
vCtqov  319 
ri(fc'«Ssaai  51 

VIOJTTOV    71^ 

voTjfxuoi  50 
vöiAog  261 

VO/LIOV   41 

rdow,  -Ol;  41 
7'offo?  309 
rdaroto,  -oi;  37 
voTitjOi  36 
roToto,  -Ol;  41 


ludices 


379 


rvxTSQü)7iüg  71 
rvxTwnög  71 

vv/n(fCov  10 

V(Ü7I£0/UC(l    70 

vwToiai  38 

VCÖTOV  38 

Sävx)-oio,  -ov  37 
^aivlov  10 
letrod'dxoi;  17 
Siivoio,  -ov  37 
^sCvoiai,  -oig  40 
|fffrr7fff,  -/]ff  40 
'^earolo,  -ov  37 
Searoiai  38  f. 
iaaroij  20 
Srjvccyooag  268 
^Kfseaai  56 
Si(psac  55 
fwdi'  276 
lü^oü  41 
'^voTolai  38 

o  272 
oßeloTai  34 
oyfiov  38 
orforo,  -oi;  41 
oVüüfffc  50 
öd'vj'ijfft  36 
odvQo^^voiOi  46 
oivoTiäSoio  11 
dö^dvfjfft  36 
0?6<Tt   51^ 

oieaai  51 

d<fi;poro,  -oü  45 

oiCvQoTat  46 

dtfi'ff  197 

oir^xeaai  49 

ofjs  41 

oixfTog  285 

oixiarriQ  197  ff. 

oixoio,  -ov  37 

oivoio,  -ov  37 

olvo/öoio  11 

o'ivoxp,  -wnög  70 

Oivwnag  73 

Oi'vutntg  73 

oivwip  70 

-oto,  -Ol;  Kasusausgänge 

^8ff., 
oro,  ov  (von  o?  =  f dff)  44 
oioiGc  39 
oXoiGi  39 
oiofiävoiai  46 
oionöXoiai  22 
ot'ou  38 

-otfff,  -otf  Kasusausgänge 
8  ff. 


ottrt,  oi?  (von  of  =  ed?)  44 

oiff«,  otf  (rel.)  43 

öicerov  29 

olavCvtjai  26 

oi^o/nsvoio  12 

oliovotat  22 

oxa  274 

oxx«  274 

dxota  296 

oxoCriv  274 

özoffffov  296 

'OxrtuTT«?  70 

oA/Sfou  10 

dAe;9^poi;  29 

dAs^fwi-  298 

okiyoiat  34 

okCyov  33 

öAo^ffi,  -/]?  36 

dAotjJö't  30 

d/ooro  31 

öXooiGt,  -olg  35 

^OXvfJLTTlOV    10 
'OXvf^TTOV    29 

"Oi^ßgCag  309 
ofj.ßQi,ov  309 
ofxriQu  270 
ofxCXov  29 
ofxfxaai  50 
6fio(f)Qocivv)jai  46 
dfi(f)uXov  10 
-Ol'  (II.  Aor.  auf)  300 
^OvaaayÖQag  260 
oveiSeioiai,  -oig  46 
oveiSeai  55 
ovsiQiirjac  46 
drffpoTToAoto  45 
ovrjiaToi  (beim  Fem.)  276 
^OvriQavS Qog  262 
^OvrjQiSrjg  262 
^OvrjQt,fxog  262 
ov&ov  38 
ovii^saat  51 
o^siyai,  -tjg  26 
d^fff«.  50 
6^v6eQxeirj  71 
o^vQvyxog  310 
o^vojTirjg  71 
'Oli^wriov  73' 
OTT»}   70« 
onXoiOt  38 
onXöreQog  309  f. 
onnoTfQoiot  22 
oQSXTrjai  30 
oQeaxojoiGi  46 
o^fcrcrt  54 
oQ&oyQKifog  310 
oQ&oyQatfdiv  310 
OQiträvToiv  265 
OQXOV  38 


oQ/LiaO-ov  10 

OQfXOV    38 

ÖQvl&saat  49 
oQiuai  49 
oQvvfiivoio,  -ov  15 

'OQTlXÖ/OiO    11 

oovjuaySov  30 

0()X('iTOV    10 

oQxrjO-fAolo  12 
^ÖQwnog  72 
o?  ^«1'  285 
6aaoi<n  39 
"OT«ro?  262 
dr^i;j/»;  276 
oi5  (rel.)  43 
0«}..,  oi;Tf,  ojJJf  x«r    (== 

nicht  einmal)  220  f. 
ovaat  50 
ovara  275 
oi;(5~£  311 
oi^cJoro,  -Ol"  37 
ovrfoi;  34 
o«}>j|t/lAof  337 
oi)5-f/?  278 
OvXvfinoio,  -ov  14 
Oi^TTf?  73* 

OVQKVOV    10 

ol;()otö'f  38 
oiJrKJ'fKj'oro  11 
ovTiSavolat  22 
ö(fi&<xXf^oTo,  -ov  16 
6(f{hccXfj.oTai,  -olg  24 

ÖCfQVGi    50 

oyhaai  56 
Ox^^(ov  10 
o)(d-\]ai  40 
d/y^dj  278 
01//01»  38 

TT-  Formen  des  Fron,  im 

Ion.  296 
nccCdeai  55 '^ 
nctiStaai  52 
nat,So(f6voio  11 
naiGi  52 
nalyyiov  275 
naXaLov  29 
naXaiifiätov  10 
nakiifiriGi,   -yg  36 
TlKfXTlUV  278 

TiavdyQov  29 
navctC&tjiGi  30 
JjKVccfxvrig  260 
UavSttqiov  18.  20 
nävSoxog  269 

7TC(VT]fieQl0lGl,   -Oig  46 

näv&ov  38 
nni'Gtt  263 
nävTiGGi  52 


380 


H.  Ottenjann 


7iaVT0it](Ji,  -ijg  26 
ncivroCoiai,  -oig  25 
navTüCov  18 
nanalog  307 
nagä  (c.  acc.  st.  dat.)  271 
7iaQct()Qr]Totai  46 
7iaQiaTi]'^tTKi  299 
nagriooCtjai  46 
TiaQ&fvcünög  71 
HaQj'rjaoiJ  18 

TIUQVOJIJJ    72 

naQWTrig  71 

TTtttTj/fft,    -//?   41 
TTKfft    52 

TiciGaüXov  10 
naaavSirj  278 
TiaTQoxctaiyvrjToio  46 

IlttTQÖxXotO,    -OV    14 
TlKVQOlGl   39 
TTKVQOTSQOiai    22 

Ilaffluyövtaai  49 
TieSCoio,  -OV  32 
nfiQaai  50 

ITSIQI&ÖOIÜ,    -OV    15 

IltiaävÖQoio  12 

TTfAwyffTfff   54 

IIeXaö(i}Qov  267 
mXctayov  29 
nae&Qa  263 
ne).t»gatos  263 
naifygov  263 
TisXftciai  50 
Tiekextaai  50 
ntXvJQOv  29 

TlfVl/QOV    29 

Tisncifih'oi  274 
neni^/j^ai  275 
TiänXoio,  -OV  37 
TT^nkoiat,  38 
ntnovrixÖTCit,  300 
ITfQyciuov  10 
TieQbxXvTov  10 
TTtQixTiövtaat,  53 
IJeQtxvjuctaiuiv  270 
TTiQtav  196 

TlSQllfaiVOUfVOlO    44 

TiiQKonri  70.  71 
TTSQicünrjg,  -sw  72 
UsQXüiaiov  10 
neQavag  196 
TieQvai,  196 
nfaaoTat-  38 
7rfr«Ao/(rt,  -ot?  35 
n^ialog  271 
TiiiQ^at,,  -r^g  41 
TifTQoerrjQCg  263 
nevxaXifirjOi.  26 
ntvxiSavoTo  11 
TTfc/nCorf?  299 


nrjyfjai,  -rjg  40 
i7»jAfi;?  273 
nrjXtov   10 
UiyQTj^o  266 
7r/ff<?  275 

7Tt(;(r)^fjVC(t    275 

7Tif^tXoactQxo(fic<y(ii}V  274 

TTlVOfXf'roiO    12 

nCrvaai  51 
nXctCofxtvov  17 
nUh^oa  263 
nU&Qor  263 
7TXtioig  40 
nXiCoai  50 
nXtCov  38 
nXtövsaai  51 
nXfxToiai,  -oTg  39 
TrAfw?  300 
nXrjyfjai  40 
ttXovtoio  37 
TTvoiijat,  -/]?  40 

TTOcffffffi    52 

noäcjxiujcst  46 

710(^(6x601.    55 

TToöbJxrjg  278 
Tloädöwi^og  262 
Tioifiv  276 
TToajTijat,  26 

TTOCTjTOi'o    12 

7Toir)ToTai  22 
7ioixiX/.iceai  50 
noixiXov  10 
TToi/utai  50 
TToi^vyjat.  40 
IToiTficp  263 
Tfox«  268 
7rd;<«  274 
TioXeiOOi.  51 

TloXif^lOlO,    -OV   32 

noXiai  51 
TtoXiaoi  51 
TToXUant,  51 
noXioTo  31 
TioXXrjai,  -jl?  41 
TToXXoTat-,  -oig  39 
TloXvßoio,  -ov  33 
TToAf^Vad'fUoi'  10 
TioXvdaxQvov  10 

TToXvSaXQVTOiO    44 
TToXvi^äOflOV    30 
TToXvrjQc'iTOV    10 

noXvCSov  30 
TioXvi6osirjai  45 

TIOVITITOV    30 

noXvxÜQTiov  30 

TloXvXfQSfiljOl    45 

7ToXvxX)]iai.  50 
TioXvxfxriTov  45 
TioXvu^Xov  30 


IToXvvT^ov  30 
UoXvoxTog  262 
TioXvnXäyxToio  45 
TioXvTiXäyxToiai  46 
noXvTiTvyov  10 
noXvnvQov  30 
TioXvaxdoß^uoio  45 
noXvTQriTocai  46 
TioXvifun^üxov  10 
noXv(fXo(aßoLo  45 
noXvif'öoßov  30 
TToXvyaXxov  30 
TToXv/Qvaoio  45 
TiofinoTac  38 
noviacu  278 
TTorofo,  -Ol'  41 
növovGi,  -oig  42 
növtoio,  -ov  37 

TIOVTOTIOQOIO    11 
TlOVTOTTOQOlGl    22 

noqavvoi  278 
TioQifvQ^oLai,  -oig  24.  25 

TTOff   295 

Troff/  (rroaaC)  52 
TiOTa/Joio,  -ov  32 
TTOTf   275 
TTorsQoiai  34 
TTort'  274.  275 
tiotO^w  278 
TioTi/j-og  278 

TTOTOio    41 
TTQKTTlSsaai    51 

TiQc'aTsiv  276 
7r()fn'  297  f. 
71  QsaßvTSQoiai  22 
TTQsaßüJV  300 
JTQtj^iövSrjg  262 

ÜQUiflOlO,   -ov  32 

ITQixcüvog  262 
TToiV  297  f. 
TTQiarov  38 
7Too(ioxrjai,  36 
7iQo&viA()]at,  46 

TllJO&VQOlO,    -ov    33 

Tigo'i-vQoiai,  -oig  35 
ITooiToto,   -ov  37 
Hoo/uci/oio  31 
TToofxüyoiai,  -oig  35 
Tioo/LiSTConläiog  69 
TlQOrCüTT-qg   70** 
TtQOVWTTlOg    70" 

TT^d?  275 

TtQoaxciTCiXaXovvTi  275 
irQoacüTTiTig  73  ^ 
TiQoacoTTor  69 

TTQOTSQOIO    31 
TlQOTEQOlOl    34 
TTQOTOVOiai   34 

TTooyo^ai,  -iJg  36 


Indices 


381 


TtQvXisaai  51 
TT^vf^vrjac  40 

TlQVjUVOlO    37 

7i(ivfxvoTai  38 
ÜQWTtaiXüov  31 
ngiüTTjai  40 

TlQWTOlffl,    -oig   39 

TiTSQvysaac  51 
ÜTolffiaCov  30 

7lToXsfJ.OlO,    -OV    32 

TltyiiaCoiai  22 
nvxivolat,  34 
nvy.ivov  33 
Tivxv^at  40 
nvxvoiai  39 
i7i'A«o?  269 
TivkrjOi,  -tjg  43 
IJvÜotai  34 

UvkoiO,    -OV   41 

nvuKToiai  34 
Tjvoyoiai,  -üig  39 

TlVQyOV   38 
TTVQOifÖQOlO    11 
TTliOffft-W    278 

nvQaoinög  72 
711'^ wd"»)?  70' 
TTVQwnrig,  -ig  72 
Tzi'ptüTrd?  70 
ZTirr«  262 

TTwAotffi    38 

Tibjfiaai  50 

p  enthaltende  Suffixe  300 

Qcißäoiai  38 

p«'cft|  76 

'/»«rro?  269 

Quxisaai  56 

^cixtatv  55 

W|t?  269 

p/jj/ffffft  55 

•Pijffoi;  38 

QTjTWQ    60 

pif»jff(  40 

QtVolo,    -OV    37 

qivolßi,  -olg  39 
p^D  41 
QlTKGGi   52 

'PoöoaxciQifd  266 
'i^d(5'oL'  41 
'PoödüTiig  72 
Qorjai,  -j]?  43 
^doto  41 

QOTTÜlocaL   34 

^OTT^    (xCdQOv)    215  f. 

^j;^?j  278 

QVf^OV    38 

QVTlOXlßSoTOXbJV   274 
QVTTJQai   49 

^vTolai  39 


^(xißCöag  301 

SayyuQLoio  11 
Zasößixog  269 
aaxitaac  56 
aäxiacv  55 
adxeaai  54 
ZuxQireg  269 
2äfiot,o,  -OV  41 
2üfi,og  269 
^avänr]  73® 
aaviöeaai  51 
^«pywx'  262 
ffazpffffff  52 
fff/S«?  3251 
a^ßofxai  325^ 
asavXkrj^fci  283 
afjf^a  59 

GTjjUCilVCO   58  f. 

arifxciVTriQ  59 
GriuavTr]Qiov  59 
arjfiKVTQig  59 
ai^juccvTfjov  59 
Gri/^(ivT(üQ  58  ff. 
ffijort,  -^?  44 
2,d^svekoio,  -ov  33 
GKtXoio  31 
aiciküiGt  34 
^lyyXci^Tjg  262 
GiS^oov  29 
ZiXußvXXtog  263 

GtfMOTTQÖGOinog   69 

ZifJ.(iiv3ag  268 
^ivüjrrr]  73 
gCtoio,  -ov  37 
2Jxca)jGi.  40 
2xafj.c(vSQov  29 
GxiivSii  76 
axriniQov  38 

GXt-Ö&QiTlTOg   274 

GxoXöntGGi  51 
GxonsXoiGi  34 
Gxon^Xov  33 

GX07T0V    41 

^zii,?^»??  262 
Zxvd^QOTitiör\g  73' 

GXVxtQOJTTOg    70.    71 

azi;A«;;£(T(Tt  51 
2^xvXrj(f:0v  262 
2!xvQov  38 

GXMTTTl'XXlO    274 
GfllXQ^GC   40 

(Toro,  -ot;  44 
GoiGi,  -oig  44 
G-dA«j'  283 
GTisQyvg  301  f. 
ZneQx^Lolo  12 
GnsQ^of^^voio  12 
GneväövTiGGi  49 


GntXüStGGi  51 
ffTTÖyyoffft  38 
GnoSov  41 
(rr«Cw  278 

GTK&^/XoTo    37 
GTa&fJlOtGt    38 

aia/iiivsGGt,  51 

GTCCVQOlGl   38 

GTctcfvXrjGi  36 
Grci/VSGGl   51 

GTsrwnög  69^.  70^ 
arf^fjjfft  36 
GTiQeoiGi,  -olg  35 

GT^QVOIO    37 
GTSQVOlGl   38 

GTioQÖg  195 

GTriSSGl    55 
GTTjd^tGGC    55 
GTißaQ^Gt   36 

GTißKQotg  35  f. 
GJiyfMri  (xqÖvov)  215 f. 
GTOfxd^oio  31 
GTOva/TJao  36 
GTQcaov  41 

GTQSnTOlO  37 
GTQiTlTOtGt  39 
GTOOV&OIO  37 
2^T^0(f>lOlO  31 
GTvySQ^Gi  36 
GTvySQoto,  -ov  33 

GTVytQOlGt,    34 

GTvyiQwntjg  70 
GTvysQwnög  72 
.Zi'j'yA«()'oi'  262 
fft;)/X0t1'0?  268 
GvSGGl    52 

Z't'^o?  269 
avfxßovXevofica  216 
GvfißovXevco  216 
GvvotxiGtriQ  199 
Gvvo/rjGi,  36 
GvonXovTOGvvH  274 
ff  y ort'  52 
Gv(ffiov  29 
GqieT8()t]Gi  36 

GiftTiQOV   33 
G(fl^X8GGt,    52 

^(frjXoio  37 
ffyjj^fft  44 
GcfoiGi,  -otg  44 
ff^oj;  44 
^(Mxiäov  262 
^o'jxoio  37 
2^a)^rjXog  262 
ZbJoixi^Tjg  262 
awnrj,  Tj  275 
ffoJff  300 

T{tXc(f()yov  30 


382 


H.  Ottenjann 


raXäffiQoiai  34 
TäXog  263 
Tct/nos  274 
javaoTo  31 
tkvcccotik;  70 
Tavvtjxtai.  55 

TtXVVTTTSQVyfaai   53 

T(i7Tr]ac  50 
TKQyi]Xt,og  305 
T((Q(f(ai  55 
ravQoio  37 

TßL'OtüTTOf    70 

Taifioiai,  34 

Tti(fiOV   41 

Tä(fov  41 
TälfOOlO,   -ov  37 

TKxeioai  51 
Ts^ai,  -fjg  43 
Tehraxo/ttlxtSag  274 

TilOOfAiVOlO    12 

TfiQOfi^voiai,  -ocg  25 
TiiaavoQiöag  269 
Tilx^aai  55 
Tfxi'foai  56 
Te'xfoai.  54 
TfkttjLaoviov  10 
Tfki'eaai,  56 
Tf'/jjutxeg  76 
Ttvidoio  31 
TeoTac  42 
Tionouäroiai  22 

TSQlplfjßQOTOV    10 

Tfrp«j/(üJ'07rpöffcü7ro?  69 

TiTQdTOJJTÖg    70 

TtTxaiiog  283 
TSTTiyfaai  49 
TevxQoio,  -ov  37 
T£r/ffft  55 
Tevyeoat,  55 
Tf'yvua/^iK  278 
Tiyvt]ac  40 
T>J^>j'  307 
T7?6^«'?  307 

Tr]k(x).f(TOtO    44 

Tr]X(U('</oio,  -ov  15.  20 

TtjXlXOV    10 

Trjhdnig  72 

r?jAtü/To?  70 

TTjjnovTog  274 

Tjjfft,  -jjf  (pron.  dem.)  43 

T{]fft,  -jjff  (pron.  rel.)  43 

fi&iovÖTo  12 

TtV  274 

Taüvoio  31 

Ttrw  245  f. 

ToßciXihiog  263 

Tot  312 

To?o,  -oi)  (pron.  dem.    43 

Totoio,  -ov  37 


TOIOVTOV    18 

Totp  263 
Totf  263 

T0?ff(J"6  43 » 

Torfff,  -OK  (pron.  dem. 
Torfft,  -or?  (pron.  rel. 
Toiyov  38 
Tox)]vac  50 

TOXOtO   41 
ToAAoi;  262 
ToXo(f>wv  269 
ToX(fwv  269 
TOI'?  263 
To^svTrjai  26 
To^otai  38 

TOIOÜ  38 

TÖaarjat  40 
Toj}  (pron.  rel.)  43 
ToiJJ'f  43^ 
TovToiai  39 

TOVTOV   38 
TQTjTOiO    37 

TQYiToZai,  -oig  39 
T()iSTr)Qig  196 
TQi^Trjoog  196 
TQii]xoaloi.ai  46 
TgiTaroiai  34 
TQtToyh'fia  310 
TQiToyh'ftK  310 
TQCToySvijg  310 
TQtjoxovor]  310 
TQiTonäioQtg  310 
TQLTonaTQfig  310 

TQ0lCt]V0l0    12 

TQonolai,  -oTg  42 
TQo{)»i7inog  262 

TQ0(f0V    41 
TOOyOV    41 

Tgokaat  52 
T()()))]ai,  40 
r^wffi  52 
Tüd"*«;?  273 
Tvi'SaQs'oio  274 
TvvdttQiov  17.  21 
Tvnrjai  42 
Tvnwrog  262 

TVQOV    38 

Ti;ow  245  f. 
TiKfiXiDip  69".  72 

ißgiOTtjai  26 
{!(5"f(po?  71"^ 

V^QOQÖrj    71 

ilrf^of  38 

VÖQCOIJJ   71 

i/'ffffft  52 
vloTai  38 
i/joL"  38 
vtcjvoTo  12 


v^«r?  297 

vfxer^Qrjai  26 

v/j.eT^Qoic!i  22 

vfxniQov  17.  22.  23 
43     i}^/>  297  f. 
43     u^tr  297  f. 

iiW?/  310 

vnaQ&vfÄOvo,  -ov  45 

vneQ&v/noiai  46 

V7TfQ&lifJ.0V    20 

vneQonXhjat  45 
vTiEQonXog  310 

vnSQCfiKxXooGl    46 

i;7rro<o,  -01/  37 
vTTo&rj/noavv^ai  45 
vnovrjiov  10 
vnoay^aCtjai  46 
vTKÜniov  70.  71 
vnwnCg  71 
'y^rcfxoi;  10 
iJffffCüTro?  71'" 
vtjjTjXrjac  26 
vipTjXoto,  -ov  16.  23 
vijjTjXotai  22 
vipixofioio  11 
vxpixöuoiat  22 
v\poqo(fot,o  11 

(fUSlVOV    29 

(f^KsatiißgoTov  10 
^PaiSgog  269 
tfKvÖQwnög  70 
4>aiSu)7iag  72 
'Pai/jxsaai,  49 
'pKirj^i  49 
(fäXccy'^t,  50 
<f>c(Xc(Q(&ag  263 
(fäXoiai  42 
4'avm>Srjg  262 
(ftagO^aJog  265 
if^taoyävov  10 
4'avw  266 
(f'8yyog  278 
(fSQkoixog  313 ' 
^fp^rw  313' 
(f^QiOTog  298 
(fSQifoog  298 
-^)72,  Wörter  auf  300 
(frjoaC  52 

-y'??,  Wörter  auf  300 
(frjGij'  362 
(f)x)-iyyofiivov  19.  21 
ip&sy^KfMirov  17 
*i^t«  310  f. 
^'i^/f?  311 
^ö^/"/?  311 
(f&iju^voio,  -ov  33 
(f&iHevoiai  34 
(f>iXT]QSTfA.ota(.  46 


Indices 


388 


(fik^ai  42 
(fitkoio,  -ov  41 
(fi(Xoiai,  -ocg  42 
(fcXonda  283 
(fUonTok^/uoiai  46 
(f.ilTeQog  298 
'PClwip  73' 
yA«j'  st.  Skiiv  275 
(fh^ct  40 
(fXöywip,  -wnös'lO 
tpXoCaßoio,  -ov  37 
(fößoio,  -ov  41 
4>oißov  38 
(foivrjSis  75 
(poivixeog  75  f. 
<Poivixi]  76  ff". 
'PoiVixCdrig,  -dätjg  77 
'PoLVixlirjg  11 
(f'Ocvtxösig  75  f. 
(foivi'i  15i. 
'Poivi^  74  ff. 
(foiviog  75 
(foiviaaa  75  f. 
fpoCvtaaa  11 
(foivög  74 

-^01',  Wörter  auf  300 
(fovfjai  42 
if.övoio,  -ov  41 
-i'OQStaCa  267 

IfÖQTOV    88 

-yo?,  Wörter  auf  300 
(fQKOig  305 

(pQc'cTWQ    60 

(figeaC  52 
'pQorCoio  31 
^pi/j^wj'J?;?  262 
(fvCctxcv^ai,  -rjg  26 
(fvXaxfaoi,  51 
'PvXäxoio  31 
(fvXaaao/LiavoiOc  46 
(fvXXoiGi  38 
(fvXoiai,  -oig  40 
(fwxijai  40 
(fWQiafxoiGi  22 
^tüi/;  72 

XaXenoio  31 
XaXanolat,  34 
X«Azfi'?  283 
/aXxriQeai  55 
/ccXxoaQug  311 
)ruXxolo,  -ov  37 

J(C(XxOTlC(QrjOV    31 

XÜQiai  51 

XCtQlTiGOl    51 

XKQiTWTZTjg,  -ig  72 
XuQontccg  269 
XapoTTOto  31 
XiiXaai  55 


^ecjufQiTjac  26 
XsCQaai  52^ 
Xf(Q(aai  52 
ytiQi^ig  275 
/siQOT^Qoiai  22 
Xfi(j(ov  298 
;^fAwj'?y  278 
XfQaaai  55^ 
XaQfiKÖCoiai,  22 
/6()ct/  52 

X^QGOV  38 
XriXolo,  -ov  37 
Xi]Xolab  38 
X(oco  41 
XiTwöi  50 
Xoävoiai  34 
XÖXoLo,  -ov  41 
XoXojTotai  29 
XOQoTo  41 
XOQonvnCr^ai  46 

XOQXOlGl.  38 
XQi]fxa.av  50 
Xpr/ffrwTTOf  73 
XQvoköqov  10 
XQva^rjai  40 
XQvaiirjai,  -r]g  26 
XQvaaioiai,  -oig  25 
XQvaäoto,  -ov  37 
XQvae'oiGi,  -oig  40 
XQvar]XaxKTOv  44 
XQvaod-Qovov  10 
XQvaoio,  -ov  37 

XQVGOTliSiXov  31 

XQvaov  20 

^pffftüTrof,  -(jjna,  -(Snig  71 

Xojo/iisroio,  -ov  15 f. 

/wpt  268 

;(fweo?  278 

XbiQOV  38 

tpufxü&oiai,  -oig  35 
ipavöeaai  55 
xpevöäaat,  55 

-w,  weibl.  Namen  auf  247 

(wj/JcuoD  283 

£<5j/;cTw  283 

i2zf«yoro,  -oü  14.  19.  20 

cixsüjai,  -i]g  26 

cüxi;«Aoii  19.  21 

WZUTTo'd'ffffft   49 

(üxvTioQoiai  22 
iüfioio,  -ov  37 
üfioiai,  -oig  40 
(üfioifäyoiai  22 
-wj',   männl.  Namen  auf 
247 

'flTT/ff   73 


-wTTo?,     Bildungen     auf 

WQiTTay  265 
"ÜQwnCvqg  262 
-loaccv,  Imperativ  auf  278 
ojfft  50 

"iii//  72 

Mittel-  und  Neugriechisch. 

dßÖTjO-K  288 
cib6(faSog  182 
ayyovQi  177 
ayyovQov  111 
ciyyQTj  177 
K/y^t«  177 
(xyyQOvGTKg  177 
ayxci^i  179 
«)'xtj'«p«  189 
ayxlaariQcig  189 
dyxXcißctvrj  189 
dyxXttßri  180 
äyxXrjSövK  189 
«y;<Ai'fw  189 
dyxXvOTriQi  189 
«yzoAAw  190 
ciyxovQfAd^o/itai  180 
dyxQiiCofXtti  180 
clyxQf/iivog  189 
clyxQOfxäCofiKi  180 
aglisia  180 
agrüstaddo  189 
ad^Qinog  291 
aS-Qinovg  291 
«;9^pw7r  291 
dxf^i]v  287 
«AAo  «7r«|  287 
amblici  175 
cl/xTTKiCoyeXdco  189 
ampäri  189 
dfxnaXovid,  -dCw  189 
dfiniv  181 
d/HTTig  181 

dfj,nXf/xf^ca',  -enoj  189 
dfinXoxcifxög  189 
dfinoXvw  182 
dfinovwQig  182 
dfino^üj  189 
dfinög  181 
d/nnov&iij  189 
dfxnoxpfig  182 
tlvdfxnXifÄ/jia  175 
dvafnioQdü)VOfJ.ai  182 
ängrema  177 
ängremma,  izo  190 
angrenu  177 
'Avd^rivK  179 
dvixi^ari  288 
dvoiyaro  293 


384 


H.  Ottenjann 


(IvoiyavTO  293 
dvoiycoTo  293 

dvTÖVTl    189 

uvranctCofiui  183 
(cVTvXiyKÖi  189 
d'iüyvTo  294 
«|«ro  294 
clntiicva  288 
dnoy.Qvßü)  286 
dnöi^naüf^ta  182 
dnoi.inXiiJ.h'og  175 
«?  288 

danüXayxas  180 
«i}y«rcü  293 
dffoyxQcc^Of^ccc-  180 
d(foyxofiw/xi  180 
difoyxQCjjLicci  180 
d(fovyxgäCofi((i.  180 
dt^QiyxäCouav  180 
d(fiQtyxccCouc<i  180 
difQovyxüi^ofi,ui  180 
d/dvTi  179 

ßaxXiCo)  287 
/9«iA«?  294 
^AßjTt'  296 
/SAtJTo  184 
;SoA>ii'  288 
y?o;.xo?  291  f. 
/JüpJwj'Krt«.  294 
ßoofTg  (acc.  pl.)  286 

ßoVTVQOV   287 

yfti'rßri  294 
gavgdov  188^ 
yc(oöovfJ.vi«.  294 
ojarrna   188 
garönu  189 
gÜQog  188^ 
ydrog  190 
j'tc^f  ?^  288 
gjoifwQ"  188^ 

yxdßyw  188^ 
yx«A6?  188 1 
yxctjurj^K  188^ 
yx«i'A«  188 1 
^^««(/^Ai  188 1 
yxiaarjQi  188^ 
j/ztfföö?  188  ■' 
yxiOTtQva  188^ 
yxovßÜQc  188^ 
yxovßdg  188' 
yxQtfxiCio  188' 
yxQi/Li(tT(C(t)  188' 
yxQvifiog  188' 
yxvXiVTQog  188' 
j';«i;Aw  188' 
govXT(x)VM  188 ' 
govQgovQiCw  188' 


(70(^^  188' 
gö(f,og  188* 
^?o5-of  188' 
grüfu  188' 

ffQVVläCw   188' 

Sayxdvü)  180 
J«x«i'tü  180 
J~«xw  180 
6ia/LinfQiCüJ  182 
^lafXTTkdaao)  182 
öiavTiQlCoi  185 
dovxäva  189 
(5"p«j/x«  180 
J'()«j/xoA^«  180 
()"p«j/;fwj'ft)  180 
d\)c<i/ovdsd  180 
dQ^xo}  189 
J^ouj'j/ftAm  177 
dvkiyäöi  189 
rfi;Atfw  189 

-««?,  Nomina  auf  289  f. 
iyyov(}o'^ij7Tvr](Sa  177 
syyQovarag  177 
eyxag  190 
'iyxuaTa  190 
^yxli)d'övu  189 
lyxlvarriQt-  190 
lyxoXXdi  190 
^yxQtfAÖg  190 
'iyxQLVog  190 
embleva  175 
!E^/3oA»;  294 
"E,w/3üAo?  294 

^fJ-TToSiU)    190 
ifXTTOQdJ    189 

i/uTiQosarög  190 
ifZTTQoaTK   292 

fVc(  st.  fV  286 
engofo  190 
engremne  190 
^i'o()Jti'c<;?  287 
^|«iro  294 
l|«To  294 
inoQtü  189 
laifiüvyyid  177 

■fi/j{(>Kg,  rä  (nom.  pl.)  289 
riixnoQw  189 

^«yof  288 
,9-?jAzo  288 
^ovdolog  178 
d^vkayxdg  180 

d^VIXUiVTYlQlV    185 

(t^vfiucvTÖfirjXov  185 
-i«  292 


?)'xA«/Sr;  180 
iyxQiiiiög  190 
t,u  290 
ifinun'  182 
i'fA,noiog  182 
ivTÜ.tog  185 
fff  290 
-trC»??  292 

-/rT^ff,  Noraina  auf  294 
-t'rff«  292 
-tro-6  292 
^Jwdv'vrjg  293 
y.äß^tTca  288 
xK^ia/Ltivi  288 
xaxxüßi  294 
xccXoßQvat  58 
xcdXoTiQcc  286 
xnrivug  188 
xceoc'cßiov  287 
xccQov;(a  294 

XKTKßXuTTCCg   294 

xKTafxtaflg  292 
xÜTog  190 

xKipet  286 
xA«/?«;;«  287 
zozT«  285 
xovxovfxägi  294 
xovrCovQiva  294 
zoyros  285 

XQ£VTrjQl   185 
XQlCOl'TrjQl    185 

xvv6aio[xo  293 
zi/p«,  i}  286 
zypf?  287 
y.VQig,   -ov,  6  286 

XlTTCC^O)    284  f. 

Aaj/yort  177 
A«j')/oT'^f'fw  177 
A«)')'po?  177 
XiyyovQSVü)  177 
Xoi'fxnovvag,  -ovvi  183 
Ao;i^j;  293^ 
AvySumü  294 
Xvxov,  -orog,  6  289 

fiayxovQa  181 

ficiyXdßitt  287 

fAaXXOVQO.    181 

MaXXC(ov  286 
^ic(Qo/nc(yytK  177 
/uciOTiyi  177' 
^dV  288 

jU£lC0T8QC<V    286  f. 
/AflCÖTfQOg    288 

fxtXiyyüvi  177' 
/uffjß()Kiva  287 
^iQfA-riyxi,  177  ' 
(Ujjr  187' 


Indices 


385 


fA.ia^L}äyxa  177* 

fiovXog  287 

flOVQT]   293 
fA.oiJtQO   293 
fxnaiyvio  188* 
unaQccTiovXi   188* 
/unaQÜs  188* 
fxnäaxtt  188* 
finaT^Qag  188* 
fjm(f.i7iw  188* 
fjLTiiQvoy.öxy.i  188' 
(XTiiGTÖg  188* 
fxnXöaog  293 
finoyoviy.iK  188* 
fX7iofA.ni]  188^ 
finovTixög  188* 
fXTTOQfinoXoytj  188* 

flTTüQüi    189 

fxnovii^iZ  189 
fiTiQunriövi  188* 
fingi^oC  188* 
finQÖßtt  188* 

flTlQOTOV    188* 
fXTlQOV    188* 
flTTQOVCcUUt    188* 
flTlQOVflVJK    188* 

fjLTivxvög  188* 
fivyyÜQi,  178 

y«  Jtw  290 
r«(r)~  187  * 
rroy  188 
vrovfxnavo  188^ 
rr^fAA«  188* 
vüiTiCai  287 

Icfj/i  294 
|«To  294 
^^j';<A«(J'«  181 
^eyxvXovfiai  181 
^vXofiäyyavov  287 
|i'(»wyy«ff  178 

ovovfitt  288 
op«»'t«  288 
ö;r  288 
di//^ff  292 

TTßAf  292 

TTK^^^t   179 
nünag  286 
Tianag  286 
naQttVXOvxXiV  185 
naoctacifinciTet  176 
TiaQaTGovxXi  185 
naQUTVxli  185 
TTrjaaöfievov  287 
niyyog  178 
niyyu)  178 


niyytofi«  178 
TiiyytüVüi  178 
nifinCka  183 
nifintXiCio  183 
nifinCXiv  183 
nivCyb)  (=  nviyoi)  268 
ncQinsi  288 
nXavTÜCoi  185 
Tiopw  182.  189 
7re«tJ"fuw  287.  294 
TTpdj/xa  181 
TiQoyxCSa  181 

TTQOXOVQaÜQlOt   287 

aaXayyiä  178 
Samba  176 
sambatiga  176 
aäfinag  176 
ZdfJ.nc(g  176 
SafinaiGutvri  176 
aäfKfsiQog  186 
HcifAtfiqa  186 
öKj'd'ftAo?  287 
asfinr]  176 
GiayxciXCCov  181 
aiKivw  287 
GiyCXXiov  287 
(Tti'fttfw  287 

ffTTKyj/O?    178 

2näQTog,  tj  286 
ffi/yyfvfi;?,  -€w?  286 

rä/c(Ti  292 
jCivrCvcfo  179 
Tinore  286 
Tt?  288 
Torf?  292 
-T^ß  292  f. 

(fccyyQi  178 
(ftixiöXiov  287 

'PlXlKTQci    290 

(fjOQeau)  288 

(fOVVTaQl    186 

tpvVTttvt,  186 

^afiatvdQvo  179 
XctfiWQQctyyag  178 

i/^o(/)aJ  287 

-wTTo?,  Ortsnamen  auf  294 

lliyrisch. 

Tito  245  ff. 

Albanesisch. 

bij8  251 


bil'e  251 
bir  252 
^an£  309 

Etruskisch. 

-a  232.  237 
acnanasa  221  ff. 
avils  234  ff. 
ai»im  224 
-aia  229.  314 
aisna  (eisna)  232  ff. 
-al  227  ff.  314 
-ale  229  f. 
amce  225-.  284 
anu  230  f. 
arce  222  f. 
KQtfiog  'Affe'  314 
aseies  228.  224 
atrum  225 
aturs  223.  224 
ca^naira  231 
-ce  224  ff.  230.  235 
ciem  232 
cisum  236  f. 
clevana  232 
cletram  224 
-e  236 
ecn  231 
e^rse  234f. 
-eia  229.  314 
esa  232  f. 
etnam  225.  232  ff. 
etna/  234 
-ve  224  ff.  230 
velsina  252 
viuum  232  f. 
vuisinei  252  f. 
zam  224 
hecia  232 
betum  232  f. 
bin^u  232  f. 
öabvna  314 
^ana  227 
.^apnests  223.  224 
^a/sein  232 
^afna  314 
^ecsa  222.  224 
^n  225  f. 
^nam  225 
*ra  231  f. 
^umsa  221  f. 
-ia  229.  314 
itna  225 2.  233  f. 
leitrura  232  f. 
lena  227 
lupum  225 
-m  226* 
malena  227 


386 


H.  Ottenjann 


matam  232 
matau  225 
mei'lum  224 
mereu  248 
mercui  240  ff.  317 
me/lum  224.  226 
mucum  231 
nacum  232  f. 
pru/uni  225  f.  232 
puiam  225.  234 
pulum  224.  226 
pute  236 
qutun  314 
ratum  231  ff. 
reusce  232  f. 
rkem  224 
-sa  235 
sacnisa  221  ff. 
sce  281 
-se  235 
se^-um  224 
spurtn  232  f. 
sren  231  f. 
sta  225  a.  234 
su^i  226  f. 
tamera  236  f. 
tarisa  224 
tecsa  222.  224 
tesamsa  222.  224 
tivrs  235  f. 
tin^asa  221.  223  f. 
tinsi  234  ff. 
tisa  222.  224 
titi  245 
titia  245 
titui  244  ■■' 
tiurim  234  ff. 
tn  225  f. 
trin^asa  222 
tritanasa  228.  224 
-u  227.  230  f. 
ucntum  224.  226 
/is  234 ff. 
feve-  230  f. 


(^kisch. 


castrid  257 
eisunk  254 
eitiuvam  5 
iak  254 
ioc  254 
iük  254 
ionc  254 
iusc  254 
isidum  257 
nistrus  6 
pidum  257 
pÜ8  5 


256 


siom  256  ff. 
statif  8  f. 
Status  4 f. 
tiium  256  f. 
tiü  256 

Umbrisch. 

anglar  316 
arvio-  316 
aruvio-  316 
arsir  315 
Atiersir  3.  315 
kastruvuf  315 
combifianyiust  316 
combifiatu  316 
difue  316 
disleralinyust  316 
eaf  254 
eikvasese  1 
eitipes  316 
ere  258 
erek  315 
esmei  254 
et  nu  315 
felsva  315 
ferime  316 
ferine  316 
hebetraf-e  316 
heritu  316 
mersta  316 
nurpener  315 
orer  ose  316 
orto  316 
persnis  315 
pisi  315 
putrespe  erus  2 
Sebmeniar  316 
semenie  dequrie  316 
-ta  316 
teio  257 
Tesva  316 
tiom  256  ff. 
-to  316 
trebeit  316 
-tu  316 
urnasier  316 
urtas  puntes  2 
urtes  puntis  If. 
vasirslora-e  316 
vepuratu  315 
vepurus  315 
vesklu-  315 
vestikatu  315 
vestis  315 
vesti^ia  315 
uoisiener  252  f. 


VolskJsch. 

statom  6 

Paelignisch. 

pes  pros  316 


Marsisch. 


317 


pesco  6 


Faliskisch. 

colanio  239 
efiles  244.  317 
eimoi  240 
fi  7 
fio  251 
foied  251 1 
loifertato  317 
mercui  317 
pafo  317 
pipafo  317 
tirio  239 
tiro  238  f. 
tito  240  ff. 
titoi  239  ff 
tulo  238 1 
tulom  238 
zextoi  7 


Lateinisch. 

acrudus  191t.  363 

ad-,  von  Ad j .  abgel.  Verba 

823 
adhiic  368 

admittere  (mit  aci.)  213 
adulare  327 
adulter  327 
adulterare  327 
aeditumus  323 
aetas  328 
aeternus  328 
aiunt  368 
alapa,  sub  328 
alienus  328 
alligare  340 
aliquis  344.  348 
ambo  366 
amoenus  320.  328 
amplus  328 
amptruare  328 
-aneo-,  Wörter  mit  dem 

Suffix  323 
änus  328 
aqua  368 
aqüis  368 


Indices 


387 


architecti  368 

arcuballista  322 

Ariamne    (für    Ariadne) 
328 

arista  328 

at  enim  347 

atramentare  'nieder- 
schreiben' 363 

atrium  366 

attingere  340 

audire  c.  gen.  360 

augur  328 

augurium  salutis  328 

aula  366 

aulla  328  f. 

austroafrio.us  323 

autem  347 

aut  non  (für  annon  bezw. 
necne)  219 

averruncare  327 

Babbus  320 
basium  357 
blandus  329 

canitus  'in  alter  Zeit'  363 
cano  329 
caprifieus  322 
capsarius  329 
Caput  329 
carus  329 
cassis  366 
Castores  322 
eastrare  329 
caurus  329 
causa  329 
cena  319 

Cererum,  sacerdos  322 
choros  368 
cilium  336 
cingere  340 
circumdare  340 
clandestinus  329 
coeperunt  368 
cogi  340 
colei  329 

colobodactilus  329 
colum  329 
comis  329 

commemorare  de  361 
complecti  339 
eompotaris  'Besitzer'  363 
concedere  339 
congruere  212.  331 
congruit  (c.  inf.)  212 
congustia  363 
connus  363 
consulere  216 
consultare  216 

Glotta  V,  4. 


cotoneum  330 

coxa  329 

crates  329 

credo  329 

erucimissio  330 

cui  319 

cum  (inversum)  352 

cumque  (=  quandocuni- 

que)  330 
cunctor  330 
cuniculus  330 
cydonium  330 
cylindris  368 

defensio  330 
definitio  330 
deinceps  368 
deinde  368 
deliberare  330 
desputare  330 
destinare  340 
dicere  de  361 
dimoveo  319 
dominari  c.  gen.  360 
Dossennus  327 

eam  254 

earum  254 

ecce  349 

-edno-  327 

-edon-  327 

ego  318 

eis  (alat.)  258 

ei  US  368 

eliminare  330 

em  256.  349 

emem  256  f. 

emendare  330 

emulis  'nützlich'  363 

en  355 

enim  97.  347 

epulari  'sich  freuen'  360 

epulatio  'die  Freude'  360 

esse  (mit  in  c.  acc.)  217  f. 

esse  (Ellipse)  349 

esse  videatur  366 

esse  330 

est  (wie  fffn  mit  aci.)  97 

est  (Aphärese  von)  319 

est  330 

etiam  324 

Etruria  330 

Etrusci  330 

euronotus  323 

evocare  330 

Exsuperatorius  330f. 

fer,  fers  82  f. 
fero  321 


fetialis  327 

fia  (=  filia)  251' 

-figulus,    Adjektiva    auf 

322 
fius  (=  filius)  251 
flumen  358  f. 
framea  331 
frangere  331 
frequentare  213  f. 
frigdor  363 
frigo  331 
füere  368 
fugi   bzw.   fugii    (=  ich 

bin  enteilt)  218 
fui  (=  ich  bin  gegangen, 

gekommen)  216  f. 
fui  (mit  in  c.  acc.)  217 
fulcire  honore  331 
furere  331 

gaitanum,  linum  331 
gaitanus  331 
gengiva  363 

gerere  (st.  se  gerere)  96 
gerres  331 
gerulifigulos  323 
-gerulus,    Adjektiva    auf 

322 
gingiva  331 
gliscere  331 
gloria  331 
gnavus  331 
grassus  363 

helluo  331 
heu  355 

Hipponeregiensis  323 
honor  (weiblich)  97 
hospes  322 
huic  319 
huc  297 

ibi  (pleonastisch)  360 

icio  331 

ico  331 

ictus  oculi  215 

idem  256  f.  342  f. 

idem  (für  is)  97 

igitur  347 

imus  331 

inanilogista  323 

indeque  368 

indigetare  327 

infrigdare  363 

ingens  331 

ingruere  331 

inquit  (pleonastisch)  362 

inscribi  340 

instans  215 

26 


388 


H.  Ottenjann 


inter  365 

inter  (für  intra)  97 
interea  365 
intestinus  331 
invidere  331  f. 
involare  332 
ipsud  363 
ire  'sterben'  98 
is  256.  258 
item  343 
lutiirna  58 
iuventa  334 

lacerta  332 

larüa  368 

legere  (capillos)  357 

legerupa  323 

legirupio  323 

lego  318 

leptis  319 

liber  (=    liberalis)  95f. 

libertas    (=    liberalitas) 

95  f. 
licet  357 
ligo  332 
limes  332 
limina  (solis)  342 
limus  332 
lippus  332 
locus  332 
locusta  332 
longa,  de  u.  a.  362 
lupa  332 
Lupercalia  332 
lupercus  332 
Iura  332 
luxari  332 
luxus  332 

-m  364  f. 
maceria  332 
magis  322 

magis  (=  frz.  mais)  218 
magnisonans  323 
Mamers  332  f. 
Mammona  320 
Mamoena  320 
Mamoi  320 
Mamurius  248 
Manlius  326 
Mantius  326 
manupretium  322 
manus  328 
manus  'Arm'  363 
Marcus  332  f. 
marmora  (pelagi)  342 
Mars  332  f. 
matula  328 
mentiri  359 


Mercurius  248  f.  333 

meta  333 

metari  333 

micina  363 

mihi  318 

miles  333 

miles  (meille)  319 

mille  333 

minus  322 

mirus  333 

misereri  (c.  dat.)  360 

raittere  333 

mittere     'bereinstecken' 

363 
moda  st.  modus  363 
modo  357 

momentum  (temporisj215 
muscerda  322 
muscipula  322 
mystica  368 

nasci  340 

naustibulum  322 

nö  347.  349 

ne  356 

nee  —  saltem  208 

necto  333 

negotium  325 

nenia  333 

neptis  319 

neque  343 

nequeo  359 

nequis,  Sätze  mit  346 

neve  343 

nidor  323 

nidoricupius  323 

niger  333 

nimirum  349 

nimis  322 

novellus  203 

obsetrix  363 

odium  333 

offendire  'finden'  363 

olivae  columbares  333 

omen  334 

omne  genus  362 

omnia  (=  omnino)  85f. 

Omnibus  'durchaus'  361 

opinari  334 

otium  325 

ovicerda  322 

pallere  334 
palus  334 
palumbes  334 
par  342 
parävere  368 
parentes  334 


patriam  aut  parentes  334 
-pendulus,  Adjektiva  auf 

322 
perendie  334 
peristylium  366 
perna  319 
pes  'Bein'  363 
piacet  (=  placet)  250 
pilum  (peilura)  319 
plania  'planities'  363 
planta  334 
pleräque  368 
plu-  (s.  pru-)  320 
plus  322 
Pola  251 
poples  334 
populari  334 
populus  334 
posco  319 
postquam  348 
potest  ut  361 
potis  322 
prae  320 
praeacutus  334 
praegnans  334 
praesto  esse  334 
praestolari  334 
Priapi  337 
primus     'hervorragend' 

361  f. 
procurrere  340 
progigno  359 
promulgare  334 
prout  (mit  Komp.)  214  f. 
provincia  334 
pru-  (i.  Wechsel  m.  plu-) 

320 
prunum  320 
Prusias  320 
pudet  335 
pulcher  335 
pulegium  363 
pulex  335 
pullus  335 
pungere  335 

quadrigenti  335 

qüaedam  368 

quagulare  363 

quam  (mit  Positiv)   97 f. 

quam  (mit  Komp.  st. 
Superl.)  214 

quando  359 

quattuor  318 

que  347.  365 

Quid?,  Fälle  m.  fort- 
führendem 349 

quid  quod?  349 

quid  si?  349 


lüdices 


889 


quidam  344 

quidem  347 

qüiete  368 

quin  352.  356 

Quirites  335 

qui(s)  (=  quidam,  aliquis) 
83  ff. 

quod  (Konjunktion)  86 ff. 

quo  minus  356 

quomodo  (=  quodam, 
aliquo  oder  quo  quo- 
modo) 84  f. 

quoque  347 

quoque  =  que  (oder  au- 
tem)  89  ff. 

recens  335 

regei  320 

religio  325 

relinqui  340 

rememorari  (c.  gen.)  360 

renes  335 

repere  335 

resolvo  359 

respiritus  335 

rima  335 

rubeta  335 

rubus  335 

sagmina  327 

salebra  335 

saliva  335 

Salix  335 

saltus  336 

Salus  336 

salvus  336 

sane  357 

sapido  'sapientia'  363 

scapulae  336 

secespita  336 

secus  336 

sed  347.  352.  361 

sedere  340 

servilicola  323 

sextus  327 

sicut  i^mit  Komp.)  214f. 

sidere  340 

siem  usw.  339 

sin  218 

sin  alias  219 

sin  autem  218  f. 

sinus  (=  eunnus)  363 

siquis,  Sätze  mit  346 

solus  336.  342 

sopit  327 

spatiura  336 

spirido  'spiritus'  363 

sponda  357 

Stare  340 


stirps  336 
stiva  336 
suavis  327 
sub  336 
siibinde  368 
sucerda  322 
Summoi  320 
supercilium  336 
superstitio  325 

tangere  340 

tarraes  336 

taurus  336 

tedians,     spiritus    {dxr]- 

öidjv)  360 
teläque  368 
tellus  322 
templa  (caeli)  342 
templum  336 
tempus  336 
tempus  (Ellipse)  94  f. 
tendere  340 
terricola  323 
testa  337 
tifata  337 
tinea  337 
titina  363 
Trafanus  368 
truncus  337 

ubi  318 
ubiqüe  368 
urabra  337 
umbraticolus  323 
unus  342 
usqüe  368 
ut  356 

ut  (mit  Komp.)  214 f. 
ut  pote  349 
uterque  366 
uti  359 

utrique  (für  uterque)  2 
uxorari  'verheiratet  sein' 
363 

ve  347 

vel  'wenigstens'  220.  363 

vel  mit  Negation  (=  ne- 

quidem)  220 
vendo  330 
Veneres    Cupidinesque 

322.  337 
verbena  326  f. 
verber  337 
verpus  337 
vespertilio  319 
vessica  363 
vestibulum  337 
vestispica  323 


Veturius  248 
vexillatio  337 
vexillarius  337 
vexillum  337 
vexillus  337 
vitulari  337 
-vo-  319  f. 
Volsci  337 
Volsienus  252 
voltus  337 
vomis  338 
-vu-  320 

Verzeichnis    zu    Lambertz 

'Zur  Ausbreitung  des  Super- 

nomen'  etc. 

\-icuX{(fJiis  153 
':Aßa  142 
"Aßaßcdri  165 
Hßaßovg  134 ä 
Abdastart  131 
Abdosir  132 
Abdsemes  131 
Abdtanit  131 
Aß^ßag  168'' 
Idßtaßiavög  149  3 
Acurius  160* 
Acutus  108  ■■' 
'ASttTog  168' 
"Aöoa&og  108  •■» 
"AögaOTog  167^ 
Aetrjvrj  129 

Afrodite  105« 
I4y((»ri  109'^ 
AyctS^oxlcK  115 

'AyctO^önovg  126 

:4yoQäaTr}  138 -.  156.167'^ 

'AyöoKOTog  138 -.  167^ 

AyQlnnag  164 

Allä^ag  153 

AiXovQiwv  112 

Atfxdtctv^  160.  162 

Ah'yökccg  166® 

ArvyoXcg  166.  168« 

Axxälfiaog  166 
"AlaxfQ  112 

Akct(fün'c(g  165 

'AX(cq.r')^  165'^ 

AkKOTfvg  138 -^  167^ 

Albucia  160* 

AXi^är<^ini  130* 

AXe^äv^Qtut  147 

'AX^ctvi^Qog  130.  147 

'AXxifxog  111.  154.  155 

Alogius  127* 

Afic'c/ig  159 

^AficiTiog  129* 

AixCa  142 

26* 


390 


H.  Ottenjaau 


'Afi/xCa  141.  143 

'^fiöig  119.  120* 

^'Avaiog  165 

^AvttOTaaCa  129"^ 

'AvuTÖhg  159 

Aneharia  160* 

Ancharius  160* 

'AvCxriTog  125 

Avvt-avös  149'' 

Avviag  149^ 

AvovßCwv  127 

AvTiyovos  147 

'AvTioxtuvög  149' 

lAvTio/iTj  117 

AvTioxo;  149* 

AvrinuTQog  144 

AvTWVih'og  164 

ifiTturtardf  149' 

Ji^iwrtof  157.  160  ^  162 

ylvTwvig  Müiifxog  108 

liri/f  126 

Av^anöag  164* 

'AnarovQiog  157 

L^Tifr«  127 

Aphrodisia  105 -^ 

^/«/jporftatof  119. 127«.  131 

AifiQoSiTT}  124 

AcfQodiTovg  124.  127 

'i^y./'«  141 

^Liif'tfcov  142 

AffvyxiQ  105'^ 

:4rrttüj'  102  •-.   108 

Jl4;ro^n'«pto?105"-.  124.153 

Anolliväoiog  132 

:>/7roA>ldJoVof  107.  153 

AnoXlwviog  105'^.  107. 
108.  108  ^  118.  123  ^ 
124.  132.  147.  148. 
151.  157 

"innag  143 

Anifingw  142 

lintfucg  141 

'^TTlfjtOV   143 

Aquensis  102  ^  129  ^ 
"AQttßloDV  129 
^AQa/Liäarr]   138 -^ 
^AQKfxöug  164* 
"Aquqcc  168'^ 
"AQävßr'jX  165 
^AQTjTovg  121 
^AQyatog  168' 
^Aqiwv  168^ 
"AQiog  168^ 
".4(nf  168  3 
^AQiaTÜvdQa  119 
'Aoiarta  151 
^AQiOTiavog  151 
'Aqiotiwv  115 
'AQtaröörjfiog  147 


'AQiaToxQccTTjg  102  ■-.  123 '^ 

"AQivx^og  168 

'AQfiüma  138  ^  145.  155. 

156.  167'^ 
^AQVivg  168^ 

'AQHOXQCtTlWV    127 

'Agnoxocuiojv    105.    115. 

122 
'^?ff«Adj/o?  142. 148. 164» 
"^(pff«f  142.  148.  164' 
'AQOaaig  142.   164' 
'AQaifjaig  107 
'AoTfijuag  102.  145.  149 ». 

156* 
^AQTd/Ltug  156* 
^AQTfif^ijg  156* 
'AQTei/Litavog  149».  156* 
^  AQT(i/j.i6g  156* 
"AQTfifiog  156* 
'AfJtejuag  156* 
\4QT(^Hg  156*.  167 
'AQT(:fj.aiala  155.  156* 
'Aorf/uttawg  156* 
'AQTf/HTJg  156* 
'AQTB/uii^ojQog    131.     154. 

156* 
'AQiefiiaia  126 
\4Qr(fX(i')  156* 
'AQTi'fAütv  145.  152.   156. 

156* 
'Aqt^/hwv  u.  ;i.  136*^ 
'AQTtfiwvig  145.  156* 
"AQTifxog  156* 
'AQOvccQctg  168^ 
'AQCvßoog  168» 
'AgCvyioi  129» 
"Aaaaog  143.  144 
'AaßöXcg  134 
"AaßoXog  134 
'AotKQXT]g  139 
'AaCccQxog  113.  139 
^  AaxciCvug  167* 
'A0xkrj7nc(Sr}g  105"- 
^AaxXrinuig  105 
^ Aaxh]ntoö(x)()UivoC  149  ' 
Asparagius  129» 
^Aanng  134 
^AavyxQiTiog  129^ 
'Ad^avuaia  158 
^Ax}r]äxaßog  166 
'A&r]vcuog  123^   149 
'Ai^r]vaig  123 -.   127  « 
'Ad-rji'öäwnog  149 
Ateia  160* 

'.^rraAtaro?  102 '^  142 
'AnaUg  142 
Aufidia  108 
A'vvafiog  108" 
AvQTjlia  152.   162 


^i}();j;.tof  123 -^  160*.  161 
^Oaowof  129- 
"A^äßwg  156^ 
'A'^KQßöXXag  168» 
Axianus  160* 
£«/ia'?  141 
Baßöag  164* 
Balßiöag  164* 
Balsamus  109- 
Baniura  129' 
BKQßuQiavög  152 
BÜQßaQog  141.   152 
BuQVtßovg  132 
Baadivg  144^ 
Baai'hog  158 
Bassaeus  123'' 
Baaaü.iidrjg  153 
Bu&vU.og  105'^ 
Bujiavög  144.   149» 
BciTQa)(c<g  112 
Bat-Zabbai  155 
£af«tff  168' 
Beihaßog  132 
Beneventanus  129^ 
ii/)ff«?  127 
Bu(voQU(vög  149» 
Bixtviia  127* 
iJtAA<of  168^ 
Ä'Ayltf  168' 
^^Aof  168» 
BioXiVT  CX).r]  165 
Bithus  108  ••' 
BQiyxog  116  ^  135* 
BovxöXog  113 
Buttin  116  ■* 
Caccabus  116» 
Caecilia  160* 
Caelius  123'^ 
Caligatus  116- 
Candidia  123-'.  160* 
Cardelus  116- 
Castaniola  116'- 
Cedual  109  ■^ 
Cephalius  105- 
XuiTog  136 
XaXn/^diig  113* 
XKQior]uog  126 
X«()t?  134 
XccQtTiov  120.  126 
XAwpo?  133 
Chrysaor  123- 
XovaCov  102'^ 
Claudia  160* 
Claudianus  149» 
Claudius  149».  160* 
Crispus  108  ■'.  135 
Cusuccia  108  ■■' 
Cvprianus  109'^ 
Dacus  102  •-.  129» 


Indices 


391 


Daemonius  105* 
Dalmatis  129^ 
Dalmatius  129" 
Jttfioxkijg  123'^ 
Decedda  162'-^ 

Decheti  162-' 
/lr\y.tVT  ici   127' 
Mx^oq  159*.  164' 
/ttl^uTiog  129 
ja^ÜTig  129 
^rifXKQxog  140 
/Irifxaqovg  137 
/lriliriTQtog\Qh\  106 '^  152 
JigUiCXag  108'- 
^fd«?  121 
^i3vyr]   107 
^iSvfxiojv  124 
Jiövfiog  124 
/likiTQutvög  102^ 
^tödwpof  117.   121.   122. 

153 
z/t(5(FoTo?  132.  149.  154 

Jioytvrig  148 
JioxXiig  147.  154 
^lOfirjSiavög  149^ 
^lovixog  147 
^lovvaiu  117.  118 
Dionysiodora  123 -^ 
.^tovtfftoff  118.  122.  126. 
132.  144.  153 

/lioaxÖQUiva  115.  122 
^waxoQog  102 -.  115.  122 
^lOTfi/iiinvög  149^ 
Diza  108- 
^oyu^öag  164^ 
^6/iiru  164 
/1ofxveiü)V  162  ^ 
Jwa(»(og  123^ 
Jgavxog  108"^ 
Drimylus  116 -.  127-^ 
/iQÖaog  137 
^Qov/uuQig  168^ 
Dryton  115 
/JovxtQig  168^ 
z/oi;/l«   1461 
^:roa?j  146 1 
ziovh/og  146' 
^oi;At;{d?  146" 
JovXCwv  146 1 
"^oi/AtV  1461 
^üvXog  146' 
'Edäyöußog  156^ 
Eidaiog  168- 
EiQtivttiog  153 
-E/o>5j'?j  106  ■' 

£ffftJwoof  105 -.  108.  154 
"//Aftf  142' 


Elpis  108 
'Ejufitaävrjg  140 
'JErj/dA?;?  166® 
^EoQTÜaiog  116^ 
^Enäya&og  126 

^E7lK(f>Q((g    127'' 

''Hni]Trig  113 
Ephesius  129=* 
Epictetus  108^ 
^EniöaoaaaCg  164^ 
Epidianus  127  ^  149-^ 
Epidius  127'^.  149  ^  160^ 
^EnixoKTTjg  149 
Epimachos  108 
Equitius  105'-' 
'//()rft?  166 
EQio7TwXr]g  113 
"EQunara  138^.  167^ 
"EQwaxpa  120.  121 
Esbenus  108- 
Ev^QÖfxiog  158 
EväaCfAUiv  106.  107.  122. 

126 
Eväaijuovig  122.   125 
EvSccq(wv  126 
EvfL'i^üJV  155 
EvrifxtQog  148 
Evyiviog  157 
Eulogius  109 
EvfiOQtfog  138 
£;i}dJ'io?  102* 
Eii(fT]/Liia  129'^ 
EvTTQtnrig  147.  148 
£i;?  125 
EvGi'ßcog  159 
EiiT(xv(a  138 
Euthymiis  102  ■' 
EvTQÖndog  108- 
-Ei^rt^//;?  105'.   134 
EvTv/ tjg  155 
Eiirv^in  151 
EvTv/tKVog  105'.   151 
EiTv^tog  158 
Fanius  160^ 
Farucia  108-^ 
Fato  108 -^ 
Felix  108  2 
Filtatia  105"^ 
Fla  via  160* 
Fonteia  160^ 
Fortunata  108 
räydnßog  156° 
Taia^'Tq   160 
F«io?  160 
r«A/S«?  164 
Fauixög  155 
Gargilius  160* 
roV^S«  156* 
rJtt/Sof  156° 


rS^ßSTig  156  6 

rtSaQävrjg  140 

r«A«fft?  158 

Jlsrj'KcJ'to?  158 

rsüjgyiog  159 

r^QÖiog  113 

reQjuavög  129 

r^qövTiog  129'- 

rt'aA«?  166«.  168  =» 

ntzft«'  102- 

Foyyöa  164* 

rgavg  138 

Gregorius  152.  153.  159 

r()H7ro?  136.  137.  149 

FgCfiün'  137 

Gruraio  137« 

r(»i;^^a  137  =* 

rv/nvciai  158 

l^dptcerd?  153 

^iV^»jfl51.155.163.164 

l^^lVWTTJf   105- 

'ExttTcuog  156 
'ExKTÖ/^vojg  156 
'/!xÜ(Tt?  128 

'i/Atdd-wpo?  131.  132.  133 
':EAt|  135 
'EAAttd'to?  157 
'HQKiaxog  125 
'Hoaxkcig  125 
'HQuxktCörig  125.  149.  154 

'jlQKxkiWV    156 

'Hoaxkrjg  125 

'liQCixhog  125 

^HQcevrjg  164 

'Eo/ucdog  1366.  146,  1493 

^  '154.  167 

'E()/iiK'i'g  167 ' 

'EQjucefaxog  124 

"^EQfiKVoßttfXfiODV    100 

^EQfxiäv^vog  167 ' 
'EgfiHVog  127 
"Eg^siog  127 
'£p^^?  144.  167' 
'EQfxiavög  149  ^  167 ' 
'JSp^t'«?  108.  124 
'EQfAikag  167' 
'EojLiTvog  119 
'EQuiörr]  167' 
"Eitutnnog  122 
'EQfxoytvrjg  149.  167' 
^Eo^oyiviKVÖg  167  ^ 
'EofxöSwQog  105^.  148 
^EQLtoxQnrrjg  133.  154 
'Eojuokctog  167 ' 
^EQfioXiwv  167 ' 
^EQ/uokiTTjg  167 ' 
"EQfiwv  167 ' 
'Eoficüi'u^  167 ' 
'Enu6(fKVTog  167' 


392 


H.  Ottenjann 


^EQfxöifiXog  167 ' 

'jbJQ/nÖTfl/UOS   167 ' 
'EQf^o^i'vTjg  167* 
'Eq/xoC;  147 
'HQüjäi]g  155 
'HQodtoQog  154 
"n^wv  107.  119.  125.  129 
'Hqcdvovs  121 
Hieracammon  109 
'[iQCiy.i(x)V  105'^ 
7^'pwi'  125 
'riQo-Arjg  102^ 
7;i«()o?  105'^ 
"Ott;/;?  149 
'OnXtautvög  148 
'OnXT]Tt(cvög  149 
'OnkcavtKvög  148 
'fipt'wj'  127 
"YxjjtOTog  105" 
'Yox«j'Of  140 
^fui^fjg  166 
^faäSaiog  166  * 
laia  116'^ 
'lax/og  105^ 
'/äxtjU.   154 
'lüxwßog  166 
"//3>jAif  168  =* 
'frjoovg  154 
Ignatius  157 
7AAo?  168« 
"I/ußQ7]g  133 
'I^ovd-rjg  105 
7r()'«xof  152"^ 
7j'cF«f  152'^ 
7rtf>;?  152'^ 
VrJoi'«?  1522 
'Iväovg  152- 
"/t'J'«  164* 
'Ivvectg  164* 
^'Ivvovg  164'* 
7yp«  164* 

'llOKVVlCt   129'^ 

'lojvü&ag  132 

Ywto?  102 -ä.  129^ 

Yüjff^'(^'  154 

Ippius  105"^ 

7pJi?  166« 

'lacigiov  122 

'laxoÖQi'drjg  168' 

7T«At;«o?  140.  163 

'htdCwv  129 

Itrius  108^ 

Juba  136* 

Julia  160* 

Julias  162 

^lovXiog  MaQTiKvög  108 

iunior  110* 

Justina  127  ■^ 

'loJJarog  105  2.  112.  154 


KaXäßsl  113* 
KnXccßiXig  113.   114 
KaXnßwTrjg  112 
KaXcc/UKvg  113* 
KaXa/ut'X  113* 
KaXa/x(vg  113* 
KäXa^og  113* 
Kc<XXi'(fQcov  1232 
Kc(Xox6xtg  162"^ 
Kanatog  168^ 
Ka7ifT(i)X{f)TrK  163 
Kapito  105 '2 
KÜQTiog  111 
Kctaaica'og  149'^ 
7i:/9t'>jf  1683 
üTfW^i/S»??  156^ 
Ä-^frcTf«?  156-^  168 -^ 
Ktvörjßrjg  156''* 
KtvSr]ßiog  156 
Ktvörißog  156^ 
KivO-^ßn?  156^ 
Kevrtg  114 
KiTTQixig  116^ 
A'4ptAA<«rö?  160* 
Keoxeaovx^iog  129" 
KiaXrig  114 
Xtß;r[.]t?  114« 
Kmrag  114« 
KCXaßog  168« 
Ktv^TccvQog  168« 
JtAapof  119 
A7«i'J'^«  162 
JiLA«uJ<«i'ü?  102' 
KXuvSiog  159' 

KXfOTKXTQa    151 

Jtomo?  168« 
Xd(5'j'owJ"t?  168^ 
KoXußäang  168=* 
KoXaßrig  168« 
KoX(x(f>iog  134.  135 
ÄÖAAt?  123'- 
KoXoalMv  127 
Kö/ucc/jK  146- 
KöficcvK  146'^ 
KoöfxnOig  146"^ 
Ko^odog  164 
Aö^wj'  146^ 
Äörwr  167 
Koviorig  167« 
Kwifög  111 
AÖTTTTfdo?  166  ^  168« 
KÖQxnßog  136^ 
Ko^xaivK  136'' 
A'opxft^r«?  136M67*.  168 
KoQxaXig  136^ 
KoQVTjXicg  102  "•' 
KoQvr]Xmvög  160* 
KoQVovTog  164 
KoQÖxr]  136^ 


KÖQTißog  114« 
KoQTtvog  163 
AoT)7?  138« 
Ä'oTorjj?  138« 
KÖTTUQog  114^ 
Ä'orr^?  138« 
/Cori'fft?  138« 
KQci/xßr]    111 
A'p«Tf()d?  138 
Ao«TCüJ'  102  2 
Apdrtof  127.  129  ■* 
KTtGTiog  158 
KovaXu^ttvg  113* 
KovaXig  168' 

KOVXXOVJUK    112 

Kov/uclg  146- 
KovQC(XT]g  157  * 
KonQoiJg  157 
Kovaiwv  168 
KviVTiXXutvög  149« 
Ai;;f  Ao/SdAo?  116"^ 
Kvfxwi'  146 
^^la/ttVoncöXrjg  113 
AaCvag  164 
Aturog  155 
^«AA?;  141 
^i«Ad«  164* 
_i«ild«f  164* 
Aavddvovaci  109'^ 
Adatg  114« 
AiitXig  168^ 
Lemniselenis  100'- 
Leo  127'- 

.i*wWi)>;?  105  ^  122.  123 
AtövTtog  159 
Lepidina  127'-' 
Letiua  108'^ 
Leucadi  129« 
AfLVXiog  159^ 
Lezbia  129« 
Licinia  160* 
Aixivvia  148 
AiXXig  123'- 
Lisclimasch-Schaadul32. 

133 
Aixöqig  158 
AoyyiXXrj  164 
Longina  111 -.  123'^ 
Longiuus  111''^ 
^^dj'^^'Of  111 
AonaSnarog  138^.    147*. 

167 '^ 
Lucretia  160* 
Lucro  137'- 
AovÖQlßtfiig  168« 
AovxCtt  118 
Aovxiccvog  160 
Aovxiog  lOS'-*.  159' 
Aovx{ilm'  137.  149 


Indices 


39c 


AovoXog  168* 
uiovTiakXfvg  147* 
Lupus  102-'.  105-^ 
Luscinius  160* 
^vxvctg  137.  138 
ylvxia  141.  148 
ylvxCaxoq  116^ 
yivxog  111 
Avaixh]g  148 
Avatav  147 
Macer  108  ^  116^ 
Macrinus  116'^ 
MäyTtt  116 '^  123  ^  127- 
Magniliani  149^ 
Mäyvog  111 
Mayv^l     .]   140 
MaxtöoviKvog  149* 

MKXfJoffOf    140 

Mälxog  144 1 
MaXiCxa&og  134* 
Mct^aartg  138  ^  167 
MäfXfxaQog  108^ 
MttvJovßiQog  168* 
MavSgößrig  149.   156^ 
Mävvog  166 
Mannulus  116* 
Mcivog  166- 
MuQaTog  168* 
MuQKvnog  126' 
MaQaaoi'X  126* 
Marcellinus  108» 
MuQsccg  142* 
M^tip*/?  126* 
MaQtiljfj/j.ig  118 
Maritima  123-^ 
MttQiwv  142 
M«ptof  142*.  161.  162 
M«pxf(>ü?  102* 
M«pxfA^o?  164 
M«pzos-  102-'.  159*.    160 
MäQjuag  142* 
M«^vtro[.  .  .]  126* 
Mk^oJcTtj?  142* 
M«(>oAA«f  142* 
M«^ü)r  126.  142* 
MttQü)vig  126* 
MctgaCag  142* 
Martialis  105* 
Martinia  123* 
MaTUQch'rjg  163 
Mario  eiog  129'- 
MazQiag  148 
A/Krpww   127 -.   162 
Matronula  105* 
Ma^i/ua  123'^ 
M«s^<««  151.  163 
Ma'^ifxuivög  Uli.  ]^5X 
Mßl^juof  108.  111*.  163 
MeyaXeioiog  129* 


;ueVßf  110.  111 
A/«(Ft«ro?  149 
MftJ/«?  149 
/utiCf^v  110 
Mf'A«?  111 
MjJA««  168 
Mfjl/TT;  129* 
MtXirh'T)  102*.  129* 
.M^j'ßrJ'()o?  148.  152 
MfvsxXeia  145 
MfvtaTQcarj  148. 150.  151 
Mtvlaxog  127* 
Mrjvoysvrjg  144 
M;j7'd(yoTo?  154 
Mercurius  99 
MiOTog  111 
Metrodora  105* 
MyyTpöJüjpo?  148.  154 
MfC«/S«i'of  166* 
MiCttßßüvag  166 
Micine  116* 
fxixQÖg  110.  111 
MtxQÜg  111 
MixvQog  168* 
MifxiQÖag  164* 
MiaaQTjTKg  143* 
M«Tz>lj?At?  142* 
Miaouiog  168* 
MiaxQKiog  168* 
MiiJaig  105'- 
Md«^(?  149*.  156'* 
MoceXfig  149* 
Moaviiavog  149 
Md«?  149.  168 
Möxit^og  166 
MoA?]f  147 
MoXeai'Mv  118.  135.  136«. 

145 
MoXvßng  168* 
Mo^fxiavög  149* 
MüyyiSQig  168* 
MovylXaQig  168* 
MovycjjueQig  168* 
Mdptov  126* 
Möpos   126* 
MwQog  126 
AIoQßttvSa  168* 
TV/doffard't?  168* 
Moa)(äg  135 
Mdff;fof  147 
Mwa^Tug  143 
MoräXrig  168* 
Mov/iiTTjg  114* 
M^oüA^?  168 
MoxjQavog  114* 
Mi'wx'  152 
Myrismus  127* 
Myron  127* 
iV«  141 


iV«A«yAd«?  164* 
Nav^Xeig  142 
Nc(vrjXt.g  142 
Naviu  143 
NävvT]  143 
Navvi]Xa  142* 
NavvriXig  142 
Nävviov  141 
iyßvdK  164* 
iVwrdßf  164* 
JVwj'Off  108* 
iV«?  142 
mßäßaXog  166 
NiixöSri^og  156 
Ndxoxv  156 
NfiXaycjyog  113 
Nff^iOiavög  115 
iVf^effw  1022 
NivaQig  168* 
iV^cüi-  127'*.  153 
vs(üT6nug  110.  114.  115 
NfifSQCjg  120 
Ns(ftQaovxog  106* 
iVtV*p  138.  163 
NCxKväQog  149 
iVixdAwo?  123* 
Mxwi'  125 
Nina  116'- 
NivvccQog  116* 
Nome  108* 
A?"«)!'!'«  105'- 
Nonnica  116* 
iVdffffo?  135 
Novellius  160* 
])lovjurjViog  139 
Numisius  160* 
"O«  167* 
'Out^og  166 
"Oc(Qig  168* 
'OßQKovyiQig  168* 
Octavia  160* 
"0;iA<?  168* 

'OAv^MTTfßrdf  123*.  149* 
'OXv^nixög  149* 
"OXv/unog  149* 
'OfJ.xpc<Xnxog  108* 
^OvrjGt^/ution'  102* 
'Ovi]a((fioQog  154 
"Oi'r«^t?  168* 
'p.(piXüg  127 
'ÖQßccXaariTag  143* 
'OpJ'^rßrof  144* 
'OgiOrr^g  149* 
'0()*(iTtai'6?  149* 
!fi()f;'fr?jf  105* 
'OQ&idg  165 
'Offß^f  151 
Osirschamar  132 
OvQovßng  156'' 


394 


H.  Ottenjann 


'O^okXccg  168  3 
üa/ofxöig  105  ■* 
Pacuvia  160* 
IIadc</uovQyu(v6g  149^ 
II((tvov(ovaig  112 
IlntTUQÖßtig  156^ 
UaiTog  155 
nc<y.rjßxig  118 
IlKV/KQiog  157 
JJavxQccTrjg  145 
nayxQÜT{t)iu  145.   158 
Panniculus  105^  116 -^ 
TlavTav^cavög  143 
nanclg  136.  141 
nanttg  120 
IlecniKväg  141 
naniag  141 
nanoi'iwg  120 
Ilänog  143 
nÜTTTTog  142.  143 
UaQcifxovog  102* 
UccQrjyÖQiog  157* 
UtiQtiÖQig  157 
TTa(>fAiv(ü)V  127  '^ 
77«?  143 
IJuaayäiyri   138 
Passer  116"^ 
nÜTulog  125 
najQKxaiig  114=" 

nÜTQUiV   125 

JTkvXk  164 
navkfiviog  1292 
nc(v?.rjuig  124 
UtwXivog  124 
77«i'Ao?  123 -.  152.  154 
/7frr«  124 
JliivKQovg  124 
TZfxw?  128 
JTtxvaäg  128 
Ufxvaig  128 
UekayQig  159 
77^()j'»j  140 
nt^ixlijg  149 
ntQCxXc«  149' 
IltQtxXiafri  149^ 

ntTfVHfiU)TT]g    108 

IlfT(vt(fQrjg  120 
/Zf^fi'f  118 
Peticius  160* 
IJtTQOxüoa^  116^ 
ITtTQMviog  157.  162 
Petrus  109- 
'l^aTcSTog  164 
4^((kttXQ((t)v  116^ 
«/^fdoilf  127 
<j>ariuvrj   149 
'iHirCng  149 
4'uvig  127'' 
*//S  127 


^PdfQcog  123 '2 
^PiXiaxog  125 
4>ikoxlfjg  148 
4>i.XoxQäTr]s  123'^ 
4>iloxvQt,og  129"^ 
4>iX6'^tvog  125 
<PiXotjfisrr]  105  ■■' 
Phoebus  99.  123- 
'Poißktg   139 
'pQir]Qaxktiär]g   llO'^ 
77^« Ao?  168  ' 
IliKTriQttßig  156^ 
7ZdA«x[oo?  .  .]  168  3 
HiaCdiog  140.  158 
TZtffwr  117.  121.  122  ' 
JIiTTovg  157 
77A«f  114  =< 
nXc'(Tü)v  152 
ID.mojviavög  149-'.    152 
nXf/u/iJiaav  121 
UktüTiviog  129- 

nxovxp  111 

IT(ö(((jtg  168^ 
noX^ixwv  147.  151 

nojUwv  1131 

77ü3AA«  164 
noXvlriov  105* 
Ilounriiarög  162 
Pompeius  160* 
Porapusidia  160* 
IlonXixittrög  149^ 
UönXiog  160 
ITo()(fvi)iog  144* 
IJöajovfxog  118 
TiQfaßi'TfQog  110.  114 
IJqöxXu  165 
IlQÖxXog  165 
ÜQÖnoXig  138 
IT()(iiJTOyf'}'Tjg  147 
JTQWToC'g  127 
Prune  116- 
^'«(fctQiog  116'- 
1'(fjfi(ur,')>]g  108 
VJivvfjaig  107.  119 
«/^oiV  107 
IlToX.f^uiog  125 
nToXffA{f)irog   102'^.    118. 

129 
nroXXaQoiJg  120.  125'' 
nroXXäg  125 
novXoag  164* 
novrctjuf'ß  127 
nvf^iäg  152 
Quarta  164» 
Eascila  108'' 
'P^yiXXog  165 
\PtaTovTog  123'^ 
Rodios  129- 
'PoScoviav^  151 


'Poöiüvig  151 
'Poiunvög  149* 
•Po^C«?  149' 
^Pwfxävct  140.  163 
'Pco^vXog  127 -.  163 
'PwräßiTjg  168* 
'PcovCQii/usQig  168^ 
'PcüCovfiiQig  168* 
'Povßeig  168* 
Eubellia  160* 
Eufus  116- 
^Pov(^<{e)ivcc  163 
'PoiJifog  163 
'PovQt'ug  168* 
Eusticulus  116- 
Sabanas  105 -.  116 '•' 
Sabina  127- 
Zußlvog  127 
Ji"«(F«>l«?  118 
Salaputius  116'^ 
Salvia  160* 
Salvianus  123* 
2.'ä/ut&og  166 
2ia^uat,yfQccfxo;  166 
.^ard'«  168"- 
Sapaudus  105- 
^('cTiQün'  167^ 
2t«77pwj'«?  167 
2^aQU7iiäg  124 
:^«()«7rAür  118.  123.  127. 

132 
^^KQanovg  124 
Sarga  135*^ 
.Za^Jyf«;?  135* 
.Z'«(>j'ün'  135* 
.i^«(<K)'>j(»«f  168' 
ZaQfiÜTTjg  102 -.  129 
2in(j7Tt]du)r  102 -.  151 
2.{tQnrjSov(g  151 ' 
ZajaßößiUiV  125* 
^«TK/Soi;?  125.  127 
.^'«Ti'po?  125 
.Z^fiTilo?  154 
Saxio  129* 
Saxxonius  127'' 
Sciibonius  160* 
Seeundianus  108* 
Secundilla  164' 
2a7«?  154.  166 
.Z"f;(oi}j'J'«  164* 
.Zf>roi;fd"irj'Os   164 
Z"* zoüJ'J'o?  164  * 
.i"fj'fx«f  165 

ZiVtjXOviyiOV   105 

Senior  110- 
.TiJvrfAa/'f  115 
Septimius  123 -.  160* 
.l"ipr]vo?  102- 
^tvfjQog  165 


Indices 


395 


Ziäm'ia  1293 
2:iyiUog  134 
ZaXrjg  1683 
Zdovavös  154.   166^ 
Silvina  123  ^  127 '^ 
ZCvöcaOfxug  142 1.  168  ■' 
ZCvSnXig  142».  168'2 
Zivi^öag  164"' 
Zi(f>wv  114 
Ziartfxöag  164^ 
ZxiovQag  168  3 
iL;ciU«|  136 
Zojuccidä&Tj  165 
^o^/a  1493 
Zoffiuv)]  149'' 
Zö(fiOiv  123^ 
^w?  105-^ 
Spanius  116 -^ 
ZnÜQog  135 
ZnXtvSiSog  163 
Staberia  160^ 
ZTSffavri  124 
Zrtif.avoig  124 
ZTQÜßwv  138.  149 
ZTQccßcovtavög  149 
ZxvQa'i  135 
Subilus  162* 
Subloanus  162"^ 
^o^>lAt?  168  3 
Zovfiüvr]Qt.g  168" 
ZovQßig  168=^ 
Surenti  129 » 
ZvfA(f.oQog  147 
Zufixpaig  116  •^ 
-S-i^?«  118.  122.  128.  1293 
ZvQrivug  167 
ZvQiKQ^rig  139  , 

ZvQiwv  128 
^i^pof  128.  147 
TttUfMÖig  120 
T«;//?wo!r  136.  158 
TßdCtoj/a?  120 
Tanfjaig  119 
TÜTTQn'^ig  121  ^ 
Tarachus  108'       ' 
TuQxvagig  168^ 
TKQvfißiog  168^ 
TaaaQanioiv  121* 
Tctaov^ÜQiov  126 
T«T«  141.  143 
TIkt/-«  141.  143 
TuTiüg  143 
TttT/f  141.  151 
Tavfirjai,g  126 
T«if()<j  1052 
TßepaarjTag  143* 
T/Stö?  168  3 
TtSCuQig  168'' 
Trid  iwvaQig  168^ 


TtißiQiuvög  145.  149» 
Tei/LioxQKTTjg  145 
Tfi.fj6,'}(og  145 
r^zrwr  112 
TT]X^jjiciyiav6g  149''' 
TrjXfUKxog  149* 
TtQTiu  164 
Tertius  163 
TioTvXXa  164 
mrtl  135 
TevxQog  168'' 
T?jfoj«s  164^ 
©ccfjaig  126 
Scci'/LiccXXog  155'^ 
Ocu^og  155.  165 
©«•/?  126 
Saiaägtov  126 
&aiaovg  126 
@«A^f  102-^ 
0«A;.fAt?  168» 

@KfXUQ    165 

Thascius  109^ 
0«(Ttf  106- 
Qavrig  106- 
@£c<vw  126 
&8ctvovg  115 
&r]XofXi{hQr]g  129  ^ 
OsjuiaToxXrjg  148 
0fd(ycü()of  126.  153.  154 
0fo{)"d(rtoj  158 
&eoxXrig  148 
@86^vrjaTog  155 
©fwr  115.  126 
&t6(fiXog  119 
©fo|gV«  106'^ 
©»?fT«i^?  126 
Sivnarrig  125 
0ivnc(TSQCf^rj&cg  125 
GXtaiojv  127 
00«?  136«.  141 
GoXofiaTog  155^ 
SofAuovg  127 
Oüvtg  126 
©i;Ady«7'o?  108^ 
Ticc&QTig  107 
TißeQiog  159*.  160 
TiXXÖQoßog  156 
TöxQig  168* 
Tormogus  129 '^ 
TQifiwQog  126* 
Tripeccio  116^ 
T^o;fdr(y«?  136.  136«.  168 
Tgoifäg  143 
Tgocfiut]  143 
Tgöififiog  143 

TQVffOiV    109 

Tovßwr  112 
Toi^;fdAf£?  168=* 
Toi;Atfa'()'o?  168- 


Turbalio  112* 

TovQßwv   112 

Turpilia  160* 
Tt'p/^«?  112* 
OvaXsQiog  160* 
Ovcc^a/uöag  164* 
OwTp«2'd?  113.  140 
Oj;>l7rt«  160* 
Ovnga/xovaig  168 
Vagulus  116 -^ 
Vales  108 -^ 
Veneria  105  ^  127  ^ 
Veneriosa  127 -^ 
Victor  108'' 
Voconia  160* 
Vocontius  129* 
Zabadanes  154* 
Zabades  154" 
Zabbaios  154* 
Zß/S/S«f  154».  155  ^  165 
Zabdathes  154-' 
Zabdas  154* 
Zabdeathes  154* 
Zabdela  154* 
Zabdibolus  154* 
ZaßäiXag  154 
Zabdos  154* 
Zabeides  154* 
Zabelos  154* 
Zabudes  154* 
Zaofiog  162'^ 
Zebedaios  154* 
Ztinvgog  108  ^ 
Zenobia  155 
Zr\vößiog  153.  154 
Zr\vo^oxiav6g  152 
Z/jrdJoroj  152 
Zr]vo(fiC(vi]g  149.  154 
ZoiiXog  105"- 
ZwTixög  167  * 
Zoi'ßXog  162-^ 

Italienisch. 

figlio  251  f. 

Venezianisch. 

Sentina  179 

Keltoligurisch. 

iailkovesi  251 
ialikovesi  251 


Irisch. 


he  258 


396 


H.  Ottenjann 


Gotisch. 

ija  255 

ijos  255.  256 


Deutsch. 


Pflaume  320 
Eoß  277 


Lykisch. 

Apnnätama  260 
ebenne  260 
mene  260 
Purihiraeti-ti  260 
se  261 


III,  Stellenverzeiclinis 


Seite 

Seite 

Aeschylus  Choeph.  600     .     . 

70-^ 

Cicero  Tusc.  disp.  2,   10,   24 

327 

Hik.  657  ff.  .     .     . 

62 

Curtius  Villi  7,  19      ... 

89 

Sept.  19  ...     . 

197 

Cyprianus  de   opere   et   elee- 

Alex.  Magni  Macedonis  epito- 

mosynis  18  p.  387,  15  H. 

2111 

mae  rerum  gestarum    II 

Cyprianus  ep  22, 2,  p.  534, 8  ff. 

80 

58  W 

83  f. 

Declam.  min.  CCXVI  p.  169, 
24ff.  R 

Amm.  Marc.  XX  7,  14 

89  f. 

86 

Apuleiiis  met.  I  23  .     . 

82  f. 

Dicta    abbatis    Priminii     17 

„      III  23    . 

209  f. 

(Kirchenb.    Anecdota    p. 

„     VI  13    . 

82  f. 

166/7  C.) 

82 

„     VII  17 

361 

Diodor  VIII  29 

198  ^ 

„     X  16     . 

82  f. 

Donat.  Interpret.Verg.  zu  Aen. 

Arnobius  adv.  nat.  I  16 

208 

III  10:  I  p.  262,  28  ff.  G. 

98 

„        „     I  63 

80 

Donat.  zu  Terenz  Hecyra  358 

„       „     I  65 

206 

II  p.  255,  15  W.    .     .     . 

85  f. 

„        „     II  15      . 

206 

Ennius  Ann.  573      .... 

340 

„       „     II  18       . 

207  f. 

Euripides  Bacch.  876  .     .     . 

193 

„            „        „     II  46      . 

204  ff. 

Firmicus  Mat.  III  14,  10      . 

88 

„        „     II  54       . 

203  f. 

„      IV  19,  32      . 

86 

„       „     11  70      . 

202  f. 

„      IV  20,  4  .     . 

88 

„       „     III  4       . 

208 

Florus  I  45,  23     .         ... 

96 

„        .,     IV  34     . 

208 

Prontinus  I  5,  20    .     .     .     . 

90 

„        „     V  2    .     . 

205 

III  5,  1  ...     . 

90 

„       „     V  18       . 

83 

III  5,  2  ...     . 

98 

„        „     V  22       . 

206 

Fünf  Dialoge  gegen  die  Gno- 

„        „     V41    206 

209 

stiker   II   15    (Kirchenb. 

„        „     VII  8      . 

206 

Anecdota  p.  54  C.)     .     . 

82 

„        „     VII  9      . 

206  f. 

Gracch.  bei  Gellius  11,  10,  4 

340 

„        „     VII  22    . 

206 

Herrn.  Pastor.    Mand.    IV  2, 

Asconius   Pedianus   in  Milo- 

Patr.   Apost.    Op.    GHZ. 

niam  p.  27,  3  ff.   K.-Sch. 

90  f. 

III  p.  81,  28      .... 

83 

Callimachus  hymn.  in  Apoll. 

Herodot.  IV  155 

198^ 

65ff 

190 

VII  81 

59 

Cato  agr.  144,  3       .... 

346 

Hesiod.  scut.  212      .     .     .     . 

74-2 

„     156,  7       .... 

346 

Hist.  Apoll.  14  p.  27,  llff.R. 

80 

Chiron  Mul.     24,  27  Oder     . 

212 

„       29  p.56,  lOff.  R. 

81 

„      157,  29     „        . 

212 

Homer,  hymn.  in  Cer.  482    . 

64- 

Cicero  ad  Att.     4,     1,  7  .     . 

85 

»2"  59 

54» 

„       „       5,  20,  5  .     . 

345 

-^162      

54» 

„        „       „     12,  38,  4  .     . 

345 

Hör.  sat.  1,  2,  128  .     .     .     . 

353 

„        „       „     13,  42,  1  .     . 

345 

„     2,  6,  93ff.     .     .     . 

353 

„    Qu.  2,  15,  3      .     . 

340 

Hyginus  de  mun.  castr.  c.  5 

„       de  harusp.  resp.  9,  19 

94 

p.  21,  16Ö'.  G 

88 

„      in  Verr.  Act.  II  1,  49, 

c.  49  p.  35,  llft'.G. 

88 

128 

93  f. 

„       pro  Cluentio  71,  20 

2. 

94 

Indices 


397 


Seite 

Inschriften. 

MSL.  XVIII  271  If 260  f. 

Sber.  Berl.  Akad.  1911,  166  fif.  260 f. 

Griechische. 
Annual  Brit.  School  at  Athens 

XVII  215  fif 267 

Arch.  f.  Papyr.  V.  156  fif.       .  283 
Ber.  d.  Sachs.  Ges.,  phil.-hist. 

KI.  63,  17ff 265f 

Berl.  phil.  Woch.  1911,  62  .     .  264 
„       „        »         „     1578fif.; 

1641fif. 268f. 

Bull.  corr.  hell.  26,  570    .     .  264 f. 

CIG.  3664,  20 78^ 

Class.  Rev.  XXV  139  f,  (IHSt. 

1899  p.  120  f.  Nr.  123)  .  295 

%.  tlQx.  1911,  9  fif 262 

„       „        „      52fif.     ...  268 

„       „        „       123  fif.   ...  264 

Gottesurteil  v.  Mantineia     .  265 

Hermes  46,  154—156   ...  308 

IG.   IV  55/6 77 

„     XII  5,  215 272 

„       „     „  225 271 

IGA.  370 271 

„412 272 

„      492 271  f. 

Jahresh.  Ost.  Arch.  Inst.  XIV 

163  fif., 269  f. 

Jahresh.  Ost.  Arch.  Inst.  XIV 

Beibl.  45  fif 283 

Jahresh.  Ost.  Arch.  Inst.  XIV 

Beibl.  133  fif 282  f. 

Jahresh.  Ost.  Arch.  Inst.  XIV 

Beibl.  139  ff 267  f. 

Eevue  de  phil.  35, 123  fif.,  282  fif.  263 

Eevue  des  et.  gr.  XXIV  377  fif.  268 

Sber.  Berl.  Ak.   1911,    630  fif.  266  f. 

Theaterbillet   aus   Mantineia  265 

Kampano-etruskische. 
Weege,    Vascul.    Camp,    in- 

script.  ital.  Nr.  33     .     .  248» 

Etruskische. 

Agramer  Leinwdr 314 

V  22  f.     .  228  f. 

IX  yl    .  2261 

CIE.  5176 223 

Fabretti  806 224 

2343/6 315 

2598       .     .     .    225  ^  230 

Inschrift  von  Magliano     .     .  226  * 

Oskische. 
Bück  Nr.  1  (Cipp.  Abell.)  Z.  11; 

14/5;  30 4^ 


Seite 

Bück  Nr.  2  (Tab.  Bant.)  Z.  9        4 » 

„       „    2  (Tab.  Bant.j  Z.  12        4' 

,,      »4 

5 

„    Nr.  19  (Fluch  der  Vibia 

) 

Z.  2 

6 

„     Nr.  45   (Täfelchen    vol 

i 

Agnone)     .     .     3  fif.  252 

K  868 

Umbris  che. 

Tab.  iguv.  Ib  16;  40  .     . 

41 

„       IIa  15    . 

316 

„        „       IIb  2flf. 

6» 

„      III  4       . 

If. 

„         „      IV  6  .     . 

41 

.,        „       IV  14     . 

2 

„         „       Va4      . 

1 

„        „       Vb  6      . 

1 

„      VIb  60  . 

4» 

„       VII  b  1  . 

1.  3 

„       Vllb  3  . 

2  f. 

V.  Planta  Nr.  292    . 

71 

Volskische. 

V.  Planta  Nr.  240    ..     . 

6 

Marrucinische. 

V.  Planta  Nr.  274,  If. 

6 

Marsische. 
V.  Planta  Nr.  243    ..     . 

Praenestinische. 
CIL.  XIV  3110     ...     . 


288 


Falls 

kische. 

CIE.  8002    .     . 

.    239 

„      8036  ff.     . 

.     240 fif 

„     8078    .     . 

.     239 

„      8196  fif.     . 

.     251  f. 

„      8246    .     . 

.     239 

„      8361    .     . 

.    239 

„      8381 e       . 

.     239  f. 

Deecke  Nr.  48 

6f. 

Glotta  V  237,  1- 

-3      .     . 

.     237  f. 

Lateinische. 
Annual   of  the   Brit.   School 

at  Athens  XVII  193  fif.  .  250 

CIL.  II  1750 246 

„     VI  2649 326 

„     VIII  1839 326 

„      VIII  9954,  15779      .     .  246 

„     XV  6158 317 

Duenos-Inschrift       ....  317 


Justinus  II  10,  10 
XIII  5,  9 
XX  1,  11 


90 
87 
92 


398 


H.  Ottenjann,  Indices 


Seite 

Justinus  XXI  4,  Iff. 

92 

Livius  I,  8,  3  .     .     . 

90 

Lucilius  567     .     .     . 

340 

Lucretius  II  453 

86 

II  456  ff.  . 

85 

VI  1080    . 

98 

Non.  463,  15   .     .     . 

323 

Novellen  62,  2     .     . 

84 

Paneg.  IX  (IV)  18,  1  p 

.  260 

2ff.  B.       .     .     . 

95 

Papyri  und  Ostraka. 

Arch.  f.  Papyr.  V  170  ff.  .     .  283 
Greek  Pap.  in  the  Brit.  Mus. 
Vol.  IV  Nr.  1369,   1384, 

1392 287 

Oxyrh.  Pap.  VII  S.  15  ff.  Nr. 

1011 274f. 

„      VIII  S.  20  ff.     .  273  ff. 

„     VIII  S.  103  ff.  .  300f. 
„      VIII   Nr.  1155, 

1158,  1160 283  f. 

Passio  b.  Georgii  c.  II     .     .  212  f. 

c.  XV  .     .  213 

„       „         „         c.  XVI      .  213 

„       „         „         c.  XVII     .  213  f. 
Plaut.  Amph.  302     ...     .       87 

„      Asin.  52 348 

„       Aul.  525 323 

„      Bacch.  381     ...     .  323 

„       806     ...     .  364 

„       1102  ....  349 

„       Capt.  171 361 

„      783;  945  .     .     .  349 

„       Cure.  204 323 

„       Most.  5 323 

.,      Pseud.  255     ...     .  323 

„       Kud.  313 339 

„       Trin.  252 323 

Plinius  nat.  bist.  XXVII  5, 37       85 
,.       Paneg.  c.  70,  6     .     .      80 


Seite 

Polyb.  II  23 278 

Pratinas  (Athen.  617  c)     .     .       61  f. 
Ps.-Soranus,     Quaest.     med. 

(ALL.  XIV  362)  ...  83 
Quintilian.  V  13,  24  .  .  .  85 
Schol.  Bobb.  in  Cic.  pro  Sulla 

§  17  p.  9,  28  H.    .     .     .       94f. 
,,      Terentiana  ad  Adelph. 
VI  1   p.  66,  29  Seh.   .     .      84 
Script.    Hist.    Aug.    Vulcac. 
Gallic.  Avid.  Cass.  5,  1  I 

p.  87,  30  P 95 

Seneca   de   beneficiis   V  2,  3       85 
epist.  109,  4     .     .     .       90  f. 
nat.  quaest.  VII  2,  2       85 
VII  27        80 

Soran.  gyn.  2,  1,  14     .     .     .  191  f. 

Tac.  Agr.  43,  6 358 

„     Ann.  12,  23      ....  328 
„      13,  37      ....      89 

„      14,  6 96 

Ter.  Phorm.  502;  884  .     .     .  349 
Tertullian.  adv.  Marc.  IV  36 

p.  545,  24  Kr 84 

Tertullian.  de  carn.  resurr.  3 

p.  29,  21  ff.  Kr.      ...      82  f. 
Val.  Max.  I  1,  19     ...     .       96 
„        „      I  7,  2      ....      97 
.,      VII  1,  1       ...       96f. 
„     V  2  Ext.  1  p.  232 

7ff.  K 95  f. 

„     V  3  Ext.  3  p.  241 

7ff.  K 95f. 

Verg.  Aen.  4,  79       ....  343 
Vergilii    Gramm.   Epistola  V 

p.  163,  15 84 

vita  S.  Severini  (Corpus  eccl. 

lat.  IX)  IV  7     .     .     .     .  211 

XII  4  ...     .  210 
Vitruv.  de   architect.  V  115, 

5  p.  171,  28ff.  E.  .    .    .      85 


PA  Glotta 

3 
G5 

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